Gewerkschaftsbewegung
( Siehe auch 4. Seite Hauptblatt.)
Wer an den„ Vorwärts" schreibt. Arbeitnehmer, die durch den Vorwärts" ihre Klagen und Be. schwerden an die Deffentlichkeit bringen wollen, müssen mindestens Namen und Wohnung angeben. Wer aus Torheit oder gar aus Berechnung seinen Namen verschweigt, muß wissen, daß feine Zusendung ohne weiteres in den Papierkorb wandert. Meist ist es nur Unflugheit, was die Einsender anonymer Zuschriften ver= anlaßt, ihren Namen zu verschweigen. Bleibt dann die Zuschrift unbeachtet, schimpfen diefe Leute auf den Vorwärts"; er sei fein Arbeiterblatt mehr und dergleichen.
Ein fleines Beispiel soll zur Anschauung dienen. Ein treuer Verbandskollege, im Namen vieler Kollegen" schreibt:
Als eifriger Lefer euerer(!) Bresse sehe ich mich nun jeden Tag die Augen aus, ob denn nicht einen Tag mal wenigstens ein kleiner Artikel über die Not der Gemeindearbeiter veröffentlicht wird. Es ist ein Hohn, jungen Leuten von 20 Jahren ganze 14 Mart und 52 Pfennige in die Hand zu drücken. Ebenso einem verheirateten Maurer 18 Mart und einige Pfennige. Schämt sich denn die Stadtverwaltung gar nicht, ihre Leute mit Hungerlöhnen nach Hause zu schicken?... Ich arbeite bei der städtischen Straßenreinigung. Bei der letzten
Lohnerhöhung wurden uns 5 Pf. zugestanden, nachzahlbar ab 1. April. Die Lohngruppe bis 21 Jahre erhielt aber nur 3 Pf. ausgezahlt, während die Verheirateten 5 Pf. bekamen. Bei uns Ledigen macht das ganze 144 Pf. in der Woche aus.
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In diesem Falle lag durchaus fein Grund vor, den Namen zu verschweigen. Ueberdies muß ein treuer Verbandskollege" auch wissen, daß hier nur die Organisation helfen fann. Die Mitglieder der Gewerkschaften müssen sich mit ihren Beschwerden in erster Linie an die Vertrauensmänner ihrer Organisation wenden und sie veranlassen, bestimmte Anträge zu stellen, um die Lohn- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Besteht eine tarifliche Regelung, dann muß in der Regel deren Ablauf abgewartet werden. Nur in besonders dringlichen Fällen fann eine günstigere Zwischenregelung von dem Tariffontrahenten gefordert werden. Scheitern berechtigte Forderungen an dem Widerstand des Vertragsgegners, dann wird die Organisationsleitung den Streitfall durch den„ V o r- wärts" der Deffentlichkeit unterbreiten.
Wollten wir alle die Klagen einzelner Gewertschaftsmitglieder über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse, seien es Arbeiter, Angestellte oder Beamte, felbst wenn sie mit genauer Namensnennung erfolgen, im Vorwärts" veröffentlichen, dann reichte deffen Raum nicht aus und die Wirkung wäre verfehlt. Der Redaktion des„ Borwärts" ist es aber auch nicht möglich, alle Angaben einzelner Genoffen auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen. Die Organisationsleitungen, die eine genaue Uebersicht über die Verhältnisse und ihre Zufaumenhänge haben, fönnen sie fachlicher beurteilen und darstellen und bieten uns ohne meiteres eine gewisse Gewähr dafür, daß ihre Schilderungen zutreffend find. Deshalb müssen die einzelnen Gewerkschaftsmitglieder mehr Fühlung mit ihrer Organisation halten und mit arbeiten an der Ausbreitung und inneren Stärkung der Organisation. Mehr Vertrauen zur Organisation und auch einiges Vertrauen zu der Zeitung, von der man fordert, daß sie sich auf feine Angaben verlassen soll.
