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zusetzen. Im vorigen Herbst gab Sinomjem den fächsischen Kommunisten vom Kreml aus telegraphische Anweisung, ,, General Müller ignorieren." Der Effekt war leider der, daß General Müller die Kommunisten ignorierte. Anders wird es auch bei dieser„ Popularisierung des bewaffneten Aufstandes" nicht werden. Das Geschrei der Kommunisten wird höchstens beim Bürgertum die Bürgerfriegs psychose stärken und die Arbeiterbewegung auch in Deutschland den italienischen und ungarischen Gefahren aussetzen. Trotzdem fann man nur dankbar sein, wenn die Kommunisten fo offen von ihren Zielen sprechen. Von dem ,, verfluchten Erbe der Sozialdemokratie" ist in diesen Gedankengängen wirklich nichts mehr zu spüren. Radek, der gegen diese Entwicklung der Kommunistischen Internationale protestierte, fannte wirklich die deutschen Arbeiter besser und wußte, daß sie für diesen bakunistisch- anarchistischen Spuk nicht zu haben sind. na ist
Die Mordhezze als Ausweg. Schamloses Ablenkungsmanöver der Deutschnationalen. Die Nationalisten in Deutschland und Frankreich arbeiten fieberhaft, um das friedliche Nebeneinanderleben beider Nationen zu verhindern. Sie fämpfen und hezen gegen die Regierungen, die an einer Berständigung arbeiten wollen. Sie setzen sie unter den Druck einer unbegründeten, dafür aber um so wilderen nationalistischen Heze.
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schweigend gibt sie zu, daß die Vorwürfe Kuczynskis berechtigt| diejenigen Kreise, die ein materielles Interesse an der Fortführung find. Die Verlegenheit verbirgt sie hinter einem vehementen Schimpfangriff gegen den Vorwärts". Sie schreibt: „ Diese Leute, die den Krieg verwünschen, und erst auf atmen, wenn sie geknechtet sind, die ihr Volk aus Pazifismus in die Niederlage führen, die die Gewalt umschmeicheln, solange sie vom Ausland tommt, verbergen unter der Ueberschrift Mehr Ehrlichkeit", wie sie heute im Vorwärts" prangt, ein folches Maß von Torheit, daß die Frage entsteht, wie sich ein Bolt davor schützen kann. Die Hochverratsgefege reichen leider nicht. Wir brauchen ein Gesez gegen die leichtfertige Berlegung vaterländischer Interessen."
Leichtfertige Verlegung vaterländischer Interessen? Wenn es für ein solches Delitt einen Tatbestand gibt, so liegt er vor, wenn die„ DA3." im Ausland den Glauben erweckt, daß jeder Schwindel, den sie veröffentlicht, durch Strafgesez vor Aufdeckung geschützt ist. Diese Art der Verteidigung der „ DA3." ist aber mehr als eine " DAZ." ist aber mehr als eine politische Dummheit ersten Ranges. Ist es nationale Moral, auf Lüge nationale Politik aufbauen zu wollen und die Wahrhaftigkeit zu verfolgen?
Brüder im Lügen.
Schwarz- weiß- ,, Rote Fahne" und Telegraphen- Union. bahnfachverständigen Acworth unterstellt, daß er einen erDie Telegraphen Union hat dem englischen Eisenheblichen Personalabbau des Eisenbahnerpersonals für nötig halte. Auf ein erstes Dementi beharrte die TU. auf ihren Sachverständigen die Frage weiteren Personalabbaues nicht in Angaben. Nun hat Wolff- Bureau mitgeteilt, daß für die Betracht tomme.
der bisherigen Erfüllungspolitik hätten, nicht allzuweit von der Reichsregierung bzw. der Leitung des Reichsverbandes suchen. Die Vorsitzenden des Reichsverbandes wiesen diese Richtigstellung" in einem Einschreiben vom 31. Mai mit der Begründung zurück, daß sie eine verschärfte Bestätigung der ersten Behauptung sei. Sie forderten Bruck auf, für seine Aeußerungen, die gerichtlich nicht zu belangen feien, Tatsachen anzuführen, wenn man die Erflärungen nicht als unmoralisch und als Verleumdungen bösester Art bezeichnen solle. Brud hat bis auf den heutigen Tag nicht geantwortet. Der Reichsverband der deutschen Industrie übergibt deshalb den Briefwechsel der Deffentlichkeit, offensichtlich, um anzudeuten, daß die moralische Kennzeichnung Brucks damit gegenständlich geworden ist.
