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Nr. 262+ 41. Jahrgang

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Ver Pfingsten.

de

Beilage des Vorwärts Donering, 5. Juni 1924

nachgeprüft wird. Wer über den Verbleib des Kleinen etwas mit­teilen kann, wird ersucht, sich bei Kriminalkommissar Kanthad in Zimmer 15 des Polizeipräsidiums Berlin  , Hausruf 533, umgehend zu melden, oder beim Amtsvorsteher in Wildau  , insbesondere Leute aus Zeuthen  , Niederlehne und Wildau  , die etwas Ver­dächtiges gesehen haben. Der vermißte Knabe ist ein auf fallend schönes Kind, mit einem dunkelblonden Pagenkopf. Er hat blaue Augen, lange schwarze Augenwimpern und trägt einen rot und weiß gestreiften Russenkittel, eine dunkelblaue Rattunhose, braune Sandalen und schwarze Wadenstrümpfe. Die Wäsche ist R. S. gezeichnet. Am rechten Zeigefinger hat er eine kleine Warze. Qualitätswaren.

Die

Wem Gott   will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt! heißt es ja wohl in einem Lied. Nun, den lieben Gott fönnen wir hierbei ruhig aus dem Spiel lassen und richtiger sagen: wer genügend Rentenmark   besitzt, der kann sich die weite Welt an­ehen. Denn reisen tostet immer noch ein schönes Stück Geld. Daß aber trotzdem wieder viel gereist wird und daß namentlich der fingstreiseverkehr ganz große Dimensionen annehmen wird, kann man so recht erkennen, wenn man in diesen Tagen das mitteleuro­pache Reisebureau im Gebäude des Potsdamer Bahnhofs aufsucht. Ar stehen die Menschen von der Eröffnung am Morgen bis zum Schluß des Bureaus in langen Schlangen und warten geduldig, bis Die Geschäfte aller Art buhlen augenblicklich um die Gunst des abgefertigt werden. Vorfreude soll die schönste Freude sein, aber Bublifums wie wohl nie zuvor, und gerade jezt vor Pfingsten hat die Vielen, die hier vor den Schaltern des Reisebureaus ihre Vor­man den Eindruck, beachtet man, was die Plakate in den Schau­freude auf Pfingsten und die Pfingstreise erleben, werden entschieden Menschenfreundlichkeit ihre Ware verschenken. Ein Wagnis war es fenstern den Passanten zuschreien, als ob die Herrschaften aus lauter anderer Ansicht sein. Der neutrale Zuschauer indeffen genießt se daher, furz vor Pfingsten im Rheingold in der Potsdamer daher, furz vor Pfingsten im Rheingold in der Potsdamer etwas wie Schadenfreude und sagt sich vielleicht: warum sollen alle Straße eine Messe zu veranstalten. Man hat denn auch hier die­die, die da zu Pfingsten die Stadt verlassen können, während du hier felben Erfahrungen gemacht, wie in fast allen Geschäften. selben Erfahrungen gemacht, wie in fast allen Geschäften. bleiben mußt, nicht zuvörderst allerhand Unannehmlichkeiten und Räufer fommen nicht, und wenn auch an den Nachmittagen bei Unbequemlichkeiten