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Mehr Aktivität.

Sam Ergebulb der Elternbeiratswahlen. Im Hakenkreuzler- Dorado Wilhelma "

Zum

Die Elternbeiratswahlen haben in Berlin den Christlich. Unpolitischen gegenüber der letzten Wahl 1922 einen großen Vorsprung gebracht. Sie werden, soweit sich übersehen läßt, nahezu % aller Size( die höheren Schulen eingerechnet) innehaben, trotzdem sie auch einen großen Stimmenrüdgang in allen Bezirken zu verzeichnen haben. Die Wahlbeteiligung war noch ge­ringer als 1922. Sie betrug durchschnittlich 25 bis 30 Proz. und ftieg nur an wenigen Schulen bis zu 50 Proz. Besonders in Ar­beitervierteln war wieder eine sehr geringe Wahlbeteiligung fest­zustellen, die natürlich der unchristlich- politischen" Reaktion, die ihre Schäflein sicher am Bärbel hat, zugute fam.

Die Ursachen des Sieges der Chriftlich- Unpolitischen" sind zum Teil dieselben, die ihnen schon 1922 einen Erfolg brachten. Die Gleichgültigteit großer Teile der Arbeiterschaft war ihre beste Hilfe. Monatelang haben sie sich und ihre Anhänger auf die Wahl eingestellt, während ein großer Teil der aktiven Kräfte der Gegenseite durch Reichstagswahl und Gewerkschaftsarbeit gebun­den waren und so später und zum Teil müde an die Arbeit für die Elternbeiratswahlen ging. Es tann auch vielen Parteigenoffen der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie in dieser Frage zu lässig waren. Die Hauptursache des großen Erfolgs der Schulreaktion liegt darin, daß man ihnen von vornherein 135 Schulen mit etwa 2000 Sigen völlig tampflos überlassen hat dadurch, daß man teine Gegenliste aufstellte, obwohl dies bei einigem guten Willen und zielbewußter Arbeit möglich gewesen wäre. Diese Tatsache allein hat den Kampf entschieden. In einzelnen Bezirken hat man die Sache mit einem gewissen Fatalismus, ja Fahrlässigkeit laufen lassen, die überwunden werden muß, wenn wir uns nicht selbst aufgeben wollen. Ueberall da, wo Schulaufbau- Liften" aufgestellt wurden, wo einigermaßen gearbeitet wurde, ist es auch gelungen, ben Christlich- Unpolitischen" einen Damm zu fezzen, feßen, ja ihnen Mandate zu entreißen, selbst an an höheren Schulen, 3. B. am Köllnischen Gymnasium ( 8 Aufbau", 3 demo­fratische Liste, Christlich- Unpolitisch 0) und Sophien- Lyzeum. Manche Arbeiterviertel, die entscheidend sein könnten für den Schul­fortschritt, sind ganz oder zum Teil ausgefallen, so Moabit , Wedding , Lichtenberg , auch teilweise Neukölln( 23 Schulen). Bezirke mit welt­lichen Schulen haben zum Teil ihre Aufgabe nicht recht erkannt. Auch dort an den rein christlichen" Schulen war es inöglich, wie Bei­spiele beweisen, mit Erfolg den Christlich- Unpolitischen entgegen zutreten. Mehr Aktivität, und die Reaktion ist im Rüdgang.

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Besonders kommt den Christlich- Unpolitischen in Berlin zugute, daß die Berliner Lehrerschaft, die doch in der Mehrzahl auf dem Boden der Simultanschule steht, die von den Chriftlich­Unpolitischen" ebenso scharf bekämpft wird wie die weltliche Schule, fich nicht aufraffen forin zu einem energischen Kampf für die Si­multanſchule gegen die verschärfte Bekenntnisschule. Wohl weist fie den Weg, wie ihre Entschließungen auf Lehrertagen und Artiteln in der Lehrerzeitung beweisen, fie fennt die drohende Gefahr der Bertirchlichung, aber fie rafft sich nicht zur Tat auf. Geschähe dies, so wären die Chriftlich- Unpolitischen für Berlin feine Gefahr mehr. Die Folgen dieser Schlaffheit wird die Lehrerschaft im be= fondere zu tragen haben. Ihre Aktivität in diesen Fragen ist leider noch geringer als die der fortschrittlichen Elternschaft. Mehr Afti­vität, ihr Lehrer, und der Reaktion, die auch Euch bedroht, ist Still­ftand geboten.