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Das trifft auch die völkisch- deutschnationale Industriellen- vereinigung, die es verabsäumt hat, gegen das derart bloßgestellte Vorstandsmitglied einzuschreiten. Die Sache ist weiter nicht verwunderlich. Man tennt die Rampfesweise der Deutschnationalen und Völkischen aus den Tagen Erzbergers, Rathenaus und irths zur Genüge. Vor allem die Sozialdemokratie tönnte ein Lied von der um mit der volksparteilichen 3 eit" zi sprechen Art dieser Leute fingen. Verwunderlich ist es vielmehr, daß der Reichsverband der deutschen Industrie plößlich so aus dem Gleichgewicht wegen dieser Art" gerät. Davon war bisher felbst bei schwerwiegenden Anlässen wenig zu spüren. Im Gegenteil es ist noch nicht lange her, daß der Verband und seine politischen Freunde sich nicht genug daran tun fonnten, um die Gunst der Gesinnungsgenossen dieſer plötzlich so disqualifizierten VereiniIndustrie eine prinzipielle oder eine taktische ist. gung zu erwerben. Man darf mit einiger Spannung darauf warten, ob diese moralische Einstellung des Reichsverbandes der deutschen
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Den Anlaß dazu gibt ihnen die Anwesenheit des Genossen mit denen WIB. die Kriegsheße zu steigern versuchte, die sie nie Defterreich- Deutschland":" t sehr interessanten Zeitschrift
Nun nimmt die Rote Fahne" die Tendenzlüge wieder auf. Lügen WTB. dementiert diese Nachricht. Wir kennen die amtlichen Dementis. Die Geschichte von den Bomben auf Nürnberg , dementiert, bleibt unvergessen. Als die„ Rote Fahne" noch vor Bekanntwerden der Abbau- Verordnung dem deutschen Proletariat, den deutschen Beamten mitteilte, daß geplant werde, 25 Broz. der Beamten zu entlassen, hat WTB. prompt dementiert. Heute find be reits 25 Prozent der deuschen Beamten und Arbeiter im Staatsdienſt auf die Straße geworfen worden. So geht es der Hälfte der deutschen Eisenbahner. Das Sachverständigen Re- dienst auf die Straße geworfen worden. So geht es der Hälfte gutachten enthält genügend Hinweise auf diese Entlassungen. Das Organisationstomitee in Paris hat es bereits befchloffen. Herr Acworth bestätigt das."
Die deutschen Nationalisten wiederholen die Methoden, der Führung Helfferichs angewandt haben. Da die Tat die sie im Kampfe gegen die Politik der Verständigung unter fachen der Politik und der Wirtschaft zu laut gegen fie sprechen, als daß sie auf tatsächliche Argumente ihre Agitationen. begründen könnten, suchen sie durch eine schamlose -übrigens friminelle Heze von den entscheidenden politischen Fragen abzulenten. Breitscheid in Paris . Die völkische Presse hat die infame Verleumdung verbreitet, Breitscheid habe Herriot die Ernennung Nollets zum Kriegsminister empfohlen. Der Tag" log, Breitscheid wolle in Paris ( 1) Stimmung für eine deutsche Linkskoalition machen. Der Lokal anzeiger" fordert vom Auswärtigen Amt , daß es die Anwesenheit von Breitscheid in Paris als der deutschen Regierung unerwünscht bezeichne, und die„ Kreuzzeitung " schreibt: " Durch Pattieren mit dem franzöfifchen Gegner, dem außenpolitischen Feinde, will also die deutsche " Sozialdemokratie ihre innerpolitischen Machtziele erreichen, ihr Barbeifüppchen kochen und auf dem Wege der„ Großen Koalition", die so fläglich Schiffbruch erlitten hat, wieder in die Regierung tommen. Fürwahr ein sauberer Plan, den rechtzeitig zu ver hindern, fein Mittel unversucht bleiben darf."
