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Nr. 27241. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Die Eröffnung des Parteitags.

Eröffnungsrede Crispiens.

Im Großen Saale des Preußischen Landtags   trat am Mittwoch­cbend der Parteitag zusammen. Die Stirnwand des Saales trägt ein großes Bild August Bebels auf schwarz- rot- goldenem Untergrund und von der roten Fahne überragt. Die Eſtrade ist mit den Büsten von Marg und Lassalle geschmückt. Man sieht auf ihr zahlreiche Fahnen der Großberliner Parteiorganisationen. Die Pläge der Ab­geordneten reichen für die große Zahl der Delegierten nicht aus. Es mögen gegen 400 Männer und Frauen sein, die den Saal füllen. Die Tribünen sind stark besetzt. Auf den Bänken des Staats­rats hat der Parteivorstand Platz genommen, am Regierungstisch fizzen die ausländischen Gäste, darunter die Genossen de Brou= dère- Belgien, Boogd Holland, Andersen Dänemark  , Miß Bell England und Lewin- Rußland.

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Die Tagung.

Kurz nach 6 Uhr ertönt das Opferlied von Beethoven  , von dem Berliner   Gesangverein Fichte- Georginia meisterhaft vorgetragen. Auch der zweite Chor" Ich warte dein" von Uthmann wurde mit lebhaftem Beifall belohnt. Darauf ergriff im Namen der Berliner  Parteiorganisation

Genoffe Franz Künstler  

das Wort zur Begrüßung des Parteitages. Er führte aus: In einer politisch äußerst bewegten Zeit, die nach Entscheidung drängt, ver­fammeln Sie sich als die berufenen Vertreter der in Nürnberg   ge­einten Sozialdemokratie zu einer Tagung, die für die gesamte deutsche Arbeiterbewegung von entscheidender Bedeutung ist. Ueberall, wo proletarische Herzen der Sozialdemokratie entgegenschlagen, wo Arbeiter von den großen und heiligen Ideen des Sozialismus durch drungen sind, wird dieser Parteitag lebhaften Widerhall finden. Machen Sie den Berliner   Parteitag zu einer Waffenschmiede für unsere geeinte Sozialdemokratie, das ist der Wunsch und die Bitte der Berliner   Parteigenossen. Die Arbeiterschaft geht schweren Kämpfen entgegen. Die jüngsten Abwehrkämpfe der Werft- und Bergarbeiter um den Achtstundentag waren die ersten Vorpostengefechte der uns noch bevorstehenden großen Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit. In diesem Kampf um das nadte Dasein braucht die Arbeiterklasse außer starken Gewerkschaften eine zielbewußte und energische Führung durch die Sozialdemokratie. Denn die Sozialdemokratie ist nach wie por die einzige Partei, die dem Proletariat Ziel und Rich tung zu weisen hat. Von diesem Parteitag muß der Alarmruf an das gesamte deutsche Proletariat zur Sammlung und Kampfent­schloffenheit ergehen. Der Parteitag muß der deutschen   Arbeiter fchaft die

angeben.

Marschrichtung für die nächste Zeit

Wenn auch, wie wir alle wiffen, in den Beratungen der nächsten Tage die Meinungen manchmal heftig aufeinanderprallen werden, so werden die Hoffnungen unserer politischen Gegner sich nicht er­füllen, die von unserer flärenden. Diskussion ein Auseinanderfallen der Sozialdemokratie erhoffen. Wir haben uns in Nürnberg   nicht geeinigt, um bei irgendwelchen auftauchenden Differenzen wieder auseinanderzufallen. Wie wir zu den Parteifragen auch stehen mögen, die Einheit der Partei wissen wir alle zu schügen. In einer Zeit der größten Machtentfaltung der Reaktion und des Kapitalismus muß die Sammlung und Konzentration des Profe­tariats unter der Führung unserer Partei das wichtigſte Gebot sein. Die Borbedingungen zu schaffen ist die Hauptaufgabe des Parteitages.

