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als er sie aufforderte, auf ihre Plähe zu gehen. Einige von ihnen, die nicht gehen wollten, holte der einst so wilde Rem mele, indem er ihnen zurief:" Geht auf Eure Bläze!". Warum denn?" fragten die Angeredeten. Ihr wißt doch, was wir ausgemacht haben," erwiderte Remmele, und alle folgten ihm prompt und bran.

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| lament!" unbeachtend laffend. Eichhorns Folgsamteit wirkte| besonders beluftigend, weil Scholem   unmittelbar vorher zu Beck hinaufgerufen hatte:" Holt doch Ludendorff  !" und nun statt des völkischen Generals der Kommunist hinaufstieg. Kaum daß die neue Führung der Kommunisten Parla­mentsluft geatmet hat, ist sie auch bereits vom Geist des Die neue Führung der Kommunisten hatte geglaubt, mit Ruh handels angestedt. Am zweiten Tage fuhhandelte ihrer Forderung der Freilassung der politischen Gefangenen o Schrecken Frau Golfe alias Ruth Fischer   unter eine besonders zugträftige Parole gefunden zu haben. Noch Assistenz Hölleins bereits munter mit dem alten Ben unter dem Alterspräsidium verlangten sie einen Beschluß auf trumsmann Fehrenbach in öffentlicher Plenarsizung des Haftentlassung der inhaftierten Reichstagsmitglieder. Das Reichstags. Ein vielversprechender Anfang. Der Kuhhandel Parlament tann aber erst fachliche Beschlüsse fassen, wenn es hatte bereits so lähmend gewirkt auf die revolutionäre Energie tonstituiert ist, d. h. sein Präsidium gewählt hat. Die Sozial- der neuen Führung, daß sie am Schluß des zweiten Tages auf demokraten erklärten sich bereit, nach dieser Wahl sofort die die bei der Eröffnung mit so großem Geschrei erhobene For­Freilassung der Abgeordneten zu behandeln und sie auch ohne derung der Freilassung der politischen Gefangenen vollständig Kommissionsberatung fofort mit zu beschließen. Genosse Löbe vergessen hatte. Sie stellte nicht einmal mehr den An­machte die Kommunisten darauf aufmerksam, daß die Justiz trag, die Freilassung der Gefangenen auf die Tagesordnung behörden die Gültigkeit eines unter dem Alterspräsidenten   ge- der nächsten Sigung zu stellen. faßten Beschlusses bestreiten und die Abgeordneten nicht frei laffen würden. Deshalb könne man den Beschluß erst nach der Konstituierung fassen, wenn man wirklich die schleunige Freilassung der in Haft befindlichen Abgeordneten herbeis führen wolle. Das schien auf die Kommunisten nicht ohne Eindruck zu bleiben. Sie hörten Löbe ganz kleinlaut an und ließen es ohne Widerspruch zur Präsidentenwahl tommen. Als nach der Präsidentenwahl aber über die Haftentlassung der Abgeordneten verhandelt wurde, führte die glorreiche Tattit der Kommunisten zunächst zu einer Ablehnung Der Forderung. Die Sozialdemokraten mußten erft einspringen, um die Sache der Inhaftierten neu aufzunehmen und vor den Geschäftsordnungsausschuß zu bringen. Dahin wäre sie allerdings fofort und ohne Wider spruch gefommen, wenn die Kommunisten nicht ein einziges Wort dazu gefagt haben würden.

Bei der Wahl des Präsidiums zeigte sich die neue Füh rung der Kommunisten in ihrer ganzen Größe. Sie stimm­ten was ihnen niemand verargen tann- im ersten Wahl= gang für einen eigenen Kandidaten, den Abgeordneten Thäl mann. Aber sowohl bei der Stichwahl zwischen Löbe und dem Deutschnationalen Wallraf, wie auch später bei der Wahl des ersten Bizepräsidenten Dittmann hielten fie es für geboten, gegen den Sozialdemokraten zu stimmen. Offenbar sind ihnen Reattionäre lieber als Sozialbemo fraten! Aber die ganze Infonsequenz ihrer Haltung trat moch flarer hervor, als jie unter Berufung auf die Gepflogen heiten des Hohen Hauses", wie Roenen so schön sagte, An­spruch auf den Boften des britten Bizepräsidenten erhoben und fich damit bereit erklärten, einen der Ihrigen als Hüter derfelben Geschäftsordnung fungieren zu lassen, Die sie nach der Erklärung Thälmanns am ersten Sißungstage angeblich nicht anerkennen! Als Anwärter für den Bizepräsidentenposten schlugen sie ausgerechnet den Abgeord meten az vor, deffen eftes Auftreten ebenso wie das Scholems so verheerend gewirkt hatte, daß Wulle unter ftür mischer Heiterfeit und Zustimmung bei einer Rede Scholems triumphierend ausrufen fonnte: Wenn Sie noch lange reden, wird der halbe Reichstag   bald deutschvölkisch fein!"

