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Nun kommt dazu die Frage der interaliiierten Rüstungstontrolle. Ich wiederholte in Paris   bei jeder sich bietenden Gelegenheit, daß, wenn es in Deutschland  Rüstungen geben sollte, die über das Maß des durch den Friedensvertrag Erlaubten hinausgehen sollten, fie niemals ausreichen würden, einen Krieg gegen Frankreich   zu führen. Antwort: Wenn dem so ist, warum sträubt man sich dann bei Euch gegen diese Inventuraufnahme?" Wer sich dieser Kontrolle widersetzt, erweckt den Eindruck, als ob er etwas zu verbergen habe, und dieser Widerstand kann böse Folgen haben. In der Tat, in Deutschland   muß man sich tlar darüber sein, was eine Weigerung bedeuten würde. Es besteht, furz gesagt, Gefahr, daß Herriet darüber stürzen könnte, um einer Regierung Blaz zu machen, die im großen und ganzen die Wege Poincarés einschlagen würde! Und selbst wenn das nicht geschähe, von dem Augenblick an, wo die Kon­trolle abgelehnt würde, wäre von einer weiteren Amnestie feine Rede mehr und wäre die Räumung der Ruhr auf, ich weiß nicht wann, vertagt. Dann hätten die französischen  und die deutschen   Nationalisten hier wieder die Regierung, die sie in schöner Einmütigkeit so sehnlich herbeiwünschen.

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Es lassen sich zahlreiche Gründe anführen, aus denen die Kontrolle für Deutschland   schwer zu ertragen ist, aber sie alle wiegen feberleicht gegenüber der einen Tatsache, daß diese Inventuraufnahme eine der Voraussetzungen für die wirkliche Berständigung und für die allmähliche Befreiung unseres Volkes von politischem, wirtschaftlichem und mora lischem Druck ist. Alles spitzt sich auf die Frage zu, ob man diese Verständigung will, ob man auch über die Stipulation des Sachverständigenberichtes hinaus zu einer Regelung der Streitpunkte gelangen will, die zurzeit das Verhältnis zwischen den beiden Nationen vergiften. Und damit hängt die andere Frage zusammen: Wer sind die Hochverräter? Die, die an einem Ausgleich arbeiten, oder jene, die ohne Rücksicht auf das Schicksal ihres Landes und ihrer Volksgenossen aus Parteigründen die Wunden am Körper Europas   offen halten

wollen?

Die Beamtenbesoldung im Reichstag.

Sozialdemokratie für Personalabbaugesek.

Im Reichstag   war es gestern friedlich, die erregte Stim mung vom Tage zuvor war rasch wieder verebbt. Nur ein paar Papierkugeln, Wurfgefchoffe, die die Kommunisten am Dienstag auf den völkischen Herrn Roth   geworfen hatten - ohne zu treffen- wurden herumgezeigt. Waffen der fom­munistischen Weltrevolution!

vertebrs perfonals in zwedentsprechender Weise ge regelt werden und bis zum Inkrafttreten dieses Gesetzes die jenigen Maßnahmen zu treffen, durch die das Unfallversiche rungsgefeß unter besonderer Berücksichtigung der Berufs­gefahren des Luftverkehrspersonals auch auf dieses ausgedehnt wird,