Die Kommunisten fuchen ihre Hauptaufgabe im Rampf gegen die Sozialdemokratie. Es gab eine Zeit in Berlin  , wo die Kommunisten alle unsere Versammlungen sprengten, unsere Redner und Bersammlungsleiter tätlich angriffen. Diese Zeiten sind vorbei. Wir haben uns eine Organisation geschaffen, die imstande ist, auch die größten Beranstaltungen unserer Bartei zu schüßen.

Wir rufen den kommunistischen   Arbeitern zu: Befinnt Euch, und laßt ab von angeblichen revolutionären Methoden, die in Wirklichkeit reaffionär wirken!

Die Beratungen und Beschlüsse dieses Parteitages sollen der Partei nicht nur einen neuen Organisationsrahmen geben, sondern die Partei mit neuem und startem sozialistischen   Inhalt erfüllen. Wie überall, so hat auch in Berlin   die hoffentlich für immer hinter uns liegende Inflationsperiode unserer Partei die schwersten Schäden zugefügt. Nur unter schwersten Opfern haben wir die Organisationseinrichtungen aufrechterhalten fönnen. Wenn wir trotzdem den Parteivorstand auch finanziell zufriedenstellen fonnten, so war das nur durch die große Opferwilligkeit der Ber: liner Parteigenossen möglich. Jetzt gehen wir mit frohem Mut an den Wiederaufbau, und wir versprechen dem Parteitag, daß wir versuchen werden, in fürzester Frist alle Positionen zurückzu= erobern. Mögen unsere Gegner schreien, die Sozialdemokratie wäre dem Untergang geweiht, wir wissen, daß wir leben, daß wir stärker werden von Tag zu Lag, daß wir alle unsere Gegner in den Staub zwingen werden, wennn wir alle unsere Pflicht im Interesse der Bartei tun. Führen Sie Ihre Beratungen im Geifte August Bebels, meifen Sie der Partei den Weg nach vorwärts und auf. märts, und nehmen Sie zu Ihren Beratungen die besten Wünsche der Berliner   Parteigenoffinnen und genossen entgegen!( Lebhafter Beifall.)

Anschließend tommt für den Parteivorstand

Genosse Crifpien

zu Wort: Die junge deutsche   Republik   kämpft schwer gegen innere und äußere Gegner. Gewaltstöße der monarchistischen Re aktion erschüttern ihre Grundlagen. Der Krieg und seine Folgen, der Frieden von Versailles   hat sie zum Schuldknecht der Welt ge­macht. Die ungeheure Not der arbeitenden Massen dient der schrankenlosen Bereicherung weniger und fördert den Aufstieg einer Kapitalherrschaft, die das öffentliche Leben forrumpiert und sich den Staat zu unterwerfen anfchickt."

Begrüßungsansprachen der auswärtigen Gäste.

Demgegenüber hat sich die Vereinigte Sozialdemokra tische Partei Deutschlands   organisatorisch und politisch nach der Einigung behauptet, selbst in der furchtbarsten Krisen- und einem Wahlkampf, in dem der Marrismus und die Marristen Infiationszeit des vergangenen Jahres. Die Partei hat sich auch in durch eine Einheitsfront von Reventlow bis Ruth Fischer   vernichtet werten sollten, relativ gut behauptet. Tatfraft und Kampfesluft sind wieder lebendig geworden, wozu die Einigung in der wieder erftandener sozialistischen Internationale in Hamburg   wesentlich beitrug. Die Bildung der Sozialistischen Arbeiter Internationale und ihr inniges Zusammenarbeiten mit dem Internationalen Gewerkschaftsbund wirken günstig auf die sozia­listische Bewegung aller Länder und auf die Gestaltung der Repara­tionsfrage.

Die Reparationsfrage in allen ihren internationalen und nationalen Ausmaßen, die gleichbedeutend ist mit der Frage, ob Krieg, ob Frieden, ist die politische Frage der Gegenwart, von deren Lösung alles abhängt.

