Industrie und Micumverträge.
Verlängerung ausgeschlossen?
Um den§ 218.
Ein menschliches Gericht.
Sie
Effen, 28. Juni. ( WTB.) Zu den heute beginnenden Berhandlungen der Industrie mit der Micum erfährt die Deutsche Bergwerkszeitung", daß eine Einwilligung der deutschen Werfleifer in eine Verlängerung der Micum- Berträge gän 3- figender und Staatsanwalt führen von sich aus die stärksten Argulich ausgeschlossen sei. Die Werte hätten ihre lehten Kredite verbraucht. Zur weiteren Verwirtschaftung des Restes der ihnen anvertrauten Kapitalien könnten die industriellen Führer unmöglich die Hand bieten. Die Verantwortung dafür, was aus dieser Situation entstehen werde, falle den Regierungen zu, da lediglich durch Verhandlungen zwischen der deutschen und der franzöfifchen Regierung eine für die Industrie tragbare Regelung an Stelle der MicumBerträge treten könne. Paris , 28. Juni. ( WTB.) Zur Frage der Verlängerung der Micum- Berträge schreibt" Temps " in einem Leitartikel, wie die gestern von Herriot verlesene Erklärung befunde, habe die französische Regierung sich in der Tat der Ablehnung des deutschen Vorschlages angeschlossen. Dieser Beschluß sei in Brüssel gefaßt worden, und der belgische Vertreter in der Micum stehe ihm sicher nicht fern. Die veröffentlichte französische Note gebe also nicht die persönliche Meinung irgendeines französischen Beamten wieder, und in der deutschen Presse werde zu Unrecht der Name eines Franzosen genannt, der auf diesem Gebiet die größten Kompetenzen und den weitesten Blick befize. In Paris wünsche man übrigens, diesen Zwischenfall nicht tragisch zu nehmen. Zunächst halte man sich an die kategorische Versicherung, die der belgische DeIcgierte in der Micum gegeben habe, und er sei es, wie erinnerlich, gewesen, der am 15. April die sofortige Erneuerung der Ruhrverträge für die gesamte zur Durchführung des Sachverständigenberichts erforderliche Zeit verhindert habe. Möge der englische Ein fluß unangenehme leberraschungen verhindern! Die ven Deutschland vorgeschlagene Finanzierung der Ruhrverträge mit Hilfe der im Sachverständigenprogramm aufgeführten Hilfs quellen scheine nicht die Zustimmung der englischen Regierung zu finden. Temps" schlägt dagegen vor, die Kohlenlieferungen aus den baren Einnahmen der Pfänder zu decken, und bemerkt weiter, allerdings merde eine derartige Regelung die belgischen Interessen in Mitleidenschaft ziehen, denn die belgischen Prioritäten würden ausschließlich aus den Bareinnahmen beglichen. Seit der Besetzung des Ruhrgebiets scheine jedoch Belgien 300 millionen Goldmark erhalten zu haben, davon die Hälfte in bar. Es habe also auf Grund der Prioritäten nur noch annähernd 275 Millionen zu fordern. Seine Intereffen dürften also durch die vorgeschlagene Lösung nicht ernstlich bedroht sein.
Obstruktion der italienischen Opposition. Mailand , 28. Juni. ( WTB.) In den Oppositionszeitungen wird betont, daß die Opposition nicht eher wieder an den Arbeiten der Rammer teilnehmen werde, als bis die Nationalmiliz ab= geschafft sei und Recht und Ordnung wieder im Lande herrsche. Indirekt verlangt die Opposition auch den Rücktritt Mussolinis dadurch, daß sie ihn als Ministerpräsidenten und Minister des Innern politisch und parlamentarisch für die Ermordung Matteottis in erster Linie ausdrüdlich verantwortlich macht und ihm jedes Bertrauen entzieht. Die Opposition will fich nicht an der neuen Regierung beteiligen, sondern überläßt den Faschisten, Nationalisten und Rechtsliberaten eine neue Regierungsbildung mit solchen Personen, die nicht tompromittiert feien. Die Opposition meint, daß schon aus Rücksicht auf die Verhandlungen mit dem Auslande eine Umbildung des Ministeriums nicht umgangen werden könne.
