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Nationalistische Rüpeleien im Reichstag. sich aber diese Pferdeknechtmanieren des wegen

Die Sigung zweimal unterbrochen. Während der Beratung der Amnestiegesehentwürfe in der gestrigen Sitzung des Reichstages ereigneten sich in der siebenten Abendstunde verschiedene Zwischenfälle, die zu zweimaliger Unterbrechung der Sigung führten. Diesmal liegt die Schuld an der Entstehung des Tumults ausschließlich und einwandfrei bei Abgeordneten der Rechten.

Der erste Krach wurde durch eine provozierende und rohe Aeußerung des ehemaligen fahrbayerischen Justizministers Roth  , der der nationalsozialistischen Fraktion angehört, in bezug auf den standrechtlich erschossenen Räteführer Leviné: " Den hat mit vollem Recht die Kugel getroffen!" hervor­gerufen.

Wenn die Kommunisten darüber in heftige Erregung ge­raten wären, hätte man dies an sich begreifen müssen, zumal fie behaupteten, Roth habe sogar erklärt, den Lumpen habe die Kugel zu Recht getroffen.( Roth selbst bestreitet allerdings, diesen Ausdruck gebraucht zu haben.) Aber auch sonst war diese Aeußerung eine Schamlosigkeit in dem Munde eines Mannes, der am Hitler- Ludendorff- Putsch   beteiligt gewesen ist und den damals als Geiseln verhafteten Stadträten den Rücken zudrehte, als er von ihnen angesprochen wurde. Wenn Leviné Standrechtkugeln verdient hat, dann haben sie Ludendorff  , Hitler, Böhner und Roth nicht weniger verdient. Echte Ent­rüstung war durchaus begreiflich. Aber das ganze Verhalten der Kommunisten zeigte nicht die Spur einer aufrichtigen Erregung. Sie begnügten sich damit, Roth   auf zehn Meter Entfernung mit Papierballen und Zeitun­gen zu bombardieren, die übrigens alle daneben flogen und entweder die Stenographen oder Ministerialbeamte trafen. Diese Szene dauerte etwa fünf Minuten, wobei Roth bei jedem Versuch, seine Rede fortzusetzen, niedergeschrien wurde. Scholem   und seine Freunde schienen sich dabei föstlich zu amüsieren, was darauf schließen läßt, daß das Andenken Levinés in diesem Augenblick bie letzte ihrer Sorgen war. Einmal dröhnte ganz von hinten die pseudo- proletarische Stimme des Abgeordneten E p p stein, der mit einem Wasser glase herumfuchelte: Wenn er meiterredet, friegt er das Glas auf den Kopf!" Alles wartete gespannt. Roth setzte von neuem an, und Eppstein   sette das Glas wieder artig auf das Tablett hin und fing an, sich die Fingernägel zu maniküren! Doch war

der Lärm so groß, daß Bizepräsident Rieß er die Sizung

auf zehn Minuten unterbrach.

Nach Wiederaufnahme erklärte Eichhorn im Namen der KPD., daß seine Fraktion zwar die Fortsetzung der Rede Roths verhindern könnte, daß sie aber im Interesse der poli­tischen Gefangenen darauf verzichte und es vorziehe, den Saal als Protest gegen die rohe Aeußerung des Redners zu ver­laffen. Das war vielleicht nicht sehr revolutionär, aber relativ vernünftig.

Kaum waren die Kommunisten hinausgegangen, da er­eignete sich ein neuer, noch ernsterer Zwischenfall. Roth fuhr in seinen provokatorischen Aeußerungen über den Fall Leviné fort, was Dr. Rosenfeld zu lebhaften Zwischenrufen veranlaßte. Deutschvölkische Abgeordnete freischten: Juden haben im Reichstag   nichts zu suchen!" Der Vizepräsident Rießer, übrigens selbst ein Jude, überhörte offenbar absichtlich diese Schmähungen.

