Nr. 206 41. Jahrgang
Die Straße der Dissonanzen.
1. Beilage des Vorwärts
In der Bernburger Straße befinden sich, gewiß anges zogen durch die Philharmonie, mehrere Gesangs-, Geigen- und Mufit. schulen Wenn das Wetter schön und die Luft warm ist, wie in diesen ersten Maitagen, sind die Fenster der Musikschulen geöffnet und auf die Straße dringen und klingen mehr oder weniger lieb. liche Klänge. Diese Uebungen anzuhören ist wahrlich fein Genuß, mas da singt und geigt, ist der Nachbarschaft der Philharmonie nicht eben würdig. Man tann es denn auch sehen, daß bei diesen Derzweifelten llebungen von Schillerinnen und Schülern, die sicher nicht alle Meister werden, die Fenster der Wohnungen in den anderen Häusern geschlossen werden Indessen, diese Dissonanzen find immerhin noch erträglich, und die Nachbarn können sich mit den Tönen, die„ daneben gegangen sind", versöhnen, weil sie auch nicht selten Gelegenheit haben, gute Musik aus den Unterrichtsräumen der Musikschulen zu hören, wenn Schüler, denen die Meisterschaft im Blut fizt, am Wert sind, oder wenn Lehrer und Lehrerinnen vorspielen.
Böllig unerträglich aber und elelerregend ist die, man möchte fagen, politische Dissonanz, die sich in der Bernburger Straße seit Wochen fund tut und von Tag zu Tag, je näher der Wahltermin heranrüdt, fnotiger, aufdringlicher und brutaler wird. Ganz in der Nähe der Bernburger Straße ist bekanntlich das Hauptquartier der Hafentreuzhelden. Sie gebärden sich, als wenn nur sie hier zu befehlen haben. Alle Häuser, Schaufenster, Türen, Zäune, Litfaßsäuben, Dachrinnen sind mit ihren an Dummheit ihres gleichen suchenden Plakaten und den tindischen Hafenkreuzzetteln beflebt. Diefer Schmuh nimmt immer größere Dimensionen an. Selbst die Handwagen der Händler bleiben vor dieser Schmugerei nicht verschont. Mit einer Geschicklichkeit und Schnelligkeit, auf die fie gewiß außerordentlich stolz sind, fleben diese Bengel, die sich deutsch und völkisch und freiheitlich nennen und feines von allen dreien sind, ihre Zettel und Stempel auf alles, was ihnen in den Weg kommt. Ein reiches Betätigungsfeld find für sie die Litfaßfäulen mit den Wahlplafaten anderer Parteien, namentlich aber der Sozialdemokratischen Partel, die sie entweder zerreißen oder unleserlich zu machen versuchen, oder mit ihren Zetteln überleben. Es gibt Menschen, die diese bekanntlich sehr belebte Straße zwischen den beiden Bahnhöfen, Potsdamer und Anhalter Bahnhof , meiden und lieber einen Umweg machen, als daß sie diese efelerregende Schweineret mit ansehen, die Erbitterung und Etel zugleich hoch
Sie die Partei, die nicht will, daß unsere Väter und Brüder wieder von Granaten zerfetzt und von Gafen erstickt werden! Wählen Sie die Partei, die es nicht dulden will, daß unsere Mütter in die Munitionsfabriken müssen. Wählen Sie nur die Sozialdemokratie!" Wer das am 4. Mai getan hat, der hat auch als junger Mensch schon eine große, heilige Aufgabe erfüllt, denn er sorgt dafür, daß spätere Generationen von Jugendlichen sich gleichfalls in Freiheit ihrer Jugend erfreuen können. Nach dem 4. Mai gibt es dann noch viele Sonntage, viele Sonnen- und viele Wandertage.
