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Nr. 324 41. Jahrgang

1. Heilage ües Vorwärts

SonnabenS, 12. Juli 1H24

Jerienwanöerung Zum Spreewalö.

Jeder, der es irgend möglich machen kann, sollte einige Tage im Jahr hinauspilgern zur Mutter Natur. Und er braucht gar nicht weit reisen: bei den äußersten Ausläufern der Großstadt beginnt schon die Herrlichkeit. Wie scheint hier die Sonne so hell, wie leuchtet der Himmel so blau! Di« Finken schlagen im Blätterdach, der Kuckuck ruft aus dem Walde, die Lerche steht trillernd über den Feldern! Wiese und Wald und Wasser glänzen im Sommer- sonnenschein! Rucksack und Wanderstab werden unruhig in ihrer Ecke, sie ziehen uns hinaus. Wir wollen unsere Ferienwanderung zum Spreewald richten, in jenes Gebiet, das an jedem Sonn- tag von vielen Tausend Wanderern und Touristen aufgesucht wird Wir fahren jedoch nicht mit der Eisenbahn bis in das Herz unseres Zieles, sondern wir wollen es uns erwandern, gemächlichen Schrittes, wie es rechten Wanderern geziemt. Kbmarsth in Erkner . Am Bahnhof Erkner beginnen wir unser« Ferienwande- rung. Ein kurzer Marsch durch den Ort, und die meilenweiten Wälder im Osten der Reichshauptstadt umgeben uns. Wir kommen am Störitzse« vorüber und sind bald an der Spree , die wir bei Neu-Hartmannsdors überschreiten. Dann geht es über den Oder- Spreekanal nach Spreenhagen und weiter über Rieplos nach Storkow , dem alten Städtchen, das bereits 1203 erwähnt wird. Im Osten liegt die alte Burg Storkow . Bon der Bismarckhöhe nördlich der Stadt bietet sich ein schöner Rundblick. Run wenden wir uns gen Süd, am Ostufer eines weit ausgedehnten Seebeckens über Bugk zur Forst Klein-Wasierburg. Ueber Kehrigk, Neuen- dorf und Leibsch kommen wir nach Groß-Wasserburg, einer altenWasserburg ". Den Unterspreewald haben wir er- reicht. Er bildet den nördlichen Teil der großen Niederung, die von der in zahlreich«, netzortig« miteinander verbunden« Arme geteilten Spree durchflössen wird. Der Unterspreewald erstreckt sich von Lübben etwa 15 Kilometer nach Norden bis Leibsch und Neu- Lübbenau. Bon Groß-Wasserburg ist es äußerst lohnend, eine Kahnfahrt zu unternehmen. Einig« Stöße des Fähr- manns, und der Nachen gleitet hinein in den hohen Erlenwald. Verschwunden ist das Getümmel des Dorfes, das wir soeben noch hörten: wohltuende Still« umsängt uns. Kühler Hauch, der vom Wasser aufsteigt, läßt von der Sonnenglut, die uns da draußen bedrückt«, nichts mehr spüren. Hierher dringt das Sonnenlicht nur gedämpft. Das dichte Blätterdach der himmelanstrebenden Erlen und Eschen fängt die sengenden Strahlen auf und mildert ihr« Kraft. Wir glauben uns in ein« fremde Welt versetzt. Kein anderes Gebiet der märkischen Heimat oermag einen solchen Zauber aus- zuüben, als der Hochwald des Spreewalds, wenn wir ihn auf dem Kahn durchmessen. Ein« Stille, wie sie uns Großstädtern gänzlich unbekannt ist, läßt auch uns verstummen: es ist als scheuten wir uns, sie durch unserer Stimme Laut zu stören. So kommen wir nach Schiepzig. An der Stelle des GasthofsZum grünen Strand der Spree" stand bis zum 19. Jahrhundert«in schon 1374 * erwähnter Eisenhammer, der den Raseneisenstein der Umgegend ver- arbeitete. Lübbe«. Bon Schiepzig wandern wir nach Lübben . Die Stadt, schon 1007 als Luibni erwähnt, ist aus einem wendischen Fischerdors her- vorgegangen. Sie liegt an dem einzigen Uebergang über die Spree zwischen dem Oberspreewald und dem Unterspreewald. Dieser gün- stiqen Lage oerdankt Lübben sein« große Bedeutung im Mittelalter, führten doch hier die Handelsweg« von der Lausitz nach Pommern und von Sachsen nach Polen vorüber. Südöstlich der Stadt, im Wiesenqelände, liegt der Burglehn, ein Burqwall aus oorqeschicht- sicher Zeit mit zahlreichen Spuren aus der Wendenzeit. Hier stand bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts eine Burg. Der bei Lübben siegende Hain, von der Berste, einem Nebenfluß der Spree durch- flössen, wird als der Rest des einstigen Urwaldes angesehen, der einst das ganze Gebiet des Spreewaldes bedeckte. Im Hain steht ein Denkstein für die wendische Göttin Ljuba, die einst hier verehrt wurde, wie die Sage berichtet. An der Kirche in Lübben wirkte der Prediger und Kirchenliederdichter Paul Gerhardt von 1669

