Um Sie Mcum-Verträge. Ablehnung direkter Regierungsverhandluugeu. wie amtlich mikgekeili wird. Hot der deutsche Gejchäststräger in Varls in Abwesenheit des Botschafters von hoesch das französische auswärtige Ministerium aufgesucht und a n g e r e g t. die in Aussicht genommenen Verhandlungen über die Micum-Ver- tr.äge von Regierung zu Regierung zu führen, da dex französische Auszenminisier herriot von seiner Londoner Reise zurückgekehrt sei. Die französische Regierung hat die Verhandlungen indessen mit der Begründung abgelehnt, dasz sie, wie bisher. vorder„Rlicum" geführt werden sollen. Es muh also nun versucht werden, zwischen der Sechserkommission und der Rlicum zu einer Vereinbarung über die Rlicum-Vertröge zu gelangen. Bei der bevorstehenden Verständigung über die Repara» tionsfrage handelt es sich um den Ausgleich zwischen den Reparationsinteressen der Alliierten auf der einen und den Lebensinteressen Deutschlands auf der anderen Seite. Das Sachverständigengutachten gibt die generelle Linie des Aus- gleichs. Di« deutsche Osfentlichkeit erwartet von dem Beweis des guten Willens, der in der Annahme und Durchführung des Sachverständigengutachten? besteht, eine Erleichterung des ungeheuren Druckes, der auf dem besetzten Gebiete ruht. Sie erwartet vor allem auch, daß die M i c u m l a st von der Jndu- - strie und vor allen Dingen von der Arbeiterschaft des besetzten Gebietes, die sie am Ende zu tragen hat, genommen wird. In welchem Tempo sich die erwarteten Erleichterungen vollziehen werden im Zusammenhang mit der Erledigung der Gutachten, muß durch Verhandlungen und Sondierungen fest- gestellt werden. Deutschland hat ein brennendes Interesse daran, daß die wirtschastliche Erleichterung im besetzten Ge- biet so rasch als möglich erfolgt. Aus diesem Grunde hat die deutsche Regierung in Paris in der Micumfrage son- dieren lassen. Es hat sich herausgestellt, daß die französische Regierung die Micumfrage zet�lich hinter die Frage der Durchführung der Gutachten zurückstellen will. Die Hoffnung, daß die französische Regierung mit Rücksicht auf die überaus schwierige Lage im besetzten Gebiete zu direkten Verhandlun- gen über die Micumverträge bereit sein würde, ist e n t« täuscht worden. Es stellt sich heraus, daß die deutschen Hoffnungen mit den politischen Realitäten in Frankreich rechnen müssen, wenn sie nicht chimärisch werden sollen. Es bat sich nicht die Mentalität aller Franzosen mit einem Sblage verändert. H e r r i o t kann die Politik Poincar6s abbauen— er kann sie nicht mit einem Schlage aufheben. Nur wer diese Zusammenhänge übersieht, kann seine Er- Wartungen übermäßig hochspannen und sich dadurch in gren- zenlose Entäuschung hineinreißen lassen. Wir stehen gewiß in der Micumfxage unter entsetzlichem Zeitdruck, und jeder Tag, um den die Micumverträge verlängert wer- nde, bedeutet schwerste Belastung der Bevölkerung des be- setzten Gebietes. Aber sind nicht mindestens drei Wochen nutzlos vertan worden durch den schmählichen Han- del der Deutschnationalen um die Regierungsbildung— drei Wochen, um die wir weiter sein könnten in der Durchführung der Gutachten? Nun treten die Folgen der Verschleppung zutage! Die berechtigten und ausgesprochenen Hoffnungen. die an die Annahme und Durckfübrung der Gutachten ge- knüpft wurden, waren doch die Befreiung des besetzten Ge- bietes von der Micumlast durch die Durchführung der Gut. achten: die schnellste Durchführung der Gutachten also der sicherste Weg. Die Ablehnung der direkten Verhandlungen in djer Micumfrage aber wird von der nationalistischen Presse benutzt, um gegen den Kurs der deutschen Politik zur Verständigung auf der Grundlage der Annahme und Durchführung der Gutachten überhaupt Stimmung zu machen. Di« Telegraphen-Union spricht von einem„Schlag ins Gesicht des deutschen Volkes", der Berliner Lokal- Anzeiger, der von einer„neu«n Sachlage" redet. zieht gar die Schlußfolgerung:
Da trat der Beamte aus seinem Häuschen heraus, hängt« die Kette var die Sperr« und meinte gemütlich: „Da wolln mer mal zesammen suchen gehn." Er nahm Trest unter den Arm und ging mit ihm den Bahnsteig zurück an dem noch dastehenden Zug« entlang. „In welchem Abteil haben Se denn gesessen?" Treff bezeichnete nach Gutdünken irgendein Abteil, ver Schaffner stieg ein, Treff hinterher. Der Schaffner suchte die Bänke ab, hob ein leeres Stullenpapisr aus dem Gepäcknetz, kniet« auf den Boden, blickte unter die Bänke und milchte mit seinen Fingern unter den Heizungsrobren durch. Schließlich echob er sich mit einem resignierten:„Hier kann ich se aber auch nich finden." Er verließ das Abteil wieder und kehrt« mit Treff an die Sperre zurück. Dort wandte er sich liebenswürdig an feinen Begleiter: „Gehn Se nur durchl Ich glaub's Ihnen schon so. daß Se änne Fahrkarte gehabt haben." Damit schob er Trest durch die Sperre und wandte sich den anderen Fahrgästen zu._ Hubert La»»art. Ein neuer Straßenbahnwagen. Eine aus Amerika stammende Neuerung, die auch für das Straßenbabnwesen auf dem Kontment von Bedeutung werden kann, ist soeben in London eingeführt worden. E» handelt sich um den neuen Typ eines Straßenbahn- nxtgens, der mit selbsttätig wirkenden Apparaten ausgerüstet ist, die da? gefährliche Auf- und Abspringen während der Fahrt unmög- lich machen. Bei jedem Haltepunkt betätigt der Schaffner des Straßenbahnwagen»«inen Hebel, der automatisch die Türen öffnet und die Tritsttufen des Wagens zum Straßenniveau herabläßt. Nachdem die Fahrgäste ausgestiegen oder eingestiegen sind, zieht eine zweite Bewegung des Hebels die Stufen wieder heraus und schließt die Wagentürerr. Der Wagen kann nicht in Bewegung gesetzt wer- den, solang« die Türen geöffnet sind, und ebenso wenig ist e» möglich, die Türen zu öffnen, wenn der Wagen fährt. Die kanadische Gekreideernte hat 1923 eine Höchstziffer erreicht, von der man sich nur schwer eine Vorstellung machen kann. Einige Ziffern bringt die„Canadian Pacific Roilway". Vom 1. September, dem Beginn der Ernte, bis zum 12. Dezember, dem Schluß der Ber. schiffung. wurden 116 232 Waggon verladen. Hätte man diese zu einem einzigen Zug zusammenstellen können, so wäre dieser 1410 Kilometer lang q« worden. Während der ganzen Transportperiodc liefen die Züge zwischen Winnipeg und Fort Wllliam Tag und Nacht in einem Abstand« von 50 Minuten. Der Chormeisker und Sompouist 0. Suchsdorf begebt beute feinen 70. öi e B u r i s i o o Er Bai mehrere Lieder für Arbeitergcsangvcrcine komponiert und, um Teil auch lelblt gedichtet. Wegen seiner Arbeiterlieder wurde er von der Reaktion IVOS zur Berantwortunq gezogen und legte sein Lehramt nach LKjähriger Tätigkeit nieder, um sich ganz der Musik zu widmen. Der diesjährige werkbundlag. Die 13. JabreSverlammIung d-Z Deutschen WerkbundeZ findet vom LZ. Bis lZuli in Baden-Baden und KarlS. r u b e ssatt. Amchliesiend wird in Stuttgart die Ausstellung.Die Form' Besichtigt. Den Haupivortrag hat der Direktor der Robert Bosch A. S., Hugo Borst in Stuttgart üBcrnommen. über das Thema.M e ch a n i» Ii er t e Ar B ei t— mutz sie Im Gegensatz ,ur freien Arbeit Mensch und Kultur gefährden?"