mit in den Rauf nehmen! Jedenfalls ist der Be- Künstlerkonzerten und Kinovorführungen der Besuch der Messe ein Künstlerkonzerten und Kinovorführungen der Besuch der Messe ein such des Reisebureaus in diesen Tagen für den neutralen Beschauer, reger ist, getauft wird im allgemeinen wenig. Selbst die An reger ist, getauft wird im allgemeinen wenig. Selbst die An­der da mur gemächlich herumschlendert, bedeutend angenehmer, als fündigung, daß jeder fünfte Besucher ein Geschenfim für den, der Geschäfte erledigen muß, das heißt in diesem Fall Aus­Werte von einer bis zwanzig Mark erhält, hat nicht funft haben oder Fahrkarten, Bett- und Playforten kaufen will. gezogen. Die Aussteller flagen sehr und beflogen die hohe Stand­Eine Abteilung für sich bildet die Stelle für Reifen in das Aus- ohne Einschränkung das Prädikat erteilen, daß fie Qualitätsware miete, die sie haben bezahlen müssen. Dabei muß man dieser Messe ohne Einschränkung das Prädikat erteilen, daß sie Qualitätsware land. Hier steht als Wahrzeichen gewissermaßen und als schöner aufweist. Abgesehen von einigen Geschmaciofigkeiten, wie der Steh­Schmud eine naturgetreue Nachbildung einer elektrisch betriebenen lampe mit Mufite, ist, was auf Tischen und Bänken ausgebreitet ist, lampe mit Mufife, ist, was auf Tischen und Bänten ausgebreitet ist, Maschine der Gotthard- Bahn. Vor den Schaltern dieser Abteilung gediegen und durchaus preiswert. Das gilt von den Gold- und ist es still, und nur wenig Publikum wünscht abgefertigt zu werden. Silberwaren, von Schmudgegenständen aller Art, von Seifen und Hier sieht man in der Hauptsache ein paar Diener aus den großen Parfumerieartikeln. Das gilt aber besonders von tunstgewerb Hotels, die Schiffstarten bestellen, oder man hört Fahrkarten nachlichen Arbeiten, die in schönen Stüden vertreten sind. Da Marienbad   und Karlsbad   verlangen, Badeorte, die ja bekanntlich fieht man wundervolle Stickereien in den zartesten Farben, die das heute für uns im Ausland liegen. Haus Walden aus Charlottenburg   ausgestellt hat, da fann man sich erfreuen an künstlerisch gefertigtem Schmuck für Kleid und Hut aus den Werkstätten für fünstlerische Handmalerei in Halensee  , und da fallen namentlich die Schöpfungen von Käte Grau Künstler auf, die bei aller Eigenartigkeit, Bizarrerie, wenn man will, niemals den guten Geschmad vermissen lassen. Kissen für Sofas find in den mannigfachsten Tierformen, wie Schlangen, Fröschen, Krofo­dilen und Schildkröten gebildet. Eine gewiß feltsame Idee, und doch kann man diese Laune einer Künstlerin nicht mit Unwillen be­trachten. Daneben find große Tücher aus zariem Gewebe mit den Pfauenfedern für die Kleider der Schauspielerinnen. eigenartigsten Malereien ausgebreitet, Schmetterlinge, Blüten und

