obAebildet), Ich habe aber kein anderes momentan. Also ich verstehe nicht recht, warum wir in diesem günstigen Augen- blick uns nicht' offen mit den Türken zusammentiöen- Wir hatten uns ja einen Preis für unsere Freundschaft geben lassen können: Pachtung von Teilen von Kleinasien oder so was. Dann die Italiener ruhig lausen lassen, nutzen tun sie uns doch nie, und Dankbarkeit gibt es ja w der Geschichte nicht. Aber ich bin vielleicht zu dumm. Ich wäre sedoch sehr dankbar, wenn Sie mir tn ein paar Worten mit Blei andeuten könnten, was für Gründe vor« lagen, um diese Chancen aufgeben zu lassen. Mit bestem Gruß Ihr Wilhelm, Ar.' Das tolle Nebeneinander«, Durcheinander« und Gegen- einanderregieren. das in der auswärtigen Politik wcchrend der Regierung Wilhelms II. bestand, läßt sich kaum schildern. Die Denkwürdigkeiten Kiderlens geben zahllose Belege dafür. Eine verhängnisvolle Rolle spielten dabei die sogenannten„Im- mediatsstellen", d. h. diejenigen Stellen, die das Recht hatten, mit dem Kaiser recht dicht zu verkehren und auf diese Weise Entscheidungen zu erzielen, von denen die beteiligten Ressorts oft erst viel spater, oft nur durch Zufall erfuhren. Im Jahre 1911 reichte Bethmann ein Abschiedsgesuch ein, weil Wilhelm über seinem, des verantwortlichen Kanzlers Kopf hinweg, dem Botschafter in-London eigene Anweisungen gegeben hatte. Derselbe Bethmann schreibt eines Tages an Kiderlen:„Eigentlich ist diese ganze Politik derart, daß ich sie nickt mitmachen kann!" Man denke, der„verantwortliche� Kanzler, der die Politik doch eigentlich selber machen sollte, kann sie„eigentlich nicht mit- machen"-- macht sie aber doch„mit"! Das alles sind Dinge, die sich noch lange vor dem Welt- krieg abspielten. Dann dauerte es aber noch mehr als vier Jahre, bis das Ganze schließlich endete, wie es enden mußte, im Zusammenbruch. Das war der berühmte„Dolchstoß von hinten", ohne den nach der reaktionären Legende die alte Herrlichkeit auch heute noch dastehen würde,„herrlich wie am ersten Tag". In Wirklichkeit gibt es in der Geschichte Deutschlands nur ein Rätsel. Das Rätsel nämlich, wieso es so lange dauern konnte, bis das Unvermeckliche, das Selbstver« ständliche, das eigentlich schon längst fällig gewesene, schließ- lich doch eintratl_
volksparteiliche Heuchelei. Wer Gelegenheit hat. den Möchtegern-Staatssekretär von C y n e r n mit der Miene eines blasierten Korpsstudenten im Berliner Rathaus wirken zu sehen, wird nicht wenig erstaunt sein, in einem von ihm verfaßten Artikel der„Rationallibe- ralen Korrespondenz" folgende Beteuerung zu finden: „Es mag von höherer Warte aus bedauerlich erscheinen, dag gerade in der Hauptstadt des Reiches deiKonfliktzwischen der Sozialdemokratie auf der«inen und den sämtlichen nichtsozialistischen Parteien auf der andern S-it« so scharf« Formen angenommen hat. Wer die Berliner Verhältnisse kennt, weiß, daß gerade hier die wildesten und extremsten Verfechter(I) der sozialistischen Gedenken- weit das Zepter in Händen tragen und eifrig darauf bedacht sind, die Gedanken an einen vernünftigen Ausgleich, auch auf kommunal- politischem Gebiete, nicht hochkommen zu lassen. So wird über kurz od r lang die Bürgerschaft erneut entscheiden müssen, und wir wollen Hüffen, daß dann endlich, gestärkt durch die trüben Erfahrungen der letzten Jahre, sich eine feste Mehrheit bilden wird, die gewillt ist, Verantwortung zu tragen und die Würde des Berliner Stadtregimentes(Mit Herrn Perl zusammen!) zu wahren und zu hüten." Wirklich, es ist furchtbar, mit diesen„wildesten und extremsten Verfechtern der sozialistischen Gedankenwelt", die unter der Führung des Reichstagsabgeordneten Heimann sich im Berliner Rathaus breitmachen und es solchen ehrlichen und verständigungsbereiten Biedermännern wie Herrn von Eynern erschweren, in Frieden mit ihren Mit- menschen auszukommen. Andere Leute behaupten freilich, und wie uns scheint mit etwas mehr� Recht, daß Herr von
