Prediger in der Großstadtwüste.
Seit ein paar Tagen kann man hier und da in Berlin , auf Blägen mit Bänken und Stühlen, wo müde Großstadtmenschen eine
furze Spanne Zeit raften, eine seltsame Gzene beobachten. Johannes, der Prediger in der Wüste scheint wiedergekommen zu sein. Inmitten der erstaunten und vielleicht auch ein wenig erschrockenen Zuhörer, die immer mehr anschwellen, steht ein langer, hagerer Mann, etwa Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre. Sein langer, eng zugeknöpfter Rod war einmal fáwarz, heute scheint er grün und schimmert in allen Farben. Hosen und Stiefel sind in beflagensmertem Zustand. Auf dem langen glatten und von Wasser glänzendem Haar sitzt kein Hut. In der einen Hand hält er ein paar religiöse Bücher, auf denen ein Sträußchen Feldblumen liegt, und nur das dünne Stäbchen in der anderen Hand paßt nicht recht zu der ganzen Erscheinung und der Aufmachung.
Und dann predigt er mit einer Stimme, der man es anhört, daß sie geübt und geschult ist, daß sie es versteht, an passenden Stellen anzuschwellen oder sanft und fäufelnd zu werden, einer Stimme, die es versteht, die Zuhörer zu intereffieren, in Atem und Bann zu halten. Dieser moderne Johannes predigt nun allerdings nicht Dun dem Himmelreich, das nahe herbeigekommen ist, sondern von der fündigen Welt, die der Teufel holen wird, wenn sie sich nicht bald aus dem Schlamm und der Schlamperei der Sünde losreißt. Indessen, der moderne Prediger in der Büste wettert, tobt und zebert nicht. Er spricht zum Beispiel von dem„ Staatsschiff der Republik", das Gott erschaffen hat und das man schützen müsse. Man weiß dabei freilich nicht, ob er es ernst mit diesen Worten meint oder ob er fie auf die Zuhörer eingestellt hat, von denen er annimmt, daß sie Republikaner sind. An einer anderen Straßenede und auf einen anderen Platz lautet seine Melodie vielleicht anders, womit er sich im übrigen ja nur nach seinen Brüdern im Talar richten würde, die es ja auch nicht so genau nehmen, so herum und auch anders herum fönnen. Namentlich viele Frauen und junge Mädchen findet mun um diesen Prediger gefchart, und alles lauscht still und gespannt. Natürlich fehlen auch nicht die sogenannten Spaßvögel, die Zwischenrufe und faule Wige machen. Aber fie tommen nicht auf die Kosten, finden fein Echo und verstummen bald. Der Prediger fann freilich seine Reben niemals zu Ende bringen. Bald erscheint der„ Grüne" und verbietet das Weiterreden. Der Prediger protestiert, und die meisten Zuhörer nehmen für ihn Partei. Aber es hilft alles nichts, der Schupo hat seine Instruktion und hält darauf, daß sie nicht übertreten wird, Wir sind ja noch nicht soweit, wie in London , wo jeder öffentlich sagen darf, was er glaubt. Bei uns gilt das noch für staatsgefährlich, wo hingegen die Deutschvölkischen deutsche Tage" veranstalten und Kriegerdenkmäler mit Klimbim und hetzerischen Reden einweihen dürfen. Der Prediger aber zieht ruhig weiter zum nächsten Blatz und erhebt hier abermals seine Stimme über die fündige Welt und findet wieder willige Zuhörer. Ein matkantes Zeichen unserer zeriffenen und fonfufen Zeit, in der so viele in der Irre gehen, nicht mehr wissen, wo der Weg und was das Ziel ist.
„ Noch" oder„ Doch".
