Es ist natürlich, daß nirgends sonst in Deutschland sich Zeiteinflüsse so rasch und gründlich auswirken als in der Biermillionenstadt Berlin , die zudem nocy abseits liegt von Außeneinflüffen, wie sie etwa in den Rheinlanden mit der werdenden Millionenstadt Köln zutage treten.
Berlin und seine Bevölkerung hatten während des Krieges das Berlin und seine Bevölkerung hatten während des Krieges das Schwerfte, unerhört Schweres auszuhalten. Die Aufgabe, Brellbod aller Zeitströmungen und Berhängnisse zu sein, hatte es nach dem Kriege in fast noch gesteigertem Maße durchzuführen. Man hat recht wenig darüber gehört. Das politische Berlin blieb Brenn punkt, an die zusammengebrängten vier Millionen Menschen mit all ihrem Leid und ihrem tapferen Kämpfenmüssen dachte man eigent. lich recht wenig. Und doch wäre es gut gewesen, recht viel darüber innerhalb und außerhalb der Grenzen Deutschlands zu berichten, ist doch dies Berlin das untrügliche Bild des ganzen leidenden und um den Aufstieg ringenden deutschen Volkes.
Man braucht nur einmal zu beobachten, welch eine Wandlung sich seit der Inflationszeit vollzogen hat und wie verändert sich das Bild seit diesem hoffnungslosesten aller Winter zeigt. Es ist manches verschwunden, manch Neues dazu getreten aber, und das soll gleich vorweg gesagt sein, es ist trok freundlicherer Sonne ein neues Bild im alten Grau.
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Welche Wandlung! Die Ankommenden fehlen, die Wartenben, denen Fremdenankunft Broterwerb bedeutete, mußten sich anderswohin verfriechen. Es waren viele Hundert, die hier geschäftig waren all die Leute, die Gepäck schleppten( ohne Gewerbeschein zu befizen), Wagen, Autos, Zimmer besorgten, Geld umwechselten furz, das was man Berbeitum nannte, ist in Grund und Boden versunken, spurlos, rätselhaft verschwunden. Und die Bahnhofskneipen, die vordem ein Stück Romantit, fesselndste Stätte unteren Volkslebens der Not und sonstigen Selbsthilfe waren, find bürgerlich anständig geworden und gähnen vor Leere. Sie haben es mit den Kutscher kneipen gemein, denn der Droschtenkutscher ist heute ein sterbender Beruf. Wenn man das nicht wüßte, dann genügt ein Blick auf die zerschliffenen Röcke und die unmöglichen Kutscherangströhren hilflosen Berfalls( soweit sie überhaupt noch ge tragen werden). Ja, es ist etwas ganz Eigenartiges um das Bolks. treiben geworden, das in der Deffentlichkeit in Erscheinung tritt, man friert fast in den leeren Arbeitergaststätten und man kann sich leicht ausdenken, wie es zu Hause bei den Arbeitern ausschaut. Allerdings der Berliner flagt nicht, und wenn man etwas erfahren will, dann muß man schon selbst tüchtig beobachten.
Das Sterben in den Lebenserscheinungen der Tiefe hat nun auch manches mit sich gebracht, was man als nicht unerfreulich deuten darf. Das Berlin der Inflationszeit, vor allem das der Fremdenhochflut, hatte ein leberschäumen niedriger Genußart und eine wahre Genußindustrie gezeitigt. Man braucht nicht gleich von Bafter höhlen zu sprechen es ging dort meist sehr langweilig und fast gutbürgerlich zu, aber, das man darunter verstand, ging allmählich ein und ein Tor schloß sich nach dem anderen. Gewiß, fein Unglüc. Die Arbeiterbewegung mit ihren geistign und fittlichen Bealen hat von der Fremdenverfeuchung am allerwenigsten gehabt, und mancher geriet unter die Räder, der ihr ein brauchbares Glied hätte werden fönnen.
