Nr. 288+ 41.Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Sonntägliche
Granfee.
Einer der Nordbahnzüge bringt uns vom Stettiner Fern bahnhof nach Gransee ( Sonntagsfahrkarte). Bom Bahnhof bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt( siehe Abbildung), der bereits 1262 Stadtrechte verliehen wurden. Ihren Namen führt die Stadt von Grenzone oder Grenzauge oder Grenzsee, denn sie lag auf der Grenze zwischen den beiden wendischen Stämmen der Redarier und Obotriten, an dem umfangreichen Gray- oder Gehronfoe. Gransee bildet ein anschauliches Beispiel für die Stadtanlagen aus der Kolonialzeit, in der das Land von den Deutschen wieder besiedelt wurde. Die rechtwinklig sich schneidenden Straßen teilen das Stadtgebiet in gleich große viereckige Blöde. Der mittelste Block blieb als Markt unbebaut. Der Straßenplan ähnelt dem einer amerikanischen Stadt der neuesten Zeit. Die noch erhaltene StadtAbgeschlossenheit. Gransee war einst die festeste Stadt im Ruppiner mauer führt rings um die Stadt; fie gibt der Stadt ein Bild völliger Land. Auch die Hansa hatte hier eine Warenniederlage. Eine Er
innerung an jene Zeit zeigt das Stadtwappen, das eine große Aehnlichkeit mit dem Hamburger besitzt.
Wir kommen durch das Zehdenider Tor zur Stadt hinein. Zu beiden Seiten des Tores sehen wir die von Eseu umrankte Stadtmauer. Am Markt liegt die zweitürmige Marienkirche; ihre ältesten Teile entstammen der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Auf dem von alten Kastanien beschatteten Klosterplatz stehen die baulichen Ueberreste des ehemaligen Franziskanerklosters, in denen jetzt eine Schule untergebracht ist. Durch das Ruppiner Tor vers laffen wir Gransee . Neben dem Tor führt das kleine Waldemartor durch die Mauer. Granfee öffnete seine Tore dem falschen Maldemar; zur Strafe dafür mußte das Ruppiner Tor zugemauert und die kleine Pforte daneben angelegt werden. Durch die Dranienburger und die Wartestraße steigen wir zur Warte hinauf. Sie war früher ein Lugaus und Wachtturm , von dem der Stadtwächter Ausgud hielt nach Raubrittern und Wegelagerern, die die Stadt bedrohen wollten. Jetzt ist die Warte ein Aussichtsturm, von dem man weit in das Ruppiner Land und die Uckermart sehen kann, liegt sie doch auf dem 105 Meter hohen Warteberg, dem höchsten Berg des Ruppiner Landes.
Wir wandern zurüd an den Weg von Granfee und folgen ihm gen Südwest bergab durch den Wald zur Straße nach Mese. berg. Der Weg führt an großen Obstpflanzungen vorüber, durch die Granfee in einen erfolgreichen Wettbewerb mit Werder getreten ist. Das äußerst hügelige Gelände verrät uns, daß wir uns in einem Endmoränengebiet der Eiszeit befinden. Nachdem wir von der Warte etwa 2 Stunde gewandert find, biegt vom Meseberger Weg ein Fußpfad ab; er führt durch den Wald über den Roßberg. Besonders reichlich ist der Ginster hier zu finden. Der Pfad führt zum Wald hinaus über die Höhe des Berges. Die Bergfuppe besteht aus Sand, der den Lehm durchragt, von dem die Berghänge bedeckt sind. Bald haben wir Meseberg erreicht, das am Oftende des langgestreckten Huwenowfees liegt. Wir wandern weiter nach Baumgarten. Auf einer Anhöhe am Kirchsee liegt die fleine Fachwerfkirche des Dorfes. Von Baumgarten führt uns der Weg an fangs in nördlicher und dann in nordöstlicher Richtung durch Wald und über kuppiges Ackergelände nach Schönermart. Eine furze Wanderung bringt uns nach Granfee zurüd. Weglänge etwa 20 Kilometer.