Zum Schluffe aber noch eines bei dieser Gelegenheit. Die meisten Genossen, die während der Inflationszeit den Vorwärts" nicht mehr halten fonnten, haben ihn nachdem gleich wieder bestellt. Aber es gibt noch so manchen, der zunächt zu einem billigeren Blatt gegriffen hat und heute immer noch ein Blatt wie den„ Lotalanzeiger" oder die„ Morgenpost" hält, anstatt den Vorwärts". Solche Auchgenoffen tönnen dann am besten über Dien" Borwärts" räfonieren, weil sie ihn nicht lesen. Auch hier fönnen die einzelnen Gewerkschaftsmitglieder Abhilfe schaffen, indem fie solchen Kollegen den Standpunkt flarmachen, der ihnen längst flar sein müßte. Der Borwärts" hat teine andere Aufgabe als die, die Intereffen der organisierten Arbeitnehmerschaft in Partei und Gewerkschaft zu vertreten. Wer sich damit ausredet, daß er megen seiner Frau ein billigeres bürgerliches Blatt hält, schädigt nicht minder das Allgemeinintereffe der Arbeitnehmerschaft, wie der, der es deshalb tut, weil ihm der Vorwärts" nicht radikal genug sei. Wer nicht einmal seine Frau über die Dinge aufflären fann, muß schon darangehen, sich erst selber die nötige Aufklärung zu verschaffen. Denn das Selbstverständliche fann nur gelegentlich beiläufig betont werden. Um so mehr sollte es be achtet werden.
Schildhalter der Vaterländischen.
Der Arbeitgeberverein für das füdöstliche Westfalen, gez. von Stal, hat unterm 28. April 1924 ein Rundschreiben( 31/24, Tagb. Nr. 130) an feine Mitglieder gerichtet, worin er auf die Wochen schrift der gelben Drahtzieher aufmerksam macht, die fich als„ vaterländische Arbeitnehmerbewegung" aufspielen. Dieser Arbeitgeber verein befürwortet das Verlangen der Berliner Gelben zentrale, Dessauer Str. 19, um Angabe von Arbeiter und Angestelltenadressen, damit das Blatt diesen in die Wohnung gesandt werden kann:
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" Die recht gut geschriebenen Artikel belehren die Arbeiter dar über, daß Streits nur politische Manöver find, die den Mitgliederschwund der Gewerkschaften heilen follen, das Wirt schaftleben aber untergraben und damit in erster Reihe den Arbeiter fchädigen. Die erste Borbedingung für eine Besserung ist die Hebung der Wirtschaft durch ihre Befreiung von den Lasten des Versailler Vertrages und der Micum- Berträge und durch Mehrarbeit. Es wird eine weitere Bergröße rung der Spanne zwischen den Löhnen der gelernten und ungelernten Arbeiter gefordert, ebenso die Wiederein führung der Vortriegsarbeitszeit. Die überbetriebliche Lohnregelung, d. i. durch Tarifverträge, wird bekämpft. Bekanntlich haben die im Nationalverband deutscher Berufsverbände zusammengeschlossenen wirtschaftlichen Arbeit nehmerverbände, wie die Betriebsratswahlen zeigen, überall in legter Zeit sehr an Boden gewonnen.
Im Essener Bergbaubezirk sind z. B. für die Union 13 321, die freien Gewerkschaften 10 185, die wirtschaftlichen Verbände 3317, Hirsch- Dunder 401 Stimmen abgegeben worden. Auch in den Berliner Betrieben ist die Zahl der wirtschaftlichen Mitglieder der Betriebsräte sehr im Zunehmen begriffen.
Wir empfehlen den Bezug der Wochenschrift durch die Arbeit. geber in der Weise, daß eine Anzahl von ihnen bestellt wird unter Angabe von Arbeiter und Angestelltenadressen.
Wenn sich die Arbeitgeber eines Ortes, z. B. Neheim, Sundern, Warstein, zu diesem Zwed zufammentun, werden sie sich sehr ver. billigen."
