Es ist selbstverständlich, daß sich ausgerechnet dieser Großgrundbesitz besonders patriotisch geberdete. Er meinte es aber nicht ehrlich."Me Herren, deren Güter nach der Teilung vorwiegend in ipoie« liegen, haben sich meist recht gut umzustellen gewußt. Mancher tat das schon früher, wie derGrafOppendorfs. Andere� wie der F ü rst P l eß, haben sich erst mit Begeiste";ig in feierlichen Proklamationen für Deutschland ausgesprochen. Heute heißen sie nicht Pleß , sondern P s z c y n a, und sind ebenso gute Polen . Und das herrliche Beispiel von oben wirkte natürlich anfeuernd auch nach unten. Niemals sah eine Gegend mehr Schieber, Gauner und politische Abenteurer auf einen so kleinen Raum wie Oberschlesien in der Zeit der Besetzung durch die Interalliierte Kommission bis zur Abstimmung. Dazu kamen noch deutsche Selbstschützler und Bojowka polska, um das Elend voll zu machen. Oberschlesien ist aber vor allem ein Arbeiterland. Die ganze Provinz lebt direkt oder indirekt von den Schloten, die im Hüttenrevier qualmen. Die ganze Bevölkerung fühlt aber auch den Druck, der auf ihr lastet, die ungeheure Macht der Besitzenden, die eher starker oeworden ist in den letzten Jahren. Sie. lehnt sich dagegen auf. Es ist ein schlechter Trost für sie. daß auch drüben in Ostoberschlesien das Schwerkapitat Trumpf ist. Der Arbeiter sehnt sich nach Freiheit und Brot, der Bai�r nach Land. Beide erhofften etwas von der Republik und von uns, die wir ja schließlich mit Recht als die ehrlichsten Vertreter dieser Staatsform o-üten. Beiden ist nicht alles gegeben worden, was sie erhossten. Sie haben das Vertrauen verloren. Und weil die hundertjährige Knechtschaft der ober? schlesischen Bevölkerung beinahe jedes selbständige politische Denken verwehrte, lebt sie ganz instinktiv dem Augenblick, errafft jeden Vorteil, wo sie ihn findet und läuft jedem falschen Helligen nach, der ihr ein neues Paradies verkündet. Sozialisten gab es immer sehr wenige bei uns. Nur so erklärt sich der Scheinerfolg der Kommunisten bei der letzten Wahl.„Bnzt und Land", damit bestach man auch die kleinen Bauern in den Dörfern. Und die 60 lXXI Industriearbeiter, die aus den Dörfern ins Industriegebiet strömen und die unverdauten kommunistischen Phrasen am Sonntag da- heim hinter dem Ofen oder in der Dorfschcnke verzapfen, sind «bensoviele Apostel des bolschewistischen Evangeliums. neben steht die Kirche als Rückgrat der Zentrumspartei ungebrochen da. Nun gibt die Neuwahl unserer Partei Gelegenheit, etwas mehr Licht in diese dunkle Ecke zu tragen. Und schließ- lich muß es auch in Oberschlesien vorwärtsgehen!