Aber nicht nur im Mitteleuropäischen   Reisebureau, auch in den anderen Reisebureaus, ebenso wie in den Reisebureaus der Waren­häuser derselbe Andrang, dieselbe Fülle der Menschen in der Bor­freude auf Pfingsten. Die Rentenmart rollt, und da wird immer behauptet, das Gelb sei knapp!

Als er seinem Vater entgegenging. Rätselhaftes Verschwinden des Söhnchens eines Generalfonfuls. Das rätselhafte Verschwinden des Jahre alten Söhnchens Kord des jugoslavischen Generalfonfuls Dr. Ernst Borthausen be­schäftigt die Kriminalpolizei. Der Generalfonful wohnt mit feiner Familie in Miersdorf   Werder in der Kurthoffmannstraße 20. Von dort fährt er regelmäßig mit dem Auto nach Berlin   und zurüd. Der fleine Kord hatte nun eine besondere Vorliebe dafür, mit feinem Vater zu fahren. Deshalb lief er ihm immer ein Stüd Weges entgegen, um für den Rest der Strecke von ihm aufgenommen zu werden. So auch vorgestern, am Dienstag. Jezt aber kam der Bater nicht wie gewöhnlich um 6 Uhr, sondern erst später nach Hause. Der Heine Kord traf ihn also nicht, fehrte aber auch nicht nach Hause zurück und ist seitdem spurios verschwunde n. Die An­gehörigen hatten vorher immer noch geglaubt, daß er dem Vater weiter hinaus entgegengegangen wäre und ihn doch noch getroffen habe. Sie hatten auch bereits nach ihm gesucht, ihn aber nicht ge­funden. Der Vater benachrichtete nun sofort die Polizei. Kriminal­fommissar Kanthad nahm mit mehreren Beamten gestern die Er­mittelungen auf, Spürhunde, die angesetzt wurden, führten die Chaussee entlang, den gewöhnlichen Weg des Knaben, und dann seit wärts nach der Dahme   an eine Uferstelle, die mit Schilf bewachsen ist. Hier sind in dem weichen Moorboden des flachen Ufers beutlich Spuren von Männerfüßen zu erkennen. Am nieder gedrückten Schilf ist auch zu sehen, daß ein Boot angelegt hat. Die Spur der Hunde war hier zu Ende. Der Wasserschuß und Fischer untersuchten das Gewässer, fischten den in Betracht kommenden Teil Der Dahme   ab, fanden aber nichts von dem Knaben. Es ist deshalb nicht anzunehmen, daß er ins Wasser geraten und ertrunken ist. Man vermutet deshalb, daß der Kleine entführt worden ist, entweder aus Rache, oder zu unsauberen Zweden. Verdächtig ist ein vor furzem entlaffener Angestellter, dessen Alibibeweis augenblicklich noch

Kriegerischer Pazifismus.

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Kunstgewerblerinnen, das ist ein gewiß nicht erfreuliches Kapitel, und die Frauen, die sich diesem Beruf gewidmet, haben kein leichtes Geldverdienen, haben schwer mit dem Leben und den täglichen Sorgen zu kämpfen. Auch diese Kunst verdient, daß sie unterstützt werde.

Vorsicht beim Baden.

Berlin   ausgiebig für Badestellen gesorgt. Im Osten seien be­sonders genannt: das Grünauer Freibad in der Dahme, die Badeanstalt in Wendenschloß bei Köpenick  , das Freibad des Zweckverbandes am nordwestlichen Ufer des Müggelsees bei Rahnsdorf  . Mögen diese Zeilen wohlgemeinter und beachtenswerter Ratschläge des Wasserbauamtes dazu beitragen, die Zahl der Unglücksfälle zu vermindern.

Zwangserziehung zur Frömmigkeit.

Seltsame Methoden befolgt der Kirchentommiffar des Memellandes, der Bruder des litauischen Landespräsidenten, Pfarrer Gailus  , dem bekanntlich gleich nach seiner Wahl von feiner eigenen Gemeinde und von fast allen übrigen des Länd­chens scharfe Absagen erteilt worden sind. Er schreibt jezt Wahlen zur Bildung der evangelischen Landessynode aus. Jede Kirchen­gemeinde mit 1500 Seelen und darunter soll einen Vertreter wählen, jene von 1500 bis 3000 Seelen deren zwei usw., so daß also auf 1500 Seelen je ein Vertreter fommt. Das passive Wahlrecht er­halten nur Männer und Frauen über 30 Jahre, das attive Wahl­recht alle über 20 Jahre alten. Jedoch kann nur ein solcher evangelischer Christ eingetragen werden, der wenigstens einiger­maßen seinen firchlichen Verpflichtungen nachtommt". Wer das heilige Abendmahl verschmäht, oder es im Zeitraum von 2 Jahren nicht empfangen hat, wer an den Gottesdiensten nicht wenigstens viermal im Jahre teilgenommen hat, ist nicht in die Wahllisten eintragbar. Auch wird diesmal nicht eingetragen, wer erst nach den Ostertagen das Abendmahl nahm, vom Besuch des Gottes­dienstes fann in Krankheitsfällen zwar abgesehen werden, die Teilnahme am heiligen Abendmahl ist jedoch verbindlich. Herr Gailus   teilt in feinem Erlaß freundlicherweise mit, daß er sich bei diesem Vorgehen auf Martin Luther   stüße, der gesagt habe, daß diejenigen vom Teufel besessen seien, die sich als Christen rühmen und wohl ein ganzes oder gar zwei oder drei Jahre das hochwürdige Saframent nicht empfangen haben.

