Stodwerke von solchen ausdehnen, wo diese Kommiffionen ihre Bureaus haben, heißt dem größten Mißbrauch Borschub leisten. Und fein Land bietet weniger Gewähr gegen solchen Mißbrauch, wie gerade Sowjetrußland.
Sprechen wir es doch offen aus. In verschiedenen deut schen Blättern war zu lesen, daß die Räume der russischen Handelsvertretung mehr Leute beherbergten, die nichts mit deren offiziellen Aufgaben zu tun hatten, als solche, die ihnen oblagen; der Rest seien Angestellte der bolschemistischen Internationale gewesen, die ausschließlich für deren Propaganda und inneren Ausbau arbeiteten, und auf eine ernsthafte Widerlegung dieser Anklage bin ich nicht gestoßen. Sie hat auch eine starke Wahrscheinlichkeit für sich. Belief sich doch die Zahl der Angestellten schließlich auf über fünfhundert, über zehnmal mehr als jede ähnliche Kommission des Auslandes. Bedenklich stimmte schon, daß der in Stuttgart unter der dem Verdacht der Verbindung mit der deutschen Zentrale der tommunistischen Tscheka verhaftete Kommunist Bogenhard, als er durch Berlin transportiert wurde, die ihn begleitenden Bewachungssoldaten unter falschen Vorspiegelungen in das Gebäude lockte, wo die Handelsvertretung ihre Bureaus hat, und dort auch sofort Helfer fand, die ihn aus dem Gesichtstreis jener brachten. Daß er nun bei einem der Angestellten der Vertretung aufgefunden worden ist, erhöht den Verdacht der Zufammengehörigkeit noch. Die größte Nahrung aber erhält er durch die Eile, mit der Moskau seine Einschüchterungsmaßnahmen gegen Deutschland ins Werk gesetzt hat, um die Debatte von der Frage abzulenten, auf die es tatsächlich antommt. Es ist der Dieb, der über den Bestohlenen ein Hallo anstimmt, weil dieser sich herausgenommen habe, seine Taschen zu durchfuchen.
Politische Brandstifter.
Laut einer Meldung der Telegraphen- Union aus Mostau hat der Volkskommissar Kamenem auf einer Konferenz der Kommunistischen Partet erklärt, der Sieg der franzöfifchen Linken berge für die Sowjetföderation die Gefahr einer Einigung Frankreichs mit Deutschland auf Kosten Sowjetrußlands in sich.
Troß des ungeheuerlichen Charakters dieser Erklärung erscheint es feineswegs unglaubwürdig, daß Kamenew , der als Mitglied des regierenden Dreimänner- Kollegiums entscheidenden Einfluß auf die ruffische Politik ausübt, fich im obenerwähnten Sinne geäußert hat. Denn der Inhalt der russischen Außenpolitik läuft jekt in noch höherem Maße wie unter dem Zarismus darauf hinaus, die großen und fleinen Gegenfäße zwischen den europäischen Staaten im eigenen internationalen split den beſtehenden Stontifisstoff in der Intereffe auszunußen, den bestehenden Konfliktsstoff in der internationalen Politit zu vermehren, da und dort ein Feuerchen anzuzünden, um sich bei einem etwa entstehenden Brande die Hände zu wärmen. Hierbei ist es charakteristisch, das die angeblichen Vorfämpfer der Weltrevolution in der fommunistischen" Sowjetregierung bei ihrer Außenpolitik noch mehr als bei ihrer inneren Politit jede Spur eines internationalen sozialistischen Gesichtspunttes vermissen lassen. Politische Abenteurer, die sie sind, suchen fie jedes außenpolitische Problem ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung ihrer eigenen Macht auszunuzen, die sie in ihrem Größenwahn mit der Macht der internationalen Arbeiterklasse identifizieren.
und
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Die fommunistische Aktion von Halle war ein leichtfertiges Spiel mit Menschenleben. Aber in Halle war an sich nicht in der Art, wie es die Kommunisten machten eine Gegen demonstration gegen die erlaubte nationalistische Kundgebung am Blaze gewesen. Dadurch wurde für die Kommu nisten im Fall Halle eine verhältnismäßig günstige Position geschaffen, die im Fall der verbotenen Fürstenwalder Rundgebung vollständig fehlt.
