Das ist das ganze wirtschaftliche Rezept Maurenbrechers. Kein Wort an die Unternehmer oder an die Staatsgewalt, daß die Interessen der arbeitenden Schichten durch soziale Fürsorge geschützt werden müssen. Maurenbrecher also, der die Arbeiter gewinnen will, will das erreichen durch den zwangsweisen Verzicht der Arbeiter auf Vertretung ihrer Wirtschaft- lichen Interessen. Was dem Industriellen, was dem Landwirt, dem Kaufmann, dem Bankier unveräußer- l i ch e s Recht ist, soll bei dem Arbeiter Verbrechen sein. Willenlose Sklaven kapitalistischer Geldinteressen sollen die Arbeiter, Angestellten und Beamten werden. Auf diesem Wege dürfte'Maurenbrecher genau so Schiffbruch leiden wie bisher feine deutschnationalen Freunde. Maurenbrecher scheint das auch selbst zu ahnen, denn den zweiten Weg, den er vorschlägt, erörtert er mit viel mehr Liebe und Sympathie. Dieser Weg ist die Bundes» genofsenschaft mit den Kommuni st en! Sie strebt er mit aller Kraft an, wie folgende Zitate zeigen: „Die Gewerkschaftsbureaukratie ist niemals zu ge- Winnen, aber die kommunistische Masse könnt« vielleicht In letzter Stund« noch sich entscheiden, nicht als Gegner, sondern als Bundesgenosse der nationalen Opposition zu kämpfen... Das Sachverständigengutachten ist von den Kommunisten stärker verworfen worden, als z. B von Herrn Hergt in seinem ersten Regierungsprogramm/ „... Es ist also auch hier... ein« Bundesgenossen- schaft der nationalen Opposition mit den Kommunisten durchaus nicht unmöglich." „Die nationale Opposition muh... ein zeitweises Zusammen- ' gehen auch mit den Kommunisten betrachten." Die Kommuni st en sind also die einzige und wichtig st e Hoffnung der Nationali st en bei ihrem Drang zur Futterkrippe. Ohne sie würde die„nationale Opposition" in ihrer Einflußlosigkeit deutlich erkennbar sein. Gleichzeitig aber zeigen die Gedanken- gänge Maurenbrechers, daß die Nationali st en die stärksten Förderer der kommunistischen Bewegung in Deutschland sind. Ohne die verbreche- rische Gefährdung der Republik durch den deutschen Ratio- nalismus, ohne seine Gefährdung der Verständigungs- bestrebungen der Völker Europas und ohne seine kapitalistische Geldbeutelpolitik würden die Kommunisten nur einen Bruch- teil ihres jetzigen Einflusses besitzen. Die Schrift Maurenbrechers die trotz ihrer verschrobenen und utopistischen Erwartungen einen wertvollen Einblick in die nationalistische Phraseologie eröffnet, muß deshalb ein Ansporn sein, die Arbeiterklasse sowohl vor dem Nationolis- mus zu bewahren als auch den Kommunismus als seinen För- derer zu entlarven._
Regierung und Mtftunöentag. Stresemann gegen das Washingtoner Abkommen. Die Regierung hat es bisher nicht für nötig gehalten, zur Internationalen Arbeitskonferenz in Genf Stellung zu nehmen. Die durch das Wolff-Bureau verbrei- teten, über die Tatsachen irreführenden offiziösen Mitteilungen während der Tagung der Konferenz können nicht das einzige sein, was das Reichsarbeitsministerium zu sagen hat. Nach den ernsthaften Darlegungen auf der Konferenz, nach den ernsten, auf eine Verständigung abzielenden Anregungen des Direktors des Internationalen Arbeitsamts ist die Negierung zu einer DarlegungihresStandpunttesinder O e f fen tli ch k e i t verpflichtet. Statt einer amtlichen Stellungnahme des Reichs- a r b e i t s m i n i st« r i u m s erhält die Oeffentlichkeit einig« Sätze einer Rede, die der Reichsaußenminister S t r e s e- mann in Elberfeld gehalten hat. In dieser Rede führte er nach einem Bericht der„Bossischen Zeitung" aus: .Zur Arbeitszeitfrage äußert« er, daß eine inter - nationale Regelung sicherlich grundsätzlich begrüßenswert fei. Vor-
