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Der Provokateur von ltramon. Slufhctzung der Reichswehrgenerale. Daß der General von Cramon zu denen gehört, die am liebsten morgen einen neuen Krieg führen möchten, ist nicht weiter verwunderlich. Erstens ist er abgebaut und im Kriegsfall erhält man alsReaktivierter" höhere Bezüge nebst Feldzulagen: zweitens hat General v. Cramon eine besondere Sehnsucht nach dem Schützengraben, seitdem es ihm in fr-fa Jahren Weltkrieg nicht gegönnt war, einen solchen zu sehen.' Aber die Feldzulage hat er dennoch bekommen; denn er war in der ganzen Zeit' deutscher Bevollmächtigter im K. und K. Hauptquartier, d. b. in B a d e n bei Wien . DiesesHauptquartier " 40 Minuten vom Wiener Opern- reftaurant, gehörte aber zurArmee im Felde". Natürlich möchte General v. Cramon a» liebsten gegen französische Schützengräben stürmen, aber, wenn es nicht anders geht, so kann er auch anders: es ist nicht lange her, daß ein preußischer General a. D. einem Franzosen, der hier in beamteter Stellung lebt, in allem Ernste auseinander- setzte, daß eine deutschnationale Reichsregierung für Frank- reich das vorteichafteste wäre, und daß dann die Wege zu einem deutsch -französischen Militärbündnis offen stünden. Kennt vielleicht Herr v. Cramon diesen General a. D.? Die Ernennung des General Walch zum Nachfolger Nollets in Berlin und die bevorstehende Generalinspektion gibt dem General v. C r a m o n den Vorwand zu einem neuen Hetzartikel in derKreuz-Zeitung ". Er prophezeitmit aller Bestimmtheit", daß bei der Inspektion etwas gefunden wer- den wird, das Deutschland ins Unrecht setzt. Er, der ja den Geheimoerbänden nicht fern steht, muß es ja wissen. Mit dieser Voraussage hat v. Cramon allerdings, wenigstens nach seinen eigenen Theorien, den schlimmsten Landesverrat begangen. Aber er meint es natürlich anders: Der Sinn seiner Aus- führungen soll der sein, daß Nollets Nachfolger, und sei es nur, um feine Auftraggeber zu befriedigen, deutsche Ver- fehlungen wird konstatieren müssen: Es wird kontrolliert werden, bis etwas gefunden ist, und wenn di« Verfehlungen Deutschlands zutage liegen oder k ü n st l i ch k o n- st r u i« r t sein werden, dann wird die Kontrolle erst recht einsetzen und verewigt werden." Es gibt in der Tat Leute in Deutschland , die im Inter- esse ihrer parteipolitischen Geschäfte, die nur in der Atmospäre einer permanenten nationalistischen Hetze ge- deihen können, am liebsten eine Verewigung der inter - alliierten Militärkontrolle sähen. Diese von uns oft genug zum Ausdruck gebrachte Vermutung ist beileibe keine rein sozialdemokratische Erfindung. Vor wenigen Tagen schrieb ein Bertiner Blatt nach der Anahme der Militärkontroll- note durch Deutschland : Wir werden darauf achten müssen, daß die Kontroll« ohne Zwischenfäll« abgeht, zumal man damit wird rechnen müssen, daß gewisse kreise, denen an der Verewigung der Vlililärkontrolle ge­legen ist. solche Zwischenfälle organisieren werden." Der Verfasser dieser Zeilen ist kein Sozialdemokrat. Er war es allerdings einmal. Es ist der heute strammenatio- nale" Professor Paul Lensch , der mit diesen Worten in derDeutschen Allgemeinen Zeitung" zugab, daß esgewisse Kreise" gibt, die durch provozierte Zwischenfälle eine Ver- ewigung der Militärkontrolle erstreben. Solche Kreis« scheint es z. B. in B a y e r n zu geben, wo nach einem Bericht des Lokal-Anzeigers" am Donnerstag in Würz bürg ein Ge- denktag der Schweren Artillerie natürlich mi Beisein Rupprechts stattfand, bei dem ein Oberst a. D. B l ü m n e r seine Rede mit den Worten schloß: Was ehemals war, wird wieder sein. Ist schwer das Werk, es wird vollbracht, die Artillerie kommt über Nacht!" Entweder ist der Herr Blümmer mitsamt denen, die ihm immer nach demLokal-Anzeiger"tosenden Beifall"

