Gudendorf and der»vorwärts�. Die entlarvte Dolchstoßlüge. Zum Fall Ludendorff -.Vorwärts' äußert sich jetzt auch die„V d s s i s ch e Z eitun g". Ludendorff datte bekanntlich den.Vorwärts" beschuldigt, er habe die„Widerstandskraft des Krieaskabinetts gebrochen" durch feine Erklärung vom 20. Oktober 1918, Deutschland solle seine Kriegsslagge für immer streichen, ohne sie das letztemal siegreich heimgebracht zu haben. Die„Voss. Ztg." schreibt dazu: Man beachte das Datum. Der Artikel ist erschienen, nachdem der militärisch« Zusammenbruch durch des Generals Luden- dorff überstürzte ultimative Forderung noch sofortigen Waffenstill. standsoerhandlungen dem ganzen enttäuschten deutschen Volk« offenbar geworden war. Aber weiter: Der Artikel, aus dem dieser Satz herausgenommen ist, ist ein Appell und eine ernst« Mahnung an den Feindbund, einen„weißen" Frieden zu schließen, und ein Bekenntnis, einen gerechten Frieden deutscherseits auch ehrlich annehmen und auf Revanche nur der militärischen Niederlage, also eines Prestigeverlustrs wegen verzichten zu wollen: um des Völterfriedens, um Europas , um kommender Generationen deutscher und französischer Menschen willen. Der Sinn d«s Satzes ist also:„die Kriegsflagge für immer zu streichen, obwohl wir Deutschen im letzten aller Kriege die deutsch « Kriegsflagge nicht siegreich heimgebracht haben". Wir können nur wiederholen: E» gibt kaum einen gröberen Mßbrlwch de» Autoritätsglaubens und des Vertrauens in wissen. schasMche und louruallstische Ehrlichkeit, als so zu zitieren, wie es iu diesem Fall die.Süddeutschen Alonalshefte" getan haben. Da sich Ludendorff gegen besseres Wissen den Schwindel der.Süddeutschen Monatshefte" angeeignet hat, trifft dieses Moralisch vernichtende Urtell auch ihn. tfo vernichtendes Dokument gegen OHL. Dem Dolchstoßschwindel fetzt � in der Freiburger.Dolkswacht" urser Genosse Anton F« n d r i ch einige»eue Lichter aus. Er ver- weist darauf, daß niemand anders als dio Oberste cheeresleitung, d. i. Ludendorff selbst, im Sammer 1318 bereits, als von der drohenden Novemberrevolution sicher noch nicht die Red« war, jene Denkschrift an den Roichstoizler gerichtet hat, die Ludendorff in seinen.Urkunden" zitiert. In dieser Denkschrift vom S. Juni 1318 gestand Ludendorff , vielleicht ungewollt, die geradezu leben?» gefährliche Lage de» deutschen Feldheeres ein. Ludendorff verlangte vom Reichskanzler«in« bessere Auslands- Propaganda und gleichzeitig eine schamlose Irreführung des deutschen Volkes. Er verlangte, daß die schweren mllitärischen Niederlagen durch Wort, Schrift und Bild in ihr Gegenteil ver- wandelt würden. Zu dem Zweck machte die Denkschrift einen raffi- niert erdachten cheoretischen Vorschlag einer großen.poetischen Offensive", die im schroffen Gegensatz zu der furchtbaren Lage des Heeres stand. Es sollte nämlich in Deutschland , nicht aus der Reihe der Pazifisten, sondern im Gegenteil aus de» Sreisea de» hohen Adels, der Großindustrie, früherer Skaatsmänuer usw. ein« Folge von systematisch orgauiflerteu. aber dem Feind nicht als ausgedochter Plan erkennbaren F rledenskundgebungen erfolgen. Ihr Zweck sollte sein, in den Augen des feindlichen Auslandes einen Druck auf eine scheinbar nicht friedenswillige deutsche Regierung auszuüben. Die presse sollte ober durch geschickte Beeinflussung diese Einleitung zu einem deutschen Friedensangebot scheinbar verhindern. Mitten in diese tunstreiche Aktion, von der angenommen wurde, daß st« das Ausland nicht durchschauen: würde, sollte dann ein großer mili- �tärischer Schlag hineinplatzen, so daß über alle seüGlichen Staaten eine Art Torschlußpanik komme« und sie