Nachdem die Behörde den Ulanentag verboten hat, kann sie auch feinen Kofa fentag gestatten. Das Verbot gilt für beide Teile, und sie ist gezwungen, gegen beide gleichmäßig vorzugehen.
Das wissen die Kommunisten so gut wie mir. Benn sie trobem ihre Berliner Anhänger auffordern, nach Fürstenwalde zu fahren, um dort zu demonstrieren, so tragen fie und fie allein für die Folgen, die sich daraus ergeben können, die Verantwortung.
Eine Lofalforrespondenz meldet: Da am Sonntag in Fürstens walde mit ähnlichen Vorgängen wie in Halle zu rechnen ist, wird die Fürstenwalder Polizei beträchtliche Verstärkungen erhalten, um zu verhindern, daß die Völkischen und Kommunisben aneinandergcraten. Die KPD. hat, da sie befürchtet, daß eine scharfe Kontrolle am Bahnhof herrschen wird, in den Betrieben Hardzettel verteilen lassen, in denen die Angehörigen der roten Hundert. fchaften aufgefordert werden, sich am Sonntagmorgen an bellimm. ien Blähen zu sammeln, von wo aus die Fahrt nach Fürstenwalde in Last traftwagen angetreten wird. Aus diesem Grunde werden auch die nach Fürstenwalde führenden Chauffeen eine scharfe poli. zeiliche Ueberwachung erfahren.
Ueber die angekündigte Schlageter Feier in Berlin , deren Abhaltung im Stadicis verboten worden ist, finden zurzeit noch Verhandlungen statt. Schon jetzt läßt sich jedoch sagen, daß eine ge. meinsame Kundgebung der Vaterländischen Verbände und der Deutschvölkischen nicht stattfinden wird. Bei der Feier der Baterländischen Verbände wird wahrscheinlich der ursprünglich als Redner vorgesehene v. 5. Golh das Wort ergreifen, während die Deutschvölkischen einen Kommers abhalten wollen, in deren Verlauf Ludendorff die Gedentrede haften soll.
wahlurlaub".
Für diese gewissenlose Konjunkturpolitit erscheint ihnen vor allem Deutschland als geeignetes Versuchsfeld. Den Indessen ist diese ganze Sache doch ein Standal zweiter leichtgläubigen deutschen Proletariern, die ihren Lodungen Indessen ist diese ganze Sache doch ein Skandal zweiter Ordnung gegenüber dem viel größeren Standal, daß Moskau folgen, fuchen fie zwar einzureden, daß fie auf eine Revo lution in Deutschland hinarbeiten, mit deren Hilfe sie das Iution in Deutschland hinarbeiten, mit deren Hilfe sie das seit Jahr und Tag auf Grund eines Systems politischer beutsche arbeitende Volk von allen äußeren und inne Doppelter Buchführung, dem die Krone der Unehrren Lasten befreien würden. In Wirklichkeit je Fichkeit gebührte, wenn es nicht so durchsichtig wäre, unter der doch schmieden sie, gemeinsam mit den Völkischen Form scheinbaren Friedens mit Aufgebot unerhörter Geldmittel einen Deutschnationalen, die Ketten, mit deren Hilfe Vernichtungstrieg gegen die die innere und äußere Versflaving des deutschen Pro deutsche Republik führt, wie er gewiffenloser nicht erletariats verstärkt werden würde. Gerade ihre Stellungnahme dacht werden kann. Vom ersten Tage ihres Daseins an hat die deutsche Republif in der Bolschemiſtenregierung Mostaus Berworfenheit ihrer Politif auf. Sie wollen nicht, daß das zum Sachverständigengutachten deckt die ganze Heimtücke und Zum Fall Botzenhardt. den Todfeind gehabt, der unablässig darauf bedacht gewesen Sachverständigengutachten zur Grundlage einer internatio: Der Angestellte der Handelsdelegation auf„ Reichstags. ist, sie nicht zu einer ruhigen Entwicklung kommen zu lassen. nalen Regelung der Reparationsfrage gemacht wird, denn mit Geschworener Gegner jeder rationellen organischen Entwid der Stabilisierung der europäischen Wirtschaft und Politik verlung hat Moskau nicht geruht, bis es die zersetzende Spaltung ringert sich für sie die Möglichkeit, ihre Revolutionsspielereien in die deutsche Gewerkschaftsbewegung eingenistet