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150 Konferenzteilnehmer.

London  , 14. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Vorbereitungen für die am Mittwoch beginnende interalliierte Konferenz sind abge­schlossen. Die britische   Regierung nimmt an, daß insgesamt 150 Bertreter der Regierungen teilnehmen werden. Ueber die Ber tretung der britischen   Dominions ist eine Entscheidung noch nicht gefallen. Am Dienstag will sich das Kabinett mit dieser Frage beschäftigen.

Rocca. Die Delegation wird von einer größeren Anzahl von Sachverständigen begleitet sein, unter denen sich mehrere höhere Beamte der Ministerien des Auswärtigen, der Finanzen und der Wirtschaft befinden, ferner Fochs Generalstabschef. ein General von der zivilen Besatzungsbehörden und der französischen   Vertretung bei der französischen   Befagungsarmee sowie mehrere Mitglieder der Reparationsfommission.

Französisches Parlamentsprogramm.

Trotz der französischen   Bemühungen, den Aufgabenkreis der Montag trotz des Nationalfestes zu einer Sizung zusammengetreten Paris  , 14. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Rammer, die am Konferenz auszudehnen, soll die Konferenz streng auf die ist, um die Beratung des Amnestiegesetzes zu Ende zu führen, wird Diskussion der Durchführung des Sachverständigenplanes beschränkt sich nach dessen Berabschiedung, ebenso wie der Senat bereits getan bleiben. Falls der Antrag gestellt werden sollte, die Frage der hat, bis zum 31. Juli vertagen. Beide Häuser treten am 1. Auguſt interalliierten Schulden zu besprechen, will die britische   Regie erneut zusammen, um den Bericht der Regierung über die Beschlüsse rung auf einer besonderen Konferenz bestehen. Macdonald der Londoner Konferenz entgegenzunehmen und sie zu äußerte sich am Montag im Unterhause über die Frage der ratifizieren. Man glaubt, daß dazu einige Sigungen genügen Deffentlichkeit der Konferenz. Er sagte, daß darüber die werden und das Parlament dann in den ersten Tagen des August Konferenz beim Zusammentritt beschließen würde. Es fei jedoch Die Regierung hat die Erklärung abgegeben, daß sie unter allen Es sei jedoch in Ferien gehen wird, die bis Mitte November bauern sollen. sicher, daß öffentliche Sigungen nicht stattfinden und Veröffent- Umständen auf der Verabschiedung der Amnestie und des Mieter­Die Regierung hat die Erklärung abgegeben, daß sie unter allen lichungen über die Verhandlungen lediglich in offiziellen Beschuhgesetzes vor dem Ferienbeginn besteht. richten der einzelnen Delegationen geschehen werden. ( Da tann's schöne Berichtigungen geben! Red. d. V.) Auf die Frage, ob die Vorbereitungen der Konferenz auf der Basis einer offenen Diplomatie getroffen worden seien, antwortete Macdonald: Sicherlich, aber nicht die offene Diplomatie nach Art des Papageiengeschwäges."

Einkehr in Paris  .

Paris  , 14. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Auch in den extrem= nationalistischen Kreisen, deren Opposition gegen die Politik des 11. Mai in den letzten Tagen das Gelingen der Londoner Konferenz ernstlich zu gefährden drohte, beginnt man allmählich einzusehen, daß es feinen anderen Weg zur Lösung der Reparationsfrage gibt als den von Herriot   bezeichneten. Das Echo, das die letzten Senats­debatten in England und Amerika   gefunden haben, dürfte nicht am wenigsten dazu beigetragen haben, dieser Erkenntnis die Bahn zu brechen. So fagt am Montag die ganz rechts stehende ,, Liberté", die Durchführung des Sachverständigenplanes hänge von zwei wesentlichen Bedingungen ab: einmal davon, daß Deutschland  Die nötigen Maßnahmen treffe, um die vorgesehenen Pfänder zu schaffen, dann aber auch von der Mitwirkung der internationalen Finanz. Wenn man auch Deutschland   zur Not zwingen fönne, feine Unterschrift zu geben und dieses oder jenes Gesetz zu verab= schieden, so versage dieses Mittel gegenüber den Zeichnern der Anleihe und den Käufern der deutschen   Obligationen. Diese aber verweigerten jede finanzielle Hilfe, solange nicht die Gefahr einer neuen Politik der Abenteuer endgültig aus der Welt ge­schafft sei, mit anderen Worten,

