Herriot an England.
Condon, 20. Juni. ( WTB.) Die Presse befaßt sich eingehend mit der bevorstehenden Zusammenkunft in Chequers . „ Daily Expreß " veröffentlicht eine Botschaft Herriots an die britische Deffentlichkeit, in der es heißt, er begebe sich nach England in der Absicht, die Entente Cordiale zu stärken. Er wünsche, seine Sympathie nicht nur für die britische Regierung, fon dern auch für das britische Belk zu beweisen, dessen warmer Freund er stets gewesen sei. Er sei einer der ersten Befürworter der En tente Cordiale gewesen und auch heute noch einer ihrer aufrichtigsten Anhänger.
London , 20. Juni. ( WTB.) Times" schreibt in einem Leitartikel, in der Betonung, die Herriot auf den Bölkerbund als möglichen Faftor bei der Regelung der größeren europäischen Pro Fleme lege, werde er sich zweifellos in enger Sinnesgemeinschaft mit Macdonald befinden. Herriot habe endgültig die neue Richtung seiner Politik bestätigt, als er für die große Mehrheit der Deutschen , die wegen ihrer loyalen Haltung bei der Politik des passiven Wider standes gefangen gefegt oder aus dem Ruhrgebiet und aus dem Rheinland ausgewiesen wurden, die Freiheit vers sprochen habe. Je früher diese Politik Herriots durchgeführt werde, um so besser sei es. Nichts würde besser dazu angetan sein, die Stärke der deutschen nationalistischen Opposition gegen eine vernünftige Regelung zu vermindern als die sofortige Rüdfehr diefer unglücklichen Opfer eines afuten internationalen Konflikts in thre Heimstätten und zu ihrer gewohnten Arbeit. Die gefündefte Die gefündefte Politik gegenüber Deutschland im gegenwärtigen Zeitpunkt fei, die Stärkung der vernünftigen Elemente, die in der Regierung des Reichstanzlers Marg und des Außenministers Stresemann gut vertreten feien, und die Vermeidung jeder weiteren Herausforderung der extremsten nationalistischen Gruppen, die die agressive Tradition des Vorkriegsdeutschlands wieder zur Geltung bringen möchten. Ihr Lärm brauche nicht einmal sehr ernst genonumen zu werden. Die Intrigen, Pläne und Vorbereitungen, die unter dem Deckmantel diefes Lärms vor sich gingen, hätten vielleicht eine bestimmtere Bedeutung, würden aber feinerlei Macht gewinnen, wenn die Boltsabstimmung in Deutschland von der Erregung und dauernden Erinnerung an durchkreuzte Hoffnungen befreit werde. Die Alliierten hätten jetzt eine Gelegenheit, durch eine fluge, flare und feste Bolitik Deutschland auf einen vernünftigeren Weg zur Durchführung des Sachverständigenplanes zu bringen. Es sei zu hoffen, daß Macdonald und Herriot sich endlich einmal über die Methoden verständigen könnten.
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London , 20. Juni. ( EP.) Die Morning Post" veröffentlicht ein längeres Interview, das Kriegsminister Nollet ihrem Korrespondenten gewährt hat. Nollet erklärte, daß die militärische Macht Deutschlands fortschreitend zunehme. Wenn man die deutsche offizielle militärische Literatur studiere, so tomme man zu der Ueberzeugung, daß man darin ausschließlich die Offensivoperationen prüfen fönne. Es feien ausführliche Instruktionen an alle militärischen Kommandos erlassen worden, um die Truppen für eine rasche Mobilisation vorzubereiten und Kontrollbureaus seien in allen ausländischen Konsulaten eröffnet worden, um im Falle einer Mobilisation alle im Ausland be= findlichen militärpflichtigen Deutschen rasch zu erreichen Die Militärtontrolle sei sozusagen unmöglich, weil die Refruten nicht mehr an bestimmten Daten einberufen würden Die Kons trolle der Munitionsfabriten fei ebenfalls un möglich geworden.
Italiens Krise.
