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mung des Ruhrgebiets und der von Herriot in London  geltend gemachten und auch von Belgien   vertretenen Forderung der Kontrolle der wichtigsten strategijchen Bahnlinien im Rheinland  .

Zu den ökonomischen Garantien für die Durchführung des Sach­verständigenprogramms, von denen Herriot in London   die mili­tärische Räumung des Ruhrgebiets abhängig gemacht haf, gehört unter anderem die Forderung, daß die von Deutschland   zu über­gebenden Dbligationen handelsfähig" sein müffen. Was der französische   Ministerpräsident damit beabsichtigt, liegt auf der Hand: In Frankreich   herrscht angesichts der in letzter Zeit be­sonders alarmierenden Gerüchte über angeblich geheime deutsche Rüstungen noch immer die Befürchtung, Deutschland   könne in wenigen Monaten, wenn auch nicht zu einem Angriffstrieg, so doch zum mindesten zu einem Defensivtrieg bereit fein, und es könne dann die weitere Erfüllung des Friedensvertrages ver= weigern und Frankreich   fagen: Kommt und holt euch eure Reparationen!" So absurd diese Idee ist, fie spurt heute, in Frant­reich in vielen Köpfen, und gegen eine solche Eventualität scheint Herriot fich schützen zu wollen durch die Forderung nach möglichst rascher Ausgabe der von Deutschland   auszuhändigenden Schuld­titel. Denn sobald auch nur ein Teil der auszugebenden

Obligationen auf den internationalen Weltmärkten notiert und gehandelt

wird, handelt es sich nicht mehr um eine politische, sondern um eine rein fommerzielle Schuld, deren Bezahlung dann Deutschland   nicht mehr verweigern fanm, ohne seinen Kredit auf Jahrzehnte hinaus zu kompromittieren. Da an sich die deutschen  Obligationen handelsfähig sind, sobald durch die Berabschiedung der ihre finanzielle Deckung regelnden Gefeße ihr 3ins und Tilgungsdienst gesichert ist, richtet sich diese Garantieforderung eigentlich weit weniger an die deutsche Adresse als vielmehr an die Adresse der internationalen Finanzwelt, von deren gutem Willen es zu einem großen Teil abhängen wird, daß die deutschen  Obligationen rasch Aufnahme finden.

Schwierigkeiten in Brüssel  .

Brüssel  , 24. Inui.( Eigener: Drahtbericht.) Das farblose amtliche Brüsseler Kommuniqué hat einigermaßen enttäuscht. Die Tatsache, daß außer der vorgesehenen Morgenbesprechung auch nachmittags verhandelt werden mußte, läßt darauf schließen, daß die Beratung nicht ganz glatt war. Der Eindruck hier ist, daß zwischen Belgien  einerseits, Frankreich   und England andererseits noch manches unflar bleibt und weitere Beratungen nötig sein werden, wenn man auf der Londoner   Alliiertenkonferenz einig werden soll. Die belgische Regierung möchte die franzöfifch- englische Re uorientie rung offenbar möglichst bremsen. Die Brüffeler Beratung betraf namentlich die Art der ökonomischen Kompensationen für eine Rückgabe des Ruhrpfandes und die Aufhebung der Micum Verträge. Die belgische Regierung trägt

Bedenken gegen die Ueberlaffung der Militärkontrolle an den Völkerbund und wünscht ein englisch  - französisch- belgisches Defensivbünd: nis gegen Deutschland   oder allenfalls die Eingliederung der fran­ zösischen   und belgischen Sicherheitsfrage in den Bölferbunds= vertrag. Ein Gerücht in Brüffel will wissen, daß ein Tele gramm von Macdonald angelangt sei, worin er gegen eine Beröffentlichung des Protokolls von Chequers   Einspruch erhebt.

Die Aufgaben der Juli- Konferenz. Paris  , 24. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Offiziös wird an­läßlich der Konferenz von Chequers   mitgeteilt, daß der Sachver­ständigenplan nicht mehr Gegenstand allgemeiner Dis­fuffionen zu fein braucht, nachdem er von allen Regierungen angenommen worden ist. Die interalliierte Konferenz im Juli wird deshalb die technischen Einzelheiten für die Durch führung des Planes und für die notwendigen Garantien festlegen müffen. Macdonald hat Herriot bereits versichert, daß England ander Seite Frankreichs   stehen werde, falls fich Deutschland  Berstöße gegen diese neuen Verpflichtungen zufchulden fommen lasse. Die Freigabe der von Frankreich   gegenwärtig an der Ruhr festge­

Das Schicksal der Alten.