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Mit den Abreffen sollen die Arbeitgeber selbstverständlich auch den Bezugspreis für das arbeiterfeindliche Gelbenblatt im Betrage von vierteljährlich 1 m. bei Maffenbezug nach Ueber-bei Massenbezug nach Uebereinfunft" und das ist die Hauptfache. Die" Sebung 8 einsenden der Wirtschaft" soll die Summen für die Finanzierung der Gelbenbewegung wieder einbringen. Die Arbeitnehmer felber müffen den Judaslohn dafür aufbringen, daß ihre Interessen trag nur vorstrecken. von den Gelben verraten werden! Die Unternehmer sollen den Be
Jede Adresse, die die Unternehmer aus ihrer Arbeitnehmerin deren Mitgliederliste. Die Gelbenzentrale führt die Namen der registratur der Gelbenzentrale übermitteln, wird zu einer Nummer Arbeitnehmer, die ihr ohne deren Wissen und Willen angegeben werden, ohne weiteres als Mitglieder der Vaterländischen", die nur mit Hilfe der Scharfmacherverbände auf diese Weise zu Geld und zu Mitgliedern" tommen. Das Geld ist ja die Hauptscche, und die Mitgliederlisten dienen nur zur Propaganda, zur Erlangung weiterer Gelder, die den Arbeitern indirekt entzogen und von den Unternehmern vorgestreckt werden.
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Tarifbewegung im Berliner Tapezierer- Gewerbe.
Alle ernsten Versuche der Arbeitnehmerfommission, die durch Berhandlungen durch Verständigung zu beseitigen, find von den einen Streit für das Gewerbe drohende Gefahr in nochmaligen Unternehmern in den Wind geschlagen worden. Unternehmern in den Wind geschlagen worden. Gemeinsame Verhandlungen find das einzige, wozu die Herren sich noch aufzuschwingen vermögen. Doch eine Verständigung herbeizuführen, das verbietet ihnen der Herrenstandpunkt. Der Machtfizzel läßt auch die Tapezierermeister in den Fehler verfallen, die bisherigen Arbeitsbedingungen, die feineswegs einen Idealzustand darstellten, auf der ganzen Linie zu verschechtern zu suchen. Alle Vorschläge der Arbeitnehmervertreter in den vier strittigen Fragen, Arbeitszeit, Ferien, Arbeitsnachweis und Lohn, die sehr weitgehend waren, lehnten die Arbeitgeber ab, mit Ausnahme einer nichtssagenden Aenderung des Arbeitsnachweisparagraphen.
Handwerker und Unternehmer dem Einfluß unterliegen wollen, Die Herren follten sich doch überlegen, ob sie als selbständige ben ein bestimmter Teil der Verhandlungskommissionsmitglieder der Arbeitgeber, als Werfführer in abhängiger Lohnstellung, die feinerlei Berantwortung bei Erschütterungen zu übernehmen haben, auszuüben versucht.
Sollte feine beffere Einsicht bei den Unternehmerh zum Durch bruch fommen unter Berücksichtigung der Lage im Gewerbe, so wiffen die Herren aus Erfahrung, daß die Berliner Tapezierer noch immer abgelehnt haben, unter entwürdigenden Arbeitsbedingungen zu arbeiten, sondern es verstanden, sich bei passenden Gelegenheiten Ledürfnisse zu befriedigen. solche zu schaffen, die ihnen die Möglichkeit gaben, auch Kultur
Eine Versammung am Mittwochabend 7 Uhr bei Boefer, Kollegen und Kolleginnen, ist Pflicht! Weberstr. 17, mird sich mit den Dingen befassen. Erscheinen aller
Zum Zimmererftreit.
Bon vielen Baustellen Groß- Berlins find uns durch freiwillige Sammlungen der dort beschäftigten Bauarbeiter aller Berufe Gelder zur Verfügung der kämpfenden Zimmerer überwiesen worden. Wir bitten, diesen Akt der Solidarität fortzusehen und so die Zimmerer in ihrem gerechten Kampfe zu unterstützen. Zentralverband der Zimmerer, Zahlstelle Berlin und Umgegend.
Der Streik der Bauanschläger.
Wir ersuchen die Bauarbeiter und die in den Bautiſchle beschäftigten Bauanschlägern die Berechtigungstarte abzureien beschäftigten Tischler, den auf Bauten oder in Tischlereien verlangen. Nur die, die im Befize einer solchen Karte sind, haben die Berechtigung zum Arbeiten, alle anderen find, Arbeitswillige. Die Streitleitung.
Schiedsspruch im Versicherungsgewerbe.