Da die Kommunisten den sozialdemokratischen Anspruch auf den ersten Bizepräsidenten nicht anerkannt hatten, ftimm ten selbstverständlich nunmehr auch die Sozialdemokraten nicht für Thälmann  , worüber die Kommunisten pflichtschuldigit Entrüftung martierten. Uebrigens hatten sie von Anfang an geholfen, ben bürgerlichen Parlamentarismus schnellstens in Betrieb zu bringen. Als der Alterspräsident Bod den Rom  munisten Eichhorn mit als provisorischen Schrift führer ins Präsidium berief, folgte er willig und ficht lich geehrt dem Rufe und half fleißig und forreft beim Namensaufruf, die Aufforderung der Frau Gohlke Blias Ruth Fischer  , Oben rufst du nieder mit dem Bar­

Der patriotische Boykott.

Von Ernst Degner.

Befanntlich besteht in Deutschland   ein Bühnenfartell, das den Berband der Bühnenschriftsteller und-fomponisten, die Bereinigung für Bühnenverleger und den Bühnenverein umfaßt. Weniger be fannt dürfte es fein, daß dies Kartell am Ruhrkampf tätigen Anteil genommen hat. Im vorigen Jahre beschloß ber Verband der Bühnen­Schriftsteller, die Konturenz, nämlich Werke französischer Autoren, von der deutschen Bühne auszuschließen, fo lange bie Ruhrbefehung anbauere. Der Beschluß hätte natürlich feine pratiische Bebeutung gehabt, wenn ihm nich: der Bühnenverein und die Berleger bei getreten wären. Wieder einmal waren für längere Zeit franzöfifche Stüde   von der Bühne verbang fo baß der Ruhrkrieg auch in Diesem Bunft der großen Zeit des Weltfriegos ongeglichen ift. Der Vorstand der Volksbühne hat vor kurzem den Antrag ge­stellt, die Sperre wieder aufzuheben. Zwar ist der Bühnenfariell pertrag zum 1. Juli gefündigt, aber es find Sträfte am Wert, ihn schleunigst zu erneuern und so den Bontott zu einer Dauereinrichtung Bu madjen. Die nationa! gerichteten Streise sind, wie bei der Untents wegtheit ihres Charakters, nicht anders zu erwarten ist, über den Unipag der Boltsbühne empört und führen bas laute Geschüß tönen. Der Worte Patriotismus", nationale Würde" und dergleichen -ins Feld. Unterstützt werden ihre Bemühungen durch die land­läufige Anschauung von dem Wissen französischer Literatur. Franzö fische Stücke find für den Spießer pitant, im besten Fall wizig: tändelnde grazioso Schweinereien. Ueber das Alberne der Auf fichtslos ist aud; eine vergleichende Erörterung über die Qualität franzöfifcher und deutscher   Bühnenwerte. Dagegen muß endlich ein flares ort über die Borauslegungen gesprochen werden, die zu Ipleheit und ähnlichen Maßnahmen führen.

Daß sich die franzöfifchen Bolitiker durch den literarischen Bontott zur Aufgabe des Ruhrmanövers würden bestimmen lassen, das wird felbst der Borstand des Bühnenschriftstellerverbandes für unwahr­Scheinlich gehalten haben. Wenn fich die Haltung der französischen Regierung überhaupt beeinflussen ließ, fo war für die Einsichtigen Plar, daß sie durch das Vorgehen der Bühnenmänner nicht zur Nach­giebigkeit veranlaßt werden konnte. Als einzige Aussicht blühte eine Berschärfung der französischen   Maßregeln.

