idjcn den ökonomischen Bedürfnissen des Landes und den Fesseln, die seiner Entwicklung durch die herrschende terra- ristische Diktatur auferlegt werden. In unverhüllter Form steht das Problem vor den rufsi- schen Kommunisten so: Entweder setzen sie die„N e u e W i r t- s ch a f t s? o l i t i k" fort und treten dann, früher oder später, auf den Boden der kapitalistischen Entwicklung mit allen sich daraus ergebenden politischen Konseq'i eitlen oder sie kehren zum bereits preisgegebenen Militärkommunismus der früheren Jahre- zurück und stehen dann vor der Gefahr eines Bruches mit der Bauernschaft und eines neuen Kronstädter Aufstandes. Diese Alternative wurde von S i n o w j e w auf dem Kongreß klar formuliert. Er erklärte, daß man eine genaue Antwort darauf geben müsse, welche Wirtschaftspolitik man verfolgen solle. Der jetzige Zustand könne nicht aufrecht- erhalten werden, da er wirtschaftlich in eine Sackgasie führe und politisch die allgemeine Unzufriedenheit steigere sowie die Diktatur von innen und von außen untergrabe. Der bekannte Wirtschaftspolitiker L a r i n deckte auf dem Kongreß unvorsichtig die Karten auf. Er forderte die Partei auf, zur„kommunistischen Reaktion" zurückzukehren und an die Stelle der neuen Wirtschaftspolitik einm„bedingt neuen Kurs" zu fetzen. Soweit wagte der Kongreß ihm nicht m folgen. Er machte nur einen halben Schritt nach links. Die seinerzeit von Lenin inaugurierte Neue Wirt- schaftspolitik ist offiziell n i ch't aufgehoben. Es ist aber die Parole ausgegeben, gegen das Privatkapital wie gegen den privaten Handel unbarmherzig vorzu- gehen. Somit ist also wieder der Kampf gegen die Gesetze der ökonomischen Entwicklung aufgenommen worden. Die Kommunisten setzen ihr Babanquespiel fort, weil sie vor den politischen Folgen der neuen Wirtschaftspolitik, der Erstar- kung der städtischen und ländlichen Bourgeoisie Angst haben. Das Privatkapital hat in letzter Zeit die ökonomischen Funk- tionen der staatlichen Wirtschaftsorgane weit überflügelt. Die Bourgeoisie tritt in immer engere Beziehungen mit der Bauernschaft. In der Ferne zeichnet sich die Perspektive eines bürgerlich-bäuerlicken Blockes ab. Dieser Gefahr will nun die kommunistische Führerschaft vorbeugen, indem sie dem Privat- kapital den Markt wieder entreißen will. Daher ihr neuer terroristischer Feldzug im Innern. Daher aber auch ihre Ab- neigung gegen die Erteilung von Konzessionen an Ausländer, die die bürgerlich-kapitalistifche Entwicklung fördern könnte, sowie die Furcht vor den politischen Folgen der cko-jure- Anerkennung Sowjetrußlands. In dieser Situation erscheint der neue„Linkskurs" als ein Rettungsanker. Durch ein neues Hasardspiel sucht man den eisernen Gesetzen der ökono- mischen Entwicklung zu entgehen. »* * Nach der Abrechnung mit der eigenen Opposition er- achtete der Kongreß es als notwendig, auch mit der Oppo- fition in Deutschland und Frankreich in der Person Radeks und Souvarines abzurechnen. Aber ebenso, wie hin- sichtlich Rußlands müssen wir auch hier konstatieren: d i e Opposition ist besiegt, aber die Krise ist ge- blieben. In der Tat mußte der Berichterstatter der kom- munistifchen Internationale, B u ch a r i n, vor dem Kongreß konstatieren, daß der Kapitalismus in Amerika und Europa sich befestigt habe. Die Produktton habe annähernd den Stand der Borkriegszeit erreicht, die Arbeitslosigkeit gehe zurück, die Währungsverhältnisie besserten sich Msehends. Dieser Gesundungsprozeß sei allerdings um den Preis der Enteignung der Mittelschichten und der Belastung der Arbeiterklasie erzielt, sie sei aber dennoch eine Tatsache, mit der zu rechnen sei. In der Tat liegen die Dinge so, daß die Stabilisierung der kapitalistischen Beziehungen dem Kommunismus den Boden für seine Wühlarbeit entzieht. Diese Stabilisierung be-
