absichtiate, durchaus ungenügende Aufbesserung?um Schei- tern zu bringen, als daß der berechtigte Unwille der Beamten durch Zahlung lächerlich kleiner Zulagen ins Maßlose ge« steigert werde. Sie war dabei der Ueberzeugung, daß die Beamtenschaft diese Haltung der Sozialdemokratie verstehen und billigen werde. Dies um so mehr, als die Regierung dazu angehalten werden sollte, sogleich«inen Gesetzentwurf zur Neuregelung der Besoldung einzubringen, der beschleunigt hätte verabschiedet werden können. In Bersolg dic'er Ansicht erreichte die Sozialdemokratie, daß die Anträge, die sich auf die Entziehung der Ermächtigung beziehen, zuerst zur Behandlung kamen. An Stelle der An- nähme aber fand sich bei der Abstimmung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten nur eine Mehrheit für die Ueberweisung der Anträge an den Haushaltsausschuß. Somit stand der Wunsch der bürgerlichen Mehrheit fest, daß die Regierung eine Erhöhung der Besoldung nur im Rahmen ihrer Ermächtigung vornehme. Der Reichstag hatte sich ausgeschaltet. Bei dieser Sachlage blieb gar nichts anders übrig, als dafür einzutreten, daß das Wenige, das unter Billigung der Reichstagsmehrheit den Be- amten gegeben werden sollte, den Grundgehältern der Grup- pen I bis VI zugute kommt. Dementsprechend stimmten die Sozialdemokraten dem in dieser Richtung gehenden Ausschußantrag zu. Die Kommunisten stimmten, trotzdem sie im Aus- schuß dafür gestimmt hatten, dagegen und wollten somit der Regierung sogar in der Verteilung völlig frei« Hand lassen. Ebenso wurde auch der zweite Ausschußantrag auf Erhöhung der Sozialzulagen, ohne hierfür Zeitpunkt und Summe zu bestimmen, gegen die Stimmen der Regierungsparteien und der Kommunisten angenommen. Auch hierbei nahmen die Kommunisten eme andere Haltung als im Ausschuß ein. Der dritte Ausschußantrag, alle zur Besoldung vorliegenden An« träge als erledigt anzusehen, wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Der kommunistische Antrag, in einem Zusatz zum Aus» fchußantrag die Verteilung einer Summe von 800 Millionen zu verlangen, mußte abgelehnt werden, weil die Annahme eines Antrags von solcher Tragweite ohne Borberatung im Haushaitsausschuß und ohne Erörterung der Deckungs» und Währungsfrage einfach unmöglich ist. Hinzu kommt, daß der kommunistische Antrag diese große Summe auch nur für die Erhöhung der Grundgehälter der Gruppen I bis VI zur Verfügung stellen wollte, was selbstverständlich bei den darüber liegenden Gruppen berechtigten Widerspruch hervor» gerufen hätte. Der andere kommunistische Zusatzantrag im Falle der Erhöhung der Sozialzulagen, diese nur für einen T e i l der Beamten durchzuführen, mußte ebenfalls abgelehnt werden, weil die Sozialzulagen seit jeher als Kopfzuschlag, d. h. in einer einheitlichen für alle gleichen Summe, bewilligt worden ist. Für das. was die Regierung jetzt tun wird, trägt sie und tragen jene Parteien die Verantwortung, die ihr die Ermäch- tigung weiter belassen haben. Daß die kommende Neurege- lung eipe Beruhigung der Beamtenschaft bringen wird, ist vollständig ausgeschlossen', deshalb inuß dieser Frage nach wie vor vollste Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Anträge auf Entziehung der Ermächtigung liegen jetzt tzn Haushaltsausschuß. Es ist notwendig, daß sie schnellstens.zur Beratung und Verabschiedung kommen. Wird dabei der Regierung die Er- mächtigung entzogen, muß der Reichstag sich dazu verstehen, hieran anknüpfend sofort eine grundsätzliche Neu- regelung der Besoldung herbeizuführen. Daß dieser Augenblick nicht verpaßt wird, dafür wird die Sozialdemo- kratie Sorge tragen. 