Frankreich   müsse ein für allemal auf jede Unternehmung wie die Ruhrbefehung verzichten

England für freie deutsche   Luftschiffahrt.

Condon, 14. Juli.  ( Eca.) Im Unterhaus erklärte der Luftschiff fahrtminister, die englische Regierung unternehme Schritte zur Auf­hebung der Einschränkungen, die Deutschland   auf dem Gebiete des Flugzeugbaues auferlegt sind.

Französische   Kommunistenpleite.

Paris  , 14. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Humanité" ver­öffentlicht am Montag einen Aufruf der Kommunistischen Partei Frankreichs  , in dem diese erklärt, daß sie mit ihren finanziellen Mitteln am Ende sei und die Parteitasse ein ungedectes Defizit Don 700 000 Franken aufweise. Aus Mangel an Mitteln habe die Partei bereits einen Teil der Funktionäre entlassen und die Bezüge der anderen her absehen müssen. Der Aufruf spricht der Partei durch Abführung mindestens eines Tagesverdienstes von einer schweren Krise und fordert die Parteimitglieder auf, an die Parteikasse die Möglichkeit zu geben, die politische Arbeit fortzusehen.

tönnen.

Das Attentat auf Zaglul. Kundgebung der britischen   Arbeiterpartei.

Condon, 14. Juli.  ( WTB.) Den lehten Nachrichten über den Gesundheitszustand 3aglul Paschas zufolge wird er voraussicht­lich am 25. Juli seine geplante Reise nach Europa   ausführen Macdonald und die Parlamentsmitglieder der Ar­beiterpartei haben Zaglul Bascha ihr Bedauern über das gegen und sich verpflichten, die wirtschaftliche Einheit Deutschlands   un­ihn verübte Attentat und ihre besten Wünsche für seine Wiederher­angetastet zu lassen. Frankreich   sei offiziell gewarnt worden, daß stellung zum Ausdruck gebracht. In dem Telegramm der Arbei es das mühsame Wert der Sachverständigen unwiderruflich zu Fallterpartei heißt es ferner, die ägyptischen Nationalisten sollten bringen werde, wenn es nicht endgültig auf das Prinzip der Sant- eingedenk sein, daß die Zukunft Aegyptens ganz und gar auf gegen­eingebent sein, daß die Zukunft Aegyptens ganz und gar auf gegen tionen verzichte. feitigem Verstehen, Freundschaft und gutem Willen Groß­ britanniens   und Aegyptens   beruhe.

Der gleichfalls im Bager der Opposition stehende Figaro" er­flärt, man müsse sich mit der Tatsache abfinden, daß es unmöglich fet, ein großes Land zu zwingen, auf 35 Jahre hinaus schwere finanzielle Opfer auf sich zu nehmen, wenn man ihm nicht ent­sprechende Vorteile dafür biete, und deshalb habe es teinen Zweck, sich über die Richtigkeit der These Macdonalds, daß zur Aus­führung des Sachverständigenprogramms wie des Friedensvertrags der gute Wille Deutschlands   unerläßlich sei, irgendwelchen Selbst­täufungen hingeben zu wollen.

Die französische   Abordnung.