Der Fernzug bringt uns vom Anhalter Bahnhof nach Thyrow . Bom Bahnhof wandern wir gen West und an der nächsten Wegteilung links ab. Der Weg führt nahe dem Rande der Teltow hochfläche hin, die hier halbinselartig in die fumpfige Niederung des Nuthetals vorspringt. Wir bleiben immer in der Nähe des Randes und kommen nach Groß- Beuthen. Das Dorf war ursprünglich eine wendische Siedlung; noch bis in das 18. Jahrhundert hieß es Wendisch- Beuthen . Die erfte ausführliche Nachricht über" Buten slavica" stammt von 1375. Wir wandern am Rande des Teltow weiter nach Klein Beuthen. Hier, an einer sehr schmalen Stelle des Tales, lag eine der Nutheburgen, die in jener Zeit angelegt wurden, als die Nutheniederung die Grenze zwischen den christlichen Deutschen im Westen und den heid
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Bon Clara Rahka.
n feine Mitte lag ein mächtiger Kranz grüner Bäume, Wälder, tief, start, erfüllt von unbändiger Kraft. Wehendes Laub der Kastanien, Buschen , Eschen und Birken und dann, herb abschließend, schirmende dunkle Pinien. Und dort, mo sie schräg und niedrig am Berge lehnen, die letzten Flocken des gelben Aetnaginsters, der tiefer unten so hoch ist wie Bäume.
Es ist, als ob der Goldglanz der Drangen- und Limonenhaine, des Weines und der Pfirsiche im tief gelegenen Baradiese vom geliebten Berge nicht lassen könnte; das Gold steigt hinauf bis zur fahlen, schwarzen Region, deren Höhe eine Schneedecke verhüllt. Ueber dem zarten Weiß weht ewig die grauviolette Rauchsäule und lagert sich dann breit am blauen Himmel.
Urvater! Renzo lehnt stundenlang am Bord des Schiffes und schaut ihn an. Er fühlt sich reich und froh, von der Heimat beschenkt.
Es war nicht schwer, in Giardini einen Mann zu finden, der sich bereit erflärte, Renzos ungewöhnliches Gepäd die Bergstraße hinauf nach Taormina zu fahren.
Waren sie doch alle Kameraden seines Vaters. Man scherzte mit ihm und freute sich. Renzo erzählte von seiner Arbeit in Palermo , von seinen Reisen und daß in all dem Ballast, in dieser Säule da, eine foftbare Statue stedte, die er leider niemand zeigen fönnte. Sie sei für seinen Meister in Palermo bestimmt.
Jawohl, jawohl, das begriffen sie. Man bettete sein Gut jorgfältig und ließ dann die Efel traben. Wie war es fo wunderbar, diese steilen, hellen Häuser dort oben wiederzu fehen, die aus dem Felsgestein wuchsen, sich zwischen die Blöcke stemmten, die immer noch Sonnenlaune genug hatten, über ihre Starrheit hinweg leuchtende Blütenwiernisse zu hängen.
Ueberall, wo nur einige Handvoll Erde lagen, trieb üppiges Grün. Balmen, Opuntien, Agaven und Rosen, Feigenbäume und Weinranken.
Die Ziegenhirten am Wege kannten Renzo. Es war ein freundliches Rufen hin und her.
Und oben in der engen und langen, ganz versteinerten Straße, die durch Taormina läuft, mar alles emfig an der
Wanderziele.
nischen Wenden im Often bildete. Auch Trebbin und Thyrow gehörten zu diesen Burgen. Die auf einer von Wasser und Sumpf umgebene fleine ungefähr freisrunde Erhöhung hart am Dorfe gelegene Feste„ Buten" war dann der letzte Stützpunkt der Quizoms. 1414 tam dieses Raubritternest in den Besitz der Kurfürsten. Die letzte kriegerische Rolle spielten die Ruinen des Schlosses 1813; man errichtete hier eine Schanze, da man ein Verdringen der Franzosen nach Berlin und Potsdam befürchtete. Die Nuthe entspringt auf dem Fläming. Nach anfangs füdöstlich und östlich gerichtetem Lauf wendet sie sich schließlich gen Nord. Bei Zinna tritt die Nuthe in das Glogau- Baruther Urstromtal ein, das sie durchquert. Die Nutheniederung war auch in vergeschichtlicher Zeit bereits besiedelt, find doch sogar steinzeitliche Siedlungsspuren hier gefunden worden. Bon Klein- Beuthen wandern wir nach Iütchendorf und weiter nach Nordost am Nordhang des bewaldeten, 62 Meter hohen baut, und aus dem Gröbener Kirchenbuch geht hevor, daß in der Jütchendorfer Berges vorüber. Hier wurde früher Wein gezweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in dem Dorf ein Weinmeister
Granfee.