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Gehältern unten und oben erreicht worden, aber später hätten die bürgerlichen Parteien diese Spannung wieder rudweise auseinandergerissen. Sehr scharf wandte sich Steintopf gegen die Reichsregierung, die mit dieser Befol­dungsregelung ihre Befugnisse weit überschritten habe. Um das für die Zukunft zu verhindern, bringe die sozialdemo­fratische Fraktion einen Antrag ein, der der Reichsregie­rung die Ermächtigung zur selbständigen Regelung der Be- Reichstagabgeordneter Genosse Keil hat im Reichstag folgende amtengehälter entziehen soll. Unser Redner begründete ferner| Kleine Anfrage   gestellt: einen Antrag, den weiteren Personalabbau sofort und so lange Landesfinanzämtern die Vorschrift des§ 18 der zweiten Trotz mehrfacher Reklamationen wird immer noch von den einzustellen, bis der Reichstag ein ordnungsmäßiges Gefeß Steuernotverordnung in einer Weise angewandt, daß Heimarbei­über den Personalabbau verabschiedet habe. Der fommunistische Redner Eichhorn griff die sozial- tern und arbeiterinnen in der Regel die Steuerermäßi­demokratische Frattion an, weil sie nach seiner Auffaffung gungen des§ 17 nicht zugute fommen. Auch Heimarbeiter und den oberen Beamten noch immer zu viel gebe. Die Kommus bei weitem nicht an den steuerfreien. Betrag von 12 Mart heran­-arbeiterinnen mit den kleinsten Wochenverdiensten, die nisten haben beantragt, die Gehaltsgruppen I- VII und die Gehaltsgruppen über XIII vollständig zu beseitigen. Sie reichen, werden von der 4prozentigen Steuer betroffen. haben ferner einen Antrag eingebracht, daß die Regierung der gesetzlichen Bestimmungen in die Wege zu leiten, durch die dieser Ist der Herr Reichsfinanzminister bereit, sofort eine Aenderung statt der 711 Millionen Mart 800 millionen Mari ber gefeßlichen Bestimmungen in die Wege zu leiten, durch die dieser für die Erhöhung der Beamtenbesoldung zur Verfügung stellen schweren sozialen Ungerechtigkeit ein Ende bereitet wird?" foll. So könnte man natürlich ebenso gut 8000 Mil­lionen Goldmark für die Beamtenbesoldungserhöhung Ein völkischer Held. > b TG fordern, wenn man nicht gleichzeitig berücksichtigt, daß die Beamtengehälter schließlich doch von den Massen des Volkes, vorwiegend auch von den Arbeitern aufgebracht werden müssen. Uebrigens haben die Kommunisten ein sehr furzes Gedächtnis. Dieselbe Kommunistische Partei  , die jetzt die Gruppen I- VII und die Einzelgehälter vollkommen be­feitigen will, hat noch am 12. Juni 1923 im Reichstag einen Antrag eingebracht, der alle bisherigen Besoldungs­gruppen aufrechterhielt und der Gruppe XIII ein fünffach höheres Gehalt als der Gruppe I und der Gruppe B7 ein zwölffach höheres Gehalt als der Gruppe I zusprechen wollte. Die Kommunisten wiffen also recht genau, daß ihr lehiger Antrag undurchführbar ist, sie stellen ihn in s Blaue hin ein und schädigen damit nur die sozialdemokratische Arbeit auf Befferstellung der unteren Beamtenschichten. Die Ab­stimmung über sämtliche Anträge wurde auf Donnerstag vertagt.

Auch am Mittwoch fonnte in den Ausschußverhand. lungen eine Einigung über die Höhe der Aufbefferung der Beamtengehälter nicht erzielt werden. Im Hauptausschuß wurden lediglich zwei von der Deutschen Volkspartei   und von den Deutschynationalen gestellte grundsägliche Anträge angenommen, die, ohne eine Summe zu nennen, verlangen, daß die Regierung die jetzt von ihr zur Verfügung gestellten Mittel auf das Grundgehalt der Gruppen I bis VI legt und darüber hinaus zu einem späteren Die Sigung gehörte den Beamten. Alle Parteien Zeitpunkt die Sozialzulagen erhöht. Der Regierungsoor wandten sich in zahlreichen Anträgen gegen die am 16. Mai schlag lautet: Erhöhung der Grundgehälter in den Gruppen durch die Reichsregierung auf dem Berordnungswege vorge- I bis VI, beginnend in der dritten Dienstaltersstufe mit einer Staffe­nommene Besoldungsregelung. Nach schwierigen Verhandlung von 1 bis 6 M. Außerdem Wegfall der niedrigsten Stufe der lungen, die zeitweise fast zu einer Ministerkrise im Reichs­finanzministerium führten, wurde im Hauptausschuß be­fchloffen, die 7112 Goldmillionen, die von der Reichs= regierung zur Verfügung gestellt wurden, lediglich zur Erhöhung der Grundgehälter der Beamtengruppen I bis VI zu verwenden; außerdem noch allgemein für alle Be­cmtengruppen Erhöhungen der Frauen- und Kinderzulagen vorzunehmen und im übrigen alle sonstigen zur Besoldungs­neuregelung gestellten Anträge für erledigt zu erklären. In der langen Aussprache im Plenum wurden viele beamten. freundliche Reden gehalten.

