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Schweyer für die Welfen. tische Anlehnung nunmehr bei der Deutschkationsalen Bolts preſſe und den Kommunisten Anlaß zu höhntscher Gloſſen über die

Bayerische Einmischung in preußische Fragen. Hannover . 17. Mai.( Eigener Drahtbericht.) Der banerische Innenminister Dr. Schweyer wurde von der Deutschhannoverschen Bartei zu einem Referat nach Hannover eingeladen, auf das er fol gende Antwort gab:

,, Bayerischer Staatsminister des Innern.

München , den 13. Mai 1924.

Für die freundliche Einladung, ein Referat aus Anlaß der Boltsabstimmung in Hannover zu übernehmen, sage ich verbind lichsten Dant. Ich hätte gern dem sehr ehrenden Rufe Folge leisten wollen, es ist mir aber beim besten Willen aus triftigen Gründen nicht möglich, von hier mehrere Tage abwesend zu sein. Es schmeben zurzeit hier eine Reihe afuter politischer Fragen, die mich sehr beschäftigen und außerdem stehen wir vor der Neubildung der Regierung, die ebenfalls ihre Schatten vorauswirft. Ich bin deshalb leider nicht in der Lage, Ihrer ehrenden Einladung Foige zu leisten. Ich wünsche den Selbständigkeitsbe. strebungen des niedersächsischen Bolfsstammes den besten Erfolg und bin

mit dem Ausdrud vorzüglichster Hochachtung

ergebenft

Dr. Schmeyer,

Bayerischer Staatsminister des Innern." Dieser Brief des bayerischen Innenministers ist ein bemerkens Es ist zunächst ein etwas ungewöhnlicher Vorgang, daß der Minister eines deutschen Landes sich in die internen Angelegenheiten eines anderen Landes einmischt. Benn ein preu Bischer Minister in dieser Weise sich in bayerische Verhältnisse einmischen würde, gäbe es mindestens eine Kriegserklärung" oder Abbruch der diplomatischen Beziehungen". Schweŋers Schreiben zeigt aber auch den Zusammenhang, in dem alle Föderalisten und Separatisten untereinander stehen. Die bayerische Volksparici zeigt auch durch diese Sympathieerklärung, daß ihr die Förderung ein licher, egoistischer Stammesinteressen alles, das Reich aber nichts ist, Schweyers Brief wind beshalb anders als er bentt, uns gute Dienste im Kampfe gegen den Bartikularismus leisten. In Hannover haben sich die Welfen diese Freundesstimme" einer gleichgesinnten Seele bis zum letzten Moment aufgehoben. Sie werden auch so fein Glück haben.

Bayerische Staatsautorität".

partei fuchen und finden werden. Das ist insbesondere deshalb mehr als wahrscheinlich, weil v. Kahr schon seit Jahr und Tag die engsten Beziehungen zu deutschnationalen Persönlichkeiten in Nord deutschland unterhalten hat.

Das Verfahren ist eingestellt!

Berlegenheit der Sieger" bietet. Jedenfalls würde es einen sehr üblen Eindruck machen, wenn bei der ersten Abstimmung der neuen Kammer die sozialistische Frattion nicht einheitlich für eine Koalitions. regierung stimmen würde, in der die eigene Partei vertreten ist. Die meiften führenden Genoffen sind zwar nicht grundfähliche Gegner der Koalition,

München , 17. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Das gerichtliche Er. mittlungsverfahren gegen Kahr , Lossow und Geißer megen einer evtl. Beteiligung am Hochverrat des 8. November wurde nun mehr eingestellt, da nach einer Mitteilung des Staatsanwalts Stenglein ein Beweis für diesen Berdacht nach keiner Richtung er­bracht werden konnte. Das Ermittlungsverfahren gegen den Ober­leutnant der Landespolizei, v. Godin, ver bas Sommando beim Zusammenstoß an der Residenz führte, und gegen den Oberleutnant Braun, dem die Polizei beim Zusammentreis am Behrtreistom- heiten und die Unsicherheit innerhalb der Partei zum guten Teil mando unterstand, steht unmittelbar vor dem Abschluß. Im letzten Falle ist es nicht ausgeschlossen, daß der Staatsanwalt Anflage er heben wird.

