Einzelbild herunterladen
 

Abendausgabe

Nr. 245 41. Jahrgang

Ausgabe B Nr. 124

5 Goldpfennig

50 Milliarden

= Vorwärts=

sind in der Morgenausgabe angegeben

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreife

Redaffion: SW. 68, Lindenstraße 3

Fernsprecher: Donhoff 292-295

Tel- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Berliner  

Dolksblatt

26. Mai 1924

Berlag und Anzeigenabteilung

Geschäftszeit 9-5 Uhr

Berleger: Borwärts- Berlag Gu: 35). Berlin   SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 2506-2507

Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Das Attentat auf Seeckt.

Thormann und Grandel

vor dem Schwurgericht.

Jch meldete mich infolgedessen am 26. Oftober bei der Technischen Abteilung der ruhmreichen Ehrhardt Brigade. Am 9. No Dember fam dann der Putsch, der zufanimenklappte. Ich mußte an dem Tage nach Starnberg   und sagte zu einem Bekannten: Wenn ich zurüdtomme, ist die ganze Geschichte zu Ende", und so ift es wirklich gekommen. Ich übernahm dann die Verpflegung Wenn ich zurüdtomme, ist die ganze Geschichte zu Ende", und so der Ehrhardt Brigade und habe bis zum 15. Dezember vom ben bayerischen   Bauern Material für 15 000 Mannschaftsspeisungen ohne einen Pfennig Geld zusammengebracht, denn die natio­nalen jungen Leute hatten nichts zu essen. In München   blieb ich, da ich einen Prozeß mit Dr. Janczit hatte, der wegen Betrugs angeflagt war. Ich erwähne das, weil ich durch Janczik, der das Haupt einer ganz bestimmten Clique ist, Herrn v. Tettenborn femen Berlin  , um Janczik weiter zu beobachten und mir, da eine Staats­umstellung nicht mehr zu erwarten war, eine andere Position zu schaffen. So fam ich dazu, am 3. Jamar d. J.

Bor bem Schwurgericht des Landgerichts I   begann heute vor mittag der auf mehrere Tage berechnete Prozeß gegen Thor mann und Grandel, die im Berdacht stehen, im Januar d. 3. einen Mordanschlag auf General v. Seedt geplant zu haben. Den Borsitz führt Landgerichtsdirektor Dr. Tolf, während die Anflage von Generalstaatsanwalt Lindow   und Staatsanwaltschaftsrat Dr. Burghardi vertreten wird. Die Verteidigung der An­geklagten liegt in den Händen der Rechtsanwälte Justizrat Hahn, Bloch und Sad. Kurz vor Beginn der Verhandlung wurden die beiden Angeklagten in den Saal geführt. Beim Aufruf der Zeugen stellt der Borsitzende fest, daß Major Gilbert nicht erschienen ist. Der zweite Hauptzeuge, der Sekretär bei der Deutschvölfifchen Frei­heitspartei, Herr v. Tettenborn, der in Hitleruniform por Ge richt erschien, erklärt, daß Gilbert die gerichtliche Ladung nicht ergelernt habe. Am 17. Dezember fuhr ich dann wieder nach halten habe. Zur heutigen Berhandlung war auch Oberregierungs­rat Dr. Weiß, der beurlaubte Chef der politischen Polizei, und Oberregierungsrat Mühleisen aus dem Reichskommiffariat für die öffentliche Ordnung, erschienen.

der Deutschvölkischen Freiheitspartei   in der Deffauer Straße einen Besuch abzuftctten.

Bors: Kannten Sie denn diese Partei näher?