„Wie aber eine Regierung in Deutschland soll weiter amten können, der die Grundlage ihrer gesamten Politik— und das ist doch das Dawes-Gutachten, um das sich be- kanntlich die Regierungserklärung des neuen Kabinetts Marx-Strese- mann ausschließlich gedreht hat— jähling« unter den Füßen fortgezogen worden ist, da» ist«ine Frage, die man für den Augenblick völlig offen lasten muß." Das ist denn doch zu plump! Es handelt sich nicht um das Gutachten, sondern um«inen Versuch der deutschen Re- gierung, daß Tempo der erwarteten Erleichterungen zu beschleunigen. Die Konsequenz des Mißlingens dieses Versuches ist nicht der von den Nationalisten gewünschte Kurs- Wechsel, sondern die Notwendigkeit der Beschleu- nigung der Durchführung der Gutachten. Jede Verzögerung— und die Deutschnationalen haben schon Wochen der Verzögerung auf dem Gewisten—, und jeder Versuch, den Eindruck zu erwecken, alz wolle Deutschland von dem Gut- achten wieder herunter, muß die Verhandlungen und Son- dierungen der deutschen Regierung erschweren. Im Interesse des besetzten Gebietes und um dem plum- pen Geschrei der Nationalisten nicht neue Vorwände zu geben, hätten wir dem Schritte der Regierung«inen besseren Erfolg gewünscht. Dennoch: wenn jetzt die Nationalisten über die Gefährdung der Existenz der Industrie im Westen schreien, so muß ihnen mit oller Deutlichkeit gesagt werden: eure Ver- schleppung hat die Situation verschlechtert, jeder Tag, der noch unter der Micumlast vergeht, fällt auf euer Schuldkonw!
Der Pakt üer Schutzzöllner. Ein Agrarorga« für industrielle Schutzzölle. Die großagrarische„Deutsche Tageszeitung" veröffentlicht soeben einen Artikel von industrieller Seite, der in sehr be- sonnenen, aber in der Absicht ebenso deutlichen Tönen die Einführung von Hochschutzzöllen für die In- dustrie befürwortet. Ganz selbstverständlich wird eine „mäßige Erhöhung der Industriezölle verlangt und man kommt dabei zu dem billigen Schluß, daß unter diesen Um- ständen auch die Landwirtschaft einen Anspruch auf einen Schutzzoll habe. Nim soll hier nicht darüber diskutiert werden, inwieweit die Landwirtschaft von einem Schutzzoll Vorteile hat, auch nicht darüber, ob ein solcher Schutz gegen die aus- ländische Konkurrenz nicht zweckmäßiger für Erzeuger und Verbraucher durch andere Mittel zu erreichen ist. Jnter- essant ist aber, wie die Landbündler, die kürzlich vom Reichs- kanzler so entschieden Schutzzölle verlangten, jetzt auf einmal Industrielle vorschicken, um ihre Forderungen zu recht- fertigen. Die Landbündler. die bereit sind, die Produktions- mittel der Landwirtschaft künstlich zu verteuern, sehen nun keinen anderen Ausweg mehr, als daß sie die Forderungen der Industrie nach Schutzzöllen unterstützen, um überhaupt ihren Forderungen Nachdruck verleihen zu können. Es scheint, daß die alten Vismarckoerehrer ein Wort ihres Heros in ab- geänderter Form anzuwenden wünschen, das dann lauten würde: Wir Deutschen fürchten die ausländische Konkurrenz, sonst niemand auf der Welt. Die Sozialdemokratie denkt nicht daran, den Wünschen der oereinten Schutzzöllner in Industrie und Landwirtschaft nach einer künstlichen Verteuerung der Lebenshaltung nach- zugeben. Und sie wird es um so weniger tun, als der indu- strielle Berater der„Deutschen Tageszeitung" gar kein Hehl daraus macht, daß ihm daran liegt, die Bereinigung der Wirt- schaft