Zechenverband und Schiedsspruch.

Sigung der Unternehmer am Montag. Berlin , 17. Mai. ( Eca.) Bei den gestrigen Berhandlungen über den Schiedsspruch für den Ruhrbergbau wurden von seiten des Sechenverbandes eine Reihe von Einwendungen gegen die Vorschläge gemacht. Der 3 echenverband tritt am Montag zu einer Sigung zusammen, um sich über den gefällten Schiedsspruch schlüffig zu werden.

Die Revierkonferenz der chriftlichen Bergarbeiter.

Bochum , 17. Mai. Bon gewertschaftlicher Seite erhält die Tele: graphen- Union" folgendes Stimmungsbild über die heutige Reviertonferenz der christlichen Bergarbeiter in Bochum , in der, wie bereits gemeldet, der Schiedsspruch einstimmige Ablehnung fanb. Der Vorsigende, Reichstagsabgeordneter Imbusch, eröffnete die Sigung mit einem Hinweis auf den schweren Ernst der Situa tion, der anscheinend von den Leuten, die den Schieds: ipruch in Berlin gefällt hatten, nicht poll erkannt wurde. Dann nahm Herr Rotthäuser, der den Berliner Ber­handlungen beimohnte, das Wort zur Berichterstattung. Er murde oft durch Aeußerungen des Unwillens über das Ergeb nis der Verhandlungen unterbrochen. Rotthäuser erklärte zum Schluß, daß er in Berlin allen Beteiligten gleich gesagt habe, baz die Bergarbeiter den Schiedsspruch nicht annehmen würden. München , 17. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der energische An die Berichterstattung schloß sich eine furze Aussprache. Zur Widerstand, mit dem sich Herr v. Seißer weiterhin gegen seine Geschäftsordnung wurde ein Antrag gestellt, den Unternehmern die Dienstentlassung zur Wehr setzt, offenbart sich auch in einem Schreis Ber achtung des Schiedsspruches durch die Berg: leute dadurch vor Augen zu führen, daß von einer Diskussion über ben Kahrs, das dieser durch die ihm nach wie vor ergebene Annahme oder Ablehnung abgesehen wird. Hiergegen wurde jedoch ,, Münchener Zeitung" verbreiten läßt. In dieser Veröffentlichung von der Leitung Widerspruch erhoben. Darauf sprachen für jeden fucht der verflossene Generalstaatsfommissar zunächst den von der Bezirk die Vertreter furz und knapp. Alle erklärten fich für An­Staatsregierung angegebenen Grund der Dienstentlassung, nämlich nahme des Manteltarifes, aber für Ablehnung des mehr daß Seißer durch seine Betätigung im Generalstaatskommissariat zu arbeitsabtommens. Aus allen Reden sprach eine große einer politisch heißumstrittenen Bersönlichkeit ge Erbitterung darüber, daß man es wage, den Bergarbeitern worden sei, durch die Feststellung zu widerlegen, daß er, Rahr, für ein Jahr Mehrarbeit aufzuerlegen, ohne einen Pfennig Bere allein die Verantwortung für die politischen Auswirkungen der gütung dafür zu zahlen. Nicht troh unserer Armut bäumen mir uns gegen diesen Schiedsspruch auf, sondern gerade wegen un= von Seißer als Referent im Generalstaatsfommiffariat vorgenometer Armut, und wegen der Mißachtung, die uns zuteil menen Handlungen zu tragen habe. Außer diefer Feststellung- wird. Dies wurde von einem Vertreter unter stürmischen Beifall und das ist bemerkenswert an dem Schreiben unternimmt Herr der Versammlung erklärt. Der Unmut gegen die Unternehmer und D. Rahr einen Vorstoß gegen die Bayerische Bolts gegen die Regierung ist zweifellos durch den Schiedsspruch ge partei bzw. gegen die volksparteilichen Minister, indem er schreibt: wachsen. Nach der Aussprache wurde die bereits gemeldete Gate Im übrigen ist v. Seißer nur deshalb eine politisch umstrittene schließung angenommen. Der Borfigende ermahnte dann alle, sich Bersönlichkeit, weil er pon den Kreisen bekämpft wird, denen er im traftvoll für Ruhe und Ordnung einzusehen und den verbrecheri schen Umtrieben der Kommunisten entgegenzumirfen, damit die Be Interesse des Staates und der Staatsautorität pflichtgemäß mit den wegung nicht als eine politische mache ausgelegt werden tönne. ihm von Staats wegen anvertrauten Machtmitteln erfolgreich entgegengetreten ist, ein Borgang, der in den heutigen, Die Versammlung wurde mit einem Hoch auf den Gewertschaftsverein geschlossen. politisch so erregten Zeiten jedem Polizeioffizier begegnen fann." Man muß annehmen, daß Kahr mit diesem Schreiben, als dessen Autor man wohl Seißer selbst vermuten darf, das Tischtuch zwischen sich und der Bayerischen Boltspartei in voller Abficht durch Schnitten hat, trotzdem er weiß, daß die mit seinem Namen gefenn­zeichnete Politik in Bayern noch nicht ausgespielt hat. Man wird auch taum fehlgehen mit der Ansicht, daß die durch ihre Tätigkeit im Generalstaatskommiffariat bereinigten" Persönlichkeiten ihre poli­

