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Ländern Schutz im Innern und Schutz von außen, aus der anderen Seite meldete eine immer klarer mm Selbstbewußtsein erwachende Arbeiterschaft auch in England ihre An- spräche an, wenn sie diese Ansprüche auch im wesentlichen noch den alten Parteien präsentierte. Der Liberalismus suchte mm Teil diese Wandlungen mitzumachen, er war so wenig doktrinär wie irgend etwas in England, aber es ist klar, daß er damit in einen inneren Widerspruch mit sich selbst geriet, daß er in zwei Strömungen zerfallen mußte, die nach lings drängenden, die sozialen Interessen der Arbeiterschaft vertretenden Politiker und die nach rechts sich orientierenden imperialistischen Abgeordneten, hinter denen ein Teil des Handels und der Industrie stand. Die Umbildung des libe- ralen Krregskabinetts Asquiths in das konservativ-liberale Lloyd Georges, zeigte, daß in einer kritischen Stunde der Liberalis- mus allein den Aufgaben nicht mehr gewachsen war. Langsam waren schon seit längerer Zeit gewisse Kreise der Wirtschaft mit ihrem Anhang zu den Konservativen übersiedelt, weil sie dort ihre Interessen unter den veränderten Umständen besser vertreten glaubten; zuerst langsam und dann nach 1918 mit immer größerer Geschwindigkeit ist die Arbeiterschaft zur Labour Party abgewandert. Die letzten Wahlen haben die unterirdische Entwicklung in? hellste Licht gerückt. Nicht mehr Liberale und Konservative, sondern Arbeiter und Konser- v a t i ve standen sich nunmehr, zum ersten Male in der eng- lischcn Geschichte, als die großen Gegenspieler gegenüber. Die Liberalen haben,. zwischen den beiden Minoritäts- Parteien stehend, das Schicksal der Regierung in der Hand. Sie können täglich, wenn sie wollen, die Regierung stürzen. Ihre Redner vernichten Tag für Tag die Arbeiterregierung, ihre Ge- bürden scheinen Tag für Tag den Willen mm Sturz anzuzeigen aber die Abstimmungen erweisen immer wieder die Unterstützung des größten Teiles der Liberalen für Macdonold. Man gibt der Arbeiterregierung immer wieder eine neue Chance, sich zu Tode zu regieren", man ist für kair plaj",man wartet deshalb noch" usf. Hinter all dem steht nichts als die A n g st v o r Neuwahlen. Die Liberalen haben mit einem moralischen Zusammen- bruch der Arbeiterregierung gerechnet: sie haben sich verrechnet. Wie auch immer das Schicksal der Regierung Macdonalds fein mag, über welche große oder kleine Frage er immer stürzen mag, die Arbeiterschaft hat bewiesen, daß sie regieren kann, ihr Ansehen ist fest ms Bewußtsein der englischen Nation eingegraben, neue Schichten, die bisher im Gefolge der beiden bürgerlichen Parteien marschierten, sind ihr zugeströmt. Zwischen Labour Party und Konservativen wird sich der große Kampf um die Seele Großbritanniens in Zu- kunft abspielen. Darüber hilft auch der große Tamtam nicht hinweg, mit dem die Liberalen gerade in diesen Tagen unter der Anführung ihres Tambourmajors Lloy George durch die Lande ziehen. Sie wissen selbst nur zu gut, daß der Jubel, der sie in den Meetings umbrandet, nichts bedeutet als Dank für rednerisch? Bravour, daß ihre, mit bemerkenswerter Ge- schicklichkeit von Sir Alfred Mond aufgezogene Kampagne nicht ein Vormarsch auf neuem Terrain ist, wie jeder Schritt, den die Arbeiterpartei draußen im Lande tut, sondern ein ge- schicktes Rückzugsgefecht, in dem man zu retten sucht, was noch zu retten ist. Kommunisten unö Terror. Nicht individueller aber Maffenterror. DieRote Fahne " veröffentlicht einen Artikel von E b e r l e i n, in dem der individuelle Terror, also das politische Attentat, mit denselben Gründen abgelehnt wird, aus denen es die Sozialdemokratie stets bekämpft hat. Man könnte diese Erklärung mit Befriedigung zur Kenntnis nehmen, wenn Eberlein nicht fortführe: Während wir Kommunisten den individuellen Terror ablehnen, bekennen wir uns aberin der Periode des Bürger- krieges zum Massenterror. Zum Maffenterror, wie ihn