von Inflationsgewinnern zu verhindern und so noch den Schiebern auf dem Wege der Zollpolitik zu einem be- quemen Dasein zu verhelfen. Wir haben bereits be- tont, daß wir es für vollkommen falsch hasten, wenn man der Wirtschaftskrise völlig freien Lauf lassen würde. Gerade während der jetzigen Krise haben die amtlichen Regierungs» organe die Pflicht, alles zu tun, um die Umstellung der deutschen Wirtschast von den Gewohnheiten der Inflations - zeit auf eine billige Produktionsweise zu fördern und so die Auswirkungen auf den Arbeitsmartt zu mildem. Eins vorzeitige Aufrichtung der neuen Schutzzoll- mauer, die den Hochschutzzoll der Inflation ablösen soll. wäre der denkbar schlechteste Dienst, den man der deutschen Wirtschaft erweisen könnte. Es ist bezeichnend, daß auch bürgerliche Kreise diese Auffassung teilen. So ver« öffentlicht jetzt der Deutsche Außenhondelsver- band«ine Entschließung, in der es u. a. heißt: Ein Hochschutzzolltarif, auch wenn er angeblich nur zu Verhandlungszwecken aufgestellt wird, wäre ein Verhängnis- voller Fehler. Einerseits würde er für den inneren Markt statt des dringend notwendigen Preisabbaues ein« Preissteigerung und damit ew« Erschwerung unserer Weit» bewerbefähigteit auf dem Weltmarkt bewirken: anderer- seits wäre er kein geeignetes Instrument für den Abschluß günstiger Handels- und Tarifverträg«. Das von deutscher Seite gegeben« schlechte Beispiel würde alsbald von anderen Staaten nochgeahmt und übertrumpft werden, soweit diese ihr« neuen Tarif« noch nicht fertiggestellt haben.' Man ersieht aus der Kundgebung, daß in Industrie und Handel die Meinung darüber, wie die künftige Zoll- Politik gestaltet werden soll, durchaus geteilt fft. Für die Sozialdemokratie ergibt sich daraus und aus ihrer ganzen Tradition die Pflicht, dafür zu sorgen, daß die kommende Zollpolitik unter allen Umständen in den Dienst der gesamten Wirtschaft gestellt werden muß. daß also insbesondere jede unnütze Verteuerung der Lebenshaltung der Arbeiterschaft und jede unnütze Erschwerung für die verarbeitenden Industrien vermieden wer- den muß. Die Agrarier sind anderer Meinung. Sie schließen mit den HochschutzMen der Industrie«inen Pakt, um gemeinsam mit ihnen eine Politik zu befürworten, mit der sie sich gegenseitig zur Hochhaltung der Preis«, zur Stärkung der Macht der Kartelle und zur Senkung der Lebenshaltung der Werktätigen verhelfen. Wenn sich die Regirning derartige Bestrebungen zu«igen machen sollt«, wird sie bei der Sozialdemokratie aus den stärksten Widerstand stoßen. Nationalunken vor Gericht. Das Attentat gegen die frankfurter Synagoge. Leipzig , 26. Juni. In dem Prozeß vor dem Staatsgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochoerrat und zum Bergehen gegen das Sprengstoffgesetz(Attentat gegen die Frankfurter Synagoge) wurde heute die Vernehmung der Angeklagten und die Beweisaufnahme abgeschlossen. Der Vertreter der Anklage, Staatsanwaltschaftsrot Rückert, beantragt« gegen Bau 8 Jahre Zuchthaus, gegen Rullmann 7 Jahre, gegen Hielle 6 Jahre und gegen Metzger OH Jahr« Zuchthaus, außer- dem die üblichen Nebenstrafen. In der Begründung führte er aus, die Angeklagten hätten den Plan vorsätzlich gefaßt. Sic seien sich am zweiten März ollgemein über das Vorhaben klar gewesen. Straf- erschwerend wirke vor ollem, daß sie al» Mitglieder eines natio- nalen Bundes mit den Franzosen in Verbindung