rigkeiten, die sich infolge des ersten Aktes zwischen die männliche und weiblich« Hauptrolle gestellt haben. Der Autor hat aber dies- mal den Knoten in originellerer als der ortsüblichen Weif« geschürzt, so daß von einigen Längen abgesehen, die Zuschauer in aufge- räumteste Stimmung gerieten. Dazu«in« samtweiche melodiös« Musik mit dezent verhaltenem Tanzrhythmus des in ollen Wässern gewaschenen Walter Kollo , was Wunder, daß di« Schlager fast sämtlich das ersteuliche Schicksal des cka capc> erlitten. Am Schlüsse des zweiten Aktes bedankten sich Autor, Komponist, Gesangstext- dichter(Willi Kollo ) und noch einige andere Personen für den stür- mischen Beifall. Jedesmal, wenn der Vorhang hochging, erschien eine neue mit Smoking behastete Persönlichkeit. Leider konnte ich nicht mehr feststellen, wie viele Personen zum Schluß sich für das Zustandekommen des Erfolges bedanken durften. Paul Hey de mann als irr Lieb« verstrickter Frauenarzt hatte alle Sympathien. Mady C h r ist i a n bezaubert« durch ihr stisches Spiel, ihr anmutiges Wesen und ihre entzückenden Toilelwn(von der Gesangskunst wollen wir schweigen) und Artur He ll erstellte durch eine wohlklingende geschulte Stimm«. Dgr. Die Hygiene Im Rundfunk. Als ein überaus wertvolles Mittel zur Verbreiiung hygienischer Kenntnisse in weitesten Kreisen bezeich- net Dr. Paul Frank in derDeutschen Medizinischen Wochenschrift' den Rundfunk. Als Beirat der Berliner Funkstunde hat er auf diesem Gebiet wichtige Erfahrungen gesammelt.Es ist über- rafchend," schreibt er,von welcher Einwirkung durch den Rund» suntsender oerbreitete Mitteilungen aus die weitesten Kreise sind, und es ist daher naheliegend, dieses Instrument für Verbreitung hygienischer Kenntnisse zu benutzen. Dieses Streben wird dadurch erleichtert, daß das Publikum für all« Vorträg« aus dem Gebiet der Hygiene ein außerorentlich großes Interesse hat. Nicht etwa, weil dieser oder jener glauben könnte, durch die auf solchem Wege erwor- denen Kenntnisse eine ärztliche Beratung zu ersparen, nein, es ist, wie sich aus den an die Verwaltung des Rundfunks gerichteten Brie- fen und Anregungen ergibt, ein Wissenshunger auf hygienischem Gebiet vorhanden, der gerade durch diese Art der Vorträge in einer dem Publikum sympathischen Weise gestillt wird. Darum ist es auch das Bestreben des Berliner Rundfunks, in die Vorträge ein« gewisse Methodik hineinzubringen und alle Gebiete der öffentlichen Gesund» heitspfleg« zu erfassen, deren Kenntnis für die Allgemeinheit von besonderem Wert ist." Den rechten Ton bei diesen hygienischen Rundfunkvorträgen zu treffen, ist sehr schwierig, denn der Vortragende hat keine persön- liche Beziehung zu seinem Publikum und muß mit einer äußerst vielfältigen Zuhörerschaft rechnen. Seine Ausführungen dürfen daher weder zu streng wissenschaftlich, noch zu leicht gehalten sein. Er wird fich besonders auf die sogenannten weniger gebildeten Kreise einstellen müssen, die diesen Vorträgen mit größtem Interesse folgen, wie zahlreich« briefliche Aeußerungen beweisen. Wenn erst einmal der Schul-Rundfunk in Deutschland eingeführt ist und bei uns eine Bedeutung gewinnt, wie er sie schon in England und Amerika besitzt, dann wird man auch die Hygiene unter der Jugend systematisch ver- breiten können. .7kbrui>geu Im Museum sür Meere» kunt»« am Dienstag, den 8. Juli, 1 Ubr, Pros. Brübl: Kleinodien aus dem Meere; Dienstag, den t5. Juli, 1 Uhr, Pros. Krumbach : DaS Plankton deZ Meeres

