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Radek als Ankläger.

Gegen die Linke des Kommunismus.

Auf dem soeben abgeschlossenen tommunistischen Parteis tag in Mostau nahm die deutsche Frage einen außer ordentlich breiten Raum in den Verhandlungen ein. Nach dem Bucharin als Berichterstatter der Kommunistischen Internationale fich vollkommen mit der in der KPD. herr schenden Linksrichtung" solidarisiert und die heftigsten An­griffe gegen die abgefägte Brandler - Gruppe erhoben hatte, trai ihm in der Debatte Karl Rade? entgegen, der für die verfemte Brandler- Richtung eintrat und die völlig verfehlte, innerlich widerspruchsvolle Politik der nun ans Ruder ge­Langten Linksgruppe schilderte. Radets Rede trat dem offi­ziellen Optimismus der Leute um Sinowjew über die Lage der Kommunistischen Internationale entgegen. Sie zeigte, auf welchen falschen Voraussetzungen die Politik der Kommu­nistischen Internationale in Deutschland beruht.

In der Bewertung der Oktober- Niederlage" in Deutsch­ land , die im Mittelpunkt der Moskauer Erörterung stand, stimmte Radek vollkommen der deutschen Linksrichtung zu. Er ging aber noch weiter:

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,, Die Niederlage erklärte er ist noch zehnmal größer. Der Kern der Niederlage besteht darin, daß es eine außerordentlich günstige revolutionäre Situation gegeben hat, die die Kommunisten nicht verstanden haben auszu nugen."

Die Ursache dieser Niederlage sieht Radek darin, daß die Kommunisten keine Waffen hatten und ihre ganze Politit im norigen Jahre gar nicht auf die Machtergreifung eingestellt hatten. Noch im vorigen Sommer waren alle Richtungen in der KPD. wie auch die Bertreter der Moskauer Erefutive darin einig, daß man feinen energischen Borstoß unternehmen könne. Und als die Moskauer Exekutive im September einen Kurswechsel vornahm und den Befchluß faßte, den Kampf um die Macht aufzunehmen, standen die Bertreter der deutschen fommunistischen Linken in der entscheidenden Sitzung den nächsten Perspektiven ebenso unschlüssig gegenüber wie die Bertreter der Mehrheit der Zentrale. Auch später habe die KPD . nicht gewagt, den Kampf aufzunehmen, sie sei nicht imstande gewesen, die Arbeitermassen in Bewegung zu setzen. Als dann die Rechtsputschiften losschlugen, standen ihnen die Kommunisten ohnmächtig gegenüber und verloren fogar jene Positionen, die sie früher besessen hatten.

Radet wendete sich in schärfster Weise dagegen, daß man nun der Brandler- Gruppe die ganze Schuld an der Oktober Niederlage zuweist. Die Gruppe Brandler- Thalheimer- Bettin, erklärte er, habe die fommunistische Bewegung in Deutschland geschaffen, und nun treten gegen sie Leute mit den schwersten Beschuldigungen auf, die noch im Jahre 1918 Artifel zur Berherrlichung Wilhelms II. geschrieben und im Jahre 1919 nicht gewußt hätten, ob sie in die Armee Pilsudskis oder in die Kommunistische Partei eintreten sollen! Ich er fläre," fuhr Radet fort, daß die Brandler- Gruppe das Opfer der allgemeinen Schwäche der Partei geworden ist, die nicht infolge, fondern entgegen ihrer Taktik eingetreten ist."

Gegenüber dem offiziellen Optimismus Bucharins er innerte Radek daran, daß Bucharin zwar eine gewisse Stabi­lisierung des Kapitalismus " in allen Ländern festgestellt, aber feinerlei politische Schlußfolgerungen daraus gezogen habe. In Wirklichkeit sei die Lage der fommunistischen Bewegung feineswegs so günstig wie sie dargestellt werde. In England sei die Kommunistische Partei eine fleine propa­gandistische Gruppe, die angesichts ihrer Schwäche selbst den Versuch gemacht habe, durch die Anerkennung Macdonalds an die Massen der Arbeiterpartei heranzukommen. Auch in Frankreich stehe die Kommunistische Partei troh ihrer letzten Wahlerfolge besonders in den nördlichen Industrie­gebieten weit hinter der Sozialistischen Partei zurück. Am wichtigsten sei es jedoch, die Kräfteverhältnisse in Deutsch land richtig einzuschäßen. Gewiß habe dort die Sozialdemo­tratie eine große Niederlage erlitten. Aber man dürfe teines wegs die Wahlresultate von 1924 mit denen von 1920 ver­gleichen, da inzwischen eine völlige Umgruppierung der sozia­ listischen Parteien eingetreten sei. Ein richtiges Bild gewinne man erst, wenn man die Resultate der Reichstagswahlen mit denen der Landtags- und Gemeindewahlen in den Jahren von 1921 und 1923 vergleiche. Die Kommunisten hätten zwar im Ruhrgebiet gefiegt und Erfolge in Berlin und Chemnitz er zielt. Aber fuhr Radet fort die Sozialdemo tratie ist noch eine große Arbeiterpartei, die jetzt eine mehr proletarische Zusammensetzung hat als im Jahre 1920, da sie ihre fleinbürgerlichen Mitläufer verloren hat." Scharf wandte sich Radek gegen die Schönfärberei der" Roten Fahne", die nach den Wahlen geschrieben hatte, daß die KPD . jetzt die stärkste proletarische Partei sei:

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Wenn man uns sagt, daß die KPD. jezt in Deutschland ebenso ftart ist wie die deutsche Sozialdemokratie vor dem Kriege war, so ist das falsch. Vor dem Kriege hatte Deutschland 15 Millionen Wähler, von denen 4 Millionen Sozialdemokraten waren. Jetzt werden 30 Millionen Wähler gezählt, von denen die Kommunisten 4 Millionen besitzen, die Kommunisten find also in den Bolts­maffen um die Hälfte schwächer als die Sozialdemokraten vor dem Kriege waren. Diese Tatsachen müssen in Rechnung ge­stellt werden."

