tion begründet mit der Notwendigkeit, die Mittel für die, legen het ber deutschen Souverän tät zu betrachten. Reparationsleistungen aufzubringen.
Es wird sich dagegen, daß etwa unter Berlegung der deutschen Souveränität ihm internationale Bindungen in Form von Garantien in dieser Beziehung auferlegt werden, ebenso ent= schieden wehren, wie schon früher gegen die von Herrn Tho
Unter dem Druck der politischen Zwangslage hat sich die Erfüllungspolitik in Deutschland durchgefeßt. Aber sie ist nicht erfüllt vom Geiste der sozialen Gerechtigkeit. Die mas angeregte internationale Kontrolle der deutschen Arbeitszeit." deutsche Arbeiterschaft ist nicht blind gegenüber den wirtschaftHinter dieser Verschiebung der Frage auf das formallichen Problemen. Sie unterscheidet sehr genau zwischen dem rechtliche Gebiet verbirgt sich der Wille, das Abkommen von was der äußeren Zwangslage entspringt, und dem, was auf inneren sozialreaktionären Geist, auf innere Faulheit und Washington nicht zu ratifizieren. Die deutsche Arbeiterschaft Korrumpiertheit der Wirtschaftsführung zurückgeht. Sie sieht muß schließlich auch Herr Dr. Brauns als Teil des deut schen Volkes ansehen. Dieser Teil des deutschen Volkes will recht gut, daß die Notwendigkeit der Reparationsleistung nicht die internationale Bindung in der Frage der Arbeitszeit durch in zwingendem Zusammenhang mit der Frage der Arbeitsdie Ratifizierung des Abkommens von Washington . Wir sind zeit steht. Sie weiß, daß das Dogma, daß Arbeitszeitverlänge ficher, daß, wenn das Volk über diese Frage zur Entscheidung rung gleich Produktionsvermehrung sei, zum mindestens sehr veraltet ist. Sie sieht darum im Kampf gegen den Acht- angerufen wird, sich die mangelnde Aktivlegitimation des veraltet ist. Sie sieht darum im Kampf gegen den Acht- Reichsarbeitsministeriums zu den Instruktionen herausstellt, stundentag das Streben, die Lasten der Reparationen mit zie dem deutschen Vertreter in Genf gegeben worden sind. voller Schwere auf ihre Schultern zu wälzen. icon Die deutsche Sozialpolitik hat unter dem Regime von Dr. Brauns eine grundsätzliche Schwenkung gemacht. Sie will bewußt zurückbleiben hinter der Sozialpolitik in anderen Ländern. Sie lehnt die Gleichmäßigkeit der Sozialpolitit in Der Richtung des höchsten, sondern des geringsten Arbeiterden Industrieländern ab. Sie will die Angleichung nicht in der Richtung des höchsten, sondern des geringsten Arbeiter schutes. Sie will die Entfesselung des wildesten sozialen Kampfes. Mit anderen Worten, sie will zurück zu dem Kurse vor dem Jahre 1890. Damals gab Wilhelm II. die Anregung zur ersten Internationalen Arbeitskonferenz in dem bekannten Erlaß vom 4. Februar 1890, in dem es heißt:
Darunter aber würde nicht nur sie selbst, sondern die Arbeiterschaft aller Industrieländer zu leiden haben, und die Rüdwirkung eines sozialen Dumping würde sich nicht nur in der Struktur der deutschen Industrie, sondern auch in der Struktur der Industrie der anderen Länder geltend machen. Die Frage der Arbeitszeitregelung ist darum ein internationales Problem ersten Ranges, das internationaler Regelung bedarf. Diesem Zwecke dienen die einschlägigen Paragraphen des Vertrages von Versailles sowie das Washingtoner Ab kommen, dessen Ratifizierung durch Deutschland bisher immer noch nicht erfolgt ist. Diese Ansätze zu einer internationalen Regelung stellen einen Schutz deutscher Interessen dar: den Schutz der Arbeitskraft und der Gesundheit der deutschen Arbeiter gegen übermäßige Ausbeutung, eine Grenze gegen restlese Abwälzung der Reparationslasten auf die arbeitenden Massen.