Die ,, Memelländische Rundschau" bemerkt sehr trođen zu diesem Utas: Wäre das Gebiet deutsch  , schwedisch   oder englisch  oder sonstwie, dann hätte man ihn( Herrn Pfarrer Gailus) be­stimmt in Berkennung" feiner quten Ideen von einem Psychiater beobachten laffen. Hier aber steht er unter dem Schutze seines großen Bruders".

Wetter für morgen.

Berlin   und Umgegend: Ziemlich fühl und trübe mit Regenfällen. deutschland   schwächere Regenfälle mit wenig veränderten Temperaturen. Deutschland  : In Süddeutschland   anhaltende und iärlere, in Nord­

Sport.

Das englische Derby ist von dem Pferd Lord Derbys Sasis. vino mit sechs Längen leicht gewonnen worden. Das ist seit Jahre 1780 gegründete Rennen von einem Mitgliede der Familie ge­137 Jahren das erstemal, daß das von der Familie Lord Derbys im wonnen worden ist. Das Wetter war regnerisch und windig, trotzdem war die Menschenmenge, die nach Epton geströmt war, wie üblich), ungeheuer. An 15 000 Automobile und 800 Omnibusse sind allein auf den Landstraßen nach Epton gefahren. Auf dem Rennplatz sah man nur einen Wald von Regenschirmen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Morgen, Freitag, den 6. Juni:

9. Aht. 7 1hr, Funktionärfonferenz bei Hübner, Wilsnacker Straße 34. 12. Abt. 7 Uhr. Funktionärfonieren; bei Schmidt, Wicleffstr. 17. Alle Genossen und Genossinnen und Vorwärtsleser, deren Stinoer die Schulen in der Siemens­und Rostocer Straße befuchen, werden gebeten, ihre Adressen umgehend bei Albrecht, Beukelstraße 5, abzugeben.

14., 15. und 16. Abt. Heute Donnerstag, abends 7 Uhr, in der Turnhalle der Schule Butbufer Straße: Versammlung fämtlicher Eltern der weltlichen Schule, Putbuser Straße. Reiner fehle.

Mit dem Anbruch der wärmeren Jahreszeit regt sich in vielen Menschen das Bedürfnis nach einem fühlen Bade in unseren schönen Seen und Flüffen. Diesem berechtigten Verlangen soll wie seither auch in diesem Jahre durch die Freigabe der Strandstrecken, die zum Baden geeignet sind, in vollem Maße Rechnung geiragen werden. Zugleich fann aber, wie das Wasserbauamt Köpenick   schreibt, nicht bringend genug davor gewarnt werden, an den verbotenen Stellen zu baden. Es liegt nicht in der Absicht der Behörde, derch unnüße oder übertrieben ängstliche Bestimmungen die ihr zum Schuge anvertraute Bevölkerung am Baden zu hindern: Aber nicht jedes flache Ufer ist zum Baden geeignet. Oft fällt der Strand namentlich in den Seen östlich von Berlin   ganz plöglich in größere Tiefen ab, wodurch die des Schwimmens Unfundigen der Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt werden. Andere Uferstrecken sind durch Schlinggewächse, Weiden­geflecht und andere Pflanzen so start unter Wasser verwachsen, daß auch gute Schwimmer an solchen Stellen in Lebensgefahr geraten können. Solche Uferstrecken müssen im öffentlichen Interesse für das Baden gesperrt werden. Jeder schützt sich nur selbst, wenn er die bestehenden Verbote beachtet und nur auf den freigegebenen oder besonders hergerichteten Plägen in die kühlen Fluten hinabsteigt. Berliner Straße 30/31, bringt ein billiges Angebot in Glas, Porzellan, Wirt­Porzellan- Emaille- Markt, Johanna Vögel, Berlin- Wilmersdorf  , Gemeinden und Gesellschaften haben in nächster Nachbarschaft von fchaftsartikel.( Siche Inferat.)