Als er die Amtswohnung räumen sollte! Ein Reftor, Erzieher der jungen Generation, war zu einer wahrlich nicht hohen Geldstrafe verurteilt worden: er hatte nämlich dem Stadtamtmann eines Berliner Bororis eine heruntergehauen. Er wünschte aber von der Berufungsinstanz freigesprochen zu fein, da er sich als Schützer beleidigter Frauenumichulb gefühlt haben wollte. Wie," erklärte er voll Pathos vor seinen Richtern, als Erzieher sollte ich eine Dame nicht in Schuh nehmen, wo ich täglich den Kindern von„ deutschen Frauen und deutscher Treue" vorsinge." Die Angelegenheit spielte fich wie folgt ab: Der Herr Reftor fellte seine Amtswohnung räumen. Das gefiel ihm nicht. Am Tage, als die Räumung fällig war, begab er sich in das Provinzial. Tage, als die Räumung fällig war, begab er fich in das Provinzial in bas schulkollegium, um nochmals zu verhandeln. Zum Schutze der Wohnung hinerließ er dort seine Braut. Ihr gefellte sich die Hausbefizerin bei. Da erschien der Stadtamtmann in Begleitung des Obergärtners und noch einige Leute, um die Räumung vorzunehmen. Die Braut legte dagegen Protest ein und stellte sich auf die Frage des Amtmanns, wer sie eigentlich sei, als unverheiratete Bermandte des Herrn Rettors vor( aus Familienrücksichten sollte die Berlobung geheimgehalten werden). Im Verlauf des Gesprächs soll dann der Amtmann zu der unverheirateten Berwandten in gedehntem Ton gesagt haben: Frau, Fräulein, das sind Sie wohl noch." Dann begann die Räumung. Dem hinzufommenden Reftor erzählte nun die Braut über die ihr zugefügte Beleidigung. Der hatte nichts eiligeres zu tun, als den Herrn Amtmann zu sich zu rufen, die Dame, die Worte, wie sie sie gehört haben wollte, wieder holen zu lassen und ihm eine herunterzubauen. Die Erklärung des Amtmannes, er habe das Wörtchen„ noch", auf das das Schwei gewicht gelegt wurde, nicht gesprochen, sondern nur:" Freu, Fräulein, das find Sie doch gefagt, nur um den unterlaufenen weise komme wohl daher, daß er Sachse sei. Eine anzügliche An. Irrtum in der Bezeichnung zu verbessern. Seine gedehnte Sprem spielung auf ihre Mädchenehre habe ihm völlig fern gelegen. Der Richter meinte in seiner Begründung, der Herr Rettor fönne eigentlich zufrieden sein, daß er so glimpffid) fortgekommen ist. D5 noch" oder„ doch", es fönne jedenfalls nicht gerechtfertigt er. scheinen, solch eine„ Beleidigung" in physischen Gefühlsausbrüchen auszutragen. Er als Erzieher müsse das um so besser wissen. Ov der Herr Rektor daraus eine Lehre für sich gezogen hat? Oder ob er nicht gar zu der Sorte der unerziehbaren Erzieher gehört?
Eine Diebesjagd.