Es charakterisiert den Geist, mit dem das deutsche Bürgertum an die Erfüllung der Reparationsleistungen herangeht, daß es diese Anfäße des internationalen sozialpolitischen Schutzes der Arbeiterschaft beiseite zu schieben versucht. Auf der Tagung der Internationalen Arbeitskonfe= renz in Genf hat die deutsche Regierung eine Erklärung abgeben lassen, die sich gegen die internationalen Garantien in der Arbeitszeitfrage wendet und mit aller Schärfe betont, daß die Frage der Arbeitszeit eine Frage der deutschen Gouveränität sei.
Die Unantastbarkeit des deutschen Privateigentums ist durch den Vertrag von Versailles gewährleistet. Das deutsche Bürgertum flammert sich an diesen vertragsmäßigen Schuß seiner Interessen. Den vertragsmäßigen Schutz der Intereffen der deutschen Arbeiterschaft möchte es zerreißen!
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Auf der Internationalen Arbeitskonferenz zeigen sich zum ersten Male die internationalen Rückwirkungen der sozialen Reaktion in Deutschland . Die Vertreter der anderen Industrieländer streben nach einer Erklärung über den Achtstundentag um des wirtschaftlichen Schutzes ihrer Länder und des sozialpolitischen Schutzes ihrer Arbeiter willen. Die des tsche Regierung aber instruiert ihre Vertreter in Genf , einen solchen Verfuch als Einmischung in die deutsche Souveränität zurückzuweisen. Eine solche Erklärung ist eine doppelte Kriegserklärung: sie kündigt den wildesten wirt schaftlichen Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkte an, wobei sich Deutschland das Mittel des sozialen Dumping vorbehält, fie erklärt gleichzeitig in der Frage des Achtstundentages der deutschen Arbeiterschaft den Krieg. In der Erklärung des Arbeitsministeriums zu den Genfer Verhandlungen heißt es: „ Das deutsche Volk hat im übrigen nicht nur formell, wie Direktor Thomas sagt, sondern vollauf auch materiell das Recht, die Regelung der Arbeitszeit als eine Ange
Wir sind erwacht!"
Am 3. September 1914, als bereits Tausende von hoffnungsvollen Männern im Krieg ihr junges Leben hatten dahingeben müssen, hielt Herr Prof. Roethe eine Rede, in der er ausführte: 3um inneren Glück ließ uns das Getriebe, das sich„ Frieden" nannte, weder Sammlung noch Zeit. Und jetzt! Die Welt der Nichtigkeiten liegt hinter uns in wesenlosem Scheine, als cb sie nie dagewesen wäre. Wir sind erwacht. Jener unruhige Friede ist uns wie ein Traum. Jezt fühlen wir uns frei, jetzt fühlen wir uns genesen und wir empfinden durch allen furchtbaren Ernst das tiefe, unendliche Glück eines großen ganzen Vollgefühls, wie der Alltag es uns nie geschenkt hatte... Wir spüren noch den dumpfen Druck, den das fefte Ultimatum Desterreichs über uns breitete. Und doch, schon damals bangten mutige deutsche Herzen am meisten tavor, daß es wieder zu einem faulen, verwischenden Frieden kommen könne. Da endlich die Erlösung, die Kunde der Mobilmachung." Die Erlösung haben wir erlebt und ebenso die schweren, aber unbeschreiblich herrlichen Tage", von denen der Universitätsprofeffor schwärmt. Jezt ist im Münchener Verlag Muverla ein Buch " Drahtverhau" erschienen, in dem ein gewisser May Kati feine Erlebnisse als Feldsoldat nach Tagebuchaufzeichnungen schildert. Seine Kriegstaten hat er in der Etappe vollbracht. Sie sind durch Photographien belebt, ein hübsches Dokument zur Geschichte dieser herrlichen Tage und zur Geschichte des Dolchstoßes. Mit Geschick und Kunstfertigkeit, langsam und zielficher, hat die Etappe Roubair die kämpfende Truppe verbittert. Das Buch ist in frischem, burschifosem Ton geschrieben, die persönlichen Bemerkungen des Verfassers find zwar manchmal etwas wirr, aber meistens erstaunlich treffsicher. Geben wir ihm selbst das Wort:
Die Offensive bet Reims im Mai 1918 war verjackt. Eines unferer Tankgeschwader bekommt da plötzlich Befehl zum Abrücken mit unbefanatem Ziel. Was ein Abrücken und Verladen bei dieser Formation bedeutet, ist daran zu ahnen, daß ein Tank ungefähr 200 Zentner Gewicht hat. Die Formation wandert nach Douai und von da nach dem nahegelegenen St. Amend. Dortselbst wimmelt es schon von allerlei Kriegsvolk, welches auch keine Ahnung hat, was werden soll. Schüßengräben werden erbaut nach allen Regeln der Kriegserfahrung, Betonmauern von unheimlichen Dimensionen wachsen aus dem Boden; durch 17 Tage und Nächte hindurch schuften ungezählte Hände, bis ein Schlachtengelände erstanden ist, welches Fürchterliches ahnen läßt. 3weifellos werden unsere Etellungen zurüdgenommen, um 100 und mehr Kilometer, und der nach drückende Feind soll in den angelegten Wolfsgruben und den vielen anderen Tücken aufgefangen werden. Ach, nein! Alle Sorge löfte fich an jenem Morgen, als aus München ein Telegramm einlief, daß Hoheit fceben abgefahren sei und an dem und dem Lage in frühester Morgenstunde mit seinem Stabe eintreffen würde. Die Schlacht hinter der Front spielte sich denn auch programmäßig ab; die Laatraupen walzten umber und wurden von Minenwerfern beschossen, Infanterie frat zum Sturm an; am Rande eines Hügelwäldchens treats Hoheit aller Gefahr und entschied bis zum sintenden Nahmittag offensieg zu seinen Gunsten."
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,, Unter den Schwierigkeiten, welche der Ordnung der Arbeiterverhältnisse in dem von mir beabsichtigten Sinne entgegenstehen, nehmen diejenigen, welche aus der Notwendigkeit der Schonung der heimischen Industrie in ihrem Wettbewerb mit dem Auslande sich ergeben, eine hervorragende Stelle ein. Ich habe daher den Reichskanzler angewiesen, bei den Regierungen der Staaten, deren Industrie mit der unsrigen den Weltmarkt beherrscht, den 3ufammentritt einer Ronferenz anzuregen, um die Her beiführung gleichmäßiger internationaler Regelung der Grenzen für die Anforderungen an 3ustreben, welche an die Tätigkeit der Arbeiter gestellt werden dürfen."
Heute bezeichnet die deutsche reaktionäre Presse dieses Streben nach internationalen Garantien als„ dreiste Ein mischung". Die deutsche Regierung läßt Protest erklärungen gegen internationale Bindung in der Frage der Arbeitszeit abgeben. Selbst die Frankfurter 3ei tung" stößt ins Horn der sozialpolitischen Reaktion und verteidigt die Stellungnahme des Reichsarbeitsministeriums fowohl wie das Dogma, daß Reparationsleistung und soziales Dumping untrennbar verknüpft seien. Welche Verwirrung, welche Abwesenheit von sozialem Denken! Welche Unklarheit aber auch über die Grundlagen einer möglichen Erfüllungspolitit. Man kann nicht von einer Politik der Verständigung reden und gleichzeitig den sozialen und wirtschaftlichen Krieg proklamieren. Man kann in der Zukunft nicht Schutz eigener Intereffen erwarten, wenn man auf die Interessen der anderen Pfeift. Man kann nicht Sozialpolitik treiben und gleichzeitig zum Geiste des primitivsten Manchesterliberalismus zurüdtehren. Man kann nicht in der politischen Argumentation auf die Gebundenheit und die Zusammenhänge der Wirtschaftsintereffen der Völker verweisen und in der Praris internationale sozialpolitische Bindungen ablehnen. Der sozialreaktio näre Kurs des Reichsarbeitsministeriums bedeutet deshalb eine Gefährdung einer kommenden Politik der Verständigung.
