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Ist die Reichswehr   dazu da?

Ein paar Anfragen an Dr. Geßler. Ist der Herr Reichswehrminister Dr. Geßler, demo­fratisches Mitglied der Reichstagsfraktion, mit seiner Partei und mit der Reichsregierung darin einig, daß es heute natio­nale Pflicht aller vernünftigen Deutschen   ist, alles zu vers meiden, was eine friedliche, baldige und für unser Land möglichst vorteilhafte Lösung des Reparationsproblems zu erschweren geeignet ist?

Ist nicht auch Dr. Geßler der Ansicht, daß die ewigen Militärgedenffeiern, besonders in der Form, wie sie zumeist in legter Zeit veranstaltet werden, eine solche Erschwerung bedeuten?

gel an Rapital hindern heute in zahlreichen Industrie­zweigen ohne Aufträge auf Lager zu arbeiten. Unter den Folgen dieser offenfundigen Tatsachen, die eine Wirkung der gegenwärtigen Weltwirren sind, dürfen die Hunderttausende von Kurzarbeitern nicht verfommen. Da das Reichs­arbeitsministerium die Wiedereinführung der Kurzarbeiter unterstützung von der Initiative der Länder regierungen abhängig macht, so müssen die Ar­beiterorganisationen, die Kurzarbeiter haben, dort auf Unterstüßung bringen. Im übrigen muß in den Ausschüssen des Reichstages jetzt sofort die Erwerbslosenfrage einer gründlichen Durchberatung unterzogen werden, um sie einer zufriedenstellenden Lösung entgegenzuführen. Und dazu ist zu sagen, daß es ein Unding ist, diese Frage in zwei Ausschüssen zu behandeln. Der sozialpolitische Aus­schuß soll die Unterstügungsfrage und der voltswirt schaftliche die Frage der produktiven Fürsorge regeln. Wir Sozialdemokraten haben es als unsozialistisch zurückgewiesen, die Erwerbslosigkeit zu einer Frage der politik machen zu lassen. Die Erwerbslosigkeit ist Unterstügung im Sinne der sozialpolitischen Bettelfuppen eine wirtschaftsangelegenheit, die vor den Ausschuß für Volkswirtschaft gehört, wo sie bisher in sehr guten Händen war, und von dort offenbar nur deshalb weggenommen werden soll, weil darauf gehalten wurde, die brachliegende Arbeitskraft nicht nach den Unterstüßungsregeln für verfährden? brauchte Arbeitstraft abfpeisen zu lassen.

Der Troßbube.

Die Presse des Unternehmertums hat eine wütende Hege gegen den Achtstundentag entfesselt. Sie bekämpft den Acht­stundentag mit nationalistischen Phrasen. Ihr Nationalismus ist Mittel zum Zweck sozialer Reaktion. Am widerlichsten ist es, wenn diese Heze gegen Achtstundentag und Arbeiter­schaft in der Deutschen Allgemeinen Zeitung" von Baul Lensch persönlich betrieben wird.

Lensch veröffentlicht in der DA3." eine Zusammen­stellung von irrsinnigen Verdrehungen und Anwürfen gegen stellung von irrsinnigen Berdrehungen und Anwürfen gegen die Internationale Arbeitskonferenz:

" Sie bedeutete ihrer Tendenz nach ein Attentat auf das deutsche Volt, dem man eine neue hungerblodabe und eine völlige 3erstörung seiner Wirtschaft zugedacht hatte."

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Ist es nicht auch die Meinung Dr. Geßlers, daß ein Rummel, wie der jüngste Artillerietag" in Würzburg   ganz besonders geeignet ist, die außenpolitischen Interessen Deutsch­ lands   in einem fritischen Augenblid zu schädigen?