sriedensgeneigt »wachen müßte. Der Reichskängler jener Zeit, Graf Hart- Ii Ng, ließ sich auf diese im Fall de« wahrscheinlichen Mßlingens sehr gefährlich« Friedensdialekt it nicht ein. Im Gegensatz zu der von Ludendorff und der Obersten Heeres- le'tung vorgeschlagenen systmatffchen Täuschung des eigenen Voltes und der fremden Völker steht ein am 13. August 1318 von dem als Pressechef beim Reichskanzler amtierenden Seneralstab- offizier verfaßt« Darlegung, die den schlichten Titel führt:.Notizen zur Proagandaftage". Fendrich gibt zum ersten Male aus diesem Schriftstück Teil« bekannt. Anstatt des militärischen Donnerschlages von deutscher Seite war nämlich wenige Wochen nach der Ab- fassung der Denkschrift der Obersten Heeresleitung ein« K ata- strophe über das deutsch « Heer hereingebrochen. Das war der Gegenangriff des Generals Foch aus dem Wald von Villers-Cottevets, bei dem die Schwärme der neuen kleinen Tanks die dünnen Linien unserer erschöpflen Truppen durch. brachen und sich.als ein Kriegsmittel von größter Bedeutung er- wissen, denen wir bis zum Schluß des Krieges yichts gleichwertiges entgegenzustellen vermochten". Dann folgte Schlag auf Schlag. Angesichts dieser militärischen Lage weist der Pressechef des Reichskanzlers zuerst auf das.scharf« Verständnis für psychologische Fragen im Ausland" hin und bemerkt dazu, daß.einzig wirklich emscheibend« Propadandamittes sei für uns der stets wiederholende glaubhafte Nachweis unserer Unbesiegbarkeit, darüber hinaus wenn möglich der Nachweis, daß wir im gegenwärtigen Krieg die Sieger fein werden. Dieser Nachweis"— so fährt die Denkschrift fort— „ist dem Ausland nur glaubhaft zu machen, wenn wir lm Zulande Hbfl daran glauben, lleberzengen wir ober nicht einmal da» eigene Volk und die Bundesgenossen, so Ist e» geradezu kindlich. Im neu. lralen und feindlichen Ausland auf Glauben zu hoffen." Dann wird �rgestellt, wie die gesamte Auslandspropaganda mit den Ergeb- sssn unserer Imwnausklärungen steht und fällt, daß aber Nrn Behörden fast kein Mensch mehr etwas glaube, am wenigsten. enu sie amtlich aufmunkernd sprächen". Es folgt nun mit steigender Wirkung die Schilderung der furcht. boren Enlläoschnng der Bevölkerung durch den Il-Boot-Ärleg, durch die mißlungen« We st offensive, durch die Versprechungen vom sogenannten Ost frieden, durch die täglich st« i g e n- den Nahrung- sorgen, durch die Ungeschicklicht�t vieler Ve- omten im Verkehr mit dem Volk und den völligen Verlust der Aul». rität der Behörden durch eigene Fehler. Das Mißtrauen des Volkes wird als erklärlich und berechtigt dargestellt durch ein« ganz« Reihen. folge von Gründen, von der„Verschleppung der snerlich verspräche. uen preußischen Wahlreform" bis zu den über unsere Kraft hinaus gesteckten Kriegszielen. Die körperlichen und seelischen Fol- gen der Unterernährung werden da eben so klar zugestan- den, wie die Wirkung der offensichtlichen Verhetzung des Volkes, sei «o durch deutsch « oder ausländisch« Bolschewisten oder durch die.aus» reizende Haltung der Alldeutschen". Trocken weist der Bericht darauf hin. daß die Hauptsache nicht ist. was wir redeten und schrieben, s o n d« r n was wir täten. .Das Volk will Handlungen sehen, sonst glaubt es. wir wurstelten nur und wüßten selber nicht, wo der Ausweg zum Frieden und zur künftigen Wohlfahrt läge!" Nach ollen diesen und noch anderen denMchen Ausführungen beschwört der Bericht die ob-cfle Heeresleitung geradezu, nicht nor etwa.den Schein de? Zu- verficht zu erhallen, sondern dem Volk wirklich- Zuoersicht Z» geben, sofern wir nicht durch ihre Preisgabe offenkundig die Gefchäske des Feindes besorg« würden".