Zeitz Reuter unö Klaus Groth . Zu Reuters 50. Todestage. Von Dr. Willy Pieth-Lübeck. „Nu is h« hn� d« Mann, de so Bel« hett lachen makt, bat e Thranen weenten: nu is he hin, den Weg tack, den Jeder allem geit, un vun wo he nich wedder kumt. Se hebst em herut dragen vergangn Mittwe-ken stumm un still, den Mann, de de? fpreken kunn, do he lev, as Lnner Hundertdusend nicht Em: un Bele nuck h« w rveen, do he still swoog, de mit em locht hebist a, mit nich Em. Se hebbt Fritz Reuter begravt op den Karkhof bi de Wart- borg: een vun de grötsten Dichter is hin un singt nie mehr.. W«? söbm Jahr op de Festung sitt in sin testen Jahrn, un noch tein achterher Hunger und Kummer litt: datt mutt«n Held sin, de denn aewerhaupt den Kopf noch haben hett,— mehr noch as dat wenn he aewer allen Jammer spaßen, aewer den Kummer lachen kann. oergetm wat achter em liegt. Arger und Groll assschütteln un Freud an de Weit un Lev gegen Minschm sik bewahrn, as harr he nix belevt as Gunst un Glück... Wi hebt stns Lckm ni h-stt un kriegt«m nßch wedder... füllst de ol Goethe ward em dar babm de Hand recken, wenn't moegli, un em m Platz neben sik fri waten... Aewrigenz harrn wi uns wul mal hakt un wrangelt. Denn ik weer toerst unto. ireden, dat«n Mann as he blot Anekdoten to'n Spaß verteil, muchen se noch so gut vertellt sin: un ik sa em lut„op ossenbarliche Strat", dat he Höger langen muß, denn he kunn dat. Fiting war bannt fünssch, un schrew sin„Olle Kamellen". Wat denn? Kann man m leben Minschen opwism, den man an de Knöp kennt a» Onkel Bräsia? Und wenn he nich mehr utsnoden harr as bissen em, man mut doch seygn: Kern harr uns Norddütsch« so int Hart keken as h«... Nu ward f« nich ünnergan de ol« fram« Red, oder wenn fe't deit, ward se er Bestet aewerlewert hebbn in de grot« Reichsschatz . Awer ot denn noch ward de„Olle Kamellen" in er Art lest warm as nu noch de Nibelungen m de er«, im«n Nam, nich utto- wischm, der waer: Fvitz Reuter." So rief Klaus Groth dem großen Entschlafenm in der „Gegenwart 1874 nach. Dies« wannen Worte kamen von Herzen. Aus Fritz Reuters, Klaus Groths und Brinckmanns Briefen an Eduard Hsbein erhellt klar, daß sich die Beziehungm zwischen den beiden bedeutendsten niederdeutschen Schriftstellern, die bekannllich keineswegs stets ungetrübt waren, durch beiderseitiges Einlenken spater erfreulicher gestalteten und zu einem guten Einvemehmm führten. Sie hrbm sich auch für Fritz Reuters poetisches Schassen fruchtbar erwdesen. Klaus Groth v** auf dem besten Weg« gewesen, sich zum Diktator auf dem Gebiet« der plattdeutschen Schriftsprache aufzu- schwingen. Persönliche Eitelkeit mag dabei zum guten Teile im Spiele gewesen sein, eme nicht geringe Triebfeder aber war auch seine ehrlich« Begeisterung für die-üialektsprache seiner Heimat, die er zu hohen A'?"»"fuhren bestrebt war. Hierfür aber erschien ihm als uner- läßliche Bedingung, daß niederdeutsche Dichter nur edle Stoffe wühlten. 1 D« kam nun Fritz Reuter mit feinem größeren Erstlingswerk, den