Eynern, dem es in der preußischen Landtagssraktion bis jetzt noch nicht gelungen ist, die preußische Reglerungskoalition zu sprengen, im Berliner Rathaus mit mehr Erfolg sich als Einpeitscher des Bürgerblocks und- S ch ü r e r der Gegensätze betätige. Wer ihn dort an der Arbeit gesehen hat. kann jedenfalls nur sagen, daß das Bedauern des Herrn von Eynern über den Konflikt in Berlin nichts anderes ist als ein« heuchlerische Redensart. Ein öeutschnatiooaler Kulturkampf. Das Recht auf Flegelei. Seit Monaten ist die deutschnatkonÄ« und völkische Volksswl« über eine neue Gemeinheit preußischer Regierungsstellen in die obligate Entrüstung geraten. Seit Jahren ist die Insel Borkum der Schauplatz wüster und ekelhafter antisemitischer Skandalszenen. Das Borkumlied ist die Hymne jenes Pöbels, der fein« arisch-teutsch« Kulturbeföhigung durch Absingung wider- licher Pogromlieder zu bekunden beliebt. Ln wilhelminischen Zeiten wurde dieser Skandal von der Regierung, die sonst jeder Aus- schreitung sehr schnell ein Ende zu machen verstand, liebevoll ge- duldet und gehegt, mindestens wurden beide Augen zuge- drückt. Jetzt haben sich der zuständig« L a n d r a t und R e. gierungspräsident energisch gegen dies« Skandal« gewandt und der Borkumer Aurkapelle unter Androhung der Beschlagnahme ihrer Musikinflrmnenie das Spielen des sogenannten Borkumliedes untersagt. Um diese Anordnung des Re- gierungspräsidenten Hot sich aber dann sehr bald in Borkum kein Mensch mehr gekümmert. Jetzt erlebt man den selbst im republikanischen Deutschland etwas ungewöhnlichen Fall, daß das preußische AmtsgerichtinEmden durch ein« einstweilig« Ver- fugung vom 27. Juni d. I.„dem Regierungspräsidenten in Aurich und den ihm untergeordneten Stellen Anweisung erteilt, das Spielen der Kurkapelle und des Borkumliedes in Zukunft nicht zu verhindern unter Androhung einer Straf« von 100(XX) Goidmark für jeden Fall der Zuwiderhandlung". Die Lektüre der„Deutschen Tageszeitung" und anderer„freiheitlicher" Blätter, die in langen Tiraden sich über die Eingriff« der preußischen Behörden in die verfassungsmäßig gewährleisteten Freiheiten der Staatsbürger entrüsteten, scheint auf da» Emdener Amtsgericht befruchtend gewirkt zu haben. Diese einstweilige Verfügung stellt doch wohl den Gipfel dessen dar, was wir von preußischen Gerichten haben erleben müsien. Man kann wirtlich gespannt sein, wiestchderpreußischeIustlzminister gegenüber dtksem Amtsgericht verhalten wird. Gefunöe Finanzen oüer neue Inflation? Die dentschnationalc Steuersabotage. Der Druck der Wirtschostskri'-s hat zu einem allgemeinen Sturm auf die Steuerlasten geführt. Es soll mcht bestlitten werden, daß die jetzige Steuergesetzgebung, die einem Provisorium immer anhasten. den Unzulänglichkeiten aufweist. Aber sie rechtfertigt nicht das all- gemeine Verlangen nach Steuerstundung und Steuerermäßigung. Wie immer, so hat auch jetzt der Reichslandbund dabei die Führung. Er und die Deutschnationalen hoben nie Berant- wortung gegenüber den Reichsfinanzen und der Währung empfun- den. Sie haben das Reich in die Inflation hineingetrieben und wurdsn jetzt denselben Zustand erzielen, wenn man ihren Forderungen entsprechen würde. In einer ErfArung de« Reichslandöundes zu der am Freitag im Reichstag abgegebenen Erklärung wird der Reichs regierung gegenüber in der demagogischsten Aufmachung der Eindruck zu er- wecken gesucht, als wenn die jetzige Stcuerbelaswng nur aufrecht- erhalten würde, um die Wirtschast zu ruinieren. Daß aus einer solchen Kampfesweise die Steuerfabotage notwendigerweise erwachsen muß, ist den Herren Großagrariern und deutschnatlonalen Parteiführern durchaus bewußt. Angesichts dieser Tatsache ist es erfreulich, daß der Reichssinonz- minister Dr. Luther in einem Interview einem ausländischen Journalisten gegenüber den Ernst der Lage der deutschen Reichsfinanzen dargelegt hat. Dr. Luther hat darauf ver- wiesen, daß man bei der Beurteilung der Finanzen Deutschlands die