1 Bezeichnend für die Regierungsparteien war auch ihr Verhalten in der Frage d«r Aussetzung des Personal- a b b a u e s. Die Sozialdemokratie war es, die in Anbetracht des kommenden neuen Abbaugesetzes beantragte,„die weitere Durchführung der Personalabbauverordnung sofort und so- lange auszusetzen, bis der Gesetzentwurf über die zweite Aen- vorbestraft. � Don KäteLuct» Günther. In«inen: Polizeibursau Im Westen Berlins . Der Raum ist angefüllt mit wartenden Menschen. Bor mir stehen zwei ältere Herren. Die Art, mit der sie ihre geflüsterte Unterhaltung führen— einig« Worte, die an mein Ohr bringen—, zeigen mir ihr« Der- trautheit, ihre inneren Beziehungen zueinander. Der Platz an der Balustrade wird frei. Der«in« der Herren nimmt ihn ein. Reicht dem Beamten mehrere Abmeldungeformular«. Der Beamte zieht einen Kasten aus dem Regal, seine Finger suchen — finden— und entdecken an einem der Formulare, die als Duplikat« der Meldungen, ordnungsgemäß, auf dm Polizeirevierm liegen— einen hinten angeklebten Zettel. Ahal mißbilligen seine Mienen. Er Nest dm Zettel angelegent- lichst---- Ich kenne diese Zettel— weiß, was sie besagen. Ob auch der zurückgebliebene Herr ihre Bedeutung erkennt? Er ist durch das Zögern des Beamten aufmerksam g«wor!>«n— macht einen Schritt vor. Steht Seite an Seite mit dem Freund. Sein Blick konzentriert sich auf das Papier in des Beamten Hand. Der ist mit seiner Untersuchung fertig. Sein Auge hebt sich, fixiert dm Ueberbringer def Meldungen. Angelegentlichst... Der Herr vor mir bemüht sich, die Hand zur Faust geballt, Haltung zu bewahren. Um seinen Mund zittert Angst. Tiefste Seelmangst. Seine Augen, die zuerst wie im Entsetzen erstarrt waren— beleben sich wieder, tasten sich in das Gesicht des Freunde«. Der verläßt brüsk— eisige Abwehr in Blick ugd Haltung— das Polizeibureau. Ttekve Arme halten den Zurückgebliebenen. Er sinkt auf dm Stuhl, den ich ihm hinschiebe. Seine Hände krampsm sich— sein« Lippen flüstern unaufhörlich dieselben Worte: „Bierrmdzwanzig Jahre liegt das zurück." Plötzlich springt er auf. 5)astet hinaus. Auf der Straße lehnt er sich einm M m« an ein Gartengitter, dann eilt er weitcr. Seine Augm suchen an den Häusern entlang— suchen in den Aus» lagm der Schaufenster. Plötzlich scheint er sich zu«rinnem. Seine Muskelin straffen sich— sein« Haltung, seine Schritte werden ziel- bewußter. Ich kann mich nicht entschftetzm, ihn aus meinem Blick zu lassen. Instinktiv fühle ich, hier spielt sich eine Tragödie ab, in die ich viel- leicht helfend eingreifen kann... In diskreter Distanz folge ich ihm. Nachdem wir mehrere Straßen durchkreuzt habm, bleibt er vor einem Waffengeschüst stehen. Sucht mit nervösen Fingern in seiner Brieftasche— geht in den Ladm hinein. Ich muß lange warten, bis er wieder erscheint. Er trägt ein sorgfältig verschnürtes Päckchen. betrachtet es stehenbleibend, läßt es langsam in seine Tasche gleiten. In seinem Gesicht arbeitet ein verzweifelter Entschluß Und wie im Takt mit diesem Entschluß, festen Schrittes, biegt er in einm Weg ein, der nach dem Tiergarten ttihrt. Ich folge ihm weiter. Er Ist so stark mit sich, mit seinem Er- lebnis beschäftigt, daß ich e» wagen darf, mich in seiner Mhe zu
derung der Personalabbauverordnung vom Reichstag verab- schiedet ist". Der Antrag ist angenommen worden. Aber diejenigen, die trotz ihrer von Beamtenfreundlichkeit triefen- den Reden g e g e n den Antrag stimmten, waren die Parteien der bürgerlichen Mitte. Die besondere Zuneigung der Be- amten werden sie sich damit nicht erworben haben.