Etwas anderes aber ist es, daß auch diese Erscheinungen nur Ausfluß allgemeiner wirtschaftlicher Depreffion und nicht echte Zeichen einer innerlichen Volksgesundung sind. Daß auch in den gefunden Bollsfreifen die Uebergangszeit noch sehr traurig wirft, daß gerade die Lage der Arbeiter faft weniger befriedigend ist als je, dafür gibt jede Stunde, mit offenen Augen verbracht, starte und erschütternde Beweise. Und nichts spricht so ergreifend dafür als die Selbstmordepidemie, die zu den erschreckendsten Erscheinungen aller Zeiten gehört.
Wollte man das Berlin von heute ganz kurz zeichnen, dann stelle man dies Knattern, Hasten und rücksichtslose Jagen der Beflemmung, der Stiffe und dem schweigfamen Grauen gegenüber. Es liegt viel in diesem Bergleich, es ruht in ihm Berlin und das Deutschland von heute.
„ Kalt Eisen!"
Pfarrer Schefflers„ ehr- und pflichtvergeffene deutsche Männer".
Die Welt am Montag" brachte vor kurzem die Mitteilung, daß in Wilmersdorf in der Hochmeisterkirche der Pfarrer Shettler am 29. Juni in seiner Predigt gefagt habe: Am 28. Juni waren es fünf Jahre, daß deutsche Männer ehr und pflichtvergessen den Schandvertrag von Ver sailles unterzeichnet haben."
Es wird die Leser des Vorwärts" interessieren, daß Herr Pfarrer Lic. Schettler, Divisionspfarrer a. D., ein alter Bekannter aus der wüsteſten Kriegszeit ist. In der Königl. Sächsischen Hofbuchhandlung", Berlin , erschien 1915 von ihm eine fleine Schrift ( 48 Seiten) unter dem Titel In Gottes Namen durch!" Für die deutschen Streiter in Heer und Flotte. Im Jahre 1915 waren davon bereits 23 000 an die Kämpfenden verteilt. Wir wollen nur zwei Stellen aus dem für einen Pfarrer fennzeichnenden Buche zitieren. Seite 18 lefen wir in einem Rapitel mit der Ueberschrift: Das walt Gott und talt' Eisen": ,, Deutsch seid ihr, deutsch bleibt ihr, das walt' Gott und falt' Eisen", so hat unser Kaiser einmal zu den Lothringern gesprochen. Dem Soldaten ist das falte Eisen in die Faust gegeben, und er soll es führen ohne Schwächlichkeit und Weichlichkeit. Der Soldat soll totschießen, foll dem Feind das Bajonett in die Rippen bohren, soll die faufende Klinge auf den Gegner schmettern, das ist seine heilige Pflicht, ja das ist fein Gottesdienst. Denn der ihn auf seinen Plag gestellt hat, daß er dem Guten und Rechte zum Siege verhelfe, das ist Gott . Wer nicht schießt, wenn er schießen sollte, handelt als ein Schurke."
Das Kapitel schließt auf Seite 20, 21 mit den Worten: Furcht und Schrecken muß vor Euch hergehen. Was uns an 3ahl fehlt gegenüber der Uebermacht unserer Feinde, das müssen wir mettmachen durch rücksichtslosen Schneid. Es ist gewiß furchtbar, daß Menschen, die sich persönlich nicht kennen und sich nichts zuleide getan haben, einander das Leben nehmen. Das ist der Krieg. Gott hat es zugelassen, daß diese Prüfung die Menschheit trifft. Ihr habt sie nicht zu verantworten. Ihr habt nur, ein jeder an seiner Stelle, Eure Waffen mit allem Nachdruck zu gebrauchen. Ihr Russen, Ihr Franzosen, Ihr Belgier, und vor allem, Ihr englischen Kanaillen, da habt Ihr, was Euch zukommt: alt Eisen."