Der Mord der Hakenkreuzler. Weitere Vernehmung und Geständnis des Mörders. Der entfehliche Fall in Köpenick , bei dem durch einen entmenschten deutschvölkischen Rohling ein blühendes junges Menschenleben vernichtet wurde, ist von der politischen Polizei restlos aufgeklärt worden. Als Täter kommt in der Tat der bereits genannte Karl Tepe, ein aus Hannover gebürtiger 24jähriger kaufmann in Betracht. Der ruchlose Mensch hat bereits seine Tat eingestanden. Zur Aufklärung des Falles hatte sich Kriminalkommissar Hemmert von der Abteilung I a des Polizeipräsidiums am Freitag morgen sofort mit mehreren Beamten nach Köpenid begeben und ermittelte die fünf jungen Männer, die in der Gegend bes Amtsgerichts mehrere Gebäude mit Hakenkreuzen und einem Wahlaufruf für die deutschvölkische Freiheitspartei in Leerfarbe angepinselt hatten. Bier Mann hatten diese Arbeit besorgt, während ein fünfter aufpaßte. Gädtke, der früher bei der Schuhpolizei gestanden hat und, wie wir schon mitteilten, feiner politischen Bartei angehörte, beobachtete dieses Anpinseln und stellte die Leute zur Rede. Tepe, den die Beamten als den Täter ermittelten, bestritt zunächst geschoffen zu haben und behauptete, daß er aus der Pistole, die man bei ihm fand, den letzten Schuß vor 14 Tagen abgegeben habe. Der Zustand der Waffe bewies jedoch, daß das nicht richtig sein konnte. Darüber verwickelte er sich in Widersprüche. Endlich mußte Tepe zugeben, daß er doch den verhängnisvollen Schuß abgefeuert habe.
Nach seiner Darstellung soll Gädtte auf ihn eingesprungen und ihn beläftigt haben. Um ihn abzuwehren, habe er zum Revolver gegriffen und abgedrückt. Tepe wurde von dem Kommissar und den Beamten zunächst nach dem Berliner Polizeipräsidium gebracht, um von hier aus dem Untersuchungsrichter vorgeführt zu werden. Auch die anderen vier wurden vorläufig noch in Gewahrfam gehalten. In der rücksichtslosesten Berschmierung und Beschmutzung der Häuserfronten und Bürgersteige haben es gerade die Deutschvölkischen, nach dem sie dafür die Vorschule in den Pissoirs( das der Universität nicht zu vergessen) erfolgreich durchlaufen haben, am weitesten gebracht.
Sonnabend, 3. Mai 1924
Ha, welche Lust, Schupo zu sein!
Das Fauftrecht des Oberwachtmeisters.
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Die Schupopolizei ist kein Militär, doch hat ihre Disziplin noch recht militärischen Zuschnitt. Man behauptet, das sei nötig, damit die Schutzpolizei ihre schwere Aufgabe erfüllen kann. Aber ganz gewiß unnötig ist die Anwendung einer Erziehungsmethode", die man früher in diskreter Umschreibung als„ mili. tärische Rauheit" zu bezeichnen pflegte. Wir alle wissen, wie sehr dem ehemaligen Militär die Refrutenmißhandlungen, die so oft vorkamen, zur Schande gereicht haben. Wer will für möglich halten, daß heute wohlgemerkt: heute, in unsener Republif! selbst bei der Schuhpolizei eine Mißhandlung eines Intergebenen vorkommen könnte. Das ist vor einigen Tagen segar auf offener Straße passiert, als eine zur Polizeiinspektion Charlottenburg gehörende Bereitschaft aus der Jungkonnten Passanten und die Insassen eines Straßenbahnwagens in fernheide von einer Schießübung heimkehrte. Am Tegeler Weg der Nähe des Landgerichts III beobachten, wie ein Oberwachtmeister emnem neben ihm gehenden Unterwachtmeister mit der Faust einen Hieb ins Geficht gab und ihm die Nase blutig schlug Es ist verständlich, daß Zuschauer dieses standalösen Schauspiels in Erregung gerieten und sich in scharfen Worten darüber äußerten. Hoffentlich ist dafür gesorgt worden, daß die rohe Tat bes Oberwachtmeisters zur Kenntnis des Schuhpolizeikom zur Verantwortung gezogen und mit der verdienten Entlassung mandos gelangt. Es genügt aber nicht, daß er nur disziplinarisch bestraft wird. Darüber hinaus hat das Kommando die Pflicht, für den mißhandelben Schuhpolizeibeamten einzutreten und dienstlich Strafantrag gegen den Kläger zu stellen, damit er auch vom Gericht die gebührende Strafe erhalten fann.
