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Ferner erledigte der Verbandstag eine Reihe von Anträgen, die das tschechische, sondern auch für das deutsche   Volf, die alle deut­sich auf die Gehalts. und Dienstverhältnisse der Beschen Gebiete umfassen sollte, auch die 1866 von Deutschland abge. amten sowie auf Angelegenheiten des Verbandes beziehen. Schließ- trennten. lich wurde die Neuwahl des Vorstandes vollzogen und an deffen Spize einstimmig der bisherige Vorsitzende Schrader gestellt.

Verbandstag der Musiker.

Der zweite Berhandlungstag beschäftigte sich mit den Bor­standsberichten und den dazu gestellten zahlreichen Anträgen. In eingehender Aussprache wurden aus allen Bezirken und Ortsver­waltungen Wünsche und Beschwerden der einzelnen Berufsgruppen vorgebracht, die dann in den Beschlüssen ihren Niederschlag fanden. Bon allgemeinerer Bedeutung sind drei Entschließungen, in denen von den gefeßlichen Körperschaften des Reiches die Schaffung eines einheitlichen Mufiterberufsrechts im Rahmen des allgemeinen Arbeitsrechts sowie ausreichender Schuh vor Be­amten-, Militär- und Auslandskonkurrenz gefordert wird.

Am dritten Verhandlungstage hielt Herr Dr. Heinz Pott= hoff einen Vortrag über ,, Arbeits- und Berufsrecht", in dem er gleichfalls der Schaffung eines durch Art. 157 der Reichsver­faffung versprochenen Rollettivarbeitsrechts das Wort redete. Nach Ansicht des Vortragenden läßt sich dieses Ziel nur erreichen, wenn alle Arbeitnehmer sowohl in der Privat- wie in der Staatswirtschaft fest und geschlossen hinter den Gewerkschaften stehen. Im Ans schluß an den Vortrag fand eine Besprechung über die zukünftige Tattit des Verbandes bei den kommenden Tarifver­handlungen statt.

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Den größten Teil des vierten Verhandlungstages nahm die Gagungsberatung in Anspruch. In den Sagungen wurde cine Reihe von Aenderungen vorgenommen, die zum Zwecke der Erneuerung des Verbandslebens notwendig geworden waren. Die Borstandswahl ergab die nahezu einstimmige Wieder­wahl der bisherigen Vorstandsmitglieder Fauth, Priegel, Blanscheffto. Schmiegt und Mai. Karlander Stock­ holm   und der Präsident des Desterreichischen Musikerverbandes Haslbrunner aus Wien   sprachen dem Verbandstage ihre An­erfennung aus und betonten die Notwendigkeit des internationalen Zusammenschlusses der Musiker auf freigewerkschaftlicher Grundlage. Der Verbandsvorsitzende Fauth rühmte in seiner Schlußansprache die bereitwillige Hilfe, die der Deutsche Musikerverband in der Zeit der Inflation bei seinen ausländischen Bruderorganisationen stets gefunden habe. Mit einem Hoch auf den Deutschen Musikerverband endete der Verbandstag.

In eigener Sache.

Rürzlich ist ein Politisches Handwörterbuch" erschienen, heraus­gegeben von dem Berliner   Professor Paul Herre  . Er hat 190 Mit­arbeiter herangezogen, alle von dem gleichen Streben nach bedin­gungsloser Unparteilichkeit" erfüllt, damit sie ihm helfen, weiteren Kreisen umfassende und unparteiische politische Aufklärung" au bringen und das Handwörterbuch zu einem Mittel zu machen, im Ausland gegen das deutsche   Bolf bestehende Vorurteile abzu­schwächen", wie Herre im Vorwort sagt.

Ein sehr schönes Programm. Aber undurchführbar, wenn das, was sich als bedingungslose Unparteilichkeit ausgibt, bei näherem Zusehen sehr viele Zeichen starken nationalistischen Denkens aufweist, das brkanntlich wähnt, das richtige Mittel, die Vorurteile des Aus­landes gegen das deutsche   Volt abzuschwächen, bestehe darin, daß man die Vorurteile des deutschen   Volkes über das Ausland bis zum Ueber

druß immer wieder erneuere.