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Noch immer Erregung. Weitere Verhaftungen. Mailand , 19. Juni. ( WEB.) Die Erregung hälf an, da heute abend die Blätter die Verhaftung meiterer Parteigrößen in Aussicht stellen.„ Mondo" wendet sich gegen den andauernden 3uzug von Nationalmiliz nach Rom und richtet an den Minister des Innern die Frage, ob er die Berantwortung auf fich nehme. Giornale d'Italia" jschildert die politische Lage und ermahnt die Faschisten, nicht durch Drohungen in der Preffe aufzuhehen und nicht den, der andeerer Meinung sei, als Baterlandsverrräter zu brandmarken. Dies Verhalten habe den Baterlandsverrräter zu brandmarken. Dies Verhalten habe den Faschisten mehr gefchadet, als alle Oppofitionsparteien zufammenge. nommen. In einem solchen Augenblid dürfe man nicht den Eindruck erweden, als wolle man durch eine Gewaltpolitik die Gemüter be
ruhigen.
Dem Gedenken Matteottis.
Rom , 20. Juni. ( ED.) Der Gewerkschaftsbund hat endgültig beschloffen, sich bei der Gedächtnisfeier für Matteotti am 25. Juni auf eine fünf Minuten lange Arbeitsunter. brechung zu beschränken und von jedem Streit abzusehen.
Mussolini wird im Senat am nächsten Dienstageine Rede halten über die während der jüngsten Ereignisse von der
Regierung entfaltete Tätigkeit.
Der aus der faschistischen Partei ausgetretene Abgeordnete Forni hat an den Innenminifter die Anfrage gerichtetet, ob er davon Kenntnis habe, daß in dem Dorfe Gampolo, Provinz Pavia , ein Faschiff von einem Unbekannten erschossen wurde, weil er die Ermordung Matteottis öffentlich bedauerte und welche Maßnahmen er zu ergreifen gedenke, um des Mörders habhaft
zu werden.
Bluff oder neuer Kurs?
Mondschein mit Musik.
ber Republif feine Bension. Vielleicht ist diese ,, Flucht in die Deffentlichkeit" geeignet, diese Auswüchse zu beseitigen."
Soweit die Zuſchrift. Wir verweisen bei dieser Gelegenheit darauf, daß wir schon oft Veranlassung genommen haben, das Weberhandnehmen solcher Darbietungen, die auf eine Verhöhnung der
Republik hinauslaufen, an den Pranger zu stellen. Die Kreise, die
auch während der Inflation genug verdienen konnten, und die sich haben noch stets genug Mittel gehabt, solche Lokale aufzusuchen. Die berufen fühlen, über die Begehrlichkeit" der Arbeiter zu zefern, geschäftstüchtigen Inhaber beeilen sich, dem„ Geschmack" dieser zahlungsfähigen Befucher Rechnung zu tragen, und so tommt es zu diesen Skandalen, bei denen völkische Rowdies einen unverschämten Terror auf Andersgefinnte ausüben, Vorgängen, denen mit der größten Schärfe entgegengetreten werden muß.
Von christlich- unpolitischer Kampfesweise.
Zu den Berliner Elternbeiratswahlen, die wir am 22. Juni( Sonntag) haben, werben die Parteien auch vor den Schulhäusern durch Verteilung ihrer Flugblätter. Hierbei kam es vor dem Schulhaus in der Pallasstraße zu einem Auftritt, der die Kampfesweise der sich christlich- unpolitisch nennenden Reaktion kennzeichnet.