Bom Zentralverband der Angestellten wird uns mitgeteilt: Die Gehaltsfähe des Reichstarifvertrages 1924 für die Angestellten der privaten Versicherungsunternehmungen waren von uns zum 30. April 1924 gefündigt worden. Monatelange Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband deutscher Versicherungsunternehmungen blieben ergebnislos, da die Arbeitgeber jegliche Gehaltserhöhung für die Monate Mai, Juni und Juli ablehnten. Unter Vorsitz von Magistrats rat Dr. Oppler hat der tarifvertragliche Reichsschlichtungsausschuß am 28. Mai folgenden Schiedsspruch beschlossen:
,, 1. Die Säße des Teil II RTV. 1924 werden für die Zeit vom 1. Mai 1924 bis 31. Juli 1924 um 15 Proz. erhöht.
2. Der Antrag, den 5prozentigen Abschlag der in München und Stuttgart beschäftigten Angestellten megfallen zu lassen, wird als im Widerspruch mit den Bestimmungen des Teil I RTV. stehend abgelehnt.
3. Die Anträge betr. Gehaltserhöhung für den Monat April 1924 und Beibehaltung des Sonderzuschlags gemäߧ 3 Biffer 7 Abs. 3 werden abgelehnt. Erklärungsfrist bis Dienstag, den 3. Juni 1924, nachmittags 3 Uhr."
Der Schiedsspruch unterliegt nunmehr der Abstimmung der be. teiligten Angestellten.
Für die taufmännischen Angestellten des Buchdrudgewerbes find die Tarifverhandlungen zur Festsetzung der April- und Mai gehälter beendet, Gehaltsablommen im Ortsbureau des 3d2. Der Manteltarif ist bis zum 30. September verlängert worden.
Für Torfarbeiter gibt es feine Arbeitsgelegenheit im Bezirk Meppen, Papenburg und in der Grafschaft Bent heim i. H. Für die Moorkultur in der Grafschaft Bentheim werden die notwendigen Arbeitskräfte nur von den Arbeitsnach weisen Osnabrück und Hannover vermittelt. Es ist daher zwedlos, ohne Zustimmung der beiden Arbeitsämter dorthin zu fahren, weil die sich meldenden Arbeiter zurückgewiefen werden. deutschland Arbeiter und deren Familien an für Arbeiten in Gewissenlose Agenten werben in Pommernund Mittel. den obengenannten Bezirken.
Arbeitsgelegenheit ist überhaupt nicht vorhanden und außerdem ist Wir warnen dringend, solchen Anwerbungen zu folgen. der Lohn( 30 Pf. pro Stunde) so gering, daß niemand damit aus
Deutscher Verkehrsbund, Verwaltungsstelle Osnabrüd. 3m englischen Baugewerbe ist gestern die Entscheidung über einen eventuellen Streit erfolgt. Da eine Mehrheit von 27 000 Stimmen für die Annahme des Bermittlungsvorschlages war, so ist der Streif vermieden worden.
Tapezierer. Versammlung aller Tapezierer am Mittwoch, den 4. Juni, abends 7 Uhr, bei Boeker, Weberstr. 17.
Zentralverband der Angestellten. Fachgruppe Papier, Sektion Buchhandel: Funktionärversammlung morgen ( Montag) 7 Uhr im Ortsbureau, Belle- Alliance- Str. 7-10. Uhr im Restaurant Binte, Eisenacher Str. 75. Mitgliederversammlung des Werbebezirks Schöneberg morgen( Montag) Bezirksversammlung Steglig morgen( Montag) 8% Uhr im Logenrestau rant, Stegliz, Albrechtstr. 112a.
Angestellte der Wagen- und Karosseriebetriebe. Bersammlung morgen( Montag) abend 7 Uhr im Klubhaus, Ohmstr. 2. Bericht über die Tarifverhand lungen. Erscheinen aller Ehrenpflicht. Deutscher Werkmeisterverband. den Musikerfälen, Raiser- Wilhelm- Str. 31. Allgemeine Funktionärversammlung Mittwoch, den 4. Juni, 7½ Uhr, in
Deutscher Baugewerksbund. Fachgruppe der Fliesenleger: Dienstag, den 3. Juni, 7 Uhr abends, Mitgliederversammlung im Saal 3 des Gewerkschaftszur Ausgabe. Die Fachgruppenleitung.
hauses. Erscheinen aller Kollegen notwendig.. Der neue Tarifvertrag gelangt
Filmschau.