Aeitungsverbote. „Deutsche Zeitung" und„Rote Fahne". Die jüngst erfolgten Verbote der„Deutschen Zeitung" und der„Roten Fahne" sind geeignet, Bedenken hervor- zurufen, die durch die nun bekanntgewordene Begründung eher verstärkt als zerstreut werden. In beiden Fällen erfolgte das Verbot wegen Veröffentlichungen, die schon sechs bis zehn Tage zurücklagen. Hätten die beanstandeten Aufsätze wirklich eine Gefahr für den Staat bedeutet, so wäre es unverant- wortlich gewesen, die beiden Blätter noch eine Woche und dar- über hinaus in der gleichen Richtung weiter wirken zu lassen. Handelte es sich aber nur um mehr oder �minder haltbare Tagesleistungen", so war es nicht nötig, den natürlichen Er- ledigungsprozeß durch einfaches Vergessenwerden zu stören. Die„Deutsche Zeitung„ brachte am 2Z. Juni einen Ar- ' tikel, in dem Mussolini der Vorwurf gemacht wurde, nicht heroisch gehandelt zu haben, er hätte sonst sagen müssen, daß Matteotti ein Schädling gewesen sei und daß er den Tod dieses Sozialdemokraten nicht bedauere. In dem gleichen Ar- tikel wurde das Wort eines„nationalen Mannes mit einem vielgenannten Namen" zitiert, der gegen die Annahme� des Sachverständigengutachtens geäußert habe:„Hier hilft nur ein Putsch!" Es ist möglich, dqß eine akute Putschgefahr von rechts vorliegt. Ist das aber der Fall, dann wird man sie nicht da-
Der gestoppte Selbstmorö. Von Paul Gutmann. <»Die folgende Begebenheit wird in Wiener Bär senkreisen leb- hast erörtert. Als der bekannte Milliardär— nennen wir ihn ge- trost Maier— das Ende seiner guten Tage herannahen fühlte, ver- lor er den Kopf, den er nach der Meinung seiner Freunde nie be- setzen hatte, und beschloß dem Leben Dalet zu sagen, demselben SÄbtfi, dem er immer nur Valuta gesagt hatte. Eine seltsame Wandlung ging in ihm vor. Jener Maier, für ihn der Inbegriff alles Wertvollen auf Erden, jener in jeder Hinsicht von ihm ver- wohnte und angebetete Mensch, das Symbol strahlender Macht, war für ihn zu einer gräßlichen Last geworden und mußte beseitigt werden. Es war derselbe Maier, der ein Stadthaus am Ring, eine Villa am Wtxrsee, einen Steyrwagen und fünf legitime Mätressen besaß. Die Todesart. die er wählte, entsprach seiner dunkle» Herkunst. Feine Leute töten sich mit dem Revolver. Er wählte den Strick, offenbar in dem verborgenen Gefühl, daß ihm von rechtswegen solcher schon längst gebührt hätte. In einer finsteren Nacht schlich er sich in die Donauauen, deren Ruhm für solch« Fälle seit langem feststeht. Er war eben ein Durch- 'schnittsmensch und schätzte im Leben wie im beabsichtigten Sterben immer nur das Konventionell«. Er war gerade im Begriff, den Strick, den er zur Beseitigung Maiers in die Tasche gesteckt hatte, herauszuziehen, als aus dem Gebüsch ein Individuum sprang und ihn zu erdrosseln suchte. Was hätte erwünschter sein können, als dm Mord einem anderen zu überlassen? Im Gegenteil,«in« schreck- liche Wut packte ihn bei dem Gedanken, von den schmierigen Fäusten eines ganz gemeinen Kerls umgebracht zu werden. Dazu hatte er nicht in den feinsten Kissen gelegen, sich von den erlesensten Speisen genährt, jedes rauhe Lüftchen von sich ferngehalten, um hier, in dieser verrufenen Gegend von einem Tier lautlos beseitigt zu wer- den. Der Mörderaristokrat regte sich in ihm und spannte seine Kräfte im Wettkampf mit dieser widerlichen Konkurrenz aufs äußert« an. Mit einem prachtvollen IiwJitsugrisf, den er in Zeiten höchster Lebensgier erlernt hatte, warf er den Gegner zu Boden, fesselte ihn mit dem Strick und band ihn an einem Baum fest. Er war gerettet. Gerade das, was er nicht wollte, hatte jenes Tier bewirkt. Ms er aufatmend im Dunkeln stand, fühlte er zum erstenmal wieder den Wert seines Lebeqs. Er hatte Macht ausge- übt, Macht, die sie ihm auf der Börse scheinbor für immer geraubt hotten. Er dachte lange hin und her und fand seil« Lage höchst seltsam. Es interessiert« ihn jetzt, wie der Lump aussah, der ihm das kostbar« Leben nehmen wollt«. Der Morgen dämmert«, und so späht« er vorsichtig noch dem Baum, an dem sein Feind festge- bunden keuchte.