Ist die Reichswehr   dazu da, die Interessen des Vater­landes im Notfalle zu schüßen, oder diese Interessen zu ge­

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jubelten und feine politische Kindlichkeit erft bemertien, als er an. fing, ihnen parteipolitische Konkurrenz zu machen. Ludendorff  , den die Deutschnationalen jetzt als politisches Kind erkennen nebenbei gesagt, ein sehr ungezogenes und bösartiges Kind- war in den letzten Jahren des Krieges der tatsächliche Diktator Deutschlands  . Die sehr bibelfesten Deutschnationalen brauchen sich nur noch an das Wort zu erinnern we he dem Lande, das ein Kind re giert", um zu einem flaren Urtel über die Ursachen des deutschen  Busammenbruchs zu gelangen. Mit der Erfenntnis, daß das Schick­fal Deutschlands am Ausgang des Raiserreichs in den Händen ven politischen Rindern lag, bricht dann auch die Dolchstoß­legende in sich zusammen.

Im bayerischen Landtag.

Politische Debatte.

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München  , 8. Juli.  ( WTB.) Im bayerischen Landtag begann heute nachmittag die politische Aussprache zur Regierungs­Empfindet es nicht der Reichswehrminister als eine fo- erflärung. Abg. Wohlmuth( Bayer. Volkspartei) führte, viel­wollen endlich mit der Zerstörung der Staatsautorität mehr, wenn bei jeder Gelegenheit attive Reichswehrforma- Schluß machen; denen, die das nicht begreifen wollen, müſſe wohl außen wie innenpolitische Belastung der Reichs- fach durch zwischenrufe der Völkischen unterbrochen, u. a. aus: Wir tionen vor abgesetzten und abgedankten Prinzen defilieren, das mit allen Mitteln begreiflich gemacht werden. Die Staats­Salven abschießen usw., wie dies in Würzburg   vor Rupprecht regierung müsse das Rechtsgefühl und das Gefühl der Rechtssicher­geschehen ist? heit mit allen Mitteln pflegen.( Zurufe von den Völkischen: D. Kahr!" Gegenrufe von den Kommunisten: Euer Bundes­genoffe!") Es laffe sich nicht leugnen, daß in manchen auch vater­ländisch gesinnten Reifen nicht mehr die Ueberzeugung reſtics vorhanden sei, daß vom bayerischen Richter in jedem Falle und unter allen Umständen die Rechtsgleichheit als oberstes Brinzip festgehalten werde. Sollten sich bei der Justizverwaltung oder bei der Rechtspflege Mängel zeigen, dann müßte hier Abhilfe geschaffen werden. Ueber das Verhältnis Bayerns   zum Reiche er­flärte der Redner u. a., er unterstreiche alles das, was der Minister­präsident vorgetragen habe. Man sei an das eigene Baterland ge­bunden, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch durch das Blut, das unsere Krieger im Weltkriege vergossen hätten. Nicht mechanischer Unitarismus, sondern

Und wenn, wie wir es ohne weiteres vom demokratischen Reichswehrminister Dr. Geßler annehmen wollen, er auf alle diese Fragen die gleiche Antwort erteilt, die mit uns jeder Deutsche erteilen würde, der über ein Mindestmaß von poli­tischer Vernunft verfügt, ist er bereit, die Konsequenzen aus dieser Sachlage zu ziehen?

Ift er entschlossen, in Zukunft allen Teilen der Reichs­ wehr   die Beteiligung an Feiern zu untersagen, die mit aus­gesprochener chauvinistischer Tendenz unter Leitung der Feinde der Republik   und der Verfassung veranstaltet werden? Oder, wenn er sich zu einem generellen Verbot nicht aufraffen fanm, will er sich nicht wenigstens in jedem einzelnen Fall die Genehmigung einer Reichswehrbeteiligung vorbehalten und von dem übrigen Programm der Feier, von dem Cha­rafter der sonst beteiligten Berbände und Persönlichkeiten ab­hängig machen?

Oder hat der Herr Reichswehrminister, wie im ver­

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der Föderalismus sei die Staatsform,

die ein startes Reich ermögliche. Die Außenpolitik sei eine Reichs­und keine Landessache. Aber es fönne nur zum Gegen des deutschen  Baterlandes sein, wenn die Reichsregierung ihre Außenpolitik nur nach näherer Zustimmung der Länder treibe. Der Redner schloß mit Dantesworten an den früheren Ministerpräsidenten Dr. von Knilling   und Minister Dr. Schwener.

gangenen Herbst, in seinem Heimatlande Bayern   noch immer zog. Er erflärte, das Kabinett felbft stehe heute vor der Entschei

" Diesmal wollte man uns mit Samtpfötchen erwürgen, Samtpfötchenerwürgen, nichts zu sagen? und wie man im Namen des Christentums und der Bruderliebe ent­segliche Taten begangen, so sollte jetzt die Sozialpolitit" und die Arbeiter fürsorge" den Schanddeckel abgeben für den Plan, Deutschland   zu ruinieren."