hatte, die ja nicht vollkommen war, aber in ihrem wunderbaren Aufbau vor allem nicht, daß zwischen Deutschland und Frankreich eine in den westeuropäischen Ländern fortzusetzen. Sie wollen und Arbeitssystem der, Arbeiterbewegung das Bild eines un Verständigung austande kommt, denn dann verringert sich für unterbrochenen Wachstums und sozialen Aufstiegs darbot. Dank ihrem gesunden Kern hat sie dem tückischen Kampf, der sie die Möglichkeit, bei ihren internationalen Verhandlungen von Moskau aus gegen sie geführt wird, kraftvollen Wider- das eine Land gegen das andere auszuspielen und ihre travon Moskau aus gegen sie geführt wird, kraftvollen Wider- ditionelle Erpresserpolitik fortzusetzen. Unter diesem Gesichtsstand leisten können und wird es weiter tun. Aber eines punkt ist es durchaus begreiflich, daß die„ Rote Fahne" wie können sich die Schüler Moskaus rühmen: der Vormarsch der Arbeiterbewegung ist ein viel langsamerer und erfordert tobsüchtig gegen unsere französischen Genossen schimpft, fie als unendlich mehr Opfer, seit und solange der Moskauer Wühl- Berleumdung, verbreitet, daß die französischen Sozialisten jetzt „ Schufte"," Schurken" und" Heuchler" bezeichnet und die elende wurm in ihrem Innern sein Unwesen treibt. zusammen mit Herriot den Strick für die deutschen Arbeiter drehen". So muß man schreiben, wenn man die Mostauer Brandstifterpolitik unterstützen und auch weiterhin die Unterstüßungen aus dem russischen Korruptionsfonds beziehen will. Fürstenwalde.
Und so auf allen Gebieten des Befreiungskampfes des Proletariats.
Vergegenwärtigen wir uns das, so ist unsere Stellung zu dem Kampfe, den Moskau gegen Deutschland als Reich vom 3aun gebrochen hat und mit seiner gewohnten Brutalität und Unehrlichkeit führt, gegeben. Wir vergelten nicht Gleiches mit Gleichem. Wir kämpfen auf dem Boden des Rechts mit den Waffen des Rechts. Was Moskau von Rechts wegen, das heißt nach den Grundsäzen des Völkerrechts, zu beanspruchen hat, das soll ihm werden. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wir brauchen uns nicht einschüchtern zu lassen. Moskau tann den Kampf, den es heute gegen Deutschland führt, nicht endlos führen. Es braucht Deutschland so gut, wie dieses Rußland braucht. Darum rufen wir der Regierung zu: Halte du fest an Deutschlands Recht, dann wird Deutschland sein Recht behalten.
卷
Aus Hannovers Königstagen.
Die Bemühungen der Welfen, Hannover von Preußen zu lösen und in alter Herrlichkeit wieder auferstehen zu lassen, nötigen zu mancherlei historischer Rückschan. Die Sünden des alten Breußen find weltbekannt. Aber wie es im alten Hannover aussah, hat man vergessen. Eine Kleine Reminizenz aus Werner Siemens Lebenserinnerungen" gibt eine sehr lebhafte Borstellung davon. Der Bahnbrecher auf dem Gebiete der Elektrotechnik war geborener Hannoveraner, in Lenthe bei Hannover hat er einen Teil feiner Jugend verlebt. Darüber berichtet er:
" Zwölf Jahre lang führten meine Eltern in Lenthe ein giüdliches Leben. Leider aber waren die politischen Verhältnisse Deutschlands und namentlich des wieder unter englische Herrschaft gekommenen Landes Hannover für einen Mann wie meinen Bater sehr nieder drückend. Tie englischen Prinzen, die damals in Hannover of hielten, fümmerten sich nicht viel um das Wohlergehen des Landes, das sie wesentlich nur als ihr Jagdgebiet betrachteten. Daher waren auch die Jagdgefeße sehr streng, so daß allgemein behauptet wurde. es wäre in Hannover weit strafbarer, einen Hirsch zu töten als einen Menschen! Eine Wildschädigung durch unerlaubte Abwehrmittet, deren mein Vater angeklagt wurde, war auch der Grund, warum er Hannover verließ und sich in Mecklen
burg eine neue Heimat suchte.