aussetzung einet solchen Regelung sei aber gleiche Leiswngspflicht und-fähigkeit der Völker. Daher könne gegenwärtig eine internationale Festlegung auf eine be- stimmte Arbeitszeit nicht in Betracht kommen." Der Reichsaußenminister hat demnach mit klipp und klaren Worten ausgesprochen, daß die Reichsregie- rung das Abkommen von Washington nicht zu ratifizieren gedenkt. Diese Erklärung wird die internationale Atmosphäre nicht minder trüben als die Aus- führungen Strefemanns über die Entscheidung über die Gutachten in derselben Rede. Ebenso stark wie der Inhalt zeigt die Form dieser Er- klärung eine empörende Mißachtung der deutschen Arbeiterschaft und der Gewerkschaften, die im Achtstundentag eins ihrer höchsten Ziele erblicken und deshalb die Ratifizierung des Abkommens von Washington fordern. Wir sind über- zeugt, daß die Mehrheit des Volkes die Ratifizierung will. Das Retchsarbeitsministerium hält es nicht für nötig, seine Stellung mitzuteilen und zu begründen. Statt dessen wirft Herr Stresemann einige Worte der Ab- lehnung hin— noch dazu auf einer Tagung der reaktionär st en Gruppe der Industriellen. Das ist allerdings symbolisch: im Kreise der Scharfmacher und Interessenten, im Kreise der Gegner des Achtstunden- tages aus dem Unternehmerlager läßt die Regierung er- klären, daß sie das Abkommen von Washington nicht rati- fizieren will._ deutschnationale für Geschworenenwillkür. Jahrelang hat die rechtsgerichtete Iuristenwelt einen er- bitterten Kampf gegen die Schwurgerichte geführt und ihre Forderung auf Beseitigung des Instituts damit begründet, daß die Geschworenen sich nicht an die Vorschriften des Ge- fetzes hielten, sondern willkürlich abwichen und häufig durch Freispruch bei erwiesener Schuld das Begnadigungsrecht für sich in Anspruch nähmen. Durch die Cmminger-Verordnung sind die Schwurgerichte beseitigt und durch gemischte Gerichte, die fälschlich Schwurgerichte heißen, ersetzt worden. Ein solches Gericht hat im Graff -Prozeß die Angeklagten zum Tode verurteilt. In seiner Urteilsbegründung hat das Gericht klar ausgesprochen, daß die nationale Einstellung der Ange- klagten kein Grund zu einem Freispruch sein könne, denn das Gericht habe nach dem Gesetz zu urteilen, es müsse den Tat- bestand feststellen, mit dem Gesetz oergleichen und dann das Gesetz entsprechend anwenden. Ueber diese— eigentlich selbstverständlichen— Ausführungen ist die„Deutsche Tageszeitung" ganz aus dem Häuschen. Sie schreibt: „Sie(die Geschworenen) wie dl« Richt«r hielten es für unangebracht die Motive und die besonderen Rechtsumstände bei de? Tat missprechen zu lassen. Si« taten das offenbar aus dem Empfinden heraus,... daß strafbare Handlungen genaunachSengelten. den Rechtsnormen und-beariften abgeurteilt werden müssen. Die Geschworenen kamen auf dies« Wesse zu einem schärferen Urteil, als es gemeinhin bei Laienrichtern, bei denen leichtmensch- lich« Empfindungen zu wecken sind, üblich ist. Und da- mit gaben sie dem innersten, natürlichsten Rechtsempfinden des Menschen, das trotz Wissenschaft und Tradition zu allen Zellen der Ursprung jedes Rechtsbegriffes bleiben muß, den Todes- stoß." Dieser Schrei nach Gefühlsjustiz und Nichtbeachtung der gesetzlichen Vorschriften entbehrt nicht der Komik. Gerade die Deutschnationalen haben die Abschaffung der Geschworenen- gerichte in ihrer ursprünglichen Form, zuletzt noch bei der Justizdebatte im Preußischen Landtag, wärmstens verteidigt. Jetzt, wo ihnen ein einziges Urteil nicht paßt, mächten sie an alle Anschlagsäulen kleben:„Schwurgerichte! kehrt zurück! Es ist alles vergeben!"_ Die Nachwahl ln Oberschleflen sst vom Reichsminister des Innern auf Wunich der preußischen Berwaltung vom 14. Septem- der aus den 21. September verlegt.