Dagegen versichert man in regierungsfreundlichen Kreisen, daß, wenn Mussolini nach der Umbildung seines Kabinetts die Rammer bis zum November in die Ferien schicke und inzwischen der Nationalmiliz ihren Parteicharafter nehme und für Recht und Ord nung forge, die Populari, die bedeutendste Partei der Oppofition, es nicht wagen würden, den Arbeiten der Rammer fernzubleiben.
Faschistenterror troh alledem!
Bologna , 28. ai.( WTB.) Der seit einigen Tagen vermißte Raffierer im Parteibureau der unitarischen Sozia listen erklärte nach seiner gestrigen Rückkehr, er sei auf dem Nach hausewege von mehreren vermummten Burschen über fallen, auf ein Auto geworfen, verschleppt und 48 Stunden lang in einem dunklen. Verließ eingesperrt worden. Während der Inhaftierung sei er wiederholt nach Parteigeheimnissen aus gefragt worden. Nachdem man ihm 150 Lire, die er bei sich gehabt habe, abgenommen habe, sei er schließlich wieder mit verbun= denen Augen in ein Auto geschleppt und auf offener Landstraße ausgesetzt worden,
Rom , 28. Juni. ( BTB.) In Mailand wurde furz nach Mitter nacht ein Irambahnführer, der Mitglied der sozialisti ichen Arbeitstammer ist, von mehreren Personen überfallen und derartig geschlagen, daß er bald darauf star b. Bu diesem Zwischenfall bemerkt Meffagero": Regierungspartei und Raionalisten werden diese Banditen als Feinde der von der Regierung angestrebten nationalen Aussöhnung betrachten; eine gründ liche und schnelle Säuberung tut not.
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Hamburg, 28. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die Ortsgruppe Hamburg des Reichsbanner Schwarz- Rot Gold hielt am Freitag ihre Gründungsfeier ab. Die Ernst Merd alle, eine ungeheure Halle im Zoologischen Garten, war bis auf den letzten Plaz gefüllt. Biele Tausende standen noch draußen auf der Straße. Diese Rundgebung war von so erhebender Größe und innerer Bucht. daß sie unübertroffen ist. Zwei Chöre und die Kapelle der Ordnungspolizei gaben der Kundgebung einen würdigen Rohmen. Bürgermeister Dr. Petersen begrüßte die Versammlung und fand auf dem Höhepunkt seiner Rede, den er jo formulierte:„ Wer Gewalt gegen die Verfassung anwenden will, der wird auf den Widerstand stoßen, der in ihrem Geifte und in ihrer Kraft liegt!" den überwältigenden Befel der nielen Tausende. Gerosse Paul Loebe hielt die im Mittelpunkt stehende Ansprache. In fräftiger Formulierung steigerte sich die Rede, die eine Abrechnung mit den Rationalisten und ein Ansporn für alle Republikaner zugleich war, zu dem hinreißenden Belenntnis:„ Wir wollen Regimenter und Brigaden zusammenstellen, die zur Republik und Ver. faffung wie ein Mann fiehen!" Bis ins letzte und fernste Dori sollen sie die Farben Schwarz- Rot- Gold tragen. Wir wollen, unter das schwarz- rot- goldene Banner treten, wollen cs fest umfassen und in dem Geifte arbeiten, der in den drei Worten des Turnoaters ruht: Freiheit, Einigkeit, Vaterland!" Wie ein einziger Schwur drang dann das hoch auf die Republit, das aus dem eisernen Willen geboren wor, hinaus.