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Merkwürdig genug, daß die Dampfermondscheinfahrten mit Musik, Klimbim und ein wenig Klamaut seit jeher immer nur auf der Oberspree stattfinden, von der Jannowitzbrücke ausgehen und nach dem Often den Weg nehmen, trotzdem doch der Mond entschieden auch im Westen scheint. Es scheint fast so, und betrachtet man die Geschichte näher, muß man auch wirklich zugeben, daß eine Dampfer fahrt mit Musik im Mondschein von Wannsee aus entschieden stilwidrig wäre und zu der Stille der feudalen Villen dieser Gegend entschieden nicht passen würde. Nun, die anderen, die an der Jannowizbrücke auf den Dampfer klettern, sind nicht so fein, und die Orte an der Oberspree nehmen es nicht übel, wenn Musik, Lachen, Lärmen, Gesang und Geschrei von dem vorüberfahrenden Dampfer ertönt. Diese Menschen, jung und alt, sind froh, eine Abwechslung zu haben in ihrem knappen, bangen Leben, und je bunter diese Abwechslung ist, um so besser. Ja, man ist hier so bescheiden, daß man die Mondscheinpartie auch mitmacht, wenn der Mond nicht am Himmel steht, trotzdem er nach dem Kalender scheinen müßte. Man hat ja die Musif, und am Anlegeplatz Tanz und Kaffee und Kuchen und die frischen Düfte von den benachbarten Feldern und Wiesen. Man ist in diesen Kreisen auch nicht anspruchsvoll und verlangt nicht MilitärAs in der Mittagsstunde die Kinder das Schulhaus verließen, musik mit viel Posaunen, Trompeten und Paufen. Ein paar wurden Flugblätter für die von der Berliner Schul: totge Geigen, Klarinette und Trompete tun es auch, und zum Tanz gemeinschaft aufgestellte Lifte Schulaufbau" und für die Liste der nügen Geige und Klavier. Man will luftig sein ohne große Auf- Chriftlich- Unpolitischen verteilt. Ueber den Inhalt des Flugblattes machung, man will vergessen, was man in der großen, grauen Stadt der Christlich - Unpolitischen äußerte eine Lehrerin in fachlichem Gean Sorgen und Beschwerden zurückgelassen hat und will nicht daran an Sorgen und Beschwerden zurückgelassen hat und will nicht daran spräch mit der Verteilerin ihr Erstaunen. Da stand 3. B., daß hinter der Liste Schulaufbau" das öde, seelenlose, feelentötende denken, wieviel Schlimmes und Schweres der nächste Tag wieder System der parteipolitisch beeinflußten weltlichen Schule stecke. Die bringen wird. Lehrerin erklärte die Seelentöterei" für Unsinn und forderte die Verteilerin auf, fie möge in unsere Versammlungen fommen, unsere Ansichten hören und sie, wenn sie es fönne, widerlegen. Die Verteilerin antwortete mit der Aufforderung, in eine Versammlung der Chriftlich- Unpolitischen zu kommen. Sehr gern täte ich das," erwiderte die Lehrerin, wenn nicht schon auf dem Flugblatt stände, Aussprache findet nicht statt." Man müsse doch, fügte sie hinzu, hieran merken, wo die Wahrheit ist, da wir die Aussprache mit Gegnern wünschen, die Gegner aber unsere sachliche Diskussion fürchten. In dieses Gespräch mischte sich zugunsten der Christ lich Unpolitischen unaufgefordert eine Dame, die gleichfalls Es hat ja immer Leute in Berlin gegeben, die auf diese Bolks- wie hinterher festgestellt wurde Lehrerin ist. Als sie ervergnügungen naserümpfend herabgesehen haben in Gedanken an sucht murde, ihre fuchtelnden bandbewegungen zu unterlassen, ihre Segel- oder Dampferpartien, die sie auf der Ost- und Nordsee , schimpfte fie: Sie sind mir zu dreckig als Jüdin!" Die üm womöglich auf eigenen Segelbooten, sich leisten können. Nun, die stehenden Schulkinder und Mütter hörten diesen Gefühlsausaus der anderen Welt, die sich mit der Dampfermondscheinfahrt aufbruch der christlichen Lehrerin mit an. Zwar ist die Beschimpfte gar nicht Jüdin, aber an der Absicht, sie zu beleidigen, wird dadurch nichts der Oberspree mit Musik bescheiden und begnügen müssen, würden geändert. Man lud die Vertreterin der Chriftlich- Unpolitischen ein, auch gerne mal am Strand der See stehen und dem tollen Tanz der mit zur nächsten Polizeiwache zu kommen. Unterwegs begeisterte aufgeregten Wellen zusehen. Aber sie sind zufrieden, weil es ihnen sie sich„ national" und nannte Ludendorff einen feinen Mann". nichts helfen würde, unzufrieden zu sein. Auf der Polizeiwache gab sie ihre Schimpferei zu.