getreten seien. Die weiter« Verhandlung wurde auf morgen vor- mittag d'A Uhr vertagt. Das Urteil dürfte im Laufe des morgigen Tages gefällt werden._ Entwurf zu einem hausgehilfengefetz. Dreizehnstündige Arbeitsbereitschaft. Di« sozialdemokratisch« Reichstagsfraktion hat die baldig« Vorlegung eines Hausgehilfengesetzes von der Regierung verlangt. Ein solcher Gesetzentwurf liegt so gut wie fertig im Reichsarbeitsmini st«rium. Er stützt sich auf Beratungen im Reichswlrtschastsrat, die schon lange zurückliegen. Infolge der vielen durch das Rahmengesetz notwendig gewordenen Verordnungen soll sich die Uebermittlung des Gesetzentwurfes an den Reichstag verzögert haben. Der Hauptgegenstand des Gesetzentwurfes ist die Arbeitszeitfrag«, in der sich die verschiedenen Gruppen ohne Einigung gegenüberstehen. Der neue Versuch, eine mittlere Linie einzuhalten, schlägt eine dreizehn st ündige Arbeits- b e r e i t f ch a f t vor. Ferner enthält der Gesetzentwurf Schutzbestimmungen für Jugendliche, kürzer« Arbeitszeit, Arbeitspausen und vor allem Schutz vor Leuten, die für die jugendlichen Hausgehilfen sittlich ge- fährlich sind. Besondere Hausdienstausschüsse(paritätisch aus Haus- stauen und Hausgehilfen zusammengesetzt) sollen mit den Arbeits- Vermittlungsstellen in Verbindung stehen und die Aufsicht führen, sowie in Streitfällen al» Schiedsrichter funktionieren. Schließlich enthält der Gesetzentwurf ein« Regelung der Frei- zeitfrage. Vorgesehen ist jede Woche einen steien Nachmittag und alle vierzehn Tage einen freien Sonntag.
Gegen üen Kriegsanleiheschwinüel. Amtlich wtrd mitgeteilt: Di« neuerliche Bewertung der Kriegsanleihe auf der Börse hat zu Gerüchten bezüglich einer angeblichen Aufwertung der Anleihen Anlaß gegeben. Es muß festgestellt werden, daß dies« Gerücht« jeder Grundlage entbehren.
Macüonalü berichtigt. London , 26. Juni. (EP.) Im Unterhaus ersuchte heute General Spears Macdonald um Aufschluß über das I n te r- view, das Herriot dem Korrespondenten der„Jndependence Beige" erteilt habe. Macdonald erklärte, daß er sehr überrascht ge- wesen sei. zu sehen, wie die Unterredung von Chequers grob ver- fälscht und übertrieben worden sei. Das Kommuniquö, das in Chequers veröffentlicht worden fei, behandle ille Punkte, die besprochen worden seien. Macdonald dementierte ferner die Pariser Meldung, daß der englisch « Botschafter in seiner gestrigen Unter- vedung Herriot über sein Interview in der„Jndependence Belg«" zur Rede gestellt hob«. Chamberlain wies dann darauf hin, daß der französische und der englische Text des Kommuniques von Chequers ver- schieden seien. Macdonald er klärte, daß er beide Texte gelesen und keinen Widerspruch gefunden habe. Der Abg. Ayle»(Arb.-Partei) ersucht« Macdonald, dem Unter. Haus die feste Zusicherung zu geben, daß er Herriot gegen- über für England keine militärischen Verpflichtungen irgendwelcher Art übernommen habe. M a c d o n a l d antwortete: „Ich kann Ihnen diese absolute Zusicherung geben, meine Erklärung vom letzten Montag im Unterhaus hat genau und vollständig alles enthalten, was in Chequers besprochen worden ist". Die Kammerfaschisten unter sich. Mailand . 