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Darüber setzt die Kreuzzeitung " als Ueberschrift: „ Handlanger des Feindes". Das in den Organen, die die Partei von Miller and und Poincaré gegen Herriot genommen haben, denen Poincaré lieber ist als Herriot! Die Absicht ist, aufs neue jene Mord psychose zu erzeugen, die blind ist gegen alle politischen Tatsachen und Notwendigkeiten. Hinter der Mordheße soll die fachliche Fragestellung verschwinden. Die Blätter dieses Schlages fürchten die Berständigung zwischen Deutschland und Frank reich , weil sie die Demokratie und den Frieden hassen!
Sie sollen nicht glauben, daß die Politik der Berständigung fich durch Mordheze unter Druck sehen läßt! Im Interesse Deutschlands und seiner Befreiung wird sie fortgesetzt. Mit dem Gesindel, das ihn verleumdet, um die Demokratie zu treffen, wird Genosse Breitscheid abrechnen!
Tiefstand nationaler Moral.
Die Deutsche Allgemeine Zeitung" ist von der Aufdeckung ihres Zahlenschwindels durch Dr. Kuczynski getroffen. Sie vermag die Feststellung, daß sie die Deffentlichkeit gründlich irregeführt hat, nicht zu entkräften. Still
Schwerindustrielle Literatur
oder
Stinnes und Schiller.
Bon Eli- Ha
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Der Kapitalismus fann auch ernst sein. Er produziert nicht nur den„ Junggesellen" und Mampe und die Elegante Welt" und den Strich. Wenn er pathetisch wird, entsteht„ Das Wert", Monatsblätter der Siemens- Rheinelbe- Schudert- Union", in Düsseldorf her ausgegeben. Es ist eine gediegene" Zeitschrift mit sauberem Druck auf glattem Papier, mit allen Kennzeichen des Aufbauwillens", der fich bekanntlich in der Propagierung des Bierundzwanzigstundentages fundgibt. Was den äußern Aufbau betrifft, so könnte das Werk" mit dem„ Junggesellen" fonkurrieren. Beide Zeitschriften bilden Beide Zeitschriften bilden
gewissermaßen die Richtungen, in die beide Hälften des tapitalistischen Janustopfes blicken. Der ein sieht in jene Gegend, in der Alfohol und Erotik sich mischen. Die andere in das Gebiet eigenen Mehrverdienstes und fremder Mehrleistung. Die eine Gegend repräsen tiert Mampe. Die andere Stinnes. Es sind zwei Pole einer Weltanschauung.
„ Das Wert" tommt aus der Stinnesrichtung und bringt eine
Grabrede auf den Unvergeßlichen, den seine Freunde nicht vergessen wollen und wir nicht vergessen können. In dieser Grabrede ereignet
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es sich, daß ihr Urheber ein Geständnis ablegt, obwohl er nur rühmen wollte, so daß er statt eines Lobs eine Beichte ablegt. Nur ahnend" so schreibt er fönnen wir Menschen des Mittelmaßes dem Lebenslauf solcher Männer folgen." Während also dieser Mensch des Mittelmaßes" den Lebenslauf des Stinnes nur ahnen kann, ist er merkwürdigerweise ganau orientiert über die „ Einstellung unseres Volkes zu den Lebenserscheinungen". DieDie jenigen, die den Kapitalismus bekämpfen, gehen wie der mittelmäßige Verfasser meint von einer rohen materialistischen Weltauffassung" aus. Das sind also wir. Und wir haben doch immer geglaubt, das Berdienen wäre eine materialistische Angelegenheit! Die„ bürgerliche Geistesgeschichte" gipfelte in der Erkenntnis, daß das höchste Glück der Erdenfinder die Persönlichkeit" sei. Und gerade diese könnten wir nicht verstehen!