Drei Taschendiebe wurden auf dem Bahnhof Ireptom von einem Kriminalbeamten nach einer ungewöhnlichen Jagd festgenommen. Ein Beamter der Sonderstreife fab, wie ein jüngerer Mann an einen alten Herrn mit dem Hut in der rechten Hand herantrat und ihn ansprach, während er ihm den Hut vor die Brust hielt. Ohne daß der ältere Herr es merkte, knöpfte ihm der jüngere mit der linken Hand, die er mit seinem Hute deckte, die Uhr ab und sprang dann in ein Abteil eines Zuges, der gerade nach Neus kölln zu abfuhr. In demselben Augenblic sprangen zwei Spieß gesellen des Tiebes in ein anderes Abteil. Auch der Beamte ftrang noch auf, geriet aber in ein Abteil eines anderen Wagens, fo daß er nicht gleich zufaffen konnte. Auf der Station Kaiser Friedrichstraße verließ der Dieb den Zug und bestieg einen anderen, der in bemfelben Augenblick nach der entgegengefehten Richtung ausfuhr. Der Beamte folgte ihm, ohne zunächst von dem Diebe bemerkt zu werden, der, als er auf der Station Frankfurter Allee ausstieg, rasch auf dem Bahnsteig noch einen Diebstahl versuchte, der ihm aber mißlang. Als er jegt merkte, taß der Beamte ihm auf den Fersen geblieben war, sprang er rasch wieder in einen Bug noch der entgegengefehten Richtung und glaubte, so, seinem Ber folger entwischt zu sein, während es diesem doch noch gelang, einzusteigen. Der Dieb fuhr wieder nach Stralau und stieg hier aus, um feine Spießgefellen bon Neutölln zurückzuerwarten. Die beiben trafen denn auch bald ein. An dem gegenseitigen Zupfeifen erfannte der Beamte, der sie aus einem Bersteck beobachtete, daß er die ganze Bande vor sich hatte. Als sie jetzt einen Zug nach Karls. horft besteigen wollten, nahm er alle drei fest. Sie entpuppten sich als ein Adolf Braun aus obz, ein gewisser Niencsto und ein Karl Knöpfler, die beide aus Warschau stammen. Sie find wegen Taschendiebstahls schon wiederholt und schwer befiraft. Die in Treptow erbeutete filberne Uhr fand man noch bei dem Diebe. Der Bestohlene fann sie bei Kriminalkommissar Dr. Riemann im Polizeipräsidium in Empfang nehmen.
noch der Vater des Getöteten vernommen, der Postverwalter Albert Gaedte. Er bestreitet, daß sein Sohn gewalttätig war. Der Täter zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er war leicht erregbar und ließ sich Unrecht nicht gefallen. Im In der Verhandlung gegen den Hakenkreuzler Karl Tepe, der übrigen möchte er richtigstellen, daß sein Sohn nicht lints* radikal war, sondern zu den Rechtsparteien ge den Arbeiter Gaedke in Köpenick erschossen hatte, kam das Gericht it an den habe. Der Zeuge überreicht dem Gericht das Mitglieds nach zweistündiger Beratung zu einer Berurteilung des Angeklagten buch feines Sohnes, aus dem hervorgeht, daß derselbe ein Karl Tepe wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu gefchriebenes Mitglied des einem Jahr sechs Monaten Gefängnis unter Anandlungsgehilfenverbandes war, rechnung von acht Wochen Untersuchungshaft. In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt, daß sich der Angeklagte nicht einen Augenblick in Notwehr befunden habe. Das Schwurgericht hat sich aber auf den Standpunkt gestellt, daß dem Angeflagten nicht widerlegt werden könne, daß er geglaubt habe, sich in Putativnotwehr zu be
Während der
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kann der ,, Vorwärts" auf jede Dauer allerorts bezogen werden. Touristen und Wanderer
fordern das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei den Bahnhofsbuchhandlungen, Zeitungsklosken, Buchhandlungen und sonstigen Verkaufsstellen.
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lassen sich den Vorwärts" bei einer Aufenthaltszeit unter 14 Tagen per Kreuzband durch die Hauptexpedition nachsenden. Außer dem Abonnementsbetrage ist in diesem Falle das Porto zu zahlen, welches wochentags 5 Pf., Sonntags 10 Pf. ( pro Woche 40 Pf.) beträgt. Bei längerem Aufenthalt ist der Vorwärts" durch Postüberweisung zu beziehen, welche die Hauptexpedition vornimmt. In letzterem Falle kommen zu dem Abonnementsbetrage die Zustellungsgebühren in Höhe von 72 Pf. pro Monat. Sobald die eine oder andere Art der Nachsendung der Zeitung gewünscht wird, ist die in Frage kommende Ausgabestelle oder die Hauptexpedition des Vorwärts", Berlin SW- 68, Lindenstraße 3, zu benachrichtigen. Abonnenten, welche den Vorwärts" bereits durch die Post beziehen, können denselben jederzeit bei dem Postamt gegen eine Gebühr von 50 Pf. umbestellen. Bei Postüberweisungen bitten wir zu beachten, daß die Angabe der neuen Adresse bei der Ausgabestelle oder bei der Hauptexpe dition bzw. bef der Post möglichst eine Woche vorher erfolgt, um eine rechtzeitige Zustellung des Vorwärts" zu gewährleisten.