Für die Sozialdemokratie fagte Genoffe Steintopf,

Kinderzulagen von bisher 16 M., so daß Beamte mit Kindern unter 6 Jahren eine monatliche Zulage von 2 M. besonders erhalten.

Die Sozialdemokratie besteht nach wie vor auf Ab­Stimmung über ihren Antrag, der dem Kabinett die Ermächtigung zur Erhöhung der Besoldung entziehen will. Bemerkenswert ift außerdem ein Antrag der Sozialdemokratie, mit der weiteren Durch führung der Personalabbau- Berordnung so lange auszusetzen, bis der angekündigte Gefeßentwurf über die Aenderung der Personal abbauverordnung vom Reichstag verabschiedet ist. Die Abst im mung über alle Anträge erfolgt am Donnerstag 11% Uhr mittags.

Der nationalsozialistische Abgeordnete Dr. Roth, der am Dienstag im Reichstag jene überaus provozierende Rede hielt, die den Anlaß zu den Lärmszenen gab, gehört zu jener Art von völkischen Helden, die heute mit dem Säbel raffeln, weil sie das wahre Wesen des Krieges nicht aus der Nähe fennen gelernt haben. Herr Dr. Roth schreibt über sich selbst im Reichstagshandbuch:

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Weltkrieg- Hauptmann und Abteilungsvorstand beim stellvertr. Generalkommando I. Bayrisches Armee- Korps. Teilgenommen an der Befreiung Münchens  ( April- Mai 1919), sodann Haupt­mann und Abteilungsvorstand bei der Generalfommandantur München  ; Major der Landwehr. a. D."

Die Weltkriegsheldentaten hat Herr Roth im Bürger­frieg verrichtet, nachdem ihm während des Krieges das Ge­chic es nicht vergönnt hat, friegerische Lorbeeren zu pflücken. Als ihm sein Heimtriegertum zum Vorwurf gemacht wurde, versicherte er seine Schuldlosigkeit; er habe sich immer an die Front gemeldet, man habe ihn aber nicht an die Front ge= lassen. Es war bekanntlich sehr schwer, an die Front zu

fommen.

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Lügenhetze.

Den Franzosen preisgeben?"

Der Lokal Anzeiger" berichtet: Nach der Bergisch- Märkischen Zeitung", der wir die Ber antwortung dafür überlassen müssen, wäre in Bielefeld   der dortige Kommandeur der Schußpolizei, es handelt sich um den im Kriege bekanntgewordenen U- Boot- Kommandanten Mäuffet, feines Kommandos enthoben und nach Essen ver setzt worden, da ihm Verbindung mit nationalen Organisationen zum Borwurf gemacht wurde. Da Rapitänleutnant Mäuffel auf der französischen   Auslieferungsliste steht, so wäre seine Versegung nach Essen, das ja im Einbruchsgebiet liegt, gleich­bedeutend mit seiner Bre isgabe an die Franzosen."

Andere rechtsstehende Blätter bringen die Nachricht der ,, Bergisch märkischen Zeitung", deren Strupellosigkeit bei ihrer Heze gegen Severing und die Republik   gerichtsnotorisch bekannt ist, in ähnlicher Form.

daß die Entrüftungen der unteren Beamten voll berechtigt Sozialdemokratische   Anträge im Reichstag.it feit geraumer Zeit im unbefegten Gebiet untergebracht,

feien. Er widerlegte die künstlichen Berechnungen des Reichs­finanzministeriums, die beweisen sollen, daß die unteren Be­amtenschichten jetzt über ihr Vorfriegsgehalt gekommen fein sollen. Das Gegenteil sei richtig. Schon in Friedenszeiten seien die Gehälter der unteren und mittleren Beamten zu fnapp gewesen. Unter sozialdemokratischem Einfluß sei nach der Revolution eine Angleichung zwischen den

Kölner   Sommer- Karneval.