Man darf bezweifeln, ob es im Ausland propagandistisch für Deutschland   wirfen wird, wenn man einen Artikel über die belgische Neutralität von dem Archivrat Paul Oswald veröffentlicht, in dem versucht wird darzutun, daß Bethmann Hollweg   im Irrtum war, menn er im August 1914 vermeinte, Deutschland   begehe durch Ver­legimg der belgischen Neutralität einen Rechtsbruch, den nur das Gebot der Not entfchuldige. Vielmehr habe damals die belgische Neutralität nur noch formell, nicht mehr tatsächlich existiert. Oder wenn der Herausgeber Herre selbst unter dem Stichwort Dolchstoß­fegende" von Wilson sagt:

,, Er ließ in den Oktoberwochen mit fatanischer Grau­famteit das Gift feiner Demagogie auf den franten Körper und Geist des deutschen   Volkes wirken."

Die Unparteilichkeit foll wohl darin liegen, daß dieses deutsche  Volk nicht beffer in der Schilderung wegkommt als der amerikanische  Staatsmann. Wirft Herre doch in dem gleichen Artikel der deutschen  Sozialdemokratie, heute dem wichtigsten Teil des Volkes, vor, fie trage am Dolchstoß" namentlich insofern schwere Schuld, als die früheren Sünden der grundsäglichen Staatsverneinung und Boltsverhebung sich nun rächten und die Füherer zu Ge fährten wurden".

Auf gleicher Höhe mit dieser Unparteilichkeit steht die Genauig teit, die Afribie", die man bei einem so professoralen Wert doch vor allem erwarten sollte. Was schreibt z. B. nicht der Prager Professor Amonn üuer die Internationale" zusammen! Die erste Internatio­nale sei nach den Statuten, die Marg 1864 entwarf, nur ein Bündnis der sozialistischen   Parteien der verschiedenen Länder gewesen. Dabei gab es zur Zeit der Gründung der Internationale noch gar keine fozialistischen Parteien. Sie war eine Vereinigung von Arbeiter­gesellschaften" der verschiedensten Art und von Einzelmitgliedern. Von der zweiten Internationale wieder wird ums berichtet, fie habe gie englischen Gewerkschaften als nicht sozialistische von ihren Rongreffen ausgeschlossen. Was pure Erfindung ist.

Schlampereien begegnen uns auf Schritt und Tritt. So be­richtet ein noch öfters im Buch zu findender Herr- von Bernstein, feine Wandlung zum Sozialismus habe sich vollzogen, als er bei Rothschild   in Frankfurt   tätig war. In Wirklichkeit arbeitete er bei einer fleinen Bantfirma Rothschild in Berlin  , die mit dem großen Rothschild nur den Namen gemein hatte.

Doch nicht eine Kritif des Handwörterbuches soll hier gegeben merden, sondern eine persönliche Richtigstellung, zu der viele Genossen mich auffordern, da die Behauptungen, die das Handwörterbuch über mich aufstellt, in der Agitation gegen die Partei ausgefchladytet

werden.

Derselbe Herr-r, der über Bernstein   berichtet, erzählt von mir, daß ich nach eigener Angabe tschechischer Nationalist geblieben" bin. Wo diefe eigene Angabe zu finden fei, verrät er nicht. Es dürfte ihm auch ziemlich schwer fallen, das zu tun, denn ich habe eine folche Angabe natürlich nie geäußert, die mich in der deutschen Sozialdemokratie wie in der Internationale in gleicher Weise unmöglich gemacht hätte. Herr-r hat da wohl etwas läuten gehört von einer eigenen Angabe", in der ich mitteilte, daß ich, der Sohn eines tschechischen Baters und einer deutschen Mutter, als Knabe vom 12. bis zum 16. Jahre tschechischer Nationalist war, aber stets nur mit antihabsburgischer, nie mit antideutscher Färbung. Ich ersehnte eine selbständige Republik nicht nur für

Als ich aber 1871 die Pariser Kommune   erlebte, trat mein nationales revolutionäres Denfen zurück hinter sozialistisch und international revolutionärem, und seitdem, also seit mehr als einem halben Jahrhundert, war ich jedem Nationalismus feind, also auch dem tschechischen.