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Da sah man plöhlich ein widerwärtiges Bild: vor dem Tisch des Hauses, der sonst meist umlagert wird, standen zu= fällig nur zwei Abgeordnete: der deutschnationale aver= renz und unser Rieler Genosse Eggerstedt. Laverrenz, obwohl ihm die ganze Breite des Tisches zur Verfügung stand, rückte immer mehr nach links und stand bald vor den Bänken der Sozialdemokratie. Und mit seiner Dickhäutergestalt drängte er den kleinen und fast zierlichen Eggerstedt beiseite, der sich erstaunt umdrehte und darüber einen brutalen Rippen­stoß mit dem Ellenbogen erhielt. Es war klar, daß es darauf abgsehen war, die Sozialdemokraten zu provozieren und einen Zwischenfall hervorzurufen. Unsere Genossen ließen

stellung von der Ausdehnung dieser Ruinen, die sich über eine Ente fernung von acht Kilometern in einer Reihe von folossalen Hügeln erstrecken. Ihrer Größe nach war die Stadt augenscheinlich die Metropole des Nordens, und in der Ausdehnung fann nur die sumerische Hauptstadt des Südens mit ihr verglichen werden, die ebenfalls an den Ufern des alten Euphrat   liegt. Die große Alter­tümlichkeit dieser Städte stimmt im ganzen mit den geschichtlichen Ueberlieferungen überein, die uns von den fumerischen Gelehrten überkommen sind. Diese haben die legendäre Geschichte der An­fänge der Kultur geschrieben, beginnend mit der ersten Hauptstadt nach der Sintflut, und ihre Berichten stimmen darin überein, daß Rish die älteste der geschichtlichen Städte war. Un sere Ausgrabungen haben gezeigt, daß es zwei Rassen in der frühesten Zeit gab. Sumerier und Semiten. Sie haben bewiesen, daß die ganze Kultur sumerischen Ursprungs war. Die Kultur des westlichen Asiens   ist von den Sumeriern begründet worden. Unsere Ausgrabungen gestatien es, diese Rasse anthro­pologisch einzuordnen; sie gehört zu dem geschichtlichen rundföpfigen Inpus, der bald nach der Eiszeit in die fruchtbaren Gefilde der beiden Flüsse von Zentralasien   herabstieg. Die Annahme über die Identität der großen Tempel, die zwischen den Ruinen von Inghara liegen, ist durch unsere Funde bestätigt worden, und damit wird eines der schwierigsten Probleme der babylonischen Religion und Geographie ausgehellt. Der Tempel der großen Muttergöttin, die den Menschen schuf, liegt wahrscheinlich zwischen dem folossalen Sattel der Hügel von Ingara begraben. Die Tontäfelchen, die von uns in einer großen Bibliothet in der Nähe dieses Tempels ge­funden wurden, werden wahrscheinlich alle geschichtlichen Zusammen­hänge näher erklären. Eine einzige Inschrift wird uns mehr er­zählen, als das Umwühlen von großen Erdmassen."

Der Tänzefammler auf der Weltreise. Ein Amerikaner, Harry Mondorf, hat eine 10 Monate währende Weltreise unternommen, um die schönsten und erotischsten Tänze der Welt zu sammeln und als Varieténummer zu verwenden. Er ist der Bertreter eines großen amerikanischen   Varietébühnentrustes, der Ceith- Theater, bie über 300 Varietébühnen in den Vereinigten Staaten   und in Kanada  besigen. Er reiste durch China  , Korea  , die Philippinen, über Java, Birma  , Siam, durch Indien   und Ostasien  , und überall ließ er sich Tänze vorführen und suchte hervorragende Tänzer und Tänzerinnen fowie berühmte Tanztruppen für seine Programme zu gewinnen. Der Tanzweltreisende hat 500 orientalische Tänzer und Langtruppen engagiert und hofft damit 160 Nummern seines diesjährigen Pro­gramms zu decken.