Die Filme der Woche.
,, Blut und Sand" heißt ein Paramountfilm, der spanisches Stier. fämpferleben verbildert.( Miozartsaal.) Der Stoff ist dem gleichnamigen Roman des spanischen Zola: Blasco Ibanez entnommen, der seinerzeit Jungen wird gezeigt, der es bis zum umjubelten Nationalhelden der im ,, Vorwärts" erschien. Aufstieg und Untergang eines armen Sevillaner Arena bringt, das Milieu der Stierfämpfer, die Arena felber mit den Kämpfen wird vor unseren Augen levendig. Daneben läuft die Liebesgeschichte des Toreros, der von einer großen Dame und noch größeren Stofette seiner treuen Carmen abspenstig gemacht und dann faltgestellt wird. In seiner Verwirrung erschlafft er und wird vom Stiere tödlich getroffen. In der Todesstunde versöhnt er sich mit seiner Frau. Ein Philosoph spricht den Epilog; arme Tiere, arme Menschen, die nichts Besseres wissen, als sich zu töten. Stofflich bietet der Film viel Sehenswertes, das spanische Leben ist nicht nur im Kostüm gut getroffen. Die ungeheure Arena mit ihren Leidenschaften und ihrer Gleichgültigkeit für Menschenschicksale steigt wie ein Symbol vor uns auf. Aber der letzte Elan, die erschütternde Tragit, bleibt aus. Vielleicht lag das am Helden, den Rudolf Valentino etwas reichlich süßlich darstellte ( offenbar lieben die Amerikanerinnen ihn so). Schlicht und natürlich war Lila Lee als Carmen, verführerisch und blendend Nita Nalbi als echte Stimmung.
Stofette, prachtvoll der Bandit Plumitas. Bizets Mufit gab bie große,
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Die Sommerzeit wirkt verheerend auf die Programmauswahl der Rinoverwaltungen. Auch das schwülste Wetter entschuldigt noch nicht einen so alten Badenhüter wie den Boglampf Fattys", den man in den Oswald- Lichtspielen sieht, beziehungsweise fast nicht sieht, weil der Filmstreifen nicht nur abgenutzt ist, sondern auch mit verheerender Geschwindigfeit gedreht wird. Chaplin tritt in diesem Film für die Dauer von zwei Minuten auf, in einer ganz belanglofen Episodenrolle für die Richard- Oswald- Lichtspiele ist das Anlaß genug, den Film als Chaplin und Fatty" anzukündigen. Das Hauptstück bilden
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5 Afte eines österreichisch- ungarischen Films, genannt Zigeunerliebe". Inhalt und Technik verleugnen nicht den Entstehungsort, obwohl Regisseur und Verfasser Thomas Walsh und Burton George heißen. Hier ist der Titel eine Frreführung. Die Liebe des Zigeuners zur Zigeunerin spielt eine ganz untergeordnete Rolle. Wichtiger ist es, daß der Zigeuner den ,, Baron" zu erschießen versucht, weil sie beide etwas auf dem Kerbholz haben man erfährt nicht, was. Dadurch wird die Tochter des Polizeihauptmanns vor einer Liebe zu dem Baron bewahrt-, nachdem es schon sehr bedrohlich ausgesehen hat. Der tapfere sympathische und überdies noch beförderte Sergeant friegt die schöne Tochter( Anny Anbratowa). Eine bilettantische Regie weiß wertvolle Bildgelegenheiten nicht auszunuzen; das Manuskript ist uraltes, längst überholtes. Klischee. -th.