Finanzlage und die augenblickliche Kassenlage genau au?» einanderhafien müsse. Das Reich habe gegenwärtig ein Guthaben von etwa 300 Millionen Mark, die sich in der Hauptsache aus dcr Begebung kurzfristiger Rentemnartschatzwechsel, der Gewährung kurzfristiger Kredite der Roistmbank zusammensetze. Mit sclchcu kurzfristigen Schulden könnten aber Verpflichtungen des Reiches nichr wirklich bezahlt werden. Vielmehr könne das Reich nur Zahlungen insoweit leisten, al« diesen Zahlungen dauerhaftewahrhaste Einnahmen in Gestalt von Steuern oder von lang- fristigen Anleih«» gegenüberstehen. Di» wirkliche Finanzlage des Reiches sei ernst. .Der dem Reichstag vorliegende Haushaltsplan für das Jahr 1921 weist einen Fehlbetrog von 470 Millionen Mark auf. Wenn des Reich trotzdem noch imn�r zahlungsfähig geblieben fei, fo beruhe das darauf, daß in dem feit 1. April lausenden Rechnungsjahr noch gewisse Beträge aus den in den Wintcrmonaten erhobenen ein maligcn Steuern und aus den Darlehen, die die Rentenbank gefetz- mäßig dem Reich gegeben hat, entnommen werden konnten. Frei- lich stehen diesen Beträgen gegenüber die Aufwendungen, die dos Reich, um fem« Währung zu erhalten, für den Ankauf der Gold- anleihe hat machen müssen. Anderseits ist das Gesamtergebnis der Steuern in den ersten Monaten des Rechnungsjahres etwas günstiger gewesen. Rur dadurch und durch dauernd fortgesetzte Ausgaben- drosselungen sei es überhaupt möglich gewesen, bisher die Last zu tragen, die uns durch die immer noch andauernde Besetzung des Rhein - und Ruhrgebietes einschließlich der Vorenthaltung der dorti- gen Zolleinnahmen usw. immer noch auferlegt werden, obgleich im Sachverständigengutachten auf das deutlichste dargelegt ist, daß die deutsche Wirtschast diese Lasten nicht aufzubringen vermag. Dr. Luther erklärt« serner. daßer„mitgrößt«rSorge in die Zukunft blicke" und ließ erkennen, daß diese Sorge gc- steigert sei durch die zahllosen Steuerermäßigungsantkäge der Deutschnationalen, durch die die Gefahr des weitereu Rückganges der Reichseinnahmen hervorgerufen werde. Er rechnet mit einem Fehlbetrag des Reiches am 1. Oktober von 140Million«n. zu dessen Abdeckung weder neue Steuern möglich seien, noch eine langfristige Anleihe in Aussicht stehe. In diesem De- trag sei die Summe für die Iuli-Reparationskeistungen an Kohle noch nicht enthalten. Nach diesen Darlegungen kann Man ermessen, welch« Leichtfertig- keit und Gewissenlosigkeit in dem Verhalten derjenigen Kreis« zu«r- blicken ist, di« jetzt den allgemeinen Sturm auf die Steuergesetzgebung fuhren. Jeder Erfolg, den diese Herr- schasten davontragen, fuhrt zu einer neuen Inflation. Die Entlastung der Wirtschaft, die bei Verminderung des Absatzes und Stockung des Erwerbslebens sicherlich in absehbarer Zeit herbei- geführt werden muß, ist ober nicht auf dem Wege sofortiger N«r° Minderung der Steuerlasten zU erreichen. Das ist nur möglich durch die Ausführung des Sachverständigengutachtens, durch dos erstens die deutsche Wirtschast von den Micumlasten in der Höhe von rund 1 Milliarde Goldmark im Jahre befreit wird und zweitens das Reich von den Besatzungskosten und ähnlichen Aufwendungen befreit wird, die ebenfalls jetzt fast eine Milliarde Goldmark pro Jahr erfordern. Di« Rentner, die kleinen Sparer aber, denen die Deutschnationa- len jeden Tag erzählen, baß sie ihre Guthaben ohne weiteres auf- werken wurden, können erkennen, datz es sich dabei um das dema< gogifchste und gewissenloseste Gaukelspiel handell, das überhaupt nur möglich ist. Denn wenn di« Deutschnatlonalen die neu« Verminderung der Steuern durchsetzen, dann gibt es überhaupt keine Auf- wertung dafür, aber die neue Finanzzerrüttung und die neue Inflation.