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Was aber hat Stinnes mit der bürgerlichen Geistesgeschichte zu tun? Es sei denn die Familienverwandtschaft mit der Dichterin Daisy Stinnes, die ein Drama geschrieben hat, die geschäftlich mit Paul Lensch , dem Verfasser bürgerlicher Leitartikel, und das Mäzenatentum gegenüber Zickler, der an einem pathologischen Ueberfluß an auswechselbaren Weltanschauungen leidet und aus Furcht, unter die Räver zu kommen, unter den Strich der Allgemeinen gelangt?
Dagegen kann ich den Saz nur bestätigen, der da lautet:„ Das Kapital, bas Hugo Stinnes in die Hand gegeben wurde, wurde pro
Trog der eigenen Erklärung der Sachverständigen, die dem Reichsverkehrsministerium gegeben wurde! TU. ist ein fchwerindustrielles Organ. Er treibt tenden ziöse Heze gegen die Durchführung der Gutachten. Es will das Eisenbahngesetz zu Fall bringen, um an die Stelle einer Regierung der Berständigung eine Rechtsregie zung zu sehen. Es kämpft gegen die Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich .
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Nachrichten zufolge ist gegen den Schriftsteller Dr. Gumbel ein Verfahren wegen Landesverrats eröffnet worden, und zwar deshalb, weil aus einer von Gumbel veröffentlichten Broschüre über die Geheimorganisationen ein die Organisation Roßbach betreffender Abschnitt von einem österreichischen alfo ausländischen"! Blatte nachgebrudt worden sei. Wie weit die Deutsche Republik es zuläßt, daß mit ihren Machtmitteln ihre eigenen fchen"! Freunde vernichtet werden, ist ja schließlich ihre Sache und Sache der Parteien, die es angeht. Aber daß von reichsdeutschen Staatsorganen in Punkto Landesverrat Deutsch österreich als feindliches Ausland angesehen wird, das entspricht einer merkwürdigen, tiefbeschämenden nationalen Eigenart!“
Flaue Börse.
der Nürnberger Tagung des Deutschen Industrie- und Handelstages Die Rede des Bizepräsidenten der Reichsbant, v. Blasenapp, auf zeigt noch einmal deer ganzen Ernst der Lage. Man stellt heute an Die( Schwarz- Weiß)-Rote Fahne sekundiert der TU. der Börse mit Befriedigung fest, daß die Reichsbant sich Sie benutzt seine Tendenzlüge. Sie kämpft gegen das Gut- durchaus in der Lage fühlt, die Währung zu hal. achten, um die Verständigung zwischen den Nationen zu ten. Aber man vermißt schmerzlich eine sofort greifbare stören. Sie will lieber die Herrschaft der Reaktion in Deutsch - hilfe, um der dringenden Geldnot zu steuern, denn die vielland, als die Demokratie. Arm in Arm mit dem Stinnesschen besprochenen Auslandskredite können erst nach der Regelung der Telegraphen- Bureau arbeitet das kommunistische Zentral- Reparationsfrage zu fließen beginnen. Bis dahin wird noch eine organ für die deutsche Reaktion!
Die Verleumder an der Arbeit. Reichsverband gegen Industriellenvereinigung. In der bekannten Versammlung der völkischen Industriellenver einigung vom 19. Mai hatte einer ihrer Gründer, Karl von Brud, leitende Persönlichkeiten des Reichsverbandes der deutschen Industrie des materiellen Interesses an der Durchführung des Sachverständigengutachtens verdächtigt. Das Mitglied des Reichsver= bandes v. Borsig verließ darauf zum Zeichen des Protestes den Saal. In einem Schreiben vom selben Tage präzisierte Brud feine Aeußerungen darauf dahin, daß er lediglich gefagt habe, man dürfe
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duktiv, und die Summe diefer Kapitalien war ungeheuer groß". Man braucht kein Mensch des Mittelmaßes" zu sein, um das zu wissen. Und dennoch fagte Stinnes am 9. November 1922 im Reichswirt schaftsrat:„ Das Reich ist ein Unternehmen, das nicht rentiert". Troß der Kapitalien, die er in seiner Hand hatte. Immerhin war Stinnes aufrichtig genug; den er sagte nicht: das Reich ist ein Unternehmen, das für mich nicht rentiert. Er sagte nur allgemein: es rentiere nicht. Es rentierte wirklich nicht. Für uns nicht. So wenig, daß wir nicht dazu kommen, das höchste Glück der Erdenkinder" zu verstehen.