26 Juni(EP.) Di« Oppositionsparteien haben be- schlössen, gegenüber der Regierung auf ihrer bisherigen Zurückhat- tung zu beharren und vorläufig nicht an etwaigen Kammeiarb-n- ten teilzunehmen. Der römische Korrespondent der„Stampa" be- richtet, die Oppositionsparteien seien von den Versprechungen und Zusicherungen Mussolinis keineswegs befriedigt. Sie ver- langten Klärung der moralischen vercmtworllichkeil der Regie. rung an der Affäre Matleotti, und machten gelstend, es könnten nicht Männer an der Regierung bleiben, deren vertraute Freund« und Mitarbeiter der Mitschuld an einem schrecklichen Verbrechen angeklagt seien. Nach einer heftigen Oppositionsrede des Exmtnl. st er» Graf Sforza hat der Senat heut« mit großer Mehrheit der Regierung Mussolini das Vertrauen ausgesprochen. Mussolinis Privatsekretäre zurückgetreten. Rom , 26. Juni. (EP.) Nach den römischen Blättern sind die beiden Privatsekretär« Mussolinis, Chiavollni und Fasziolo, zurück- getreten, weil sie auf der Liste der Personen standen, die außer dein ordentlichen Redakteur vom„Eorriere d'Italia" honoriert wurden.
Der dauerkonsiikt mit Rußlanü.' Erklärungen Littvinows. Der stellvertretende russische Volkskommissar des Aeußern. Litwinow , der eben aus London in Berlin eingetroffen ist, er- klärte einem Vertreter des Ost-Expreß, daß er sich gegenwärtig auf Urlaub befind« und«inen Kurort aufsuchen. In bezug auf den deutsch -russischen Konflikt äußert« Litwinow sein lebhafte« Bedauern darüber, daß der Kon- flikt sich b!» heute noch in demselben Stadium befinde wie vor drei Wochen. Er glaubt nicht, daß er in die Verhandlungen über die Beilegung de» Konflikts eingreifen werde. Die deutsche Regierung t e n n e die Minimalforderungen, ohne deren Bewilligung das weitere Bestehen des sowjetrufsischen handelsapparotes in Deutschland unmöglich sei. Die Sowjetregierimg sei bi» an die Grenze der Nachgiebigkeit ge- gangen, die mit ihrem Prestige und ihren Realintercssen noch zu ver- einboren fei. Die Unterhandlungen hätten jenes Stadium erreicht, wo entweder umgehend eine Vereinbarung erzielt werden müsse, oder der Konflikt chronisch zu werden drohe— mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Di« Sowjetregierung schätze die Freundschaft und die wirtschaftlich« Zusamenarbeit mit Deutschland zu hoch, al» daß sie sich mit der Unterschrift eines unbefrie- di senden Protokolls begnügen könnte, wobei sie das Gefühl der Kränkung und das Bewußtsein der verletzten Gerechtigkeit unterdrücken müßte, was unvermeidlich zu neuen Konflikten führen würde. Der Konflikt müsse vollständig aus der Welt geschafft werden, als ob er niemals existiert hätte. Die russische Grundfort«- rung sei die Wiederherstellung des faktischen Statusquo. der durch die Polizeimaßnahmen verletzt worden fei. Die Sowjetreglerung könne sich nicht damit abfinden, daß zu dem moralischen und mate- riellen Schaden, den sie durch das Ereignis vom 3. Mai erliten habe, die geringste Minderung der Rechte ihrer ijandelsvertretung hinzu- käme, die diese bi» zum 3. Mai faktisch genossen habe. Der weitere Gang des Konflikt» hänge von der deutschen Regierung ab, sagt« Litwinow und gab zum Schuß seiner' Hoffnung auf den guten Millen der deutschen Regierung Slusdruck. Sie werde nicht zulassen, daß der Streit mn die Zahl der Zimmer in der Handelsvertretung, die das Exteritorialrecht genießen sollen, zu einem Hindernis für die Erhaltung und weitere Erstorkung der Beziehungen zwischen beiden Ländern werde, wie sie durch den Rapall o-Ver trag vorgezeichnet find,