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Eine Atmosphäre mahrer Menschlichkeit herrscht im Saal. Bormente für die Angeklagten ins Feld, die sozialen Verhält niffe. Die Berteidiger scheinen hier überflüssig. Auf der Anklagebank jihen sieben Frauen von 27 bis 41 Jahren, fieben von den 400 der von dem Apotheker Heiser genannten Klientinnen. haben auf verschiedene Weife den Weg zu ihm gefunden: bald waren den Weg in das Institut Mutabor" wiesen, bald waren es seine es Handzetiel, die auf dem Potsdamer Platz verteilt wurden und Borträge, bald wieder fam ihnen der Bescheid von Frauen, die sich bereits der Hilfe Heisers bedient hatten. Es war nicht immer Heiser selbst, der die Behandlung vornahm: oft war es seine Frau und manchmal sogar nur der Gehilfe. Fünf von den Angeklagten sind Ehefrauen. Die eine, die eines Handwerkers, war bereits Mutter Felde zurüdgefehrt. Da wollte fie auf ein fechftes Kind verzichten, von fünf Kindern. Ihr Mann war lungenfrent aus dem ging zu Heiser, und der half. Als er aber später im Gefängnis saß, da kam doch das sechste Kindfigt zusammen mit der Mutter auf der Antlagebant. Eine andere nun ist es vier Wochen alt und erfreute sich schon zweier Kinder, eines zwölfjährigen Jungen und eines zehnjährigen Mädchens. Ihr Mann war im Felde aefallen. Nun fürchtete sie sich, der" Bräutigam", von dem sie ein Kind unter dem Herzen spürte, würde sie verlassen, wenn er es erführe, und verweint sitzt sie auf der Anklagebant ging zu Heiser, der half. Eine dritte. noch ein junges Ding Jahr unter quaivollen Schmerzen, die drei Tage lang anhielten, ihr harte erst vor einem halben erstes Kind geboren und ging in ihrer Angst vor neuen Wehen zu Heiser. Zwei von den Angeklagten sind ledig. Eine KontoZwei von den Angeklagten sind ledig. Eine Kontoristin, die eine Mutter zu ernähren hatte, wußte nicht, was sie nun bei ihrem knappen Gehalt mit dem Kinde beginnen würde und ging ins Institut Mutabor". Die zweite, eine Blätterin, war schwer freund aufzusuchen. Allein dieser Fall ruft beim Sachverständigen, geschlechtstrant und entschloß sich reichlich spät, den VolksProfessor Straßmann, Zweifel hervor, ob hier nicht eine vollendete Abtreibung stattgefunden hat. In allen anderen Fällen findet er feine Anhaltspunkte dafür, daß die Frauen wirklich schwanger ges wesen waren. Der Sachverständige war vom Gericht geladen, weil die Anflage vollendete Abtreibung behauptete, auf die Zuchthaus fteht. Der Vorsitzende wollte jedoch, daß die Gesezesübertretungen auf den Versuch hinausliefen. Auf Versuch aber steht die Mindest ftrafe von sieben Wochen. Der Staatsanwalt schicß sich dem Sachverſtändigen an, forderte für jede Angeklagte nur drei Monate Ge: fängnis und plädierte auch für alle auf Bewährungsfrist. Das Gericht urteilte noch milder es ließ sich sogar nicht durch den lungenkranken Ehemann die Stimmung verderben. der trotz größter Not und eigener Krankheit seine Frau mit dem sechsten Kinde be= schert hatte und nun vor Gericht erklärte, daß das Unglück geschah, weil der Bolksfreund Heiser im Gefängnis faß; auch nicht von einer der Angeklagten, die eine politische Rede vom Stapel ließ und u. a. meinte, gerade die heutige Verhandlung hätte die Ueberflüssigkeit des§ 218 bewiesen. Das Gericht erkannte auf sieben Wochen Gefängnis und gab allen eine zweijährige Bewährungsfrist.
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Alles in allem ein trauriger Ausschnitt aus dem Leben, Frauen, die nicht Mutter werden dürfen, weil die Not es ihnen nicht gestattet; Richter, die verurteilen müssen, weil ein hartes Gesetz der Not des Volkes nicht Rechnung trägt. Und dech war es Bolkes nicht allein im Urteil, sondern in ihrem ganzen Verhalten erfreulich, zu sehen, wie die Richter in diesem Falle der Not diefes
Die Nebenbuhler.
Blutige Ehefragödie in der Lychener Straße.
seinen Nebenbuhler schwer verlegt wurde, spielte sich gestern abend Eine blutige Eifersuchtsszene, bei der der Ehemann durch in dem Hause Lychener Str. 115 cb.
