ständigung bekannt. Kein Wunder, daß die nationalen Block- ieute von vornherein entschlossen waren, lieber den Teufel als Painleve zu wählen, und da Doumergue, wie man gesehen hat, alles eher als«in Teufel ist, ist seine Wahl mit Hilfe der Rechten kein Wunder. Das alles ändert natürlich nichts an der Tatsache, daß die Linke eine empfindliche Schlappe erlitten hat. Sie hätte ihr entgehen können entweder, wenn sie selber Dou- mergue vorschlug, der doch auch einer der Ihren war, oder indem sie alle ihre Anhänger zu geschlossenem Eintreten für Painlevö verpflichtete. Da sie das erste nicht tat und das zweite ihr nicht gelang, kam sie in die peinliche Lage, ihren eigenen Kandidaten unterliegen und einen ihrer Parteigänger als Kandidaten der G e g n e r aus der Wahl siegreich hervorgehen zu sehen. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Rechte, die nach dem Wahlausgang und dem Rücktritt Millerands die Ohren tief hängen ließ, durch den Ausfall der Präsidentenwahl wieder ermutigt werden wird. Herriot wird als Minister- Präsident einen schwereren Stand haben, als er ihn gehabt hätte, wenn die Operation der Linken bei der Präsidentenwahl glücklicher verlaufen wäre. Die Rechte wird es nun gewiß nicht unterlassen, die Linksfront immer wieder auf brüchige Stellen abzuklopfen. Es wird nun darauf ankommen, daß sie sich in sachlichen Fragen geschlossener zeigt als in persönlichen. An dem grundsätzlichen Umschwung, der in der französi- schen Politik eingetreten ist, ändert dieser Zwischenfall nichts. Das Kabinett Herriot hat in der Kammer eine starke Mehr- hcit, und es muß eine anndere Politik machen als Poincarö. Es wird zur Verständigung mit Deutschland bereit sein. Sein Erfolg wird zum großen Teil von dem Verständnis abhängen, das man in Deutschland seinen Bestrebungen entgegenbringen wird._ Deutscher Wille zur verstänüigung. Erklärung des Reichskanzlers. SSln, 13. Juni. (Mb.) Die Kölnische Volkszeitung" ver- öffentlichl eine Unterredung ihres Berliner Mitarbeiters mit Reichskanzler Dr. Marx, in der dieser u. o. sagt«: „wir haben die Hoffnung, daß wir bei der allgemeinen Regelung der Reparationssrage auch mit der neuen französischen Regierung zo einem llebereinkommen gelangen werden. Unsere tzoffnung gründet sich darauf, daß jetzt eine Ver- st ä u d i g u» g g b a s i s auf Grund de» von den Verbündeten und von uns angenommenen Dawes-Gutachtens besteht. Als Vorbedingung für eine Regelung bezeichnete der Kanzler die Wiederher st ellung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands . Die hohellsrechle des Deutschen Reiches müßten auch für das deutsche Rheinland gewahrt werden, vei der allgemeinen Regelung, so sagte der Kanzler, ist neben der ve- seitigung der Zollgrenze auch die Beseitigung der Er- schwernisse der Ein- und Ausreise zu fordern. Die völlige Einheit und Verbundenheit des besehten Gebietes mit dem unbesetzten Gebiet ist eine Talsache, die auch die stü Heren franzö- fischen Machthaber nicht ändern konnten. Zum Schluß sagte der Kanzler, daß, wenn Frankreichs neue Männer die Lösung der Re- paralionssrage ernsthaft wollten, auch eine Verständigung mst Ihnen möglich sein werde.
Entspannung im besetzten Gebiet.