Bon Wilhelm von Roellen.

Eine hohe Rheinlandbejagung hat die rheinische Bosse Schneider Wibbet" verboten. Herriot   sollte sich den tra­gischen Schneider, der feinem eigenen Leichenzuge zusieht, bei uns in Köln   einmal vorspielen lassen. Ich weiß nicht, ob die Uebertra­gung aus unserem eleganten Rölsch" in gemeines Bariser Fran­ zösisch   möglich ist. Aber wenn auch nicht, ich leiste jeben Schwur, daß Schneider Wibbel" fein Verbot und Herrn Herriot in fünf Minuten besiegen fönnte, felbst wenn er in bäftigstem Kölsch seinen völlerverföhnenden Humor entwideln würde.

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Auch der Kölner   Rarneval ist seit Jahr und Tag ver boten. Dafür ist aber die Kölner Stadtverordneten versammlung mit 15 Kommunisten erlaubt. Die besten Kenner des" Fastelovends" halten diesen Ersatz für vollwertig. Der An brang zu den Sigungen- Sigungen" nannte man in Röln auch die Beranstaltungen des Prinzen Karneval ist seit den Neu­wahlen derart, daß das Vergnügen rationiert werden muß. Die weitbekannte plattfölnische Boffenbühne von Millowitsch hat ihre Borstellungen einstweilen abgesagt. Man behauptet an den ober. gärigen Stammtischen, sie sei der Konkurrenz der neuen Stadt­verordnetenversammlung nicht gewachsen.

In jeder Sigung durchzittern die schwersten geistigen Ent­ladungen den Saal. Bilder von tropischer Blütenpracht bereichern die Reden. So wenn der tommunistische Wortführer dem zentrüm­lichen Reichsratsmitgliede und Stadtverordneten Schumacher sagt: Reiten Sie nur feinen moralischen Schimmel, den Sie nicht be fizen!" Die Deutschnationalen sind von der Kühnheit des Wort­gemäldes entzückt: Ein Kommunist, der einen Schwarzen auf ein weißes Roß seht und die Roten dazu lachen läßt. Der Zentrumsführer aber fährt den Kommunisten, der dem Rechts fundigen juristische Belehrungen zuteil werden lassen will, höhnisch kundigen juristische Belehrungen zuteil werden lassen will, höhnisch an: Wenn ich von Ihnen etwas lernen soll, ist es gerade, als wenn ein Säugling eine Amme lehren wollte, wie das Kind ge­schaufelt wird." Worauf der Kommunist die juristische Ueberlegen heit des Gegners anerkennt, diese Tatsache aber auf dessen große Glaze zurückführt: Leider habe ich noch feine so große Blatte Man könnte daraus schließen, daß der Vollmond zu den Symbolen der dritten Internationale gehört. Einer der Kölschen Proletarierführer muß sich vor verfammelten Stadtvätern an seine Elendsreifen nach den hungernden Rüsten der Riviera erinnern lassen. Er besitzt leider nicht Selbstgefühl genug, fo eine Heine Ausspannung nach den schweren revolutionären Kämpfen in den Weinkellern Kölns   und den Stadtratslogen der Kölner   Theater für gerechtfertigt zu erklären und knickt zusammen. Dafür ist das Jüngferlein Henriettchen Ackermann, die letzte und einzige Säule einstiger unabhängiger" Pracht, um so selbstbewußter.

wie Sie

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Die sozialdemokratische Reichstagsfrat­tion hat im Reichstag   Anträge eingebracht, durch die das Reichskabinett ersucht wird, den Entwurf eins Haus­hilfen gefeges, den Entwurf eines Reichswasserstraßen. gesetzes und den Entwurf einer Reichsverkehrsordnung vor zulegen. Die Fraktion verlangt ferner die Borlegung eines Gesezentwurfes, durch den die Rechtsverhältnisse des Luft

Gie spricht nur im Namen meiner Frattion" zu dem aufhorchenden| Hause und vertritt ohne Zweifel die geschlossenfte Fraktionsgemein­schaft, zumal wenn sie feine durchbrochenen Blusen trägt. An Wucht revolutionärer Sprache wird sie jedoch von einem fommunistischen andonnerte: Wir Arbeiter müssen die blutigen Steuergroschen Bordermann übertroffen, der das zitternd erbleichende Bürgertum aufbringen, die Sie als schmuzige Papierfehen den Kapitalisten in die hungrigen Rachen werfen."