Die Rede des Generaldirektors Dr. Vögler auf der Berliner Tagung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie enthält das Bekenntnis:„ Uns ist die Arbeit wirklich kein Mittel zum leichten Lebensgenuß". Die Betonung liegt auf" Uns". Dem Herrn Generaldirektor ist die Arbeit fein Mittel zum leichten Lebensgenuß. Sollte
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sie vielleicht seinen Arbeitnehmern ein Mittel fein, das Leben leicht zu genießen? Und repräsentiert der Reichsverband der Deutschen In dustrie die„ bürgerliche Geistesgeschichte", die wir nicht verstehen? Den Höhepunkt bildet der Beitrag Friedrich Schillers. Der Dichter der Räuber" mit diesem Titel ist leider nicht die Großindustrie gemeint hat„ Hugo Stinnes zum Gedächtnis" einen Vers geschrieben. Es war natürlich lange vor Stinnes geschrieben, in der prophetischen Erkenntnis, daß ein Stinnes leben und sterben wird. Wenn es aber in diesen Versen heißt: sein Leben liegt falten
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los und leuchtend ausgebreitet, kein dunkler Flecken blieb darin
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zurüd" so muß ich den großen Schiller unter Wahrung des nötigen Respekts dementieren. Er liebte es, zu idealisieren. Weniger direkt und mehr diplomatisch drückt sich Goethe zum Tode Stinnes' aus:„ Das ist der Vorzug ebler Naturen", sagt er, daß ihr Hin scheiden in höhern Regionen segnend wirkt, wie ihr Verweilen auf der Erde ". Der Dichter spricht von edlen Naturen im allgemeinen, nicht Don Stiines im besonderen. Daß die Redaktion Werks" aber ihre Kenntnis der„ bürgerlichen Geisteskultur" so mißbraucht hat, enthebt uns eigentlich der Verpflichtung, den Namcheis dafür zu erbringen, daß wir vor der Geisteskultur einen größeren Respekt haben, obwohl auch uns die Arbeit kein Mittel zum leichten Lebensgenuß" ist. Infolgedeffen haben wir auch die segnende Wirkung des lebenden und des toten Stinnes beim besten Willen niemals zu fühlen bekommen.
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Oder kommt das daher, weil wir das Niveau der Menschen des Mittelmaßes" nicht so schnell erreichen, wie die Redaktion des Werks"?
Südwestliche Heimatkunst.
Das Birken unserer Volksbühne scheint den Ansprüchen der wahrhaft. Kunstbeslissenen nicht zu genügen. Es fonſtituierte sich die Boltsbühne des Südwesten s", die ihrerseits Mitglieder
fehr schwere Beit zu überwinden sein. Man verweist heute auch darauf, daß das Ausland auf Grund der kritischen Lage sich in der legten Woche vollständig von den deutschen Effettenmärkten zurückgehalten hat. Die Börse behielt deshalb die luftlose Stimmung der Bortage bei und eröffnete heute lediglich behauptet. Lediglich; in Kriegsanleihe war das Geschäft wieder lebhafter, die 5prozentige fezte mit 136 ein und wurde nach einem Höchstkurse von 150 um 12 Uhr bis 145 gehandelt. Die verhältnismäßig starfen Schwankungen bestärten die seriösen Kreise in der Ansicht, daß es sich um rein spefulative Manöver handelt, da von einer Aufwertung nicht die Rede sein kann und auf jeden Fall diese Frage lange Zeit noch ungeklärt bleiben wird. Am Devisenmarkt waren die Verhältnisse im großen und ganzen die gleichen geblieben.