Jedes Wort der Kritik an diesen Worten eines Bertreters der christlichen Barmherzigkeit und Nächstenliebe ist überflüssig. Sie würde nur die Wirkung abschwächen. Seine eigenen Worte tennzeichnen ihn hinreichend und am besten.
Ein Schwindler und Betrüger schädigt mit gefälschten Schecks der Deutschen Nationalbant, Filiale Brunnenstraße 50, seit einiger Zeit die Geschäftsleute. Es sind bisher bei obengenannter Bank 14 folcher Schecks eingegangen. Der Betrüger stellt sich als Inspektor vom Rittergut Casel- Golzig, Kreis Luckau, vor. Bei Einfäufen zeigt er ein Schreiben vor, daß er Einkäufer für das Rittergut ist. Die gefälschten Schecks find mit einem Stempel in ovaler Form mit der Inschrift: Rittergut Casel- Golzig, Kreis Luckau, versehen und tragen im Stempel handschriftlich den Namen v. Meibom. Der Betrüger trägt einen grünen Anzug und grünen Hut, hat bartloses, volles Gesicht mit gesunder Farbe und helles Kopfhaar. Anzeige bei der Kriminalpolizei ist erstattet. Im sorkommenden Fall wird um Festnahme gebeten.
Inflationsgeschäfte.
,, Sie machten es alle jo".
Heulen und Zähneflappern gab es gestern vor der Strafabtei lung des Amtsgerichtsrats Dr. Marggraf beim Amtsgericht lung des Amtsgerichtsrats Dr. Marggraf beim Amtsgericht Berlin- Mitte. Wegen Diebstahls und Hehlerei waren 12 Frauen und Mädchen, sämtlich Verkäuferinnen und Angestellte des Warenhauses Jandorf in der Gr. Frankfurter Straße, angeklagt. Ein großer Teil der Angeklagten waren junge Mädchen im Alter von 17 bis 19 Jahren, mit angeflagt war auch noch die Empfangsdame 3. Die Berhandlung ergab, daß in dem Waren haus ein schwunghafter Tauschhandel stattgefunden hatte. Die Angestellten hatten sich, wenn sie etwas benötigten, aus dem Lager einer Kollegin Waren heimlich geben laffen und fie in Handtaschen und Aftenmappen hinausgeschafft. Es waren Wäsche, Taschentücher, Stidereien, Tüllstoffe, Boile, De d chen, Schmudiachen u. a. m auf diese Weife entwendet worden. Während der Inflationszeit wurden auch Waren zurüd gelegt und nach acht Tagen, nachdem der Preis um das Bielfache gestiegen war, auf Kaffenzetteln zu einem jetzt natürlich lächerlich geringen Preise ordnungsmäßig" getauft worden. Die Angeklagten entschuldigten ihr Berhalten damit, daß sie sich dabei nichts ge dacht hätten, denn alle hätten es fo gemacht, vom auf bis herab zum Lehrling. Der Borsigende verwies die Angeklagten fichtsführenden Geschäftsleiter und Einkäufer darauf, daß sie, wenn die leitenden Persönlichkeiten ihnen mit bösem Beispiel vorangegangen feien, gegen diese Anzeige erstatten follten. Was ihnen geschehe sei den anderen dann auch billig. Mit Rücksicht auf die bisherige Unbescholtenheit der Angeklagten und die von ihnen befundete Reue verfuhr das Gericht mit ihnen milde. An Stelle der an sich verwirften Gefängnisstrafen wurde auf Geldstrafen erkannt. Die Aufsichtsdame 3. erhielt 120 m., die übrigen Angeklagten befamen Geldstrafen von 100 bis Das Gericht gewährte den Angeklagten, die durch ihre Straftat herab zu 10 M., je nach dem Umfange der Veruntreuungen. fämtlich stellungslos geworden sind, auch noch Ratenzahlungen Das Gericht gewährte den Angeklagten, die durch ihre Straftat von monatlich 10 M.