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Christlich- Unpolitische, Rechtspresse und Kommunisten sind sich einig darin, daß die Sozialdemokratie es nicht gewagt habe, offen aufzutreten und sich hinter der Berliner Schul not gemeinschaft" versteckt habe. Diese Behauptungen machen sich besonders schön im Munde der Kommunisten, die bis vor furzem selbst der Schulnotgemeinschaft" angehörten. Die Sozialdem o- fratie hat nicht nötig, fich zu verbergen, aber sie hat der Berliner Schulnotgemeinschaft und ihrer Liste Schulaufbau" ihre Unterstützung geliehen im Gefühl ihrer Verantwortung gegen über den Kindern des Volkes und ihrer Schule. Sie hat damit den Beweis erbracht, daß es ihr ernst ist mit der Forderung: Heraus mit der Parteipolitik aus der Schule. Sie wollte feine parteipolitischen Geschäfte machen und hat die Schulnotgemeinschaft" interftügt in ihrem Kampf gegen die drohende Zerstörung der Boits­schule, was von den Kommunisten allerdings nicht zu behaupten ist. Schon jetzt beginnt die chriftlich ,, unpolitische" Bresse den Wahl. fig politisch auszunuzen. Die Herren vom Bürgerblock deutsch­nationaler Färbung erzählen ihren Leuten vom Busammenbruch des sozialistischen Kulturprogramms". Sie werden bald versuchen, gemäß dieser Feststellung auch die Reichsschulpolitik zu beeinflussen und auf Grund ihres Wahlfieges" ihre Forderungen nach der Aus. lieferung der Schule an die Kirche stellen. Mit Ünrecht werden sie fich darauf berufen, denn noch nicht ein Fünftel der Eltern haben sich für die Chriftlich- Unpolitischen entschieden, und wir sind sicher, daß Taufende von Arbeitereltern, die noch heute ihre Kinder in den Religionsunterricht schicken, sich nicht für die von den Rechtsparteien, der Kirche und ihren christlich- unpolitischen Trabanten erstrebte Be­fenntnisschule entsdjeiden werden.

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Die Sozialdemokratie wird an der Spize im Rampfe stehen gegen die der Schule drohenden Gefahren. Ihren Anhängern und Freunden gilt der Ruf: Nicht müde werden. Mehr Attivität! Der Endsieg gehört uns! Richard Schröter.

Tsching und Li. Tiching und Li, zwei ehrsame Bürger aus dem Reiche der Mitte, die der Berliner chinesischen Kolonie angehören, hatten sich durch ihre Handelsgeschäfte ein fleines Vermögen erspart und dieses in der Zeit der Inflation in Devisen angelegt. Als die Rentenmark fich als stabil erwies und sie Geld für andere Geschäfte brauchten, wollten sie ihren Devisenbesig wieder umwechseln, fielen aber dabei einer Gaunerbande zum Opfer. Unter den Linden hatten sie den vielfach vorbestraften Seemann Heinz 3 immermann, genannt der Hamburger Heinz", einen gewissen Reibe und den angeblichen früheren Schauspieler am Lessing- Theater Wil­ helm Müller fennengelernt. Zu diesem Gaunertrio gehörte auch der Klempner Mar Boeder, in Verbrecherkreisen unter dem Namen Klempnermag" bekannt, der aber im Hintergrunde blieb. Die anderen schwindelten den Chinesen vor, daß fie gute Bank­beziehungen hätten und ihnen preiswert einige 50- Pfund- Noten um­wechseln fönnten. Die Chinesen gingen freudig auf den Vorschlag ein und wurden nun nach einer Mokkadiele in der Karlstraße ver­fchleppt. Blöglich fuhr Klempnermag" mit einem Auto vor, stürzte hinein und rief Müller zu: Herr Direktor, Sie müssen rasch zu einer Aufsichtsratsfizung!" Müller sollte nun mit den beiden 50- Pfund- Noten sofort verschwinden, indem er den Chinesen zurief, daß er sofort wiederkomme und dann auch das um= gewechselte Geld zurückbringen würde. Die Chinesen schöpften aber Berdacht und wollten sich auf den Handel nicht einlassen. Kurz ent­schlossen borte Reibe einen Chinesen nieder. Der andere aber verstand feinen Spaß. Mit einem Jiu- Jitsu Griff schlug er seinerseits den Angreifer zu Boden. Während diefes Kampfes hatten die Spießgesellen jedoch die Gelegenheit benutzt, um zu flüchten. Es entspann sich eine wilde Jagd auf der Straße und einige der Gauner wurden auch gefaßt, leider aber nicht der= jenige, der das Geld hatte. Die Noten blieben verschwunden und die beiden Chinesen sind bis jetzt die Leidtragenden.