Erinnerungen eines Junggebliebenen. Karl henckells„Buch der Saat". Bon Äonrad Schmidt. Vor ein paar Wochim feierte Henckell, der Sänger lebensfrohen Freiheits- und Menschheitsglaubens— unseren älteren Parteigenossen aus seinen Kampf- und Trutzliedern und dem Sammelbande „Buch der Freiheit" wohl vertraut— seinen KO. Geburtstag. Die Jahre, die so oft den hochgesinnten idealen Iugendenthusiasmus in' müde Skepsis und achselzuckende Resignation verwandeln, haben über ihn nichts vennocht. Mit feinen 6l) Iahren ist er noch der Junge, mit der gleichen Menschheitszuversicht, die ihn einst durchglühte. So sprach er auf dem letzten Iugendtage der Parte, in Nürnberg zu unserer' heutigen Jugend. Henckells„Buch der Saat", das vor kurzem erschien, ist«in Erinnerungsbuch. Es enthält die literarhistorisch kritischen Skizzen und Stimmungsbilder, die neb-on seiner poetischen Lebensarbelt im Laufe der Jahre entstanden sind. Die Persönlichkeit gelangt in dieser Prosa zu nicht weniger markantem Ausdruck, als in seiner Lyrik. Im Hintergründe taucht das jurig« Deutschland auf das in der Zeit der achtziger und neunziger Jahre sich wider die' literarische Kon- vention erhob, überall respektlos, revolutionär gegen die alten Götzen Sturm lief. Da werten die beiden Brüder Hart, Hermann Eonradi, der früh Verstorbene mit seinen„Liedern eines Sünders". John Henry Mackay , Liliencron , Arno Holz , Johannes Schlaf u. a. von ihm mit herzlichem Will- kommen und mit prägnanter Einfühlung in ihre Sonderart begrüßt. Di« Charakteristiken ergänzen sich durch Wiedergabe poetischer Proben. Die helle Freude an allem Kraftvollen und Eigcnwüchsigen, auf welchem Boden es entstand, tritt sichtbor hervor. Doch die Lust an dem aufsprießenden Neuen tut der Versenkung in das schon An- erkannte, dos seinen Ruhm eigener Leistung verdankt, keinen Ab- bruch. Don den beiden großen Schweizern Gottfried Keller und Konrad Ferdinand Meyer , die er in Zürich »ersönlich kennen lernte, spricht er mit besonderer Verehrung. Ebenso— ein Zeichen, wie wenig er sich von den damals ausgegebenen Parolen den unbefangenen Blick hat trüben lassen— von Schiller . Fesielnd und eigenartig ist insbesondere auch der Versuch, das Westn einzelner Poeten in kurz gedrängten Impressionen von ein paar Zeilen festzuhalten. So heißt es in den„SV Dichtersilhouetten" über den unglücklichen Hölderlin, den sehnsüchtigen Sänger verklmigener hellenischer Lebensschönheit:„Eine zarte Gewitterbriicke schwingt sich von den Rcbengcländen des Neckar durch den ewigen Aether zu den Gefilden der Toten von Marathon. Leisen Schrittes, mit frommer Gebärde überwandekt sie der elnsam««rdenfremde Hölderlin. Selig schwebt er dahin, stillveiklärt� er, Helios Apollos und der schwäbischen Mutter schicksalszertrümmertes Kind". DK Signatur Mackays, des anarchistischen Derherrlichers des freien Ich, das nach Stirnerfcher Losung jede Bindung an ein Höheres ablehnt, hebt mit dem eindrucksvollen Bilde an:„Neben dem Leuchtturm, auf dem festen Grunde der Bernunft, hart an dem rollenden Ozean der Phantasie steht ein Mann, dem der Sturm den weiten Mantel bläht; er schaut hinaus und wandert, wogenträume- rifch i» die Unendlichkeit..,,
