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Nr. 296 41. Fahrgang
1. Heilage öes vorwärts
Vonnerstag, 26. Fun! 1924
Mit Riemen unö paööel.
Cambridge   und Oxford  , diese beiden englischen Universitäten wurden weltberühmt durch die Ruderwettkämpfe, die ihre Studentenschaften alljährlich austragen. Zu den eisbt dlues(acht Blauen) einer dieser Universitätsrudermannschaften(Oxford   dunkel, Cambridge   hell) zu gehören, gilt für das Vornehmste und das Er- strebenswerteste, was der englische Student sich denken kann. Denn, das muß hier auch betont werden, in England gilt der Sportlehrer genau so viel wie der wissenschaftliche Lehrer, ja, es kann vorkommen, daß man ihm noch einen Vorzug einräumt. Der Engländer ist zu Recht sehr stolz aus sein« Zähigkeit, von der er weiß, daß sie im Sport begründet liegt. Weil die englische   Bevölkerung Sport treiben wollte, wurde in England, früher Äs in anderen Ländern, der zeitige Ladenschluß errungen. Selbst die durchgehende Arbeitszeit, die englische Tischzeit, ist auf der Sportliebe der Engländer be- gründet. England ist eben das klassische Land des Sports. Deutsch  - land ist einmal auch ein für den Sport bedeutendes Land gewesen, das heißt, vor dem Zvjährigen Kriege. Der vernichtete viel, auch die für die Gesundheit der Bevölkerung nötigen sportlichen Einrich» tungen und die Sportfreude. Unter dem wilhelminischen Regime kannte man vor allen Dingen das Kafernenhofturnen, die Jugend- spiele unter strengster Beaufsichtigung des Lehrers und Sportarten, wenn sie sich mit militärischem Drill irgendwie vereinigen ließen oder das Reservatrecht einer kleinen Oberschicht blieben. Dem Arbeitersport machte man nach Möglichkeit Schwierigkeiten. Sinnen unö buten.' Die Berliner   sind echte, rechte Wasserratten. Das haben sie mit vielen Binnenländern gemeinsam. Die Sinder der Küste sind im allgemeinen dem Rudersport gegenüber zurückhaltender. Für sie ist das Rudern Erwerbsmöglichkeit, saurer Brotverdienst. Zudem verlangt die reißende Strömung schwer« Boote, denen Schnelligkeit nicht eigen ist. Ja. es kommt vor, daß Insulaner, die Tag» für Tag aus das Meer hinausrudern oder segeln, um dem Fischfang nachzugehen, sogar das Schwimmen als einen für sie unnötigen Sport betrachten. Und auf erstaunte Fragen vielleicht folgend« Antworten geben:Wenns Unglück will, is de beste Swemmer verloren. Na, und wenn wie rinnsallt, krappelt wie wedder rut." (Wenn es das Unglück will, ist der beste Schwimmer verloren. Na, und wenn wir reinfallen, krabbeln wir wieder raus.") Uebrigens verschwindet das Ruderboot an der Küste jetzt mehr und mehr. Es wird durch das Motorboot ersetzt. Das Rudern ist bekanntlich schon dadurch ein sehr gesunder Sport, weil er in staubfreier Luft aus- geübt wird. Arm-, Brust-, Rücken-und Beinmuskeln werden durch ihn gestärkt. Ueberdies bedingt das taktmäßtge Rudern Muskel- arbeit, in die im Takt des auf- und abziehenden Körpers eine wohl- tuende Ruhepause eingeschaltet ist. Zugleich wird Atemgymnastik getrieben, die nicht zu unterschätzen ist, zumal als Ausgleich einer sitzenden Lebensweise, die die Lunge schädlichen Einflüssen aussetzt. Sport ist nötig, auch für den körperlich Arbeitenden. Es wird näm- lich meist übersehen, daß der Handarbeiter sehr oft nur zu einer einseitigen Ausnutzung seiner Muskelkraft kommt. Mit der Ein­führung des Achtstundentages stieg die