In der Gerichtsverhandlung vor dem Schöffengericht Mitte fonnten nur Müller und Boeder zur Berantwortung gezogen werden; Zimmermann ist flüchtig und Reibe ist am Tage vorher in ciner anderen Sache verhaftet worden und konnte nicht mehr vor­geführt werden, so daß auch gegen ihn das Verfahren ausgefeßt werden mußte. Müller erhielt sechs Monate Gefängnis, während der weniger beteiligte Boeder mit 100 Mart Gelb strafe davondom.

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Ts.

Wir sind Lützows wilde, verwegene Jagd."

Wieder ein Frauenmord. Der Täter verhaftet.

In ihrer Wohnung wurde vorgestern mittag 22 Uhr die unver­ehelichte Emilie Mischte in der Brunnenstraße in Spandau er­mordet aufgefunden. Der Täter ist der bei ihr wohnende Schloffer Mali. Er ist verhaftet und geständig.

In der Siemensstadt in Spandau im Erdgeschoß des Hauses Brunnenstr. 18 wohnt bei einem gewissen Ortas die 50 Jahre alte unverehelichte Frau Emilie Mischte. Sie lebt schon seit 18 Jahren mit einem 49 Jahren alten Schloffer Alfred Mali in freier Ehe. Zwischen der Frau und Mali waren 3ant und Streit an der Tages. ordnung. Er hat schon oft zu Bekannten geäußert, daß er von ihr fortziehen wolle. Auch daß er die Alte mal totschlagen molle". Vorgestern ist es zwischen beiden wieder mal zu einem Streit gekommen. Mali schickte vorgestern seine Tochter fort, um ihm Zigarren zu holen, damit er sich beruhige. Als das Mädchen wieder zurüd. fam, war die Tat schon geschehen. Man hatte die Frau mit einem tiefen Stich in die linte B rust seite in ihrem Blute liegend Brustseite auf dem Boden tot aufgefunden. Sie war mit einem langen dolch. artigen Gegenstand aus gehärtetem Stahl erstochen worden. Mali war verschwunden. Die sofort alarmierte Mordkommission erschien alsbald. Daß fein anderer als der Schlosser Mali als Täter in Frage fam, stand fest. Die Beamten hatten Photographien in der Wohnung von ihm vorgefunden. Sie wurden unter ihnen verteilt und sie schwärmten sofort in der Gegend aus. Einer jah ihn unter den zu­fammengelaufenen Leuten stehen, erkannte ihn nach der Photographie, versicherte sich bei einer Frau, die ihn schon seit 13 Jahren fennt, daß es der Gesuchte sei und nahm ihn sofort feft. Er be hauptet, die Tat, durch seine Frau gereizt, in finnloser But, seiner selbst nicht mehr mächtig, ausgeführt zu haben. Die Leiche wurde photographiert und in das Schauhaus in Berlin übergeführt, der Tatbestand aufgenommen. Kriminalfommiffar Galzow nahm Mali fofort im Auto mit nach Berlin, wo er einem eingehenden Verhör unterzogen wurde. Seine Angabe, daß er die Tat ohne Ueberlegung begangen habe, ist durch die von der Kriminalpolizei schon angestellten Ermittelungen widerlegt worden. Mali hat Montag abend feiner Frau Vorwürfe gemacht, daß sie nicht arbeite, und hat ihr Untreue vorgeworfen. Er drohte ihr, daß sie feines natürlichen Todessterben werde. Borgestern früh hat er nun den mit großer Ruhe gefaßten Plan, seine Frau umzubringen, vorbereitet und dann in die Tat umgefeßt. Als Marie zurüdtam, öffnete er ihr nach längerem Klopfen, stellte sich dann aber mit dem Rüden so gegen die Küchentür, daß das Kind in die Rüche nicht hineinsehen fonnte. Auf die Frage, wo die Mutter wäre, antwortete er ihr: Die Mutter ist spazieren gegangen! Da die Mutter auch tatsächlich oft um diese Beit wegging, ging die Tochter nach der Jungfernheide, um die Mutter zu suchen. Nach Stunden fam sie wieder zurück. Sie klopfte und flingelte, aber es wurde ihr nicht geöffnet. Jegt fletterte sie am Rüchenfenster empor, blidte hinein und fah ihre Mutter in ihrem Blute schwimmend am Boden liegen. Sie benachrichtigte Hausbewohner, die Tür wurde erbrochen. Der Mörder hatte sich nach der Tat faltblütig zu einer Schwester der Frau Mischke, die in Moabit wohnt, begeben. Ihr hatte er faltblütig erzählt, was er begangen habe. Von dort war er in die Nähe der Siemensstadt zurücgegangen, wo er dann von den Kriminalbeamten erkannt und verhaftet wurde. Mali wurde dem Untersuchungsrichter erkannt und verhaftet wurde. Mali wurde dem Untersuchungsrichter zugeführt.