Der Erfolg war also von vornherein mehr als zweifelhaft. Chenlo haltlas find die Gründe für den verhängten Boykott. Dinge der Kunst heben mit Politik genau fo wenig zu schaffen, wie die Befähigung eines Schauspielers mit der Farbe seiner Augen. Leider läßt sich die Einsicht diefer Selbstverständlichkeit nicht in den ver. nagelten Schädel manches fogenannten Gebildeten hineinpreffen, und es fammt zu blamablen Borgängen, wie vor furzem in Stuttgart  , wo in Staatsanwalt Dr. Stüdle in der Borstellung von Büchners Danton" an dem Singen der Marseillaise   Anstoß nahm. Er be­Schimpfte die Theaterleitung, und die Straffammer sprach ihn in dem angestrengten Beleidigut gsprozeß frei. Man hätte die Marseillaise  aus Rücksicht auf die nationalen Gefühle rhythmisch murmeln" Jollen!

Noch schlimmer steht es um die innere Berechtigung des Boykotts. Ben einem Schriftstellerverband müßte man erwarten, daß er das

Die abgehalfterten früheren Führer der Kommunisten, die Höllein, Remmele, Stöder, Koenen, Fröhlich und Ge. nossen, hielten sich sichtlich zurüd, offenbar, um den neuen Führern Thälmann  , Frau Golfe alias Ruth Fischer  , Scholem  und Raz Gelegenheit zu geben, ihre Feldherrntalente zu zeigen. Wiederholt fonnte man aus den Gesichtern der Av­Wiederholt konnte man aus den Gesichtern der Ab­gehalfterten den Ausdruck der reinsten Freude", die man Schadenfreude nennt, recht deutlich lesen. Kein Zwei­fel: im Vergleich mit den neuen Größen war die Führung der KPD.  - Fraktion geradezu glänzend, als der jetzt wegen Reformismus  " nicht einmal wieder aufgestellte Bark noch ihr Vorsitzender war. Hätte Sinowjew   den beiden ersten Reichs­tagssizungen von der Tribüne aus beigewohnt, er würde die ganze neue fommunistische Reichstagsfraktion famt ihrer glor. reichen Führung zum Teufel jagen und sie zur Niederlegung ihrer Mandate zwingen. Deshalb: Sinowjem hab' Erbarmen!

Die verhafteten Reichstagsabgeordneten.

Freilaffungsbeschlüsse des Ausschusses.

Freitag nachmittag 5 Uhr tagte der Geschäftsordnungsausschuß des Reichstages, um über die Anträge auf Freilassung der teils in Strafhaft, teils in Untersuchungshaft befindlichen Abgeordneten zu beraten.

fuchungshaft) die Haftentlassung. Ueber die weiteren Fälle der Rome muniften Pfeiffer, Lindau  , Urbahn und Jabasch soll Montag früh 10 Uhr weiter verhandelt werden. Bis dahin soll das Reichsjustizministerium tonfretes Material gegen diese Abgeordneten einbringen, wenn solches vorhanden ist.

Auf Vorschlag des Genossen Dittmann beschloß der Aus­schuß, den Reichstagspräsidenten Wallraf zu ersuchen, auf Montag nachmittag eine Plenarsigung des Reichstages anzu­beraumen und die Haftentlassungsanträge auf die Tagesordnung zu fehen unter der Voraussetzung, daß alle Fraktionen sich verpflichten, eine Anträge zu stellen, in dieser Plenarsizung noch andere Gegenstände zu verhandeln oder solche auf die Tagesordnung der bann folgenden Plenarsizung, die für die Regierungserklärung vor­gefehen ist, zu sehen. Damit erklärten sich alle Parteien ein schließlich der Kommunist en einverstanden.

Siegreich woll'n wir...