Doch Herr-r weiß noch Schlimmeres von mir zu erzählen: ich sei für Geld zu jedem Halunkenstreich fähig. Er berichtet von mir:

Nach der Revolution beauftragte ihn( Kautsky  ) die Re­volutionsregierung mit der Durchsicht der deutschen   Archive zur Feststellung der Kriegsschuldfrage. Aus den Akten, die ihm zu vertraulicher und verantwortlicher Kenntnisnahme und späterer amtlichen Veröffentlichung überlassen waren, verfaßte er ein um­fangreiches Tendenzbuch zum Schaden des deutschen Ansehens und verkaufte dieses Buch, in dem Deutschland   alle Schuld am Kriege aufgebürdet und in dem besonders die Person des Kaisers ver­ächtlich gemacht wurde, unter der Hand, ehe noch die von Graf Montgelas   und Professor Walter Schücking zu Ende geführte amt­liche Beröffentlichung herausfam, um 300 000 m. an die ameri­tanischen Herausgeber, die es an die Times" und die Standard­preffe weiterverfauften,"

Ueber die Einschägung meines Buches über den Weltkrieg rechte ich nicht mit einem deutschen Professor, das wäre verlorene Liebes­müh. Aber durch seine Entrüftung darüber, daß ein Republikaner es wagt, die Person des Kaisers verächtlich zu machen, fennzeichnet er mehr sich als mich, wobei noch in Frage bleibt, ob die Säge meines Buches, die den Kaiser verächtlich machen, die von mir her­rührenden oder nicht vielmehr die von mir veröffentlichten, aber vom Kaiser niedergeschriebenen Randglossen sind.

Welcher Franzose hätte es nach 1871 für eine Schädigung des wenn ein Republikaner mit französischen   Ansehens erklärt, Napoleon III.   ins Gericht ging? Für die deutschen Professoren ist aber das deutsche   Ansehen mit dem des Kaisers, dessen geistige Leib­garde sie bis zur Revolution bildeten, untrennbar verbunden. Sie haben keine Ahnung davon, wie sehr sie das deutsche   Ansehen im Ausland dadurch schädigen, daß sie immer noch die wilhelminische Politik verteidigen, und sie wissen noch immer nicht, daß das beste Mittel, die Vorurteile des Auslandes gegenüber dem deutschen   Bolfe zu beseitigen, darin besteht, ihm zu zeigen, daß dieses Volt nicht ein Mitschuldiger der wilhelminischen Politit, sondern unter ihren vielen Opfern das schwerstgetroffene iſt.

Indes, wenn Herr-r mir nichts anderes vorwärse, als daß ich den Kaiser verächtlich mache, so würde mich das nicht veranlassen, mich mit ihm zu beschäftigen. Aber er behauptet, ich hätte das deutsche   Ansehen im Ausland zu dem Zwecke geschädigt, um damit Geld zu verdienen, und sei zu diesem Zwecke vor einem Vertrauens. bruch nicht zurückgeschreckt. Er behauptet, Graf Montgelas   und Professor Schücking hätten die Akten herausgegeben, ich aber sei ihnen zuvorgekommen mit einem aus diesen Aften geschöpften Buch, das ich für 300 000 m. ins Ausland verkaufte.

Dazu erkläre ich:

Herr r wird nicht behaupten wollen, daß ein preußisches Gericht die Interessen der deutschen Nation preisgebe.

Wenn er es für notwendig fand, im Handwörterbuch das vorzeitige Erscheinen meines Buches als große Staatsaktion zu behandeln, so mußte er die damals festgestellten Tatsachen berüd­sichtigen, die sich allerdings zur Ausschlachtung für Zwede natio nalistischer Demagogie nicht eigneten.

Er hat es vorgezogen, irgendein abgeftandenes nationalistisches Lügengewäsch nachzuschreiben, das auf gleicher Höhe steht mit den Geheimnissen der Weisen von Zion".

Der Herausgeber eines Wertes, das wissenschaftlich ernst ge= nommen und als unparteiisch betrachtet werden will, sollte sich doch schämen, so leichtfertige Verleumdungen zu veröffentlichen, wie die von dem anonymen Herrn- gegen mich geschleuderten. Karl Kautstŋ.

Filmschau.

Priseilla.