Zur Beruhigung der kommunistischen   Nerven hat der Kölner  Bürgermeister seinen Moskauern bisher das Rauchen in der Sigung erlaubt. Gie nehmen das Lutschen an Meerschaumspitzen und Stummelpfeifen als unveräußerliche revolutionäre Menschenrechte in Anspruch. So ziehen denn die Nikotinschwaden wie Bulver­dampf um die Köpfe der fölschen Strategen des Bürgerkrieges, die gespannt auf den Ausbruch der Weltrevolution warten.

Nur gearbeitet wird einstweilen im Kölner   Stadtrat nichts. So war es aber auch früher in der Karnevalszeit. Nur daß damals So war es aber auch früher in der Karnevalszeit. Nur daß damals nicht so viele Erwerbslose und Kriegsopfer auf Hilfe aus dem Rat­hause warteten. Wahrscheinlich verlassen sich die Kommunisten auf die Heinzelmännchen  , die nach der Sage vordem nachts die Arbeit verrichteten, wenn tagsüber faule Burschen sich rechten und pflegten. Kommen die Heinzelmännchen? Kommen sie nicht? Die Rölner Kommunisten find forglos wie alle echten Kölschen. Ihre Kommunalpolitik ist die tiefe Lebensphilofophie des Kölschen Karnevalsliedes: Et hätt noch immer, immer, immer god ge Bis es nächstens schief geht.

gange

Stierkämpfe in Deutschland  .

Von Hans Bauer.

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Das Gelb in Deutschland   ist knapp. Allenthalben reicht es nur gerade noch zum Leben und manchmal nicht einmal dazu. Da fommit ein Konsortium gerade recht, das patriotisch genug ist, die Möglichkeit eines Prestigeverlustes, den Deutschland   durch das ewige Gejammer ob seiner Geldnot erleiden könnte, dadurch illusorisch zu machen, daß es für die Abhaltung von Stierfämpfen außerordentliche Rapitalien bereit hält.

Der erste sa chliche Teil der Nachricht ist richtig. Begründung und Schlußfolgerung dagegen find falsch. Die Schutzpolizei   Effen so daß die Rechtspresse für ihren Helden", der übrigens nicht wegen feiner ,, nationalen" Gesinnung, sondern wegen gänzlich un politischer, das Ansehen der Polizei schädigender Ber fehlungen strafverfekt wurde, nicht besorgt zu fein braucht. Der Bergisch- Märkischen Zeitung" ist dies alles natürlich bekannt. Ihr tommt es aber nicht auf die Tatsache, sondern auf die Hetze gegen Severing an, und die Rechtspresse fällt nur zu gern auf die Falschmeldungen und Verdrehungen der B.-M. 3tg." herein.

daß fein unziemliches Wort ihnen entfahre. Aber die wilde Todes­not eines fterbenden Tieres wird nicht gegen ihren guten Ton vers stoßen. Es wird photo- und stenographiert werden. Ueber den wahnsinnigen Schmerz einer gequälten Kreatur werden Sie abschnitt­verlangen, als diefe Stiere fie aufzubringen in der Lage find, weise berichten. Einige Besucher werden auch enttäuscht fein. Sie werden für ihr hohes Eintrittsgeld mehr Intensität des Sterbens während wieder andere in dem Berenden der gehetzten Tiere zu viel Theatralit und Mangel an Dezenz zu bemängeln haben werden. Ich für meinen Teil merde nur unter einer einzigen Bedingung in folch einem zur Jahrmarktbude gewordenen Schlachthof zu bringer sein: Wenn ich in einem fünftigen Leben als Rampfftier zur Welt tommen follte.