.Läuschen un RImels", heraus, denen der Schalk hinter dem Ohr faß, die mit ihren derbkomischen Motiven die ganze Grothsch« Theorie ins Gesicht schlugen.„Durch und durch gemein" erschienen ihm diese Gsdlä>te. sie zeugten ihm von„Dünoerbegeisterung, von Roheit, die eine Sünde fit für einen Dolksfchriitsteller." Sein« gänz- lich abweisende Ärttck in den„Briefen über Hochdeutsch und Plattdeutsch"(1858) beantwortete Frtz Reuter ein Bierteljahr später. Di« Antwort war so sachlich vortrefflich wie scharf. Der Bruch zwsschen beiden war nur durch em Einlenken Groths zu beseitigen. Fritz Reuter kam ihm dabei aus halbem Wege entgegen mit seiner „Franzosentid " und später mit„Hanne R ü t e", die den Anforderungen Groths viel näher kamen und sein wärmstes Lob im „Altonaer Mercur" fanden. In der Tat sehen wip in der„Franzosentid" einen ge- waltigen Fortschritt gegenüber den anspruchslosen„L ä u s ch e n un Rtmels, die Groth so verkannt«, oenen er überhaupt— wir müssen jetzt darüber lächeln— kein« Lebensdauer prophezeite. In der„Franzosentid" finden wir den kunstvollsten Aufbau unter allen Werken Reuters , während die„Stromtid " all« anderen an Eharakterzeichnumi kbstltch lachender Darstellung und Stoff übertrifft. Auch Klaus Groth tonnte sich dem Eindrucke nicht verschließen, den die„Franzosentid " aus federmann ausüben muß, und berettuÄlig ergriff er die Gelegenheit ein gutes Verhältnis zu Fritz Reuter wieder anzuknüpfen. Bei feiner äußerst anerkennenden Besprechung de« neuen Werkes kommt er auf diesen Streit wieder zurück, um an dem Erstlingswerke Reuters das neu« zu messen:„Ich Hab« Fritz Reuter einmal aus innerster Ueberzeugung für feine„Läuschen un Rimels" weh tun müssen ich konnte nicht anders, als ihm sagen, daß man auf Kosten der Wurde de« Bolte» nicht lachen dürfe, sagt« dort, um im Hin- blick auf die„Franzosentid" fortzufahren:„Eben... daß der recht« Ernst die Folie bildet, daß Würde und Wert der Personen dab« nicht untergeht, ist der Unterschied von den früheren Produktionen Fritz Reuter ». Bei allem Lachen wird es dem Leser an einer Träne nicht fehlen.. Wie bereitwillig Fritz Reuter dem Gedanken einer Aussöhnung mit Klaus Groth näher trat, zeigt uns fein Brief an Ed. Hobein vom Anfang November 1860, in dem er schreibt:„Mit wirklichem Ver- gnügen vernehm« ich, durch Ihre Güte, daß Groth an eine Aus- söhnung denkt. Wer mich irgendwie genauer kennt, der weiß, daß Ich gern mit aller Welt in Frieden lebe und keinen Groll nachtrage. Hat mich Groth einmal, wi« ich gestehen muß, nach meiner auch noch be- stehenden Ansicht unaerechtcrweise tief verletzt, so hat er später sich in so freundlicher Weise gezeigt, daß ich völlig ausgesöhnt bin." Nachdem der Streit zwischen den beiden Dichtern beigelegt war, konnte man auch dem lange gehegten Wunsch« nähertreten, einen Kongreß plattdeutscher Dichter zu berufen. Klaus Groth spricht hier- von in einem Brief» vom 8. Dezember 1860. Hobein wollt« sie Zusammenkunft veranlassen: auch Reuter war nicht abgeneigt, otae sich jedoch allzuviel Erfolg von dem ganzen zu versprechen, doch fügt er hinzu(November 1860):„Ich werde mich aber so einzurichten suchen, daß ich rechtzeitig zu diesem plattdeusschen Areopaq eintreffe. Fordern Sie indessen ja John Brinckmann dazu auf; er ist ein sehr braver und tüchtiger Mann, den ich dort nicht missen möchte." Daß sich Reuter nicht allzu groß« Hofnungen auf den Erfolg des Kongresses machte, lag zum guten Teil wohl darin gegründet, daß ihm die Zähigkeit keineswegs unbekannt war, mit der Klaus