bis 1676. Er liegt auch hier begraben. Bon Lübben fahren wir mit der Spreewaldbahn nach S t r a u p i tz, einem Marktflecken mit Schloß am Nordrand des Spreewalds. Ein besonders schöner Aus- blick bietet sich von dem 89 Meter hohen Neuzaucher Weinberg, der westlich von Straupitz liegt. Ueber den ganzen Spreewald schweift der Blick bis zu den Türmen von Lübben , Lübbenau , Peitz und Kottbus . Bon Straupitz wandern wir zu den berühmten Straupitzer Eichen. Am Waldrand ragen sie auf als Zeugen längst vergangener Tage. So wie wir in ihrem Schatten rasten, so lagerten hier auch

die Altvordern der heutigen Spreewaldwenden, noch nicht befangen von den Segnungen der Zivilisation. Dieses Waldgebiet ist der B y t t n a: die Rieseneichen lasten uns die Urkraft des wildwüchsigen Waldes noch ahnen. Jede Eiche hat ihren Namen: die gewaltigste ist die Elisabetheiche mit 8/4 Meter Umfang. Sie ist nahezu die stärkste Eiche der Mark Brandenburg. Bon beachtlichem Umfang (7>ä Meter) ist auch die freistehend« Florentineneiche. Wir kommen nach Mühlendors, an besten Eingang ebenfalls ge- waltige Eichen stehen. Durch schönen Wald führt der Weg weiter zur Straupitzer Buschmühle. Bon hier bringt uns die Wanderung nach Burg durch ein rechtes Spreewaldgebiet. Zwar ist der Wald verschwunden: ausgedehnte Wiesen und Gärten nehmen seine Stell« ein. Rings im Gelände verteilt liegen die Spreewald- gehöfte, dazwischen schlängeln sich die zahlreichen Spreearme hin- durch, über die der Weg auf Brücken, Bänke genannt, hinüberführt. öurg kottbus. B ur g besteht aus drei Teilen, dem Dorf Burg, Burg-Kauper und Kolonie Burg. Die Kaupergemeinde, die sich bis zur Straupitzer Buschmühle erstreckt, wurde 1730 angelegt und mit ehemaligen Sol- baten besiedelt, die wendisck> wurden. Der Sprecwald bildet gewisser- maßen eine Beoölkerungsinsel in der Mark Brandenburg. Hier hat sich Sitte, Sprache, Tracht, Hausbau in mitunter vorzeitlich an- mutender Weis« erhalten. Nördlich von Burg siegt der Schloß-

