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Gelbgier besessen bezeichnet hat. Sie triefen von Bater­landsheroismus- besonders dann, wenn er was ein­trägt! Tettenborn nimmt seine Gelder und verlebt sie gemein­fam mit Röpfe. Anfermann verjubelt Tausende von Dollars, indem er sich wochenlang Mut antrinft, und be­geht schließlich seine Tat, weil er weiß, was ihm von völkischer Seite droht, wenn er fie unterläßt, und weil er andererseits weiß, was ihm minft an flingender Münze, wenn er fie voll bringt. Gilbert, der frühere Hauptmann, ist des Gefretärs der Bölkischen Freiheitspartei, Tettenborn, Bufenfreund. Der Meuchelmörder Ankermann, ein Hochstapler und Betrüger, nimmt seinen Mund voll von Patriotismus. Aber wie Thor­mann und Grandel steht auch Anfermann nicht zu seiner Tat, fneift elendiglich vor der Strafe, die ihm droht!

Harden hat es vorgezogen, nicht zu erscheinen. In einer Eingabe an das Gericht hat er erflärt, daß er ein zweites Mal sich dieser Justiz nicht stellen wolle. Anfermann aber hat sich während seines Aufenthalts in Desterreich zu seinem Pro­aeß ausgiebig vorbereitet, hat nicht nur die Berichte studiert, fondern auch Hardens Werke; er fannte sie auswendig. Die von ihm angeführten Zitate haben ihm jedoch ebensowenig geholfen, wie die von seinem Verteidiger fo fleißig zusammen­gebrachten Stellen aus Hardens Schriften. Grenz und Weichardt lönnen zufrieden sein. Anfermann aber wird in der Einsamkeit feiner Belle über die Tücke des Schicksals nach grübeln, die ihm eine höhere Strafe eingebracht hat als dem Grenz, der die treibende Kraft in diefer ganzen Sache war.

Grandel, der Guerillakrieger. Herzkrank, aber kräftig fürs ,, Umlegen." Der im Claß- Prozeß Mitangeklagte Dr. Grandel ist nach feinen Angaben selbstverständlich fein Politiber". Dabei zählt er zu den Geldgebern der Nationalsozialisten Augs­ burgs  . Er ist Kulturpolitiker", aber er begünstigte die barba­rifchen Kampfmethoden eines Hitler. Justizrat Clas spricht einmal von extremistischen" Anschauungen Dr. Grandels, und in der Tat huldigte Grandel dem blutigsten Gewaltfultus Hitlers  . Der Mussolini   des Münchener   Bürgerbräus hat die Phantasie eines Henters, in der das berüchtigte Umlegen" immer und immer wieder auftaucht. Die ganze Geschichte der national­sozialistischen Bewegung Münchens   ist mit Blut geschrieben. In den Münchener   nationalsozialistischen Kreisen ist die Ermor dung Rathenaus und Erzbergers öffentlich besprochen und empfohlen worden. Das politische Attentat liegt dem Dr. Grandel, dem Führer der Augsburger   Nationalsozialisten, wirklich nicht fern....

In Augsburg   machte seinerzeit bas nationalsozialistische Blätt­chen Der deutsche Michel  " viel von sich reden. Es teilt in einem Bericht über einen Sprechabend der Nationalsozialisten mit, Herr Dr. Grandel habe die Parole des Guerillafrieges ausgegeben. Borher müßten aber die Arbeiter niedergeworfen werden! Diese Augsburger Orts gruppe der Nationalsozialisten, in der Grandel seine blutigen Reben schwang, stand übrigens in enger Fühlung mit Dr. Ruge, dem Organisator der Femen" in Oberschlesien   und Oberbayern  . Dieser Ruge betrieb nach Zeugenaussagen im Fuchs Machaus- Prozeß das Umlegen" Dr. Heims und Edarts!

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In den Kreisen Hitlers   und Ruges war also Dr. Grandel heimisch. In der Tat, der Extremismus" hatten den ganzen Dr. Grandel in Flammen gefeßt; und daher gebärbete er fich auch in Augsburg   als fanatischer Anhänger des Guerillatrieges. Aber vor Gericht leidet er furchtbar, so daß seinetwegen die Verhand­lungen dauernd unterbrochen werden müssen.