Englische Iteuwahleu im Okkober? Di« Radio-Agenwr meldci aus London , es bestätige stck, daß unmittelbar nach der An- nähme des Budgets die englischen politischen Parteien be- ginnen werden, sich in Erwartung der nächsten allgemeinen Wahlen zu organisieren, die nach der Meinung konseroativer und liberaler Abgeordneter im Laufe des kommenden Oktober stattfinden werk«-.
Vie Kreuzelschreiber. Anzengrubers Bauernkomödie„Die Kreuzelschreiber" gehört zur Gattung der sozialen— Melodramatik. Dieses Stück ist deshalb für die Sommerfaifon ganz besonders geeignet. Es hat alles, was da» Herz des sommerlich gelaunten Theaterbesuchers begehrt: Berge, Sternennächt«, Grün. Lieder, echte Bauernkniee und Lodengewänder, Iägerhüte und jenes Quantum Philosophie, dessen Geschwister Mutterwitz und Naivität heißen. Ein stommesbruderlicher Jodler, der den Cang der Handlung musikalisch untermall. Singt gelegent- sich, wie ein Ruf nach der„Bereinigung mit dem Mutterlande"— wenigstens für«inen Abend. Im Norden versöhnt sogar ein hoch. deutsch gemilderter Dialekt mit dem etwas naiv aufgetragenen Pathos. Ein Problem, da« Hierzuland« inaktuell ist— die Zudringlichkeit dummer Geistlicher und ihre Einmischung in die eheliche Erotik der österreichischen Bauern— interessiert dehn och. wirkt auch auf den nördlichen Stadtmenschen dank der Technik de» gut und solide zimmernden Dramatikers. Im T h e a t e r am Bülowplotz(Regie: Hans Felix) suchte ma» die vorhandenen Knalleffekte zu steigern und sogar das Stille durch Lautverstärkungen zu einem sommerlichen Klamauk— oder: um im Stil zu bleiben:— zu einer Hetz' zu gestalten. Es schadete wenig, daß der Realismus noch überrealifiert wurde, so, daß er einen ordentlichen Glanz bekam. Leo Peukert Äs„Bauer vom Gelben Hof" war am sichersten dort, wo er seine körperlichen Kräfte zeigen konnte— in der großen Prügelszene. Ein um die Gesetze der Buhne und Bewegung unbekümmertes Naturburschentum zeichnete ihn au». „Sein Weib Iosepha" gab Grete Bäck, eine intellektuell« Dar- stellerin von Talent inmitten dieses üppigen Raturlebene. Julius Sachs verriet den leuchtenden Humor der allen Heimat, einer der letzten Anzengrubermenschen; Gemüt, durch Literatur filtriert. Aber nur zwei Darsteller erhoben das Stück über da» Niveau einer Sommerfpielzeit: Karl Ettlinger und Emil Lind. Dieser Äs„der alte Brenninger", der an der Dummheit seiner Frau stirbt,«in Opfer des Klerus, aber auch seiner eigenen alten, gebrech. lichen Ohnmacht. Er stirbt freiwillig zu freiheitlichen Demonstration-« zwecken und stört demnach die Lebenslust dieser Komödie nicht. Lind hatte die dünn«, verärgerte Stimme des von Gott und seinem Weibe schikanierten Greises, schon die Geisterstimme des Jenseits, die bittere, ohnmächtige Zittrigkeit des Todgeweihten, den schiefen pessimistischen Mund, die kleinen erlöschenden und dennoch dauern- schlau zwinkernden Aeuglein. Es war eine meisterhafte Episode. Karl Ettlinger gab den philosophischen Hanswurst de» Stückes: den„Steinflopferhanncs", den weisen Narren, den Stell- Vertreter des Dichters im Drama. Ettlingcr ist der letzte Repräsen- tcmt der Wiener Komödienspleler, ein' inr Norden mißverstandener, sehr oft verkannter Darsteller vom alten Nestrvy-Geist, den dte Kritik nur selten gelten läßt, weil er, der positive Selbstlronikcr. jede Kritik im Spiel vorwegnimmt. Man muß den österreichischen Men- schen— nicht den Cosehausliteroten aus Wien — kennen, um Ettlingers kulturhistorische Silhouett« zu würdigen. Die Kenner werden ihm einmal Tränen nachweinen. Immer webt um ihn das