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Was sollte diese Aufführung? Ist uns Prometheus Hand aufs Herz! nicht schon Hetuba? Wozu diese Identifizierung zweier altflaffischer Gestalten heraufbeschwören und den Referenten wie die Zuschauer zu einem abgebrauchten Zitat zwingen? Wollte man Moissi in einer Rolle zeigen, die ihm so gut liegt", daß er beinahe aus ihr fällt?

Die Direktion des Deutschen Theaters placierte den Schreiber dieses so weit von der Bühne, daß er zwischen den Vertretern bürgerlicher Blätter und sich selbst einen bemußt die Verschiedenheit der Weltanschauungen ausbrüdenden Abstand feststellen mußte, 2lber, verehrte Direttion! So bürgerlich ist nicht einmal der Res ferent der Deutschen Allgemeinen Zeitung! Der Abstand tönnte ohne Schaden für beide Teile verringert werden.

-th.

Kammerspiele: Ontelchen hat geträumt". Eine Schnurre des tragischen Dostojewski hat Karl Wolfmöller, der heute durch Ballett- und Theatergeschäfte verwischen möchte, daß er einstmals der zarten Dichtung diente, zu einem Experiment verführt. Dosto : jemsti erzählt die Geschichte von dem närrischen Fürften, der halb blödsinnig ist und trozdem noch gut scheint, damit die alten Weiber nach ihm fifchen, um ihm ihre Töchter anzudrehen. Der alte Fürst ist aber schlau genug, im letzten Moment seine Bergeßlichkeit als Rettungswaffe zu benutzen. Er meint, daß er alles nur, seinen Heiratsantrag und seine Verliebtheit, geträumt habe und zieht sich aus der Schünge. Standal bei den blamierten alten Weibern , doch das junge Kind kann den Mann friegen, den es haben will. Einst mals war diese Schnurre ein lebendiges Stüd. Sie zeigte auch Dostojewski als einen feltsamen Träumer seines eigenen Unglücks. Denn mehr als einmal war dem von lauter Elend verfolgten Genie und Zeilenschinder der Wunsch aufgegangen, die Misere nur durch­träumt zu haben und nicht in Wirklichkeit zu erleben, was ihm das Herz zerdrückte. Bollmöller will alles schwantmäßig anlegen, dod) er ist noch nicht ftrupellos genug. Zwei Afte lang langweilt er fogar, weil er feine Komödie mit allerhand Literaturgeift befrachtet. Erst im dritten Att fühlen sich die Leute frei und dann geht es ganz luftig und possenmäßig durcheinander.