durch bekämpfen können, daß man den Amtsschimmel eine Woche später hinter einen Zeitungsartikel in Gang setzt. Dann werden viel einschneidendere Maßnahmen notwendig sein. Ist aber eine solche Gefahr im Augenblick nicht gegeben, handelte es sich nur um eine Albernheit ohne tiefere Bedeutung— und das scheint uns zunächst die wahrscheinlichere Auffassung— dann konnte der Staat sich diesen Eingriff in die Pressefreiheit sparen. Das gleiche gilt vom Verbot der«Roten Fahne". Hier handelt es sich um einen Artikel Eberleins über„Indi- viduellen Terror" vom 18. Juni und eine anschließende Presse- polemik vom nächsten Tage. Der Hauptzweck dieser Artikel war, wenn wir sie recht verstanden haben, vom„mdividuellen Terror", der sinnlosen Attentäterei, abzurücken. Da man aber doch auf den„rrrevolutonären" Grundsatz eingeschworen ist,„Blut muß fließen knüppeldick", wurde an Stelle des„in- dividuellen Terrors", der„Massenterror" während eines Bürgerkriegs empfehlend in Erinnerung gebracht. Im übrigen scheint die„Rote Fahne" über ihre Kühnheit von damals selbst erschrocken zu sein, dxnn seitdem hatte sie sich aus» fallend zahm verhallen. Ein Notwehrrecht des Staats gegen offenkundige Bor- bereitungen zum Bürgerkrieg ist unbedingt anzuerkennen. Aber zweifellos liegt es auch im Interesse des Staates, dieses Notwehrrecht nicht überflüssigerweise zu strapazieren und nicht zu überspannen._ Sozialüemokratischer Sieg in Mona. Stärker als Bürgerliche und Völkische zusammen.— Auch der Ä. Bürgermeister Sozialdemokrat. Hamburg . 30. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Bei den Magistraiswahlen in Altona am Sonntag errang die Sozialdemokratie nach dem am Montagmittag vorliegenden vor- läufigen Endergebnis einen vollen Erfolg. Während al l e a n d e> ren Parteien im Verhältnis zu den Wahlen am 4. Mai einen starken Rückgang ihres prozentualen Stimmanteils zu ver- zeichnen haben, hat die Sozialdemokratie ihren Prozentsatz wesentlich gesteigert. Ein Vergleich der absoluten Ziffern gibt infolge der bei Magistrvtswahlen immer sehr schwachen Wahl- beteiligung von etwa nur IS Proz. oller Wahlberechtigten erhielten die Kandidaten der Sozialdemokratie SS1S Stimmen, die Kommunisten 2704, die bürgerliche Einheitsliste und die Völkischen zusammen etwa 7420 Stimmen. Während am 4. Mai die Kommu- nisten 58 Proz. der sozialdemokratsschen aufbrachten, konnten sie es am Sonntag nur auf 28 Proz. bringen, und während auf 100 sozial- demokratische Stimmen am 4. Mai 106 bürgerliche Stimmen kamen, fielen gestern auf 100 sozialdemokratische Stimmen nur 77 bürger- liche. Neben den unbesoldeten Senatoren wurde gleichzeitig für den zum Oberbürgermeister gewählten Genossen Brauer die Wahl eines Bürgermeisters vorgenommen. Auf diese Wahl konzentrierte sich das Hauptinteresse. Gewählt wurde der von der Sozialdemo- k r a t i e unterstützte Kandidat Dr. E b e r t- Kiel mit 9943 Stimmen gegenüber dem von dem bürgerlichen Einheitsblock und den Völ - kifchen unterstützten Kandidaten Dr. v. Hcmsemann-Berlin mit 7420 Stimmen. Der dritte Kandidat erhielt nur 29 Stimmen.
Ein kommunistischer Kongreß ausgehoben. (ffsenach, 30. Juni. (Mb.) Unter dem Vorgeben erner Tagung von Naturfreunden hatten sich am gestrigen Sonntag über 4 00 D«legierte der KP D. aus dem ganzen Reich in dem Etablssse- ment„Schmelzer Hof" zusammengefunden, darunter eine ganze An- zahl Reichstagsahgeardnete, jx. a. K atz.. Die thüringische Landes- polizei und die Eisenacher blaue Polizei hatten Wind von dem kommunistischen Kongreß bekommen und verhafteten samt- liche Delegierte, die nach Feststellung ihrer Personalien wieder nach ihrer Heimat abgeschoben wurden. Der Polizei fiel dabei das gesamte Aktenmaterial des kommunistischen Kongresses in die Hände.