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Halt! donnert es plötzlich herüber von Genf   vom Inter= lucus nationalen Arbeits" tongreß, der lucendo eine Organisation zur Berhinderung der Arbeit ist."

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Ludendorff, das politische Kind.

Im Urteil der Deutschnationalen. Ludendorff   hat eine neue Großtat ausgeführt. Er hat auf einem Familienfest" in Eichwerder in Pommern  , das als Erfaz für ein verbotenes Kriegervereinsfest arrangiert worden war, einigen Arbeitern die hand gereicht und sich nach ihrer Familie er­Man sieht drastisch, wie die völkerbefreiende" So fundigt. Das Bentralorgan der nationalsozialistischen Freiheits­zialdemokratie hier zum Troßknecht der scheußpartei", das Deutsche Tageblatt", behandelt dieses Ereignis in lichsten Kapitalismus wird, der ein freies, stolzes einem Dreispaltenartifel mit Baltenüberschrift, und nennt aus diesem Bolt am Boden hält, und dem nun die Sozialdemokratie mit ihrer Anlaß Ludendorff   den Siegfried des deutschen Volkes", offenbar " Sozialpolitik" zu Hilfe kommt." wegen des Siegfriedens", den er dem deutschen   Bolt gebracht hat. Doch da die Welt es liebt, das Strahlende zu schwärzen und tein Siegfried ohne Hagen bleibt, findet auch der Festartikler des Deutschen Tageblatts" Anlaß zu bitteren Beschwerden. Diese richten sich gegen die Deutsch nationalen, die ausgerechnet an Eichwerders großem Tag ein Sportfest veranstalteten und ihre Ju­gend auf diese Weise von dem Familienfest mit Ludendorff abfom­mandierten. Diese Festveranstalter werden im Gegensatz zu Ludendorffs Lichtgestalt als buntle Ehrenmäner" bezeichnet.

Troßbuben des Kapitalismus, weil wir für den Acht= stundentag fämpfen? Weil wir uns der sozialreaktionären Offenfive entgegenwerfen, die von Stinnes und seinen Halblingen in der DA3." geführt wurde? Das in der DA3.", dem Organ von Stinnes Erben?

Bir verstehen, wenn jemand im Verlauf seines Lebens und seiner Erfahrungen seine Anschauungen ändert und neu gewonnene Einsichten nach bestem Gewissen verteidigt. Aber im Falle Lensch handelt es sich um anderes, um eine ent­ehrende Knechtschaft im Dienste von Stinnes Erben und der Scharfmacherintereffen. Ist es völlige Abwesenheit von Ist es völlige Abwesenheit von Schamgefühl, ist es ungewollte Selbstironie, die durch das Ges fühl der eigenen schimpflichen Knechtschaft zu erklären ist, wenn Lensch seine irrsinnigen Anwürfe überschreibt: Der Troßbube?

Der neue Geist von Weimar  .

Bon Friz Müller, Chemnitz  .

Die neue Rechtsregierung in Thüringen   hat es fertiggebracht, den Weimarer Park an der Ilm zu einer landwirtschaft lichen Ausstellung freizugeben. Die Ausstellung ist vorbei. Wer weiß, wie lange man braucht, bis die Verwüstungen beseitigt sind, welche die vier und zweibeinigen Bie..- Berzeihung! ich wollte schreiben: Geschöpfe angerichtet haben. Das ist der neue Geist on Weimar  . Er wird Don

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Rechtsregierungen liebevoll gepflegt bald noch andere Blüten

treiben.