VORWÄRTS"-VERLAG
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finden; trotzdem war der Angeklagte nicht berechtigt, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Er fonnte, schwer bewaffnet, ab warten, was sein Gegner tun würde. Er war vor der Polizeiwache und wußte seine Freunde in der Nähe. Der Gerichtshof ging davon aus, daß der Angeklagte nur den Vorsatz hatte, feinem Gegner etwas auszuwischen. Bei der Strafbemessung sind dem Angeklagten in reichstem Maße mildernde Umstände zugebil Ligt. Maßgebend ist, daß er bisher unbescholten war, und daß ihm allein nicht zur Laft zu legen ist, daß ihm in seinem jugendlichen Alter ein Waffenschein zur Verfügung gestellt worden ist. Dann hat das Gericht dem Angeklagten auch die allgemeine Erregung zu gute gehalten, die in der Zeit des Wahlkampfes die ganze Bevölke Aus der Berhandlung ist noch folgendes rung ergriffen hatte.
nachzutragen:
deutschnationalen
Genossenschaftlicher Werbetag.
Um 5. Juli.
Die Konsumgenossenschaftsbewegung ist über die ganze Welt verbreitet. Gie zu fördern, vorwärts zu treiben bis zur gänzlichen Umwandlung der kapitalistischen Gewinnwirtschaft in die genossenschaftliche Gemeinwirtschaft, ist den Genossenschaftern aller Länder gemeinsames Ziel. Der Internationale Genossenschaftsbund hat im Frühling vorigen Jahres den Beschluß gefaßt, einen alljährlichen Fest- und Werbetag einzuführen. Liefer soll den 3wed haben, in der ganzen Welt die Geschlossenheit der Genossenschafter und die Leistungsfähigkeit ihrer Organisation als ein Mittel zur wirtschaftlichen Befreiung und als Bürgschaft für den Weltfrieden darzutun. Als geeigneten Tag wurde der erste Sonnabend im Monat Juli jeden Jahres gewählt. Ein Aufruf des Internationalen Genossenschaftsbundes, der diesen Beschluß den Genossenschaftern aller Welt fundgab, fonnte im legten Jahre nicht in allen Ländern in dem wohl gewünschten Ausmaß und Umfang befolgt werden. Zeit und Wirtschaftsverhält. nisse standen da hindernd und erschwerend im Wege. Der 7. Juli des vergangenen Jahres ist aber gleichwohl auch von den deutschen Konsumgenossenschaften beachtet worden und innerhalb des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine gab es eine sehr stattliche An zahl angeschlossener größter und fleinerer Genossenschaften, die gern und mit einer der großen Sache wohl würdigen Begeisterung dem Aufrufe zu einem allgemeinen Werbetag folgten.