Allerdings ist man in den Kammerspielen eifrig bei der Gache. Johanna Terwin , sonst auf Wanderreisen mit Moissi , ift für turze Zeit in Berlin eingefehrt. Sie ist noch immer sehr beweglich, sie ist die richtige Soubrette. So etwas fehlt in Berlin . Da fie nun gar eine feifende Mama agiert, tann man sehr viel über sie lachen. Mar Gülstorff spielt den schläfrigen, vergeße lichen, perbatterien Fürsten , Liebhaber und Lebemann; fo fabelhaft echt, obwohl er burd Berrüde und falschen Schnauzbart das her. umbergemirifchaftete Greifenalter martieren soll, dabei so fein, so flug und überlegen, daß er höchlichst erfreut. Dann wettert, wütet, fchäumt, brauft, teift und zeiert in einer turzen Szene Frau Enfold über die Bühne. Sie hat die Entrüftung, die Bitterfeit und die enttäuschte Klatschsucht zu spielen. Auch sie ist vorzügliche Komödiantin in diefer sonst nicht immer furzweiligen Komödie. M. H. Ein deutscher Kunsterziehungstag. Das Zentralinstitut für Erziehung mud Unterricht wird in der Woche nach Ostern 1925 in Verbindung mit den für fünstlerische Erziehung tätigen Berbänden in Stuttgart eine Tagung abhalten, auf der die Beziehungen der Schule der freien Volksbildung und der Jugendbewegung zur bildenden Kunst behandelt und durch eine umfaffende Ausstellung beraníchaulicht werden follen.

Die Fürsorge für die Bergarbeiter. Gelsenkirchen , 17. Mai. ( TU.) Nachdem die Staatsverwaltung gestern in Berbindung mit den vereinigten selbständigen Kaufleuten und den Bergarbeiterorganisationen öffentlich zur Sammlung von Mitteln für die infolge des Bergarbeiterfonflifts in Not geratenen Bergarbeiterfamilien aufgefordert hatten, erläßt sie nunmehr eine Befanntmachung, in der angefündigt wird, daß vom 17. Mai ab in den einzelnen Ausgabestellen der Boltsspeisung drei Bor tionen ausgegeben werden sollen. Die Ausgabe dieser Bortionen erfolgt an solche Personen, die durch den Kampf im Ruhrbergbau in Rot geraten find. Insbesondere sollen Kostgänger und finder. reiche Familien damit versorgt werden. Die Familien, die Anspruch ouf unentgeltliches Mittagessen erheben, müssen sich in den Aus­gabestellen der städtischen Volksküchen in ihrem Wohnbezirt in die Lifte eintragen laffen. Bevorzugt werden diejenigen Arbeiter mit ihren Familien, die einen Ausweis der Gewerkschaften vorlegen fönnen, daß sie besonders bedürftig sind.

Die Lage im fächsischen Bergbau.

Die Verhandlungen gehen weiter. Dresden , 17. Mai. ( MTB.) Wie wir von zuständiger Stelle er­fahren, gilt der gestern in Berlin gefällte Schiebsspruch für den Ruhrbergbau, nicht aber für das sächsische Kohlen. revier, vielmehr sind die Verhandlungen hierüber noch nicht abgeschlossen.

Verbot der Roten Fahne".

Der Polizeipräsident von Berlin hat auf Grund der Berord­nung über den zivilen Ausnahmezustand die Rote Fahne" nebst ihrem Montagsblatt Die Rote Fahne am Montag und ihr Kopfblatt Die Rote Fahne für die Provinz Brandenburg und die Caufig" für die Zeit vom 18. Mai bis zum 14. 3 uni diefes Jahres verboten. Das Berbot wird darauf gestüht, daß die ge­nannten Zeilungen eine gesetzwidrige Aenderung der verfassungs­mäßigen Staatsform anstreben und diese Bestrebungen in den lehien Zeitungsnummern unter Anreizung zu Gewalt­tätigkeiten zum Ausdrud gebracht haben.

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Koalition oder nicht?

Der Meinungskampf der französischen Genoffen. V. Sch. Paris , 17. Mai.

Die Frage der Beteiligung der Sozialisten an der Regierung ist in den Bordergrund aller politischen Erörterungen gerüdt und hat alle an deren Brobleme einschließlich des Rücktritts Millerands verdrängt. Fast jeder Leitartikel beschäftigt sich mit dieser Frage und in den Wandelgängen der Kammer hört man nur noch die zum Teil sehr lebhaften Auseinandersetzungen zwischen toalitionsfreundlichen und gegnerischen Parteigenossen, die ihre Argumente auch im Bei fein reaktionärer Abgeordneten und Journalisten mit einer fast übertriebenen Rücksichtslosigkeit entwickeln. Die jozia liftischen Anhänger der Koalition erflären, fie würden alles tun, was in ihrer Kraft steht, um Herriot zu veranlassen, die Beteiligung der Sozialisten als eine unbedingte Borauslegung für die Re­gierungsübernahme zu fordern. Die Gegner des Minifteriums malen dagegen das Gespepnst einer möglichen Spaltung an die Wand, was natürlich start übertrieben ist, aber der Millerand­