Das internationale Mustkfest in Prag . Schon die Tatsache, daß es heut endlich wieder möglich ist, ein solches Fest zu veranstalten und daß die zahlreichen Teilnehmer aus allen Ländern steundschaftlich-harmlos miteinander in den Kon- zerten, Beratungen und geselligen Beranstaltungien oerkehren, ist ein erfreuliches Zeichen der Einsicht, daß die Musik, wie kaum eine andere Kunst auf die Dauer der internationalen Beziehungen nicht entsagen kann. Mehr als die eigentlichen Konzerts und Festreden, oertieft dieser persönliche Kontakt der Musiker aus allen Kultur- ländern diese Beziehungen.' Die Konzerte waren leider so gehäuft, daß man manchmal 7 bis 8 Stunden Musik pro Tag hören mußte! Das geht über die Kräfte. auch der besttramiertenberufsmäßigen" Konzertbefucher, besonders, da es sich um allerschwerste moderne Musik handelt denn dies ist die Ausgab« der Internationalen Gesellschaft für neu« Musik! Die Ueberfülle von rund drei Dutzend Konzerten macht es unmöglich, über alle zu berichten. Dos größte Entzücken riefen die Opern Smetanas hervor; es ist unbegreiflich, daß feine ent- zückenden heiteren volkstümlichen Opern, wieDer Kuß" oderDas Geheimnis", bei uns kaum je aufgeführt' werden. Am schönsten offenbart« sich seine Kunst in seinem II. Quartett, dasDie Böhmen " mit dem ganzen sinnlichen Zauber ihres Tones und klarster Glied«- rung vortrugen. Die neuere tschechische Musik war durch ein« sinfonische DichtungReifezeit" von Suk vertreten, ein edel klingen- des, schon instrumentiertes, aber unökonomisch langes Werk; ferner durch ein« mühselige, unerquicklicheSymphonietta" von Ost r eil. Die neue englische Musik stellte eine ernsthafte, spröde, unstnnliche ainfonie von Vax vor. Entgegengesetzte Eindrücke vermittelten die Italiener: ein witziges, heiter-parodistisches Orchesbertonzert von Riet und drei ganz kurze CharakterstückeEindrücke der Wirt- lichkeit" von M a l i p! e r o, mit Hahnenkrähen und Tarantellamusik aus Capri . Unter die Franzosen rechnen sich auch in der Schweiz , in Lothringen und anderwärts geborene, in Frankreich lebende Musiker: Florent Schmitts Bacchanals kommt nicht über den Taumel Straußscher Orgien hinaus; die Verherrlichung einer Loko- motivevom Typ Pacific, Marke 231 für Gütercilzüge", der Honegger eine sinfonische Komposition widmet, ist in der Klang- Nachahmung wohlgelungen, ober sehr äußerlich und geräuschvoll. Blochs melodischer, aufs Hymnisch-Alttestcmsutarische eingestellter 22. Psalm und R o u s se ls Sinfonie, die als letztes Werk völlig ermüdete Hörer fand, zeigen, daß Frankreich überreichlich bedacht war. Ein höchst eigenartiges, faszinierendes Violinkonzerl des Ruften P r o k o f j e u und ein viel verwascheneres des Polen S z y- m a» o w s k i führen uns nach Osten, von wo ja auch das Licht S t r a v i n s k i s, des originellsten Musikers unserer Zeit, in die westlich orientierte Musikwelt drang. Lag es an dem gänzlich un- zureichenden Dirigenten Witkowski, daß derNachtigallengesang" so leer und langweilig erklang? Wie konnte die Leitung nur diesem lteif-tottschlagend:n und ängstlich in die Partitur starrenden Durch- lchniltskapellmeister aus Lyon gerade die schwerste Musik anver- irauenl Die Deutschen waren nur durch einen stimmungsvollen LiedsrzyktusLom Tods" des Wieners Horwitz und die II. Gm-