Der nächste Tag, der Tag nach einer solchen Mondscheinpartie, das ist freilich fein ganz angenehmes Rapitel. Spät, sehr spät in der Nacht ist man erst wieder in Berlin , zuhaus und im Bett, und am Morgen will das frühe Aufstehen und der Weg zur Arbeit in die Fabrit und Werkstatt nicht recht schmecken. Aber man hat noch Spannkraft trotz alledem, und außerdem, was helfen alle Bedenken und Klagen, man weiß, daß man es nicht so gut hat wie die Feinen und Reichen, die sich nach solchen Vergnügungen erholen und am nächsten Tag bis in den hellen Mittag hinein schlafen können.
Krieg um den Rafen.
Zusammenftöße mit der Polizei im Humboldthain.
Zu Zusammenstößen zwischen Erholungsuchenden und Polizei fam es gestent abend gegen 10 Uhr im Humboldthain. Bei der und fich auf den Rafen gelagert. Eine Erscheinung, die man in großen Hige hatten viele Leute ihre dumpfen Wohnungen verlassen anderen Städten sehr häufig findet. Aber dort scheinen die Leute mehr Bürgerfinn als bei uns zu entwickeln. Die Parkverwaltung stand mit ihrem geringen Wächterversonal bem Treiben, besonders der jungen Burschen und Mädchen, machtlos gegenüber, die sich nicht mit dem Ausruhen begnügten, sondern Blumen und Zweige abrissen und in den Gebüschen umhertobten. Die Parkverwaltung rief nun die Schutzpolizei zur Hilfe herbei. Der vernünftigere und ältere Teil der hier Lagernden räumte sofort freiwillig und begab sich nach Hause. Unter den jüngeren fanden sich fofort Glemente, die sich als Führer der Volksmaffe" berufen fühlten. Sie organisierten Trupps, die die Schupo nicht nur mit Unflätigkeiten belästigten, sondern sie auch mit Steinen und allen möglichen anderen Gegenständen bombardierten. Die Polizei griff jetzt zu dem Gummifnüppel und drängte die Masse ab. Verschiedene Demonstrationszüge und ebenfalls neue Trupps, die sich im Rücken der Schupo gebildet hatten und von hier aus einen Angriff ver fuchten, mußten gesprengt werden. Nach nicht allzu langer Zeit waren alle Ansammlungen auseinander getrieben.
Die tägliche Hochbahnstörung.
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Defekte Wagen gehören bei der Hochbahn neuerdings wieder zur Tagesordnung. Gestern nachmittag Sperre der Strede Friedrichstraße- Hallesches Tor, heute früh Sperre der Strede Rottbuser- Hallesches Tor, weil an der gefährlichen Waffertorturve einer dieser abgewirtschafteten Wagen aus den Schienen gesprungen war. Die Geduld der Hochbahnfahr gäste ist wirklich bewundernswert noch bewundernswerter ist allerdings die Burftigkeit der Geschäftsleitung, die diesem Gerümpel von Wagen weiter und weiter ihre Fahrgäste anvertraut. Es wäre auch dringend erwünscht, daß die Abstempelung unbenutter Fahrkarten bei solchen Unfällen beffer geregelt würde jetzt ist sie nur mit Lebensgefahr möglich, und daß Anweisungen über den Weitergebrauch unausgenußter och en farten ergingen. Heute wurde man von Pontius zu Pilatus geschickt und befam die Wochenfarbe schließlich doch nicht umgetauscht. Bildet sich die Hochbahngesellschaft wirklich etwas auf ihr Monopol ein?