Hierauf wird der Angeklagte Alexander Thormann zur Sache vernommen. Er erzählt, daß er in Kopenhagen   als Sohn eines Montagemeisters bei der Alpine- Montage- Gesellschaft" ge­boren und als Kind nach Deutschland   gekommen sei. Bei seinem Bater habe er in Mainz   das Schlosserhandwerk erlernt und sei Angell. Thormann: Ich kannte Herrn v. Tettenborn bereits als 18jähriger Mensch selbständig gewesen und habe Leute und wußte, daß er in der Roßbach- Affäre die unjaubere Rolle ge­beschäftigt. Dann habe er mit seinem Vater und seinem Bruder spielt hat. Im Bureau der Deutschvöltischen stieß ich auf Bulle, das Geschäft zusammen betrieben, bis 1907 infolge eines großen der im Begriff war, fortzugehen, und wurde von Tettenborn in ein Familienkraches" die Firma aufgelöst wurde. Weiter berichtet Ronferenzzimmer gebeten, wo wir über alles mögliche sprachen. Ich Thormann, daß er bei Kriegsausbruch beim 3. Garde fragte Tettenborn: Wo ist der Spitzbube Janczik?" Wo ist der Spitzbube Janczit?" regiment eingezogen gewesen, dann aber zur Kraftradabteilung ver- Tettenborn sah zur Erde und behaupteie, er wisse es nicht. sezt worden sei, wo er stürzte und sich einen Schädelbruch Beiter erklärt Thormann: Unsere nationalen Ber­zuzog. 1918 fei er von seiner Frau geschieden worden bände sind alle durch Spigel zersegt, und Tetten­und habe infolge eines seelischen Zusammenbruches den Wunsch born, der halbjude, ist der Erzspiel. Immer weiter gehabt, seine ganze bisherige Lebensweise umzustellen. Er 30g geht die fehr geläufige Rede Thormanns, der in der Hauptfache nur zunächst in einen kleinen Orf an der Offfee, übersiedelte aber dann das eine Thema hat" Der verdammte Spigel Tetten nach zwei Jahren infolge ewiger Schifanen der Behörden" nach born." Geschickt und mit großer Gewandtheit versteht es aber Süddeutschland  . In diefem angeblich demokratischen Süddeutsch- Thormann zu gleicher Zeit auf sein Ziel loszusteuern: ich bin un land verfolgte man mich genau jo. Ich betrieb dort ein kleines schuldig, ich habe nicht das geringste mit dem Attentat gegen Seedt Hotel und da ich mein Vaterland sehr liebte und ihm dieren wollte, zu tun. Alle Schuld liegt bei Tettenborn, den zu entlarven mein so beschloß ich, das Geschäft zu verkaufen und Deutschland   zu einziges Bestreben und meine Aufgabe in Berlin   war. Nach etwa bereisen, um festzustellen, wie überall die Stimanderthalbstündiger Rede ist Thormann erschöpft und der Borsigende mung sei. Ich fuhr zunächst an den Rhein   und kam dann nach läßt eine tieine Bause eintreten. Nach der Baufe fährt Thormann München, wo ich in nationalsozialistischen Versammlungen bekannte Führer der Rechtsbewegung fennen lernte, und mit ihnen in 2ause bengel Tettenborn, dem er die Maske herunterreißen Jetzt ist er erregt, er spricht von dem alunten und Gedankenaustausch trat. Um Neujahrstage 1923 tam ich nach Berlin   und fuhr Anfang Januar wieder nach München   zurück. Hier wollte, der geäußert hat: fette nun eigentlich meine politische Tätigkeit ein. Am 2. Januar war ich bei Roßbach und bei diefer Gelegenheit erzählte er mir, daß ihn am Vormittag ein Phänomen, ein Deutschamerikaner, namens Dr. Janczif besucht habe, der schwerreich sei und seine diplomatischen Künste für Auslandsverbindungen anbiete. Ich bat, diesem Herrn vorgestellt zu werden, was auch geschah. Inzwischen mußte ich wieder nach Berlin   zurüd, weil es meinem Vater schlecht ging und ich dessen Geschäft auf die Beine stellen mußte. Dann bin ich am 23. Oftober abermals nach München   übersiedelt und dort traf ich schon am Bahnhof einen Bekannten.

der mir zuflüfferte: Es geht lost"

"