Bon Dr. med. Norbert Marg.

haltenen Pfänder werde in Uebereinstimmung mit dem Wert der von Deutschland   nach dem Plan der Sachverständigen zu leistenden Zahlungen erfolgen. Unabhängig von der Löfung der Reparations­frage bleibt die Regelung der militärischen kontrolltom missionen, die überall eingreifen würden, wo Deutschland   Zweifel

an der versprochenen Abrüstung erkennen lasse.

London  , 24. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Es steht nunmehr fest, daß die 3nteralliierte konferenz über die Durch führung der Sachverständigenpläne am 16. Juli in London   stattfindet. Italien   und Belgien   haben bereits mitgeteilt, daß ihnen dieser Termin recht ist. Die Einladungen ergehen durch die britische   Re­gierung. Die amerikanische   Regierung hat erklären laffen, daß sie wahrscheinlich nicht aktiv an der Konferenz teilnehmen werde, daß ihre Entscheidung aber erst falle, wenn die Einladung vorliege. Die Teilnahme Japans   an der Konferenz ist nach den Mitteilungen der japanischen Preise von der Haltung Ameritas abhängig. Japan  will fich genau in dem Umfange beteiligen, wie das die amerikanische  Regierung fut. Hinsichtlich der Beteiligung der englischen Dominien an der Konferenz antwortete Macdonald auf eine Anfrage, daß er darüber keine endgültige Auskunft geben könnte, daß es feiner Meinung nach jedoch das beste sei, wenn er engste Fühlung mit ihnen halte, so daß bei ihnen das Bewußtsein lebendig sei, Englands Partner Lebendig jei, En  

in allen einzelnen Fragen zu sein lebendig

Amerika   informell vertreten.

New York  , 24. Juni.  ( WTB,) Wie Associated Breß" aus Washington   meldet, sind die Bereinigten Staaten durch aus bereit, an der Regelung der Reparationsfrage Europas  zu helfen, doch beabsichtigen fie nicht, sich in irgendwelche euro­ päischen   Schwierigkeiten zu mischen. Der Wortführer des Präfi­denten Coolidge sagte mit Bezug auf den Dawes Blan und die für Juli in London   geplante Konferenz, der Präsident vertrete die An­sicht, daß anerkannt werden müsse, daß Amerika   gewisse dirette und indirette Interessen in Europa   habe, doch würde diesen nicht durch eine aktive Teilnahme Ameritas an der Konferenz gedient werden. Man erwarte, daß Amerita infor­mell vertreten sein werde, doch werde keine Möglichkeit ge­sehen, daß Dawes oder Hughes, der beabsichtige zur Zeit der Konfe­renz mit einer amerikanischen   Juristenvereinigung sich in London  aufzuhalten, als Delegierte an der Konferenz teilnehmen würden. Eine Unterredung mit dem Arbeitsminister Justin Godard. Genf  , 24. Juni.  ( Eigener Drahlbericht.) Unjer korrespondent hatte heute morgen eine Unterredung mit dem franzöfifchen Arbeits­minister Godard, in der er ihn fragte, wie fich Frankreich   zu einem evtl. Aufnahmegefuch Deutschlands   in den Bölferbund stellen würde. Godard erwiderte, daß die franzöfifche Regierung und die öffentliche Meinung Frankreichs   volles Bertrauen zu der deutschen   Demokratie hätte und daß sie diefe Aeußerung Deutschlands  , die Aufrichtigkeit und Berföhnungswillen bedeute, be­grüßen und moralisch unterstühen würde. Die deutsche De­mofrafie würde die volle Sympathie des demokratischen Frank­ reichs   haben, wenn sie bei sich zu Hause mulig und entschloffen den Kampf gegen die Bölferverhehung aufnehmen würde. Man fönne gewiß sein, daß bei solchen Beweisen einer neuen Demo­fratie und ehrlichen Gesinnung ein Aufnahmegesuch Deutschlands   eine jehr gute Aufnahme in Frankreich   finden würde, das alles Interesse daran habe, einem neuen demokratischen Deutschland   den Weg in die europäische   Böifergemeinschaft nicht zu verschließen.