Direktor Lehmann.
Ein Stellenvermittlungsschwindler, der seine Fallen von Frank furt a. M., Regensburg und Berlin aus stellte, wurde von der Ber liner Kriminalpolizei unschädlich gemacht. Ein Kaufmann Ernst Lehmann , der 31 Jahre alt und aus Osnabrüd gebürtig ist, machte als Direktor" der„ Compania Lusitana be Maquinas in Lissabon " bekannt, daß er für diese Gesellschaft Buchhalter, Expedienten, technische Leiter ufw. fuche, die nach Angolo in Bortugifisch- Afrita gehen sollten. Es meldeten sich viele Bewerber und Der Herr Direttor" nahm alle an. Bugleich aber schrieb er ihnen, daß fie 15 Goldmart zur Beschaffung eines Sammelvifums" an ihn einzusenden hätten In Frankfurt wohnte Lehmann im Hotel Erzelfior, in Regensburg im Hotel Karmeliterbräu und in Berlin in der Pension Adria in der Friedrichstraße. Hierbei ließ er sich das Geld postlagernd nach dem Amt NB. 7 fchiden. Die Bewerber hörten natürlich nichts von ihm und feiner Gesellschaft, sobald sie die 15 m. eingesandt hatten. Auf Grund vieler Anzeigen fahndete die Krimimalpolizei auf den Schwindler, dessen Wohnung fie nicht fannte und nahm ihn endlich fest, als er vom Bostamt wieder Geld abholen wollte. Er hatte sovie erbeutet, daß er überall einen guten Tag leben fonnte. Betrogene, die noch keine Anzeige gemacht haben, werden ersucht, sich bei Kriminalkommissar Wächter im Polizeipräfis bium zu melden.
Die radikale ,, Pleite".
Von der See- und Solbad G. m. b. H. wird uns folgendes ge= schrieben:„ In Nr. 315 Ihres Blattes sind in dem Artikel„ Aus den Ostseebädern" auch über unser Bad verschiedene ungünstige Nachrichten verbreitet, die sich mit den Tatsachen nicht decken. Betreffs der Preise, die hier in Swinemünde gefordert werden sollen, ist fonderbarerweise in diesem Jahre von allen Seiten Klage geführt worden und haben wir uns daher veranlaßt gesehen, am 4. d. M. Ihnen eine Preistafel der Bäderpreise für Swinemünde zugehen zu lassen. Der Artikel besagt unter anderem, daß im Badeviertel Bimmerpreise von 6,50 bis 15 m. verlangt werden; wenn fich dieses auf Zimmer mit zwei Betten beziehen soll, so würde der Preis allerdings ungefähr das Richtige treffen, denn das Bett wird hier im allgemeinen mit 2,50 bis 3 M. angeboten. Daß in den ersten Hotels wie Atlantic usw. für die großen Luruszimmer Bettpreise von 7,50 m. gefordert wurden, dürfte im Berhältnis zu eleganten Großstadthotels nicht als zu teuer zu bezeichnen sein. Betreffs der Preise für Mittagessen fönnen wir Ihnen mitteilen, daß man hier für 1,50 M. ein reichliches Mittagessen einnehmen kann. Der Preis von 8 M. für ein reguläres Mittagessen ist uns hier nicht bekannt; follte sich jedoch ein Gaft ein Schlemmerdiner zusammenstellen lassen, so darf er sich auch über einen Preis wie allerorts, wie sie auch seitens der Kellnerverbände tariflich feftvon 8. nicht wundern. Bedienungsgelder betragen hier gesetzt sind, 10 Proz. Es ist uns noch nicht ein einziger Hall ven einer Beschwerde vorgekommen, daß hier 20 Broz. Bedienungsgelder erhoben nurden. Daß von diesen Trinkgeldern auch das Hilfspersonal bezahlt wird, entspricht nicht den