Die Lösung der Reparationsfrage auf wirtschaftlich friedliche Bahnen gedrängt zu haben, ist eine Tat von weltgeschichtlicher Bedeutung. Diese Politit des Friedens vorbereitet zu haben, ist eines der großen Berdienste der Sozialistischen Arbeiterinternationale, die schon vor Friedenspolitik betrieben hat. Bedingung für die Befriedung ihrer Gründung von London  , Amsterdam   und Wien   aus diese Europas   ist ein vollständiges und aufrichtiges Uebereinkommen der die Methoden der Gewalt, und die Beschränkung an der Reparationsfrage beteiligten Länder, ein Verzicht auf der Reparationsverpflichtungen auf die wirt. find, sind der imperialistische Rapitalismus, die Reaktion im Innern lichen Schäden. Die Widerstände, die dabei zu überwinden und der Bolschewismus in allen feinen Spielarten. Pflicht der Sozialisten in allen Ländern ist es, auf Bernunft und Vers ständigung hinzuwirken; in Deutschland   gilt es, den Er­füllungswillen durchzusehen und eine sozial gerechte Verteilung der aften vorzunehmen. In Frankreich   hat nicht ein Sozialist im Barlament dem Vertrag von Versailles   zugestimmt, aber alle Sozialisten haben seitdem unermüdlich für seine Revision gearbeitet. Heute ist ihre Arbeit von Erfolg gekrönt, wo der Nationale Block zerschmettert am Boden liegt und seine Regierung gegen die Sozialisten möglich ist. Mit derselben unermüdlichkeit haben unsere belgischen Genossen gefämpft, und auch die Ge­und Kongreffen an der Lösung dieser Frage mitgewirkt. Die eng noffen aus Italien   haben auf den entscheidenden Konferenzen liche Arbeiterregierung unter der Führung Macdonalds ift ais Minderheitsregierung zwar nicht start genug, eine rein sozialistische Politik zu treiben, aber was sie macht, ist unverkennbar eine Politik des Friedens.

Bon weltgeschichtlicher Bedeutung ist für die Arbeiterbewegung das, was die englische Arbeiterregierung zurzeit leistet. Sie beweist, daß die Sun zu regieren tein Privileg der besitzenden Klaffen ist.

wider Willen-

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Wir deutschen Sozialdemokraten geloben unseren Genossen in der Internationale, nicht zu rasten, bis mir im Gleichschritt mit ihnen den Gieg des Gozialismus errungen haben. Das Gut achten der Sachverständigen, um das der Kampf zurzeit geht, ist gewiß feine fozialistische Lösung; es ist die Kapitulation listen, die glaubten, wirtschaftliche Brobleme durch Gewaltmaß­vor dem Marrismus, die Kapitulation der tapita. nahmen lösen zu fönnen. Unsere Zustimmung zu der Erklärung gutachtens bedeutet tein Bertrauensvotum für die fapitalistische der Reichsregierung über die Durchführung des Sachverständigen­Regierung Deutschlands  ; in ihr liegt vielmehr der Beweis des Ber­franzöfifchen Genoffen und für unsere Internationale. trauens in die Politik der englischen Arbeiterregierung, für die

Wenn wir, die wir uns mit Stolz Sozialdemokraten nennen, heute zum ersten Parteitag nach der Einigung zusammentreten, so wollen wir feinen Augenblick während unserer Tagung vergessen, daß unsere kapitalistischen   und bolschewiftischen Gegner böswillig jedes Wort und jeden Beschluß unserer Tagung belauern, während unsere Genossen in den anderen Ländern mit Spannung unsere Entscheidungen erwarten. Zeigen wir uns alle dieser Verantwor­tung bewußt und würdig. Ich eröffne den Parteitag der Ver­einigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands   im Namen des Parteivorstandes, indem ich ihm die Schlußfäße des mani­festes von Nürnberg   als Geleitwort widme:

" In der Einigkeit liegt die Kraft! Haltet dem Ganzen die Treue, wie Ihr fie den einzelnen Teilen gehalten habt! Seid Treue, wie Ihr sie den einzelnen Teilen gehalten habt! Seid brüderlich im Rat, einig in der Tat! Dulder feine Zersplitterung! Werbt und wirft mit verdoppelter Kraft für unsere gemeinsame große Sache!"( Stürmischer Beifall.)