aber fie erachten den jeßigen Zeitpunkt aus rein innerparteilidhjen Gründen für eine Koalition als verfrüht, andere erklären, die Partei könne sich feinesfalls mit ein paar Konzessionsschulzen be. gnügen, sondern sie müsse Anspruch auf einige der wichtigsten Bosten , insbesondere auf das Außenministerium erheben und überhaupt die Hälfte der Mitglieder des neuen Rabinetts stellen. Es hat jedenfalls den Anschein, als ob die Meinungsverschieden daher fommt, daß man über die weitere Gestaltung der Dinge in Deutschland vorläufig im Untlaren ist. Ich habe persönlich den bestimmten Eindrud gewonnen, daß, wenn jetzt in Deutschland eine Regierung mit Einschluß der Sozialdemokraten zustande käme, die Entschlüffe unferer Parteigenossen in Frankreich im Sinne einer rüdhalilofen Unterstügung einer Regierung Herriot , wahr. scheinlich sogar im Sinne einer unmittelbaren Beteiligung an ihr wesentlich erleichtert und sogar Einmütigkeit in diesem Sinne auf dem bevorstehenden Parteitag erzielt werden könnte. Die jegige Lage in Deutschland dagegen mit ihren fortwährenden nationalistischen Demonstrationen, mit entsprechenden Nachrichten über das Verhältnis zwischen Reichsregierung und Deutschnationalen und dergleichen tragen dazu bei, einerseits die Bebenten der Sozialisten zu verstärten, andererseits gibt das den geheimen und offenen Anhängern des nationalen Blods Gelegenheit, im Trüben zu fischen. Man hat wirklich dert Eindrud, als ob man in Deutschland die Tragweite des fran­

zöfifchen Umschwungs vom 11. Mai nicht begriffen hätte und als hätte das beutsche Bürgertum es darauf abgesehen, auf diese unverhoffte Gelegenheit, einen endgültigen Frieden zu schlichen und das Ruhrunglück zu beenden, rücksichtslos zu zer stören. ( Siehe dazu den Leitartikel.)

Poincarés Briefe an Macdonald.

Paris , 17. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Boincaré hat in der vergangenen Woche nicht einen, sondern 3 mei Briefe an Ramsay Macdonald geschrieben. In dem ersten hatte er seinem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß ihm der Ausfall der Wahlen nicht gestatte, zu der vereinbarten Aussprache nach Chequers zu fommen. Er bedauere das um so mehr, als er damit gerechnet habe, mit Ramsay Macdonald nicht nur die Reparationsfrage, sondern auch das Sicherheitsproblem im Geifte gegenseitiger Verständigung zu diskutieren, nachdem dieser selbst wiederholt erklärt habe, daß dieses Problem alle anderen europäischen Fragen mehr oder meniger beherrsche. Dieser Brief hatte sich mit einem Schreiben Ramsan Macdonalds gekreuzt, in dem dieser sein Bebauern ausdrückte, auf die persönliche Betannifchaft mit einem Staatsmann verzich ten zu müssen, für den er trotz der prinzipiellen ei. nungsverschiebenheiten die größte Hochschäßung empfinde". Dieses Schreiben schloß mit der Frage, was die franzöſiſche Regie. rung bis zu dem in Aussicht stehenden Kabinettswechsel zu tun ge denke, und sprach die Erwartung aus, daß man mit der so glücklich begonnenen Biederherstellung guter Beziehungen zwischen London und Paris so wenig Zeit als möglich verliere. Erst auf diese Brief soll nach dem Temps" Poincaré mit einer ausführlichen Dors legung feiner Auffaffung über den augenblicklichen Stand der inter nationalen Probleme, deren Regelung er feinem Nachfolger überlassen müsse, geantwortet haben. Diefes Exposé jei jedoch feineswegs als ein politisches Test a ment Boincarés anzusehen. in feiner Weise der Stellungnahme der neuen Regierung vorgegriffen, sondern auf die von Ramsay Macdonald distret an gedeutete Frage mit einer flaren Darlegung seines ganz persön fichen Standpunktes geantwortet, durch den niemand außer ihm selbst festgelegt wurde und in dem er erflärt habe, daß er das Pro gramm der Sachverständigen nicht weniger billige als die anderen alliierten Regierungen".