Der Reichsparlellag des Zentrums wird am S. und 6. Oktober in Fulda stattfinden. Am 4. Oktober soll dem Reichsparteitag der Parteitag der Preußischen Zentrumspartei gleichfalls in Fulda vorausgehen.
.„Huber!" schrie er entsetzt auf. Sein Kompagnon, der vor fünf Iahren, in den bescheidenen Anfängen der Firma mit der Kasse durchgegangen und seither verschollen war, zappelte vor ihm. Er spürte Mitleid. „Em ewiger Schlemihl," flüsterte er vor sich hin.„Huber, alles was du bisher unternommen Haft," rief er jetzt triumphierend, „war doch ein ausgemachtes Schlemihltum." „Und du?" stöhnte Huber.„Was treibst du in der Nacht aus- gerechnet in dieser faulen Gegend?" Maier durchfuhr ein eisiger Schreck. Cr hatte ja im Sieges- bewußtsein der letzten Augenblicke ganz vergessen, daß auch er»in« üble Sache vorhatte: nämlich Maier zu ermorden. „Ich wollte mich umbringen," sagte er verlegen.„Ich bin nämlich gäiGich pleite." ,„Dann sind wir ja quill," lachte Huber höhnssch.„Kompagnons wie in alten Zeiten." Maier und Huber sitzen wieder, wie vor fünf Iahren, jeden Nachmittag im Kaffeehaus im Graben. Eine grenzenlos« gegen- feitige Nichtachtung verbindet fie. Man spricht davon, daß sie wieder gute Geschäfte machen._ Eine neue sozialwksiensthastliche Jorjchungsstälte. In Frankfurt a. M., der Stadt, in der es in einer Gruppe wohlhabender Bürger zur Tradition geworden ist, einen Teil ihres Aermögens für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung zu stellen, wurde aus Stiftungsmitteln ein Institut für Sozialfor- schung errichtet. Das in der Nähe der Universität gelegene Ge- bäude des Instituts umfaßt Arbeitsrämn« für Forscher sowie«ine eigene Druckerei und Buchbinderei. Der wichtigste Besitz sst eine sozialwissenschaftliche Bibliothek, die heute bereits 12 000 Bände zählt. Das neue Institut wird sich ausschließlich der Forschung?- arbeit zuwenden. Eine Lehrtätigkeit, wie an den Universitäten, ist nicht damit verbunden. Damit entfallen auch alle Rücksichten, die die Universitäten heute auf eine möglichst umfassende Berufsoor- bildung der Studierenden nehmen müssen. Junge Soziologen, vor allen Dingen wohl Akademiker, werden, nachdem der Leiter des Instituts sich von ihrer Eignung überzeugt hat, in das Institut auf- genommen. Es werden von dem Leiter alljährlich eine oder mehrere große Aufgaben gestellt, an deren wissenschaftlicher Lösung die Kräfte der Forscher zusammenmirken sollen. Bei dieser Arbeitsmethode hängt die Wirkung des Instituts sehr stark von der Person des Leiters ab. Zum Leiter des Instituts wurde unser Genosse Grünberg berufen, der schon seit Jahrzehnten Professor an der Wiener Universität ist. Genosse Grünberg ist auch in den Kreisen der deutschen Arbeiterschaft bekannt durch seine Schriftenreihe:„Archiv für Sozialismus und Arbeiterbewegung". durch die Herausgabe der„Hauptwerke des Sozialismus und der Sozialpolitik" und durch die„Studien zur Sozialwissenschaft und Sozialgeschichte". Eine politische Partei wie die unsrige, in der das Streben lebendig ist, ihre politische Tätigkeit zu gründen auf eine möglichst