b e r g, ein gewaltiger B u r g w a l l aus vorgeschichtlicher Zeit. Der Sage nach soll hier einst das Schloß eines Wendenkönigs gestanden haben. Zahllos sind die Spuren aus der vorgeschichtlichen Zeit, die bei Nachgrabungen im Schloßberg gefunden wurden. In der Nähe des Burgwalls liegt der Kaffeegarten, ein bescheidenes Gasthaus, in dem es sich gut rasten läßt. Bon Burg können wir nach Betschau wandern. In der Kirche wird, ebenso wie in der von Burg und in der wendischen Kirche von Kuttbus, an bestimmten Sonntagen Gottesdienst in wendischer Sprache abgehalten. Avk* Spreewaldbahn können wir auch von Burg einen Ausflug nrtft Kottbus machen. Kottbus, wendisch Choschobuz, liegt an der Spree , ehe sie sich in die vielen Arme teilt, die den Spreewald durch- fließen. Bon hier bis nach Lübben erstreckt sich das Gebiet des Oberspreewalds, das 28 Kilometer lang und 7 bis 11 Kilometer breit ist. Der Flächeninhalt beträgt 20 700 Hektar gegen nur 7400 Hektar des Unterspreewalds. Kottbus ist die größte Stadt der Niederlausitz ; zahlreich« Fabriken, besonders Tuchfabriken, haben hier ihren Sitz. Auch den gewaltigen Schwielochsee können wir von Burg aus besuchen, indem wir mit der Bahn bis Goyatz fahren. Mit seiner Länge von 8,5 Kilometer und Breite bis zu 2,5 Kilometer kann man ihn wohl als«inbrandenburgisches Meer" bezeichnen. Bon Burg fahren wir mit einem Spreewaldkahn über L e i p e und Le h d e nach Lübbenau . Lübbenau ist der Hauptort des Oberspreewolds. Hier strömen die Gartenbauerzeugnisse des Spree- walds zusammen. In der Hauptsache wird Gemüse angebaut, de- sonders Gurken und Meerrettich. Wir besuchen das Spreewald- museum und vergleichen das hier Geschaute mit dem aus der Wanderung durch den Spreewald Erlebte. Dann steigen wir auf den Kirchturm. Jeden Morgen um 10 Uhr blasen die Stadt- Musikanten einige Choräle vom Turm Ein Lübbenauer Bürger. der der Stadt reichliche Stiftungen hinterließ, hat sich diese Ehrung ausbedungen. Dom Turm überschauen wir noch einmal das Wald- und Wiesengebiet des Spreewalds. Einen großen Teil der Nieder- lausitz sehen wir, bis �alau reicht der Blick. Unsere Ferienwanderung ist beendet. In ein ganz eigenartig- schönes Gebiet hat sie uns geführt. Mit frischen Kräften können wir den Kampf mit den Unbilden des Lebens wieder aufnehmen. gestärkt durch ein leider nur zu kurzes Ausruhen in den Armen von Mutter Natur. Wir brauchen dazu etwa eine Woche.

Die fiusgemeinüungen aus Groß-Seriin. Di« Beschlüsse des Unterausschusses des Preußischen Landtages über Ausgemeindungen aus Groß-Berlin haben ein merkwürdiges Echo gesundem Bisher waren die bürgerlichen Kreise die Hauptträger des Ausgemeindungsgedankens. Jetzt erlebt man die merkwürdige Tatsache, daß in dem zur Ausgemeindung vor- gesehenen Schmöckwitz die bürgerlichen Kreise Unterschristen für eine Petition an den Preußischen Landtag sammeln, in der sie um Rückgängigmachung des A u s g« m e i n du n g s- b« s ch l u s s e s bitten. Der Knüppel liegt beim Hunde. Die Herr- schaften haben allmählich begriffen, daß sie sich finanziell viel besser stehen werden, wenn sie bei Berlin bleiben. Die Einheits- gemeinde ist nun�inmal leistungsfähiger und kann auch die Bedürfnisse der Vorortgemeinden viel besser beftiedigen, als wenn sie selbständig blieben. Je mehr Auswirkungen der Stabil!- sierung sich bemerkbar machen, um so klarer wird das selbst den begriffsstutzigsten und verbohrtesten Anhängern der bürgerlichen Par- teien. Beim Zahlen hört eben jede Gemütlichkeit auf, selbst der Haß gegen die Sozis und gegen den roten Magistrat tritt hinter diesen materiellen Erwägungen zurück. Deswegen kann man doch ein scharfer Gegner des materialistischen Marxismus sein. Solch« Wider- sprüche tun nichts zur Sache. Für die bei Spandau liegenden Orte Gatow und Kladow hatte der Berliner Magistrat eine Autobusoerbindung nach Spandau «ingerichtet und eine ziemlich beträchtlich« Subventton von zirka 20 000 M. im Jahre in Aussicht gestellt. Jetzt hat der Magistrat die Bewilligung dieser Mittel so lang« ausgesetzt, bis die Entscheidung des Landtages feststeht, da natürlich Berlin wenig Neigung hat, den Verkehr mit Ortschaften zu subventionieren, die aus Berlin aus- gemeindet werden fallen. Für den Autobusverkehr nach Gatow und Kladow würde das eine Verteuerung des Tarife? von mindestens 20 Pf., und zwar von 30 auf 50 Pf., bedeuten. Uebrigens will sich auch Spandau in einer Petitton an den Landtag gegen die Aus- gemeindung von Gatow und Kladow aussprechen.