Jm Thormann- Grandel- Prozeß fprach heute der Berteidiger Suftigrat a hn. Er griff besonders den Widerspruch zwischen dem Bertreter des Reichskommissariats und dem Leiter der Politischen  Polizei auf, verlangte die Bereidigung des Justizrats Claß und bestritt die Rechtsgrundlage, auf der die Anklage aufgebaut ist. Der Borsitzende verkündete schließlich als Beschluß des Gerichtes, daß alle Zeugen verei digt werden, daß aber aus dieser Tatsache feine Rückschlüsse über die Schuld oder Nichtschuld der Angeklagten zu ziehen seien. Es folgt dann die Vereidigung der Zeugen mit Ausnahme Gilberts, der nicht aufzufinden war.

Der Mann im blauen Mantel.

Aus einem Brief von Bestjütland: Hier im südlichen Boobjerg beim Fischerdorf Trans steht die Küste ganz unbeschütt gegen das Meer, wie vor Jahrhunderten. Die Folge ist, daß das Meer das Dorf auffrißt. Der Mann im blauen Mantel" hat jezt sich der Kirche genähert und wird sich bei den nächsten Sturmfluten in den Kirchhof hineinfreffen, wenn nicht schleunigst neue Deiche gebaut werden

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Der Mann im blauen Mantel noch richtiger wäre der Gott im blauen Mantel. Denn es ist ein Gott, das Westmeer", wie die Dänen sagen, die Nordsee  ", wie sie in Deutschland   heißt. Gott  und Dämon zugleich. Schöpfer und Zerstörer, Ernährer und Lot­Schläger, Glückes Füllhorn voller Reichtum und Pandoras Büchse

voll von allen Schrecken der Erde.

Es liegt ichön, an sonnenheißen Sommertagen, dieses Trans, wunderschön wie alle die Stranddörfer von Stagen an der West­füfte Jutlands   herunter. Nirgends scheint Ruhe und Frieden mehr zu meilen als dort. Fischgeruch und Duft strohender Wiesen, tief herabgezogene Schilfdächer und breitbrüstige, behäbige Boote, Scene über blühendem Hollunder und kleinen Vorgärten und Sonne über dem so gemessen, so verhalten wogenden Meer man atmet tief auf und meint, hier ist gut sein.

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Und dann die Kirche: ein fauberer weißer Kirchturm, eine fleine Kirche auf flachem Hügel; rund herum der Friedhof, gebettet in Hollunder  , Heckenrosen. Man blickt hinab in das Meer, das so stille, rote in Andacht erstarrt, nicht weit vom Fuße des Hügels liegt. Und feine Wellen scheinen bittende Hände zu sein, die zur Kirche hinauf

beten

Irgendwo in einer Ede ruhen die unbekannten Toten. Tote, die das Meer herausgab, nachdem es fie in wilbem Sturm vom Schiff heruntergeschlagen, oder in machtberauschter Bolluft mit Schiff und Segel verschlungen.-

Man sieht wieder hinunter zum Meer. Aber plötzlich scheinen die Beterhände höhnisch vorfühlende Krallen zu sein, die blaue Fläche ein zum Sprunge zusammengezogener Buckel, das Rauschen und Grollen und Drohen zur Kirche und Gräbern herauf. Zu den Toten, die sich aus ihm ins trodene Grab gerettet:

Wartet nur... wartet nur... wir. holen. euch. wieder. bald. bald.

Und man weiß: wenn erst der Herbststurm anfeßt, wenn erst der blaue Mantel hoch auf sich wellt und der wilde Mann, die Bestie Meer, der Gott Meer benn es ist beides aufheuit und an springt, dann ist es zu spät. Dann mag die Kirchenglode noch so hysterisch wimmern um Hilfe, dann mögen noch fo viel Fischer müh felig Korb um Korb und Sad um Sad voll Erde dem Rasenden entgegenwerfen mit bledenden weißen Zähnen reißt er die Not wehren auseinander, schlägt seinen blauen Mantel um die ihm ent­riffenen und spielt mit ihnen fein wildes Spiel und spottet der Mühen und Anstrengungen.

Wenn aber in diesen schönen Tagen, wo der Mann im blauen Mantel nach jenen uralten, eibigen Gesetzen, denen alles unterworfen ist, schlummert, Wagen auf Wagen heranrollt mit Blöcken und Erde,

Deutsche Tage  .

Und die Reichswehr   in Kassel  .