Sportbegeisierung der arbeitenden Klasse. Es gehört eben die nötige Zeit dazu, um an der Gesunderhaltung seines Körpers arbeiten zu können. öootstppen. Das Rudern ist seit gut 200 Jahren unter die Leibesübungen eingereiht worden. Die ersten Berliner   Bootsverleiher hatten ihre Niederlassungen in Treptow   und an der Stralauer Brücke. Den ersten deutschen   Ruderern waren die Engländer und ihr« Boote Bor- bilder. In frühester Zeit wurden die eichenen Dollenklinkerboote benutzt. Das find offene, hochbordige Fahrzeuge. Man nennt sie Gigs. Sie kommen für Bootswanderungen und das Einüben der Schüler noch jetzt in Frage. Die Wherrys sind von gleicher Art, nur aus leichterem Holz und etwas niedriger. Beim Wander­rudern, das, wenn es mit mehreren betrieben wird, immer eine gute Ueberprüfung der Kameradschaft bringt, bevorzugt man oft 'ein breites Boot und feste Sitze. Bei einer Dauerleistung muß man stets im voraus der unweigerlich«insetzenden Ermüdung Rechnung tragen. Uebrigens schreiben beim Wanderrudern die Gewässer die Bootsart vor. Fährt man in einem offenen Boot, so sind wasser- dichte Persennings als Schutzdecken erforderlich. Will man mit der
Wandertour zugleich ein Lagerleben verbinden, so muß man aller- lei Gepäck im Boot verstauen können. Das Paddelboot ist für schmal« Gewässer vorzüglich zu gebrauchen. Es ist zwar in seiner Fortbewegung nicht allzu schnell, aber es hat unbedingt seine großen Vorzüge. Man hat das Gesicht in der Fahrtrichtung, und das Paddeln ist leicht zu erlernen, was beim Rudern nicht ohne weiteres der Fall ist. In Grönland   bietet der Kajak, ein durch Häute ab- geschlossenes Paddelboot, gerade Raum für«inen Mann. Kommt der Eskimo mit dem Kopf unter Wasser, so richtet er sich durch einen kräftigen Paddelschlag wieder auf. Der Durchschnittseuropäer muß aber daraus achten, daß er nicht zu beengt im Faltboot, das dem Kajak nachgebildet ist, sitzt. Bei einem Umschlagen des Bootes muß er die Beine schnell herausziehen können. Die Freude an der
Schnelligkeit erbrachte manche technische Veränderung an den Booten. Um die Stoßkraft der Betne voll auszunutzen, schuf man zuerst den Gleitsitz und später den Rollsitz. Das Rennbaot ist ohne Außenkiel, mit glatter Außenhaut und schmal. Seine Handhabung stellt an die Kunst der Ruderer die höchsten Anforderungen. Es ist schon eine Kunst an sich, ein solch rankes Boot richtig zu betreten. Der nächste Ruderer vom Steuermann sitzt am sogenannten Schlag- platz. Er muß das Tempo angeben. Die Plätze am Bug muß man sehr geschickten Ruderern anvertrauen, da sie das Schwanken des Rennbootes am meisten zu verspüren bekommen. Der Steuermann hat die Verantwortung für Mannschaft und Boot. Er muß alles beobachten und jeder Schwierigkeit Herr werden, denn die gesamt« Mannschaft kehrt der Fahrtrichtung den Rücken zu, überdies muh der Steuermann Kenntnis vom Rudern haben, und die Renn- tüchtigkeit seiner Mannschast muß er genau einschätzen können. Auf �seine Energie und sein Können muß das Vertrauen zu ihm be- gründet fein..Von den amerikanischen Universitätsprofessoren wur� den eingehende Untersuchungen gemacht über die kauglichsle Er­nährung der Rennruderer. Und es ist immerhin interessant zu ersahren, daß die englischen Zunstgelehrten den Fleischgenuß oer- werfen, die amerikanischen aber einem dreimal täglichen Fleisch- genuß das Wort reden und nur Süßigkeiten oerbieten.