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fammelte und in Restaurationssälen, Schulen und dgl. in eigenen Borstellungen Kunst verzapfte. Grundfag: Getrennt marschieren, vereint schlagen. Der erste Teil dieses Grundsatzes i bereits erfüllt. Die Vereinigung besteht schon fünf Jahre. Ueber die Art der Darbietungen flärt eine Bestimmung der südwestlichen Volksbühne auf, die besagt: Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Aufbehalten von Hüten und Rauchen unstatthaft ist und im Inter wird." Aufgeführt wurden zuletzt„ Die javanische Puppe" von effe der Heiligkeit der gebotenen Runft nicht geduldet Lothar und Bachwik, Singvögelchen" und„ Das Versprechen hinterm Herd", eine Blütenlese ehrwürdiger Werke der Weltlitera tur, die den Grad der Heiligkeit der gebotenen Kunst ohne weiteres erkennen lassen. Das künstlerische Personal besteht nach den An fündigungen des Vereins aus Mitgliedern erster Berliner Bühnen ( an denen ich sie bisher allerdings nicht habe bewundern fönien). Den größten Teil der Künstler scheint das Theater des Westens Opernbühne ohnehin für erstklassige Schauspieler nur wenig Verder Volksbühne des Südwestens abgetreten zu haben, das ja als wendung hat.
Gestern fand in Friedenau die Uraufführung einer Komödie Meifeten" von Hans Alfred Kihn statt. Es war immer= hin erstaunlich, daß es gelungen war, troß der sommerlichen Schwüle 200-300 Personen in den Schulsaal zu locken, die willens waren, sich durch dies neueste Erzeugnis der heiligen Kunst erheben zu lassen. Ein Berteilung: 10 Männer, 1/10 Jugendliche,/ s begeisterungsfähige eigentümlich zusammengewürfeltes Publikum in etwa folgenber Frauen. Mit lebhafter Anteilnahme und bewunderungswürdige
Geduld folgten sie den Vorgängen auf der Bühne, auf der sich im gemütlichen Tempo die eine volle Viertelstunde lang tatsächlich spannende Handlung abwickelte. Ein Ehepaar bezieht jahrelang eine Rente für einen alten Großpapa, der aber schon seit vier Jahren tot ist. Als der gütige Rentengeber sich persönlich von dem Wohlergehen des alten Mannes überzeugen will, borgen sich die verschmitten Leutchen einen anderen Greis aus. Daraus entstehen allerlei Bermickelungen, die volle vier Atte durchhalten. Die funsthungrige Gemeinde erlahmte nicht, besonders da das Stück reichlich mit jufti gen 3weideutigkeiten gespickt ist.
Es überkommt mich Rührung, wenn ich sehe, daß es Männer gibt, die heute noch die Ideale von ehedem hochhalten.„ Meiseten" die im 20. Jahrhundert geschriebene Komödie, erinnert an die totgeglaubten Berliner Volksstücke, wie Riefelad und feine Nichie vom Ballett" oder„ Wenn Leute Geld haben", in dem das sinnige Lied vorkommt: Ach beim Schuster Pluster ists so ferre dustor": Gespielt wurde übrigens besser, als von vornherein zu befürch Ernst Degner.
ten war.
Das fommunistische Jahr. Die russischen Sowjets haben die Einführung eines neuen Kalenders beschlossen, für den das Zentralinstitut für Arbeit in Mostau bereits feite Vorschläge gemaut hat. Danach soll das Proletarier jabr" 360 Tage umfassen und in 12 Monate cingeteilt sein, deren jeder zählen, von denen 4 der Arbeit dienen und einer der Ruhe gewidmet ist. aus 6 Wochen zu 5 Tagen besteht. Die Sowjetwoche soll nur 5 Tage Es wird deshalb im Monat sechs Ruhetage geben; dafür soll aber der Arbeitstag auf neun Stunden ausgedehnt werden.