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, Das Schicksal des Thomas Balt"( Alhambra) beginnt als logisch aufgebaute Handlung und endet als regelrechter Kintopp. Der reiche Bauer Balt, der dem Anschein nach zur Eifersucht berechtigt ist, verschenkt sein neugeborenes Kind an fahrende Leute. Sein Weib stirbt, und er tötet den Schänder ihrer Jungfrauenehre, der an der unglücklichen Frau Erpressungen verübte. Darum tommt der Bauer ins Zuchthaus, das er schwere Schicksalsschläge findet dann der Bauer Balt zu Gott zurüd. Das nach 21 Jahren verläßt, im Hader mit Gott und den Menschen. Durch ist natürlich ein Stoff voll dramatischer Wucht, aber das Zusammenballen der Geschehnisse ist oft start unwahrscheinlich, und die Menschen handeln nicht folgerichtig. So wird z. B. der Bauer nicht zur Rechenschaft gezogen, weil er sein Kind verschenkt hat, er kommt gerade am Hochzeitstage seiner Tochter aus dem Zuchthaus, fein im Kloster erzogener Sohn verdingt sich ausgerechnet bei ihm als Knecht usw. Man verspürt den gewollten Aftschluß. Die Münchener Lichtspieltunst brachte diesen Film publifum des fatholischen Agrarlandes und stimmten daher alles auf eine heraus. Die Verantwortlichen dachten wohl vorwiegend an das KinoAgitation für den Kirchenglauben. Franz Sei Regie erbrachte auch nicht einen überwältigenden Moment. Der Filmregisseur von heute ist nicht mehr auf zufällige Erfahrungen angewiesen, daher hätte er die Landschaft ganz anders ausnüßen müssen und sie nicht auf solch altmodische Art und Weise kolorieren laffen dürfen. Die Porträtphotographie hier immerhin noch bestrebt war, dem Film einen wirklich ernsten Chawar bemerkenswert gut, ebenso das Spiel der Darsteller. Während man rafter zu geben, spekulieren die Amerikaner auf die Sentimentalität der anderen und verlassen sich auf ihre technische Vorzüglichkeit und die Sensation. So brachte das Bajag- Theater wieder zwei Amerikaner mit an ständigem Filmniveau heraus. Die Manusfripte sind fleine Nebensäch lichkeiten, welche die Regisseure gut ins Bird umfezen.„ Im lekten Moment" wurde bereits besprochen. In Tom Sheldon, der Meistergraphierte galoppierende Pferde. Doch kommen derartige Szenen bereits jockey", bewundert man Majorie Bensons Reitkunst und fabelhaft photoin anderen Filmen vor, fie fönnen daher den Reiz der Neuheit nicht mehr für sich beanspruchen. Sie sind wirkungsvoll, ohne noch zu verblüffen.
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e. b.
Vorträge, Vereine und Versammlungen.
Deutscher Pazifistischer Stubentenbund. Universitätsprofeffor Weftphal spricht Montag abend 7½ Uhr im Dorotheen städtischen Realgymnasium, Dorotheenstraße. Thema: Deutsche Jugend und europäische Verwaltung". 8ahlreiches Erscheinen erforderlich. Gäste willkommen.
Verband Cherechtsreform. Montag, den 2. Juni, 8 Uhr, Monatsverfammlung im Restaurant Greiffenberger", Jerusalemer Str. 8( oberer Saal). Bortrag von Herrn Dr. jur. Conrad Mendelsohn: Was haben wir vom neuen Reichstag zu erwarten?" Gäste willkommen.
3. Juni, abends 7% Uhr.
Gemeinschaft proletarischer Freidenker, Bezirk Groß- Berlin. Funktionär fibung in der Schule Niederwallstr. 12( am Spittelmarkt) am Dienstag, den spricht Dr. Stillich im Meistersaal, Röthener Str. 38, über„ Die Lösung der Deutsche Gesellschaft für Reichserbrecht. Dienstag, den 3. Juni, 8 Uhr, finanziellen und sozialen Frage durch die Reform des Erbrechts". Rorbost 4: Dienstag, den 8. Juni, abends 8 Uhr, in den Unions- Festfälen,
Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen. Abteilung Greifswalder Str. 222, Mitgliederversammlung. Gaufekretär W. Boetich spricht über Rusagrenten und der Bundestag in Dresden" Ortsverein Sohenneuendorf: Mittwoch, den 4. Juni, abends 18 Uhr, bei Pugger, Sohenneuendorf, Oranienburger, Ede Sauptstraße, spricht Gausekretär W. Boetidy über Rentenversorgung und Fürsorge der Kriegsopfer". Gäste willkommen. Arbeiter Radiolub. Mitgliederversammlung am Mittwoch, den 4. Juni, 3. Mitgliedsbestätigung. Unter dem organisatorischen Bericht werden die Kurſe abends 7½ Uhr, im Gewerkschaftshaus, Engelufer. Tagesordnung: 1. Organi fatorischer Bericht. 2. Referat über die gefeßlichen Bestimmungen der RTV. und Bastelabende und die Lokalitätenfrage besprochen. Sekretariat: Sendelstraße 20, Eingang Neue Grünstraße. Geöffnet von 6 Uhr abends. Montag, den 2. Juni, findet in Schmidts Gesellschaftshaus, Fruchtstr. 36, eine Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold". Ramerabschaft Friedrichshain: Am erweiterte Borstandssigung abends um 7% Uhr statt. In dieser erscheinen auch 2. Juni, abends 7 Uhr, Bersammlung bei Meier, Türkisches Zelt, Breite Str. 14. die neugewählten Straßenführer. Kamerabschaft Bantow: Montag, den Telephon: Norden 9296
Sophien- Säle
Säle frei!