Die Verhandlungen im Bergbaukonflikt. Heute vormiffag 10 Uhr begannen im Reichsarbeits­minifterium unter dem Vorsitz von Dr. Syrup. Bräfident der Reichsarbeitsverwaltung, die vom Reichsarbeitsminister angeordneten Berhandlungen zur Beilegung der Aussperrung der Bergarbeiter. Die Zechenbefizer verlangen nach wie vor die Einhaltung des Schiedsspruchs", der die Schichtzeit der Bergarbeiter unter Tage um eine Stunde, auf acht Stunden, bis zum 1. Juni 1925 verlängert, die der Arbeiter über Tage auf 10 Stunden bis 78 Stunden die Woche, ohne jede Sonder­entschädigung, ohne Möglichkeit, zur normalen Arbeitszeit zu­rückzukehren, sobald wieder normale Zustände eintreten. Ge­rade auf die beiden lehten Umstände weisen die Bertreter der Bergarbeiterverbände mit besonderem Nachdruck hin. Der Berlauf der bisherigen Verhandlungen läßt irgendwelche Schlüffe auf deren Ergebnis noch nicht zu.

Die Landtagsfraktion zum Ruhrkampf.

Antrag auf Verteilung der Micumlaften. Die fozialdemokratische Frattion des Preußi­schen Landtages hat zur baldigen Beilegung des großen Wirt fchaftstampfes im Ruhrgebiet   folgenden Antrag ein­gebracht: Der Landtag wolle beschließen, das Staatsministerium zu ersuchen, mit aller Energie und Dringlichkeit auf die Reichsregierung einzuwirken, daß die Lasten aus den Micum- Berträgen fofort auf die gesamte deutsche   Wirtschaft verteilt werden.

Damit verbunden wird die Besprechung der sozialdemokra Der Landtag trat heute um 11 Uhr in die Etatsberatung ein. tischen und fommunistischen Interpellationen und Anträge zum Arbeitstampf im Ruhrbergbau.

Abg. Husemann( S03.)

begründet einen Antrag, der das Staatsministerium ersucht, zur un­verzüglichen Deffnung der Staatsbetriebe im Ruhrrevier die not­mendigen Mittel bereitzustellen, den Kommunen im Ruhrrvier zur Unterstüßung der unverschuldet in Not geratenen Bevölkerung ber Bergrepiere die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen, auf die Reichsregierung aufs stärkste einzuwirken, damit der ver­serende Wirtschaftsfampf in den Bergrevieren im Verhandlungs. roege beigelegt wird. Der Redner geht auf die Borgeschichte des jetigen Rampfes im Ruhrrevier ein und sucht nachzuweisen, daß die Unternehmer en feit dem Abbrudes passiven Wider

Er

Der Seedt ist der Untergang der nationalen Bewegung. Thormann erflärt auf Borhalten des Vorsitzenden: Meine Hand lungsweise in Berlin   ist lediglich, pinchologisch zu erklären." verwechselt aber Psychologie und Phantastit. Wie phantastisch diese fogenannten nationalen Berbände sind, das erfährt man aus dem Mund Thormanns selbst, der es doch am besten wissen muß und der heute sagte: Ach, Herr Landgerichtsdirektor, wenn alles das ausgeführt worden wäre, was in den nationalen Berbänden geplant worden ist, wäre in Deutschland   und Frankreich   fein Stein mehr auf ( Fortsetzung in der Morgenausgabe.)

dem andern."

standes unter ständiger Verlegung der Tarifbestimmungen und unter Berstößen gegen Treu und Blauben ihre wirtschaftliche Macht gemißbraucht hätten, um die Arbeitsbedingungen der Bergarbeiter zu verschlechtern.

Geradezu erbärmliche Löhne werden den Bergarbeitern bezahlt. Keine Familie fann mit ihrem Lohn auskommen. Nur einige Bet ipiele: Gin verheirateter Bergarbeiter mit zwei Kindern verdiente pro Tag summa summarum in der Rei nom Januar bis April 5,18 m. bruito, 4,12 m. netto. 26 1. Mai.  ( einschl. der 15 Proz.) 5,88 m. brutto, 4,82 m. netto. Ein 16jähriger Bergarbeiter hatte im April einen Reinverdienst von 25,96 m., ein 14jähriger im April einen solchen von 18,58 m.- Es ist völlig aus gefchloffen, einen Bergarbeiter in diesem Alter mit diesem Schand fohn auch nur zu ernähren.