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Die Venus von Syrakus ,

Don Clara Rahka.

So lehnte sie denn lässig, hn Gefühl ihrer jungen Reize, an dem Eingang zu Gaginis Werkstatt. Habe ich die Ehre umd die Freude, den berühmten BUd- Hauer Gagini vor mir zu sehen?" fragte Fratelli geläufig, den Kopf auf die Seite legend. fWas für ein einfaches, ja kümmerliches Männchen dieser Gagini doch war!) Berühmt? Nein, mein Herr," der Alte lächelte beschei- den,berühmt keineswegs, doch gern zu Ihren Diensten." Aber verehrter Meister, hochverehrter Meister!" rief Fratelli einigermaßen verlegen aus.(Was für Schrullen diese Künstler hatten!)Wenn Sie mir nur gestatten, in Ihr Heiligtum einzutreten." Er meinte, diese Werkstatt sei sozusagen der Vorhof, das eigentliche Atelier würde noch kommen Bitte, bitte." sagte Gagini schüchtern,sehen Sie sich um, mein Herr. Wenn Sie sich für meine �Arbeiten mter- essieren viel habe ich gerade nicht hier" Oh ab?r was für entzückende Sachen! Fratelli war sicher, hier durfte er loben, er sah mit glänzenden Augen über alles zärtlich liebkosend dahin. Dennoch seine Nix« war ihm lieber. Im Grunde war es ihm unangenehm, daß ihm so gor nichts auf den ersten Blick gefallen wollte irgendeine kleine Sache. Das öffnete dann jene Tür zum Atelier. Iaja," sagte der Alte, wärmer werdend,doch, wie ge- sagt, die Auswahl ist in der letzten Zeit gering." Ich verstehe, verstehe," nickte Fratelli eifrig,., ausser- kauft! Bestes Zeichen für die Qualität." (Hat der Mann nun wirklich nichts Rechtes oder will er die besten Sachen nicht hergeben?) Fratelli stöberte herum, zog. die Stirn« kraus, trat einige Schritte zurück und wieder vorwärts, ganz wie er es bei Kunstkennern oft gesehen hatte. Und so in seinem wichtigen Hin und Her dem der alte Gagini mit schief gezogener Augenbraue und halb ver- legenem Schnalzen zusah, kam Fratelli dem Verschlage nahe, hinter dem die Venus von Syrakus stand. Fiamettas Kirschenaugen bohrten in die Wand. Gagint dachte, es sei ja nicht sein« Arbeit. Er kratzte sich hie Mütze von rechts nach links und von vorne nach hinten.