die bolschewistische Partei in Rußland in der Periode des Bürger» krieges gehandhabt hat. Im Bürgerkrieg hat das Proletariat als Klasse die heilige Pflicht, sich nicht nur gegen d» anstürmenden weißen Scharen der Bourgeoisie zu wehren, sie hat im Bürgerkrieg vielmehr die Aufgabe und die Pflicht, mit allen Mitteln offensiv die Bourgeoisie anzugreifen und sie als Klaffe zu vernichten, auch mit den Mitteln des Massenterrors. Während wir den individuellen Terror als Kampfwaffe des Proletariats ablehnen, be» kennen wir uns zum Gebrauch der Waffe des Massen terrors im offenen Bürgerkrieg. Eberlein nennt diese Erklärungklar und eindeutig". Sie wäre es erst dann, wenn klar bestimmt wäre, wanndie Periode des Bürgerkriegs" beginnt. Ebenso bleibt es eine offene Frage, ob es klug ist, sich zum Massenterror, pr Hinschlachtung von Hunderttausenden wie in Rußland , zu be- kennen, wenn die anderen, die abgeschlachtet werden sollen, die Macht ln der Hand haben. Daß die Sozialdemokratie die Ankündigung solcher bluttriefenden Methoden und diese selbst entschieden verwirft, bedarf keiner besonderen Dar- legung. Zersetzung der KPR. DerBerliner Lokal-Anzeiger" veröffentlicht ein ge- Heimes Rundschreiben der russischen Kommunistenzentrale, gezeichnet Kamenew , Sinowjew und Stalin , in dem über die Zersetzung der Partei geklagt wird. Unerhörtes ereigne sich. Noch nie sei die Parteidisziplin so gelockert gewesen. Die Privatinteressen seien stärker geworden als die Parteiinter- essen. Das Zentral-Exekutivkomitee sei entschlossen, mit allen Mitteln gegen dieses Uebel einzuschreiten.

die tönenüe Schelle. Tchlauge aus dem Kriegspfad. Herr Schlange- Schonungen fiihlt den inneren Beruf, sein etwas mißglücktes Debüt im Reichstag in derDeutschen Tageszestung" sortzusetzen. Wie im Reichstage, ist er ent- fernt von jeder Originalität. Er stimmt lediglich ein in den Chor der reaktionären Schreiber, die eine deutsche Präsidenten­krise herbeiführen möchten. Er schreibt: Der Reichspräsident Ebert ist zweifellos einer der geschicktesten Parteipoliöter der Gegenwart. Mit der Miene des Biedermannes schiebt er aus der siebenten Kulisse ganz unauf- fällig die Dinge so, daß sie semer Sozialdemokratie zum Besten dienen. Einem ungeschriebenen Gesetz der parlamentarischen De- mokratie entsprechend hätte er die Deuischnationalen als stärkste Partei mit der Regierung sbilidung beauftragen müssen; mit der kühlen Selbstverständlichkeit des wahren Demokraten setzte er sich über diesen Grundsatz hinweg, well sonst ja vielleicht auch der sozial- demokratische Prcußenchron in unerwünschte Gefahr gekomme» wäre. Und man spricht wohl keine Majestätsbeleidigung mit der Behauptung aus; daßerunterderHandallesgetanhat, um die Deutschnationalen fernzuhalten und ohne deren Mitwirkung «in« Regierung hinstellen zu helfen, deren Hauptkennzeichen von Anfang an die durch die benötigte Unterstützung der Sozialdemokratie bedingte Flügellahmheit ist. Und das in dieser Zeit, wo das Volk Entscheidungen geradezu über Tod und Leben entgegengeht! Ist sich Herr Dr. Strefemann bewußt, daß er, der mit seinem Einfluß die Amtsverlängerung des Reichspräsidenten Ebert' ermöglicht hat, einer der Hauptschuldigen daran ist, daß heute an der ragendsten Stelle des Deutschen Reiches nicht«in Vertrauens- mann der nationalen Kreise des Volkes steht, sondern der Be- au ftragt e e i ne r über!« bt en Parte i, weiche Deutschland doch wohl auch nach seiner Ansicht ins Unglück gebracht hat, und die auch heute noch ihren internationalen Phantasien nachjagt, au« denen für unser Volk immer nur noch größeres Unheil erwachsen kann?" Herr Schlange will den Präsidenten Ebert stürzen, das ist klar. Wenn Phrasen ihn stürzen könnten, dann wäre er gestürzt; denn Herr Schlange scheint uns ein Meister in der wohlgedrehten Phrase mit einer gewissen inneren Komik zu sein. Aber wir sagen mit ihm: diese Phrasen