So wird die Wartburg   viel zu wenig ausgenügt. In ihre Räume gehört ein 30ologischer Garten. Wenn fie z. B. im Sängersaal Elefanten, in der Elisabeth- Remenate Papageien, auf der Gallerie Affen und im Luther- Stübchen Stachelschweine zu sehen bekommen, dann brauchen die som neuen Geiste von Weimar   er­füllten Besucher sich auf der Wartburg   nicht wie sonst zu lang weilen. Der Waffenfaal fann bleiben, da man ihn zum Becken Don Patriotismus   braucht.

In Eisenach   steht auch das Bach- haus. Es enthält eine Sammlung alter Instrumente. Wozu braucht man heutzutage zu wissen, wie ein Spinett, ein Cembalo aussieht und flingt? Was interessiert es den Menschen von heute, wie der alte Johann Sebastian Bach   wohnte? Die alte Thomaskantorei in Leipzig   hat man schon vor Jahren weggeriffen und die palastähnliche Super­intendantur an ihre Stelle gesetzt. Das Bach- Haus in Eisenach   wird man zwar nicht wegreißen, sondern nur umbauen und darin eine Ausstellung mit Raufgelegenheit von Grammophonen, Selbstspiel­flavieren, Trommeln, Kindertrompeten, Ofarinos und Lärminstru­menten unterbringen. Dabei werden die neuesten Schlager vorge führt. Wenn auch Schiller einigen seiner Gestalten recht brauchbare Worte in den Mund gelegt( 3. B.: Ans Vaterland, ans teure.. und: Nichtswürdig ist die Nation, die nidyt...), so war er doch auch ein Weltbürger, wie u. a. fein Lied an die Freude beweist. Und dann erst Goethe, dieser Pantheist, dieser Mann mit der iaren Auffassung in Ehefragen, dieser Bewunderer Napoleons I., dieser Mensch, in dem die Begeisterung von 1813 feinen Widerhall fand! Wie kommi so ein Mensch dazu, daß man ein ganzes Ge­bäude, das auch noch Goethe Nationalmuseum   heißt, feinem Andenten widmet? Aus diesem Gebäude wird ein richtiges Nationalmuseum gemacht, in dem man alte Lesebücher, Bor­tragsfolgen von Schulfeiern, Maßregelungsurkunden von freiheit lichen Beamten, Abschriften von Urteilen gegen Republikaner  , Gummifnüppel, Stenogramme von nationalistischen Reden, eine blaue Brille, Hafenkreuze und viele andere nationale Dinge sehen

Bei dieser Gelegenheit erfährt man auch, daß sich ein Führer der Deutschnationalen erfrecht hat, sich über den deutschen   Siegfried mit der blauen Brille folgendermaßen zu äußern:

General Ludendorff   mag im Kriege als Führer wohl etwas geleistet haben, aber er ist ein politisches Kind.

Mit Recht wird den deutschnationalen Dunkelmännern" vorge­halten, daß sie diesem politischen Kind" früher bei jeder Gelegenheit zu

taan.

Shillers Sterbehaus verwandelt man in ein Courths Mahler Haus.

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Da die christliche Religion nach Ansicht der teutschen Männer ungermanisch ist, fann man auch bie Stätten, in denen dieser aftatische Geist verbreitet wird, zu anderen Zweden verwenden. So lassen sich der Kölner Dom  , den auf Abbruch zu verkaufen die Kommunisten beantragten, das Imer Münster und andere große Kirchen trefflich zum Unterbringen von Maschinen ausstellungen benutzen. Das Festspielhaus in Bayreuth  steht fast die ganze Zeit unbenußt da. Als Operettenhaus bringt es entschieden mehr ein und kann dann auch von den Trägern des neuen Geistes von Weimar   ohne Gefahr des Einschlafens besucht

werden.

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Sämtliche Schlösser werden zu Unterkunftsräumen für deutschnationale, deutschvölkische usw. Jugendbünde und zu Er­holungs- und Verpflegungsstätten für Rechts putschisten ein­gerichtet, die zu verurteilen sich mit bestem Willen nicht umgehen läßt. Oberammergau   macht man zu einer großen Film stabt, die Lüneburger heide, die Hermann Löns   besungen, zu einem riesigen Ererzier- und Sportplatz für vaterländische Verbände; auf den Gletschern der deutschen   Alpen richtet man Fruchteisfabriken ein, auf der wundervollen Insel Hiddensee   bei Rügen   eine chemische Fabrik usw.