Tatsachen. Wenn der Artikelschreiber glaubt, daß die Hotel- und Pensionsinhaber hier in Swinemünde auf Rosen gebettet sind, so irrt er. Man darf nicht verkennen, daß unsere Saison wirklich nur mit 45 Tagen zu rechnen hat, daß aber die großen Steuerlasten( Grundsteuer, Hauszinssteuer) hier von 12 Monaten bezahlt werden müssen. der Witterung bei weitem mehr ausgesetzt sind als im Binnenlande Andererseits ist zu bedenken, daß die Gebäude gerade an der See und daher auch mehr Unterhaltungsfoften brauchen. Nun, was die Badeverwaltung felbft anbetrifft, finden wir es ungerecht zu behaupten, daß die Kurkapelle Lieder wie Kaiser Wilhelms Lieblingslied" im Programm aufgenommen hat. Die Konzertprogramme werden von uns aufgestellt und legen wir peinlichst Gewicht darauf, jebe politische Tendenz auch bei der Musik auszuschalten. Bei der Größe unferes Babes müssen wir schon aus geschäftlichen Gründen mit jedem Publikum rechnen und dürfte es auch dort bekannt sein, daß in Swinemünde sich die Herrfchaften von der Demokratischen Partei bei uns immer recht wohl gefühlt haben. Wenn es mal vorkommt, daß ein Jugendbund Gwinemünde einen Besuch abftattet, sind wir dagegen machtlos. Es ist aber feitens unseres Bublifums immer anerkannt worden, daß wir alle Borkehrungen getroffen haben, um jede Reibung hierbei zu vermeiden."
Ein schwerer Verlust.
Zu der Notiz, die wir vor einigen Tagen unter diefer Ueberschrift brachten, schreibt uns Graf Reventlow:
„ Ich erkläre, daß mir fein unangenehmes Abenteuer" zugemeinen Geburtsschein, noch eine Dauerkarte für den Lunapark verleren habe. Es handelt sich bei der ganzen Geschichte um eine Berwechslung der Potsdamer Tageszeitung", nicht um meine Berson, noch um irgend etwas, was mir gehört."
stoßen ist, und daß ich weder eine Brieftasche, noch Geld, noch
Außerdem erklärt uns Graf Reventlow, daß er von einer Eingabe Dr. Rösides hinsichtlich der Sicherheit seiner Perfon" weder etwas gewußt habe noch wiffe.
Wegen Bergehens gegen§ 21 des Preßgefeßes, in Berbindung mit 8§ 8 des Gesetzes zum Schuße der Republit, hatte sich gestern Steinhaus führte, der Schriftsteller Bieland Herzfeldt, vor dem Schöffengericht mitte, dessen Vorsiz Landgerichtsdirektor mitinhaber des Malit- Berlages, zu verantworten. Der Angeklagte hatte die in der Schweiz herausgegebene Zeitschrift" Die Bleite" hatte die in der Schweiz herausgegebene Zeitschrift Die Bleite" verbreitet, in deren Nummer 8 das Badebild, auf dem Reichspräsident Ebert und der damalige Reichswehr minister Noste im Badefostüm dargestellt waren, in einer Karri fatur wiederholt worden war. Ebert und Noste standen in einem Meer von" Proletarierblut", in dem zahlreiche Leichen herumfchwammen. Der Staatsanwalt beantragte drei Monate Genische Staatsangehörigteit beseffen haben. fängnis. Justizrat Dr. Viktor Fraent! hielt für diesen Fall das Republitschuhgesetz nicht für anwendbar. Das Gericht tam zur Verurteilung des Angeklagten zu 1 Monat Gefängnis. In dem Bilde wurde eine schwere Berlegung erblickt. Gegen das Urteil will der Angeklagte Berufung einlegen.
Entschädigung von Siedlern durch Polen .