Das Obergut Lenthe liegt an einem bewaldeten Bergrücken, dem Benthe: Berge, der mit dem ausgedehnten Deistergebirge im Zufammenhang steht. Die Hirsche und Wildschweine, die für die prinz lichen Jagden geschont wurden und ihrer Unverleglichkeit ücher waren, besuchten in großen Scharen die Benther Fluren mit befonderer Vorliebe. Wenn auch die ganze Dorfschaft bemüht war, durch eine nächtliche Wächterkette die Saaten zu schützen, so vernichtete das in Massen hervorbrechende Wild doch oft in wenigen Stunden die auf die Arbeit eines ganzen Jahres gebauten Hoffnungen. Während eines strengen Winters, els Wald und Feld dem Wild nicht hinlängliche Nahrung boten, suchte es diese oft in ganzen Rudein in den Dörfern selbst. Eines Morgens meldete der Hofmeister meinem Vater, es sei ein Rudel Hirsche auf dem Hofe; man habe das Tor geschlossen, und er frage an, was mit den Tieren geschehen jolie. Mein Vater ließ fie in einen Stall treiben und schickte einen expressen Boten an das Königliche Ober- Hofjägeramt in Hannover mit der Anzeige des Geschehenen und der Anfrage, ob er ihm die Hirsche viel leicht nach Hannover schicken solle. Das sollte ihm aber schlecht te tommen' Es dauerte nicht lange, so erschice eine große unter juchungskommiffion, welche die Hirsche in Freiheit setzte und während einer mehrtägigen Kriminaluntersuchung das Fattum feststellte, daß ben Hirschen Zwang angetan fei, als man sie wider ihren Willen in
Will die KPD. noch mehr Leichen?
Der Fall Bogenhardt nimmt eine interessante Wendung Das Verhör des Verhafteten hat ergeben, daß Bohen belsvertretung ist. Er wurde vier Wochen vor den hardt tatsächlich Angestellter der russischen Han Wahlen zum Reichstag von der Vertretung unter Weitergewährung des Gehalts beurlaubt. Im Auftrage des Reichswahlkomitees der KPD. trat er darauf in Süddeutschland als Wahlredner auf. Damit ist zweifellos festgestellt, daß die russische Handelsdelegation einen ihrer Angestellten der Kommunistischen Partei zu Wahlzwecken zur Verfügung gestellt hat.
Im Zusammenhang mit dem Fall Bogenhardt ist die neun föpfige Familie der Geliebten Bogenhardts verhaftet wor den, da sie mit dem flüchtigen Bogenhardt in enger Verbindung stand und ihn begünstigt hat. Bogenhardt selbst wird nach dem Ab schluß seiner Bernehmung dem Untersuchungsrichter in Stargardine Szugeführt werden. In der Wohnung des Angestellten der russischen Handelsvertretung, der Bogenhard verstedte, wurde Material vorgefunden, das noch gesichtet wird.
Der sogenannte Ulanentag von Fürstenwalde ist als Beranstaltung im Freien verboten. Es ist die Aufgabe der Behörden, diesem Verbot Nachdrud zu verleihen, falls der Versuch gemacht werden sollte, es zu übertreten.
Der Anlaß zur angefündigten Gegenaktion der Kommunisten ist damit entfallen. Wird an ihr trotzdem festgehalten, so handelt es sich um gar nichts anderes als um einen Ver fuch, die Anweisung Sinowjews und der Zentrale, bewaff. nete Zusammenstöße zu provozieren, zur Ausführung zu bringen.
den Stall trieb. Mein Bater mußte sich noch glücklich schätzen, mit einer schweren Geldstrafe davonzukommen.