Paris  , 14. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Meldungen, daß der franzöfifchen Delegation für die Londoner Konferenz auch der Marschall Foch und General Degoutte angehören sollen, ent­sprechen nicht den Tatsachen. Die französische   Delegation besteht nur aus vier Personen, dem Ministerpräsidenten Herriot  , dem Finanzminister Clementel, dem Kriegsminister Nollet und dem politischen Direktor im Außenministerium Berretti de la

Sandmalerei. Eine neue Mode, die von den amerikanischen  Seebädern ausgegangen ist, aber auch in England viele Anhänger gefunden hat, ist die Anfertigung von Sandmalereien. Die in bun­ten Farben auf einen Grund von weißem Sand ausgeführten Ge­mälde finden sich nicht nur am Strande, sondern werden auch in großen mit Sand gefüllten Glasfäften als Kunstwerte aufbewahrt. Diefe merkwürdige Art der Malerei ist nichts Neues, sondern bereits im 18. Jahrhundert wurde die Kunst der Sandmalerei gepflegt, und es gibt Sammler, die 150 Jahre alte Sandgemälde besigen. Die Sandkünstler der Vergangenheit benutten verschieden farbige Sand­arten und trugen die feinen Körner auf ein Holzbrett oder auf Lein­wand auf, auf denen sie mit einer Art Lehm oder 3ement befestigt wurden. Man ahmt jetzt diese alte Methode der Sandmalerei nach, bestreicht aber zuerst eine Leinwand mit einer Schicht von Leim oder Firnis und bringt dann weiße Sandkörner darauf. Die Malerei erfolgt mit farbiger Tinte, die auf dem weißen Sand sehr eigenartig wirkt. Ein solches Gemälde auf einer Sandschicht auszu­führen, erfordert eine ganz andere Technit als die gewöhnliche Del­oder Aquarellmalerei; sie legt starte Beschränkungen auf, gestattet aber auch besondere Wirkungen, wie sie auf andere Weise nicht zu erzielen find.

Ein Schönheitsfalon" vor 3000 Jahren. Die neuesten Gra­bungen der Archäologen der amerikanischen   Harward  - Universität in Tunis   in der Nähe der Ruinenstätte, auf der einst das alte Kar thage der Bunier gelegen haben soll, haben zu überraschenden Funden geführt, die auf die Kultur diefes reichen Handelsvoltes ein helles Licht werfen. Man legte fieben Stod werf hohe Häuserblöde frei, die Jahrhunderte vor der christlichen Aera hier errichtet worden waren. Einige dieser Bauten waren 50 Fuß hoch und aus einer Art Beton gebaut. Den Zutritt zu jedem Stockwerk vermittelten Treppen, die außen an die Gebäude angebaut waren. Diese altfarthagische Stadtanlage war vollkommen unter Sand be­graben und hatte sich daher verhältnismäßig gut erhalten. In den Wohnungen stieß man auf alle möglichen Einrichtungen, darunter auch auf einen Schönheitssalon", in dem die Zeitgenosfinnen des Hamilkar und des Hannibal   sich verführerisch schmückten. Dieses Toilettengemach enthielt Gefäße mit Olivenöl, mit dem die Damen ihre Haut einrieben, um sie weich und geschmeidig zu erhalten. Dann fand man Schalen mit Hanna, die dazu dienten, dem Haar eine hochrote Farbe zu verleihen. Andere Schalen wieder enthielten ein aus den Wurzeln der Schwertlilie bereitetes Pulver, das die farthagischen Schönen als Puder für ihre dunkle Haut benutten, um ihr eine hellere Tönung zu verleihen. Flaschen mit Barfüms und Behälter mit wohlriechenden Kräutern stellten die Mittel dar, mit denen die Modedamen ihr Bad wohlriechend machten. Der überraschendste Fund aber waren einige merkwürdig aussehende Tuben, die zweifellos einmal eine Farbpomade enthalten haben und die Vorläufer der Lippenstifte von heute waren, mit denen man damals gerade so gut wie in unseren Tagen dem Mund eine rot leuchtende Färbung verlieh. In anderen Gemächern fand man Spielzeug, fleine Ramele und Elefanten aus Ton und winzige Wagen, die darauf hindeuten, daß hier die Kinderzimmer der alt­tarthagischen Familien gewesen waren.