Woher foll dem Schußpolizeibeamten die nötige Berufs. freudigkeit fommen, wenn es möglich ist, daß einer in so brutaler Weise behandelt und mit der Faust„ erzogen" wird. Und wie soll das Publikum vor den Schutzpolizeibeamten die wünschenswerte Achtung haben, wenn es mitansehen muß, daß auf einen Schutzpolizeibeamten eingehauen wird, wie ehemals bei dem Militär der monarchischen Zeit auf einen Refruten? So verleidet man pflichttreuen Polizeibeamten den Dienst, der wahrhaftig schwer genug ist. Im Interesse der Schußpolizei und ebenso sehr der Republik , der sie dienen soll, fordern wir, daß hier mit aller Rüdsichts. losigkeit durchgegriffen und eine Wiederholung eines solchen Standals verhütet wird.
Flaggen und Abzeichen heraus!
tommen läßt. Nicht nur unter dem Schutz der Nacht, sondern auch Das ist nicht mehr Wahlpropaganda, sondern ganz gemeine Republik feiern ihre Flaggenorgien wie nie zuvor. Dazu auf den
am Tage werden diese heldischen Taten vollbracht, und man muß fich wirklich wundern darüber, daß die Polizei diefen Schweinereien gegenüber machtlos ist.
Der 4. Mai wird diesen politischen Sudelfrißen hoffentlich die gebührende Antwort erteilen und das Hatenkreuz für immer dahin befördern, wohin es gehört: auf den Kehrichthaufen!
Sonntagswanderung.
Afle Wanderer, jung und alt, sehen, wie wir aus vielen Neußerungen und Zuschriften wissen, mit großer Spannung den am Sonnabend zur Beröffentlichung gelangenden Wanderschilderungen entgegen. Danach richten sie ihre Wanderung ein;, fie entheben fie der Notwendigkeit umfassender Vorbereitungen mit Karte, 3irfel und Wanderbuch. Auch heute hätten einige Wanderschilderungen fommen follen. Aber es scheint uns, als ob für den fommenden Sonntag gar feine Auswahl besteht und auch gar keine Frage, wohin man wandern soll. Am Sonntag, den 4. Mai, gibt es nur eine Wanderung, und die führt zum Wahllokal. Und von der Wahl zur Wahlhilfe hoffentlich gibt es feinen Jugendlichen, der nun sagen wird: Was nüht mir das? Ich darf ja noch nicht wählen!" Jeder jugendliche Wanderer hat am Sonntag, den 4. Mai, die Pflicht, sich in den Dienst der Wahl und der Partei zu stellen: Seine flinten Beine, um nach Säumigen zu laufen, seine Hände, um Flugblätter auszuteilen, fein frischer junger Mund, um alle zur Wahl Kommenden freundlich einzuladen und sie au bitten: ,, Wählen Sie die Partei, die uns Jungen das bißchen Jugendlust und Jugendfreiheit gönnt, damit wir nicht im Zwölfftundenarbeitstag umkommen. Wählen
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Die Flüchtlinge.
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Roman von Johannes Linnankosti. Nein, nein! weshalb nicht? Nein, nein... Herr Gott !" ertönten wieder die angstvollen Flüsterworte vom Tisch her. Die Frau sprang erschrocken auf.
Kustaa, Kustaa, was hast du denn...?" Nichtsbete, bete!"