Das englische Unterhaus hat mit 117 gegen 30 Stimmen eine Vorlage angenommen, wodurch in Zukunft, was bisher nicht der Fall war, die unehelichen Kinder legitimiert werden fönnen.
" Der Soldat, der gewöhnliche, faiserliche, fönigliche 53- PfennigSoldat ist eine nichtssagende Null, ein nichtssagendes Etwas, welches eristieren muß, damit jeder Größere die schmuzigen Hände dran ugen und das dreckige Maul dranhängen kann. Der Soldat ist die zweibeinige Spezies jene: Gattung, welche dazu da ist, um ins Schlachthaus getrieben zu werden. In Konsequenz dessen sigt der Soldat auch in eigens für Soldaten reservierten Abteilen worein ein gewisses Etwas Zivil genannt, und wärs die eigene Frau einfach nicht steigen darf und der Soldat wiederum sich„ wo anders rein" nicht zu sehen hat. Urlauberzug! Soldatenzug! Gerufen zum Kampfe für die heiligsten Güter und in Dred geschmissen auf Schritt und Tritt von dem heiligsten dieser Güter."
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Strafe, Strafe, Strafe regnet Tag und Nacht. Drei Beispiele n.ögen der Litanei entnommen sein, um den Straffolianten zu
charakterisieren.
1. Der Wehrmann E. R. 3. b. R.-J.-R. 21, zurzeit bei der Genesungsabteilung wird der Kommandantur Roubaix zur Bestrafung gemeldet weil er auf der Straße gehend, eine Zeitung las, und dadurch übersah, Ehrenbezeugung zu erweisen. E. wurde von Herrn Major L. angehalten und ihm das Zeitungleſen auf der Straße verboten. E. befolgte dieses Verbot jedoch nicht, holte furze 3Zeit danach die Zeitung wieder hervor und las auf der Straße
2. Gefreiter Gl. vom Telephonbureau erhält drei Tage Arrest, meil er, entgegen wiederholtem Berbot, einen 3wider statt der vorschriftsmäßigen Brille außer Dienst trug.
3. Landsturmmann Sch. wird zur Bestrafung gemeldet, weil er in einer Konditorei der Rue de la Gare nicht vorschriftsmäßige Ehrenbezeugung dem eintretenden Offizier der Gräberverwaltung von... erwies und ungestört seinen Kuchen weiteraß." Wie man sieht, bietet das Buch von Mar Raftl Gelegenheit, die Ideale des Herrn Professor Roethe, das Maß der Herrlichkeit, bie Ueberwindung der Nichtigkeiten durch den Krieg, in der Beschaulichkeit und Muße der Arbeitslosigkeit zu betrachten, die uns die große Zeit beschert hat. Hans Klabautermann.
Was ist raffig?
Bon Hubert Laskari.
Mit Wulleschen Liebhabereien hat der Begriff„ rajsig" nichts zu tun. Er ist vielmehr ein Attribut zu einem Subjekt, das vielfach in ausgesprochenem Gegensage zu allen Langschädeligkeitstheorien steht. Rassig, sollte man meinen, ist etwas, das Rasse hat, also ein Lebewesen. Rassig fann zum Beispiel eine Kaze, ein Bogel, ein Lebewesen. Rasfig fann zum Beispiel eine Rage, ein Bogel, ein Schmetterling sein. Besonders auf Menschen wendet man diesen Begriff an, und hier in erster Linie auf Frauen. Dabei zeigt sich ein ganz unarischer Charakter. Das gewisse undesinierbare Etwas, das man unter raffig" zu verstehen pflegt, ist viel eher bei einer din oder einer Zigeunerin zu finden als bei einer echt teutschen Jungfrau. Aber das Wort raffig" mird heute auch schon auf alle möglichen Gegenstände angewendet, die in enger eber loser Berührung mit einer rossigen frou stehen. Raffig nennt man beispielsweise ein Damenbeinkleis oder einen Jupon oder auch ein Parfüm. Und wenn
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Ministerpräsidentenwahl in Bayern .