Sophienstr. 18
Der Leberraschungssieg bei einer Schönheitskonkurrenz.
Der große Saal war bis auf das letzte Blätzchen gefüllt. Aller Augen blickten in höchster Spannung nach dem Podium, auf dem foeben der letzte Att der Schönheitstonfurrenz begonnen hatte. Sechs Damen hatten die Preisrichter für den engeren Wettbewerb ausgewählt und nun galt es, der Schönsten unter den Schönen den Preis zuzuerkennen. Es war ein schweres Stück Arbeit für die Preisrichter, denn jede der Konfurrentinnen war in ihrer Art eine vollendete Schönheit. Da das Kollegium fich nicht einigen tonnte und immer wieder zu erneuten Beratungen zusammentrat, so faßte das Publikum schließlich die Sache von der heiteren Seite auf und ein junges Mädchen, das in der ersten Reihe saß, brach ganz unvermittelt in ein schallendes Gelächter aus. Empört ob dieser Störung ihrer ernsten Arbeit wandten sich die Breisrichter nach der noch immer harmlos lächelnden Dame um und ein Eclat schien unvermeidlich. Aber o Wunder!... Die erzürnten Mienen des Richterfollegiums glätteten sich mit einem Schlage und der Borsigende rief voll Entzücken: Heureka! Dort ist die Schönste!"... Und die ob dieser Wandlung ganz erstaunte Maid wurde im Triumph auf das Podium geführt und empfing den ersten Preis, obwohl sie nur ein Durchschnittsgesicht hatte. Und des Rätsels Lösung?... Ihr Heiterfeitsausbruch verschaffte der jungen Dame den Sieg, denn eine Perlenreihe entzückender Zähne von einem schneeweißen Schmelz und strahlender Gesundheit verschönte thr sonst nicht übermäßig blendendes Antlig in einer Weise, daß die anderen Mitbewerberinnen unterlagen. Die Moral: Nur wirklich gut gepflegte Zähne verbürgen wahre Schönheit, und die Preisträgerin verdankt ihren Ueberraschungssieg einzig und allein dem dauernden Gebrauch des unentbehrlichen Kosmetitums für eine rationelle Zahnpflege, dem weltbefannten Chlorodont. Diese einzigartige Zahnpaste entfernt zumeist fchon nach einmaligem Buzen den braunen Belag, wie er besonders nach Zigarettenrauchen aufzutreten pflegt und beseitigt den schädlichen Zahnstein. Ein noch unästhetischerer Schönheitsfehler ist der üble Mundgeruch, der sich bei schlechter Zahnpflege für die Umgebung fo, abstoßend bemerkbar macht. Hier wirft Chlorodont wahre Wunder. Ein herrlich erfrischender Geschmad und Geruch macht den regelmäßigen Gebrauch direkt zu einem Lebensbedürfnis. Mit Recht ist daher Chlorodont bei Millionen von Kulturmenschen täglich im Gebrauch. Eine große Tube für 80 Pfennige reicht 4-6 Wochen. Kleine Tube 50 Pfennige. Man weise billige Erjagmittel zurück. Chlorodont ist in allen Apotheken, Drogerien und Parfürmerien zu haben.