Das Matteotti  - Drama bewegt die Welt. London  , 24. Sumi.( Eigener Drahtbericht.) Der geschäftsführende Ausschuß der Internationale beschäftigte sich in seiner heutigen Sigung mit der Einleitung einer internationalen Aftion anläßlich der Ermordung Matteottis. Die Internationale schließt sich der Kundgebung ihres Eekretariats an und stellt mit Genugtuung fest, daß in allen Ländern bereits spontane Rundgebungen stattfanden. Das Komitee beschloß außerdem Matteottis Dokumenten sammlung über Ein Jahr faschistischer Herrschaft" in englischer und französischer Sprache herauszugeben. Am Sonn­abend findet eine von der Unabhängigen Arbeiterpartei veranstaltete große Matteotti  - Kundgebung auf dem Trafalgar Square   statt.

Unter ihnen gehörten die meisten nicht den gewerbsmäßig auf unter­ftigung spekulierenden, moralisch minderwertigen Elementen an. Cima 11 Bro3. hatten meder ein regelmäßiges Einkommen, etoch Beihilfe aus öffentlichen Mitteln. Etwa 7 Proz. gaben an, vom

Mussolini   gegen

Staatsstreich!

Rom  . 24. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Mussolini   führte am 2 Dienstag er dem Senat und zahlreichen in der Diplomatenloge

anwesenden fremden Gesandten aus, das unveränderliche Ziel seiner allgemeinen Regierungspolitik sei die nationale Versöhnung und die Herstellung einer politisch- formalen Lage unter Achtung des Ge­fezes. Die faschistische Partei werde um jeden Preis von ver­Die Re= hängnisvoll wirkenden Elementen gesäubert werden. Im gierung werde auf ihrem Posten bleiben. abscheulichen Verbrechens gegen Matteotti   durch den Senatspräji­Namen der Regierung schloß er sich der scharfen Mißbilligung des denten Littoni an. Mussolini   sagte weiter: Wir leben in einer sehr ernsten politischen und moralischen Krise. Aber diese Krise wird wohltätig wirken, weil alle Italiener daraus eine größere Die Forderungen der Berantwortungspflicht ziehen. Der fommunistischen General­Opposition find widerfinnig. ftreitparole haben die Arbeitermassen die Gefolgschaft versagt. Das abgelehnt, denn das würde auf einen Staatsstreich hin­Verlangen der Republikaner   nach einer Konstituante wird auslaufen, um die Wahlen zunichte zu machen. Der Faschismus

mit feinen 8000 Seftionen ist zwar erschüttert worden, aber er fann und darf nicht unterliegen.

Prozeß Graff  .

Entlastungszeugen für Leutnant Reinhardt.

Stettin  , 24. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Am achten Verhand­lungstag im Graff  - Prozeß wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Die Zeugenaussagen während der Vormittagsverhandlung brachten feine wesentlich neuen Gesichtspunkte. Zeuge Niemann be­fundete, daß Schmilewski turz vor seiner Ermordung mit Grabert und Riebke in der Gastwirtschaft Röhmen war, wo sie Feierabend geboten. Während der Ermordung Graffs feien Riebke und Dömland in Uniform in der Gastwirtschaft ge­wesen. Dort verfehrten sehr viele Schußpolizeibeamte.

Zeuge Ehrhardt war bei der Ernmordung Schmilewskis zu­gegen. Auch er bestätigt, Riebke in der Gastwirtschaft gesehen zu haben. Der Vorsitzende fragt den Zeugen nach der genauen 3eit, in der er Riebte gesehen und gesprochen hat und knüpft daran die Bemerkung, daß in der Mordsache Graff durch ungenaue und unrichtige Zeugenaussagen, die sogar unter Eid abgegeben wurden, das größte Unglück geschehen ist.