spendeten, ein kompletter Trottel, oder es war sein« Ab'- ficht, die Militärkontrollkommission nach Bayern zu locken, um dort Zwischenfälle zu provozieren und damit die ersehnte Verlängerung der Kontrolle zu erreichen. Diesen Provokateuren das Handwerk zu legen, wäre eine nationale Notwendigkeit. Ein solcher Provokateur ist auch General v. Cramon, der vor einigen Wochen in der- selbenKreuz-Zeitung " einen Artikel veröffentlicht hatte, in dem er erklärte, er wisse positiv, daß General o. S e e ck t sich weigerst würde, irgendwelche Verbindungs- offiziere der Reichswehr für eine Generalinspektion zur Ver- fügung zu stellen. Dieser Artikel wurde natürlich im Aus- lande gegen den Chef der Reichswehr ausgeschlachtet. Wie wir jedoch inzwischen festgestellt haben, hatte sich Gene- ral v. Cramon, der als abgebauter General ein Todfeind Seeckts ist, nicht nur diese Behauptung völlig aus den Fingern gesogen, sondern er hatte dies geschrieben, in der Absicht, den General v. Seeckt auf eine unmögliche Haltung festzulegen, resp. um die P r o v i n z g e n e r ä l e der Reichswehr gegen Seeckt aufzuhetzen für den erwarteten Fall, daß sich die Reichsregierung zu der Annahme der Mili- tärkontrolle entschließe. Denn welch edlere Aufgabe der Mili- für einennationalen" Königlich Preußischen General a. D. geben, als die Generäle der Republik gegeneinander zu hetzen und als die Reichswehr durcheinander zu bringen!

Der thüringische Tenöenzprozeß. Zusammenbruch der Anklage. Weimar , 5. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Bei der Vernehmung des Zeugen in der Sonnabend-Verhandlung des Prozesses gegen den thüringischen Innenminister Hermann kam ausschließlich zum Ausdruck, daß parteipolitische Gesichtspunkt« bei der Anstel- lung nicht maßgebend waren. Das wurde durch eine Reihe von Zeugen bestätigt, die angestellt wurden, ohne Sozialdemokrat zu sein. Die stark übertriebenen Aussagen des Ministeralbeamten Böhm wurden durch die Darlegungen des Ministerialdirektors Brill widerlegt, der bestätigt, daß bei der Prüfung und Beförde- rung von Beamten in Thüringen nicht die Mitgliedschaft der Sozial- demokratischen Partei oder die Zugehörigkeit zum Allgemeinen Deut- schen Bcamtenbund maßgebend waren. Ministerialrat Dr. Brand aus dem preußischen Ministerium des Innern gab ein Gutachten über die Anstellung der Beamten ab und belegte an Hand von Akten, daß eine Vordatierung schon unter dem alten R«- gime vorgekommen sei. Er brachte Fälle aus Preußen aus den Iahren 1902, 1918 usw. als Beispiele vor, in denen ein« Vor- datierung vom preußischen Ministerium ausgeführt wurde. Auch wies er darauf hin, daß früher beim Militär die Vordatierung bei der Verleihung von Patenten üblich war. Er sprach auch den Ministern das Recht zu, Akten beliebige Zeit in eigen« Verwahrung zu nehmen. Bei der Vernehmung des Landgmichtsrats Grein er, der die Untersuchung gegen die Angeklagten geführt hatte, unternahm die Verteidigung unter Genossen Dr. Rosenfeld einen geschickten Vorstoß gegen die eigentlichen Urheber der An- klag« und d«r Verhaftung des Ministers Hermann. Auf die Frage der Verteidigung, ob der Untersuchungsrichter ein« Beeinflussung des Verfahrens von der Reichswehr durch den Heeresanwalt Rotermund festgestellt habe, antwortete der Zeuge sehr aus- weichend, auch dann noch, als angegeben wurde, daß der Leiter des Landeskriminalamts, Regierungsrat N i e t f ch, im Auftrag von Hintermännern sich in das Verfahren einmischen wollte. Auf An- trag des Oberstaatsanwalts beschloß das Gericht, diesbezügliche Fragen nicht mehr zuzulassen. Die aufgestiegenen Sumpfblalen ließen aber erkennen, daß etwas faul an der ganzen Geschichte ist. Damit war die Vernehmung der Zeugen beendet. In einem nahezu zweistündigen Plädoyer erachtete der Ober- staatsanwalt die Punkte der Anklage über die Urkundenfäl- fchung und Vernichtung von Akten durch den Regierungsassessor Kunze als erwiesen. Der