meisters Otto See hagen seit 14 Jahren ein 40 Jahre alter InHier wohnte bei der Familie des 43 Jahre alten Schneidergenieur Wilhelm Reddert als Untermieter, der schon seit 12 Jahren Beziehungen zu der Frau seines Wirtes unterhielt. Die Frau be hauptete, daß fie mit ihrem Mann nicht mehr leben fönne. Seehagen mußte um diese Beziehungen, schritt aber bisher niemals entschieden ein. Erst in der letzten Zeit änderte er sein Verhalten. Er stieß Drohungen gegen seinen Untermieter aus und erflärte, daß er ihn aus dem Haufe fchaffen werde, wenn auch als Leiche. Frau See hagen fürchtete beshalb für ihren Geliebten und wollte ihn gestern abend von seiner Arbeitsstelle abholen, traf ihn aber nicht. Inzwischen fam es gegen 9% Uhr in der Wohnung zwischen Seehagen und Reddert zu einem heftigen Auftritt. Der Schneidermeister verbot dem Untermieter, ferner das gemeinsame Speisezimmer zu betreten, und forderte ihn auf, die Wohnung zu verlassen. Im Verlauf des Streites griff Reddert zum Revolver und gab bier Schüsse auf den Ehemann ab. Zwei trafen ihn in die Brust, je einer in den Mund und in den Arm. Der Schmerverlegte brach blutüberströmt zusammen. Auf das Geschrei der Kinder und die Schüsse eilten Hausbewohner herbei. Sie fanden feinen Einlaß, weil die Tür von innen verschlossen war, und riefen das Ueberfallfommando und die Feuerwehr. Der Schwerverießte wurde nach dem Lazarusfranten hause gebracht und Reddert verhaftet. Der Verhaftete behauptet, daß er in der Notwehr gehandelt habe. Er habe geichen, taß Seehagen in die Talche gegriffen habe, und angenommen, daß er ihm mit der Schußwaffe zuvorkommen wollen. einen Revolter habe ziehen mollen. In dieser Befürchtung habe er
Gewitteralarm der Feuerwehr.
Die Berliner Feuerwehr hatte am Freitag abend und in der ver gangenen Nacht abermals ununterbrochen zu tun. Der Monat Juni mit seinen mehr als tausend Alarmierungen, und seinem fata strophalen Unwetter wird in der Chronik der Feuerwehr einen außer gemöhnlich umfangreichen Raum einnehmen. Gestern abend foigie während mehrerer Gewitter, die von Westen, Süden und in der 21 arm. Die Straßen und Pläge standen wieder unter Wasser. Nacht von Nordosten sich über Berlin zusammenballten, Alarm auf Ueberschwemmungen wurden u. a. mit dringenden Hilferufen aus der Weißenburger Str. 111. Chodomiedistr. 29 u. a. gemeldet und Bligichläge u. a. aus der Maffertorstr. 1, Letonigstr. 10, Zehde nicker Str. 126. Westfälische Str. 2, Faldensteinftr. 47, wo, an jämt Burgstr. 20 drohte ein Schornstein einzustürzen. Die Feuerwehr belichen Stellen Straßenbahnmasten und schalttaften getroffen waren. seitigte diese Gefahr. In der Augustaftr. 65 in Wilmersdorf mußte bzw. befestigen. Mittelfeuer" wurde aus der Dossestr. 14 in die Wehr das abgerissene Blech eines Turmes vom Dache entfernen Lichtenbera gemeldet, weshalb 6 Züge ausrüdten. Dort waren nachts in einem Bersandraum der dortigen Chemischen Fabritwerkstatt Wasserfuperorndtabletten in Brand geraten. Auch hier fonnte die Gefahr schnell beseitigt werden.
Waffensuche in einer völlischen Versammlung. In einer Bersammlung der Nationalsozialistischen Freiheits partei in den Bharussäien in der Müllerstraße fam es am geftrigen Freitagabend zu erregten Szenen. Schon währen der Ausführungen des Referenten ficl plöglich der Ruf:„ Es find Scußwaffen im Saal." Die Erregung steigerte sich, als dann in der Diskussion ein junger Kommunist das Wort ergriff. Schließlich wurde vom Vorfigenden verlangt, daß er cine Durchsuchung der Anwesenden nach Waffen veranlassen möge. Dieler Forderung wurde auch entsprechen und die Schuhpolizei benachrichtigt. die dann nach Schluß der Verfammlung am Saalausgang cine ei bespifitation der Berfammlungsteilnehmer vornahm. Dabei stellte es sich heraus, daß
gegenüber den Angeklagten in jeder Weise gerecht wurden. Es mar ein wahrhaft menschliches Gericht.