Herr v. Radowitz bietet Frankreich   ein Militärbündnis an. Der Sozialdemokratische Parlamentsdienst" berichtet: Bor wenigen Wochen beschloß der Deutschnationale Landbund, daß das Dames- Gutachten abgelehnt werden müsse und erst dann mit dem Feindbund" verhandelt werden könne. Aehnliches war bis in den letzten Wochen vor der Wahl wiederholt in der deutsch  nationalen Bresse zu lesen. Das ist deutschnationale Theorie! Ihre Bragis ergibt genau das Gegenteil: Sie, die alle vorangegangenen Regierungen der Republik   wegen ihrer notwendigen Berhand­lungsgeneigtheit mit den Ententemächten befehdeten und be schmußten, sind jetzt charakterlos genug, nicht nur deutschnatio­nale Deputationen zur französischen   Botschaft in Berlin   zu schicken, sondern auch hervorragende Mitglieder ihrer Partei nach Frankreich   zu entfenden. In Paris   weilte ein politischer Beauftragter des deutschnationalen Parteisekretariats tagelang, um die Stimmung der Links­parteien zu fondieren und zu erflären, daß die Deutschnationale Partei viel friedfertiger sei als die Sozialdemokratie und eine viel bessere Erfüllungspolitik treibe, als es bisher durch Deutschland  geschehen sei. Außer ihm war Herr v. Radowih, der Bruder des deutsch   nationalen Kandidaten für das Außen­ministerium, von Berlin   aus beauftragt, mit den zukünftigen Regierungsparteien in Frankreich   Fühlung zu nehmen. Er hat in den letzten Tagen wiederholt in einem Klub, der gute Beziehungen zu Briand   unterhält, verhandelt. Aber auch das von den deutsch­nationalen Mittelsmänner den Linksparteien fortgefekt als Zeichen der Friedfertigkeit angetragene deutsch   franzöfifche Mili. tärbündnis hat das bestehende Mißtrauen gegen die deutschen  dienerische Erklärungen, und in der Deffentlichkeit großes Geschrei Kriegsverlierer nicht behoben.- Hinter den Kuliffen liebevoll über den Feindbund" echt deutschnational!

Neuregelung der Personalabbauverordnung Gesekentwurf des Finanzminifteriums.

Staatssekretär Jo el, der das Reichsjuftizministerium verwaltet, gab zunächst einen Ueberblick über die Straftaten, die den in Haft Befindlichen zur Last gelegt werden. Dabei wiederholte er in großer Breite die bekannten Beschuldigungen gegen die Zentrale der KPD., was Genoffen Dittmann veranlaßte, zu beantragen, daß der Ausschuß diesen Geschichten entweder leine Beachtung schenke, oder aber, daß ebenso ausführlich all bie Umst ur 3 projekte der Deutschoöltischen vorgetragen würden, die im Falle Kriebel eine Rolle gespielt haben. Genosse Dittmann verlangte, daß an Stelle allgemeiner Beschuldigungen gegen die KBD. oder deren Zentrale angegeben werde, welcher tontreten Delifte die verhafteten Abgeordneten beschuldigt würden. Der Kommunist Roenen verlangte, daß der Reichstag   entsprechend seiner bis. herigen ständigen Gewohnheit die Freilassung der Abgeordneten be. schließe. Genosse Dr. Rosenfeld, der Berteidiger des verhafteten Kommunisten Pfeiffer, der mit den Justizbehörden die Sache ver handelt hatte, bestätigte, daß keinerlei Beweise für tonkrete Bereit einstweilen in ben Ruhestand zu versehen, in absehbarer gehen der verhafteten Abgeordneten vorhanden feien. Genoffe Löbe ging auf einzelne der Fälle ein und verlangte allgemein, daß ohne weiteres die Haftentlaffung beschlossen werde, selbst wenn das Strafverfahren vorläufig noch weiterginge. Nad) längerer Nach Disfuffion wurde gegen wenige Stimmen beschlossen: Im Falle des Rommunisten endemann Haftentlassung und Einstellung des feit 1921 schwebenden Verfahrens, im Falle des Kommunisten 2a bemann( 1 Jahr Gefängnis) und im Falle des Deutsch  . völkischen Kriebel( 5 Jahre Festungshaft), fowie im Falle der Kommunisten Florin, Buchmann und Schlecht( Unter­und Schlecht( Unter­