Ich wüßte dann beim Betreten der Arena, daß ich rundum das einzige Wesen wäre, das sich nicht zu schämen hat.

Daraufhin würde ich mit scharfen Augen prüfen, ob nicht irgend tünde, aus dem ich mir auf meinen fpigen Hörnern denjenigen wo die Möglichkeit eines Durchbrechens in den Zuschauerraum be­zum Zweikampf herausholen würde, der sein Erlebnis mit mir am farbenprächtigsten würde befchreiben fönnen.

Und wenn es schon sein müßte, so würde ich mein Blut in den Staub verströmen, stolz darauf, folch einen Tod nur erleiden und nicht als Schauspiel genießen zu brauchen.

denkmäler der Welt ist uns in Thüringen   durch die Entdeckung des Die Feengroffen bei Saalfeld  . Eines der herrlichsten Natur­Geologen Heß von Bichdorff erschlossen worden. Es sind dies die Feengrotten Feengrotten" bei Saalfeld  , von deren phantastischen Wunderj Rudolf Hundt eine anschauliche Schilderung in der Leipziger Illu ftrierten Zeitung" entwirft. Bor Jahrhunderten schon hat man in den Thüringer   Waldbergen Alaunschiefer gegraben, um aus diesem uralten Meeresniederschlag Alaun und Vitriol zu gewinnen. Ein folch alter Bergbau Jeremiasglüc", bei dem in drei Stockwerken Mider Alaunschiefer abgebaut wurde, liegt noch bei Garnsdorf  , unweit pon Saalfeld  . Das letzte Stockwert wurde 1746 aufgegeben, und seitdem hatten die Naturkräfte freies Spiel, die Mineralien aufzu lösen und in Form von Stalaktiten, Stalagmiten, Sinterterrassen und Kulissen wieder abzusetzen. Während aber die übrigen Höhlen hauptsächlich Tropfstein und fohlenfauren Kait aufweisen, haben sich in den Räumen des alten Jeremiasglüc" Phosphoreifenfinters gebilde entwickelt, deren phantastische Formen in den wundervollsten Farbenschattierungen erglänzen. Diese bunten Höhlenräume find tatsächlich Feengrotten  , wie man fie getauft hat, und alles, was die malerpalette an koloristischen Wirkungen aufweist, wird von der Farbenpracht dieser Grotten übertroffen, wenn das weiße Licht der elektrischen Lampen die bunten Wunder zum Aufglühen bringt. Die herrlichsten Formen ruft der Diadochit hervor, und seine Stalaktiten an den Decken, die oft meterlang und noch weich find, pendeln im leisesten Wind phantastisch hin und her. Gegliedert werden die Räume durch Schrumpfungsformen, die als Ruliffen an den Bänden entstehen. Dagegen bauen sich durch die Verdunstung auf dem Boden aufschlagender Tropfen die Stalagmiten langsam in die Höhe und schaffen so wundersame Architekturen. Die Feinheit der Formen erkennt man am besten im Butterfeller" mit seinen Riefenmengen weichen Diadochits. In dem leisen Tönen, das die Tropfen bein

Außerdem hilft das Konsortium einer dringenden feelischen Not unferes Boltes ab. Borüber ist die Sensation der Heeresberichte mit ihren 3000 Toten alle 24 Stunden, auch auf die Periodizität der Ab­schüsse mißliebiger Politiker kann man sich nicht unbedingt verlassen. Da würde das Blut, das zwar bloß aus dem aufgeschlitten Leib eines Tieres, aber dafür in Sehweite fließt, einen vollwertigen Ersatz für andere, leider ausbleibende Anlässe zu seelischem Aufschwung bedeuten.

Ich kann mir vorstellen, wie so ein Stierkampf fich abspielt, wenn die Regierung die Genehmigung nicht verweigern sollte.

Kleine Fräuleins werden in dem Arenarund fizen und schnei dige Kommis, gedunsene Herren und aufgedonnerte Weiber. Im Privatleben werden fie alle sehr anständig sein und darauf achten,