Frankfurt a. M.. 13. Juni.(TU.) Di« Meldung eines hiesigen Blatte«, daß Regierungzprösident haenifch mit seinen Beamten beabsichtigt, den Sitz der Regierung wieder nach Wiesbaden zu ver- legen, und zwar zu End« nächster Woche oder am 1. Juli, entspricht, wie wir von zuständiger Seit« erfahren, in dieser Form nicht den Tatfachen. Al, unmittelbar« Folg« de« politischen Umschwungs in Frankreich hat sich auch«in« E n t-
spannung der Verhältnisse im besetzten Gebiet angebahnt. Als erste Folge dieser Entspannung ist die Rückkehr einer Reih« von ausgewiesenen Kommunalbeamten zu verzeichnen. Auch einzelne Verurteilte sind von der Vesatzungs- behörde in Freiheit gesetzt worden. Von höheren Beamten ist als erster der Regierungspräsident Rombach aus Aachen in fein Amt wieder eingesetzt worden. Es ist mit Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß neben anderen Beamten demnächst auch Regierungs- Präsident h aeni s ch das Amt in Wiesboden wird übernehmen können. Zur Borbereitung der Wiederherstellung normaler Verhält- niss« im besetzten Gebiet hat vor etwa 2 Wochen in Wiesbaden ein« Besprechung stattgefunden, an der auch der Regierungs- Präsident Haenifch teilgenommen hat. Einzelheiten über diese Be- sprechung dürfen im staatlichen Interesse vorerst nicht mitge'cilt werden._ der Gefangenenrücktransport. In dem Rücktransport der deutschen Rhein » und Ruhr - gefangenen aus den französischen Gefängnissen des besetzten Ge- bietes steht die deutsche Regierung, wie wir von unterrichteter Seite hören, einen ersten Anfang zur Schaffung einer neuen Atmosphäre zwischen Deutschland und Frankreich . Don deutscher Seite sind daher auch sofort sechs Franzosen, an deren weiterer Haft kein besonderes deutsches Interesse vorliegt, freigelassen worden. Die belgische Regierung hat in der Frage des Gefangenenrückttansportes bis zur Stunde das französische Beispiel noch nicht nachgeahmt. Die deutsche Regierung hat in dieser Richtung inzwischen bei der belgischen Regie- rung bereits Schritte unternommen. Während es sich beim Gefangenenrücktransport nur um eine ein- fache Verwaltungsmaßnahme handelt, die schnell durchgeführt werden kann, liegen die Derhältniss« bei der Freilassung der Rhein . und Ruhrgefangenen komplizierter. Die Amnestie kann außer durch Gesetz nur vom Präsidenten von Frankreich erlassen werden. Eine Amnestie kann also gegebenenfalls erst in den nächsten Tagen in Bettacht kommen. Die Durchführung üer Gutachten. Beratung der Gesetze Ende Juli. Die Expreß-Korrespondenz meldet: Die Gesetzentwürfe zur Durchführung des Sachverständigengutachtens werden zurzeit in den beteiligten Reichsministerien mit Nachdruck gefördert. Da aber die Verhandlungen mit den Organisationsausschüssen der Reparations- kommission in Paris noch nicht abgeschlossen sind, ist nicht damit zu rechnen, daß die Gesetzentwürfe vor Mitte Juli dem Reichstag zugehen können; der Reichstag wird also frühestens in der zweiten Iulihälfte in ihre Beratung eintteten können. Di« bisherigen Verhandlungen mit den Organisationsausschüssen und die Fassung der Gesetzentwürfe lassen es aller Voraussicht nach als wahrscheinlich erscheinen, daß eine Zweidrittel- Mehrheit, z. B. für das Eisenbahngesetz, entgegen der bisherigen Annahme, nicht«rforderl ich fein wird, sondern daß für die Annahme aller Gesetze die einfache Mehrheit genügen wird.
Verlängerung öer LNicum-verträge? Düsseldorf , 13. Juni. (Mtb.) lieber die schwebenden Micum. Verhandlungen verlautet aus bestunterrichteten Kreisen, daß wahr- scheinlich auf der Grundlage ein llebereinkommen zustand« käme, daß die jetzt ablaufenden Verträge um 4 bis 6 Wochen unter den bisherigen Bedingungen verlängert werden.
Loucheur Reparationspräsiüent! Paris , 13. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Es verlautet zu- vellässig, daß der gegenwärtige Delegiert« und Borsitzend« der Reparalionskommission B a r t h o u von der neuen Regierung ab- berufen und durch L o u ch« u? ersetzt werden wird. Barthou soll in R o r d a f r i k a ein hohes Amt erhalten.