Heiße Kämpfe im Berliner Westen.
Man schreibt uns aus den westlichen Berliner Bezirken: Schon am 18. d. M. fündigte sich in Lichterfelde eine Bes wegung an, als unsere Partei eine Protest fundgebung gegen die Paragraphen 218 und 219 neranstaltete. Es sprachen die Genoffin egscheider, die Genoffin Kunert und Genosse der gequälten Frauen über die Unhaltbarkeit dieser Zuchthaus. Dr. Rollwig in vornehm sachlicher Weise als Arzt und Freund paragraphen. Die von Anfang an recht gut besuchte Versammlung wurde in ihrem Verlauf unliebsam gestört durch das späte Eindringen eines evangelischen Frauenvereins, dessen Mitglieder augen. scheinlich hofften, sie würden Gelegenheit zu einem pharisäischen Aburteilen über die" unfittliche" Sozialdemokratie finden. Es schien, einige Beamte boten schon vor Beginn der Versammlung unseren als habe die Polizei von diesem geplanten Ueberfall gewußt; denn Rednerinnen ihren Schutz an, dessen fie freilich nicht bedurften. Die Bersammlung war von so tiefem Ernst und einer so absoluten Würde Aussprache angekündigt und es meldete sich auch niemand zum Wort. getragen, daß sie ohne Mißtlang um 10 Uhr schloß. Es war feine legenheit, um den Sozialdemokraten etn as am Zeuge zu fliden, Das berüchtigte Lichterfelder Vorortblättchen aber benutzte diese Ge. wobei es auf ein paar Berleumdungen mehr oder weniger nicht ankam. Denn im evangelischen Lager bereitete man den Gegens war eine Gegenversammlung angekündigt, die den schmählichen de schlag vor: Im Gottesdienst, in der Zeitung, durch Hauspropaganda magogischen Titel führte:„ Soll das deutsche Volk durch die Vers müftung der öffentlichen Sittlichkeit und die Verachtung von Mutterdaß die sozialdemokratischen Referenten vom 18. Juni in der Diss würde und Mütterlichkeit noch tiefer finfen?" und der ankündigte, fussion zu Wort fommen würden. Ein Pfarrer, ein Arzt wollten den Clou dieses Abends zu bilden, der wie ein Triumph vorbereitet sprechen, und Mar Maurenbrecher gab sich dazu her,
mar. Den ganzen verelendeten Mittelstand hatte die geficht war da zu sehen, das nun den Dank für die empfangene Geistlichkeit in die Versammlung befohlen; manches Hunger. Kleinrentnerhilfe durch Bekämpfung unserer Genossen ableisten sollte. Aber es fom anders. Zwar war der Vorsitzende ein stimm gewaltiger geifticher Herr, gewöhnt, unwidersprochen über seine Schäflein zu herrschen. Aber als er es unseren Genossen untersagte, unserer Partei eine Redezeit von einer Biertelstunde sichern wollten, zur Geschäftsordnung zu sprechen, weil sie den geladenen Rednerre da war er verloren; er fonnte seinen Rednern feine Ruhe mehr schaffen. Weder Pastor Wegmann, der die Gelegenheit zu einer Heßze gegen die sozialistische Reichsregierung" benutte, noch der ge die verdoppelte 3uchthausstrafe forderte, fonnten sich waltige Mar, der für jede abtreibende Frau als echter Gemütsathlet Ruhe erzwingen. Nur dem Arzt, der nicht provozierte, hörte man ruhig der Lichterfelder Polizei in Zivil bei Zwischenrufen unserer zu. Sehr merkwürdig mutete es uns an, als der Hauptmann Genoffen ihnen mit zwangsweiser Entfernung aus dem Saal drohte. Etwa 25 Polizeibeamte fchüßten" die evangelische Versammlung, und erst als die Landtagsabgeordnete Ege den Offizier in seine Schranken verwies, ließ er der Versammlung ihren Lauf. Unsere Genossen erst schufen Ordnung. Und trog ihrer furzen Redezeit gelang es ihnen mühelos, der Radauversammlung wenigstens om Schluß noch sittliche Würde und ernsten Inhalt zu geben. Kampfe, der in Steglig fortgeführt werden soll. Moralisch und geistig waren unsere Genossen die Sieger im
8 Personen im Besize von Gummitnüppeln waren, während ein Versammlungsteilnehmer einen Revolver in der Tasche hatte. Die Waffen wurden beschlagnahmt und die Personalien ihrer Träger festgestellt. Es handelt sich dabei, wie wir von zuständiger Seite erfahren, durchweg um Angehörige der nationalsozialistischen Bewegung.