Reichswehr und völkische Kundgebungen. Nach einer Meldung des„Sozialdemokratischen Parla- mentsdienstes" hat bei einem„Deutschen Tag " des Jungdeutschen Ordens in Butzbach eine Reichswehr - k a p e l l e in Uniform mitgewirkt. Die Reichsregierung hat bekanntlich öffentlich gegen den Unfug der„Deutschen Tage" Stellung genommen. In einer gemeinsamen Konferenz mit den Vertretern der Landesregierungen wurden ausdrück- lich Kundgebungen wie die des Jungdentschen Ordens in Butzbach als politische Demonstrationen gekenn- zeichnet. Der Butzbacher Fall ist nicht der einzige, in dem Teile der Reichswehr oder einzelne ihrer Angehörigen sehr auffällig ihre Vorliebe für völkische Organisationen gezeigt haben. Da die völkischen Organisationen— auch Jungdeut- scher Orden. Stahlhelm usw.— Feinde der bestehen- den Staatsordnuna sind, muß verlangt werden, daß Extravaganzen einzelner Reichswehrmitglieder nicht geduldet werden. Die Haltung der Schüler der M ü n ch e n e r Kriegsschule beim Hitler -Putsch hat gezeigt, wie gefähr- lich das ist._ Handgranaten im Reichstag. Eine völkische Anregung an die Kommunisten. Im Münchener „Völkischen Kurier" schreibt Hauptmann T r ö b st: Während die Not von Stunde zu Stunde steigt, während ein Konkurs, ein Zusammenbruch dem andern folgt, streiten sich die vom belogenen und betrogenen Volke gewählten Regierunge- männer im Reichstag in einer Art und Weif« um Baga- tellen und Nichtigkeiten, daß man den Kommunisten nicht gram sein kann, wenn sie den Wunsch in sich rege fühlen, einmal eine Handgranate in die Schar dieser aufgeblasenen Frösche zu werfen, um ihnen Narzumachen, daß es jetzt nicht an der Zeit ist, mit den Interessen der Nation Schind» luder zu treiben. Es ist begreiflich, daß der Herr Hauptmann die Hand- granate nicht selber werfen will. Dazu hat ein Hauptmann ja s e i n e Leute. Und„gram" ist man den Kommunisten ja sowieso nicht. Im Gegenteil, das gelegentliche Entrüstet- tun über bolschewistische Umsturzplöne wirkt nur widerlich, da man doch ein Herz und eine Seele ist. Sollte wirklich einmal etwas derartiges passieren, wie es der Hauptmann Tröbst wünscht, so wüßte man gleich nickt nur, wer die dum- men Teufel sind, die es ausführen, sondern auch, wo die intellektuellen Urheber sitzen, denen es nützt. Wirrwarr in Samern . Das Kabinett Held wieder in Frage gestellt. München , 26. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Di« L S s u n g der bayerischen Regierungskrise, die durch die Präsi- dentschastskandidatur Held als vollständig gesichert erschien, ist im letzten Augenblick von den Deutschnationalen ganz unerwartet v e r- «itelt worden. Die Wendung der Deutschnationalen wurde hervorgerufen durch einen Artikel de« führenden Blattes der Baye- rischen Bolkspartei in München , dem„Bayerischen Kurier", der In seiner Donnerstag-Morgenausgab« einen außerordentlich scharfen Artikel gegen den deutschmationalen Justizminister Gürtner veröffentlichte, der bekanntlich dem neuen Kabinett angehört, während Dr. Schweyer als Innenminister In die Wüste ge- schickt werden soll. Gürtner habe nach dem Hitler-Prozeß«in« Politik getrieben, dl« zu den allerschwersten rechtlichen Bedenken Anlaß gab. Auf der anderen Seite sei Dr. Schweyer der Vertreter der Anschauung, daß dl« revolutionären Bestrebungen der parte!-