„Heraus mit der Wahrheit." So fängt der letzte Absatz dieser Denkschrift an und schließt mit den leicht verständ- lichen Worten:.Unser Volk ist stark genug, auch das Schwerste z u tragen, wenn man es nicht verschweigend oder beschöniaeud belügt. Trug aber würde es in. der ernstesten Zeit seines Daseins niemals überwinden. Ein belogenes Deutschland wäre nicht nur besiegt, sondern auch für immer vernichtet. Es hätte in dem Glauben, der Wahr. heit Gefolgschaft zu leisten, sei« Allerbeste?«rgebens geopfert" Es wiick» wenig Deutsch « geben, die sich der Wucht und dem tiefen Ernst dieser- Sprache entziehen können. Di« Reichsleitimg hoffte, mit der Wahrheit zu erreichen, was mit tausend Künsten nicht gelungen war: Einen nnochmaligen Zusaunnenschluß und ein Luftaffen des Voltes! Di« Denkschrift bettelt geradezu um die Mitteilung der Wahrheit und die Ermächtigung, sie laut verkünden und wie ein« letzte Arznei dem deutschm kranken Volkskörper reichen zu dürfen. Das geschah nun? Der amtliche Vermerk auf der Denkschrfft, über die Fmdrich mit dem Recht der Veröffentlichung seit zwei Jahren oerfügt, lautet: .Auf Grund dieser Niederschrift hat sich die oberste Heeres- leitung amtlich dafür verbürgt, daß die militärische Lage keineswegs schlechter, sondern nur besser werden könnte. Die von mir(dem Verfasser der Denkschrift) als Vor- aussetz ung weiterer Zuversichtspropagando verlangte Bürg- f ch a f t ist in dem für die Kirchen und Schulbehörden bestimmten Runderlaß des Kultusministers ausgenommen worden." Lud« ndo rff blieb also starr. Das war Ende August 13181 Am 8. September begann der eilige Rückzug der deutschen Truppen an den wichtigsten Frontabschnitten. Wenige Tag« dararuf begrüßt« der badische Staatsminister eine eilig«mberusene Versammlung der Amtmänner mit den erschütternden Worten:.Meine Herren, wir haben den Krieg verloren!" Ztm 81. Sep- tember verlangte Ludendorff vom Prinzen Wax die Einreichung des Waffenstillstandangebots. Fendrich fragt mit Recht, ob die einfachen, gläubigen Menschen, die den für die Kirchen und Schulbehörden bestimmten Runderlaß verlesen bekamen, ihn drei Wochen später nicht als einen tiefen Dolch stoß mitten ins Herz empfunden haben müssen? Die ehrenwerte Gesellschaft, die sich um Ludendorff auch heute noch gruppiert, wird freilich auch durch die Beröffent- lichung dieses bisher geheim gehaltenen Schriftstückes aus der Reichskanzlei vom Sommer 1918 nicht vcranlaßtwer- den. ihren Dolchstoßschwindel aufzugeben. Der Nationalgötze aller Kriegshetzer sucht die Schuld von sich selbst abzu lenken, indem er einen aus dem Zu- sammenhang gerissenen Satz des„Vorwärts" von End« Oktober 1918 als Beweis dafür zitiert, daß die Sozia ld e mo k r a t i e den Zusammenbruch verursacht habe. Er folgt mit diesem F ä l s ch e r t r i ck nur den Spuren, in denen er selbst im Sommer 1918 wandelte, als er jenen Propagandaplan dem Reichskanzler unterbreitete. Auch der Mitunterzeichner des Friedensvertrages, der Zentrumsabgeordnete Dr. Bell, hat dieser Tage in einer Versammlung auf die V e r l o g e n h e i t der Luden- dorff- Gruppe hingewiesen, indem er daran erinnerte, daß die Oberste Heeresleitung, sowohl Ludendorff als Hinden- burg, an der Abfassung der Friedensresolution vom S o m m e r 1917 in hervorragendem Maße beteiligt war, daß die Entschließung des Reichstaoes mit i h r e m W i s.fe n und Willen gefaßt wurde, wenn schließlich auch Hindenbukg am End« der Vertatungen.etwas mehr Pfeffer in den Text" wünscht«, als er tatsächlich beschloffen wurde. Nichtsdestoweniger haben Ludendorff� und die eSinen gegen diese Friedensresolution des Reichstages genau so gewütet, wie sie jetzt gegen den vermeintlichen Dolchstoß wüten. Der Mann, der nach Walhall geschickt werden will, wird zunächst einmal in den Reichstag gewählt. Und
wenn er nicht oocher, wie schon angekündigt wurde, auf das Mandat verzichten sollte, so würde er allerdings im Rl-lchstage bald dort stehen, wohin cr gehört: am Pranger!