Zur öefrieüung üer besetzten Gebiete. Begnadigungen auch von deutscher Seite. Aus Anlaß der zugunsten der Ruhrgefangenen und Aus« gewiesenen vom sranzösischen Ministerpräsideaiten getroffenen Maß- nahmen ist französischerseits angeregt worden, zur weiteren Befne- dung der besetzten Gebiete auch diejenigen Deutschen zu begnadigen, die während des Ruhrkampfes den französischen Behörden mittelbar oder unmittelbar Hilfe geleistet oder sich der Anwendung der Verordnungen der Interalliierten Rheinland - kommisfion oder den Anweisungen der Militärbehörden nicht wider» setzt haben. Der Reichspräsident hat sah daraufhin entschlossen, die Begnadigung derjenigen Deutschien in Aussicht zu stellen, die sich gegen die vom Reichspräsidenten aus Anlaß des Ruhrkampfes erlassenen Verordnungen vergangen haben, soweit sie sich nicht des Hoch, oder Landesverrats schuldig gemacht haben. Soweit das Gnadenrecht den Ländern zusteht, n»:rden entsprechende Gnaden- maßnahmen seitens der beteiligten Länderregierungen, insbesondere Bayern - und Preußens, vorbereitet. Der üeutsche Irieüenspreis. Wahl der Preisrichter. Der Ausschuß des Deutschen Friedenspreises trat kürzlich in Verlin zusammen. Ausgeschrieben ist bekanntlich auf Grund einer Stiftung von Edward A F i l e n c in Boston ein erster Preis von SOOO Dollar und 32 weitere Preise in emem Gesamtbetrage von gleicher Höh« für die Verfasser der besten Arbeiten über die Frage: „Wie kann Friede und Gedeihen für Deutschland und Europa durch internationale Zusammen- arbeitgesichert werden." Dem Ausschuh ist ein Sympathie- schreiben des Reichskanzlers zugegangen. Termin für die letzte Ablieferung von Bewerbungsarbeiten ist d e r 2 0. I u l i 1924. Anfragen sind an das Sekretariat zu ruhten, Berlin W. 3S, Schöneberger Ufer 36a I. Zu Preisrichtern winden gewählt: Abg. Dr. Breitscheid. Berlin : Prof. Dr. H a r m s- Rtef; General a. D. Gras Max M o n t» g e l a s- Berlin ; Abg. Antonie Pfülf - München ; Prof. Du. Qui dde-München: Abg. Freiherr von R h ei nbaben- Berlin: Reichsgerichtspräsident Dr. Simons- Leipzig; Abg. Dr. Peier Sp ahn- Berlin ; Frau Ministerialrat W e b e r- Berlin. Da bereits eine große Zahl von Bewerbungsarbeiten eingegan- gen find, wird das Preisgericht demnächst zu seiner ersten Sitzung zusammentreten._
Neue Kriegsanleihe Hausse. Die neue Börsenwoche begann mit einer Sensation. Nach der schwachen Haltung der Kriegsanleihe am Wochenschluß hat man für heute mit einem sehr stillen Geschäft in diesem Papier gerechnet. Statt dessen setzte ein unerhörtes neues Kurstreiben «in, im Verlauf weniger Minuten stieg der Kurs bis auf 36S. Die Hausfepartei operiert mit dem Hinweis auf die Ueberweisung des Antrages im Reichstage an«inen Ausschuß, wobei besonders betont wird, daß keine der Reichstagsparteien ernsthaft gegen«ine Auf- weriung gesprochen habe. Auch die verschiedenen Dementis der letzten Zeit werden wegen ihrer Unklarheit und Unbestimmtheit nicht mehr ernst genommen. Auf der anderen Seite ist die Baisse- Partei durch die Steigerung des Kurses stark in Bedrängnis und trägt durch ihre überstürzten Deckungskäufe naturgemäß zur Beschleunigung des Kursausstieges bei. Es muß betont werden, daß die seriösen Bankfirmen sich von diesem Treiben fernhalten, und ganz offen ihrer Meinung dahin Ausdruck geben, daß es sich hier um eine ungesunde Be- we zun g handSt. An den übrigen Effektenmärkten war das Geschäft ruhig, die Tendenz aber behauptet. Es scheint, als ob die Bantwett sich zum Quartalsuttimo sehr reichlich mit flüssigen Geldern eingedeckt habe, jetzt allmählich aber dem Verkehr zufließe. Man zahlie bis zu % Pronritfe täglich. Im Devisenverkehr zeigen sich keine nennens- werten Veränderungen. Haftbefehle gegen Hitler . pusschiste». Laut„Fränkischem Kurier" hat der Oberreichsanwalt neue Haftbefehle gegen den Kauf» mann Berchthold und den Hauptmann a. D. Müller wegen Beihilfe zum Hochverrat anläßlich des Hitler -Putsches erlassen.