.Germanin". Das Mittel zur Bekämpfung der tropischen Schlaffrant heit Baher 205", über welches in lezter Beit so viel geschrieben worden ist, hat den Namen Germanin erhalten.( Ton auf der letzten Silbe!)

Kairo  , 14. Juli.  ( WTB.) Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Baglul Bascha wurden der Scheich Shaweesh und einige andere Personen verhaftet.

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Der Regent von Abessinien, Ras Tafari  , ist zurzeit in London  .

Internationale der Faschisten. ale der Faschin

Die völkische ,, Deutsche Zeitung" tennt teine größere Rot und feine größere Gefahr für ihre und Deutschlands   Zukunft als die Er fchütterung des faschistischen Regimes in Italien  . Sie unterhält in Rom   einen ständigen Vertreter, der mit gläubiger Seele und glau bigem Herzen den Ruhm des großen Meisters Mussolini   ver fündet. Ungefähr so wie in Deutschland   die Juden Rathenau   um­brachten, um seine Ermordung der deutschvölkischen Bewegung an­hängen zu können, so haben in Italien   die Kräfte des inter  . nationalen Judentums" durch die Ermordung Matteottis einen entscheidenden Schlag gegen den heldischen Faschismus zu füh. ren versucht. Worum handelt es sich bei den italienischen   Vorgängen für diesen deutschen   Anbeter Mussolinis? Die Deutsche Zeitung" antwortet auf diese Frage:

in Italien   hindurchgeht. Er hat seinen Boden und sein Ansehen den Faschismus vom Bolschewismus befreit zu werden, er ist noch nicht nur beim Bürgertum verloren, das zufrieden war, durch dem wotansgläubigen Mussolini  - Freund schwere Bedenken, die viel­viel mehr in den eigenen Reihen schwer erschüttert. So kommen leicht ähnlich einem faschistischen Freunde der Deutschvölkischen im Deutschen   Reichstag   kommen mögen, wenn er dort die heldische Schar derer um Ludendorff   bewundern muß:

Freilich ersehen weder moralisches Streben noch Tatwillen die praktische Erfahrung, am wenigsten die staatsmän= nische oder auch nur zum Führer befähigende Gabe. Der Faschismus begräbt in diesen Tagen den Irrtum, als könne auf Befehl eines Führers eine Führerschicht, eine Schicht von Staatsmännern, eine neue Aristokratie entstehen. Die be= darf natürlichen Wachstums und langfristiger dem Fa schismus bisher nicht gegönnter Auslese. Er muß bei Anderen sachkundige Helfer erbitten."

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Tiefbesorgt muß Maurenbrechers römischer Vertreter ge­doch vielleicht auch Mussolini   ,, den Größenwahn, den die Gold- und stehen, daß die Gefahr nicht ganz von der Hand zu weisen ist, daß Kreditkönige Ameritas und Alljudas vor sich herwälzen, nicht als ein zu verachtendes, ja unausweichlich zu bekämpfendes nieder­trächtiges Spiel zu erkennen imftande ist". Alljuda erscheint eben überall start. Es stärkt im Ausland, in Frankreich   und Italien   die Kräfte, die einer Verständigungspolitik das Wort reden und es entzieht dadurch in Deutschland   den Heroen von der Größe udendorffs die Möglichkeit, ihr segensreiches" Wirken im Interesse der Nation zu entfalten. Darum tommt aus tiefstem deutschvaterländischen Herzen die Sorge der Deutschen Zeitung", daß ja boch unter allen Umständen die Heldengestalten Musso­linis und Poincarés dem Ausland und uns erhalten bleiben möchten! Scheußlich, daß Alljuda aus solchem Anlaß von einer Internationale" des Faschismus zu sprechen wagt!