Die Maifeier im Reiche. Kassel , 2. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Die Maifeier ist wü.«m und machwoll verlaufen. Die Versammlung in der Stadthalle, in der Genosse Schräder die Festrede hielt, war von über 8000 Personen' besucht. Gemeinsisn mit den Arbeitersängern wurde die Internationale und die Arbeitermarseillms« gesungen. Die Kom- munisten versuchten, die mächtige sogialdemokratifche Kundgebung zu stören, hatten aber damit keinen Erfolg. Breslau , 2. Mai. (Eigener Drahtberichr.) Dio Maifeiern in Schlesien sind unter starker Anteilnahme in den niederschlesischen Jndustrieorten überall würdig verlaufen. In Breslau waren die von Partei und Gemerkschaften gemewfam einberufenen Maiver- sammlungen so überfüllt, daß noch ein« ganze Anzahl von Parallel- Versammlungen abgehalten werben mußten. In einzelnen Orten Niederschlesiens hatten die Arbeitgeber olle Feiernden init Entlassung bedroht. Sie werden dies« Drohung aber angesichts der gesamten Soli - daritöt der Belegschaften gerade in tiefen Betrieben nicht durch. führen könnon. Nicht ebenso würdig verliefen die Maifeiern leider in Oberschlesien . Das war in Deutsch - Oberschlesien , wo die Kommunisten, entgegen dem Iarres-Ausnahraezustand und dem Verbot ösfenllicher Umzüge, sich von Demonstrationen unter freiem Himmel nicht abhalten ließen. Bei Hindenburg kam es zu Zu- jamnienstößen mit. der Schutzpolizei , nachdem angeblich die Komm«- triften zunächst mit Stomwürfen und Schüssen provoziert hatten. Zwei Ar beiter blieben tot auf dem Platz«, einer ist lehens- gefährlich, mehrere andere stich leichter verwundet. In Polnisch- Oberschlesien wurden die Maifeiern überall durchgeführt. Der Der- lauf war dort nach den bisher vorliegenden Meldungen ruhig und würdevoll. Hamburg , 2. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Die diesjährigen Maikundgebungen im Stadtgebiet Gtoß-Hamburg Lbetrafen alle Er- Wartungen. Die Teilnehmerzahl war die größte, die seither in Ham- bürg festgestellt werden konnte. Schon am frühen Morgen setzten sich in allen Stadtteilen Züge in Bewegung, die sich vm. mittags 11 Uhr auf der Großen Wies« im Stadtpark versammelten. Hier wurden von zehn Tribünen Ansprachen gehalten) während aus Flugzeugen sozialdemokratische Wahlflugblätter geworfen wurden. In den Nachbarstädten Altona uich Wandsbek fanden wegen des in Preußen bestehenden Verbots lediglich Umzüge von Spaziergängern statt, die aber in ihrer mächtigen Beteiligung alle bisherigen Demon- ftrationen übertrafen. Von den gewerkschaftlichen Gruppen, die sich an den Umzügen beteiligten, müssen besonders die Stoatskaiarbeiter genant werden, die geschlossen an der sozialdemokratischen Kund- gebung teilnahmen. Die Teilnehmer an der kommunistischen K'wd- gebung erreicht« nicht den achten Teil der sozialdemokratiscb"'. Technistbe Nothilfe und Hakenkreuz. Zu unserer Meldung über die groß« deutschoölkische Denkmals- weihe in Hall« teilt uns d>« Hauptstelle der Technischen N o t h i l f e mit, daß ihr« Ortsgruppe Halle sich an der Feier nicht beteiligt. Einem diesbezüglichen Antrag einer Anzaht von Mitgliedern