halten. Ein« einsam stehend« Bank lockt. Er sinkt darauf nieder. Starrt mit erloschenen Augen in« Leer «. Ich mache einen kleinen Umweg um die Bank und setz« mich zu ihm. Da trifft mich sein Blick. Abweisend— voll unnennbarer Qual. Ich aber überwinde mein« Scheu, mich, in fremde Angelegen. Helten zu mischen, und erkläre ihm in schlichten Worten, warum ich neben ihm sitze. Er zuckt zusammen. Seine Augen sondieren mich. Tastend erst— dann bewußt. Ich achte seine innere Abwehr— durch die doch eine geheim« Sehnsucht nach Aussprache zittert— und warte schweigend. So sitzen wir lange Minuten. Endlich spricht er: „Sie sagen, Sie haben miterlebt, was mir soeben geschehen ist? Halten Sie dies« Zettel für berechtigt?" Seine Augen bohren sich in mein Gesicht. ,, Bielleicht sind sie notwendig, wenn« gilt, notorische oder gemeingefährliche Verbrecher im Auge zu behalten,,, In Ihrem Falle.. Cr greift meine letzten Worte auf: „In meinem Falle liegt dl« Sache anders! vierundzwanztg Jahr« liegt jene Zeit zurück. Biermrd-z wanzig Jahr« voll, zäher, unermüdlicher Arbeit sind darüber vergangen. Mein ältester Sohn war Im Kriege Flieger. Jetzt hat er sich, nach bestandenem Ingenieur» eramen, eine Lebensstellung erworben— und will in wenigen Tagen heiraten!" Ein trockenes Schluchzen steigt in seine Kehl «, hindert ihn am Weitersplechen. Ich warte still. Er reiht sich zusammen: „Haben Sie meinen Begleiter gesehen? Er war der zukünftige Schwiegervater meine? Sohnes I" Das ist furchtbar! Ich übersehe die ganze Tragweit« diese« un» glücklichen Zusammentreffens l— „Und mein Sohn weiß nichts! Er er., Seine Stimme bricht. Ich suche nach Worten--- und verwerfe ein jedes, bevor ich es ausspreche. Da schreit sein« Stimme rucben mir: „Hat der Beamte ein Recht, den Zettel so augenfällig so angesichts eines wartenden Publikums zu studieren? Gibt es nicht «ine Löschung der Vorstrasen nach einer bestimmten Frist?" ,La, die gibt esl Aber— ich glaube, man muß diese Löschung beantragen!" .Da» ist es ja eben!" Stößt er gequält hervor.„Beantragen! — und damit einen ganzen Rattenkönig von qualvollen Erinnerungen heraufbeschwören. Die ganze, lang' und schwer überwundene— und tausendfach gesühnte Schuld wieder ans Tageslicht zerren.. Dos habe ich am meisten gcsürchtetl Dagegen habe ich mich ge» wehrt! Ich wollte vergessen! Warum dieser Antrag? Genügen nicht zehn oder, wie in meinem Fall«, mehr al» zwanzig Jahre untadeligen Leben,— um dies« Löschung auch ohne Antrag vor» mhmen— um diese Zettel einziehen zu können!?" Di« Erinnerung an jene Minuten im Polizeibureau jagt chm das Blut hoch. Er verbirgt das Gesicht— stöhnt tn sich hinein. So sitzen wir wiederl lange Minuten.