Restitalo tnidte neben dem Stuhl auf die Knie und be gann, mit gefalteten Händen und während ihm die Schweiß tropfen immerfort über die Stirn rannen, leidenschaftlich
zu beten.
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Die Uhr schlug zwei. Restitalo faß da, vor Berzweiflung erstarrt. Der Kopf schmerzte ihn, er hatte keinen flaren Ge
danken mehr.
"
Wenn man wegzöge, weit weg!" dachte er. Er fühlte, daß dies eine Schande nicht nur für die Familie und die Ber wandten, sondern für die ganze Gegend war, wovon in ganz Tavastland erzählt werden würde. Unter Wildfremden das gegen war es nichts, gar nichts.
Da hörte sein Herz auf zu schlagen- sein Gehirn durch zuckte ein jäher Bliz. Er itano wie betäubt auf und stürzte zu der Kommode, aus deren Schublade er ein kleines gedrucktes Heft hervorholte. Es erschien ihm gerade wie eine Fügung Gottes, daß er dieses Heftchen, das vor einigen Tagen mit der Zeitung getommen war, ahnungslos aufgehoben hatte.
Er begann eifrig, mit blutrotem Gesicht darin zu blättern. „ Was hast du denn da eigentlich?" fragte seine Frau sich
auffeßend.
Bart einen Augenblick," redete Keskitalo. Ich glaube, ich habe jetzt etwas."
Und er blätterte wieder. Hielt ein paar Finger zwischen einigen Blättern, suchte auf anderen, starrte vor sich hin, fragte fich hinterm Ohr und blätterte weiter.
Dies tat er lange Zeit, während seine Frau neugierig wartete. Dann zog er an einer Stelle mit dem Nagel ein fräftiges Zeichen und erhob sich.
Jetzt ist es tlar!" sprach er schnell mit erleichterter Stimme. Alles wird flar. Wir verfaufen Keskitalo und wandern weit von Tavastland weg."
Die Frau sah ihn bestürzt an.
Sachbeschädigung, und es ist und bleibt doch ganz erstaun lich, daß diese Strolche bei ihrem frechen Treiben von der Polizei offenbar gar nicht gesehen und gar nicht gefaßt werden.
Rückkehr Berliner Kinder aus Steiermark . Durch Vermittelung des Zentralnerbandes deutscher Kriegsbeschädigter und Striegerhinterbliebener fonnten am 29. Januar 1924 178 Berliner Kinder, größtenteils Kriegerwaisen und Kinder Don Schwerkriegsbeschädigten als Gäfte des Alpenländischen Ber. bandes der Kriegsteilnehmer in Graz auf drei Monate in Deutsch österreich untergebracht werden. Bon diesen Kindern sind am 1. Mai 1924 146 zurüdgefehrt. Bei der kleinen Be= grüßungsfeier wurde dem Leiter des Alpenländischen Verkandes der Kriegsteilnehmer, Ingenieur Leischinger aus Graz vom Vertreter des Wohlfahrtsministeriums und von den Bertretern des Zentralverbandes der herzlichste Dank für sein menschenfreundliches Wert, das er mit unendlicher Mühe aufgebaut hat, zum Ausdrud gebracht. Die Rinder waren zum größten Teil in Steier. mart, im Salzburgischen und in Kärnten untergebracht. 32 Rinder fird auf Einladung des Alpverbandes noch weitere drei Monate dort geblieben. Die zurückgekehrten Kinder fahen durchweg frisch und gesund aus. Die durchschnittliche Gewichtszunahme betrug 10 Pfund, so daß an den Berliner Kindern der Kriegsopfer wirklich ein großes Liebeswert vollbracht worden ist. Dem insbesondere seinem bewährten Alpenländischen Verband und Führer, Herrn Ingenieur Teischinger, gebührt für seine hochherzige Einrichtung allgemein der Dant des deutschen Bolkes. Wie wir erfahren, find weitere Transporte in Vorbereitung.