war. Bints fiegt der Gröbener Gee, um deffen Ostende mir nach Gröben kommen. Im fiebenjährigen Krieg hatte das Dorf be fonders zu leiden. Im Oktober 1760 brandschatten es die Defterreicher und etliche der Reichsarmee. Auch die Kirche wurde nicht verschont. Jahren her befindliche Klingelbeutelgeld geraubt worden. Gott be " Der Kirchentasten ist aufgebrochen und das darin etwa vor vier hür uns vor fernerem Einfall und Räuberhaufen," so schließt die Eintragung im Kirchenbuch. Die Kirche ist Weihnachten 1908 abgebrannt und bald darauf neu aufgebaut worden. Südwestlich pon Gröben liegt der Riez, eine ehemalige Fischersiedlung auf einer von zwei Nuthearmen gebildeten Insel. Bom Kiez führt der Weg rechts ab durch die Nutheniederung und über mehrere Arme des Fließes zum Saarmunder Elsbruch. Nach etwa einer Stunde fommen wir an einen Kreuzweg; hier wenden wir uns rechts ab nach Saar mund, qn der Saare( richtiger Sare) gelegen, einem Arm der Nuthe . Dieser Name ist in der Boltssprache jedoch nicht erhalten geblieben. Im 14. Jahrhundert war der Ort eine wichtige Zollstätte an der Handelsstraße von der Nordsee zum Teltow . In westlicher, Dann in nordwestlicher Richtung wandern wir, teils an den Wiesen der Niederung vorüber, teils durch Wald nach Rehbrücke . Die Wanderung durch das Muthetol ist besonders schön, wenn der bunte Blumenflor der Wiesen in voller Blüte steht oder wenn das trod nende heu die Sommerluft mit feinem Duft erfüllt. Ein schönes Fleckchen Heimaterde tut sich uns dann auf. Bom Bahnhof Rehbrüde fahren wir mit dem Beelizer Vorortzug über Wannsee nach Berlin zurück.
Im Schlachtensee ertrunken. Beim Baden an verbotener Stelle ertrant am Donnerstag nachmittag im Schlachtensee der Arbeiter Erich Vogel. Die Leiche wurde am Abend geborgen und in die Leichenhalle in Zehlendorf geschafft.
Arbeit, denn am anderen Tage sollte durch sie die Oster prozession ziehen.
Es war unmöglich, mit dem schwer beladenen Wagen bis zu Adrianis kleinem abgelegenen Hause zu fahren, so legte man die Venus in den Hof eines alten Palazzos, in dem Renzos Bater jeden Tag seine Waren verlud.
Hier war sie so sicher, als hätte Renzo selbst sie stündlich bewacht.
Er schritt eilig durch enge Gaffen, über ausgehauene Stufen und Steingeröll, und dann war es wie immer: seine Mutter saß mit seinen beiden Schwestern vor der Tür am Stickrahmen.
Die fleine Tullia beugte sich tief hinab, doch Agnese, die Aeltere, sah zu einem großen, starten Burschen auf, der am Türpfosten lehnte.
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" Den fenne ich doch ich muß ihn doch fennen!" dachte Renzo, leise und vorsichtig schreitend und da fiel es ihm schon ein: es war Ercole Bigliena, der für seine alte Anverwandte irgendwo in der Ebene eine Drangenpflanzung verwaltete.
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,, Sieh, sieh nur an der Ercole!" dachte Renzo, in sich hineinlächelnd und dann rief er:" Mutter, Mutter!" und die braune, wohl und stattlich aussehende Frau sprang von ihrem Stuhle auf und lief ihm mit ausgebreiteten Armen ent
gegen.
Die Mädchen und Ercole tamen hinzu und dann auch aus dem dunklen Grunde des engen, fleinfenstrigen Hauses der Vater, dem Sonne und Wetter noch mehr Runen in das hagere Geficht geschrieben hatten.