sonie von Erdmann vertreten, die, klar disponiert, faustisches Grübeln in moderne Klänge hüllt Die Prager Deutsche Musik brachte u. a. die mit der größten Spannung erwartete Uraufführung einer von 15 Jahren geschriebenenOper' von S ch ö n»b e r g, der Erwartung". Aber nur die Form der Szene erinnert an die Oper: es erscheint eine Frau, die durch den nächtlichen Wald zum Geliebten geht und sich in Gedanken über ihre Liebe, in Unruhe, Angst und endlich in Verzweiflung und Resignation ergeht, als fi« den Geliebten tot vorfindet. Der Eindruck war zwiespältig: klar sah man, wie weit Schönberg in seinen Ausdrucksinitteln seiner Zeit vorausgeeilt ist und Wegbahner war; man war immerhin interessiert und er- müdete doch unter der steten Wiederholung ähnlicher Klänge für so viele, völlig verschiedene Stimmungen und Situationen. Den Ab- schluß der Aufführungen bildete die deutsche Uraufführung von Maurice Ravel « dekameronehafterSpanischer Stunde". Statt aus die Lüsternheit der Situation, die prickelnde, nervöse Erotik dieser Stunde, in der die junge Frau des Uhrmachers drei Liebhaber nacheinander mit wechselndem Erfolg einläßt, stellt der Komponist die Musik auf die Geräusche der Uhrmocherwerkstätte, d«s Schau­platzes der Handlung was immerhin auch amüsante Wirkungen ergibt. Die Orchestertonzerve des Musikfestes wurden von dortigen Philharmonikern bewunderungswürdig ausgeführt. Ob der ständige Leiter, Tali.ch, ein temperamenwoller,"etwas robuster Musiker, oder die wechselnden Gastdirigenten, der elegante Italiener C a- s e l l o, der ekstaiische Deutsche Schulz-Dornburg, dar aka­demisch« Pole Fitelberg oder der bei weitem bedeutendste aller Festdirigenten, der deutsch ? Meister Reiner, den Amerika uns entrissen hat, am Pult standen stets folgt« mit unermüdlichem Elan das glänzend disziplinierte Orchester allen Andeutungen. Auch das Orchester der Deutschen Oper war unter der energischen und überlegenen Leitung von Zemlinski allen Anforderungen ge- wachsen. Das Publikum applaudierte stürmisch und ohne Unterschied allen dargebotenen Musikstücken. Ja Bach, Beethoven , Wogner und wie die alten, nun erledi-zim Künstler heißen, hatten es nicht so gut wie diese Generation der heutigen Jüngsten! Ob freilich solche mehr dem Intellekt als der G?mütssphärc entstammenden Werke die wahre Zukunftsmusik bedeuten, bezweifle ich. Jeder wird zu ihnen je nach seiner musikgeschichtlichen Erfahrung und seiner Welt- onschauung Stellung nehmen. Mir haben die Natur und die Kultur- stättsn der alten Wunderstadt Prag und die Kunst der früheren Generationen böhmischer Musiker jedenfalls mehr seelisch« Be- reicherung geboten, als die Konzerte mit neuer Musik, so inter- eftant sie auch waren.__ 21.®. Ein Wiedersehen. Von O t t f r i« d. Kursürstendamm. Wildgewvrdene Chauffeure jagen ihr« Wagen über schwarzen, spiegelblanken, wie von sarglamcn Händen mühevoll gebohnerten Asphalt. Nervös warnende, schreiende und wieder durch- aus überlegen brummende Hupensignale hetzen Passant«» über den

gegen de« PrSsidenten find nichts als eine tönende Schelle, der im Endeffekt der Erfolg versagt bleiben wird..,,