Der Zeuge Schupobeamter Boriosti? war gleichfalls, und zwar um 11.30 Uhr nachts mit Riebte und Dömland in der Gast­wirtschaft Köhmen. Er will gesehen haben, daß auch die beiden Angeklagten Schwirrath und Engeler auf furze Zeit in der Gastwirtschaft weilten. Schupowachtmeister Schröter hat Kaws und Schwirrath ebenfalls in der genannten Wirtschaft gesehen. Alsdann wird der Zeuge Justizrat Jörrensen, Verteidiger von Reinhardt und Genossen vor dem belgischen Gericht, vernommen. Dem Zeugen ist erst dann gestattet worden, Einsicht in die Akten zu nehmen, als die Angeklagten bereits ein Geständnis abgelegt hatten. Leutnant Reinhardt habe ihm auf Ehrenwort erklärt, daß er von der Tat nichts wisse. Auf seine Frage, warum er denn ein Beständnis abgelegt habe, antwortete Reinhardt, er habe das nur unter schwerem moralischen Druck getan. Die Drohungen ber Belgier  , daß sie seine Frau, die sich in gesegneten Umständen befand, verhaften und man gegen seine Entlastungs­zeugen ein Meineidsverfahren anstrengen würde, habe ihn dazu ver­anlaßt. Der Zeuge gibt weiter an, daß er auch die anderen An­geflagten besucht habe. Ihr Verhör hätte aber so viele Bider­prüche ergeben, daß er es ablehnte, alle zu verteidigen. Oberst­wachtmeister Kristen sagte ihm: Wie kann Reinhardt nur ein Ge­ständnis ablegen? Sie find doch gar nicht die Täter. Das weiß ich ganz genau. Die Täter find in Stettin   und heißen Kaws, Schwirrath und Engeler. Justizrat Jörrensen hat darauf gefagt: Warum haben sich diese wirklichen Täter noch nicht geftellt? Kristen erwiderte: Reinhardt und Genoffen fann doch nichts paffieren. Es ist ihnen doch gar nichts zu beweisen. Zeuge fagte dem Major Kristen, er würde sich mit der Staatsanwaltschaft Duisburg   in Berbindung fehen und die Täter in Stettin   verhaften lassen. Hauptmann Montinn war bei der Rücksprache ebenfalls an­wesend. Er bekam sofort den Auftrag, nach Stettin   zu fahren, um Raws und Genoffen zu verhaften. Zeuge schilderte auch die Haupt­verhandlungen, wo die Angeschuldigten ihr Geständnis zurüd genommen haben. Auch Grabert sagte hier aus, er wiffe nichts.

Cummins abgereift. Der englische   Geschäftsträger Cummins hat die Stadt Merito verlassen. Die britische Fahne wurde cuf dem Legationsgebäude unmittelbar nach seiner Abfahrt eingezogen.

Gartenkonzert.

Bon Erich Gottgetreu  .

In der Zeitschrift für Gesundheitsfürsorge erschien eine Arbeit Berkauf ihrer Sachen und vom Mitleid privater Wohltäter geiebt Pfennig Geld in der Tasche und höre Mufit. Ich weiß nicht, wovon

des wissenschaftlichen Mitgliedes des. Hauptgefundheitsamtes Dr. Franz Goldmann, die sich mit sozialhygienischen Untersuchungen bei Siechen und Altersgebrechlichen befaßt. Dr. Goldmann rechnet die Siechen und Altersgebrechlichen zu den ajozialen Elementen, die die Gesellschaft nuzlos belasten. Der Referent hatte in der Zeit des Währungsverfalls 1648 Fälle zu prüfen Gelegenheit. Davon waren zirka 60 Proz. Frauen, der Rest Mänever. Bon den aufgenommenen waren 503 Männer und 795 Frauen über 60 Jahre. Wenn man bedenkt, daß Berlin   4000 Bläge für Alte und Sieche hat und der durchschnittliche Aufenthalt im Siechenhaus 3 Jahre beträgt, so steht einer Nachfrage von 1648 Plähen nur ein Angebot von zirka 1333 zur Verfügung. Wohin strömen nun diese unbedingt Anftalis bedürftigen? Sie überfiuten die Krankenhäuser. Hier liegt ein Moment von größter sozialer Bedeutung. Der eigentliche 3wed des Krankenhauses ist, eine Krankheit zu heilen oder wenigstens die Arbeitsfähigteit des betreffenden wiederherzustellen. Wenn das Alter aber selbst zur Krankheit wird, hat der Krankenhausaufenthalt feinen Zweck. Wie verhält sich nun die Zahl der Alten zur Gesamt­aufnahmezahl? Es wurden zwei große Krankenhäuser heraus­gegriffen, die mitten im Broletariervieriel liegen, das Friedrichshain  . und das Bircher  - Krankenhaus. Im Friedrichshain   war im Berichts­jahre 1922/23 jeder sechste Krante, der eingeliefert wurde, über 60 Jahre, im Birchom jeder vierte. Die Verschlechterung kommt von einer Aenderung der sozialen Schichtung. Auf der Suche nach einem schützenden Dach über dem Kopf, nach der warmen Stube, nach ge­ficherter und geregelter Ernährung, nach der notwendigen Wartung und Pflege ist die Flucht in das Krankenhaus ein beliebter Weg." Comit wird das moderne großstädtische Strantenhaus seinem eigent­lichen Zweck, ein Heilhaus zu sein, entzogen und in ein Siechenhaus umgewandelt.