Widmann- Osnabrück   schlägt zu Borsigenden vor die Genossen Codann erfolgte die Konftituierung des Parteitags. Genosse Otto Wels   und Wilhelm Dittmann  . Beide werden ein­stimmig ohne Widerspruch gewählt.

Genosse Otto Wels  

Objektivität. Bor der weiteren Konstituierung gedenft er, während übernimmt den Vorfik mit Dantesworten und verspricht strengste die Delegierten sich erheben, der vielen Genoffinnen und Genoffen, die der Tod der Partei entrissen hat, in erster Linie Wilhelm Pfannkuch  , des Nestors der Parteitage, des Alterspräsidenten der Nationalversammlung   und des Vorsitzenden des Einigungs tongresses in Nürnberg  , welches Amt Pfannkuch   als das schönste feines ganzen Lebens bezeichnet hat. Wels erwähnt dann die ver­Martow als einen derjenigen ,, der die Saat des Sozialismus storbenen Genossen Wilhelm Klees  , Bogtherr, und dann im steinigen Boden Rußlands   ausgefät hat, und der nach Berlin  flüchten mußte, verjagt von den heutigen Machthabern Rußlands  , dessen zaristische Schergen ihn schon viele Jahre vorher geächtet hatten. Dann erinnert Wels an die Arbeiter der Krupp­werke, die unter französischen   Kugeln gefallen sind, sowie an die verstorbenen Gewerkschaftsführer Reimpeters, Jansson, Dreher, Pokorny, Massini sowie an den Genossen Meyer, der in Feucht bei Nürnberg   durch die banerische Landespolizei er­schossen wurde, und des alten Berliner   Genossen Liefländer. In Franz Krüger   hat die Partei eine ihrer größten Hoff­nungen verloren, in Otto Heinrich   ihren flügen, geschäfts­tüchtigen Berater und in Bading einen der Männer, die an der Biege der deutschen   Sozialdemokratie gestanden haben. Wels er­wähnt auch die verstorbenen Genossen Rörsten und Scholich und schließt seinen tiefempfundenen und zu Herzen gehenden Nach ruf mit den Worten: So reiche Ernte hat der Tod unter uns ge­halten. Wir müssen die Lücken ersehen, nene Rämpfer an die Stelle der alten bringen. Das Banner steht, wenn der Mann auch fällt!" Es werden darauf neun Schriftführer und die Mandatsprüfungstommiffion gewählt. Die vorge

Donnerstag, 12.Juni 1924

Anträge zur Tagesordnung.

Zur Tagesordnung liegt ein Antrag Hamburg   vor, die Stellung sichtigung der Haltung der Arbeitgeber auf die Tagesordnung zu der Partei zu den Wirtschaftsfragen mit besonderer Berück­stellen.

Referaten ausreichend berücksichtigt werde und daß die Zeit des Vorsitzender Wels betont, daß diese Frage in den vorgesehenen Parteitages eine weitere Belastung der Tagesordnung nicht er­mögliche.

Der Antrag wird mit großer Mehrheit abgelehnt, ebenso ein weiterer Antrag, der als besonderen Tagesordnungspunkt einen Bericht der Programmtommission wünscht, nachdem Wels ausgeführt hatte, daß über die Arbeiten der Programmfommission ohnedies berichtet wird, daß aber das neue Parteiprogramm noch nicht vorgelegt werden kann.

Schließlich fordert ein Antrag, daß zum Referat über die Reichstagsfraktion ein Korreferent für die Fraktions­minderheit bestellt werden soll.

Borsigender Wels: Da infolge des überaus starken Andrangs von Zuhörern auch hier unten im Saale   Zuhörer anwesend sind, werden wir über diesen Antrag am Donnerstag vormittag ab­stimmen.( Zustimmung.)