der Nothilfe habe der zuständige Landesbezirk nicht entsprochen.. Die privat« Teilnahme habe« den Mitgliedern jedoch nicht vetbieten können. Aus der Zuschrift geht hervor, daß dos Derholsen des Landes- brzwks korreA par. Es ist aber die Frcige, ob die H a l tu n g d« r Ortsgruppe in Halle ebenso korrekt ist. Denn wenn sich Mitglieder als Privatleute geschlossen dem deufchvölkischen 'ftttfflMfel. zur Perfügtmg stellen, sw ist die Wirkung genau dieselbe, wie bei einer amtlichen Beteiligung. Von der Hauptleitung der Technischen Nothils« muß mit aller Entschiedenheit verlangt werden, daß fie gegen Mitglieder, die einen derartigen Unfug mit den ihnen cm vertrauten Befugnissen treiben, einschreitet.
V. P. Kopenhagen . Ende April. Di« erste sozialdemotvatische Regierung Dänemarks ist gebildet, der neue Reichstag hat sich eben konstituiert. Die Erwartung ist groß, in Dänemark selbst, wo sich übrigens die Konjeroativen und Nationalliberalen über den Wahlreinfall gründlich in den Haaren llegen; im Auslande, nicht, zuletzt in Deutschland . Di« Aufgabe der Regierung ist nicht leicht. Daß sie unsere dänischen Genossen in ihrer vollen Schwere erfassen, bewiesen mir die Aeußerungen, die Gnosse S t a u n l n g mir gegenüber tat. Ich bat ihn um einigen Aufschluß über die Haltung seines Kabinetts in den Fragen, die Deutschland vor ollem interessieren. Genosse Stauning hob hervor, daß die Aufgab«, die der Wahlaussall am 11. April der neuen Regierung gestellt habe, die sei, Dänemarks Wirtschast, Geld und Staatsfinanzen aus«in« ge» sunde Grundloge zu stellen. Auf meine Frage, wieweit zu diesem Zweck eine.Importregulierung und Begrenzung", wie sie im sozial. demokratischen Wahlprogramm stand, durchgeführt würde und weiche Wirkung ein« solche auf den großen deutschen Export nach Dänemark habe, erklärte Genosse Stauning in großen Zügen folgendes: .Unser« Handelspolitik muß natürlich die dänische Eigen. Produktion fördern. Das fordert gebieterisch die Lag« der dänischen Wirtschaft, vor allem die groß« Arbeitslosigkeit. Es ist nicht zu be- streiten, daß ein großer Unterschied zwischen den deutsche n und den dänischen Löhnen besieht und eine sozialdemokratisch« Regierung kann weder tatenlos zusehen, wie die eigene Industrie durch«inen Dumping-Import auf Grund längerer Arbeits- zeit und niedrigerer Löhne zur Stillegung und Arbeiter- enllassung gezwungen wird, noch, wie der Druck ausländischer niedri- gerer Löhn« die besser« Lebenshaltung der Arbeiter des eigenen Landes gefährdet. Der deutsche Rohstoffimport und die Einfuhr von Spezialmaschinen und-artikeln wird natürlich nicht behindert werden, wie wir überhaupt ja infolge der Lage und Struktur des Landes durchaus auf ein wechselseitiges Verhältnis mit der Weltwirtschaft auf gesunder Grundlage angewiesen sind." Zur Nordschleswigfrage beklagte Genosse Stauning die Erschwernis einer Verständigung durch die einseitig« Hineinziehung dieser Frag« in die Wahlagitation gewisser Parteien und durch ge- wisse deutsche Zeitungsartikel am Düppelgedmttage. Die dänische Sozialdemokratie stände natürlich auch als Regierungspartei auf der Linie des Flensburger Abkommens, das ihr der Weg zur endgültigen Erledigung dieser Angelegenheit scheine, wenn Deutschland Verhandlungen für notwendig hielt«. Um«ine Stellungnahme zur außenpolitischen Lage im allgemeinen gebeten, führte Genosse Stauning dem Sinne nach aus:
„Dänemark als demokratisches Land erachtet«ine friedlichere und aufwärtsgehende Entwicklung nur durch den Durchbruch und die Festigung der Demokratie in allen Ländern Europas für möglich und ist von diesem Standpunkt aus gespannt ans den deutschen Wahlaussall. Die Außenpolitik des neuen dänischen Ministeriums wird mil jeder Politik gleichen Weg gehen, die die Beftiedung Europas und der Welt anstrebt.'Die dänische Regierung hat direkt mit der Repa- rationsfrage nichts zu tun. aber sie begrüßt im Interesse des Völker- ftiedens die A rbei t de r Sa ch v e r st ä n d i g« n, die die Lösung dies« Streitfrage um vieles näher bringt. Dänemarks Ziel ist Festi- gung und Aushau des Völkerbundes und Unterstützung der Bestrebungen zur Ausschaltung von verheerenden Kriegen durch internationales Schiedsgericht. Einen Antrag Deutschlands auf Auf- nähme in den Völkerbund könnte fie nur begrüßen und unterstützen! Auch meine Annahme, daß die dänische neu« Regierung als Völkerbundmitglied sich nicht auf d:« Seite der Gegner der d e u t s ch- österreichischen Zusammenschlußbestrebnngen stellen würde, bestätigt« Genosse Stauning mit den Worten:„Wir sind als Soziallsten prinzipielle Anhänger des Selbstbestimmung s- rechtes der Völker und hatten, als die Frage aktuell war, die wärmsten Sympathien für den deutschösterreichischen Zusammen- schluß. Wir weichen von diesem prinzipiellen Standpunkt nicht ab. ob'wir Regierungspartei oder Opposition sind." Natürlich könnte Genosse Staunirg als Regierungschef eines Landes nicht Wünsch« für den deutschen Wahltag aussprechen: als Sozialdemokrat aber trug« mir die fc-ri'-n Wünsch« für den 4. Mai auf. Di« Regierungsbildung hat bekanrnlich ein neues Ministerium. das.Sozialmini st eriu m", geschaffen, das dem Genossen B orb je rg, dem. bisherigen Chefredakteur des„Socialdemokrat" Kopenhagen , übertragen ist. In einer'Auslassung in der dänischen sozialistischen Presse weist Genosse Borbjerg aus die Dedeutung der Zusammenlegung aller staatlichen sozialen Zuständigkeiten, die bisher in den verschiedensten Ministerien zerstreut waren, unter ein besonde- res Ministerium hin. Dieses Sozialnrinstenum.umfaßt n'cht nur die . Armen- und Invcilidenongelegenheiten, sondern die gesamte Arbeiter. gesetzgebung, so das Verhältnis von Arbeiter und Arbeitgeber, Ar- beitsfch'edsK: richte, Schlichtungsausschüsse. Weiter die internatio- naler. Arbeitskonventionen und so will der Genosse Borbjerg n» Herbst die Anerkemiung der Washingtoner Achtstundentags» abmachung im dänischen Folkething vorlegen. Ferner will er einen Betrieb srätegesetzentlpurf einbringen, der sich auf«inen schon 1313 von der Parte) ausgearbeiteten Börscklog stützt. Material aus Deutschland . und Norwegen.über dir Wirkung der Letrieb'» räteinstitution soll gesammelt und sinngemäß verwendet werden.