Severins über Gftpreußentreue. Zur vierten Wiederkehr des Abstimmungstage» für Oft- und Westpreußen hiell der preußische Minister des Innern Severing durch Rundfunk am 11. Juli eine Rede, der wir folgendes ent- nehmen: Ich war Zeuge des unbeschreiblichen Jubels der oft- und lvestpreußischen Bevölkerung, als es im August 1920 gelang, die besetzten Gebiete wieder in preußisch« Verwaltung zu über- nehmen. Der leise Unterton dieses Jubels war damals das Ge- löbnis, nicht nur an einem Tage mit dem Stimmzettel in der Hand sich für Deutschland zu bekennen, sondern an allen Tagen für Deutschland und Preußen auf der Wacht zu sein. Am 28. April 1924 bat der polnische Staat-präfi. de n t bei der Eröffnung der Posener Messe gesagt: „Wir haben viel errungen, was uns gehört; aber noch nicht alles, noch nicht oll« polnischen Gebiete. Roch sind nicht alle Länderstücke, die zu unserer vollen Existenz notwendig sind, mit dem Mutterlaiche vereint." Man braucht diesen Worten keine übertriebene Be- d e u t u n g beizumesien. Man kann sogar der Meinung sein, daß der Staatspräsident dies« Worte nur gesprochen hat, um diejenigen polnischen Kreise zu trösten, die infolge der üblen wirtschaftlichen Berhältnisse ihres Landes an seiner Zukunft irre werden Aber welch« Bedeutung man auch den Worten des StaaispräsideMe» geben will, eines geht aus ihnen klar hervor: daß es immer noch Kreise gibt, die sich mit den Ärenzen des heutigen Polen nicht zu- frieden geben und eine weitere Ausdehnung ihres Landes«r- stwben. Der polnische Staatspräsident hat auch davon � gesprochen, daß die polnische Finanzaktion dazu dsenen werde, die polnische Armee auf«inen besseren Stand zu bringen. Das sind Tön«, die bei uns nicht recht verstanden werden, die wir aber auch nicht für richtig halten. Selbst mit der besten Arme« kann man«in« zu- sammengebrochene Wirtschaft nur sehr schwer wieder aufrichten, und darüber hinaus wissen wir, daß, wenn wir im W e st« n Zli einer Entspannung kommen, auch im Osten mit unseren unmittelbaten Nachbarn kriegerisch« Verwicklungen unwahrscheinlicher werden. Aber trotzdem gilt es auf der Hut sein! Und ich darf der Er- Wartung Ausdruck geben, daß unsere Ost- und Westpreußen ihren Siegestag nicht in einem schwächlichen Gedenken des schönen Er- folgez vom 11. Juli 1920 begehen, sondern in dem unerschütterlichen Ernst: unbeschadet aller parteipolitischen, konfessionellen und Standesgegensätze fest zusammenstehen in dem«inen Ziele, Ost preußen ewig beim Reich und bei Preußen als festes Bollwerk de» Deutschtums zu erhalten!
Sestblüsie zur Erwerbslosenfürsorge. Der Reichstagsausschuß für soziale Angelegenheiten lehnte in seiner Sitzung am Freitag die Antrage der Kommunisten und Sozialdemokraten ab, die die Erwerbslosen- Unterstützungen auf den doppelten und zweieinhÄbsachen Benag erhöhen sollten. Für diese Anträge stimmten außer den beiden Par- teien auch die Nationalsozialisten. Darauf wurde der Antrag der Mittelparteien angenommen, daß die Hauptunterstützungen von 20 bis 26 Proz. erhöht werden. Die Familienzuschläg« wurden um 100 Proz. erhöht. Ferner lag ein Antrag der Deutschnationalen vor, die Spanne zwsschen wei blichen und männlichen Erwerbslo'cn unter 21 Jahren aufzuheben. Auf Antrag der Genossin Schröder wurde die Begrenzung«unter 21 Jahren" abgelehnt und dadurch der Antrag in der Fassung angenommen, dag die Spannung für alle Erwerbslosen beseitigt ist. Ebenso wurde ver Antrag der Sozialdemokraten angenommen, daß als Grundlohn für die Kronkenversicherung der Arbeitslosen nicht mehr der«in- fach«, sondern der doppelte Beirag der Unterstützung anzusetze» ist. Leider wurden dann die soziotdemokratischen Anträge aus dl« allgemeine Unterstützung der Kurzarbeiter abgelehnt. Endlich hatten die Sozialdemokraten beantragt, daß bis zum Inkrafttreten eines Gesetzentwurfes zur Krankenversicherungspflicht der Seeleute auf dem Wege der Berordnung bestimmt.werde, daß die erwerbslosen Seeleute der Erwerbslosensürsorg« unterstellt werden. Der Arbeitsminister erklärte, daß der Gesetzentwurf de- reits bearbeitet und dem Reichstage in kurzer Zeit zugehen werde. » Der Ausschuß beriet In seiner Freiiagsfitzung die Fürsorge- Pflichtverordnung, die wohl von allen unter dem Er-