Antrag des Oberstaatsanwalts lautete wegen Vernichtung eines Berichts im Falle Kopf für den Mi- nister Hermann au f zwei Monate Gefängnis mit der Maßgabe, daß dem Gericht onheimgestellt wird, Strafaufschub gegen Zahlung einer Geldbuße von mindestens öütX) Mark auszusprechen. Für Kunze wurde eine Gesamtstrafe von zwei Iahren Gefängnis, für die Kreisdirektoren R e n n e r t- Meiningen, H örf ch e lm an n- Eisenoch und Fauli an-Roda je 1)4 Monate Gefängnis oder Umwandlung der Gefängnisstrafen in eine Geld- strafe von je 100 Mark beantragt. Für Kreisdirettor Koch- Gotha plädierte der Staatsanwalt auf Freisprechung. In dcr Nachmittagssitzung nahmen die Verteidiger«in- gehend zu den Anträgen des Oberstaatsanwalts Stellung. Dr. Rosenfeld wies daraus hm. daß die Verhaftung Hermanns seinerzeit großes Aufsehen erregt und in der Oeffentlichkeit allerlei Behauptungen über ein« ungeheure Korruption in der sozialistischen Regierung Thüringens zur Folge gehabt habe. Die Anklage sei nach den Ausführungen des Oberstaatsanwalts als zu- fammengebvochen zu erachten, da nichts von. der angeblich großen Urkundenfälschung und Korruption bewiesen sei, der Oberslaaksanwalt habe in der Sache des Ministers Hermann den Rückzug angetreten und lediglich wegen Beseitigung von Schriftstücken eine Strafe be- antragk. Demgegenüber müsse festgestellt werden, daß der Minister einer Bestimmung über den Geschäftsgang nicht unter- liege und er das Recht habe, über Schriftstücke, die nicht Bestandteile der Akten sind, zu verfügem Der Oberstaatsanwalt habe die Punkte der Anklage fallen lassen, die sich auf vorsätz- liche, um Vermögensvorteile willen begangene Ur- kundenfälfchung bezogen habe. Das thüringische Beamtensperrgesetz, das auf Veranlassung der Reichsregierung erlassen worden sei, lasse Ausnahmen zu. Minister Hermann fei unter allen Um- st ä n d en f r e i z u f p r e ch en. Für den Angeklagten Kunze be- antragte der Verteidiger, die verbüßt« Untersuchungshaft von sechs Monaten als Strafe anzurechnen. Für die übrigen Angeklagten wurde Freisprechung beantragt. Nach persönlichen Ausführungen der Angeklagten vertagte das Gericht die Urteilsverkündung auf Montag vormitta g._ Schutzzoll und Umsatzsteuer. Im Anschluß an die Erklärungen des Ernährungsministers, durch Schutzzollmaßnahmen der Landwirtschast entgegen- zukommen und durch Ermäßigung der Verbrauchsabgaben einen Ausgleich für die eintretende Verteuerung des Lebensunterhalts her- bcizuführen, haben im Reichskabinett eine Reihe von Erörte- rungen stattgefunden. Zu endgültigen Beschlüssen, besonders über die Fixierung der H ö h e d e r Z o l l s ä tz e, soll es, wie wir erfahren, bis jetzt noch nicht gekommen fein; jedenfalls bestehen über die von verschiedenen Seiten gemachten Vorschläge die größten� Meinungs- Verschiedenheiten innerhalb der Regierung. Dagegen ist sich das Kabinett über dieErmäßigungderVerbrauchsabgaben insoweit schlüssig geworden, daß die Umsatz st euervon2)4auf 2 Proz. reduziert werden soll. Die endgültige Entscheidung darüber treffen bekanntlich Reichsrat und Reichstag. Die Herabsetzung der Umsatzsteuer ist aus wirtschaftlichen Grün- den geboten und auch durchaus möglich, da das Einkommen aus der Umsatzsteuer die Veranschlagung bei weitem übertrifft. Protestiert werden muß aber, daß die Angelegenheit der Umsatzsteuer, die ein« Sache für sich darstellt, im Zusammenhang mit der Schutzzollfrage behandelt und so als Konzession mißbraucht wird. Schließen sich Reichsrat und Reichstag dieser Methode an, so wird für die Be- völkerung, der man durch unnützen Zoll den Lebensunterhalt ver- teuert, in Wirklichkeit, soweit die Steuer auf den Umsatz in Frage kommt, weder Erleichterung noch Ausgleich geschaffen.