Eifer fort. Uutela hat Geld, wir können zum Beispiel drüben in Savolag für einen Spottpreis große Güter erstehen. Dort in dem Verzeichnis sind solche dugendweise zu verkaufen. Niemand fennt uns dort, niemand weiß etwas, dort wird es auch mit Uutela wie von selbst flar werden, weil niemand da ist, der es ihm in die Ohren schreit. Und hier ahnen sie nichts, weder von dem Kind noch von sonst was. Und das Kind kann dort sterben, alles fann ausgelöscht werden."
Die Frau überlief ein Schauer.
" D weh, Kustaa, was du da dentst! Bei unseren Jahren in eine fremde Gegend? Wenn du dich nur nicht wieder irrft, wie in der Heiratsgeschichte? Wenn es nur schlimmer wird! Und ist das denn recht, vor dem Gewiffen?" Ja!" sagte Kestitalo fest.„ Es ist Gottes Wille, daß ich die Ehre meiner Familie rette."
Du wirst Gott wohl umsonst hier hineinmischen, Kustaa," feufzte die Frau, obwohl auch sie sich bereits erleichtert fühlte.
Kestitalo jah groß auf.
Lies die Bibel!" sagte er mit Nachdruck. Alle, die für ihr Geschlecht und für ihr Volk mutig gewesen sind, haben Glück gehabt, von Kaleb an. Ich bin schwach und fränflich gewesen, aber um diese Angelegenheit wage ich alles, den das Leben währet einen Augenblick, ein guter Name aber bleibet in Ewigkeit!"
Seine Frau hatte immer noch Bedenken, doch konnte sie nicht umhin, ihren Mann bewundernd anzuschuen- sie hatte ihn noch nie so fest und entschloffen gesehen und so männlich reden hören. Sie wollte ihre Zweifel noch vorbringen. Aber da erbebte es in ihrem Innern so seltsam- wie wenn sie selber einmal gewünscht hätte, ihr Mann möchte gerade so sein, wie er jegt war. Sie schwieg und blickte ihn nur an. Wie glaubst du denn aber, daß die Kinder darauf eingehen werden?" fragte sie doch zweifelnd. Sie müffen!" jagte Restitalo kurz. Und die Jungen werden es schon verstehen, denn sie haben selber einmal Nugen davon, wenn sie größere Ländereien unter sich haben werden. Sei du mur ohne Sorge, ich werde schon alles richtig ordnen." Er schritt einmal in der Stube auf und ab. Dann setzte er sich auf den Bettrand und begann mit leiser Stimme seinen großen Plan in den Einzelheiten darzulegen.
4.
Draußen herrschte herbstdunkle Nacht, aber im Eisenbahnwagen war es warm und hell.
Abgesehen von Kestitalo und Uutela war der Wagen faft leer. Die beiden Männer fehrten von der Gutskauf
Ja, so machen wir's!" fuhr Kestitalo mit zunehmendem reise aus Savolag zurück.
Wenn man durch die Straßen geht, kann einem schwarzweißrot vor den Augen werden. Die Verräter der Reichseinheit und der Rockaufschlägen die Hakenkreuze, die Johanniterfreuze, die Wolfsangeln, die schwarzweißen Wappen und was es noch sonst an völki. schen Abzeichen gibt. Wo aber bleiben die Republi faner? Sie sind da, in größeren Massen als die anderen, aber sie denken nicht daran, es den Leuten vor Augen zu führen, daß sie da sind. Also: heraus mit den roten und den schwarz. rotgoldenen Fahnen! Auf jedem Fahrzeug, das Wahlpropaganda durch die Straßen fährt, dürfen und müssen die Fahnen mitgenommen werden. mitgenommen werden. Von jedem Fahrrad müssen sie flattern. Heraus auch mit unseren Barteiabzeichen und den Jugendabzeichen, mit den Abzeichen des Reichsbanners, des Republikanischen Reichsbundes“ und den Abzeichen der republikanischen Vereine. Zeigt ihr Männer und Frauen und Jugendlichen, daß ihr treu zum Sozialismus steht, heute und am 4. Mai und für alle Zeit!