Der im 12. Kurfürstendamm   zur Uraufführung gelangte ameri fanische Fulag" Film, Priscilla bietet Gelegenheit zu interessanten bollspsychologischen Bergleichen: hier wird nämlich ein Stoff wie er jabre­lang Objeft der deutschen Filmproduktion war, der Zusammenstoß des Abend­landes mit dem Morgenlande, unter die typische amerikanische   Beleuchtung genommen. Die Handlung eine von arabischer Mutter und spanischem Bater stammende triegstüchtige Marketenderin rettet unter den Kämpfen ihr geliebten Fremdenlegionar aus englischem Adel unter Einfah ihres eigenen avischen spanischer Fremdenlegion und Eingeborenen in Marotto den von Rebens vor seinem rachtüchtigen Obersten und dem Haß der Marokkaner mit allen bei solchen Gelegenheiten üblichen Unwahrscheinlichkeiten wird zu einem Paradestüd der amerikanischen   Filmeigenart ausgenügt. Brachtvolle Reiteraufnahmen in nächtlicher Wüste, malerische Szenen aus dem Morgen lande schmüden ein Gesamtbild, in dessen Mitte einige ausgezeichnete Schauspieler angelsächsischer Kreszenz stehen. Priscilla Dean mit ihrem schönen harten Gesicht und den lodernden Augen ist ein glaubhafter Soldat des schwächeren" Geschlechts, der nur etwas zu unwahrscheinlich- salon mäßig stirbt. Wie alle übrigen Personen dieses Films zeichnet sie sich durch etwas aus, was den Filmen Deutschlands  , Rußlands   und Italiens  zumeist sehlt, durch eine sichere gesellschaftliche Haltung, die Kirkwood als einen echten Cecil erscheinen läßt, Holmes als Oberst Alvarez zu einem Musterbeispiel romanischer Offizierseleganz macht und durch die noch der blutige Scheif Davidsons zu einer Art von Wüstendandy wird. Eins nur fehlt diesem Spiel, weil es eine Qualität anderer Länder iſt: die Seele, die das wichtigste Requisit guter, wenn auch technisch weit schwächerer deutscher Filme ausmacht. Friz Harold Cohn.

Die Macht der Finsternis  " als Film. Der Hauptvorzug des im Mozarthaal zur Uraufführung gebrachten Films der Neumann- Produktion in der Darstellung von Mitgliedern des Moskauer Künstlertheaters   unter Regie von Konrad iene liegt in der Ehrfurcht vor dem Propheten: wort des großen Apostels Tolstoi   begründet. Diese Ehrfurcht bewirkt, daß aus dem erschütternden Drama des durch Sinnlichkeit und Faulheit zu Gift und Kindesmord getriebenen Paares, das sich durch Belenntnis und Buße läutert, der Glaube des Dichters an den göttlichen Zusammenhang von wenn auch nicht gerade zum Schuld und Sühne rein hervorleuchtet, Borteil der Filmwirkung des Ganzen. Das sachliche Geschehen des Films

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wird durch die zahlreichen Einsagtitel start geschädigt, zumal das etwas zu langsame Tempo der Darstellung das lediglich Bildhafte des Werts noch unterstreicht. Nimmt man indessen diesen russischen Film als eine sehr schöne Folge lebender Bilder aus dem russischen Dorfleben mit einem ftarten ethischen Einschlag, so hat man Anlaß genug, fich dieses Abends zu freuen. Denn er bietet guten Einblick in das uns doch so fremde Leben der Muschits mit ihrer mystischen Gläubigkeit und der weichen, passiven Sinnlichteit, um so mehr, als große Vertreter des darstellerischen Russentums diese russischen Bauern verkörpern. Ueber allen steht die wundervolle Anisja der Maria Germanowa mit ihrer Beseelung des an ihrer Liebe und ihren Verbrechen leidenden Weibes, mit einer seltsamen Aehn lichkeit mit der verblichenen Dufe. Wunderboll aber auch der Apoffelto Pawloffs als Akim und der schöne Mann" Biru buffs als Nifita. Auch die Egorowa und Serischanowstaja als Töchter Peters folgen guf dein weichen Rhythmus dieser slawischen Gesamtmelodie. Die Häuserbauten er­schienen mir etwas zu groß und theatralisch. Wohltuend aber wirkt das Sehlen aller Konzessionen an Kitsch und Seelenlofigleit.