deutet keineswegs den Eintritt des sozialen Friedens. Die sozialen Gegensätze nehmen vielmehr an Schärfe zu, der Klassenkampf verstärkt sich, aber diese, wenn auch nur relative Stabilisierung des Kapitalismus macht die besonderen Kampf- Methoden der Kommunisten unmöglich, sie untergräbt jene jakodinisch-vutschistische Ideologie der Machtergreifuna zur sofortigen Verwirklichung des Sozialismus mit den Mitteln des Terrors und der Gewalt, deren verhängnisvolle Bedeu- tung die Arbeitcrmasien in der Atmosphäre der Nachkriegszeit nicht erkannt hatten. Die leitende Mehrheit der kommunistischen Internationale beginnt offenbar einMsehen, daß sie den Boden unter den Füßen verliert. Deshalb sucht sie den jetzigen Augenblick aus- zunutzen, in dem die Nachkriegsstimmungen in den daniederliegenden Staaten Mitteleuropas noch nicht völlig überwunden sind. Sie sucht die Ueberreste der angeblich„revolutionären Situation" zu konservieren und setzt bei ihrem Hasardspiel alles auf eine Karte. Hieraus ergibt sich der neue„Linkskurs" in der kommu- nistischen International«. Ungeachtet der Unterschiede zwischen den fozialm und ökonomischen Beziehungen Westeuropas und Rußlands besteht zweifellos eine gewisse Jdentttät zwischen der Krise des russischen und des internationalen Kommumsmus. Diese Gleichheit der Krise ergibt sich aus der gleichen Unver- einbarsichksit der kommunistischen Methoden mit den eisernen Gesetzen der ökonomischen Entwicklung und jenen sozialpoli- tischen Verhältnissen, in denen das Proletariat leben und kämpfen muß. Aus diesem Grunde kann der Sieg des„Links- kurses" in Rußland wie in Westeuropa nur von kurzer Dauer sein. Auf dem Moskauer Kongreß wurde wie immer viel über den erbarmungslosen Kampf gegen die internatio- nale Sozialdemokratie gesproäjen. Am charakte- ristischsten war folgendes: die kommunistischen Führer aller Schattierungen waren gezwungen, die für sie unangenehme Tatsache Mzugeben, daß die totgesagte Sozialdemokra» tie allerorts im Aufstieg begriffen sei.'Rade k sprach offen aus, daß die deutsche Sozialdemokratie bei den Wahlen nur ihre kleinbürgerlichen Mitläufer verloren habe und jetzt in höherem Grade ein» proletarische Partei sei, als im Jahre 1920. Diese Feststellung ist zutreffend. In dem Maße wie der ökonomische Gestmdungsprozeß in Europa zu- nimmt und ein wirklicher Friede hergestellt wird, müssen in den Arbeitermasien die putschisttschen und syndikalistischen Tendenzen, zugleich aber auch die boslchewistisclten Methoden mehr und mehr an Boden verlieren. Damit gelangt die Füh- rung des proletarischen Befreiungskampfes naturgemäß in die Hände der marxistischen Sozialdemokratie, die auf dem Boden der Demokratie für die Verwirklichung des Sozialismus kämpft._ Sturm gegen Ebert. Ein Vergleich zwischen Ungleiche«. Die deutschnattonale Presse fäbrt fort mit ihren Per- suchen, zu dem Fall Millerand einen Fall Ebert zu konstruieren und„verblüffende Parallelen" zu entdecken. So schreibt Paul Baecker in der„Deutschen Tageszeitung": Wenn die Deutschnationalen verlangen würden, daß der sozialdemokratisch« Reichspräsident Ebert zurücktreten solle, weil«ine wirklich bürgerlich-nationale Politik mit diesem Präfidenten zusom- men nicht denkbar sei, dann würden sie genau da« gleiche tun, was die ftanzösischen Sozialisten gegenüber dem— aus ihren eigenen Reihen hervorgegangenen!