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Nachdem Friedenau drei Tage hintereinander von schweren Bränden heimgesucht wurde, wütet heute abermals ein großes Feuer in Friedenau , Odenwaldstr. 2, wo der Dach ft u hl das Hauses in hellen Flammen steht. Die vereinigten Wehren von Wilmers: dorf, Schöneberg , Charlottenburg , Friedenau und Stegliz , die auf den Ruf Großfeuer" zur Brandstelle eilten, griffen fofort mit vier Schlauchleitungen an und konnten das Feuer auf den Herd beschränken. Nach 1½stündiger angestrengter Arbeit fonnte das Feuer gelöscht werden. Die Aufräumungsarbeiten dürften sich bis in die späten Nachmittagsstunden hinziehen. Die vierte Etage ist durchgebrannt und die unteren Wohnungen haben Wasserschaden erlitten. 3wei Personen, ein Dachbedermeister und eine noch unbekannte Person, sind unter dem Verdacht einer Brandstiftung verhaftet worden. In der Märkischen Luchfabrit in Niederschönemeide, Berliner Straße 134, bradh heute früh ebenfalls Großfeuer aus. Das Feuer, das in ter Reißerei entstano, griff mit rasender Schnelligkeit um sich. Der fofort alarmierten Feuerwehr gelang es nach mehrstündiger Arbeit den Brand zu
Rom , 20. Juni. ( EP.) Schon die erften Berfügungen des neuen Innenministers Federzoni lassen eine gründliche Aenderung der bisherigen Taktik des Innenministeriums erkennen. So ist im Monte Citterio die Nachricht mit großer Genugtuung aufgenommen worden, daß in Savona faschisten verhaftet wurden, weil sie die Zeitungspakete der Oppositionsblätter am Bahnhof verbrannt hatten. Außerdem erteilte Minister Federzoni teine Bewilligungen für Spielhäuser. Der neue Generaldirktor der Polizei hat die Absetzung aller Beamten verfügt, die sich bei den Fahn- öschen. Der Schaden ist erheblich. dungen dieser Tage nachlässig gezeigt haben. Diese Maßnahme machte im ganzen Lande einen sehr guten Eindruck.
Frankreich gegen den Meuchelmord. Paris , 20. Juni. ( WTB.) Die sozialistische Kammer frattion hat gestern eine Resolution eingebracht, in der aus Anlaß des Verschwindens des italienischen Abg. Matteotti der politische Mord mißbilligt und dem italienischen Parlament das Beileid ausgesprochen wird.
Dicle Tagesordnung ist am Schlusse der gestrigen Nachtfizgung burch Handaufheben angenommen worden.
Das Kriegsgericht von Nancy hat den bayerischen Major Ballade zum Tode verurteilt, weil er angeblich zwei Bewohner von Aubermenil erschießen und einige Häufer diefes Dorfes hat einäjchern lassen.
Die
Schwarzweißrot im Pankower Bürgerpark. Ein Leser aus Bantom schreibt uns folgendes: Bu einer wahren Landplage wachsen sich allmählich gewisse Erscheinungen in den Konzertgärten aus. So ist es z. B. einem Republikaner nicht mehr möglich, den Bürgerpart" in Bantem nufzusuchen, der eine der schönsten Partanlagen in Berlin ist. Kapelle, dirigiert von dem ehem. ,, gl." Obermusikmeister Graf, leistet sich ganz Unglaubliches in der Aufstellung ihres Programms. Von den üblichen Militärmärschen abgesehen, unter denen der Fridericus Rer nicht fehlen darf, wird auch heil Dir im Siegerfranz" und ähnliches unter dem Beifall gewisser Spießer. die ganz unter sich sein möchten, und die vor Bergnügen gröhlen und nicht genug von diesem Zeug friegen fönnen, gespielt. Ja, die Leute haben feinen musifalifchen Geschmack. Wenn ein Republikaner darüber unmutig wird, darf er darauf rechnen, hinausgeworfen zu werden und außerdem noch eine anständige Tracht Brügel zu erhalten. Das Lokal ist städtisches Eigentum, der ,, Kgl." Kapellmeister bezieht sicherlich von.
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Mit solcher Kampfesweise wollen die Chriftlich- Unpolitischen werben? Für Leute dieser Art sollen wir bei den Elternbeiratswahlen unsere Stimme abgeben? Mütter und Väter aus dem werktätigen Volt, eure Forderungen vertritt die Ber liner Schufnotgemeinschaft. Ihr stimmt am 22. Juni für die von der Schulnotgemeinschaft aufgestellte
Liste Schulaufbau.
Sein eigener Wohltäter.