Die Akten wurden nicht von Graf Montgelas   und Professor Schücking allein herausgegeben, sondern diese Herren wurden mir vom Auswärtigen Amt   zur Seite gestellt, um im Verein mit mir die Schlußredaktion der Aktenveröffentlichung vorzunehmen. Ich hatte mir ausdrücklich von vornherein das Recht gewahrt, neben dieser Publikation das dort gewonnene Material in einer eigenen Schrift zu verarbeiten. Das Auswärtige Amt hatte dagegen nichts einzuwenden und stellte nur die Bedingung, meine Bublifation folle nicht vor der amtlichen erscheinen. Das hielt ich für selbstverständlich. Als das Erscheinen der amtlichen Ausgabe der Aften bevorstand, setzte ich mich mit einem Verleger in Verbindung und übergab ihm das Manuskript meines Buches mit der ausdrücklichen Einschärfung, es dürfe nicht vor der amtlichen Publikation veröffentlicht werden. Die Abmachungen mit auswärtigen Verlegern hatte ich meinem Ber- Bala ft, ist ein sehr gutgemachter Film. Das muß selbst der eingestehen, der leger überlassen, hier erst recht mit der Einschärfung, dafür zu forgen, daß nichts vorzeitig herausfäme. Um die Zeit, da das Er­scheinen der amtlichen Ausgabe erwartet und angekündigt wurde, sandte der Verleger einen Agenten mit dem Manuskript nach Amerika  , damit er dort einen Verleger dafür suche und es ins Englische   übersehen lasse.

F. H. C.

Da passierten zwei Zwischenfälle. Das Erscheinen der amtlichen Ausgabe verzögerte sich unerwarteterweise um einige Wochen, und der nach Amerika   gesandte Agent fand auf teinem der hinüber­fahrenden Dampfer Plaz. Er blieb in England, knüpfte dort Be- pieler zur vollsten Lebenswahrheit an. Er liebt sehr langausgespielte Szenen, ziehungen mit der Times" an, ohne daß wir in Berlin   etwas davon wußten, und da er meinte, die deutsche   Ausgabe sei schon heraus, gestattete er der Times", Stüde   aus dem Buch zu übersetzen und zu veröffentlichen einige Tage, bevor die amtliche Publitation in Deutschland   heraustam.

-W

Bon alledem erfuhren mein Berleger und ich erst, als das Unheil geschehen war.

Niemand war darüber mehr außer sich als ich, denn diese vor­zeitige Veröffentlichung im Ausland verdarb die ganze Wirkung meines Buches in Deutschland  , an der mir vor allem gelegen war. Die nationalistischen Kreise waren nun der unangenehmen Notwen digkeit enthoben, sich über den fachlichen Inhalt des Buches zu äußern und durften die Berlegenheit darüber in wüstem Toben gegen meinen angeblichen Bertrauensbruch untergehen lassen.

Ich wäre nicht nur ein Lump, sondern ein Idiot, wenn ich selbst die vorzeitige Veröffentlichung im Ausland veranlaßt hätte.

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Um aber den Eindruck zu vervollständigen, als hätte ich mich hier einer Lumperei schuldig gemacht, wurde gleich die Mär hinzu erfunden, ich hätte die Veröffentlichung im Ausland unternommen, um Geld zu verdienen, und heidenmäßige Summen wurden dabei genannt. So berichtet auch Herr-r, der Judaslohn für meinen wohl Gold­Berrat an der deutschen   Nation habe 300 000 m. mart? betragen, die mir die amerikanischen   Herausgeber" ge­zahlt hätten. In Wirklichkeit habe ich die Berhandlungen mit dem Ausland meinem Berleger überlassen, habe nie mit amerikanischen  Herausgebern zu tun gehabt, ist nie eine amerikanische   Ausgabe er­fchienen, und das Gesamthonorar für alle auswärtigen Aus­gaben meines Buches blieb weit hinter 300 000 m. zurüd, erreichte nicht ein Drittel diefer Summe in Papiermark( zum Stande Don 1921).

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Den ganzen Tatbestand haben mein Berleger und ich gleich bei dem ersten Lärm über das vorzeitige Erscheinen in der Presse klar­gestellt mit Ausnahme der Honorarhöhe, über die wir damals selbst noch nichts wußten.