Auf Grund des Bölkerbundsratsbeschlusses vom 17. Juni 1924 stellt die Polnische Regierung einen Betrag von 2700 000 Goldfranten als Entschädigung für zunächst 500 annullierte Ansiedler zur Verfügung. Es entfällt auf jeden annullierten Rentengutsansiedler ein Betrag von etwa 4700 Goldfranken, auf Pächter entsprechend weniger. Entschädigungsberech tigt find nur solche Ansiedler, die zur Zeit der Anmullation die pol
Entgelt von Straßenhändlern.
Der Magistrat hat in gemeinsamer Beratung mit den Borfizenden der Bezirksämter die Erhebung eines Entgelts von Straßenhändlern und für Aufstellung von Waren vor Läden beschlossen. Hiernach sollen Straßenhändler, welche mit Vorrichtuigen( Wagen, Tischen, Ständen usw.) auf den Straßen ( Bürgersteigen) Handel treiben, ein Entgelt zahlen auf der Grundlage eines Einheitsfages von 60 Goldmart je Stand und Jahr. Den Bezirksämtern bleibt es überlassen, den Sah nach Ermessen zu er höhen oder zu erniedrigen oder überhaupt von jeder Erhebung Abstand zu nehmen, wie auch besondere Bedingungen zu stellen und ben Handel bestimmter Arten oder in bestimmten Straßen einzu Schränken bzw. zu verbieten. Die Heranziehung der Straßenhändler erfolgt durch das Bezirksamt ihres Standortes( nicht ihrer Wohmung). Bezüglich der Aufstellung von Waren vor Läben wird in gleicher Weise verfahren. Diesem Beschluß ist der Magiftrat in seiner Eizung vom 9. Juli beigetreten.
Wegen einer gefährlichen Explosion von Phosphor wurde die Feuerwehr am Freitag nach der Lantwiger Straße 1 alarmiert, wo in einer Drogerie eine Flasche mit Phosphor explodiert war und Menschenleben gefährdet wurden. Der Wehr gelang es unter Benutzung von Atmungsapparaten, weitere Gefahren zu verhüten. Eine Person ist erfranit. In der Tres: tomstraße in Hohenschönhausen explobiecte ein Benzinbehälter auf ter Straße. Auch dort glückte es der Wehr, die Flammen auf ihren Herd zu beschränken. Am Friedrichshain stieß vor der Brauerei Friedrichshain ein Straßenbahnwagen mit einem bespannten Wagen zusammen, wobei ein Pferd unter den Straßenbahnwagen geriet und schwer verletzt wurde, Lie Feuerwehr holte den Gaul unter dem Wagen hervor.- Kurfürstenstraße 16 stand ein Keller in Flammen, die an Papier reihe Nahrung gefunden hatten. Troß werden. enormer Berqualmung konnte der Brand auf den Keller beschränkt
Zum Zwecke der Verteilung und Auszahlung der Entschädigung wird von der Polnischen Regierung ein Vertrauensmann bestellt, dessen Entscheidung endgültig ist. Einstweilen ist dieser Vertrauensmann noch nicht ernannt. Anträge auf Gewährung der Enifchädigung müssen binnen einer Ausschlußfrist von zwei Monaten, das heißt also bis zum 17. August d. J., bei dem Bertrauensmann eingereicht sein. Dem Antrag muß ein Nachweis über die polnische Staatsangehörigkeit und über die Ansiedlereigenfchaft beigefügt fein. Soweit sich erst auf Grund des Ergebniffes der zurzeit in Wien stattfindenden deutsch - polnischen Verhandlungen feststellen läßt, ob ein Ansiedler die polnische Staatsangehörigkeit zur Zeit der Annullation befeffen hat, läuft die vorbezeichnete Frist ron zwei Monaten erst von dem Tage ab, an dem die deutschpolnische Bereinbarung über den Erwerb der polnischen Staatsangehörigkeit in Kraft getreten ist. Der Ansiedlerfiedtungsbund, Charlottenburg , Berliner Stn 137, hat für die Entschädigungsanträge ein Formular entworfen, das er sämtlichen in Frage tommenden Ansiedlern übersenden wird. Er ist auch bereit, den Ansiedlern mit seinem Rat zur Seite zu stehen,
Eine Ente. Die Telegraphen- Union will erfahren haben, daß die sozialdemokratische Fraftion in der Berliner Stadtverordnetenversammlung den Rücktritt des Stadtverordnetenvorstehers Genossen Haß in Erwägung gezogen habe. Das ist eine ganz gewöhn liche Ente. Die Fration hat in ihrer legten Sigung vor den Ferien lediglich festgestellt, daß vor Beendigung der Ferien für sie feine Veranlassung vorliegt, sich mit dem Ronfält im Rathaus eis neut zu befassen. Von dem Rücktritt des Vorstehers ist nirgends die Rede gewesen.