Fortwährend wird den Bergleuten zugeredet, es sei eben die Not der Wirtschaft, es sei die Last der Micum- Berträge, die auf die Löhne der Bergarbeiter brüden. Aber wie steht es mit der Entbehrung in den Löhnen und Gehältern der Unternehmer. Ein General direttor erhält 6000 M. pro Monat, ein Betriebsdirettor 2000 m., ein Betriebsführer 900 M. usw. Da merkt man von der Entbehrung nichts.

Zu alledem kommt, daß die Unfallziffern im Bergbau in der letzten Zeit wieder mächtig im Steigen begriffen find. 3m Dezember 1922 1491 Unfälle, im Januar 1924 4100, im Februar 1924 4817 und im März 5565. Bon den im Monat März erfolgten 5565 Unfällen waren 58 Loie, davon 42 Verheiratete und 12 Ledige. Diese Zahlen find genau ermittelt worden und stehen einwand frei feft.

Kurzarbeit bei Krupp  .

mit, daß in den mechanischen Betrieben vorläufig unter Beibehaltung Effen, 25. Mai.  ( WTB.) Die Kruppsche Gußstahlfabrik   teilt der bisherigen Kurzschichten weitergearbeitet wird.

Sozialdemokratische Reichstagsfraktion. Die Reichstagsfraktion der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei trat heute morgen um 10 Uhr zusammen. Die Beratungen genommen werden. Abstimmungen haben nicht stattgefunden. wurden um 1 Uhr abgebrochen und werden um 3 Uhr wieder auf

Die durch Nachrichtenbureaus verbreiteten Mitteilungen über den Inhalt der Beratungen beruhen auf Kombinationen. Die Meldung, daß die Fraktion beschlossen habe, den Reichstagspräsidenten zu fordern, ist falsch.

Frankreich   will den Frieden!

Will Deutschland   ihn auch?

Bon Victor Schiff  .

Das andere Frankreich   hat am 11. Mai das maaji volle Erwachen gefeiert, an das wir Sozialdemokraten selbst in den trübsten Tagen der lezten Jahre nie zu hoffen und zu glauben aufgehört hatten. Es ist eine Erfahrung, die sich nach den Tagen des Boulangismus und der Dreyfuß- Affäre nun die Kräfte der nationalistischen Reaktion fönnen wohl por mehr zum drittenmal innerhalb weniger Jahrzehnte bestätigt: übergehend den gesunden Sinn der französischen   Volks maffen früben auf die Dauer fann ihnen dies nicht gelingen. Meist schon bei der ersten Gelegenheit gewinnt dann die alte demokratische Tradition wieder die Oberhand.

-

-

Wie viele von denen, die bei uns am 4. Mai in dumpfer Verzweiflung deutschvölkisch, deutschnational oder fommu­nistisch stimmten, haben diese Torheit nur deshalb begangen, überhaupt nicht mehr glaubten, weil sie nur das Frankreich   des weil sie an die Möglichkeit einer Verständigung mit Frankreich  Nationalen Blocks sahen, mit dem es in der Tat feinen wirk­lichen Frieden geben fonnte; weil sie uns Sozialdemokraten, die auf das bevorstehende Wiedererwachen des anderen Frankreich   hinwiesen, für Narren oder Betrüger hielten! Wie viele unter ihnen werden sich inzwischen gesagt haben: Hätten wir am 4. Mai geahnt, daß schon am 11. Poincaré   ein der­artiges Mißtrauensvotum von seinem Volte erhalten würde, dann hätten wir anders gestimmt!"

Hätten... hätten... Fast die ganze Geschichte Deutsch­ lands   in den letzten Jahrzehnten besteht aus solchen hätten..", aus solchen nachträglichen Erkenntnissen, die man zu spät gewinnt.

Bolt wirklich und endgültig in jene tragische Situation hinein­Ist es jetzt wieder einmal zu spät? Hat sich das deutsche begeben, vor der wir es eindringlich, aber vergebens feit Mo­naten gewarnt hatten: Errichtung eines Nationalen Blocks im eigenen Lande in demselben Augenblick, in dem das französische  Volt feinen Nationalen Block niedergeworfen hat?