Die �rbeiter-Nuöervereine nennen eine ganze Anzahl Bootshäuser ihr eigen. Sie besitzen her- vorragendes Bootsmaterial, das einen Vergleich mit demjenigen der feudalsten Klubs aushalten kann. Der größte Arbeiter-Ruderverein, derV o r w ä r t s", der gegenwärtig über 100 Boote und fast SM Mitglieder hat, wurde im Jahre 1892 von Berliner   Arbeitern gegründet, die weder Mühe noch Opfer scheuten, um ihre Ideen und Ziele zu verwirklichen. Bon den vielen Schikanen, denen dieser Verein ausgesetzt war, sei hier nur eine erwähnt. Kurz vor dem Kriege hatte der genannte Verein einen günstigen Bootsplatz auf der linken Spreeseite in der Nähe von Baumschulenweg in Aussicht. Doch der Pionierübungsplatz in der Nähe ließ eine hohe Obrigkeit für die Seelen ihrer Pioniere fürchten, und derVorwärts" mußte auf die andere Spreeseite ziehen. Das bedeutete für seine Mit- glieder Zeit und Geldkosten, denn es ist nun ein jedesmaliges Ueber- setzen erforderlich. 1909 schlössen sich die Berliner   Vereine zum Freien Ruderbund" zusammen: vor einigen Jahren traten noch die Paddler hinzu, die nun alle im Freien Ruder- und Kanubund zu- sammengeschlofsen sind. In den letzten Jahren sind Brudervereine aus Hamburg  , Hannover  , Magdeburg  , Breslau  . Leipzig  , Stettin  , Dortmund  , Düsseldorf  , Forst i. L., Linz   und Wien   hinzugetreten. Für einen Ruderverein sind stets allerlei Schwierigkeiten zu über- winden. So spielt beispielsweise die Grundstücksfrage immer eine große Rolle, da paffende Waffergrundstücke stets sehr teuer und selten zu haben sind. Die Bootshäuser dürfen auch nie zu weit von einer Fohrverbindung zur Stadt entfernt sein. Ferner steckt im Bootsmaterial selbst ein großer Wert. Ein Doppelzweier mit Steuer, der ftüher 500 Mk. kostete, stellt sich heute aus über 900 Rlk ein Vierer kostet etwa 12001500 Wk. und ein Achler 2500 Alk., ein Paddelboot etwa 300500 RH. Die richtigen Sportboote bestchen selbstverständlich aus Zedernholz. Das ist ein leichtes und gegen Fäulnis widerstandsfähiges Holz. Soll ein Boot lange halten, so bedarf es der sorgsamsten Behandlung und Pflege. Im Gegensatz zu den Segelbooten wird es nach jeder Fahrt aus dem Wasser gehoben, gesäubert und in den Bootshäusern untergebracht. Alle Jahre muß es außerdem gründlich gereinigt und lackiert werden. Fast alle Reparaturen werden von den Mitgliedern ausgeführt. Nur so ist es möglich, die Beiträge auf ein für Arbeiter erschwing- liches Maß herabzusetzen. Zurzeit sind wieder einige Neuhauten im Auftrag. In jüngster Zeit werden viel Paddelboote, sogenannte Scharpies, von den Sportlern selbst gebaut.
Den Arbeiterrudervereinen sind in ihrer Mitgliederzohl leider Grenzen gezogen, da die Gelände-, Bootshaus- und Bootsfrage eine große Rolle spielen. Es wird strikte darauf gehalten, nur soviel Mitglieder aufzunehmen, daß sie auch Gelegenheit zum Rudern haben. Dft Berliner   Vereine, denenCollegia",Freiheit", Fr. Kanubund, ASC., Ficht«, FRV. 1913,Ruderfteunde",Recomania",Pichels­berg«" undVorwärts" angehören, haben über 1000 Mitglieder und eine stattliche Flotte von 364 Booten. Die Regatten und Dauerrudern, die ohne Geld- oder Ehrenpreise abgehalten werden, sind außerordentlich beliebt. Die Arbeiterruderer gehen ihren eigenen Weg. Aus kleinen Anfängen heraus entwickelten sie sich, um jetzt ein Faktor im Sportleben Deutschlands   zu sein.