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ein vor längerer Zeit von Frankfurt   gestellter Antrag, die Auf­Martwald Frankfurt   a. M. beschwert sich darüber, daß stellung eines Kandidaten für die Wahl des Reichspräsiden sei. Der Antrag müsse wohl im Parteivorstand verloren gegangen ten auf die Tagesordnung zu sehen, nicht dem Parteitag vorgelegt sein.

ruhigen. Beim Parteivorstand geht nichts verloren.( Lebhafte Heiter. Borsitzender Wels: Ich kann den Genossen Markwald be­feit.) Der Antrag Frankfurt   enthielt aber auch etwas anderes. Es find nämlich auch Anträge eingegangen, die den Ausschluß Eberts aus der Partei fordern.( Stürmische Pfui- Rufe.) Diese Anträge sind nicht veröffentlicht worden, und wir haben heute dem Parteiausschuß diese unsere Sünde vorgetragen. Die Nichtveröffent­lichung iſt deswegen erfolgt, weil nach dem Organisations= statut nicht der Parteitag berufen ist, Ausschlußverfahren einzu­leiten und zu entscheiden. Wir können teine Anträge zulassen, die dem Organisationsstatut widersprechen. Im übrigen glaube ich, daß der Parteitag über den Antrag Markwald nicht gerade in der Er= öffnungsfizung zu beraten und zu entscheiden wünscht.( Lebhafter Beifall und Händeklatschen.)

Die qusländischen Vertreter.

Bors. Wels begrüßt sodann die Vertreter der ausländi. schen Bruderparteien und hebt hervor, daß die deutsche  Sozialdmokratie zu ihrem großen Leidwesen während der In­flationsperiode und auch in der Zeit der deutschen   Reichstagswahl­bewegung nicht in der Lage war, den zahlreichen Einladungen aus­ländischer Bruderparteien zur Beschickung ihrer Tagungen zu folgen. Außer den schon oben genannten Vertretern sind noch erschienen: Abgeordneter Bohl als Bertreter der deutschen   Sozialdemokratie frotie fowie Bertreter der russischen   Sozialrevolutionäre und drei in der Tschechoslowakei  , Genoffe Dan für die ruffische Sozialdemo Genoffen aus Spanien  . Gen. de Broudère ist nicht nur für die belgische Bruderpartei, sondern auch als Vertreter der Inter­sodann nationale erschienen. Von lebhaftem Beifall begrüßt nimmt Genosse de Brouckère

das Wort zur Begrüßungsansprache: Im Namen der Sozialistischen Arbeiterinternationale und im Namen der belgischen Sozialdemo fratie begrüße ich Euern Parteitag auf das herzlichste. Die Krise, die der Weltkrieg nach sich oczogen hat, ist noch lange nicht vorbei. Die gegenwärtige Wirtschaftskrise scheint fast eine chronische werden zu wollen. Die Nachwirkungen des Krieges drohen die Zivilisation zu zerstören. Jedoch stellt sich eine Hoffnung ein auf die Einkehr der Vernunft und auf die Gesundung der Weltwirt. fchaft, und wir sehen in allen Ländern diejenigen, die dieses Ziel anstreben, fich um die sozialdemokratische Partei gruppieren. Wir sehen den Sieg der französischen   Sozialisten, wir sehen die Regie rung der englischen Arbeiterpartei, wir sehen, daß die deutsche So­zialdemokratie nach diesem Wahlkampf der ärgsten Heze ihre Posi­tion behauptete.