Solidarität!" Gin galvanischer Strom zuckte durch die etwas müde Versammlung. Handfeste, in zahlreichen Kämpfen mit den Kom munisten geschulte Männer des Saalfchuzes" der Organisation nah In einer weftdeutschen Großstadt sprach dieser Tage Ludwig Schlachten wars, nicht eine Schlacht zu nennen. Jämmerlich zer­men die Stufen und schritten rüstig zum Sturmangriff. Gin Quidde   über seinen Landesverrat". Zehn Tage hatten ihn die baye bläut, wurden die Bölkischen mit ihren Besiegern schließlich von der rischen Häscher in Bande geschlagen, und nun erzählte er vor 600 Polizei in Empfang genommen. Auf der Wache ergab die Unter­Menschen mit etwas rostiger Rehle und norddeutsch- spiziger Zunge fuchung, daß die Pistole des jungen Hitlerfreundes nur eine Schreck von seiner Märzfahrt durch die Gefängnisse. Der ganze Saal, langmähnige Jünglinge, Arbeiter in Bergwerkschußwaffe war. Sie wurde von Rechts wegen beschlagnahmt. Im Der ganze Gaal, langmähnige Jünglinge, Arbeiter in Bergwerks. Gaale aber durchtoftete der Schlußredner, ein Privatdozent, mit fleidung, etliche Intellektuelle, munter durchsprenkelt von Jung­mädchenblusen alles lächelte mit dem sarkastischen alten Herrn, strahlenden Worten den Triumph des fieghaften Pazifismus. als er seine Wiedersehensfreude schilderte. Denn auf all ben Sta­tionen des bajuvarischen Bassionsweges hotte er schon früher einmal gemeilt. Er fannte die hölzernen Eklöffel, die muffigen Bibeln, die harten Matraßen, die schnauzigen Kerfermeister mit all ihren lofalen Besonderheiten. Einst Majestätsbeleidiger, jetzt Berräter: sein Odem ist schon Hochverrot und ist schon Staatsverbrechen, in allen Mon­archien und in allen Republiken. Das Auge des ewigen Pazifisten zündete und schleuderte Blike gegen die völkischen Knaben, die sich in der einen Ede, mit Windjacke und Hitlermüze, angesiedelt hatten und friegerisch sprühten.

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Ludwig Quidde   schloß. Beifall umrauschte ihn, als er die Völker verseindung durch den ewigen Frieden frönte. Sphärengefang waffen loser Harmonie breitete sich im Saale   aus. Quidde   mußte fort, zum tun begann, herausgefordert durch ungeschicklichkeiten des Versamm Jubiläum der erſtan Friedenskonferenz nach dem Haag reisen. und lungsleiters, die Discussion. Frit tam der Kommunist fugeln des Klassenkampfes durchsausten auf einmal die Atmosphäre! Die ersten Fäuste ballten sich in der Tasche, es grollte wie fernes Ge­ſchüßfeuer. Bereitete fich ein Gefecht der Stuhlbeine und Biergläser vor? Aber als der Redner die entwaffnende Bemerkung tat, daß das Gutachten der Sachverständigen gerade deshalb abgelehnt werden müsse, weil die Unternehmer dafür seien, da hüllte sich Mars wieder in eine rosig lächelnde Wolfe. Unter dem Wohlwollen der Versamm fung schrift der kommunist in seinen Schüßengraben zurüd. Und fiehe, ein anderer trat hervor: es war ein völkischer Jüngling. In lebhaft dozierender Weise vertiefte er sich in den Katechismus aus Ludendorffs Walhall. Es blizte das teutonische Schwert, es wehte die Fahne schwarzweißrot, die über den Rhein   getragen werden hörden beschlagnahmt wird, fügte ein Zweifler hinzu). War es da ayt zu verstehen, daß die Pazifiſten grollten? Daß stürmische ogen beidenschaftlichen Widerspruchs zum Bodium coilben, in den Saal zurückfluteten, fich an der Tafel der Jungvölkischen brachen imd bald in ein lebhaftes Handgemenge überschäumten? Die fanfteften Pazififtengesichter durchglühte ber streitbare Born, Muskeln spannten sich, und der Gewaltgebante errang einen voll ständigen Sieg.