Auf eigene Rechnung hatte der Maler Wehrens im Jahre 1923 Sammlungen für die Ruhrhilfe und für die notleidenden Ruhrfunder vorgenommen und erhebliche Beträge sowie Lebensmittel und Bekleidungsgegenstände eingesammelt, aber, wie ihm zur Last gelegt wurde, für eigene 3wede verwendet. Wehrens hatte sich infolgeceffen vor dem Schöffengericht Schöneberg wegen fortgesetzter Betrügereien zu verantworten. Der Angeklagte war früher beim Baterländischen Frauenverein tätig gewesen und von diesem dem Roten Kreuz überwiesen worden. Später glaubte er dann auf eigene Kappe das Sammelgeschäft betreiben zu können. Mit falschen Ausweiser des Roten Kreuzes, die er mit feinem Lichtbild versehen hatte, wandte der Angeklagte sich an zahlreiche Privatleute und gab vor, daß er im Auftrage des Roten Kreuzes für die Ruhrhilfe Beiträge einsammeln sollte. Er hatte damit auch ziem lichen Erfolg, denn es soilen ihm erhebliche Zuwendungen zugeflossen jein. Der mit dem Empfang der Ruhrfinder auf den Bahnhöfen betraute Bahnhofskommissar Kabella hatte von dieser eigen= mächtigen Tätigkeit des Angeklagten Kenntnis erhalten, ihn gefiellt und ihm verboten, weiterhin als Vertrauensmann der Ruhrhilfe aufzutreten. Der Angeklagte hatte sich aber dadurch nicht abschrecken laffen, sondern feine Schwindeleien fortgesetzt. Behrens behauptete finder zur Verteilung gebracht hätte, er geand nur zu, daß er einvor Gericht, daß er die gesammelten Beiträge restlos an die Ruhrmal einen kleinen Betrag für sich verwendet" hätte, als er frant war und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Der Verteidiger hielt nicht für erwiesen, daß der Angeklagte außer in dem zugeftandenen Falle Unterschlagungen begangen hätte, und hierbei täme ihm Notlage zustatten. Das Gericht gelangte zu der Ueberzeugung, daß der Angeklagte die gesammelten Beiträge für sich verwendet habe und verurteilte ihn mit Rücksicht auf die Gemeingefährlichkeit seines Verhaltens zu drei Monaten Gefängnis.
Selbstmordversuch des Lüssower Doppelmörders.
Der Bauerngutsbesitzer Reinhold Kühne, der zwei Tage vor Pfingsten seine Frau und seine Schwiegermutter ermordet hat und als Untersuchungsgefangener im Krantenhaus zu Belzig liegt, hat Mittwoch vormittag zweimal versucht, durch Erhängen sich das Leben zu nehmen. Auf Veranlassung der Potsdamer Staatsanwaltschaft wird kühne noch im Laufe des heutigen Tages in ein
Potsdamer Krankenhaus übergeführt werden.
Bolf und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Pastauflage bei.
Straßenbahn und Milchwagen. Heute früh stieß ein Straßenbahnmagen in Pantow mit einem Milch auto der Firma Bolle zusammen. Die Plattform des Straßenbahnwagens wurde zertrümmert, wobei mehrere Personen durch Glassplitter leicht verlegt wurden.
Den Auftakt der Berliner „ Turn- und Sportwoche" bildet der
große historische Sportfeftzug am Sonnabend, den 21. Juni, dem Tage des Refuta" pünktlich um ½5 Uhr auf dem Rundweg im Zoologischen Garten. Ueber dem Zug werden mehrere Flugzeuge freuzen. Einer der interessantesten Teile des Zuges dürfte die ostafrikanische Karawane mit zahlreichen Tieren und waschechien Eingeborenen fein. Um 6 Uhr eröffnet Oberbürgermeister Böß im Bankettsaal durch eine Ansprache die Turn- und Sportwoche.
7 Uhr, statt.
Reichsbanner Schwarz- rot- gold. Kameradschaft Friedrichshain . Die Bu fammenfunft findet nicht am Sonntag, sondern am Montag, abends Wetter für morgen. mitterneigung. Nur bei Gewitter etwas Abkühlung. Berlin und Umgegend: Zunehmende Bewölkung und anhaltende GeDeutschland: Im größten Teile Deutschlands lebhafte Gewittertätigkeit. Jm Dften noch warm.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
reis Wedding. Die Ordner treffen sich heute abend, 7 Uhr, auf der großen Svielwiese im Humboldthain.
6. Abt. Bezirfsführer! Heute abend bei szefem bestimmt abrechnen 40. Abt. Alle Genoffinnen und Genossen treffen sich Sonntag früh 7 Uhr zur Bahlhilfe bei Reufner. Hagelberger Str. 20 a.
94. Abt. Sente abend 7 Uhr Flugblattverbreitung.