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Unsere Auffassung wurde bestätigt durch das Amtsgericht Berlin  , bei dem der Berleger der amtlichen Attenausgabe damals eine einst­weilige Verfügung zu erhalten suchte, die das Erscheinen meines Buches vorläufig verhindern sollte. Das Gericht wies den Verleger ab und erklärte unter Würdigung der von mir vorgebrachten Tat­fachen mein Borgehen für einwandfrei.

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Der Ueberfall auf die Birginia- Poft, maufgeführt im Tauentzien aus seiner Weltanschauung heraus perfilmte Roheiten ablehnt. Dieses Bild. West- Stüd spielt in einer Gegend. in der man noch sehr auf die Straft seiner barter Farmerfamilien, das in seiner täglichfeit bildlich hervorragend be Fäuste und auf den Selbstschuß angewiesen ist. Das Leben zweier benad;- obachtet ist, wird im zweiten Ali durch drei ausgebrochene Zuchthäusler brutal zerrissen. Sie, die Verwandten des einen Farmers, vernichten Gut, Ge­sundheit und Leben ihrer Mitmenschen. Man weiß, aus jedem Gefängnis brechen die Strolche aus, daher fürchtet man, fie bei dem Richter zur Anzeige zu bringen. Als sie aber die Post, die David zum erstenmal jährt, über­Dreien fertig wird. Der Regiffeur King hielt Photographen   und Schau-. fallen, ist dieses ihre legte Untat, weil David, das Muttersöhnchen, mit den wodurch er die unnötigen Längen des Films noch unterstreicht. Doch wird jede Langatmigfeit erträglich, wenn man Richard Barthelmeß   sieht. Dieser große Filmfünftler erinnert uns peinlich daran, daß unsere Filme auf einer ganz andern Höhe ständen, wenn wir mehr Filmdarsteller und weniger Theater- Schauspieler auf der Leinwand fähen. Hervorragend gute Film schauspieler sind, dank ihrer schönen Gesichter und ihrer weichen Mimit, auch Cullen Landis und Alice Calhoun, denen die Hauptrollen in Die Seeschlacht von Santiago",( uraufgeführt Primus Pala ft) anvertraut wurden. Damit zum man Schluß zwei glücklich verlobte Paare fieht, werden die Erinne rungen an die in die Luft gesprengte Maine  " und an den spanisch­amerikanischen Krieg aufgefrischt. Der amerikanische   Nationalismus ist aber stets erträglich. Er sagt in Worte gefaßt, ungefähr: D, bei uns ist es sein, tommt nur nach Amerita, da werdet Ihr auch gute Amerikaner." Die Amerikaner geben mit filmtechnischer Begeisterung an die Kriegsbilder. Ginen wahrhaft idealen Beg jedoch beschreiten sie, sobald fie Heine Begebenheiten des Werktags illustrieren. So bringen sie die denkbar besten Beobachtungen aus dem Schulleben, sowie von dem übermütigen Treiben einer Matrosen­abteilung, die Landurlaub hat. Während hier jeder einzelne Mitwirkende sich sehen lassen fonnte, wäre es für die Darsteller Die Ehre seines Hauses" ( Richard Dswald Lichtspiele) besser gewesen, man hätte sie nie zu sehen bekommen. Doch da fie namenlos ihr Leinwanddasein führen und noch dazu ein Sommerprogramm füllen, fann man die ganze Angelegenheit unerwähnt lassen, zumal das Theater im selben Spielplan den farbigen Film 3m Nes der Spinne" bietet. Eine dem Laien einfach unverständlich mühselige Arbeitsleistung stedt in einem solchen tolorierten Filmstreifen. Man wandte die Arbeit an ein gar feltfames Thema, denn man dichtete grunde gehen. Dieser Filut ist eine Sache für stille Genießer, für Menschen, Insekten menschliche Eigenschaften an und ließ Frl. Fliege an ihrer Untreue zu­Haben wir erst einmal den die fich in Einzelheiten vertiefen wollen. gegenwärtigen Stand der teuren Handfolorierung der einzelnen Filmbildchen durch die flimmerfreie farbige Aufnahmemöglichkeit gelöst, dann tritt der Film einen Siegeszug an, von dem wir uns jetzt noch feine Vorstellung machen können.

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