Aufklärung des Skelettfundes in der Ratiborstra�e. Der aufsehenerregende Fund, der gestern auf dem Kohlen- platz in der Ratiborstraße gemacht wurde, hat durch die Erwitte  - lungen der Mordkommission schnell seine Aufklärung ge- funden. Als diese an den Fundort kam, wurde vorsichtig weiter- gegraben. Es wurden noch einig« Knochen zutage gefördert. Ein Kopf, Rückenwirbel und noch einige größere Knochen. Alle vom Fleisch entblößt. Wahllos dazwischen geworfen auch tierische Knochen, von Hunden und von Vögeln. Das ganze Aussehen und die Bearbeitung der Knochen, so z. B. die geraden Schnittflächen des Schädels, lassen mit Sicherheit daraus schließen, daß es sich um Studienmaterial handelt. Ein Arzt, vielleicht� auch ein Studierender hat wohl alles in einen Sack getan, mit Kalk be- warfen und hier vergrüben. Das Gewebe des Sackes ist sehr zerstört. Um vollkommen sicher zu sein, wurden die ganzen Knochen gesammelt und dem Leichenschauhaus überwiesen. Hier werden die Knochen von Aerzten aus noch einmal genau geprüft werden.
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Die Venus von Syrakus  . "von Clara Vahka.
Doch nein! Ihr traute er das nicht zu. Wer sie so sitzen sah. wie eben jetzt, den kleinen, hageren Vogelkopf auf langem, nickendem Hals aus einem grauweißen Tuche hängend, die Hände wie längst müde gearbeitete, stumpf und schlaff ge­wordene Krallen auf den Knien liegend, der hätte ihr höchstens zugetraut, daß sie langsam die Treppe hinaufkriechen und unten einer Bettdecke verschwinden könnte. Und so dachte auch der Fruchthändler in Palermo  . Doch da war zunächst einmal ihr Mann gewesen, jünger c-ls sie selbst, ein eiserner kleiner Patron, der jede Arbeit durch- biß: und als ihm eines Tages der Atem ausging, stand der Sohn auf seinem Platze und neben ihm ein handfester Bursche, der die beiden letzten Jahre schon mit zugegriffen hatte. Und Arbeitsfrauen gab es immer. Zwei iiavon waren jedoch so flink und hübsch gewesen, daß der Sohn und sein Freund nicht lange gezaudert und schnell zugegriffen hatten, in der Absicht, die Alte nunmehr in das legte Zimmer zu setzen. Sie aber hatte den Bertrag. und der Fruchthändler wohnte weit fort. ' Ehe die vier Jl/ngen zum Ziele gekommen waren, halte Mütterchen Rosma schon den jungen Ercole Montanari und dann auch noch seinen Bruder Niccold, und die vier anderen hatten eine eigene kleine Pflanzung angefangen. Eigentlich war es ja eine uralte, die nur neues Blut brauchte doch vor lauter Hader ihrer Besitzer konnten die Bäume nicht wachsen und die Früchte wurden so voll Habgier herunter- gerissen,' daß immer ein elendes grünes kleines Mal zurück- blieb, statt der glatten gelben Mutterstelle, von der sich eine xeife Frucht losgelöst.. Nein, sie hätten kein Glück, die Vier. Mütterchen Rosina aber sonnte sich und erlebte, wie sie sagte, einen neuen goldhellen Frühling, denn Ercole, dieser Ercole, so verwegen, daß man in Taormina   die Tür zuschloß, wenn er zu einem sittsamen Mädchen wollte, das war ein Mann.' wie ihn einst ihr junges Herz über alles geliebt hatte, als es noch überquellend von Kraft und Sehnsucht unter dem Brusttuche schlug, das damals keineswegs grauweiß, sondern so bunt wie nur möglich gewesen war.