Da redte auf einmal einer der Rechtsmannen einen Revolver empor! Denft euch, in einer Pazifistenversammlung! Eine Flatter. mine explodierte Rcm Podium herab fprang foucher eine blonde Borstandsdame, sie stürmte herunter in die unteren Säle, wo jozia­iftische Funktionäre zum friedlichen Rede- Beieinander faßen, und brie mit gellember Summer Befil Beli appelliere ou eure

Bürgerliche Pazifisten aller Länder, bewaffnet euch! Redet nicht, wenigftens nicht zu viel und nicht immer. Die Tat ift oft besser als Sie angeborene Blässe der Entschließungen. Denn seht: die mildeste Friedfertigkeit fann enden mit Flamme und Schwert! G. Beyer Köln  .

Der Blütenbaum.

in der Erde im Wald, im Sumpf, da waren es ruhige Tage. Bei Wenn wir in der Reserve lagen, in unseren Blockhäusern, halb Moos den Block auf den Knien und schreibend. Das waren oft Arbeitsdienst und Appell. Im Unterstand sizend, oder im Busch auf schöne Tage. Und doch Weltkrieg.

Der 2. Zug war in den Busch geschickt, Ruten schneiden zum schneiden. Die Gruppen verteilen sich und jeder sucht so schnell wie Verpflechten der Wände im Graben. Jeder Mann muß zwei Bund möglich sein Bündel zusammenzubringen, und ist man fertig, wird gelagert. Recht einfam, wo es recht schön ist. Es ist ja Zeit bis zum ächend. Ist es fühl, wird Feuer gemacht. Am Lagerfeuer raucht sich schön die Pfeife an und wer's hat, röstet sich Brot, und es wird erzählt. Wenn der Krieg aus ist, wenn es Friede ist. Aber es war ein schöner Frühlingstag. Warm schien die Nach­mittagssonne. Sie hatten geschnitten und ruhten nun aus, die Gruppe, fünf Mann und ein Gefreiter. Sie lagen im Gras und rauchten und sprachen zusammen. Wer weiß, was sie sprachen, wer meiß, was sie fannen? Es war die letzte Feierstunde ihres Lebens. Weiter Erlenbusch und Sumpf links und Busch und Bald ringsum. Mitten drin eine Lichtung, helle freundliche Wiefe in Genrenin, emsiges Laufen von Ameisen und Käfern, Spinnen, die von Zweig zu zweig ihr Nez ziehen, an den alten Stämmen; im Wald hämmert ein Specht. Feierstunde! So ruhig und still. Was sie wohl Was sie wohl Sprachen und fannen, in ihrer Feierstunde, die Sechs? Mitten in der Wiefe, ganz allein, ein Blütenbaum. tnorriger wilder Apfelstamm in voller Blütenpracht. Die Apfel­blüte. Du jungfräulicher, reiner, holder Frühlingsgedante stehst du hier und breitest deine Wefte aus? Bist du besonders hinge­stellt mit deiner Pracht und läßt sie leuchten und zittern wie schüßend und fegnend über die" Sechs". Du ahnst und zittert und blüht nicht mehr lange.

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Ein

was

Gie lagern und rauchen, erzählen und sinnen und träumen, in die ftille Frühlingswelt. Und gang langfam tommt es gezogen! de es fingt in der auft und plaficht in den Sumpit Bmmer in ben

21. Abt. 7 Uhr, Sigung jamtlicher Funtionäre und Elternbeiräte bei Kroll, Utrechterstraße 21.

31. Abt. 7 2hr, Funktionärsigung bei Goldschmidt. Stolpische Straße 36. 74. Abt. Zehlendorf  . Der für Freitag Abend angekündigte 2efeabend der Frauengruppe in der Kreisschule fällt aus.

Der

Geschäftliche Mitteilungen.