völkischen Bewegung eine entschieden« Abwehrstellung de« Staate« notwendig mache. Ein Kabinett mit Gürtner als Justiz- minister trage von Anfang an den Keim innerer Zer, setzung in sich. Infolge dieser schweren Angriffe trat die deuffchnattonale Fraktion des Landtages noch am Bormittag zusammen und beschloß. das eben frisch geschlossen« Koalitionsverhältnis mit der Bayerischen Volkspartei zu kündigen. Diese Kündigung wird in einem Schreiben an die Fraktion der Deutschen Voltspartei zum Ausdruck gebracht. Darin heißt es: Solang« solche ungeheuren Quertreibereien aus dem Lager der Bayerischen Voltspartei gegen das Kabinett ihres eigenen Parieichefs in bündiger und unzwei- deutiger Form zum Ausdruck gebracht werden, ist die deuffchnotio- nal« Fraktion nicht in der Lag«, sich an der geplanten Koalition zu beteiligen. Ein Kabinett, das unter solchen Vorzeichen zustand- kommt, trägt von Anfang an den Keim der inneren Zersetzung in sich Unter diesen verworrenen Verhältnissen kann natürlich die für Fteitag geplante Wahl des Ministerpräsidenten nicht vorgenom» men werden. Die Richtlinien des Koalitionspro- gramms, auf das sich die drei Parteien geeinigt hatten und auf denen das Regierungsprogramm hätte aufgebaut werden sollen, enthält folgend« Hauptpunkte- Der Kurs der bayerischen Politik ist national und rechts gerichtet. Die Pflege des nationalen Gedankens ist eng verknüpft mit dem Problem der vaterländischen Bewegung, das sich nur in engstem Zusammenhang mit der staat - lichen Obrigkeit auswirkt. Die Vaterländischen Derbände dürfen ihre Aufgaben nur in der engsten Verbindung mit der verfassungsmäßigen Regierung erfüllen. Bewaffnete Organisationen, die sich bei Gelegenheit illegal« Rechte anmaßen, sind für«in geordnetes Staatswesen unerträglich. Der Staat allein hat die vollziehende Gewalt in Händen und jedes gewaltsame Ein- greifen, woher e» auch komme, insbesondere auch all« Bestrebungen nach gewaltsamer Aenderung der Verfassung sind mit allen Mitteln zu bekämpfen. Die Rechtspflege muß frei von allen poli- tischen Einflüssen gehandhabt werden, denn nur dadurch erhalte das Volk unbedingtes Vertrauen zur Justiz, ohne die auch in Bayern kein Staat bestehen kann. Das Derhältnis zwischen Bayern und dem Reich müsse endgültig in Ordnung gebracht werden im Sinne der bundesstaatlichen Geltung Bayerns im Rahmen Deutschlands . Dazu ist auch notwendig die baldige Erreichung der finanziellen Selbständigkeit Bayerns . Es sind dann noch einig« wichtige Progrommpunkt«, die die Regelung zwischen Kirche und Staat betrefsest(Konkordat). Ferner Richtlinien zur strengsten Sparsamkeit im bayerischen Staatshaus- halte unter Milderung des Steuerdruckes, wodurch insbesondere die Landwirtschaft in ihrer Existenz bedroht ist. Eine Kampfansasse des»völkischen Blocks. München . 26. Juni.(TU.) Der Pressedienst de- Böl- tischen Blocks nimmt zur Ministerpräsidenffchast Held mit der Bemerkung Siellung, daß in dem Ministerpräsidenten Held den DSlkischen die„organisierte Reaktion" als Regierungs- prinzip gegenüberstehe. Di« völkische Bewegung werde gut tun, sich aus einen harten Kampf gefaßt zu machen. Mit der Eni- schließung des Völkischen Blocks, daß die Völkischen jede die beut- schen und bayerischen Belange preisgebende Regierung aufs schärfste bekämpfen, werde auch Herr Held zu rechnen haben, und er werde mit Ihr schon bei der Benennung seiner Ministerkollegen rechnen müssen._ Der Aelkessenrat des Reichstag« beriet gestern abermals end- gültig über die Dispositionen für Freitag und Sonnabend. Am Frei- tag um 12 Uhr stehen die Interpellationen wegen der landwirtschaftlichen Kreditnot, am Sonnabend um 10 Uhr die Interpellationen wegen der Notlage der Ausgewiesenen und wegen der Au fw er tung s frag e auf der Tagesordnung. Cßs bleibt dabei, daß am Sonnabend der gegenwärtige Tagungsablchnitt abgeschlossen wird. Wann danach der Reichstag wieder zusammen- treten kann, ist noch ungewiß. Die Sommunlstenverhaftungen ln Bayern . Die Im kommu- ntstischenFraktionszimmerdes bayerischen Landtags ver- hafteten 7 Personen sind nach ihrer Vernehmung wieder frei- gelassen worden.