Nenn es brennt! Bon Erich Keßler . „Mutta!... Muttalil" schreit's auf dem Hof. „M u t t o! I... M u t t a I i' brüllt's, als ob ein Mord passiert. Ein Fenster öffnet sich und«ine Stimme kreischt: Jftaü's Maul, dumme Jähre!" .Mutta, et brennt, d« ganz« Fabrik« steht in Flamment" .Wo denn, wo de nn?" .An de Brücke. Komm bloß schnell! Uick— Mutta, Mutta— bring mir«ene Stulle mit." Wahnsinniges Feuerwehrgebimmel. Die ganze Sttaße ist fieberhaft erregt. Alle« rast zum Feuer. Ich auch. Dicker Qualm! Und Menschen.... .Die schön« Fabrike," jammern die Frauen. Sie ist ein gewalliges Flammenmeer. Fensterkreuze Kürzeln in dm Hof. Dachteile folgen. Feuerblitze schießen aus dem vierten Stockwerk und belecken gierig die roten Hausmauern. Diese werden schwarz. Unzählige Papierfetzen, teilweise noch brennend, flattern durch die Luft. „Sieh bloß, Mutta, wie un Kintopp. So wat seh ick jerne. Haste mir occh die Stulle mitjebracht?" Ein Arbeiter sagt zu seinem Kollegen:.Fein, da jibt's ne Menge Arbeet, wenn det alles wieder uffjebaut wird." Eine ärmlich gekleidete Frau schluchzt:„Und meiner is nu miede r orbeetslos Wat soll bloß noch werden?" Di« Nachbarhäuser werden von Feuerwehrleuten geschützt. Sie sind auf den Dächern und drücken Bodenfenster ein. Da meint em duster Jung«:.Sieh mal, Maxe, da könn' wir beede noch oille lern'." Magnesium brennt und gibt ein blendend weißes Licht. Brennendes Magnesium läßt sich n.cht mit Wasser löschm. sondern muh durch Sand erstickt werden. Deshalb schleppen die Feuerwehrleute Säcke und Mollen voll Sand. Eine Frau mit starkem Busen und einer großen Zabnlücke im Munde sieht das und wettert los:„Nu seht doch bloß die Doofkäpp« an. Statt zu löschen, schleppen s« Sand. Wasser müssen s« jeden, aber fest«. Na. haben Se Wort«. Die Band« hat ja k««n« blasse Ahnung, wie man Feuer löscht. Mit Sand?I Denen is wohl'n Funken in's Lehirn jeflogen? Ein Wachtmeiestr greift ein:„Beruhigen Sie sich man..." Die Frau:»Wat hceßt hier beruhijm?" Der Wachtmeister:„Gehen Sie weiter." Di« Frau:„Det bestimm Sie. wat?" Der Wachtmeister:.Also, gehen Sie weiter." Ein« Stimm« aus der Meng«:„Mach dett« nach Hause kommst und wasch de Windeln." Di« Frau:.Ihr jrüne Jungs, ihr könnt doch bei mir keene Boletten kochsn, da müßt'r erst mal hinter de Ohrn trocken werden." Der Wachtmeister:„Jetzt gehen Sie aber weiter, verstandent"
Di« Frau:„Ihr könnt mir alle mal jern haben. Ick hob'n Schein." Und sie verschwand. Die Schutzpolizei hotte natürlich Absperrungen vorgenommen. Die Fuhrwerke mußten durch Nebenstraßen weiterfahren. Der Straßenbahnverkehr ruhte ganz. Einer, mit einer Sportmütze auf dem Kopf, will durchaus durch die Postenkette und brüllt:„Fassen Se mir nich an. Ick will hier durch, und wenn ick hie? durch will, denn komme ick hier ooch durch. Nehmen Se de Hand wech, sag« ick Ihnen, fassen Se mir nich an, ick werde sonst jemetn!" Ich gehe weiter, denn der Qualm wird allmählich unangenehm. Aber die Menschen stehen und staunen und sind oll« so schrecklich klug. Am Abend— es sind fünf Stunden verflossen— gehe ich wieder zur Brandstelle. Es brennt noch. Und die Menschen staunen noch immer. Und die dick« Keifende quasse'.r noch. Sie hat sich einen besseren Platz gesucht. Der mit der Sportmütze ist auch noch da und schimpft auf die Grünen. Aus dem Dach und den Bodenfenstern eines Nachbarhauses dringt dicker Qualm. Die vierte Etage wird geräumt. Hilflos stehen die Bewohner auf der Straße. Jeder hat ein Stück Bett mitgenom. men. Da schreit es plötzlich aus der Menge:„Die Wanzen hielten'» wohl nicht mehr aus, wat? Ten wurde det wohl zu warm?" Die Feuerwehr gibt kräftig Wasser. Da, ist natürlich in die vom Feuer verschont gebliebenen Stockwerke durchgesickert. Feuer- wehrleute und Arbeiter gießen das aufgefangen« schmutzige Wasser durch die Fenster in den Hof.„Na," sagt eine Frau,„da is ooch schon lange ntch mehr reene jemacht worden. Eon dreckijes Wasser." Da schreit plötzlich ein kleiner Knirps, der schon seit Stunden auf ein«« Brückenfigur reitet:„Da drüben— da drüben— da brennt's ooch!" Alle» dreht sich um und verschieden« rufen:.Wo denn?" „Na da— vier Treppen— da brennt n« Lampe!" Schon hat einer den Jungen von seinem luft.gen Sitz herunter. geholt und ihm ein paar Backpfeifen verabreicht, daß es man nur fo rauchte, Heulend schiebt der Spötter ob und schimpft:„Oller Ochse!" „Lauselümn.el!" ruft der Schläger noch. Ich verschwinde. Am anderen Morgen bringen die Zeitungen spaltenlange Be- richte und versichern, daß da» Magnesium nicht gelöscht werdcn kann. sondern ausbrennen muß und daß der Brand voraussichtlich noch zwei Tage andauern wird. Richtig— es qualmt« noch. Und Menschen sind da, al« ob ganz Berlin arbeitslos wäre. Mit Kinderwagen und Feldstühlen, mit Stullenpaketen und Thermos- fiaschen sind sie aus allen Teilen Berlins angerückt. Und tauend erklärt ein« Frau einer Mutter, die ihr Mädel abhält:»In dieser Woche spare ick det Kintoppjeld." „Da haben Se recht," erwidert die sung« Mutter.„Aber wissen S«, det ewig« Brennen habe ick mir schon richtig Überjesehen. Det wird Zeit, det mal wat änderet passiert."