— Präsidenten Millerand getan haben: und sie könnten sich verfasinugsrechttich noch mit vollem Recht darauf berufen, daß die deutsche Reichsverfasiwig dem Reichstage ausdrücklich das Recht gibt, den Reichspräsidenten aus politischen Gründen zu vorzeitigem Sturze zu bringen, während die ftan - zösische Verfassung ebenso ausdrücklich nur ein Borgehen der Kam-
Kurze Andeutungen aus dem reichen Inhalt des Bandes müsien ier genügen. Die glückliche Verschlingung des Literarischen mit iographischen Momenten erhöht den Reiz. Unter diesem Gesichtspunkt interessiert besonders ein Auffatz. der von dem Zürich «: Milieu, von Bebel, der sich da angebaut und von dem jungen deutschen Literatenvolk, das«in« Zeit lang dort seine Zelle auf- geschlagen hatte, plaudert. Di« beiden Brüder Gerhart und Karl Hauptmann , damals jung verheiratet und noch g ipz- lich unbekannt. Ma cka y, Ricarda Huch , Frank Wede- t i n d und andere ziehen in buntem Wechsel rasch an des Lesers Blick vorüber, neben jungen Genossen, die die Freiheit des schweize» rifchen Bodens angelockt hatte. So sieht man den kernigen Alt- Berliner Kampfsmeyer mit seiner Riesenlast Bücher die Hottinger Straße herunterstürmen, in seinem wetterfesten Schädel Theorie und Geschichte des Sozialismus wälzend. Wer während des Sozialistengesetzes oder bald darauf die gastlich« und schöne Limmathstadt selber kennen lernte, dem rufen die Blätter ganze Scharen fenbig belebter Erinnerungen wach. Dem starken, buchhändlerisch sehr geschmackvoll ausgesiatteten Bande sind Faksimiles von Briefen und ein« Reihe sehr gelange. ner Porträts beigefügt._
die unpolitische Reichswehr . Von Hubert Laskari. „Hast du Lust, dir einmal«inen Ruirmelbettieb im Stile emer modernen Münchener Hetz' anzusehen?" fragte mich Edgar am Pfingstsonntagabend. Ich wußte mit dem angebrochenen Abend wirklich nichts Ge- scheites anzufangen und folgte deshalb meinem Freunde in das Wilhelma -Restaurant am Auguste-Viktoria-Platz. Das Lokal war gedrängt voll von lauter Leuten, die Maßkrüge vor sich stehen hatten und sich in außerordentlich ausgeräumter Elim- mung befanden. In der Mitte des Riesenfaalss saß auf ewem Podium eine kriegsstarke Reichswehrkapell« und sorgte mit dem ge- hörigen Lärm für die richtige Feiertagsstimmung. Mit vieler Mühe gelang es uns schließlich, in einer Eck« des Saales zwei freie Plätze an einem Tisch zu finden, an dem zwei halbreife Jünglinge saßen. Was für Menschen«in Lokal besuchen, das den Namen„Wil- helma" führt, in dem das Vier aus Äaßkrügen getrunken wird und Militärmusik erdröhnt, ist ja nicht schwer zu erkennen. Ich war des» halb auch gleich darauf vorbereitet, dag die Kapell« außer dem Pilgerchor aus dem„Tannhäufer" ausschließlich Armeemärsche und sogenannte patriotische Lieder, wie„Stolz weht die Flagge schwarz- weißrot".