Groth die von ihm aufgestellt« und für die einzig richtig gehaltene Orthographie bei allen plattdeutschen Schriftstellern durchzudrücken geneigt war. Dazu kam die einseitig« Ansicht Groths über die Stoffe, die w niederdeutschen Schriften behandelt werden sollten. Sein Ouickborn gibt Sroths ganzer Richtung sprechenden Ausdruck.„Meine Muttersprache sst mein Heiligtum", schreibt er im Briese an Hobein vom 1. November 1860..Me können mir ihr Lob nicht laut singen, ich stimme immer ein... Fürs Platt- deussch« handelt es sich zunächst darum, den Adel der Sprache, die Noblesse zu retten. Darauf steuere ich immer los, alles andere ist klar von selbst. Ich habe sogar deshalb mew« Neigung zum Grob- komsschen unterdrückt und ttn„Ouickbom" weniger davon gegeben, als ich möchte." Einen wirklichen Erfolg hat Groth mit seinen orthographischen Plänen nicht erzielt, um so mehr, als er Reuter für seinen Plan nicht gewinnen kennte. Ueber das sie Trennende hinweg reichten sich jedoch beide Männer die Hand, und voller Wörme und Trauer und Stolz rief Klaus Groth dem toten Weggefährten das fchtrne Wort nach, das wir freudig auf. nehmen:„Keen harr uns Norddüssche so int Hart keken as hel" Einen schweren Ww. eine harte Schul« des Leben» aber mußte Fritz Reuter , der Märtyrer der schwarz. rot.goldenen Ideale durchlaufen, bis er jene lebenswahren Gestalten schassen und sich jene über den Dirwen stehend« Lebensweisheit, jenen köstlichen Humor als Loben sgrfuhi erringen konnte, die aus allen seinen Werten zu un- sprechen und in uns herzbffreiendes Lachen oder tiefe Erschüt- terung wachrufen. Nicht zuletzt seine von Groth verworfenen be- scheiden«»„Lauschen un Rimels" haben ihm im Sturm die Herzen des Bolkes erobert. Sellen hat ein Dichter so wie Fritz Reuter gerade den Mann des Bolkes in seinem Tun und Treiben, in seinem Denken und Fühlen aufmerksam belauscht,'hm seine Alltagssorgen und seine Herzenssreudigkeit so gut au» der Seele geiesen und Hundertiausenden das Dasein, dessen«ntönige Tagesarbeit sie zu zermahlen droht. durch seine Dichtungen verschönt. Sein Weck lebt und wirkt in den Herzen seines Bolkes._ Zrktz Reuter und öie Spießer. Am 12. Juli werden besonders die Mecklenburger sich ihr Recht nicht nehmen lassen, Fritz Reuter , ihren großen Landsmann be- sonders zu feiern. Sie, derer er so oft auch in Sattren gedachte und die er verspottet«, besonders in seinen jungen Iahren, wo er sich mit aller Kraft gegen die reakttonäre Gesinnung wendete, die in seiner geliebten Heimat herrschte. Die freiheitliche Entwicklung Mecklenburgs im Jahre 1848 hotte bereits«in Jahr darauf schwärzester Reaktion Platz machen müssen. Hatte nun bereits Reuter in den Iahren 1845 bis 1846 in dem von W. Raab« herausgegebenen„Mecklenburgischen Volksbuch" die mehr als patriarchalischen Zustände seines Mutterlandes ver- spottet und mit Satire Übergossen— obgleich damals die Zensur scharf aufpaßie—, so ließ er doch im Jahre 1849 eine zweite Sattr« gleicher Art hinausgehen. Es handelt sich um die Schiide- rung des feierlichen Einzugs der Gräflich Hahnschen Familie ins Dorf. Reuter erzählt in Fcrm einer Bänkelsängerballade in der „Rostocker Zeitung", wie die hohen Herrschaften am Nachmittage ins Dorf fuhren, um von den Untertanen den schuldigen Tribut einzu- lammet*. Dabei passierte»» ihnen dann, bah die beiden Inip«ttoren