Fast tönnte man es meinen. Am stärksten hatten jeden­falls diejenigen Deutschen   diesen Eindruck, die in den letzten Tagen in Paris   weilten: sie waren auf der einen Seite un mittelbare Zeugen des sturmflutartigen Erwachens der franzö feils in verzweifelter Ohnmacht von weitem beobachten, wie fischen Demokratie; andererseits mußte sie teils verständnislos, ihr eigenes Land von allen guten Geistern verlassen war.

Erneuerung, nach endgültiger Liquidierung einer unheilvollen In Frankreich   ein wuchtiges Streben nach geistiger und blutigen Vergangenheit, nach Frieden und vielleicht gar nach Versöhnung mit dem deutschen   Volfe, nach rücksichts­loser Begräumung aller persönlichen und fachlichen Hindernisse für eine wirklich europäische Politik.

In Deutschland   dagegen ein widerwärtiges hin- und Hergezerre parlamentarischer Kulissenschiebungen, eine Orgie nationalistischen Revandjefrafeels, eine fünstliche Auftür. mung aller denkbaren persönlichen und fachlichen Hinder­nisse gegen den Frieden, gegen die Versöhnung, gegen eine europäische Regelung und Liquidierung der Kriegs- und Nach­friegszeit.

Am schlimmsten kam mir dieser Gegensatz am vorigent Mittwoch nachmittag zum Bewußtsein, als ich das Haus ver ließ, in dem mir soeben der fommende Mann Frankreichs  , Edouard Herriot  , Erklärungen abgegeben hatte, die wohl das stärkste Friedens- und Freundschaftsangebot dar­stellten, das jemals seit vielen Jahren von bürgerlicher fran­zösischer Seite dem deutschen   Bolke gemacht wurde. Ich kaufte die Abendblätter, in der Hoffnung, endlich einmal eine Nach richt aus Berlin   zu finden, aus der hervorgehen würde, daß man dort beginne, die Bedeutung des französischen   Wahl­umschwunges einigermaßen zu begreifen. Und las in fetfer Ueberschrift:" Tirpiz Reichstanzler?"...

Es werden an diesem Tage einige Hundert Millionen Menschen in der ganzen Welt zum Glück einschließlich vieler Millionen Deutscher  land total verrückt geworden?" Diese Frage ist mir in jenent ausgerufen haben: Ist denn Deutsch­Stunden mehrmals gestellt worden, von Gegnern und von An­hängern des Nationalen Blocks. Die Gegner Poincarés waren aufrichtig erschüttert: sollten sie, die aus tiefster Ueberzeugung gegen ihren Billen gezwungen werden, die Zwangspolitit den wirklichen Frieden erstrebten, durch Deutschlands   Blödsinn des Nationalen Blocs fortzusehen? Würden wir wirklich nicht aus diesem Elend herausgekommen? Die Anhänger Poincarés frohlodten: Welche glänzende nachträgliche Rechtfertigung!

Man wird entgegnen können, es habe lediglich den Grund­fäßen des Parlamentarismus und der Demokratie entsprochen, fähigen Mehrheit sich auch an die Deutschnationalen wandten. daß die Mittelparteien, nachdem die Wahlen vom 4. Mai nun einmal so ausgefallen find, auf der Suche nach einer trag­

Das hätte zur Not richtig sein können vor dem 11. Mai. Nach dem 11. Mai war es eine Torheit sondersgleichen. Man durfte doch nicht die Tatsache des Umschwungs in Frankreich  , des bevorstehenden Verschwindens Poincarés einfach igno­rieren, hier auf Grund des 4. Mai genau so handeln und verhandeln, als wäre drüben am 11. Mai gar nichs geschehen. Es wäre vielmehr ein Gebot elementarsier außenpolitischer Bernunft, den Deutschnationalen auf deren Initiative" schroff zu erwidern: Jetzt ist der Friede mit Frankreich   möglich, ihr feid immer ein Friedenshindernis gewesen, von heute ab aber mehr denn je. Laßt uns gefälligst in Ruhe. Oder vielmehr: Greift uns so scharf und rücksichtslos an, wie ihr es nur könnt,