Es ist dies cin kleines Bild der damaligen Zustände der„ kön i g- lich Großbritannischen Provinz Hannover", wie meine lieben Landsleute ihr Land gern mit einem gewissen Stcize nannten..."
Deutsches Künstler- Theater: Heiliger Bimbam! Die Heilige Untreue" ist feine Operette. Das war die erste Enttäuschung, die der Besucher bei der Premiere erlebte. Hätte er auf der Suche nach künstlerischer Erhebung forgfältiger die Anfündigungen studiert, so würde er ja gelesen haben, daß die weltbedeutenden Bretter Herrn Dario Niccodemi zur Verfügung gestellt war, der fein Operettenlibrettist ist. Aber ganz richtig von einem Lustspiel. In der Bause sah ich aber einige Besucher wäre er auch nicht informiert worden. Der Theaterzettel sprach eiligst die Kunststätte verlassen. Sie zogen es offenbar vor, sich auf eigene Faust zu langweilen. Dabei hatte der Autor einen tüchtigen Vorsprung vor der Konkurrenz, indem Mag Adalbert die Hauptrolle spielte. In einem solchen Fall fann nämlich der Regisseur feine Garantie für den Tert übernehmen, weil tein Mensch weiß, was Adalbert aus ihm machen wird. Das hängt davon ab, in welcher Laune er ins Theater fommt. Bestimmt ist nur, daß seine übermütigen Einfälle, nach denen er den Text regelt, ftets äußerst ulfig find. Dieser sonnigen Gabe der Improvisation verdankt das Stüd die Ehre, bis zum Ende angehört worden zu sein. Es macht nicht den Versuch, Charaktere oder nur Typen zu gestalten, oder einen dramatischen Höhepunkt zu erklimmen, oder eine Grotesfe darzuftellen. Es will nur eine Binsenwahrheit demonstrieren, die erstens auch bloß Theater, zweitens schon vor Jahren Stoff zur Rebenhandlung in Operetten gegeben hat. Ein Professor der Philofophie predigt nämlich das Recht der Frau, untreu zu sein und gerät in Berzweiflung, weil ausgerechnet ihm seine Gattin und seine Freundinnen treu bleiben. Im dritten Aft ergibt sich, daß die Verzweiflung in zwiefachem Sinn überflüssig war. Denn sie haben ihn natürlich auch betrogen, und er ist über diese Entdeckung noch verzweifelter. Die Sache endet dann hausbaden mit einem auf Treu aufgebauten neuen Liebesverhältnis. Das Stüd macht den Eindruck, als wäre es in heimlichen Zusammenkünften geschrieben. Merkwürdig, dieser aus aus Sehnsucht nach verbotenen Früchten in einem Töchterpensionat Güdamerika eigens nach Europa importierte Nicodemi ist in diesem Spieljahr bereits dreimal zu Wort gekommen. Gibt es denn wirklich nichts Anregenderes?
Die zweite Enttäuschung waren die Darsteller, Adalbert ausgenommen. Die weibliche Hauptrolle war einem Fräulein Nora Gregor anvertraut. Vielleicht ist sie eine erfahrene Schauspiele rin. Dann verfügt sie über ein hervorragendes Talent, täuschend eine Anfängerin darzustellen. André Mattoni stellte nichts weiter als seine läffige Eleganz, fein hübsches Geficht und den Kloß zur Schau, den er im Halse trägt. Hans Karl Müller war ein Roué von lächerlich wirkender, abgeschabter Vornehmheit. Bleibt nur Adalbert. Er war zwar nicht anders als wie gewohnt. Aber
Gesandtenwechsel. Nadolny Stocholm ist nach Ronstan tinopel versezt und wird durch Cunos Reichsaußenminifter v. Rosenberg ersetzt. 3um Gesandten in Guatemala ist der wirkliche Legationsrat und Dirigent der Personalabteilung des Auswärtigen Amts, v. Ruhlmann, ernannt worden.