Maifeier auf dem Wasser.
Die Arbeiterwassersportler hatten auch in diesem Jahre wieder eine besondere Feier veranstaltet. Schon früh rüsteten die einzelnen Boote zur Fahrt und es muß anerkannt werden, daß sich niemand durch den eisigen Ostwind abschrecken ließ. Als die Boote, von kräftigen Ruderern schnell vorwärtsgetrieben, gegen Mittag an ihrem Biele anlangten, hatte der Wettergott doch noch ein Einsehen. Ueber hundert Ruder-, Paddel- und Segelboote, die dem Freien Ruder- und Kanubund und dem Berliner Wetts fegelverband angehörten, hatten sich an dem herrlich gelegenen Birtenschlag" an den Ufern der Dahme versammelt. Lustig flatterten die Wimpel und Flaggen im Winde, ein unübersehbarer
"
Restitalo war in eine Ede des Wagens gesunken, den Hut auf das eine Ohr gedrückt und die Arme schlaff im Schoß -er schien eingenidt zu sein.
Uutela aber faß da und sog emfig an seiner turzen Pfeife. Er war nicht müde, obwohl es mit der Ruhe auf der ganzen Reise nicht zum besten bestellt gewesen war.
Diese Reise mit allem tam ihm ein wenig merkwürdig por. Wie wenn er, der stille Mann der heimatlichen Alecker, jetzt von den trauten Furchen auf die langen, endlosen Felder der großen Welt übertreten sollte.
Es war so, daß sich sein früherer Schaffensdrang in diesem Sommer wieder erhoben hatte, nachdem er ein paar Jahre wie gelähmt gewesen war. Es war so, daß Keskitalo zu klein und viel zu fertig schien, nirgends fonnte man ordentlich zu greifen. Aber solche Reisen wie die hier wo man tagelang auf der Eisenbahn ſizen mußte!
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Das ist ja gewiß ein vernünftiges Unternehmen, dachte er.
Die jungen fräftigen Burschen wachsen heran- die brauchen Raum. Und dann der Brief von Kustaa Sontula, der trieb ebenfalls zur Eile, damit einem die gute Gelegenheit nicht entging.
Aber es fam ihm doch überstürzt vor. Man hatte nie Zeit gehabt, die Frage gründlich zu überlegen- so wie es der Landmann zu tun pflegt: hinter dem Pflug von Furche zu Furche oder mit der Art unterm Arm auf dem Waldweg. dachte er. Man sollte doch meinen, das Heimweh müßte bei solchen Sachen ein bißchen Einspruch erheben. Besonders bei der alten Frau... Nun, wer weiß, wenn sie auch jetzt so vom Besten ihrer Kinder redet- wer weiß?
Die Frauensleute dort zu Hause wundern sich am meisten!
Er blickte nach Keskitalo hin.
Dort ruhen die Fäden! dachte er. Das hatte er von Anfang an bemerkt. Ein solcher Eifer und solche Eile!
Er blickte auf Restitalos eingedrückte Brust, sein mageres Geficht und seine schlafmüden Glieder.- Wer hätte das von solch einem Manne geglaubt!
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Was
Wie da- erinnerte er sich wieder schon auf der Hins reise. Geht von einem Wagen zum anderen, fragt alle Reifenden nach Gütern, Ländereien, Wäldern, Breifen. fragst du denn nach allen Gütern in der Welt? hatte er, Uutela, fich gewundert- da doch nur das von Kustaa vorgeschlagene in Betracht kommt. Aber Restitalo hatte nur gelacht: zwei Burschen wie wir auf der Reise, sollen wir denn die Katze im Sad taufen, oho!
Dahinter steckt etwas, hatte er da gedacht, und das dachte er auch jetzt noch. Mochte es sein, was es wollte. ( Fortsetzung folgt.)