Held mit 68 von 107 Stimmen gewählt. München , 28. Juni. ( WTB.) Der bayerische Landtag traf
heute vormittag 10 Uhr zur Sahl des Miniſterpräsidenten zuſammen.
Die Sigung wird um 10.15 Uhr eröffnet.
Abg. Wohlmuth schlägt dem Hause vor, den Abg. Dr. Held ais Ministerpräsidenten zu wählen.
Abg. Buchs( Kommunist) bringt in der Geschäftsordnung ers
neut den Fall Grünfelder zur Sprache und seht seine Ausführungen gegen den Widerspruch des Präsidenten Königbauer fort. Im Hauſe entsteht große Erregung. Der Präsident fäutet ununter brochen mit der Glocke. Da der kommunistische Redner andauernd weiterspricht, wird die Sigung unter großer Unruhe im Hause auf eine Viertelstunde unterbrochen, nachdem der Präsident dem kommunistischen Redner vergeblich das Wort entzogen hatte. In seiner zweiten Sigung wählte der Landtag mit 68 von 107 abgegebenen Stimmen Geheimrat Dr. Held. zum Ministerpräsidenten. Für den neuen Ministerpräsidenten stimmten die Bayerische Volkspartei , die Deutschnationale und Deutsche Bolkspartei, der Bauernbund und das Zentrum sowie der Abgeordnete Die Demokraten und Sozialdemokraten gaben meiße Kratomil. 3ettel ab. Die Wahl verlief ohne Störung durch die Kommunisten.
Der neue Ministerpräsident wird Mittwoch vormittag 9 Uhr das neugebildete Kabinett dem Landtag vorstellen und das Regierungsprogramm entwickeln. Er begibt sich sodann zur Teilnahme an der Ministerpräsidentenbesprechung nach Berlin .
Aus der bayerischen Monarchie. Seine Königliche Hoheit seht die Huldigungsreise fort. Aus Bayern wird uns geschrieben:
Mir liegt ein Rundschreiben der Würzburger Studentenschaft vom 25. Juni vor, das aus vier Punkten besteht, und dessen Bunkt 3
Interesse über die Hörerschaft der Alma mater hinaus ermeden dürfte. Es heißt da:
, Anläßlich der Anwesenheit S.. H. des Kron prinzen Rupprecht von Bayern findet in der Uni versitätsaula eine Begrüßung S. A. Hoheit durch den. gihörper der Universität ftatt. Die verehrlichen Rorporoticnen werden gebeten, zur Aufstellung in Bestibüi der Universität die Herren Chargierten zu entfenben, die sich 9 Uhr 30 s. t. im Vestibül einfinden mögen. Ab 9 Uhr steht der Turnsadl Der Universität zum Umtleiten zur Verfügung. Während des Borbeimarshes stellen sich die Chargierten rechts und links der Freitreppe auf."
Der Einsender der Zuschrift fragt an, ob er in einer Republit oder in einer Monarchie lebe. Was Bayern anbelangt, fönnen wir seine Frage nicht beantworten, und mir bezweifeln, ob eine Au frage bei der Reichsregierung ein anderes Resultat erzielen wünte. Der Rettor der Berliner Universität aber, Herr Roethe, dürfte vor Neid vergehen von wegen der hohen Aus Seiner Königlichen seichnung feiner Würzburger Kollegen, vor Hoheit fagbudeln zu dürfen.
Festung oder Zuchthaus für Hochverrat?
Gleiches Recht für alle!
Hamburg , 28. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) In der Ham burger Bürgerschaft brachten am Freitag abend bei Beratung des Justizetats die Kommunisten einen Antrag ein, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß die vom Außerordentlichen Gericht wegen Beteiligung an den Ottober Unruhen ver hängten Gefängnis und Zuchthausstrafen in Festungshaft umgewandelt werden. Begründend wurde auf ein Urteil des Reichsgerichts verwiesen, wonach die Beteiligung an diesem Unternehmen als Hochverrat angesehen werden müsse und daß des halb Feftungshaft angebracht sei. Der Antrag wurde schließlich in
einer von den Sozialdemokraten beantragten abgeänderten Form angenommen, daß von der Umwandlung die Fälle ausgenommen sein sollen, in denen die Bestrafung wegen besonderer Roheitsdelikte erfolgt sei.