Orford muß neu wählen. Da das Mandat des liberalen Parteisekretärs Gray wegen Unregelmäßigkeiten annulliert wurde, iſt der Wahlkreis Orford freigeworden.
| dennoch verdankt man seinem göttlichen Humor stets die prächtigste Aufheiterung. Der unverwüstliche, melancholische Ausdruck seines Gesichts, mit dem er luftige Dinge fagt, die nervöse Gehehheit seines Spiels, die sich überſtürzenden Extempores in Wort und Handlung find unbezahlbar.
Dgr.
Geschichten von Emanuel Reicher. Mit Emenuel Reicher ist der Begründer des realistischen Stils in der Schauspielkunst dahingeschieden, und sein Name wird für immer mit jener bedeutenden Zeit unserer Literatur verknüpft sein, die in den Werten Gerhart Hauptmanns ihren fünstlerischen Höhepunkt, in dem Schaffen der " Freien Bühne“ und Otto Brahms ihre vollendete Verkörperung auf der Bühne fand. Es ist merkwürdig, daß der aus Galizien stammende Reicher, der lange Zeit mit der deutschen Aussprache ringen mußte, zum Lehrer einer natürlichen Sprachweise auf der Bühne wurde. Der Krakauer Gymnasiast, der der Schule entlief aus Sehnsucht nach der Welt des Theaters, mußte sich viele Jahre an Schmieren und Wanderbühnen herumtreiben, und wenn er sich um eine Stelle an einer stehenden Bühne bewarb, dann erhielt er immer wieder die Antwort:„ Lernen Sie erst ordentlich Deutſch!" München war der erste Blah, wo er festen Fuß faßte und die Aufmerksamkeit auf sich zog. Damals versuchte er in einer Zeit, wo noch die schönreinerische Deflamation und das rollende Pathos im Ruliffenheim herrschte, ganz natürlich zu sprechen und erregte damit großen Anstoß. Ich erinnere mich aus meiner Münchener Zeit, den 70er Jahren," so hat er selbst später erzählt, einer Aufführung der„ Danischeffs". Im zweiten Aft erfährt der junge Graf, daß seine utter feine Abwesenheit benutzt hat, um feine Geliebte an einen untergebenen zu verheiraten. Es tommt zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn, die nach der damals üblichen Spielweise mit großem Bathos gegeben werden mußte. Ich spielte die Szene zum allgemeinen Erstaunen im erregten, fieber. haften Flüsterton." Mit seinem Realismus blieb Reicher solange ein Fremdling in der deutschen Theaterwelt, bis in Ibsen ber 9: 0ße Erzieher zur Wirklichkeit auftrat. Er wurde Ibsens Herold auf der deutschen Bühne, und Theodor Fontane erkannte ihn zuerst in dieser Aufgabe.
Erstaufführungen der Woche. Dienst. Trianon Theater:„ Ein Schwant der Liebe". Staatsoper: Entführung aus dem Gintflut". Serail". Renaissance- Theater: Freit Staatstheater: Medea".
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Donn.
Uraniavorträge, Theater. Sonnt. 11%, u. 4: Mount Everest", 6%, u 9: Ali- Berlin". Mont. Dienst. Donn. 5: Ranut". 7 u. 9:„ Evereit". Mittm. Freit. 5: Ranul. 7: Everest". 9:„ Biedermeier". Sonna b. 4: Nanut" 62: Biedermeier. 9:" Spree wald". Hörsaal. Sonnt. 8: Harz". Mont. 6: Riefeneishöblen". 8: Thüringen". Dienst, 6:„ Riefeneishöhlen". 8: Mare". Mittw. 51:„ Eisriesenhöhlen im Tennengebirge". 8: Helgoland". 8: Harz Freit 5:„ Eisriesenhöhlen". 6: Rieseneisböhlen". Nord- u. Ditjeebäder". Sonna b. 5: Behrfeld". 8: Berge Tirols". Staatsoper. Michael Bohnen fritt erstmalig nach feiner Rüdtebr aus Amerita am Montag in der Berkauften Braut" als Stezal auf; Donnerstag fingt er Francesco in Mona Lisa", und Sonntag, 25. 5. M., Cesamillo in" Carmen". In den beiden lettgenannten Dpern wird Barbara& emp die Titelpartie vertörpern. Am Dienstag geht Mozarts Entjührung aus dem Serail" neu inszeniert und ausgestattet, in Szene
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