traurige Humorgold derjenigen, die die letzten einer Generation und «iner Tradition sind. Er ist immer von Nesttoy, auch wenn er Anzeu- gruber spiell. Nach seiner großen Konfession im fünft«» Bild, in der«r sich als naiver Pantheist offenbart, erscholl spontaner Beifall. Er wurde am Schluß gerufen. Ihm und Emil Lind ist der unge- wohnliche Erfolg zu verdanken, der selbst da» gesittete Publikum der „Voltsbühne" zu einer minutenlangen Ekstase hinriß.-th. „Ein Märchen aus Florenz ." Schwüle Stimmung fin Ehar- lottenburger Opernhaus. Nach 10 Minuten stellt man fest, noch 2 Stunden wiederholt man summarisch: Ralph B en a tz k y. der das entzückende Grinzinger Lied sang, hat kein Talent für die Operette. Der Mann, der ein Meister des Kabaretteinsalls ist, ver. patzt durch Schmachtfetzen, Anleihen, Säuseleien und Tamtam jede gut gemeinte Pointe. Der Mann, der so köstlich am Klavier seine Chansons begleitet, seiner Gattin in den Mund hineinspiett, hat kein« Ahnung vom Orchester, von den Notwendigkeiten einer Rolle, vom Tempo eines Theaterstücks. Sein Stil ist etwa: lustig« Witwe dioi- diert durch Hildach. Und«in kleiner Zuschuß Aida. Ein leidlich flottes Spottlied wird aufgspulstert, ein Goldschnittliedchen von italienischen Frauen dreimal von schlecht beratener Claque gefordert. Dann dirigiert der Kcmponist die gleiche Nichtigkeit noch sechsmal im Zwischenakt. Welche bengalische Beleuchtung, welche Verkennung der Werte und Wichtigkeiten! Es tut uns leid um den kapriziösen Kaba- rettmann Benatzty, der hier so ganz versagte, um drei Textdichter, die nicht«in« einzige humoristisch« Idee hatten, um Grete Freund , die keine Rolle bekam, um Tauber, der um 1000 Dollars pro Abend fein Renommee auf« Spiel setzt. Seinem hohen d brauste orkanartig der Jubel de« Hauses entgegen. Else Müller, Franz Felix und Max B r o d— sie gaben ihr Bestes: ebenso ein schwung- loser Dirigent(ober hier war das Beste nicht viel Gutes). Gefiel das Märchen? Es fi�l— ein Reif in der Frühlingsnacht. K. S. Deutsches Thealer:„Llubleute". In dieser schlechten Zeit haben die Direktoren ihr« liebe Not. die Theater zu füllen. Das Deutsch « Theater ging sicher und wählt« das vor Jahren als zugkräftig erprobte Lustspiel„C l u b l e u t e" von Fritz Fried mann- F r e d e i i ch. Die Sommerdirektion war sogar ganz vorsichtig und engagiert« sich die beiden Matador« von damals, Max Adalbert und Max Land«. Und das war eine praktische Vorsichtsmaßregel: Die „Elubleute" haben ihre Zugkraft bewahrt, das Publikum amüsierte sich köstlich: aber das war nicht das Derdienst des Stückes, das. teil- weise drastisch komisch, teilweise schnitzlerisch elegisch in literarischen Zwiespalt gerät und daher von leiser Fadheit bedroht wird, sondern des Mix Landa und vor allem des unverwüstlichen Max Adalbert , dessen galliger verbissener, quärulierender„Onkel Alex" seinen Ruhm als einzigartiger Typendorstrller gesichert hat. 2l d a l b e r t war gestern wieder in bester Form. Mit seiner übermütigen Laune und seinen plötzlichen Einfällen erzielte er sogar auf der Bühne bei seinen Kollegen Lacherfolge und brachte sie mehrmals aus dem Konzept. Ein dürres Männchen mit unwahrscheinlichem Turmschädel, einem ausgewachsenen Gehrock, der nie modern geweien sein konnte, und Korkenzieh« hosen, die ganze Gestalt wie von Motten zerfressen, das war diesmal sein Onkel Alex. Mit ewig quängelnder Stimme, stets