„O Deutschland hoch in Ehren" und natürlich mich das „Deutschland über alles", der Meute ihrer frohlockenden Zuhörer zum besten gab. Nur eine Sekunde lang stutzte ich, als die Kapelle, die doch immerhin von republikanischen Steuerzahlern unterhalten wird, ihr« Darbietungen mit„Heil dir im Siegerkranz " krönte. Hier kannte die alkoholdurchglühte Begeisterung der Zuhörer keine Grenzen mehr. Vor dem Siegerkranz und der Wonnegans standen sie alle stramm. Wohl ein halb Dutzend Mole brüllt« mich der eine Jüngling an unserem Tisch an:„Aufftehen!" Und als ich mehr belustigt als belästigt sitzen blieb, ergoß sich über mein Haupr eine Flut von echt Münchener Liebkosungen.„So ein Pack kommt nun in so ein anständiges Lokall" zischte der Jüngling. Natürllch ward ich auch sofort zum Juden gestempelt.(Obwohl ich— aus
mer gegen den Präsidenten wegen Hochverrais kennt. Man wird sehen, ob die deutsche Linke, dieser Stahlblock politilcher Ueberzeugungstreue, sich zu einem solchen Vorgehen der deutschen Rechten ebenso stellen wird wie zu dem gleichen Vorgehen der fran- zösischen Linken! Der Reichstag kann in der Tat mit Zweidrittelmehrheit die vorzeitige Abberufung des Reichspräsidenten beschließen. und damit ist— im Gegensatz zum französischen Recht— der Fall staatsrechtlich genau abgegrenzt, in dem für den Präsidenten die Pflicht zum Rücktritt besteht. Es bleibt den Deutschnationalen unbenommen, einen derartigen Antrag im Reichstag einzubringen, ja, sie seien ausdrücklich auf- gefordert, das zu tun und dadurch eine Klärung herbei- zuführen. Tun sie es nicht, so soll uns ihre Presse mit ihrem Geschwätz vom Halse bleiben! f Die deutschnationqle Presse zieht im übrigen Vergleichs zwischen einem Fall, der in Frankreich eingetreten ist und einem Fall, von dem sie wünschen, daß er in Deutschland eingetreten wäre. Das ist ein Vergleich zwischen Realem und Irrealem, zwischen dem, was ist und dem, was nicht ist. In Frankreich hat sich H e r r i o t geweigert, sich von Millerand emennen zu lassen. In Deutschland hat H e r g t danach gegiert, von Ebert ernannt zu werden.(Hätten wir englische Sitten, so wäre er sicher auch zum Handkuß bereit gewesen.) In Frankreich lehnte es die Kammer ab, mit einer von Millerand ernannten Regierung zu verhandeln. In Deutsch land hat der Reichstag nicht nur mit der von Ebert er- nannten Regierung verhandelt, sondern sie auch am 6. Juni mit der stattlichen Mehrheit von 64 Stimmen in ihrem Amt bestätigt. t In Frankreich hatte der Präsident die Partei der bei den Wahlen geschlagenen Reaktion ergriffen. In Deuffchland hat der Präsident stets zur Republik gestanden, ohne ans seiner Reserve als konstitutionelles Staatsoberhaupt hervor- zutreten. Und hier liegt der eigentliche Grund der deutfchnationalen Schmerzen. Sie wissen, daß der Präsident der deutschen Republik — es ist entsetzlich!— ein überzeugter R e- publikaner, ja, sogar ein Sozialdemokrat ist! Nach ihrer Ueberzeugung muß der Präsident der Republik natürlich ein strammer Monarchist sein. Daß die Republik einen Präsi- deuten hat, der sie v e r t e i d i g t. das wurmt sie schon lange. Sie brauchen einen, der sie untergräbt. Die Deutschnationalen möchten, wenn sie könnten. Ebert stürzen, um d i e R e p u b l i k z u st ü r z e n. Die fran- zösischen Demokraten und Sozialisten mochten nicht bloß— sie hoben Millerand gesttirzt, um die Republik zu schützen! In der Tat„verblüffende Parallelen"!