,, Schwarzweißrot im Pankower Bürgerpark." In dem in unserer Abendausgabe vom 20. Juni 1924 enthaltenen Aufsatz Schwarzweißrot im Bantower Bürgerpart" ift an zwei Stellen von dem ehem. Kgl." bzw. gl." Obermusitmeister Graf gesprochen und mitgeteilt worden, daß dieser mit seiner Kapelle im Bürgerpart in Bantow außer den üblichen Militärmärschen auch Heil Dir im Siegertranz" gespielt habe. Demgegenüber ersucht uns Herr Obermufitmeister a. D. Graf um Aufnahme folgender Berichtigung: 1. Es ist nicht wahr, daß ich mich nach Kriegsende in irgendeiner 1. Es ist nicht wahr, daß ich mich nach Kriegsende in irgendeiner Weise öffentlich, insbesondere in Ankündigungen von Konzerten der

Das Rundfunkprogramm. Donnerstag, den 26. Juni.

Nachm.

Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Be­kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst, Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.

5.30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 7.30 Uhr abends: Sprachunterricht( Englisch). 8 Uhr abends: Vortragsreihe, gehalten von Mitgliedern des Reichsgesundheits­amtes. 1. Vortrag: Dr. Frey, Direktor im Reichsgesundheitsamt: Persönliche und öffentliche Gesundheitspflege". 9-10 Uhr abends: Wandervogelabend. Gesungen von der Singschar des Bundes Märkischer Wanderer E. V., Berlin- Steglitz, Singführer Alfred Kroner. 1. Nun reibet Euch die Aeuglein wach, von Löwenstein­Krause. 2. Windfreunde( Gedicht von Paula Dehmel) von Hans Kroner. 3. Ein Vogel hat gesungen, von Löns- Battke. 4. Lands­knechtstanz, von W. Göttke. 5. Robin Adair, Irisches Volkslied. 6. Heillied, von Alfr. Kroner. 7. Sonnenwende", Ansprache des Herrn Stadtrat Schneider- Neukölln. 8. Flamme empor, von K. F. Gläser 1747. 9. Meerstern, ich grüße dich, Paderborner Wall­fahrtslied. 11. An einem Sommermorgen. da nimm den Wander­stab( Gedicht von Th. Fontane). 11. In einem kühlen Grunde, von Eichendorff- Glück. 12. Kein schöner Land in dieser Zeit, aus Oesterreich. 10.05 Uhr abends: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten. 10.15-11.30 Uhr abends: Tanzmusik,

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Rüsch

Don mir geleiteten Rapelle, jemals als Rgl," oder ehem. Rgl." Obermufitmeister bezeichnet habe. Vielmehr habe ich mir immer nur den mir zustehenden Titel Obermusifmeister" beigelegt. 2. Es ist nicht wahr, daß ich nach Kriegsende mit meiner Kapelle irgendwo, insbesondere in einem Konzertgarten, namentlich dem Bürgerpart in Bankow," Heil Dir im Siegertrang" gespielt habe."

Jener Auffah" war, wie im Borwärts" ausdrücklich gesagt behauptet, daß Herr Graf felber sich als gl." oder ehem. Kgl." wurde, die zuschrift eines Pantowers. Darin wurde nicht etwa 3 spöttisch so. Wir stellen mit Genugtuung feft, daß der Herr Ober­bezeichnet habe, sondern der Berfaffer der Zuschrift nannte ihn mufifmeister a. D. nicht Kgl." ober ehem. Rgl." heißen will und nach Kriegsende auch nirgends mit seiner Rapelle Heil Dir im Siegertranz" gespielt hat. Hoffentlich schadet ihm das nicht bei den deutschnationalen Gästen des Bürgerparts.

Verhaftung in der Bezirksversammlung.