Unverschont bleiben lediglich die Bauwerke, Denkmäler u. a. m., die in der Zeit nach dem 70er Krieg enstanden. An ihnen ist so nichts zu verschandeln und zu verhunzen.

Das revolutionäre Albanien  . Albanische Revolutionen pflegt man leicht für etwas operetten­hafte Erscheinungen der Politik zu halten und ihnen eine entsprechende Bedeutung beizulegen. Die augenblicklich in dem Lande herrschende Revolution scheint sich indes nicht so einfach in die Kategorie solcher belanglosen Ereignisse einreihen zu lassen. Es handelt sich hier viel­mehr um eine regelrechte soziale Umwälzung als legte Konsequenz einer viele Jahre zurückreichenden Entwicklung.

Albanien   ist unter türkischem Regiment bereits ein Land des Großgrundbefizes gewesen. In den Händen des Staates, der Kirche und einiger weniger Baschas fam immer mehr Land zusammen, während der bäuerliche Kleinbesiz, beständig zurückging und schließ­lich nur noch in den weniger fruchtbaren Gebirgslagen vertreten war. Etwa zwanzig Beŋs besaßen fast alles Ackerland Albaniens  , darunter waren Latifundien von 50 000-60 000 Hettar, wie die der Familien Vlora  , Vrioni und Toptani; Staat und Kirche haben zusammen an­nähernd 200 000 hektar in Besitz. Dieses ganze Land ist unter schweren Bedingungen in Erbpacht vergeben. Gewöhnlich müssen Gehen vier Zehntel oder fünf Elftel der Ernte dem Großgrundbefizer abge­liefert werden. Bei solchen Bedingungen tann nie ein fleiner Bäch­ter auf einen grünen Zweig fommen; aber lieber läßt der Ben sein Land brach liegen er hat ja genug!-, als daß er von solchen,

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Als erster Redner der Opposition sprach dann Abg. Dill( Soz.), der das Programm der Regierung einer Kritik unter­dung, ob es die von Kahr über Lerchenfeld und Knilling   führende politische Linie fortsetzen und das gleiche Fiasko erleben wolle, oder ob der neue Ministerpräsident den Mut finde,

das Steuer herumzuwerfen.

Die Regierung Held sei nunmehr die vierte bürgerliche Rea gierung, die man in Bayern   seit vier Jahren habe. Daß Bayern  so tief gestürzt sei, daß es von einem Ministerpräsidenten als Unordnungszelle erster Ordnung

bezeichnet wurde, habe Bayern   seinen regierenden Parteien zu ver­danken. Redner fritisierte dann in längeren scharfen Ausführungen die Tätigkeit des früheren Generalstaatsfommissars von Kahr und äußerte, Herr von Rnilling fei damals sogar bereit gemejen, die sozialdemokratischen Arbeiter am 23. Mai in Massen nieder­schießen zu lassen, weil es gewisse Verbände gefordert hätten. In Banern werde es erst besser werden, wenn alle Beamten, die zu politischen Geheimorganisationen in Verbindung ständen, entfernt feien. Schließlich wandte sich Abg. Dill in scharf ablehnender Weise gegen die Dentfchrift der Regica rung nilling zur Weimarer Verfassung  . Am Schluß der Sigung fam es noch zu lärmenden Auseina andersetzungen zwischen Abgeordneten der Linten und des völkischen Blods. Darauf wurde die Weiterberatung auf Mittwochvormittag vertagt.

Der Militärauffiand in Sao Paulo  ( Brasilien  ) ist nach Angabe der brasilianischen Botschaft in London   niedergeschlagen, im gangent Land herrsche Drdnung.

Oslo   ftatt Chriftiania. Das Odelsthing beschloß gestern abend mit 81 gegen 23 Stimmen, daß die norwegische Hauptstadt as 1. Januar 1925 Oslo   heißen solle. Die Vorlage geht jetzt an das Lagthing.

jedem sozialen Empfinden hohnsprechenden Bedingungen abließe. So liegen in der Tat in den fruchtbaren Gegenden weite Strecken brad), auf denen mit Leichtigkeit ein zufriedenes Geschlecht von Kleinbauern anzusiedeln wäre, wenn nur die Bens wollten.