Berlefung am Montag auf dem Parteitag eine ungewöhnlich herz­liche Sympathiekundgebung für den mütigen Führer der neuen fran­ zösischen   Demokratie ausgelöst hat. Es ist den von den sozialistischen  Unterhändlern gestellten Mindestforderungen nicht eine schuldig geblieben, und es ist in diesem Punkte durch die Entschieden. heit und Klarheit der Zielsetzung

Aus Rassel wird uns gefchrieben: Am Sonntag fand in Kaffe! der seit langem angefündigte Deutsche   Tag" statt. Weber General Ludendorff noch General Hindenburg  , lediglich Herr Traub war erschienen. Gegen eine Einladung Ludendorffs war befon­weit über die Erwartungen des Parfeitages ders von katholischen   Offizieren Einspruch erhoben worden. Die hinausgegangen. Es enthält auf innerpolitischem Gebiet die Am­Polizei war durch einige Hundertschaften verstärkt, so daß es ihr nestie, die Aufhebung des Ermächtigungsgefeges, gelang, die Anordnungen des preußischen Innenministers durchzu die Wiedereinstellung der 1920 entlassenen 25000 fetzen. Die Straßen fahen feinerlei Umzüge oder aufge. Eisenbahner, die Aufhebung der Gesandtschaft rollte Fahnen. Bemerkenswert am ganzen Rummel mar beim Batikan und die Wiederherstellung der unter der Herr­Trotzdem das lediglich die Haltung der Reichswehr. schaft des Nationalen Blocs durchlöcherten Gesezgebung über die Polizeipräsidium sich bemühte, jeden Anlaß für öffentliche Demon Trennung von Kirche und Staat, eine Finanz­ftrationen zu vermeiden, ließ es sich die Kasseler Reichswehr   nicht reform auf der Grundlage einer stärkeren Heranziehung der nehmen, ihr öffentliches Sonntagskonzert abzuhalten. Das Pro- direkten Steuern und eines Abbaues der Verbrauchsabgaben, eine gramm dieses Konzertes enthielt im Gegensas zu sonst aus­Schulreform mit dem Ziel der demokratischen Einheitsschule, schließlich Musikstücke, die zur Tendenz des Deutschen Tages" Reform des Beamtenrechts und den Ausbau der paßten; nicht weniger als sieben Armeemärsche, sowie Der Gott  , sozialen Gefeßgebung. Das außenpolitische Brogramm ist der Eisen wachsen ließ", wurden in einer Stunde heruntergespielt. ein Programm des Friedens und der internationalen Ber­Ein noch tolleres Stückchen leistete sich die Reichswehr   bei der eigent- ständigung. Es enthält ein rückhaltloses Bekenntnis zum lichen Veranstaltung des Deutschen Tages". In der Stadthalle Bölkerbund, die vorbehaltlose Annahme des Ex­trat als ihr Verireter der Kommandeur des Kasseler Jägerbataillons, pertenberichts und den Wunsch nach baldiger Wiederauf­Oberstleunant von Trotha, auf und schmetterte folgende Worte nahme der Beziehungen zu Rußland.  in den Saal: Die Reichswehr   dient feiner Partei. Sie ist treu­deutsch bis auf die Knochen. Sie wird die auf sie gesetzten Hoff­nungen voll und ganz erfüllen. Ihre Hoffnung ist der Sieg, ihr Glaube das Schwert, ihre Arbeit gilt der Rache für Ver. failles." Während der ganzen Veranstaltung fonzertierte eine Reichswehrtapelle, trotzdem in der Begrüßungsansprache gefagt worden war: zu drei Führern sehen wir alle in höchster Berehrung auf, zu Hindenburg  , zu Ludendorff, und zwischen beiden im schlichten Bürgerrod, zu Adolf Hitler  !!!

Zeitungsverbote in Thüringen  .

Das Reformwerk der Labour- Regierung. Sozialisierung des Bergbaus.

London  , 4. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Ter Staatssekretär für Bergbau, Genosse Shin well, erflärte in einer Rede in Perth  ( Schottland  ), der Bergbau sei die wichtigste Industrie, von der das Gedeihen der britischen Wirtschaft abhänge und dürfe da­baher nicht dauernd Privateigentum bleiben. Es sei ein Irrtum, anzunehmen, daß die Diskussion über diese Frage, durch die unlängst erfolgte Verwerfung des von einzelnen Abge­ordneten der Arbeiterpartei eingebrachten Gefeßentwurfes er ledigt sei; die Regierung sei mehr als je zur Nationali fierung des Bergbaues entschlossen und voller guter Hoffnung in bezug auf ihre politische und technische Durchführbarkeit.