Rückkehr üer Rusgewiefenen. Amtliche Mitteilung der belgischen Regierung. . Köln , 13. Zum.(TU.) wie der„Kölnischen Zeitung " aus London gemeldet wird, teilt die belgische Regierung der englischen mit, daß den aus dem belgisch-besetzten Gebiet Ausgewiesenen bis aus rund 200 Personen die Rückkehr gestattet wurde und nur etwa 10 Personen noch im Gefängnis seien. Die Rechtsfälle würden neu geprüft.„Daily Telegraph " versichei�. daß TNacdoiiald ffeik seinem Amtsantritt ständig bei den Verbündeten auf Regelung dieser Angelegenheit dringe. Die Schulnot im besetzten Gebiet. 3200 Schulräume beschlagnahmt.— 80 000 Kinder ohne vollen Unterricht.— Schulen in Wirtshäusern und Baracken. Der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat der Reichsrcgierung eine umfangreich« Denkschrift über die Schul» not im besetzten Gebiet unter Beifügung statistischen Materials überreicht. In der Denkschrift wird u. a. ausgeführt: Unter der Besetzung hat in ganz besonderem Maße das Schul- wesen gelitten, vor allem dadurch, daß zahlreiche Schulen durch die Besatzungsbehörden oder-truppen beschlagnahmt wurden. Der Statlstik.ztifolg« wurden 21S Schulgebäude ganz und öS Schulgebäude teilweis« beschlagnahmt: die Zahl derbeschlagnahmtenSchul» räum« beträgt über 320», über 79000 Kinder erhielten unzureichenden Unterricht: in diesen Ziffern fehlen die Angaben des Regierungsbezirks Koblenz, aus dem infolge der separa- tistischen Wirren keine Berichte einliefen. Vielfach mußten Gebäude mit zwei oder gar drei Schulen belegt, in anderen Fällen mußten die Schulen auf weit auseinanderliegende Gebäude verteilt werden. Selbst in Wirtshaussälen oder Baracken wurden Klassen untergebracht. Einzelne Unterrichts- fächer mußten ganz ausfallen, ander« stark«ingeschränkt werden. Die Stadt Essen wurde gezwungen, 12 Klassen verschiedener Schulen herzugeben, damit fürdieKinderoon2000französischen Familien eine französische Schule eingerichtet werden konnte. Bei der Bereinigung-mehrerer Schulen in einem Gebäude muh der Unterricht sehr früh beginnen und vielfach recht spät aufhören. In beiden Fällen findet er bei ungenügender künstlicher Beleuchtung statt, deren Folgen für das Augenlicht nicht erörtert zu werden brauchen. Ferner fehlt«s in derartigen Gebäuden an hinreichenden Möglichkeiten zur Reinigung und Lüftung, die Pausen müssen ge- kürzt werden, die Spielnachmittag« fallen fort. Neben den k ö r p e r- lichen Gefahren ist zu befürchten, daß allmählich das g e i st i g e Niveau der Schulen herabgedrückt wird. Dies gilt für all« Unter- richtsfächer, namentlich aber für solche, in denen, wie z. B. in der Naturwissenschaft, Anschauungsmaterial gebraucht wird. Es darf nicht übersehen werden, daß auch den Eltern aus den Folgen der Beschlagnahme erheblich« Schwierigkeiten erwachsen. Di« Hauswirts chast leidet stark unter den Unregelmäßigkeiten, es entstehen höher« Auswendungen für Heizung und Beleuchtung sowie für Sttaßenbahnbenutzung bei weiteren Schulwegen. Am Schlüsse der Denkschrift appelliert der Minister an das Weltgewissen, nicht achtlos daran vorüberzugehen, daß un- zählige Kinder einstmals blühender Provinzen nicht wieder gutzumachend« Schädigungen erfahren. Di« gesamt« gebildet« Welt wird aufgerufen, daran mitzuwirken, daß die Schulen des besetzten Gebietes baldigst freigegeben werden.' Unser Dorkmunder Parkeiorgan. die„Westfälische Allgemeine Volkszeltung", wurde von der Besatzungsbehörde ohne Angab« von Gründen auf acht Tag« verboten. Republlkaaisierung der Fürsten . Der frühere Erbprinz von Lippe , der 22 jährige Prinz Ernst zur Lippe-Biesterseld, hat fitfi mit der bisher am lippischen Landestheater in Detmold engagierten Soubrette Fräulein Lotte Ricken verlobt.