Die Beŋs aber wollen nicht! Durch eine strupellose Wahlpropa­ganda beherrschen sie auch jetzt noch das Land, obwohl es feit 1921 eine demokratische Verfassung hat. Immerhin gibt es feit diesem Jahre eine fleine, aber sehr rührige liberal- demokratische Opposition, die nach den Neuwahlen von 1923 sehr verstärkt wurde. Der Kampf gegen diese Partei wurde von den Beys nach echt baltanischem Muster geführt; es gab Attentate und Avni Rustem, der Führer der Oppo fition, wurde sogar ermordet.

seitigt werden, daß man ihre Vorfämpfer tötet. Immer schärfer

Aber es zeigte sich auch hier wieder, daß Ideen nicht dadurch bes ment austraten und den bewaffneten Aufstand organisierten. Die wurde der Gegensah, so daß die Liberalen am Ende as dem Paria­Liberalen haben im Lande alle Entrechteten für sich; Leute, die für eine Revolution wie geschaffen sind, denn sie alle haben nichts zu verlieren, aber im Falle des Sieges fehr viel zu gewinnen, da die Opposition die Aufteilung der großen Güter in fleine Bauernstellen auf ihrem Programm zu stehen hat. Bisher war die Revolution H. M.-B. fiegreich.

Der Weltmotor- Schiffbau. Der Bau von Motorschiffen nimmt in außerordentlich raschem Maße zu, wie in dem neuesten, der Motorschiffahrt gewidmeten Heft von Werft, Reederei, Hafen" Gea tont wird. Im lehten Vierteljahr wurde mit dem Bau von 31 Motor­schiffen von 127 802 Tonnen begonnen und 29 Motorschiffe mit 105 096 Tonnen liefen vom Stapel. In 3 europäischen Staaten übertrifft der Bau von Motorschiffen den von Dampfschiffen. Deutsch­ land   hat Motorschiffe von 151 547 Tonnen im Bau gegenüber Dampf­schiffen von 135 760 Tonnen. In Dänemart stehen 26 267 Motor­fchiffe 24 579 Dampfschiffen gegenüber. In Großbritannien   steht in Belfast   der Motorschiffbau mit 86 900 Tonnen gegenüber dem Dampf­schiffbau mit 78 008 Tonnen an erster Stelle. Von den im Bau bes findlichen Motorschiffen stehen 55 Schiffe zwischen 5000 und 10 000 Tonnen, 4 Schiffe zwischen 10 000 und 15 000 Tonnen und 7 Schiffe zwischen 16 000 und 23 000 Tonnen.

Ein intereffanter Bühnenfall. Bittor Barnowski, der ehemalige Direktor des Leffingtheaters. wurde vom Oberschiedsgericht der Deutschen  Bühnen verurteilt, 12 000 Mr. an den Regisseur Karlheinz Martin   zu zahlen. zahlen. Barnowski hatte Martin für drei Einstudierungen engagiert, ibn aber dann nicht beschäftigt, weil seine anderen Stüde   so gut gingen. Jetzt muß er ihm die drei Neueinstudierungen zahlen, als ob sie stattgefunden hätten.

Der Pianist Heinrich Schwark, Professor an der Akademie der Tonkunst, ist in München   im Alter von 63 Jahren an den Folgen einer Darmoveration gestorben. Echwarz war einer der bervorragendsten Klavierlehrer Deutsch­ lands   und unerreicht als Wagnerspieler.

Hans Friedrich Blunds Dreiband aus der niederdeutschen Geschichte ist

nunmehr beendet. Bei dem letzten Teil Stelling Rottinnfo:" bringt der Dichter ein Motiv aus dem Anfang des neunten Jahrhunder 18, das, zusammen mit dem bereits erschienenen ein Hoher" und Berend Fod" die drei bedeutsamiten Gestalten des niedersächsischen Menschen gestaltent will. Im Hein Hoyer  " den Staatsmann und Soldat, im Berend Fod" den Schiffer und Phantasten, im Stelling" den Bauern und Heilandsucher.