gleichbleibendem Tonfall, steinern ernstem Gesicht sagt er die komischsten Dinge, indem er als tonangebender Senior der Familie dos große Wort fuhrt. Max Landa ist sich in den Jahren, in denen wir ihn nicht gesehen haben, gleich geblieben: der vornehme, blasierte Lebemann, elegant wie aus dem Modejournal und von vollendetem Kavaliertum. Die übrigen Darsteller waren nicht auf der Höhe. Im ganzen war der Abend ein Erfolg. Dgr. knrsürstenbamm- Sommerunlerhalluna.„Ein Fehltritt". Schwank von Eugen Burg und Louis Tauf stein, wird im Theater am Kurfürstendam m gespielt. Gatt, ist das eine verwickelte aristokratische Angelegenheit Ein sozusagen gräfliches Paar hat im Punkt« der Folgen vorehelicher Verhältnisse beiderseitig einige« auf dem Kerbholz. C- tritt nun einer in diese ungetrübt lang. weilige Dauerehe. wobei es di« Auroren neckisch fugen, daß ihn beide Teil« als die inzwischen hochgewachsene Folge vorehelichen „Fehltritts" ansehen. Schließlich stellt es sich heraus, daß er weder „ihrer" noch„seiner" ist. Im dritten Akt wird der Dreh um das schlechte Gewissen etwas zu weit geführt und im Bestreben, oll« Möglichkeiten zu erschöpfen, wird die Sache schließlich langweilig. Bis dahin ist es eine annehmbar« Kurfürstendamm -Sommerunttrhaltung. Hans A l b e r s spielt den jungen Mann, der dem gräflichen Paar die Kopfichmerzen bereitet, in«iner sehr munteren Art. Außer Eugen Burg wäre noch Ida W ü st zu nennen, die augenscheinlich mit viel Vergnügen bei der Sache ist. K. Algen gegen die INückenplage. Ein wirksames Mittel gegen die im Sommer so lästig« Mückenplage will, wie in der„Umschau" bc- richtet wird, ein spanischer Gelehrter gefunden haben. In unseren flachen Teichen und Seen mit schlammigem Grund«, die die Haupt. brutplätze der Mücken und Schnaken sind, kommen eigenartig« Algen in«iner Tief« bis zu 3 Meter vor, die sich wie Moos« mit Wurzel- haaren im Boden festhalten. Infolge der armleuchterartigen Verzweigung ihrer Körper haben si« den Namen Armieuch ergewächse erhalte». Eine der gewöhnlichsten Vertreterinnen dieser Familie ist Chzrz hispida. Wie nun Untersuchungen in den Tümpeln bei Valencia ergeben haben, waren alle Wasseransammlungen, in denen diese Art vorkam, von Schnaken und Moskitos völlig frei. In Teichen, in denen es keine Ebara gab, waren die Larven der Stechmücken in Mengen zu finden: dagegen starben die Larven in Wässern. die Oian» hispida enthielten, sofort ab. wie zahlreiche Versuchs ge- Zeigt haben. Ein neues MKÄ gegen Seekrankhelk. ver„New Park Herald" teilt die Resultate«iner neuen Behandlungsweis« mit, die in letzter Zeit bei Seekranken angewendet wurde und großen Erfolg hatte. Alle zur Seekrankheit neigenden Passagier«, die auf dem Schiff Sauer- stoffinhalationen vorgenommen halten, fühlten sich erleichtert und hatten keinerlei Beschwerden. Es soll schon ein« ganz gering« Meng» Sauerstoff genügen, um sich vor der Seekrankheit zu bewahren. Der Sauerstoff wird eingeatmet vermittels eines kleinen tragbaren Appa- rat»?, den jeder auf Reisen mitnehmen kann. ver Slor«. Aus der ImriauSstelluna«erden außer den exdre'floniüijibcu Gemälden van Aurell B e r n a t h Arbeiten von Henri! verlewi« Warschau (Neqano-Fattur- Elemente, Gestaltung jllr Plakate) gezeigt.