Der Fruchthändler aber und alle, die Mutter Rosina mit dem nickenden dünnen Hals und den blinzelnden dunklen Aeuglein wortlos in der Sonne sitzen sahen, täuschten sich sehr in ihr. . Es war wohl die Lava des Alters über sie hingeflossen, doch drinnen glomm es immer noch, und bisweilen züngelte irgendwo ein Flämmchen hervor. Jetzt horchte sie ganz entzückt auf die Pläne der Jungen. Als Renzo anfangs Heimlichkeiten haben wollte, sagte Ercole sofort:Nichts ohne Mütterchen Rosina; sie ist klüger als wir drei' zusammen und verschwiegen wie ein Stein." Damit war diese Sache abgetan, und man redete sich vom Herzen herunter, was man wollte. Doch niemand von der Pflanzung durfte in der Nähe sein. Das waren Leute, die kamen und gingen, jeder trug gerne eine Neuigkeit in fein Nest. Trau emer dem gackernden Haufen! In der Mlltagsstunde jetzt, im Frühling, so voll noch von Düften und zartem Fächeln der blauen Luft saß man im engen Kreise beisammen und beriet Tag für Tag das große Abenteuer. Gewiß, den alten Prinzen und die jung« Venus hatte man entdeckt, es war nicht gar schwer gewesen, und Ercole hatte ganz richtig vermutet: sie wohnten weit näher zu Mutter Rosinas Pachtung als zum Gebirge von Taormina  . Doch war noch wenig damit geholfen. Niccolö, den niemand kannte und der ein rechtes Fllchs- lein war, hatte man schon mehrere Male zum Auskundschaften sortgeschickt, und jedesmal kam er heiß vor Entzücken über feine eigene Schlauheit zurück, doch ohne auch nur eine Spanne breit weiter gekommen zu sein. Er ging als Bettler, als Arbeitsuchender, als Vagabund, als Händler und schließlich als Mädchen, doch all das nützte nichts., Es war jedesmal ein Hauptspaß gewesen, ihn wie für eine rechte Komödie herauszuputzen selbst die Arbeiterinnen der Pflanzung erkannten ihn nicht, aber Renzo wollte nicht mehr warten. Er raufte sich schon die Haare vor verzweifelter Ungeduld, wenn Ercole oder Mütterchen Rosina eine neue List einfiel. Er wollte vorwärts kommen und damit fertig! Freilich hatten sie alle recht: er mußte sich zurückhalten. Wenn es so war, wie Niccnjö immer wieder versicherte. Und man mußte es ja wohl glauben. Alles, was man hörte, be- stätigte Niccolüs Erzählungen.
Gerade war er wieder dabei! Es ist nicht an sie heranzukommen, sage ich euch.'Eine alte Eule haben sie ihr zur Hüterin gesetzt. Nein, was sage ich! Wäre es nur eine Eule! Die streicht doch wenigstens mal zur Nachtzeit fort. Diese sitzt und sitzt oder sie stelzt wie eine dürre Puppe im Park umher, wenn die schöne Principessa einmal ein wenig Luft haben will. Der Park aber hat hohe Mauern, sage ich euch. Ringsum. Nur ganz hinten, da gibt es ein altes, fast ganz überwuchertes Tor. Ich habe schon mal am Schloß herumgebastelt. Alles eingerostet! Da muß man lange und vorsichtig arbeiten. Vielleicht locken wir sie doch einmal heraus. Von vorne, das ist ausgeschlossen. Ueberall steht irgendein Eisgesicht herum, zumal am Tor. Du kommst erst gar nicht hinein, Renzo!" Aber das hintere Tor," sagte Mutter Rosina in einem hohen Flötenton und ganz nüchtern und sachgemäß: Niccolö, fächle die Kohlen an, wir wollen einen guten Kaffee trinken." In einem kleinen, vorn offenen Oefchen lagen glühende Holzkohlen, darüber stand auf einem Reifen öin irgener Tops. Niccolö stand auf, nahm ein altes Palmenblatt und fächelte. Dabei sah er sich kokett um.Ihr hättet mich als Spitzenverkäuferin sehen sollen, da taute wirklich so ein Eis- gesicht auf. Weiß Gott  , der Esel hätte mich" Ums Haar verführt." sagte Mütterchen Rosina ganz hoch, ihr Kopf tippte in nickendem Gelächter vornüber. Und die Bianca du sagst gar nichts von Bianca!" Renzo stand ungeduldig auf und ging hin und her. die Hände in die Taschen gebohrt. Glaubst du, der ging's viel besser als der Herrin? Wer traut einer Zofe, wenn irgendwo im Lande nicht allzu fern der Liebste dieser Herrin steht?" Sie hat keinen Liebsten!" sagte Renzo schroff. Aber den Einzigen, nicht wahr?" Der junge Niccolö warf das schnell über die Schulter, während er im Kaffee rührte. Der Einzige," sagte Ercole leise, angestrengt vor sich hin- blickend, als müßte er eine Geheimschrift in den Ritzen der ge- borstenen Steinplatten lesen.. Niccolö holte Tassen herbei. Ziegenmilch und kleine Kuchen. Im Hauseingang blieb er stehen und sag� pathetisch: Außerdem wandelt die arm« Benus noch im Schatten einer Soutane." Z'(Fortsetzung folgt.) j