Dann springt er auf. Sein Gesicht hat wieder jenen ent- schlossenen Ausdruck der Verzweiflung. Seine Hand gleitet suchend in die Rocktasche, zieht das oerschnürte Päckchen hervor. Er denkt laut: „E, gibt keinen anderen Ausweg!" Ich steh« neben ihm. Er schreckt zusammen— macht«inen Ansatz, um mir zu enffliehen. Meine Wort« bannen Ihn am Platz: „Doch—- es gibt«inen Ausweg! Sie müssen sich Ihrem Sohn offenbaren!" „Das— da« kann ich nicht!" „Doch! Sie können«sl Sie sind es ihm schuldigl' Er starrt mich an— starrt an mir vorbei— wankt zur Lank zurück. Sein Blick sammelt sich, geht nach innen. Ich störe ihn nicht. Ich sehe den Kampf— den schweren Kampf de» Vaters. Dämmerung legt sich über den Weg— legt sich über die Bank. auf der wir sitzen. Ich aber seh« hoch, wie ein neuer Entschluß sein« vornüber- gebeugten Schultern hebt— wie ein neuer Wille in seinen Augen erwachtl Und ich fühle den Druck seiner.Hand, die mir dankt... Auf meinem Heimweg klingen sein» Fragen in meiner Seele nach.
vke Fahrkarte. Diese Geschichte ist kein« erfundene Anekdote, sondern die objek- tive Wiedergabe eines Vorganges, der sich im Frühjahr 1909 in Leipzig abgespielt hat, als es dort noch keinen Hauptbahnhof gab, � sondern eine Reih« verschiedener Bahnhöfe für die wichtigsten Bahn- strecken. Doktor Treff, der als Chemiker in einem größeren Leipziger De- triebe beschäftigt war, hatte emen Sonntagsausflug nach Eilenburg zu einer befteundeten Familie unternommen. Dieser Ausflug endete mit Treffs Verlobung, und Treff kam deshalb in einem durch dies frohe Ereignis verschuldeten nicht ganz nüchternen Zustande mit dem letztm Abend zuge wieder auf dem Eilenburger Bahnhof in Leipzig an. Als Treff die Bahnsteigsperre passieren wollte, konnte er seine Fahrtarte nicht mehr finden. Nervös durchwühlte er alle feine Taschen. Hinter ihm staute sich die Menge der Fahrgäste und nahm «in« drohende Haltung gegen das Verkehrshindernis an. Treff sucht« und suchte und bekam einm dicken Kopf. „Ich muß meine Fahrkarte vermährt haben." murmelte er.„Da muß ich mir erscht mal am Schalder änne neie leesen von Eilnburch nach Leipzig ." Aber der Schaffner schüttelte mit dem Kopf«.„Wenn Se änne Fahrkarte gehabt haben, da muß s« sich auch finden. Söhn Se nur erscht mal amtlich nackl" Treff krempelte seine To ich m um und um. Ohne den geringsten Erfolg. Die wartenden Fahrgäste hinter ihm machten allerlei wenig schmeichelhaft« Bemerkungen. „Ich kann se barrduh nich mähr finden. Ich will mir schon«in« nachleescn." „vielleicht haben S« se im Abteil verloren." „Da« kann schon meegllch sein."