Nunmehr ist seitdem ein Jahr verflossen, und wiederum rufen der Präsident und der Generalsekretär des Internationalen Bundes zum zweiten Male zum allgemeinen Tag der Genossenschafter auf. Noch immer sind die Zeitverhältnisse in unserem Lande so, daß sie nicht sonderliche Feste gestatten. Dennoch oder gerade deshalb werden die deutschen Genossenschafter am 5. Juli wie die Genossenschafter anderer Länder die ganze Bedeutung der Konfumgenossenschaftsbewegung in den Vordergrund ihrer Um- und Mitwelt bringen. Während im Vorjahre die Lage der Konsumvereine zwar sehr schwierig, aber noch recht undurchsichtig war, fehen wir nunmehr ganz flar den großen Schaden, den der Zusammenbruch der alten deutschen Geldwährung auch den Ronsumvereinen gebracht hat. Jest heißt es, alle, aber auch wirflich alle genossenschaftlichen Kräfte und alle Stärke der organisierten Verbraucher zusammenzureißen, um aus dem wirtschstafilichen Niedergang zum Aufbau zu gelangen und zu neuem Fortschritt, Gin Aufklärungs- und Werbetag soll der 5. Juli fein, nicht nur für Außenstehende, sondern auch für die Mitglieder; denn es fommt darauf an, die Verbraucher, vor allem aber die schon organisierten, zu rechten treuen Genossenschaftern zu machen. Genossenschafter sein, das bedeutet mehr als den Besiz eines Mitgliedsbuchs. Ge offenschafter sein heißt, sich immer und immer genossenschaftlich betätigen, einem gemeinsamen Wirtschaftsbetrieb Inhalt, Leben und Kraft zu geben. Nur dadurch wird die Befreiung von der fapitalistischen, auf Profit gerichteten Gütererzeugung und Güterverteilung möglich und das Ziel genossenschaftlicher Gemeinwirtschaft ohne frembe Ausbeutung erreichbar werden.
Zum Eisenbahnunglück am Potsdamer Bahnhof.
Die Ermittelungen wegen des folgenschweren Eisenbahnunglüds Der Borsitzende, Landgerichtsdirektor Marquardt. hielt vor dem Potsdamer Bahnhof, dem drei Lote und über zwanzig dem Angeklagten Tepe por, daß er doch vor der Mache Berletzte zum Opfer gefallen find, hat überraschend schnell zum Abstand und nur um Hilfe zu rufen brauchte. Der Angeklagte er schluß gebracht werden können und Staatsanwaltschaftsrat Or th= widert darauf, daß er das Gefühl hatte, als ob Gaedte ihn an ferretär Krüger und den Lokomotivführer Sauer mann hat nunmehr Anklage gegen den Eisenbahn springen wollte, deshalb habe er die Pistole gezogen. Bors: Haben aus Magdeburg erhoben. Als der Hauptschuldige wird ferretär Krüger und den Lotomotivführer Sauer Sie die Pistole erst entfichert? Anget 1.: Ich glaube, ich habe Krüger betrachtet, der der Fahrdienstleiter war. Es wird ihm ein gleich so gefchoffen. Bors: Sonderbar, man seht sich doch nicht Verschulden nach zwei Richtungen hin zur Last gelegt: einmal, weil mit einer entsicherten Pistole an den Skattisch! er die telegraphische Rückmeldung nicht vorgenommen hat, dann weil - An get 1: Die Konstruktion des Revolvers war so, daß die er durch die Bedienung des Blocks den Borortzug an das Stellwert Waffe beim festen Anpaden des Griffes gleichzeitig entfichert wurde. POS. zurückgemeldet hat. Der Lokomotivführer Sauer, der den Der Angeklagte gibt dann weiter zu, daß er nach dem Schuß Magdeburger Zug führte, wird als mitschuldig betrachtet. Es wird gleich fortgelaufen sei. Er hörte zufällig Gaedte schreien, ihm zur Laft gelegt, daß er