Weimar  , 4. Juni.  ( TU.) Der thüringische Minister des Innern hat auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten über die Auf­hebung des militärischen Ausnahmezustandes und über die Abwehr staatsfeindlicher Bestrebungen die Herstellung und Verbreitung der in Jena   erscheinenden fommunistischen Neuen Beitung" auf die Dauer vom 4. bis 25. Juni verboten. Dieses Berbot erftredt fich auch auf die als Ropfblätter erscheinenden Zeitungen Rotes Echo" und" Ost thüringische Arbeiterzeitung" und auf etwa unter geändertem Titel erscheinende Zeitungen, Nachrichten. und Flugblätter, die als Ersatz für die verbotenen Zeitungen neu herausgegeben werden oder ihren Beziehern zugestellt werden.

Herriot   und die Sozialisten.

Die Kompromißbeschlüffe des Parteitags. Paris  , 3. Juni( Eigener Drahtbericht.) Die Beschlüsse bes sozialistischen   Parteitages stellen ein kompromiß zwischen den beiden Thefen dar, die einen Augenblid lang diese sozialistische Bartei erneut zu spalten drohten. Die Diskussion war unge= wöhnlich heftig und reich an Zwischenfällen. Die erste der angenommenen Resolutionen, die die Beteiligung an der Regierungs­bildung unter den gegenwärtigen Umstänben" a blehnt, läßt die Frage eines späteren Eintritts in das von den bürgerlichen Parteien des Linksblods gebildete Ministerium ausdrüdlich offen. Die zweite Resolution spricht sich

vorbehaltlos für die Unterstügung

des von Herriot   aufgestellten politischen Programms aus.

Trotz der für die Sozialisten aus parteitaktischen Gründen ge­botenen Ablehnung der gemeinsamen Uebernahme der Berantwortung ist die Uebereinstimmung zwischen den Parteien des Ciutsblods rest los, und die Reaktion, die bis zur legten minute auf ein Aus einanderfallen des Kartells, auf unüberbrüdbare Gegensätze zwischen einanderfallen des Kartells, auf unüberbrüdbare Gegensäge zwischen den Parteien von gestern gehofft hatte, wird eine neue schwere Ent­täuschung erfahren. Gewiß, das Programm Herriots, auf dessen Grundlage die Einigung erfolgt ist, ist kein sozialistisches Programm, aber es ist ein Programm, dessen Forderungen jeder Sozialist mit ruhigem Gewissen unterschreiben tann und dessen

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mit Steinen und Faschinen, wenn tausend Hände arbeiten und werfen, wenn tausend Augen wachen, tausend Gehirne fich nicht beirren lassen durch scheinbare Ruhe dann wächst ein Baum, breit und fest, hoch und start, an dem der Mann im blauen Mantel sich die Zähne aus­beißt. Dahinter wohnt, geschüßt und sicher, ein Bolt meil es Hirn und Hände zur rechten Zeit zu brauchen verstand, weil ihm Frieden, Ruhe tein Einschlafen war

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Ist es nicht immer so im Leben? Nicht vor allem fo in der Politit? Wo es nicht das offene, jedem Wellenschlag, jedem Toben, allen großen Sprüchen und Worten preisgegebene offene Land ist, bas Stärke bedeutet, sondern wo diejenigen die Stürme überstehen und dem wildesten Brüllen lachen können, die beizeiten mit werfen. dem Hirn und werfender Hand starte, hohe Bäume sich errichtet dem Hirn und werkender Hand starke, hohe Bäume sich errichtet haben? Und unbeirrt instandhalten die Bäume, so harte Wunden der tobende Mann im blauen Mantel ihnen auch geschlagen?

Ein Geistiger"

Bon Hans Wesemann.

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Saulus.