Sie alle waren entzückt, Renzo wiederzusehen, fie fragten nicht lange nach dem Woher und Wohin.
Man saß an dem schönen Frühlingsabend vor der Tür, bis alles vom warmen Nachtblau übergessen war, in das der weite Himmel und die kleinen Menschen ihre Lichter entzündeten.
Immer noch war der Ort von froher Emsigkeit erfüllt, die jubelnde Frühlingsofterfreude lachte in allen Gaffen. Das erste, was Renzo am anderen Tage weďte, war ein heftiges, beharrliches Läuben der Kirchenglocken.
Er beeilte sich, zur Hauptstraße zu kommen, zum Domplay, denn hier begegneten sich seit undenklicher Zeit zwei Prozessionen. Die eine trug den auferstandenen Erlöser, die andere eine non schwarzen Schleiern verhüllte Madonna.
Sie war noch in Schmerzen, wußte nichts vom Ueberwinden allen Jammers, nichts von der glorreichen Auf
Sonnabend, 21. Juni 1924
Furchtlos und treu!"
Es stand doch immer in den Schulbüchern, was für liebenswürdige Herren die Hohenzollern allezeit gewesen sind, wenn es fich darum handelte, das Herz der viel geplagten Untertanen zu er freuen Zuweilen reichte einer mal einem armen Manne einen Taler und wenn gar in die Hände einer armen Frau ein Goldstück glitt, so tannte das Entzücken über den guten gnädigen Herrn" und die liebreizende mildtätige Frau" feine Grenzen. Das waren Etappen der Hohenzollerngeschichte, wert, durch die Schulbücher in die Hirne aller Kinder genagelt zu werden. Schade nur, daß man eine Epifode vergessen hatte, die sich in der Reformationszeit unter der Regierung des Kurfürsten Joachim I , ereignete und die ein helles Licht auf die wahrhafte Menschenfreundlichkeit dieses Herrn wirft. Man findet sie in den von der Diesterweg- Stiftung herausgegebenen Hei matbüchern, in dem Bändchen Vor dem Halleschen Tor".
Also der Kurfürst Joachim I. glaubte, wie die meisten seiner Beitgenossen, daß die Astronomen die Geschicke der Menschen und astronom Joachims, der Magister Johann Carion , 1522 eine„ Brzdie Zukunft in den Sternen lesen könnten. So hatte auch der Hofgnosticatio( Prophezeiung) und Erflerung der großen Wesserung" astronom Joachims, der Magister Johann Carion , 1522 eine„ Prz druden lassen ,,, Gang erbermlich zu lesen in nuß und warnung aller Christglaubigen Menschen". In dieser Schrift war für das Jahr 1524 eine Besserung"( Ueberschwemmung) geweissagt worden, wie sie seit mehr als 9 Jahrhunderten nicht dagewesen sei. Gie trat nicht ein. Dieser Irrtum untergrub aber nicht den Glauben des Kurfürsten an die weiteren Prophezeiumgen seines Astronomen; wenigstens berichtet Peter Hafftiz , der in der zweiten Hälfte des 16 Jahrhunderts als Rektor und Chronist in Berlin lebte, in seinem von F. Holze herausgegebenen ,, Mitrochronoliton" folgendermaßen: ,, Den 15. Julii, als M. Joachim I. Churfürst zu Brandenburg durch einen Aftronomen heimlich verwarnet, daß auf den Tag ein großes Wetter würde tomme und wäre zu besorgen, beide Städte Berlin und Cölln möchten untergehen, ist er mit seiner Gemahlin, der jungen Herrschaft und vornehmsten Offizieren auf den Tempel. hofischen Berg gezogen und( hat) den Untergang der beiden Städte ansehen wollen. Als er aber lange darauf gehalten und nichts daraus geworden, hat ihn sein Gemahl( wie es eine sehr gottesfürchtige und christliche Fürstin gewesen) gebeten, daß er möchte wieder hineinziehen und bei seinen armen Untertanen auswarten, was Gott tun wollte, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet. Darüber er bewogen ist und um 4 Uhr gegen Abend wieder gegen Cölln gezogen; ehe er aber aufs Schloß tommen, hat sich ein Wetter bewiesen, und wie er unter das Schloß- Tor tommen, hats dem Churfürsten 4 Pferde vor dem Wagen samt dem Knecht erschlagen und sonsten feinen Schaden mehr getan."