Berhältnis zwischen Dichter und Bublifum abzufchäßen weiß. Nicht der Zuschauer oder Leser oder Verleger oder Theaterdirektor ist der Gebende und der Dichter der Empfangende, sondern umgefehrt. So trivial es flingt, die Tatsachen zwingen, es wieder auszusprechen: der Künstler ist der Wegebahner der Kultur, ber begnadete Führer aus dem Tal des Alltags in die Höhe. Deshalb haben wir dem Dichter dankbar zu sein und nicht uns der Dichter. Wir sind es, die einen Berluft erleiben, wenn wir ihn nicht hören, mag er Eng. länder, Inder oder Franzose sein. Der Schriftstellerverband aber geht wir die Gewogenheit haben, ihn auf uns wirken zu lassen. Denn er von der Anschauung aus, daß der Dichter es uns danten muß, wenn wird ja dafür bezahlt. Das ist eine funstfremde, eine widerliche, eine längst zum Tobe verurteilte Meinung, die främerhafte Anschauung steikt in dieser Auffassung ein Fünfchen Würde, die man so oft und von dem moralischen Uebergewicht des gefüllten Portemonais. Wo so gern im Mund führt? Wieviel würdiger wäre es, fernab vom Gegeifer de Chauvinisten unbeirrt den erlösenden Weg der Kunst zu gehen. Wollt ihr euch nicht weiter zum Gefpött der Kulturwilligen machen, so hebt den Berfott schleunigft auf, diefen fleinlichen Rache aft, diese Repreffalie, die mie jede Repreffalie dumm und ungerecht und ohne jeden Rußen ist!

Verfallen!

diele" rätelte, bestellte die dritte Flasche. Bald mischte sich der Der blonde Herr, der sich im Korbfeffel der Simpliziffimus­Wiederschein der bischofsblauen Stehlampe mit der Edelfarbe des Weines. Ueberhaupt, es war die Stimmung, die Leute feiner Art brauchten. Im gegenüberliegenden Spiegel betrachtete er wohlge­fällig seine Weinlarve.

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Tosellis Serenade legte er 20 Bierteldollarscheine auf ben Tisch. Ober! Zahlen!" Unter der dezenten Musikbegleitung von ,, Verzeihung, mein Herr, die Scheine sind verfallen feit gestern." Berfl..." Geld, genügend, ha!- Gott und dem Geschäft fei gedankt er hatte noch anderes Sonderbar, immer war diese dritte Flasche schuld, daß das Gang wert etwas mühselig wurde. Chauffeur!.. Lächerlich, drei Minuten zu fahren. fcheine empfing. Der Gummihäutige blinkte die Taschenlampe an, als er die Gefb. Nee juter Mann, die nehm id nich!" Der Blonde zermahlte einen Fluch zwischen den Zähnen. Am anderen Morgen war er start perfrüht auf den Beinen, " Bu dir ist mein liebster Gang," piff er vor sich hin. Dann schritt er durch das Portal der Reichsbant. Hier herrschte eine Leere, die man in dergleichen Instituten immer als wohltätig empfindet. Schon faul! Tage vorher hatten schon Lehrlinge, Raffenboten und allerhand Kleinvolt, das man diefe Gänge fun läßt, fich stundenlang bie Haden abgetreten. Am Schalter erfuhr er aus ofiziellem Munde: Bu spät! Verfalltag gestern." Der Beamte zuckte be. dauernd die Achseln und fah den Butschraubenden halb mitleidig, halb spöttisch durch seine Eulenbrille an. Dann schloß er den Edhalter.

Der Mann mit den vielzuvielen Bierteldollarscheinen mußte zunächst feinen anderen Ausweg, als einmal gründlich zu schimpfen,

Im Reichsfinanzministerium ist ein Befehentwurf zur Berfonalabbau Berordnung ausgearbeitet, der u. a. eine Aufhebung wesentlicher Bestimmungen der Bersonalabbau- Ber ordnung vorsieht. Insbesondere soll die durch die Personalabbau­Berordnung geschaffene Möglichkeit, entbehrliche Beamte jeber­Beit wieder beseitigt werden. Auch ist beabsichtigt, den Art. 14, nach bem verheirateten weiblichen Beamten gekündigt werden kann, badurch günstiger zu gestalten, daß ihnen eine Benfion gewährt werden soll, wenn infolge des Todes des Ehemannes oder infolge unverschuldeter Scheidung ihre wirtschaftliche Bersorgung nicht gesichert ist. Ferner befindet sich die Frage, ob bei der Ben ionstürzung von der Anrechnung des Einfommens qus Privatvermögen abgesehen werden kann, in erneuter Brüfung. Der im Reichsfinanzministerium ausgearbeitete Entwurf wird dem Reichsrat und Reichstag nach vorangegangener Beschlußfaffung durch die Reichsregierung alsbald zugehen.