nicht rechtzeitig die Geschwindigkeit gehabe aber nicht gewußt, ob er hingefallen sei. Er sei nur froh gemäßigt und den Bug vorher angehalten habe, da die Strecke deutBorf: Wenn es lich übersichtlich war und er sehen mußte, was vorgehe. Die An wesen, daß er Gaedte vom Leibe weg hatte. Ihnen darauf antam, Gaedle vom Leibe zu haben, dann hätten Sie flage lautet auf fahrlässige Gefährdung eines Eisenja gleich weglaufen fönnen ohne zu schießen. Angell: 3h bahntransports in Tateinheit mit fahrlässiger. war ganz fopflos und glaubte immer, er wollte mich packen, da er Tötung und fahrlässiger Rörperverlegung. Zu der die eine hand in verdächtiger Weise hinter dem Rücken hielt. Meine Verhandlung, die unter Borfiz von Landgerichtsdirektor Schneider Kameraden holten mich einzeln ein. Einer fragte mich, wer geschossen vor dem Erweiterten Schöffengericht Schöneberg stattfinden wird, habe. Ich erwiderte: Das wird sich schon morgen tlären. Ich wollte werden sowohl vom Staatsanwalt als auch vom Verteidiger R.-A. feinen hineinziehen. Die Bernehmung der vier Begleiter des An Bahn zahlreiche Sachverständige geladen werben. Die Verhandlung geklagten auf der Propagandatour ergibt eine Reihe von Ab felbst dürfte aber erst nach den Gerichtsferien im September stattweichungen in ihren Aussagen. Es find das der Kaufmann Alfred finden. Schulze, der Handlungsgehilfe Baul Loose, der Kaufmann Walter Biese und der Schlosser Franz Wegner. Polizeiwacht Es waren schon drei Leute bei dem Angeschossenen, die der Schuß meister Schmidt fam auf den Schuß hin aus der Mache heraus. auch herbeigelockt hatte. Beim Hochheben des Berletzten entdeckte man unter feinem Körper ein Taschenmesser, das halb geöffnet war. Der Zeuge nimmt an, daß Gatbte das Meffer ziehen wollte, um sich Der Zeuge nimmt an, daß Gaedte das Messer ziehen wollte, um sich gegen den Angriff zu wehren, daß er aber nicht mehr ganz dazu gekommen war, es zu öffnen, weil er inzwischen angeschossen wurde. Der Zeuge Arbeiter Willi Werner- war der erste, der zu Gaedte heraneilte, ihm rief der Berletzte zu:" Merit euch, Schulze war auch dabei Gaedke wälzte sich auf dem Boden und der lor dann das Bewußtsein. Der Schankwirt Otto Gallau, in Ge dessen Lokal die Zusammenkünfte des Angeklagten und feiner Be sinnungsgenossen stattfanden, bekundete, daß Gaedte um 12 Uhr auch in das Lokal tam und ein fleines Glas Bier trant. Er habe den Eindruck gehabt, daft Gaedke schmer angetrunken war und sich faum auf den Füßen halten tonnte. Bimmermann Paul Grimm war mit Baeble zusammen in dem Tanzlokal und erklärt, daß Gaebfe, als fie um 12 Uhr sich am Hohenzollernplatz verabschiebeten, voll. ständig nüchtern war. Gaeble habe auch teine Zeit mehr gehabt, fich in den 20 Minuten noch zu betrinten; außerdem besaß er nur noch 20 Pfennige. Der Dreher Bruno Jatobi war an dem Abend auch in dem Rotal von Gallau. Ms Gallau von der Wache fam, fagte er, daß Tepe ihm gefagt habe: Wer mir heute in die Quere fommt, den schieße ich runter. Zeuge Gallau ( vorgeruien): Das ist mir vollkommen unbewußt, das gefagt zu haben. Tepe ist immer ein ruhiger Mensch gewesen. Dann wird
Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 2. Juli.
Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr:
Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.