Zolkething/Lanösthmg/�rbeiterregierung. Kopenhagen . S. Juli.(Eigener Drahtbericht.) Die erste Sitzungsperiooe des dänische» Reichstags unter der Arbeiterregierung ist beendet. Geschlossen mit dem großen außenpolitischen Erfolg der dänisch -norwegischen Grönlandübereinkunft durch das Kabinett Stauning. Ueberall, wo außenpolitische Pro- bleme von größter weltwirtschaftlicher Bedeutung auf der Tages- ordnung stehen, wird man es einfach nicht verstehen, wie di« Eis- wüste Grönland zwei so reife demokratisch« Nationen wie Norwege» und Dänemark in einen Gegensatz von solcher Siedehitze bringe� konnte, wie es tatsächlich der Fall gewesen ist. Man muß auf di« Geschichte der Trennung Norwegens von Dänemark zurücksehen, um den Grund zu finden, von dem aus norwegische und dänische Nationalisten die Grönlandfrage zu einer erhitzenden natio- nalen Prestigesrage machten. Daß sich in Dänemark sogar die Radikalen, die sonst Cherubim der Demokratie und des Pazi- fismus sein wollen, faß noch stärker als die Konservativen in das nationalistische Horn tuteten, ist nur ein Moment mehr, das aus dieserPrestigefrage" fast ein« Operette macht. Norwegens An- nahm« des Abkommens bot keine Schwierigtoiten, da es den wirt- schaftlichen Interessen der norwegischen Grönlandfischerei im wci. testen Maße entgegenkommt, dagegen muß es der dänischen Arbeiter« regierung hoch angerechnet werden, daß sie in all dempatriotischen" Geschrei kühlen Kopf bewahrte und durch die Erledigung der Farce das Ansehen Dänemarks als kluge und reif« Nation rettet«. Glatter ging die Anerkennung Rußlands de jure, gegen die nur von ganz rechts Opposttion war. Hat so die Außenpolitik die völlige Unzuverlässigkeit der bürgerlichen Linken gezeigt, so zeigte die Behandlung des größten innerpolitischen Problems die Fähigkeit und Raffiniertheit der rechtsbürgerlichen Opposition. Nachdem die sozialistische Regie- rung die Verlängerung der Melerschutzgesehgebmig und eine den Konsum der breiten Masse verbilligende Zollresorm durchgedrückt hatte, stieß sie in der N a l u t a f r a g e auf den steifsten Widerstand der Opposition. Dies« Vorgänge werden im Herbst zu einem harten Kampf der beiden Kammern führen. Dänemark steht durch di« Sabotage der Opposition nun ohne wirksamen Valutaschutz da. Das neu« Sinken der Krone hat als Warnung ebenso wie die Mahnung der Valutazentrale taube Ohren bei der Rechten getrosten. Noch oder wieder hält die Nationalbank den niedrigen Kronenkurs nach dem letzten Fall durch Zubußen aus der schon stark verbrauchten Londoner Stabilisierungsanlei h« vom letzten Winter und durch die Kontrollrechte, die die Sozialisten- regierung der Valutazentrale zu geben vermocht«. Auf die Dauer ist das unmöglich, der Rücktritt des Leiters der Valutazentrale muß als letztes Warnungssignal gelten. Desto höher ist dem Kabinett Stauning seine rührige Arbeit aus administrativem Wege anzurechnen. Eine Reihe von V e. gnadigungen kommunisttscher und gemeiner Gefangener, Ver- abschiedung höherer Beamter, die in die S p e k u l a t i o n s. s k a n d a l e der letzten Jahre oerwickelt waren, Streichung bei Armenunt«rstützungsschulden" so vieler einmal in Not Geratener, die dadurch das Wahlrecht wiedererlangten. Aufräumung am staat- lichen Theater. Streichung der Herbstmanöver sind Dinge, die eine bürgerliche Regierung nicht durchgeführt hätte. Di« Herbsttagung des Reichstags wird di« sozialistische Regierung vor harte Kämpfe stellen. Die Valutafrag« wirb dringend werden, der Abrüstungsplaa wird auf