Unter eigenartigen Umständen tagte gestern die Bezirksverfamm­lung Webbing. Zu Beginn der Bersammlung waren Krimi­nalbeamte erschienen, um einen längere Zeit vorliegenden Saftbefehl gegen den Stadtverordneten Dörr zu vollstrecken. Es handelt sich um den verantwortlichen Redakteur der Roten Fahne", der wegen Abdruck eins Artikels verfolgt wird, in dem die Staatsanwaltschaft das Kriterium des Landesverrates erblickt. Er ift seit Wochen unangefochten im Rathaus gewesen, ohne verhaftet zu werden. Gestern hatten Kriminalbeamte im Zuhörerraum der Bezirksversammlung Blaz genommen, um Dörr zu verhaften. Sie nahmen zunächst Abstand von der Berhaftung, um die Versammlung nicht stören zu müssen. Nach einer Geschäftsordnungsdebatte wurden die Beamten vom Vorsitzenden aus dem Saal gewiesen. Diefer Aufforderung leisteten fie Folge, postierten sich aber vor ben Saal. Nach Schluß der Sigung begaben sich die Beamten in den Saal und verhafteten den Stadtverordneten Dörr, wobei einer der Beamten den Revolver zog, weil er sich bedroht fühlte. Im allgemeinen wurde lebhafte Empörung über dieses Borgehen der Polizei geäußert. Es wäre sicherlich möglich gewesen, Herrn Dörr auch an anderer Stelle zu verhaften und nicht ausgerechnet in seiner Amisausübung als Stadtverordneter.

Im übrigen tam die Bersammlung nicht zur Erledigung ihrer Tagesordnung infolge Einspruchs der Deutschnatio­nalen, weil das Bureau nicht vollständig befeßt war, Beifizer- Stell­vertreter aber nicht gewählt waren. Auch der Bornahme der Wahl von Stellvertretern der Beifizer in der gestrigen Sigung wurde von den Deutschnationalen widersprochen. So mußte die Bersammlung resultatlos auseinandergehen. Man sieht, die Deutschnationalen fabotieren überall die Geschäfte der Verwaltung.

Der Mordprozeß in Landsberg. Abergläubische Banditen.

Vor dem Landsberger Schwurgericht begann gestern der Raub. mordprozeß gegen Sooft und Genossen. Die Anklage vertrat der Oberstaatsanwalt persönlich. Verteidiger find die Rechtsanwälte Dr. Frey( Berlin), Salomon und Dresdener( Landsberg). der nach langen Ermittlungen vier Jahre nach dem Mord die Täter Als Hauptzeuge war ein Berliner Kriminalkommissar erschienen,

entdeckt hatte. Die Entdeckung war durch eine anonyme Karte in die Wege geleitet worden. Die Angeflagten waren im wesent einen Raub be­lichen geständig, behaupten aber, nur gangen zu haben, ohne den Befizer ermorden zu wollen. Der Rommiffar meinte, daß von Anfang an aus dem ganzen Berhalten der Angeklagten anzunehmen sei, daß fie einen Mord begehen wollten. Die Angeklagten waren mit zwei schwarzen und einer roten Maste befleidet und in das Befiztum eingedrungen. Sie hatten mit vor­gehaltenem Revolver den Besizer und feine beiden Töchter aufge­fordert, bares Geld herauszugeben. Der Angeflagte Glanz ver­fuchte, die Schuld auf die beiden übrigen abzuwälzen. Er hätte nur Schmiere gestanden. Nach längeren Borhaltungen durch die Rechtsanwälte Dr. Frey und Salomon mußte er jedoch zu geben, daß er selbst zur Begehung der Tat angestiftet hette, da er in Geldverlegenheit war. Die Frau des Glanz hatte acht Tage vor der Tat den übrigen Angeklagten Karten gelegt, ob fie von ihrem Raubzug auch mit viel Geld zurüdkommen würden. Schon damals hatten die Karten jedoch das Gegenteil be­fundet. Nach der Tat haben die Angeklagten wiederum die Rarten befragt, ob der Befiger, auf den fie geschossen hatten, an den Folgen des Schusses erlegen sei. Dieses hatten die Karten verneint. Die innere Unruhe trieb die Angeklagten dazu, nochmals nach Landsberg zu fahren, um sich selbst davon zu überzeugen, ob dieser noch lebte. In Landsberg hörten sie, daß Heese bereits ge. storben sei. Die Angeklagten hatten nämlich, nachdem der tödliche Schuß gefallen war, sofort das Gehöft verlassen, da Hunde gebellt und das Schreien der Töchter, die sie nicht im Hause vermutet hatten, eine Entdeckung der Tat und ein Gefaßtwerden befürchten ließen. Gegen Abend fand das Plädoyer des Staatsanwalts statt.

Schülerwanderungen und Waldbrände.

Die Waldbrände in den märkischen Wäldern nehmen jegt nach den Schülerwanderungen in geradezu erschreckender Weise überhand. Sorglos fochen die Schüler ab und fümmern sich nicht darum, was aus dem fleinen Feuer wird. Gestern flammte ein großer Feuerschein hinter den Potsdamer Beamten. häusern an der Saarmünder Chausse auf. Die Feuer wehr fonnte feststellen, daß hier eine Süertlasse bes