Er

Das Reichsbahnkomitee in Paris .

Paris , 17. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Auf Grund einer Bereinbarung zwischen der Reparationsfommission und der Kriegs. fastenkommission wird das Organisationskomitee für die Eisens bahnen, in dem die deutsche Regierung durch die Staatssekretärs Bergmann und Bogi vertreten ist, ant 2 2. Ma i zu feiner erften Sigung zusammentreten. Die erste Aufgabe der von Deutschland und der Reparationstommiffion ernannten Delegierten ist die Zu wahl eines neutralen Mitgliedes, das, falls darüber eine Eini­gung nicht zustande kommen sollte, von der Reparationstommiffion

zu ernennen wäre.

Paris , 17. Mai. ( WIB.) Staatssekretär Bergmann hatte heute vormittag eine erste Unterredung mit dem französischen Mit glieb des Drganisationsausschusses Leverve.

Linkskartell bei einer Senatsnachwahl.

Paris , 17. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Morgen findet im Departement Garb eine Erfazwahl zum Genat statt. Um den freigewordenen Sig, deffen verstorbener Inhaber der demokratischen Linten angehörte, haben sich nicht weniger als 10 Randidaten be worben. In letzter Minute hat die Linke beschlossen, den Siz dent am legten Sonntag nicht wiedergewählten Abg. Ferdinand Buisson , bem Bräsidenten der Liga für Menschenrechte, anzuz bieten; er hat angenommen und seine Wahl gilt als gesichert.

Ein deutscher Friedenspreis.

Das Sekretariat des Deutschen Friedenspreises teilt mit: In England, Frankreich und Italien find unter lebhafter Beteiligung der ganzen Bevölkerung Wettbewerbe im Gange, um die beste Ant­wort auf die Frage zu erhalten, wie Friede und Gedeihen in den einzelnen Ländern und in ganz Europa gesichert werden fönnen. Die Preise sind von Edward A. Filene in Boston gestiftet worden.

Die Komitees, die diese Wettbewerbe durchführen, zählen die einflußreichsten Politiker zu ihren Mitgliedern. So gehören dem englischen Ausschuß u. a. an: G. N. Barnes , J. R. EInnes, Marmell Garnett, Gilbert Murray , Sir John Simon ; dem franzö fischen u. a. Appel, Buiffon, Clementel, erriot, Loucheur, Buberfac; bem italienischen u. a. Bianchini, Luzatti, Salandra.

Nunmehr soll ein Breis von zusammen 10 000 Dollar auch für Deutschland ausgeschrieben werden. Es hat sich hierfür ein Romitee gebildet, an deffen Spige der Reichsgerichtspräsident Dr. Minister a. D. Düringer, Graf Bernitarif, Prof. Begerle, Simons steht. Weitere Mitglieder des Ausschusses find u. a. Brof. Hans Delbrüd, der frühere Reichstagspräsident 2öbe, Minister a. D. Rabbruch. Minister a. D. v. Raumer, Brof. Schumacher, der Präsident des Reichsverbandes der deutschen Industrie Dr. Gorge und viele andere.

Am Sonntag tritt dieser Ausschuß zu einer Sitzung zusammen, um die genauen Bedingungen dieses Preisausschreibens zu beschließen Ein erster Preis von und die Preisrichter zu wählen. 5000 Dollar, ein gweiter von 1500, ein dritter von 500 und 30 weitere Breise von 100 Dollar fönnen gewonnen werden.

An dem Wettbewerb fann sich jeder Deutsche beteiligen. Die genauen Bedingungen werden durch die Presse bekanntgegeben. An­fragen, die aber erst nach Veröffentlichung der Bedingungen Zwed haben, können ausschließlich an das Sekretariat des Deutschen Frie­denspreises, Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 36a, 1 Tr. gerichtet werden; Rückporto muß beiliegen,