von kommenden dingen. Das Geheimnis des völkischen Staates. Der Völkische Ausschuß der Deutschnationalen oeran- staltet augenblicklich eine Werbewoche. Der unvermeidliche Pro- fessor derDeutschen Zeitung", Frhr. v. F r e y t ag h- L o r i n g- Hoven, hielt bei dieser Gelegenheit einen Vortrag über den kommenden Staat. Er denkt sich die Chase so: Monarchie auf parlamentarischer und bundesstaatlicher Grundlage. Zwei- kammersystem im Reich und in den Bundesstaaten. Neben dem Monarchen und den beiden Parlamenten steht ein Bundes- rat mit erweiterten Vollmachten. Diegroße Politik"(?) wird den Parlamenten entzogen und bleibt Sache de»Staatsoberhaupts". Dieauswärtige Politik" hinwiederum wird dem Staats ober'yaupl entzogen und geht an einenAuswärtigen Ausschu ß" des Bundesrats über. Also ein Rattenkönig von Parlamenten und Aus- schüsien an Stelle der parlamentarischen Konzentration, wie sie die Weimarer Verfassung geschossen hat, ist die Zukunftsmusik dieses völkischen Zeitgenossen. Mit einem kühnen Schnitt beseitigt dieser deutschvölkische Revolutionär den parlamentarischen Zopf und stülpt seinem Zukunftsstaat statt dessen eine Allonge- perücke von Parlamenten auf. Das ist selbst dem deutschnationalen Reichstagsabgeordnetcn Dr. Everling zuviel, der als Korreferent austrat. Er lehnt das Zweikammersystem ab und glaubtdie feste Unterlag« für den Auf- bau des völkischen Staates der Zukunft zu gewinnen", indem er in der Verfassung Bismarcks das allgemeine Wahlrecht be- seitigt. Das alles druckt dieDeutsche Zeitung" geduldig ab, das Organ jenes Iustizrats C l a ß, der Tag und Nacht daran arbeitet, das völkische Hell der Zukunft durch die Errichtung der Diktatur zu stabllifleren. Nimmt man noch die Pläne und Planchen hinzu, die in den Schreibtischen der nationalsozialistschcn und freiheitsparteilichen Koryphäen ruhen, so kann man sich'ein klares BUd vom völkischen Zutunstsstaat machen.Es muß etwas geschehen!" kann man in den Blättern der Claß und Genossen täglich lesen. Das ist der einzige Punkt, über den man sich einig ist. Ueber alles andere herrscht«in wildes Durcheinander der Ansichten. Und um dos zu dokumentieren, veranstaltet man ein« völkische Werbewoche.

Die preußische Stäüteorönung. Emgemeindungsfrage und die Rechte der rheinischen Bürgermeister. Im verstärkten Gemeindeausschuß des Landtags begann am Dienstag die Meite Beratung der Städteordnung. Zu- nächst wurden die Eingemeindungsfrage und die Rechte der rheinischen Bürgermeister erörtert. Trotz der von der Regierung geg« die Beschlüsse der ersten Lesung vorgebrachten Bedenken blieb es vei diesen Beschlüssen. Der Antrag der Rechts- Parteien, die Gemeindeverbände, insbesondere die Kreise an den Be- schlüssen über die Eingemeindung zu beteiligen, wurde abgelehnt. Bei den Rechten der rheinischen Bürgermeiser wurde besonder» heiß gestritten um di« Recht« der jetziAcn Beigeordneten, die in Zukunft auchStadttäte" heißen. Die Beschlüsse der ersten Le- sung, wonach die Bürgermeister verpflichtet sind, regelmäßige Verwaltungskonferenzen abzuhalten, wurden trotz des Ansturmes der"Rechtsparteien. aufrechterhalten. Ganz überraschend wurde ein« Aenderung des§ 51 beschlossen. Der Paragraph be- sagt, daß der Bürgermeister bei der Bürgermeistereiverfassun. B o r s i tz e n d e r der S t a d t o c r o r d n e t e n ist. Nach lebhaf- tem Wortgefecht wurde mit einer Stimme Mehrheit gegen die Rechts beschlossen, den 51 zu streichen Für die Streichung stimmten Sozialdemokraten, Kommunisten und ein Teil des Zentrums. Da­mit haben auch die rheinischen Gemeindevertretuirgen in Zukunft das Recht, den Vorsitzenden aus ihrer Mitte selbst zu wählen. Diese Beschlüsse bedeuten die Beseitigung des Absolutismus der rheinischen Bürgermeister._ Der Relchspräfldenl wird am Montag, 23. Juni, in Dresden ein- irefsen, um der Iahresschau deutscher Arbeit(Texniaussttllung) einen Besuch abzustatten.