auf die Bant, auf die Zeit, auf den Staat in seiner jegigen Form, nur sich vergaß er, dann schlug er mit seinem Spazierstod einen furchtbaren Reif und stürzte sich in den Strudel einer Berkehrs­ftraße. Nachbentlich blieb er. an vehiedenen Geschäften stehen, am Juwelierladen, bei seinem Bigarrenfrißen, dann ausgerechnet bei einer Bananenfrau. Aber auch diefe parierte gefchict feinen Angriff. Die ganze Stadt foll ausrutschen auf Bananenschalen!" Nach diefem Segenswunsch schweifte er durch die Anlagen der Bor stadt   zu. Hier flutete das tolle hasten ab, das Gehaben der Leute ward ruhiger und harmloser. In den Läben lagen bescheidene Kon­fitüren, vergilbte Attrappen, billiges Kleinzeug. Ob sich hier ein " Bersuch" lohnte? Bald betrat er ein fleines, aber sauberes.Schuh­

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gedhäft und fand merkwürdig schnell ein Paar entzückende Stiefel­chen. Er zahlte feine verfallenen Darlehnsscheine auf. Das alte Mütterchen nidte befriedigt, er auch. Man mußte ftolz fein auf folche Kavalierfundschaft. Draußen entflammte er eine Upman und sprang auf die Elektrische, es war schließlich nühlich

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Schuft! Schuft infamer!" War das nicht ein feines Stimmchen in seinem Innern? Ruhe da drin! Lächerlich, die anderen Armes deutsches Bolt! Bist du nicht das gutmütige Mütter­den? Belogen, betrogen von den Gaunern der Welt und den eigenen Brüdern. Mandymal vergißt mans wieber, aber so ein verfallener Dollarschein, den dir dein Nächster reicht, erinnert dich wieder daran. A. V.

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Das Lauchstedter Goethe- Theater als Bolfsbühne. Da das Lauch. war, ist die Mitteldeutiche Boltsbühne mit der Provinz stedter Goethe- Theater bisher nur einem kleinen Kreise zugänglich Sachfen, der Befizerin des Lauchftedter Goethe- Theaters, in Ber­handlungen getreten, die darauf hinzielten, man möge der Volks bühne das Theater zu Borstellungen im großen überlassen. Diese Verhandlungen haben, wie wir hören, zu einem günstigen Ergebnis geführt, und es werden schon in nächster Zeit ständig Boltsvor stellungen in dem altehrwürdigen Goethe- Theater stattfinden.

Französische   und deutsche   Studenten. Auf dem letzten inter nationalen Stubententongreß, der vor einem Monat in Paris   abgehalten wurde, hatten die Vertreter Frankreichs   den Borschlag gemacht, mit den deutschen   Studenten wieder Be. Statuten unterwürfen. Nach dem Deuvre" hat eine nach Deutsch­ziehungen anzufnüpfen, vorausgefeßt, daß fie sich den vorgesehenen land entfandte Rommission neutraler Studenten teine Ergebnisse erzielt. Die deutschen   Studenten hätten sich geweigert, ihre Statuten abzuändern und unter anderem die Bedingungen gestellt, daß bie deutsche Sprache als offizielle Sprache auf den internationalen Ron­greffen anerkannt, und daß ihre Zulaffung einstimmig ange­nommen werde.

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Staatsoper. Die Meistersinger bon Nürnberg", deren faenische Neugestaltung zur nächsten Spielzeit vorbereitet wird, gelangen Sonntag, den 1. Juni, unter Leitung son Stabellmeister Gzell in teilweifer Reubefehung der führenden Rollen zur Aufführung. Hans Sachs   fingt Friedrich Schorr   als erstes Auftreten nach seiner Rüdfehr vom Amerifa- Urlaub, Cochen erstmalig Elfriede Marherr Wagner, Stolzing  : aldemar Gente. Die ergänzenden Partien der Mei it er sind bei diefer Björn Palen, Bedmeffer: Heinrich Schulz, Bogner: Dito Helgers, David: Aufführung zum erstenmal durchweg mit folitischen Kräften befest. In hen Chören mirten neben den dem Institut wieder verpflichteten führenden Sträften die gesamten neuen Mitglieder mit.( Mufitalische Ein tubierung: Professor Riebel)