starken Widerstand stoßen ebenso wie die unumgänglich« soziale Neuordnung der Steuern,. Di« im September stcttb findende Wahl der Hälfte des Land si'hings ist das Boro- meter, an dem sich zeigen wird, wieweit das dänische Volk mit den Wirken der Eoziallstenregierunq einverstanden ist. Danach wird di« Entscheidung fallen, ob es der Regierung möglich ist, mit diesen Reichstag zu regieren oder ob vor Ablauf der Wahlperiode an da« Volk appelliert werden muß. Die Lag« der dänischen Finanzen, des Geldes und der Wirtschast drängt zu reinlicher Scheii dung, der Herbst muß eine Beugung der durch«in« veraltete uw demokratische Wahl im Landsthing festsitzenden reaktionären Mehr» heit oder er wird Ueberraschungen bringen. * Der neue dänische Gesandte in Berlin , Zahle, hat durch Ueben reichung seiner Beglaubigung an den Reichspräsidenten seil Amt angetreten._ Zinanz-Faschismus. Die Kompromittierten drohen mit neuen Morden, Rom , 5. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die Erregung über de, Matteotti-Mord besteht unvermindert fort. Eine Reihe von Zeuge« hat ausgesagt, daß D u m i n i auch mehrere and e r e Gewalttatei auf dem Gewissen Hab«. Die Ergebnisse der biherigen Untersuchunj und der politischen Vernehmungen haben die Mordtat an Matteott noch nicht genügend aufgehellt. Die Blätter der Opposition setze« ihre Angriffe gegen die Faschisten unentwegt fort und behaupten daß im Schoß des letzten Kabinetts Mussolini eine ganze Reihe vo> Finanzskandalen wohl schlummern und nur die übermächtig, Gewalt der faschistisihen Partei wie die Sorge um die schwere Kom promittlerung erster politischer Führer des italienische, Faschismus die Aufklärung darüber verhindere. Die faschistische« Blätter führen gegen diese Behauptung der Opposttion eine sehr heftig, und drohende Sprache. Das neugegründete ostizielle faschistisch« BlattImpero" droht mit nicht mihzuverstehender Deutlichkeil Rache an. Es schreibt, wenn es notwendig sei, werde auch> den sozialistischen Abgeordneten Turati ein Begräbnis erster Kbss« besorgt werden. Polen fordert Genugtuung. Mir Allcnstein. Die polnische Regierung hat der deutschen Reichsregierung ein« Note zugehen lassen, in welcher für den am 18. März in Allen, stein gegen den polnischen Vizekonsül Ripa verübten R evol, veranschlag Genugtuung gefordert wird. Wenn eine solche nicht gewährt werden sollt«, so würde sich die polnische Regierung ver. anlaßt sehen, weitere Konsequenzen zu ziehen. Unter diesen Konsequenzen ist offenbar die schon früher in Er> wägung gezogene SchließungderpolnischenKonsulat, in Ostpreußen zu verstehen. Die Minderheiten gegen dieMinderheitenrechte". Warschau , 5. Juli. (WTB.) In einer gemeinsamen Sitzung all« Minderheitenvertreter wurde über das von der Regierung gevlanb Minderheitengesetz debattiert. Sämtliche Vertreter sprachen sich ein stimmig gegen die sogenanntenMinderheitsrechte" der polnische« Regierung aus, die ohne Mitarbeit irgendeiner Kruppe da Minderheiten zustande gekommen sind, und die nur für die Ostgebiet, gelten. In einer Führerbesprechung wurde dann noch voll, Einigkeit über das Zusammengehen der einzelnen Sesmgruppet der Minderheiten erzielt.__ Das Zwölftagerennen. Der amerikanische demokratische Partei kongreß lehnte räch einer wetteren fünfstündigen Nachtsitzung mi überwältigender Mehrheit«inen Antrag ab, der mit Rücksicht aul die bisherige lange Ergebnislosigkeit die Zurückziehung bei Kandidaturen Mc Adoo und Smith forderte. Die 70. Abstimmun« ergab: Mc Adoo 528, Smith 334 Stimmen�.