Der Reichsparteitag der Christlich - sozialen Bolfsgemeinschaft findet vom 9.- 11. August in Hamm in Westfalen ſtatt.
von der raffigen Massary die Rede ist, so meint man Samit gewöhnlich nicht die große Künstlerin, die diese Bezeichnung wirklich verdien sendern eine gleichnamige 3igarette.
So gerät das Wort„ rassig" allmählich in den eisernen Bestand. der bei uns fc ungemein beliebten Schlagwörter. Schlagwörter haben bekanntlich die Eigenschaft, durch eifrigen Gebrauch bald wie einze Scheidemünze so abgegri fen zu werden, daß man sich alles und nichts darunter vorstellen tann. Was soll man sich z. B. dabei dene ten, wenn etwa vom ,, Rhythmus" der Weltgeschichte gesprochen wird?
In der Berliner Untergrundbahn hängen Reflameplatate für Orionette, das raffige Motorrad". Ich habe mich ebenso ernsthaft wie vergeblich bemüht, zu ergründen, in welchen Eigenschaften sich die Raffigteit eines Motorrades ausdrüden soll. Will man diese Bezeichnung aber als berechtigt gelten lassen, so dürfte demnächst wohl auch ein Segelboot, ein Landhaus, ein Sonnenschirm, ein Kinderwagen, schließlich auch eine Punschterrine und jogar ihr In halt Anspruch auf die gleiche Bewertung" haben. Auf die Frage: Was ist raffig?" wäre demnach zu antworten! Raffig" ist in neues Schlagwort, über das man ein raffiges Feuilleton schreiben kann.
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Das Kinderballett der Staatsoper wurde im Rahmen der Turne und Sportwoche gelegentlich eines Gartenfestes bei Kroll zurt erstenmal der Oeffentlichkeit vorgeführt. Diese Kindergruppe ist die Keimzelle, aus der sich nach den Absichten des neuen Ballettmeisters Mar Terpis das zufünftige Tänzerforps der Staatsoper ente wickeln soll. Der Stil Labans und der Wigman gibt die Richtschnur für die Ausbildung. Daneben wird aber auch die alte Ballettechnik nicht ganz vernachlässigt, denn das Institut, in dem Herr Terpis seins Reformen durchzuführen versucht, ist eben die Berliner Staatsoper, bei der Fortschritte nur im Stil der Echternacher Springprozeifiok zwei Schritte vormärts, einer rückwärts gestattet sind. Fir flares, mutiges Zielstreben ist hier fein Raum. Die loder gefügter Reigen der Kinder und die Produktion eines feinen Solisten zeigten teilweise in Anlehnung an Boltstänze, die sympathische Tendenz durch möglichst zwanglose rhythmische Schwünge und Sprünge die Körper frei und die Bewegungen leicht zu machen. Es waren richs tige fröhliche Kindertänze, dus natürlichem Rörpergefühl geboren, ohne merkbare Spuren von Drill und Dressur. Auf dieser Grundlage läßt sich weiterarbeiten, und wenn es Herrn Terpis gsstatist wird, sein Künstler ensemble durch Engagements von Tänzern und Tänzerinnen aus dem Wigman - und Laban- Kreise zu regenerieren, so fann unsere Staatsoper, in absehbarer Zeit eine Tanztruppe: be fihen, die die mit Recht verrufene Bezeichnung Ballettkorns" abe lehnen darf. J. S.
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Erstaufführungen der Woche. Dienstag: Boltsbühne:„ Die Streuzeb ichreiber": Deutsches Obernhaus:„ Ein Märchen aus Florenz " Deutsches Theater: Klubleute"; b. am urfürstendammErzellenz"; Renaissance Ib.: Gläubiger";" Heiratsantrag"; „ Ein Fehltritt". Mittwoch: Rammeripiele: Die Freundin Sr Sonnabend: Rose Th. Die blonden Mädchen vom Lindenhof".
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