zu haben, darunter waren einige Kleinrentner. Nur 5 Proz. hatten 3nicht fich bis zulcht vom Ertrag ihrer Arbeit erhalten.

Die Hälfte der Alten war ohne nähere Verwandte. Nach dem Familienſtand waren über die Hälfte verwitwet und ein Biertel ledig. der Reſt verheiratet oder geschieden. Die Zerreißung der Familieneinheit, das Fehlen oder die Auflösung des Haushaltes find wesentliche Gründe zur Aufnahme ins Siechenhaus.

Als letzter Faktor ist von Dr. Goldmann die Frage der Woh­nungsverhältnisse untersucht worden. Eigene Wohnungen hatten über 36 Proz., bei Verwandten in gerade Linie wohnten zirka 20 Broz, bei Fremden ungefähr 25 Broz. und zirka 20 Broz. waren ebdachlos. Der Begriff der eigenen Wohnung" verliert aber seinen guten Klang, wenn wir die Berichte der Krankenhausfürsorge be­trachten: 58 Proz. der Kranfen hatten eine Wohnung bestehend aus nur einem, 29 Proz. eine aus zwei und 8 Proz. eine aus drei Wohn­räumen. Wie diese sogenannten Wohnungen aussehen, braucht dem Proletarier nicht näher geschildert zu werden. Die Wohndichte pro 3immer belief sich auf 1,7 Personen, während der Berliner   Durch fchnitt 1,2 iſt.

Seit Mittag habe ich nichts gegessen, ich size hier ohne einen morgen leben und bin doch fo glüdlich wie seit Jahren nicht. Ich habe feine Stellung, fein Geld, feinen Freund, feine Geliebte und bin doch glücklich. Ich weiß nicht, weshalb. Heute will ich leben. leben.

Ein junges Mädchen setzt sich an meinen Tisch. Lippen ge­schminkt, haare gefärbt, eine von den vielen Taufend, die Abend für Abend ihren verbrauchten Leib verhandeln. Ich kann sie nicht verachten, denn ich weiß, viele treibt nackte Not. Das Gespenst der Arbeitslosigkeit ist häufig der brutalfte Buhälter. Das Kommen des Mädchens um diese Zeit ist merkwürdig. Jezt lebt in den Straßen der Nachtbetrieb auf, jetzt beginnt ihr armseliges Geschäft hier spielt man den göttlichen Mozart.

Ich fnüpfe ein Gespräch an und höre: Ach, wissen Sie, es hat mich heute so angeefelt, und wie ich die schöne Musik hörte, da hatte ich schon gar feine Lust mehr. Hier ist's doch viel schöner, wenn's auch nichts einbringt".

Tränen famen mir, als ich dies hörte. Vielleicht bin ich so glücklich, weil ich die Menschen liebe...

Walter Nernst  , der heute seinen 60. Geburtstag feiert, gehört zu deckung der Nernst- Lampe" hat seinen Namen in weite Streise ge­den Begründern der modernen physikalischen Chemie Die Ent tragen, aber seine große Bedeutung liegt weniger in dieser populären Erfindung als vielmehr in feinen großen wissenschaftlichen Leistungen, durch die er einen maßgebenden Einfluß auf die Chemiker aller Kulturländer gewonnen hat. Die physikalische Chemie ist noch nicht 40 Jahre alt; der geniale Holländer van't Hoff war ihr Bater. schuf in seinem Leipziger   Institut der Mittelpunkt dieser jungen Wilhelm Ostwald   organisierte dann Forschung und Unterricht und Disziplin, von dem auchy Nernst ausgegangen ist. Er wurde Ostwalds Affiftent und stellte fich mit 25 Jahren durch seine Arbeit Die elektro­motorische Wirksamkeit der Jonen" fofort in die erste Reihe der physi­falischen Chemiker. Die sogenannte Jonen- Theorie, die Ostwald   ge­schaffen hatte, wurde zunächst start angezweifelt, und besonders Nernst Anschauungen Bahn und Nernst   konnte sich als Ordinarius in wurde als Jonifer" befpöttelt. Aber rasch brachen sich die neuen Göttingen   und dann seit 1904 als Vertreter der physikalischen Chemie an der Berliner   Universität dem Ausbau dieses wichtigen Gebietes widmen. Die Zuerkennung des Nobelpreises war ein Ausdruck der internationalen Wüdigung, die er fand.