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Radek begnügte sich nicht mit diesen Feststellungen, die wie flatschende Ohrfeigen gegen die vom offiziellen Optimis­mus erfüllte Erefutive der Kommunistischen Internationale wirken müssen, er geißelte auch in heftiger Weise den geistigen Ziefstand und die politische Unfähig keit der jetzt ans Ruder gelangten Linksgruppe der KPD. , die Sinowjew noch vor wenigen Monaten in der" Prawda" als unfähige Nichtswisser und scheinrevolutionäre Phrasen­helden abgefanzelt hatte. Gewiß habe diese Linksgruppe jezt die Mehrheit in der KPD. hinter sich. Aber es sei nicht ihr Verdienst, daß die Partei bei den Reichstagswahlen Erfolge erzielt habe. Die Dinge liegen vielmehr so, daß die KPD. unter der Leitung der neuen linken" Zentrale bei den Wahlen in Sachsen , Thüringen , Mecklenburg , Lübeck , Bayern und Bremen 30 Broz ihrer Stimmen perloren habe, und zwar deshalb, weil sie sich 6 Monate lang nicht mit Politit, sondern mit innerem Parteifrafeel beschäftigt habe. Höhnisch fragte nun Radek seine Gegner Sinowjem und Bucharin , ob dies der Grund sei, daß sie nun plöglich ihre

frühere ablehnende Haltung gegen die Linksgruppe aufgegeben und nun zu ihren unentwegten Befürwortern geworden seien!

Dieses Attentat gegen die geheiligte Person des Diktators der Kommunistischen Internationale, wie die vernichtende Kritik, die Radek an der gesamten Politik der Kommunistischen Internationale übte, blieben nicht ungefühnt. In einer Reso= lution, die von der Lakaienmehrheit des Kongresses ein­stimmig" angenommen wurde, murde Radek auf das schärfste desapouiert, und bei der nachfolgenden Wahl des Zentral tomitees wurde er aus der Parteileitung herausgewählt. Damit ist Radek auch der Zutritt zur Erekutive der Kommu­nistischen Internationale verschlossen. Aus den Reihen der politisch maßgebenden Persönlichkeiten ist er weit nach hinten zurückgeworfen denn eigene Meinung und klare nüchterne Ertenntnis sind Dinge, die in Moskau als unverzeihliche menschewistische" Verirrun­gen angesehen werden, die entsprechend gefühnt werden müssen. ( Siehe auch den heutigen Leitartikel.)

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Aus der Partei.

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Die Gesellschaft".

Die soeben erschienene Nr. 3 der Gesellschaft" enthält eine Anzahl von Auffäßen, die sich insbesondere mit wirtschaftlichen und finanziellen Fragen beschäftigen. Prof. Lujo Brentano be­handelt die Frage Schußzoll und Freihandel in England und Deutschland ", Dr. Rud. Hilferding das Thema Trusts und Kartelle in England", Bruno Asch die Frage der" Bohnungs­wirtschaft" und Hans Neißer Das neue deutsche Steuersystem". S. Grumbach- Paris schildert die Lage in Frankreich nach den Wahlen, während der holländische Genosse P. Troelstra in ein­gehender Weise das Problem Bölferbund und Garantieverträge" behandelt. Auf innerpolitischem Gebiete liegen die interessanten Auf­fäße von Prof. E. v. After Nationale Romantik" und von Dr. Ernst Edstein Artikel 48 der Reichsverfassung". In der sehr reichhaltigen Bücherschau interessiert vor allem ein längerer Aufsay von Rarl Kautsky, der sich mit den Marr- Berfälschungen des tommunistischen Professors Karl Korsch auseinandersetzt.

Jugendveranstaltungen.

Heute, Donnerstag, den 12. Juni, abends 7% Uhr: Gesundbrunnen I: Schule Gothenburger Str. 2, Vortrag: Bir und unfere Norden: Schule Butbufer Str. 3, Bortrag: Gefundheitspflege und Jugend". Senefelber- Biertel: Badeanstalt Oberberger Str. 57, Borttag: Südwest: Jugendheim

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Vorträge. Vereine und Versammlungen.

Reichsbanner ,, Schwarz- Net- Gold". Kamerabschaft Charlottenburg: Frei. tag, den 13. Juni, abends 8 Uhr, wichtige Sigung der Rameradschaft im fcheinen ist Pflicht. Kameradschaft Streuzberg, Jugendabteilung: Treffpunkt zur Rundgebung Freitag, 13. Juni, 7 Uhr abends, Belle- Alliance- Plaz, Frie bensfäule. 16. Kreis Köpenid: Freitag, den 13. Juni, abends 7 Uhr, Gäste Mitgliederversammlung in Köpenid, Jugendheim Grünauer Str. 5. willkommen. Tempelhof : Gründung einer Jugendabteilung für den 13. Bezirk im Lokal Sur Linde", Werder , Ede Friedrich- Karl- Straße. Beginn pünet ich 8 Uhr. Berbesiel Kreuzberg: Die Gründungsversammlung des Reichs. banners findet nicht heute, sondern am Sonnabend, den 14. Juni, bei gler,

cafe am Wilhelmsplay, Spreeste. 10, oberer Gaal, Cingang durchs Cafe. Er.

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