Wo ist die Endhalleftelle? Man schreibt uns: Interessante Erperimente scheint die Berwaltung der Straßenbahn mit der vor einigen Wochen neu errichteten Linie 154 anzustellen. Die Wagen der Linie, die zwischen Spandau und bem Halleschen Tor verkehren, hatten ihren Stand an der Endhaltestelle Hallesches Lor in den ersten Lagen am Belle- Alliance- Platz an der Lindenstraße. Nach einiger Zeit waren die Wagen von dort verschwunden und dem suchenden Fahrgast wurde nach langem Warten von Schaffnern anderer Linien bedeutet, daß die 154 nummehr am Blücherplay, gegenüber dem Warenhaus von Jondorf ihren Standplay hat. Aber auch das schien der Verwaltung nicht zu gefallen, obwohl die Wagen hier, unbeWetterbericht für Berlin und Umgegend. Heiter und trocken, tags helligt vom sonstigen Berkehr, auf Fahrgäste warten fonnten. In värmer, schwache Luftbewegung. Für Deutschland . Ueberall heiter und troden. den letzten Tagen ist der Halteplaß nun wiederum, also das dritte mal verlegt worden, und zwar an die Ecke des Halleschen Ufers und der Königgräßer Straße. Hier halten die Wagen auf einem Ausweichgieis, das zwischen zwei befahrenen Gleifen liegt. Die verkehrenden Wagen der hier vorüberkommenden sechs Linien bilden eine ständige Gefahr für die einfteigenden Fahrgäste. steht außer Zweifel, daß die Zahl der Berkehrsunfälle an dieser Stelle in nächster Zeit vermehrt wird. Die Bahnverwaltung hat aber erreicht, daß die Fahrgäste immer an der verkehrten Stelle auf werden, balb überhaupt nicht mehr wissen, wo sich die Endhaltestelle Die Linie warten und schließlich, sollte das liebliche Spiel fortgesetzt befindet.
Das Rundfunkprogramm. Sonnabend, den 12. Juli.
Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.
5,30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle) 7,30 Uhr abends: Vortrag der Frau Margarete Cämmerer: Hochzeit!" 9-10 Uhr abends: Quer durch die moderne Operette( Fall. Granichstädter, Kalman . Strauß). Musikalische Leitung: Otto Urack , fr. Kapellm. a. d. Berliner Staatsoper Mitwirkende: Else Tuschkaschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeit: v. d. Großen Volksoper; Max Kuttner . Ein Kammerquintett. Anansage, Wetterdienst, Sportnachrichten. 10,15-11,30 Uhr abends i
Tanzmusik.
Es
Milchpreise. Für den Bezirk der Stadt Berlin betragen vom 13. Juli ab die Preise für Vollmilch bei Abgabe der Milch vom Kleinhändler an den Berbraucher 30 Gpf., bei Abgabe der Mitch aus Ruhställen an den Berbraucher 33 pf, für Magermild 9 Gpf. Die A- Milchfarten werden mit% Liter, die B- Muchtarten sowie bie Rtarten für werdende Mütter( C- Rarten) mit ½ Liter Bollmilch teliefert.