5.30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik. 7.30 Uhr abends; Märchen, gelesen von Ilse Kamnitzer( Jugendvortrag). 9-11 Uhr abends: Blasorchester. Dirigent: Kapellmeister Karl Woitschach . 1. Hoch Heidecksburg, Marsch, von R. Herzer . 2. Ouverture zu Fra Diavolo ",., von Auber . 8. Die Parade der Zinnsoldaten, Charakterstück, von Jessel. 4. Wein, Weib und Gesang, Walzer, von Joh. Strauß . 5. Fehrbelliner Reitermarsch, von R. Henrion Während der Pause: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetterdienst. Sportnachrichten. 6. Ouverture zu Dichter und Bauer", von Suppé . 7. Soldatenchor aus Margarete", von Gounod . 8. Blumenlied, von Lange. 9. Weaner Madin, Walzer, von Ziehrer. 10. Frohe Jugend, Kinderliedermarsch yon Woitschach.
"
Die falsche Buchung.
Bor der Berufungsstraftammer des Landgerichts II hatte sich der Bostbeamte Bestfahl wegen einer etwas feltsamen Handiungsweise zu verantworten. Der Angeklagte hatte wenige Tage nach Einführung der Rentenmark bei der Umstellung der Rechnung für einen von einer Firma eingezahlten Betrag von 1464 Billionen eine Quittung über 14,64 Rentenmart ausgestellt. Nach zwei Tagen bemerkte der Beamte, daß er über 1400 m. zu viel abgeführt habe. Er wollte nun einen Ausgleich schaffen. Beim nächsten Kassenabschluß behielter 1000 m. ein und steckte sie in seine Tasche Das betreffenden Abschlußblatt flebte er zu und fertigte einen neuen Abschluß an. Mit dem Gelde fuhr er, da er gerade eine dringende Familienangelegenheit auswärts zu erledigen hatte, auf einige Tage auf Urlaub Inzwischen war die Firma telegraphisch benachrichtigt worden, daß nur 14,64 M. angefommen wären. Die Post stellte fofort Ermittlungen an und entdeckte die falschen Buchungen. Ais der Angeklagte von seiner Reise zurückkehrte, wurde er von Kriminalbeamten am Potsdamer Bahnhof in Empfang genommen und es wurden ihm 951 M. abgenommen. Der Angeklagte bestritt, eine unterschlagung beabsichtigt zu haben und erklärte, daß er den Restbeirag ebenfalls einziehen und dann die Gesamtsumme der Firma zurückerstatten wollte, mit der Bitte, eine neue Einzahlung zu machen, damit sein Versehen von der vorgesetzten Behörde nicht entdeckt werde. Das Schöffengericht Schöneberg hatte aber dem Angefiagten den guten Glauben abgesprochen und ihn wegen schwerer Amts. unterschlagung und Urkundenfälschung zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. In der Berufungsverhandlung vor der Berufungsstraffammer wurde vom Verteidiger erneut bestritten, daß der Angeklagte eine Unterschlagung geplant habe. Zum Beweise dafür wurde ein Kollege des Angeklagten als Zeuge vernommen, daß dieser gleich nach Entdeckung des Rechenfehlers mit dem Zeugen Rüdsprache genommen hatte. Obwohl Staatsanwaltichaftsrat och die Bestätigung des alten Urteils verlangte, schloß fich das Gericht nach langer Beratung dem Antrage der Verteidigung on und sprach den Angeklagten frei.
Auf der Straße umgefallen und sofort tot ist gestern nad mittag der Kaufmann Wilhelm Klein vor dem Hause Mannheimer Str. 47 in Wilmersdorf . Der Rettungswagen der Wilmersdorfer Feuerwehr brachte die Leiche ins Leichenhaus Wilmersdorf .
In der Tierfunft- Ausstellung im Zoologischen Garten, welche sich dauernd eines regen Interesses bei den Besuchern erfreut, so daß einschließlich der Antäufe für die Stadt Berlin beinahe ein Drittel aller ausgestellten Berle bereits verkauft find, find als Eriaz für die fortgegangenen Bildworte solche von den Professoren Gault, Gös, ausschild, Straus, Manzel, fretschner, Richter, Tuaillon, Voltmann und Gemälde ron Dettmann, Drahtmann usw. neu ausgestellt.