Wir faßen im Romanischen Café, mein Freund Theodor und ich. Fünf Cognacs, zwomal Eis mit Früchten und ein Paar Würstchen mit Kartoffelsalat hatte Theodor verzehrt und dabei seine neuen Theorien über Charakter und Gesichtsbildung entwickelt. Ich hatte Theorien über Charakter und Gefichtsbildung entwickelt. Ich hatte zwar denselben Artikel wie er gelefen war aber zu höflich, um ihn zu unterbrechen. Außerdem pflegt er mir dann immer vorzu werfen, ich hätte fein Chaos in mir und sei ein Bildungsphilifter. Sieh dir den dicken Mann dort drüben an, ein lächerlicher Zufall hat ihn in diese geistige Dafe der Berliner   Wüste geweht sieh diesen Specnaden, diesen zufrieden- gewölbten Bauch, diese fettige fieh diesen Specnaden, diesen zufrieden- gewölbten Bauch, diefe fettige Seelenruhe, dieses animalische Behagen- wie diese Kinnladen Würfte und Sped mahlen fönnen wie er schnaufend feine Mittags­ruhe hält hör auf, um Gotteswillen", rief ich überwältigt. Schweig, du intelleftueller Embryo", zürnte Theodor, oder ich ver­achte dich ja dieser Prototyp des triebhaft- gesunden Daseins, das irgendwie und irgendwo dahinblüht, wie ein Schmetterling." Na nu mach aber' nen. Bie ein Schmetterling ohne Denfen, ohne Schmerz, ein Leben fühlen zu müssen, das Qual und tiefinnere Ein famkeit bedeutet." Sier machte er eine Pause und lächelte dämonisch. Sier machte er eine Bause und lächelte dämonisch. Ich schwieg, um ihn nicht durch Beifall zum Weitersprechen zu reizen aber meine Vorsicht nühte nichts. Ja, wir Geiftigen sind ein enterbies Geschlecht."- Wieviel Ach, wie wir leiden foll es denn sein?" fragte ich teilnahmsvoll. unter diesem rohen materialistisch vermargten Gefindel! Niemand versteht unseren Schmerz; da drüben in der Ede sigt ein alter sehr still, sieh dir mal diefe durchgeiftigten Hände an, Herr. Mübe die wiffen nur in fostbaren alten Folianten zu blättern oder bas Haar eines Kindes zu liebkofen ja, mein Bruder in der Einsam­feit dieses verfluchten Lebens- ich grüße dich. Diefer feine Stoff spricht von Frauen und Güte, aber nichts von Lebensflugheit, ein Träumer, ein altmodischer Gelehrter, ein Mensch für sich ist er aber das wirst du mit deinem rohen Intelleft nie verstehen" schloß er verächtlich. Dann erhob er sich und ich durfte bezahlen.

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Wahlrechtserweiterung für die Frauen.

London  , 3. Juni.  ( WTB.) Der Ständige Ausschuß des Unter­hauses hat heute mit 38 gegen 11 Stimmen einen Antrag des Ar­beiterparteilers Adamson angenommen, der den Frauen vom 21. Lebensjahr an das Stimmrecht in demselben Umfange wie den Männern gewährt. Wie der Staatssekretär des Innern Arthur Henderson   dazu ausführte, wünschte die Regierung, daß beiden Geschlechtern vom 21. Lebensjahr ab das Stimmrecht gewährt werde. Für den Fall, daß die Vorlage Gesetz wird, wird die Wählerschaft burch den Hinzutritt von rund 4% Millionen Frauen ver. stärkt. Bisher fonnten Frauen unter 30 Jahren nicht wählen.

Ablehnung der amerikanischen   Kredite.

Washington  , 4. Juni.  ( WEB.) Der Auswärtige Ausschuß des Senats hat zwei Resolutionen, welche die Bewilligung von Geldmitteln seitens der Regierung für das deutsche Hilfswerk vor­schlagen, verworfen. Es handelt sich um die Resolution Fish, welche die Bewilligung von 10 millionen Dollar vorschlägt, und die Refolufion Howell, welche 25 millionen Dollar fordert.

Volle Devisenzuteilung.