Ein konservativer Staatsftreichplan. Anschlag auf das Reichstagswahlrecht. In der„Weltbühne" veröffenllicht H. v. G e r l a ch unter dem Titel:„Erinnerungen eines„Junkers"" Reminiszenzen aus seiner frühesten polittschen Vergangenheit. Er erzählt darin von einem konservativen Staatsstreichplan aus dem Jahre 1893: „Aus allen meinen Himmeln über Hammerstein wurde ich kurze Zell danach gerissen. Es war nach den Wahlen von 189 3. Eapriois Herrlichkell neigt« sich ihrem Ende zu. Der Kaiser war empört über die Arbeiter, weil sie, trotz seiner Arbeitererlasse, der Sozialdemokratie treu geblieben waren. Er machte C a p r i v i dafür verantwortlich und suchte einen Nachfolger. Hammer st«in hatte zu einer Sitzung nach einem Hotel in der Königgrätzer Straße eingeladen. Als ich mit Ober- w i n d e r ankam, fanden wir Stoecker, Ungern-Stern-
Ehrenwort!— noch nicht einmal eine jüdische Urgroßmutter ge- habt habe.) Auf die frenetischen Beifallsstürme hin, die sich an diese national. deutsche Kundgebung schlössen, mußte die Kapelle eine Zugabe be- villigen. Und nun erkannte ich. wie böswillig der Verdacht eines Mangels an Objektivität gegenüber unserer Reichswehr ist. Wer «rwa noch daran zweifeln sollte, dem sei hiermit kategorisch verkünde:: Di« Reichswehr ist demokratisch vom Reichswehrminister bis zum letzten Mann!'. Di« Kapelle spendete als Zugabe die bekannte feiersiche Musik aus Handels„Judas Makkabäus ", die in der Weis« gipfelt.„Tochter Zions, freue dich! Jauchze laut. Jerusalem !" Das Publikum trbißte, was es einer Reichswehrkapelle schuldig ist. Es tobt« vor Entzücken und oerlangte noch eine weitere Zugabe. Rur ein vereinzelter Ruf erklang:„Aber nicht noch so«ine Tochter von ZlonI" Geklatscht und getrampelt hat der Mann, der dies rief, aber genau so unentwegt wie alle anderen.
Die Superlaklve von wembley . Eigenttich haben ja die Ameri- kcmer den Kult der Superlativ« gepachtet und sind stets bereit, das Größte und Kleinste, das Höchst« und Niedrigste für sich in Anspruch zu nehmen. Aber auf dem großen Rummelplatz der Brnischen Reichs- ausstellung von Wembley hat man den rekordwütigen Bonkees den Rang abgelaufen und, wie«ine Londoner Zeitschrift behauptet, den Superlativ an Superlativen geleistet. Einiges aus dieser Ansamm- lung von Rekorden sei angeführt: Das Stadion ist die größte Arena für Sportzwecke, die es in der Well gibt, der Jngenieurpalast der umfangreichste Betonbau, der je errichtet wurde. Der Vergnügungs- vark, der einen Umfang von 2 Quadratkilometern hat, beherbergt die großartigste Sammlung von Sensationen, die je gesehen worden ist. Di« Ausstellung enthält die modernste Kraftstation, das größte Puppenhaus mit den kleinsten Einrichtungsgegenständen, die größte Trommel, die kleinste Uhr, das älteste Criquetspiel usw. Hier ist die erste Lokomotive zu sehen, die je gebaut, und daneben die Turbinen- lokomotive des neiiesten Typs; die größte Lokomotive der Welt be- findet sich in dem Pavillon der kanadischen Eisenbahn. Weitere Superlativ« sind: die kostbarste Sammlung altckinestscher Münzen, die größte jemals angefertigte Glasscheibe, die letzte Veroollkomm- nung des Rettungsbootes, ein Perlenhalsband, an dem jede Perle ein« andere Farbe hat und für das 39 Jahre gesammelt wurde, das größte Messer mit 1924 Klingen, immer ein« für jedes Jahr der christlichen Zeitrechnung, die kleinste rauchbare Zigarette und den größten Elefantenschädel, den man bisher gefunden hat. Die Schauspielkunst und die Nachwelt.„Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze." Dieser Satz Schillers verliert mehr und mehr an Berechtigung. Das vor kurzem eröffnete neue Kieler Theater-Mufeum will die Stimmen der bedeutenden Schau- spiel« für die Nachwelt festhallen, und zwar geschieht dies durch Phonogramm». Für diesen Zweck stehen in dem Museum ständig vi« Phonoaraphen bereit. Da es sich jedoch herausgestellt hat, daß manche Schauspieler vor dem Lufnahmetricht« in eine Hemmung ihrer Ausdrucksmöglichkeit fallen, ist Professor Wolff. d« Direktor des Museums, zuFernaufnahmenmit höchst«mpimd- lichen Mikrophonen übergegangen. Hier gibt es, wie das ,Ham. bürg« Fremdenblatt" meldet, eine gangbar« Brücke zu den neuesten