Oper am Königsplaß. Die Operettenaufführungen be­ginnen am 30. Juni und wird zunächst eine Reihe von Ausführungen der Operette, Bolenblut" von Dstar Nebdal gegeben, der dann je eine Serie von Aufführungen der Operetten Fürstenkind", von Franz Zébar, und, Marietta ,, von Walter Kollo  , folgen. Preise der Pläge

1.50 bis 7,50 m. Vorverkauf am 26. Juni an der Vormittagskasse des Opernhause.

seiner Brutalität berüchtigten deutschnational- völkischen Rauf­bolds nicht gefallen. Eine Anzahl von ihnen stürzte sich auf ihn, dem wiederum seine Freunde beisprangen. Daraus ent­stand bald ein allgemeines Gewühl, in dem einzelne Hiebe ausgetauscht wurden. Das Bulldoggengesicht des tapferen Laverrenz war sofort meiß wie ein Tischtuch geworden. Ganz nach fommunistischer Art bezog er eine rückwärtige Stellung, währen andere Abgeordnete schließlich eine Mauer zwischen den beiden Gruppen bilden konnten. Inzwischen hatte Dr. Rießer die Sikung erneut unterbrochen.

Während der Bause beschäftigte sich der Weltestenrat mit dem Vorfall, und das Ergebnis wurde vom Präsidenten bei Wiederaufnahme der Verhandlungen mitgeteilt: Der Abge­ordnete Laverrenz erklärt, daß er sich lediglich habe Raum fchaffen wollen(!? dabei haben ihm Vierfünftel des Tisches zur Verfügung gestanden), daß ihm aber die Absicht, unseren Genossen Eggerstedt zu stoßen, ferngelegen habe!

Diese Entschuldigung entsprach zwar ganz und gar nicht dem wahren Tatbestand, wohl aber dem totenbleichen Antlik dieses deutschnationalen Helden, der offenbar ganz erstaunt darüber war, daß die Sozialdemokratie, im Gegensatz zu den Kommunisten, sich selbst vor einem schwergewichteten reaktio­nären Provokateur nicht fürchten!

Der Arbeitsplan des Reichstags.

Der Aeltestenrat des Reichstags bestimmte in seiner gestrigen Sigung über die Verteilung des Arbeitsstoffs, den der Reichstag   in dieser Woche in Beratung nehmen will. Am Sonn ab end soll jedenfalls der gegenwärtige Tagungsabschnitt abgeschlossen werden. Wann der Reichstag dann seine Sizungen wieder aufnehmen wird, hängt davon ab, wann die Reichsregierung die Gesetze zum Sachverständigen gut­achten vorlegen kann. In dieser Woche sollen folgende Gegen stände erledigt werden: am Mittwoch die Anträge verschiedener Barteien wegen der Beamtenbesoldungsfragen, insbesondere der Personalabbauverordnung; am Donnerstag, wo die Sitzung schon um 10 Uhr beginnen soll, die sozialpolitischen Anträge und Interpellationen, u. a. die sozialdemokratischen Inter= pellationen in bezug auf Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit; am Freitag Interpellation wegen der Notlage der Ausgewiese men der besetzten Gebiete, die vom Zentrum und den Sozial bemofraten eingebracht sind, sodann die deutschnationalen An träge über die Aufwertungsfrage und die Notlage der Landwirtschaft und des Weinbaues und am Sonnabend sollen diese Beratungen zu Ende geführt werden.

Landtag bis zum 19. Juli.

Der Weltestenrat des Landtags beriet am Dienstag über die Geschäftslage. Der Landtag wird voraussichtlich zunächst bis zum 4. Juli in zweiter Lesung die Haushalte der Porzellan­manufaktur, der Handels- und Gewerbeverwaltung und der Justiz verwaltung beraten. Dann Pause vom 5. bis 12. Juli, in der der Hauptausschuß weitere Etats vorberaten soll. Voraussichtlich wird der Landtag dann noch bis zum 19. Juli tagen. Darauf soll die große Sommerpause eintreten.

Katz kontra Thälmann  .

Kommunistische Prinzipientrene.