Ganz recht war es ihm nicht, wenn dieser Dompfaff hinter den Verschlag hüpfte. Fratelli selbst jedoch schlich, einem schnurrenden Kater gleich, um den Verschlag herum. (Jetzt habe ich dich, mein Lieber, hier ist die Eingangs- tür!) Ganz vorsichtig, als hebe er die Schleier einer Dame, lüftete dieser römische Schnelläufer den schmutzigen bunten Vorhang. Dann prallte er zurück, um gleich wieder vorzustoßen. Seine Augen quollen ihm aus dem Kopfe, das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Sakrament! Sakrament!" rief er halblaut.Ein bild- schönes Weib," sagten seine särntlichen Lebensatome. Er lachte entzückt, halb atemlos und dann zu Gagini gewandt breit und väterlich. Seine Gedanken stellte er beiseite. Was für Schrullen diese Künstler haben!" sagte er laut und saftig. Schrullen?" Der Alte wippte näher. Iajaja! Weshalb stecken Sie denn diese fabelhafte Schönheit hinter Bretter? Ha ha hahahaha! Die wollen Sie wohl für sich selbst behalten, kleiner Schäker!" Dann besann er sich. Ruckartig kehrten Bewußtsein und Würde zurück. Das war ja der große Gagini, Siziliens be- rühmtester Bildhauer Vorsicht! Fiametta stand fast neben dem Fremden. Sie glühte. Ihre Gedanken rissen sie fast entzwei. Also Renzo war wirk- lich ein Künstler, dieser großartige Fremde, der alles, was Gagini gemacht hatte, nur so zum Schein neugierig betrachtet hatte, stand wie festgenagell vor Renzos Arbeit. Bezahlen würde er! Wer weiß, wieviel! Das stopfte der Mutter den Mund, die immer von Figurenmacher und Hungerleider sprach. Aber das war alles nicht die Hauptsache. Groß, ja! Doch nicht die Hauptsache. Diese da. die Hochmütige, mit dem Hauch des Geliebt- werdens um sich her. die kam fort. Dann gab's nichts mehr zum Einschließen. Träumen, Beten, dann war nur sie, Fia- metta, in Renzos Kammer. Meister!" sagte Fratelli mit einem Seufzer der Ver- ehrung, und er streckte beide Hände aus,Meister! das ist Qualität, das kann ich beurtellen." Er schlug vor seine Brust, daß es dröhnte., Es ist nicht meine Arbeit." sagte Gagini dünn und ehr- lich,es ist die Arbeit meines Schülers." Einige Atemzüge lang starrte Fratelli den- Alten

fassungslos an, dann er konnte nicht anders er lachte aus vollem Hals. Oder vielmehr: es ist die Venus von Syrakus ." Gagini schob die Hände fröstelnd übereinander. War der Fremde etwa verrückt? Die Ve Venus! Hähähähä!" Fratelli kippte fast hintenüber vor Lachen. Kennen Sie die?" stieß Fiametta schnell dazwischen: auch sie konnte nicht mehr an sich halten. Ja ja gewiß! Die Venus kenne ich," sagte Fra - tclli, sich langsam beruhigend. Natürlich, die Venus war die Göttin der Liebe, das wußte er denn doch ganz genau. Also eine bekannte Schönheit," dachte Fiametta wütend. Verehrter Meister!" fuhr Fratelli fort, und wiederuin hielt er ihm beide Hände hin, er schüttelte sie in der leeren Luft,ich verstehe Sie, ich verstehe Sie vollkommen. Ich will sie ja auch wirklich nicht geschenkt haben," er tastete seine Brusttasche ab,im Gegentell, sie darf schon was kosten." Ich kann Ihnen die Venus nicht verkaufen," erwiderte der Alte spröde,es ist die Arbeit meines Schülers, und mein Schüler ist jetzt nicht in Palermo ." Nein, nein, nicht in Palermo , natürlich nicht!" Fratelli schluckte auf vor unterdrücktem Gelächter. Er winkte fort- während mit der Hand ab.Ich verstehe ja, ich oerstehe! Also gut! Von Ihrem Schüler. Was kostet sie?" Gagini wurde ärgerlich.Sie ist unverkäuflich," sagte er kurz. Das wehte Fratelli kühl an.Unverkäuflich?" er zog die Stirn hoch, dann verschwand er ganz hinter dem Ver- schlag. Nach einigen Minuten kam er, zu einem Lamme ver- wandelt, wieder hervor. Mit schmalzigem Schmeichelton umgirrte er den übel- launigen Gagini.Nehmen Sie das Wort zurück, Verehr- tefter. Was heißtunverkäuflich"? Sehen Sie mal die Schrullen der Künstler entschuldigen Sie, Meister, die berechtigten Eigenheiten sind mir ja nicht unbekannt, aber alles in der Welt ist doch schließlich Kauf und Verkauf, mcht? Es kommt nur auf den richtigen Treffpunkt an sozusagen. Der eine schätzt zu hoch ein. der andere zu niedrig. Meister, bei mir laufen Sie keine Gefahr. Nennen Sie den Punkt. Ich zahle." Gagini ging umher. Gewiß, es war eine Gelegenheit, die vielleicht' niemals wiederkehrt«. Renzo konnte es ge- brauchen. Doch man mußte ihn fragen. (Fortsetzung folgt.)