Ist es nicht ein wahrhaft menschenfreundlicher Zug dieses Herrn gewesen, auf den Tempelhofischen Berg zu ziehen, in Erwartung des Unterganges der beiden Städte Berlin und Cölln. Was wäre das wohl für ein Schauspiel geworden. Seiner Gattin blieb es vorbehalten, den edlen Gemahl daran zu erinnern, daß es doch besser und gottgefälliger sei, bei den armen Untertanen auszu harren, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet". Wird man Ferne zuzusehen liebte, wenn es anfing, brenzlich zu werden? dabei nicht an den Herrn von Doorn erinnert, der auch aus sicherer
Warum mag wohl beides nicht in den Schulbüchern stehen?
Ueber„ Kant als Wegbereiter der Friedensidee" sprach in einer Dom Deutschen pazifistischen Studentenbund und dem Jugendbund Schwarz- Rot- Gold einberufenen Versamm lung der als Borkämpfer moderner Gedanken rühmlichst bekannte Universitätsprofessor Verweyen Bonn. Das in den unzähligen halb und ganz offiziellen Feiern entworfene Bild des großen Philofophen ergänzte er in gedankenvoller und lebendiger Rede durch die Züge, die dort mehr oder weniger absichtlich in den Hintergrund gerüdt, wenn nicht ganz unterdrückt wurden: all die Gedanken nämlich, die sich auf die praktische Politik richteten und deren Grundlage die Friedensidee war. Indem er diese Gedankentette in das große System des Kantschen Weltbildes hineinstellte, zeigte der Vortragende, auf ethischem Gebiet start durch Rousseau beeinflußt
wie Kant
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erstehung ihres Sohnes. Man brachte ihn, trug ihn der Mutter entgegen!
Wie oft hatte Renzo es gesehen, jedesmal voll begeisterter Rührung. Gewiß, er war in der Welt herumgekommen, wie er dachte, war ein Mann geworden; dennoch: Ostern in Taor mina , das war Glück und inniges Erleben!
Da tamen sie schon- Renzo drängte in der engen, langen Straße unruhig weiter man hörte Blasen und Geigen und Triangelschlagen. Das alles war umbraust von der Begeisterung der Menge.
Die Fenster und die breiten Hauseingänge, Säulen, Dächer, Baltone und Pfoften waren dicht besetzt. Alle auf die eine Hauptstraße mündenden Gassen waren von Menschen erfüllt, zumal die bergansteigenden.
Man jubelte dem auferstandenen Gottesfohne zu, warf Blumen und sang.
Von der anderen Seite, zum Domplay hinab, kam die Prozession der Mutter des Erlösers.
Die Madonna unter den schwarzen Schleiern schwebte über der bunten, von der Sonne hell bestrahlten Menge. Hier war der Raum breiter, man war nicht so fest von Häuserzeilen eingeengt.
Ein mächtiges blaues Himmelsfegel, von dem sich der schimmernde Aetna abhob, stand im Hintergrunde der bewegten, sich lebhaft hin. und her schiebenden Menschen.
Renzo wurde vom Fieber der Erwartung erfaßt, ganz so wie früher, als er noch ein Knabe war und als Ministrant, im roten, langen Rock, mit weißem Rochette, viel fleine Glocken schwingend, in der Osterprozession schritt.
Jetzt hatte er den Brunnen auf dem Plaze vor der Kathedrale erreicht. Doch er sah nur den die Mittelsäule schmückenden Kentauren: die drei hohen runden Stufen, der Brunnenrand, die Verzierungen, alles wimmelte von Menschen, die fich fest antlammerten. Es war wie ein unruhiger, summender Bienenschwarm.
Und doch winkte ihm eine Hand.
Das war Ercole, der zwischen Agnese und Tullia stand. Bereitwillig sprang er hinab, Renzo seinen Plaz an
bietend. Sofort schloß sich der Schwarm; immerhin gelang es Renzo, festen Fuß auf dem Brunnen zu fassen, wenn auch nicht neben den Schwestern.
Die Prozessionen begegneten sich zum ersten Male. ( Fortsetzung folgt.) höflich.