Am Dienstagabend konstituierte sich der Rechtsausschuß des Reichstages. Turnusgemäß fiel der Vorsiz des Aus­schuffes an die tommunistische Fraktion, die den Abge­ordneten Katz zum Vorsitzenden vorschlug, der aus diesem An­laß in feierlichem Cutaway erschienen war. Abg. Dr. Kahl von der Deutschen Volkspartei   verlangte eine Erklärung, ob die vom Abg. Thälmann in der ersten Plenarsigung des neuen Reichs­tages abgegebene Erklärung, für die Kommunisten existiere die Ge= schäftsordnung des Reichstages nicht, aufrecht erhalten und von dem zum Vorsitzenden des Rechtsausschusses vorgeschlagenen Abge­ordneten Kaz anerkannt werde. Und siehe da: Abg. Kay ant­wortete jetzt, die Erklärung des Abgeordneten Thälmann   betreffe nur die politische Stellung der Kommunisten zum Parla­mentarismus. Er, Abgeordeter Kah, werde als Vorsitzender des Rechtsausschusses selbstverständlich die Geschäftsordnung des Reichstages refpeftieren. Abg. Dr. Kahl stellte darauf fest, daß diese Erklärung abgegeben sei. Darauf wurde Katz zum Vorsitzenden des Rechtsausschusses gewählt. Die Kommu­nisten, die die Erklärung Thälmanns ernst genommen haben, dürften etwas verblüfft darüber sein, wie schnell ihre Wortführer sich dem bürgerlichen" Parlamentarismus angepaßt haben.

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Genosse Rosenfeld wünschte, daß wegen der Eiligkeit der Amnestiefrage ich on morgen, Mittwoch, die nächste Sitzung stattfinde. Deutschnationale und Deutschvöttische widersprachen und az erklärte, den Wünschen großer Fraktionen müsse Rechnung getragen werden. Die kommunistischen   Ausschußmitglieder stimmten für den Antrag Rosenfeld  .

Deutschnationale Schiebungen.

Die Stützen der stärksten" Partei.

Gestalt von zwei Mandaten erhalten. Mittlerweile ist das den rhein­hessischen Bauern auch klar geworden. In einer Polemik gegen unser Parteiblatt, die Mainzer Volkszeitung", erklärt ihr Organ, der Freie Hesse- Bauer", vom 6. Juni folgendes:

,, Richtig ist, daß die rheinhessischen Bauern bei der Reichstagswahl irregeführt worden sind. Es war nämlich bei den Vorverhandlungen mit den übrigen Land­bünden und Bauernlisten ausdrücklich vereinbart worden, daß die gewählten Kandidaten keiner Partei beitreten dürften. Entgegen dieser flaren und eindeutigen Abmachung haben nun doch verschiedene dieser gewählten Herren, unter anderem der Spizenkandidat Dorsch Wölfersheim, sich der Deutsch­ nationalen Volkspartei   angeschlossen. Es ist dieser Vorfall sehr bedauerlich. Dies kann und darf aber die Bauern nicht abhalten, bei den zukünftigen Wahlen noch rücksichtsloser für ihre beruflichen Interessen einzutreten. Nur werden die rhein­hessischen Bauern in Zukunft sich die Kandidaten aus anderen Gebietsteilen Deutschlands   etwas näher ansehen und bei Listenverbindungen und Wahlkompromissen vorsichtiger sein müssen, als sie das bei der letzten Reichstagswahl gewesen sind."

Also: Entgegen einer flaren und eindeutigen Abmachung, keiner Bartei beizutreten, haben Dorsch und Glaser sich zu der Deutsch­ nationalen   Fraktion geschlagen und damit ihre Wähler hinters Licht geführt. Sie haben durch Wortbruch ihre Mandate ergattert, und die Deutschnationalen haben den Betrug und die Aufnahme der beiden sanktioniert. Wir wundern uns nicht, wenn sich jetzt noch herausstellen würde, daß auch die übrigen Land­bündler unter den gleichen Umständen wie Dorsch und Glaser bei den Deutschnationalen landeten. Berücksichtigt man übrigens, daß v. Kemnih, der von seinem Wahlkreis ohne Erfolg aufs gefordert wurde, das Mandat, das ihm die Volkspartei verschaffte, niederzulegen, und auch Herr v. Maregti nicht auf viel beffere Art, wie Dorsch und Glaser Mitglied der Deutschnationalen Fraktion wurde, dann ergibt sich, daß die Deutschnationalen für die Zukunft fein Recht mehr haben, sich als stärkste, Fraktion" zu bezeichnen. Eines muß man ihnen dennoch zugestehen: Sie können als beste Schieberfraktion gelten, denn im Schieben dürften sie unübertreff­lich sein.