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| Sumpf, platsch! Der Russe funt." Einer hat's gefagt. Immer in den Sumpf. Lauter Blindgänger! Hüüüh Banje ihn zupflastern will? Die kommen wohl von weit her, so lang platsch. Ob der ziehen fie ihre Hüüüüh.

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immer flatsch, in den Sumpf. Wenn mal eine mehr rechts geht, und Leis zittert der Blütenbaum, die Sechs finnen und schweigen und frepiert? und verschwinden. Hauen wir ab. Ja, es hat eine Weile nicht Sie haben wohl gedacht, wir wollen Feierabend machen gesungen und geplatscht im Sumpf. Es war so still. Der Blüten­baum streckt seine este im reinen Glanze. Auf! Seht den Blütenbaum! Sitifitt- trach!!! Feuer und Bliz! Die Blätterarme umfangen fie. Der schwarze Boden steigt brüllend auf, er hebt den Baum! Qualm, Erde, Dampf, Eisen! Schwarz fenft es sich nieder. Ein öder wüfter Trichter, wo eben die Bracht noch so rein und im Grund sickert schon das Wasser zusammen. Still ist es, der Russe funkt nicht mehr. Ein Blütenbaum und fechs junge Leben! und wollte sie schützen und segnen. Weltkrieg, warum?!

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" Der Bogelhändler"( Großes Schauspielhaus  ). Mieder 3eller, Komponist im Nebenberuf, tgl. Beamter, Desterreicher und löcker und Suppé   der unglücklichste aller heiteren Musikanten: Parl eine Dase in der Sandwüste der Operette Nach Strauß und Mil­Renner der Boltsfeele. Höfische Menschen und Tiroler Bauern, ernst. mentale Lied alles dicht beieinander. Und aus jedem noch so rühr­

hafte und parodiſtiſche Melodien, der Kunstgesang und das fent­

eigen Stückchen scheint eine ganze Welt zu uns zu sprechen, so echt,

so warm, so einschmeichelnd ist das alles. Das Finale des ersten Aftes, das schluchzende Lied vom Ahnerl, das Jefus- Jefus" und

die Professoren- Parodie, das Liebesduett( Sdxau mir nicht so ins

Gesicht") und der Auftritt des Brief- Christel

welche Fülle

con Musit, diskret instrumentiert, durch sich selber froh und tränen­reich und walzerhaft wirkend! Ueber allem ein Hauch Altertümlich= feit, Großpäterfreude. Aber wehe uns, daß wir feine Großväter sind. Volksoperette- auch der Bogelhändler" gehört zu den besten ihrer Art. Von den Mitwirkenden möchte man an erster Stelle dem Chor danken für das prächtige Finale des ersten Aktes, dann Johannes Müller mit seinem unverfälschten Dialekt und so derb- luftigen wie weich- fentimentalen Wesen, der immer schönen, immer um eine Nuance zu leblofen Cordy Millowitsch  , Kußner und der Lach­muskeltruppe Brandt, Waßmann und Wend. Nicht auf der Höhe steht Helene Bola. Ein zierliches Ding, ein liebes Stimm. chen. Rein Temperament, um hier Mittelpunkt zu werden. Die Ge famtaufführung glänzend, auch ohne nationalistischen Böbelrummel. R. G.

Schneider Wibbel" in Koblenz   verboten. Das Koblenzer   Stadttheater hatte auf feinem Spielplan das Luftspiel der Schneider Wibbel" vor. gesehen. Dem Vernehmen nach hat die franzöfifche Besagungsbehörde die Franzose einen Badentretch erhält. Aufführung dieses Schwants verboten, weil im ersten Aft ein

Cleuens Bevölferurg. Die Geiomtbevölferung Litauens   wird von der was beträgt 27 134 Röpfe. Ben ben 26 im Lande vorhandenen nationalen amtlichen Statistil auf 2175 121 Savoyuer beziffert. Der jährliche Zu. minberheiten Bönnen mus faben mehr als 1000 ingehörige aufweisen.