Fahrdamm. Em unabsehbarer Menschenstrom schlendert, bunt durcheinander wimmelnd den Damm entlang. 2llle Farben, Ge- rüche und blöden Redensarten erstellen Aug', Nase und Ohr. Bor- inertes Volk, das verrückte, grotesk überttiebene Moden zu tragen und zeigen sich verpflichtet fühlt, zwingt ab und zu zu ttonischen- Lächeln. Stimmt aber auch nachdenklich: hier der übertrieben« Luxus, im Osten ab«? schlagen tausend« Familien sich die Woche mit 25 Mark durch. Wie absurd aber auch, am Kursürstendamm an Proletarier im Osten zu denken. Hier In der Sttaße der Staffage! Man schreie es hier einmal laut heraus wenn man seines Lebens müde fft! Ein junger schneidiger Mann(durchaus neuester Schnitt) fällt mir auf. Mein« Äugen suchen seinen verlcgen ausweichenden Vlii? zu fangen. Freund, wir kennen uns! Kurze Begrüßung. Wir wechsein einige Worte. Er kann nicht klagen und grollt nicht mn seinem Schicksal. Er fahr« jetzt ins Ausland, und brutal stech er» gänzt er mit zwinkernden Augen:meinem Geld« noch!"Also. Geschäftsaufsicht?" Er verweigert die Auskunst. Jawohl, das ijt modern. Er fährt feinem Gelds nach! Ich erinnere mich: vorn in der Feuerstellung vor Derdun kam dieser junge Herr zu uns. Dort sah ich ihn zuerst. Nach drei Tageil schon kannten wir ihn. Granatenschleppen überließ er uns anderen. Als Entschädigung erzählte er sofort von de» kolossalen Reichtümern seiner Schwester. Gräfin. Er selbst beinahIraf"! Bei nächster Gelegenheit wurde erverrückt". Nach der Revolution war er ge- sund. Und wie gesund: er handelte mit allem und kannte bald s-yr gut(stets auswendig) die Kurse. Devisen wie Essekten. Bald hatm er auch Bestände und schließlich eine richtige Firma. Jawohl, er warChef" einer Firma, die jetzt unter Geschäftsaufsicht steht! Er aber fährt ins Ausland, seinem Geld« nach.

Ein Diner für ZS<X>0 Personen. Ein begeisterter Verehrer der drahtlosen Telephome, der in Kalifornien als reicher Großgrund- besitzer lebt, hatte kürzlich den Einfall,an alle, die es hören wollten", die Einladung zu richten, sich bei ihm zu einem Diner einzufinden. In den nächsten drei Tagen empfing er nicht weniger als 27 000 Briefe von Unbekannten, die für die Einladung dankten und ihr Folg« zu leisten versprachen. Angesichts dieses unoerhofften Massenbesuches beeilte sich der unvorsichtig« Gastgeber, 50 Köche und Hunderte von Leuten zu engagieren, di« bei der Tafel aufwarten sollten. Er kaufte 10000 Kilo Fleisch, 50 000 Brot«. 500 Kilo Zucker, die ent- sprechende Menge Karlofseln und Obst und 30 000 Papierservietten. Damit glaubte er sich gegen alle Ueberraschungen gesicherk; aber trotz- dem stimmte di« Rechnung nicht. An dem für das Festessen anae» setzten Tag fanden sich um 2 Uhr nachmittags SO 000 Gäste auf dem weiträumigen Besitztum ein. 38 000 wurden angenommen und durften an den im Freien ausgestellten endlosen Tafeln Platz nehmen, während di« 22 000 Uebcrzähligen wegen Mangel an Platz und an Lebensmitteln ungestärkt die Heimreise wieder antreten mußten. Die verd-leue.kvtlaswng'. Di« Nbeinlandkommisfion hat die ge, planten Auffübrungen des 2ud«ig:chen Schautpicls.Die Ent» la ss u n g" im hiesigen Deutschen Theater durch Miglteder de» illtonnev Statttheater« verdaten.