Die Bayerische   Regierungskrise gelöst.

Held Ministerpräsident.

bayerische Regierungsfrise gelöst. Nachdem am Montagabend München  , 24. Juni.  ,( Eigener Drahtbericht.) Endlich ist die zwischen den drei Koalitionsparteien eine vorläufige Einigung über das Regierungsprogramm erzielt worden war, andererseits aber alle Versuche, für das neue Programm einen außerparlamentarischen

Ministerpräsidenten zu bekommen, fehlgeschlagen sind, hat die Fraktion der Bayerischen Volkspartei   am Dienstagvormittag ein­stimmig den Beschluß gefaßt, ihren Führer, den Ab= geordneten Geheimrat Held, dem Landtag als ministerpräsident vorzuschlagen. Held hat erst nach langem Widerstreben die Wahl angenommen. Er bildet seine Re­gierung auf der Koalitionsbasis von Bayerischer Bolts­partei, Deutschnationalen und Bayerische m Bauernbund; darüber hinaus aber will er versuchen, auch bei den anderen Barteien für seine Person um Vertrauen zu werben. Eine offizielle Fühlungnahme mit der Sozialdemokratie, die sich ein­gehend mit dieser überraschenden Wendung der Dinge befassen wird, ist noch nicht erfolgt.

Wie verlautet, ist damit zu rechnen, daß die jetzigen Kabinetts­mitglieder in der Hauptsache auf ihren Posten bleiben, mit Aus It e des Innenministers Dr. Schweyer, dessen ahme bes Person der Bayerischen Volkspartei   selbst von Anfang der Regie­rungsfrise an zu sehr belastet erschien. Der deutschnationale Justiz­minister Dr. Gürtner wird wahrscheinlich im Amte bleiben. Der Landtag wird zunächst für Dienstag nachmittag zusammengerufen, um offiziell die Wahl des Ministerpräsidenten vorzunehmen.

Geheimrat Held steht im 57. Lebensjahre. Er ist geboren in Hessen   und erst seit 1899 in Bayern  ( Regensburg  ). Er ist seit 1907 Mitglied des Bayerischen Landtages  , seit 1914 Fraktionsführer der Bayerischen   Bolkspartei und hat als solcher die bayerische   Politik ftets maßgebend beeinflußt. Im öffentlichen Leben spielte er außer= dem eine Rolle als Herausgeber des ,, Regensburger Anzeigers", einer der angesehensten Zeitungen der Bayerischen   Bolkspartei, sowie als einer der führenden Männer der bayerischen Katholiken.

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Die parteioffizielle Bayerische Volkspartei- Korrespondenz" schreibt zu der Wahl Helds u. a.: Es ist für die Fraktion der Bayerischen Volkspartei   ein außerordentlich schweres Opfer, ihren bewährten und beinahe unersetzlichen Führer für die Regie­rungsbildung zur Verfügung zu stellen. Nur das Verantwortungs­gefühl für den Staat fonnte sie zu diesem Entschlusse bestimmen, ebenso wie ausschließlich die Rücksicht auf die zwangvolle Lage, in die der Staat durch ein Versagen der nach der Verfassung für die Re­gierungsbildung verantwortlichen Faktoren kommen muß, Dr. Held bestimmen fonnte, alle persönlichen und parteipolitischen Gesichts­punkte zurückzustellen und der einmütigen Aufforderung seiner Partei schweren Herzens zu folgen. Mit der Aufstellung ihres Führers als Ministerpräsidentschaftskandidaten hat nunmehr die Bayerische Volkspartei   alle Mittel erschöpft, um den auf die Dauer unerträglichen Interimszustand in Bayern  zu beendigen."