Die Hochbahn im Jahre 1923.
Die Hoch- und Untergrundbahn veröffentlicht ihren Jahres bericht für das Jahr 1923. Wie bei allen Jahresabschlüssen aus der Zeit der Inflation, find die Bilanzziffern für 1923 zur Bes urteilung des Geschäftsganges taum von Wert. Erst eine Gold cröffnungsbilanaz würde flaren Einblick geben. Gegenüber einem Aktienkapital von 165 Millionen Mart, das an der Börse zurzeit mit durchschnittlich 40 Proz. bewertet wird, find Anlagen, Betriebsund Werfstätten usw. in der Bilanz vom 31. Dezember mit rund 130 000 Mart zu Buch geschrieben. Ferner findet sich unter der Bezeichnung Wertpapiere und Beteiligungen" ein Posten von 253 000 M. Da die Hochbahn allein mindestens 40 Proz. der Abcag. Aktien, die die Börse zurzeit mit rund 13 Millionen Mark bewertet. besitzt, so geht auch aus dieser Position hervor, daß die Gesellschaft ihre Bilanz nach wie vor vorsichtig aufstellt. Aus den Verkehrsziffern des verflossenen Jahres ist von Interesse, daß die sonst bei der Untergrundbahn regelmäßig auftretende Verminderung des Verkehrs in den Sommermonaten im verfioffenen Jahre nicht zu beobachten war. Das hängt offenbar mit dem Einschrumpfen des Straßenbahnverfehrs im vergangenen Sommer zusammen. Die höchste Verkehrsziffer ist im September mit 15% Millionen Fah gäften erreicht. Im Durchschnitt stellt sich der Lagesverkehr auf 465 000 Fahrgäste.
Neues Leben im Freibad Wannsec.
Das Freibad Wannsee , das am 1. April d. J. in städtische Bermaltung übergegangen ist, wird jegt einer Erneuerung unterzogen. Die Badeverwaltung teilt uns mit, daß der Bodebetrieb trotz der Erneuerungsarbeiten ungestört weitergeht. Sie ist bemüht, dafür zu sorgen, daß Freibad Wannsee eine gern aufgesuchte Er. holungsstätte der Berliner bleibt. Der Eintrittspreis ist so niedrig mie nur irgend möglich gehalten. Er beträgt für Erwachsene 10 Pfennig, für Kinder 5 Pfennig. Schulflaffen in Begleitung ihrer Lehrer haben ganz freien Eintritt.
günstigen Witterung auf nächsten Sonnabend verschoben Das heutige Riefenfeuerwerk im Grunewald ist wegen der unworden. Die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit.
Sammel- Gefrierfleisch. In unserer Notiz ,, Bom städtischen Fleisch verfauf" in der Mittwoch- Morgenausgabe, in der darüber geklagt führen, wird uns aus Genossenschaftskreisen mitgeteilt, daß die sechs wird, daß die städtischen Fleischverkaufsstellen efin Hammelfleisch Fleisverkaufsstellen der Konsumgenossenschaft Qualität und gelangt zu außerordentlich billigen Preisen zur Abgabe. feit langer Zeit Hammelfleisch führen. Es ist Gefrierfleisch erster Fleischerfstellen er umgenossenschaft haben sich ihr gutentwickelt, ein Beweis dafür, daß die Ansprüche des fleismverbrauchenden Publikums in jeder Weise befriedigt worden sind
Die
Großfeuer in einer Steffiner Brennerei. Gestern brach in der Brennerei und Spritfabrit Lefevre A.-G., Stettin , ein großes Feuer aus. Die gesamte Stettiner Feuerwehr erschien an der Brangstätte um den Brand zu befämpfen. Das Dachgeschoß und das oberste Stedmert brannten vollkommen aus. Das Feuer ver nichtete viele tausend Zentner Getreide.
Wetter für morgen.