Die Gelbtalamität gab auch der heutigas Börje bas Gepräge. Den Beffimismus fonnte auch nicht das Zustandekommen der Regierung vertreiben, die übrigens von der Börse nur als ein Propiforium angefehen wird. Immerhin hofft man, daß daraufhin das Ausland mit feinen Krediten williger fein wird. Die Belomartilage blieb angespannt. Der Gaß für tägliches Geld ist 1 wieder% pro Mille. Bereinzelt find aber auch Abschlüsse zu i pro Mille zustandegekommen. An dieser Versteifung scheint nicht die größere Nachfrage schuld zu sein, sondern die Geldgeber halten sich zurüd. Am Devisenmarkt tam wieder stärteres Angebot heraus. Die Zuteilungen werden heute wieder sämtlich voll sein. Bondon gegen Paris   wurde etwas fefter mit 83% bis 84 genannt,

,, Sagen Sie mal, Herr Ober, wer ist denn der dice Herr mit dem roten Geficht?" fragte ich dabei. Das ist der berühmte Pro­feffor der Aesthetit, Josef Maria Petersilia, der dos Buch über den neuen Geist im All geschrieben hat," sagte der literaturbeslissene Ober. ,, Und der stille ältere Herr mit dem Gelehrtenkopf?" fragte ich weiter. Ach, das ist ein gewisser Knuffle, Produkten en gros, ein mädytiger Schieber." Es tam an dem Abend fein rechtes Gespräch mehr zustande.

Um wieviel fenft sich die Nordseeküste? Das südliche Norde gebiet fenft sich seit der letzten norddeutschen Eiszeit, und diese Er. chinung, die auf den Bestand der Marschen, Inseln, Fahrwäfer, Häfen, Deiche ufw. einen gewiffen Einfluß ausübt, hat Geologen und Archäologen, somie Wasserbaufachmänner beschäftigt. Vor furzem hat nun ber Berliner   Geologe W. Wolff intereffante Mit­teilungen über die Absenkung der deutschen   Nordseeküste gemacht, die Rudolf Hundt in der Leipziger Illustrierten Zeitung" mitieilt. Für die geologische Forschung fommen hauptsächlich zwei Gegenden in Frage: die Insel Helgoland   und die Landschaft Hadeln. Helgo­ land   läßt sich als geologischer Begel" auffassen, an dem man die Wasserstände der Nordsee   durch die Jahrtausende beobachten fann. Der Boden hat sich um helgoland   herum in 5000 Jahren um 2 Meter gefentt Auch an der Landschaft Hadeln, die an der Elbfüste als Marich ins Land hineingreift, hat man festgestellt, daß hier in den letzten 4 bis 5000 Jahren eine Sentung von 2 Metern stattgefunden hat. Danach beträgt also die Senfung in einem Jahrhundert 5 Zentimeter und in einem Jahre 0,5 milimeter. Sodann hat man beobachtet, daß das Mittelwasser an den Begeln der deutschen   und holländischen Nordseehäfen seit mehr als einem Jahrhundert an fteigt. Es ftieg in Curhaven von 1843 bis 1915 um 13,9 Benti­meter, in Wilhelmshaven   Don 1854 bis 1913 um 13,4 Zentimeter. Das würde in einem Jahrhundert ein Steigen von 20 Zentimeter ergeben.

Die Scharfrichter organisieren fich. Seit längerer Zeit schon werden die spanischen   Henter mit Drohbriefen bombardiert, in denen ihnen wegen ihrer Anteilnahme an den Hinrichtungen ver­schiedener Anarchisten von beren Genoffen der Tod angedroht wird. In Spanien   gibt es neun amtlich angestellte Scharfrichter, die sich jetzt zu einem Schukverband zusammengeschlossen haben. fordern außerdem Erhöhung der Gebühren unter Hinweis auf die gefteigerten Lebenstoften und die Gefahr, die mit der Ausübung ihres Berufs verbunden ist.

Sie

Eine Liliencronfeler. Anläßlich des 80. Geburtages des berstorbenen Dichters Detlev von Liliencron   fand in Alt Bahlstedt im Anschluß an die Enthüllung einer Bedenttafel ini Liliencronschen Hause eine jtimmungsvolle Feler im Saale   bes Bahnhofshotels statt,

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Die höchsten Einkommen in England. Nach der neuesten Einkommens­Statistit gibt es in England 187 Personen, die Steuern für ein Einfommen von 100 000 fund im Jahr gablen. Das gesamte jährliche Einkommen dieser reichsten Leute Englands beträgt fait 27 Millionen Bjund. Ein Jahres­einfommen zwischen 2000 und 100 000 Pfund haben 84 452 Personen. Im ganzen beträgt das Jahreseinkommen dieser begütertiten Leute des Ber einigten Königreiches fast 500 Millionen Pfund.