Die Deutsch nationalen haben sich im Verlauf der letzten großen Reichstagsdebatte wiederholt gegen den Reichspräsidenten ge= Haussuchung im bayerischen Landtag. wendet, der aus guten Gründen darauf verzichtet hat, sie ,, als stärkste Partei" mit der Regierungsbildung zu beauftragen. München  , 24. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Am Dienstag nach­Abgesehen davon, daß auch die stärkste Fraktion" feinen berechtigten mittag durchsuchte die Polizei mit Genehmigung des Landtagspräsi Anspruch erheben kann, mit der Regierungsbildung betraut zu werdenten das Fraktionszimmer der Kommunisten im den, erreichten die Deutschnationalen die höchste Fraktionsstärke be- Landtag, da die Polizei begründeten Verdacht hatte, daß das kanntlich erst durch ein Pumpgeschäft bei den Landbündlern Fraktionszimmer die Zentrale für die Fortführung der in Bayern  aus den verschiedensten Gegenden des Reiches. Das war wenigstens verbotenen Kommunistischen Partei ist. Es wurden insgesamt bisher die allgemeine Auffassung über die Entstehung der stärksten sieben Personen verhaftet und im Kraftwagen zur Polizei Fraktion" des Reichstags. Aber, wie der ,, Soz. Parlamentsdienst" gebracht. Abgeordnete befanden sich nicht darunter. Außerdem erfährt, ist es selbst bei dem deutschnationalen Pumpgeschäft nicht wurde eine große Menge Aktenmaterial und Propagandaschriften einmal mit rechten Dingen zugegangen. Das trifft wenigstens auf beschlagnahmt. die deutschnationalen Reichstagsabgeordneten Dorsch und Glaser zu. Beide standen im Wahlkreis Hessen- Darmstadt   auf der Liste des Hessischen   Bauernbundes und der Rheinhessischen   Bauernschaft, Dorsch an erster und Glaser an dritter Stelle. Zwischen beiden war Dr. Möbus aus Sieversheim( Rheinhessen  ) als Kandidat der rheinhessischen freien Bauernschaft aufgestellt. Möbus brachte der Bauernbundliste 14 384 Stimmen. Trotzdem wurde nicht er, als an zweiter Stelle stehend, Reichstagsabgeordneter, son­dern Glaser, den man auf den Reichswahlvorschlag ,, Landliste" ge­wonnen hatte. Die rheinhessischen Bauern sind also mit ihrem Kandidaten glatt durchgefallen.

Aber nicht nur das! Die Mehrzahl der rheinhessischen Bauern ist nicht deutschnational. Vor der Wahl haben sie sich sehr dagegen verwahrt, daß man die Landbundliste als de utschnational bezeichne. Tatsächlich war auch ein deutschnationaler Gegenvorschlag mit dem bekannten Dr. Werner als Spitzenkandidaten gegen die Bauernliste aufgestellt. Trotzdem sind die genannten Abgeordneten nach der Wahl der Deutschnationalen Fraktion beigetreten. Die

Amanda Lindner, die bekannte ehemalige Hojichauspielerin wurde für rheinhessischen Bauern sind also doppelt geprellt: ihr Kandidat ist die nächste Novität des Theaters am Kurfürstendamm Direktion Kranz- Salfner) verpflichtet. übergelaufen, und ihre Stimmen haben die Deutschnationalen in

Abbau der spanischen   Diktatur.

Madrid  , 24. Juni.  ( TU.) Auf einem Riesenbankett mit über 5000 Gästen erklärte Primo de Rivera   die Frage von Marokko   ener­gisch in Angrif nehmen zu wollen; schließlich versprach er, daß das Direktorium die Macht an die Zivilbehörden zurückgeben werde, sobald seine Aufgabe erfüllt sei.

Der Fraktionsvorstand der Boltspartei. In der Fraktionssihung der Deutschen Volkspartei   wurden die Vorstandswahlen vorgenom­mm. Gewählt wurden: Dr. Scholz, erster Borsigender; Dr. 3 apf zweiter Vorsitzender; Dr. Curtius, dritter Vorsitzender; Brü= ninghaus, Geschäftsführer; Morath, stellvertretender Ge­schäftsführer. Zu Beisitzern wurden gewählt: Dr. Becker- Hessen, Benthien, Hepp v. Kardorff, Kempfes, Dr. Runkel und Winnefeld.

3m bevölkerungspolitischen Ausschuß wurde der völkische Abge­zum zweiten Borsitzenden gewählt. Zum Schriftführer der Deutsch­ordnete Roth zunt ersten Borsitzenden und der Kommunist de l nationale Roth.