Welche Folgerungen ergeben sich nun aus diesen nüchternen Zahlen in ihrer praktischen Bedeutung für die Sozialhygieniter? Es muß eine Loslösung der Siechenhäuser und Altersheime aus der Armenpflege stattfinden und eine Trennung der Siechen- und Alters­heime, das Siechenhaus muß zur Unterbringung von dauernd franken Alten bestimmt sein, die ärztlicher Pflege bbürfen, das Altersheim dagegen gibt erwerbsunfähigen alten, Männern ohne wesentliche Krankheitserscheinungen dauernd Obdach und Verpflegung. Es gehört in das Gebiet des Wohlfahrtsamtes. Der Schwerpunkt muß aber auf die offene Fürsorge gelegt werden. Eine ganze Anzahl von Kranken sucht die Ausnahme in die Anstalt, weil ihr die Mittel zur Existenz fehlen. Die Aufnahme kann zum mindesten hinausgeschoben, wenn nicht gar hier und da vermieden werden, sofern den als unterfügungsbedürftig bezeichneten Personen recht­zeitig und ausreichend Geld und Naturalunterstützungen gewährt werden in einer Höhe, die sie vor dem Berhungern und dem Erftieren Schützt. Die Kurzsichtigkeit bei einer zu niedrigen Bemessung der Höchstfäße für laufende Unterstützungen aus Wohlfahrtsmitteln rächt sich in der steigenden Frequenz der Anstalten. Wichtiger aber ist es, Familien, die zur Pflege eines Kranken bereit, aber aus wirtschaft lichen Gründen dazu nicht fähig sind, als Entgelt für ihre Bemühun Wovon lebben nun die Alten bis zu ihrer Aufnahme im Siechen gen und Unkosten genügend Pflegegeld zu geben." haus? Etma 35 Proz. bezogen laufend Unterstützungen aus öffent­Eine gewiffe Elastizität und mehr Initiative, frei von bureau­lichen Mitteln; etwa 33 Proz. waren auf Sezialtente angewiefen.tratisdem Formeltram, tann also auf diesem sehr Ersprießliches leisten. I hatten Geschichtsschreiber und Assyriologen nicht die leisefte Bor­

In diesem Zusammenhang, tönnen vom sozialhygienischen Stand­punkt drei Arten von Alterskranten unterschieden werden. Die einen tonnen die leichteren Arbeiten im Haushalte noch ausführen, find aber größeren Anforderungen nicht mehr gewachsen; das sind die Unterstützungsbedürftigen. Die anderen brauchen Hilfe zum Waschen und Ankleiden sowie zur Führung der Hauswirtschaft; das find die Leitungs- und Wartungsbedürftigen. In die dritte Gruppe gehören von den körperlich Kranken die dauernd oder überwiegend bett lägerigen Kranken, die gesäubert und gefüttert werden müssen, sowie die psychisch desekten, die sich oder ihre Umgebung gefährden. Das find die Schuß und Pflegebedürftigen.

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Die Entdedung der ältesten kultur Mefopotamiens. Die Auss grabungen der Ruinenstädte von Kish in den Jahren 1923 und 1924 durch die englische   Schule der orientalischen Studien" haben neues Licht auf die älteste Geschichte Mesopotamiens   und damit auf die Anfänge der großen Kulturen überhaupt geworfen. Der Leiter dieser Ausgrabungen, Prof. Langdon, hat jezt in einem Vortrag die Bedeutung der neuen Entdedungen hervorgehoben. Wir haben die erfte genaue topographische Beschreibung der wahrscheinlich ältesten Hauptstedt Wiesopotamiens heimgebracht." fogt er. Bisher

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