weitgehende Erforschung der im sozialen Leben wirksamen Gesetze, wird die Errichtung eines solchen Instituts begrüßen müssen. Die einander jagenden polttischen Ereignisse des letzten Jahrzehnts haben an die Stelle der auf wissenschaftlicher Erkenntnis beruhenden politischen Beeinflussung unserer Zeitgeschichte oft ein heiß umstrittenes Experimentieren gesetzt. Experimente in der Chemie kosten Mate- rial. Die Polttik muß experimentieren mit Menschenglück und Menschenleben. Jedes Streben, aus den Experimenten der Der- gangenhett die Gesetzmäßigkeiten zu erforschen und sie in der Zu- kunfl zum wissenschaftlichen Allgemeingut werdest zu lassen, wird deshalb nicht nur reiner Wissenschaft dienen, sondern auch geeignet sein, das Niveau politischer Tätigkeit zu erhöhen.
»Orgelhistorie". Der Diplomingenieur Kossowski betätigt sich mit Fleiß an der Herstellung von Lehrfilmen und an der Der- oollkommnung dieser Filmart. Er kennt die gegnerische Einstellung des Publikums zum Lehrfilm, der meistens als zu trocken, als zu abstrakt angesprochen wird. Diesem Zustand muß Rechnung getrogen werden, weshalb ratsam ist, wenn der Lehrfilm durch eine kulturelle Note die Zuschauer zu lebhafterer Anteilnahme veranlaßt. Beim Film spielt das Wie der Aufmachung eine größere Rolle als der Stoff an sich. Daher wurde in dem neuen Koffofilm technisch die Entstehung der Orgel und in Episodenbildern die seelische Einwirkung der Musik auf die Menschen geschildert. Man sieht, welch überaus exakt« Arbeit und wie viele wichtige Handgriff« geleistet werden müssen, damit das Ganze gelingt. Und wenn man in eine Riesenorgel schaut, meint man, es würde einem ein Einblick in ein Labyrinth gewährt. Di« filmisch gut gesehenen, sttmungssicheren Bilder, denen es oblag, die Wirkung der Orgelklänge auf das menschliche Herz zu veranschau- lichen. fanden rauschenden Beifall, da sie in den Kammerlicht. spielen durch Orgelspiel hervorragend illustriert wurden. Ohne Orgelvortag wird ihre Wirkung freilich etwas verblassen. e. b. Ein Sechsjähriger als Hochlourifl. Das bekannte.Ettaler Mandl" in den Ammergauer Bergen, eine durchaus nicht letchie Kletterpartie, ist dieser Tage von einem sechsjährigen Knaben, Lothar Vogel aus München , bestiegen worden. Der Vater dieses Knaben und fein Bruder hatten das Ettaler-Mandl bestiegen und saßen, in die Betrachtung der Landschaft versunken, auf dem Gipfel, als plötzlich der sechsjährige Knabe vor ihnen auftauchte. Er hatte gewußt, daß fein Vater auf den Berg gestiegen war/und war ihm, ohne jemandem irgend etwas davon zu sagen, nachgeklettret. Etwa die letzten hundert Meter des Gipefls stellen eine ungemein schwierige Kletterpartts dar. Die Felsen sind mtt Eisenklammern versichert, ober der Knabe hat diese Versicherungen, die ihm viel zu hoch waren, nicht benutzen können; so hat er sich, auf allen Vieren kriechend, von Fels zu Fels emporgearbeitet. Eine ltallenlsche Nordpolexpedllioa 7 Nach der Aufgabe bei Nordpol - flugeS AmundfenS hat die Zeitung„II Progresfo Jtaliano-Amcrirano" in New Jork jetzt dem italienischen Luslschifiahrtiomitce angeboten, die Kosten einer italienischen Nordpolervedition mit Flugzeugen bis zum Betrage von zwei Millionen Lire zu übernehmen. An der Expedition könnte auch Amimdsen teilnehmen. Der diesjährige ordentliche Deutsch« Studenkenlag iindet vom 31 Juli ii» 3. August in Innsbruck statt.