Hoch oben auf einer großen Brückenlatern« sitzt ein Junge und brüllt aus Leibeskräften: „Ianz Berlin kommt anjerennt: Wenn et brennt— wenn et brennte" Und das dürft« wohl stimmenl
Jimmpjchuhe. Der alte Tischler stand im Dttektorzimmer. Sein« Knie schwank- ten vor Schliche und Aufregung:..Det halte ick nich mehr länger aus mit die Kurzarbeet, Herr Direktor.— da verhungre ick bei..." „Verhungern?" ahmte der Chef den Tonfall nach:„Ver- hungern?", und die Brauen über seinen grauen Schweinsöugelein wölbten sich zu gotischen Spitzbogen:„Wer wird so harte Worte Iprechen? � Ich Hab« selber nischt zu tun... Aber hier haben Sie ein Paar Stiesel, wenig getragen, damit Sie mein gutes Herz erkennen... � n �er Arbeiter zog die Schultern nach vorn, dankt« und ging. Erst draußen vor der Tür ärgerte er sich: Arbeit wollte er hoben. keine Almosen! Doch ablehnen und davonlaufen?... Das wagt ja heutzutage nicht mal ein Junger.— Ja, wenn das vor zehn Iahren gewesen wäre... Da hätte er ihm die getragenen Treter einfach vor die Füße geschmissen!... „„.®�en schlechte Jahre, die letzten zehn: Der einzige Jung« fluchtete vor der politischen Polizei noch Amerika , und Mutter brach bald daraus an der Nähmaschine zusammen. Jahrelang blieb sie gelahmt.— Jetzt kann sie gerade wieder das bißchen Wirtschaft besorgen, und schon davon wird ihr immer so schwindlig.— „Trotzdem, eigentlich hätte man es besser sagen können", brummte Vater Sulz, als er. in seinem Arbeitsraum angelangt, die Direktorstiesel nun doch in die Ecke feuerte:„nämlich, wenn man in der Gewerkschaft geblieben wäre!— Di« Sewertschaft, Teufel, ja. war man nicht mit ihrem Schicksal aufs innigst« ver- Kunden?— Liefen die Arbeiter weg aus tbr, so verlor sie an Macht: kamen sie zurück, so gewann sie wieder..." Sulz faß»« sich an den Schädel:„Herrgott, dann ging man eben wieder hinein!" „Und das Eintrittsgeld?— Teufel, ja. da- mußten die Stiebel bringen!" Gedacht— getan. Die Iimmyschuh« des Herrn Direktor» wanderten also zum Trödler, um doch noch«in gute» Wert zu tun!— _ Erich Hermann . Di« Radiotechnik im Dienste der Sewittersorschung. Ein Ge- witter ist der Radiotechnik im allgemeinen nur«ine unliebsame Störung des sonst so wohlgeordneten und sriedlichen Aethers, die sich durch knackende, raschelnd« und brodelnd« Geräusch« bemerkbar macht und häufig den Empfang der elektrischen Wellen gänzlich verhindert. Betrachtet man aber die durch Gewitter verursachten atmosphärischen Störungen als Zeichen einer großen, von der Natur errichte'en Radioitation, so sieht man ohne weiteres di« Möglichkeit«in, mit einer Rahmen-Antenne di« Richtung zu bestimmen, in der sich da» Gewitter befindet. Die von einem Gewitter ausgesandten Zeichen sind natürlich nicht, wie z. B. die einer Flugzeugstation, durch eine