Der Sozialismus ist die einzige Hoffnung der Welt. Er ist heute nicht mehr nur eine rein theoretische Sache, sondern er trägt das Versprechen des Erfolges in sich, er wird es sein, der morgen die Menschheit führen wird. Wir befinden uns heute in allen Ländern in einer 3wischenstufe. Da wir noch nicht die ganze Macht übernehmen können, so übernehmen wir einen Leil der Macht und verwenden sie zum Besten der Arbeiterklasse ind des Völkerfriedens. Die Vorschläge der Sachverständigen find nicht unsere Lösung, und doch haben sie viel von dem, was wir bereits in Frankfurt   gefordert haben. Nun tommt es darauf an, daß die Ausführung des Sachverständigen­gutachtens in allen Ländern nicht im Sinne des Rapitalismus, fon­bern im Sinne der Demokratie erfolgt, und wenn das geschieht, dann werden diese Borschläge den Zwed erreichen, zur lich der Rapitalismus den Gewinn davon haben. Auch die Frage Befriedung der Welt beizutragen. Im anderen Falle wird ledig­des Achtstundentages ist eine internationale Frage. Eure Rapitalisten behaupten, daß ohne Abbau des Achtstundentages die Reparationen nicht geleistet werden könnten. Bei uns fagen die Sapitalisten: Seht, in Deutschland   wird der Achtstundentag bereits abgeschafft, und wenn wir die Konkurrenz mit Deutschland   auf­Ginne, nur mit verschiedenen Borwänden, wobei sie immer hinter nehmen wollen, tönnen wir auch den Achtstundentag nicht mehr tragen. So arbeiten die Kapitalisten in allen Ländern im gleichen verbergen. Gemeinsam in allen Ländern müssen wir den Acht­dem Patriotismus ihre persönlichen Interessen stundentag verteidigen. Im Namen der Internationale, die soeben in wien   gefagt hat, tann ich euch das Versprechen geben, daß die ist in einem Sinne, der allen Ländern die Verföhnung bringt und die Internationale nicht ruhen wird, bis das Reparationsproblem gelöst Interessen des Proletariats schützt.( Lebhafter Beifall.) Wir sind überzeugt, Deutschland   muß und wird voranschreiten in der Kultur. wird keinen Feind mehr auf der Welt haben.( Stürmischer Beifall.) Es wird mit dem neuen friedlichen Frankreich   sich verbünden. Es Mit lebhaftem Beifall begrüßt, spricht sodann

Miß Bell

So ist die politische Situation im Manifeft des Einigungspartei­tages von Nürnberg   im Jahre 1922 gezeichnet worden. Dieser Stand des proletarischen Befreiungskampfes ermöglichte und erzwang die Einigung Denn es handelte sich nicht mehr und noch nicht um die Uebernahme der Macht durch das Proletariat, sondern um die Ber­teidigung der Republik   als des besten und einzig Erfolg verheißenden Kampfplatzes zur Niederschlagung der Reaktion, zur Abwehr der Gewaltmethoden und zur Borbereitung der übernahine der Macht. Daß die Einigung richtig war, lehrt nicht zuletzt das Schicksal jener fozialistischen Gruppen, die die Einigung nicht mit­gemacht haben. Der Rest der USP. hat sich wiederum gespalten, mas typisch ist für den Berfall von Setten. Die Bolsche wisten find organisatorisch ohne Fortschnitt geblieben, ihre Führung haben wild gewordene Kleinbürger und Intellektuelle oder sozialistisch un­geschulte Arbeiter an sich gerissen. Aus diesen Elementen fezen sich auch in der Hauptfache ihre Anhänger zusammen, die durchfeßt find von Syndikalisten und Anarchisten aller Echattierungen. Und aus. fchlagene Geschäftsordnung, die sich von denen der früheren Bartei nämlich die Arbeiterpartei und die Rapitalisten. Bei den Neu. gerechnet von ihnen soll die Rettung des Sozialismus tommen! tage nicht unterscheidet, wird einstimmig angenommen. wahlen, wann immer sie tommen mögen, werden die Männer

die die Grüße der englischen Arbeiterpartei überbringt:

Die Arbeiterpartei hat noch teine Mehrheit im Unterhause, fie hat aber trotzdem die Regierung übernommen und will zunächst auf dem Verwaltungswege bedeutsame Reformen durch­führen. Natürlich agitieren die Kapitalisten für einen Zusammen­schluß der beiden bürgerlichen Parteien Englands. Wenn es dazu fäme, dann würden wir in England nur noch zwei Parteien haben,