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Ein Pressekonflikt.

Regierung und ausländische Journalisten.

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Der Berein der ausländischen Preffe in Berlin  , der seit einer neueren Aenderung seiner Satzungen nicht alle Berliner   Bericht­erstatter ausländischer Zeitungen aufnimmt, sondern nur solche, die nicht reichsdeutsche Staatsbürger find, hat gegen die Reichsbehörden Beschwerden, vor allem wegen Berweigerung und Verteuerung von Dauersichtvermerken zur öfteren Ueberschreitung der Reichsgrenze. Da den Beschwerden nicht abgeholfen wurde wann holt endlich die ganzen Paß- und Sichtvermerkschikanen der Teufel?-be­schloß der Vereinsvorstand, der Hauptversammlung ein sehr scharfes Protestschreiben an die Reichsregierung usw. vorzuschlagen, das sogar die Einstellung aller Beziehungen zu den deutschen   Behörden und der deutschen   Deffentlichkeit erklären sollte. Boreiligerweise hat der Vorstand dieses Schreiben noch vor dem Zusammentritt der Hauptversammlung an die Behörden abgesandt und gleichzeitig ver­öffentlicht. öffentlicht. Mehrere Zeitungen fritisierten dieses Borgehen sehr scharf und in der Hauptversammlung erhob sich eine so starke Oppo­fition gegen den Borstand, daß dessen Vorgehen tatsächlich nur mit einer Stimme Mehrheit, soweit die Abstimmenden nicht dem Borstand angehörten, gebilligt wurde. Diese verschwindende Mehr­heit" in einer solchen Frage veranlaßte den Vorstand zum Rück tritt. Die Neuwahl steht bevor.

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Die Reichsregierung hat möglicherweise infolge eines irr. tümlichen Berichts, der die Mehrheit weit größer erscheinen ließ erklären lassen, daß sie nun über ihre Maßnahmen beraten werde Wir hoffen, daß die Reichsregierung fich weder durch das- vom Verein selbst geradezu desavouierte Vorgehen des Vorstandes, noch durch das alberne Ausweisungs- Geschrei aufgeregter Ge­müter fich wird blenden lassen. Die Vertreter der Auslandspresse in Deutschland   haben feinen Anspruch auf Borrechte, aber es liegt im Intereffe Deutschlands  , ihnen das Leben und die Arbeit bei uns nicht unnötig zu erschweren.

Der Kampf" ums Borkumlied.

Der Landrat des Kreises Emden   schreibt uns: ,, Die führenden Tageszeitungen haben verschiedentlich Meldungen über das Verbot des sogen. Borfumliedes gebracht, die meistens nicht den Tatsachen entsprechen. Ich gestatte mir daher ganz kurz den wirklichen Sach­verhalt ganz objektiv mitzuteilen.

In Bortum wird seit Jahren von der Kurtapelle zum ,, Es handelt sich darum, ob die Regierungsgewalt des Fa Schluß des täglichen Promenadenkonzerts das fogen. Borkum­schismus, und an dessen Spize Mussolini  , vor dem feindlieb( Judenlied) gespielt und von den Kurgästen gesungen. In­lichen Ansturm zusammengebrochen sind oder in Form von Zugeständnissen oder gar Abdankung zusammenzu­brechen im Begriff stehen.

Tatsächlich steht der Faschismus nach diesem Sturme feft. Freilich nicht fester als vorher, wie etliche Jünglinge behaupten. Das ist Beschönigung. Der Hieb oder die vielen Hiebe der Gegner waren zu gut vorbereitet und zu sicher in die schwachen Teile gehauen, um nicht schmerzvoll zu sitzen, um nicht peinliche Wundmale zu hinterlassen. Aber der inter nationale Dolch stoß, der den Geist, das Herz dieser vater­ländischen Begeisterung, diefer antiplutokratischen Mittelstands­bewegung treffen sollte, ist am Granit der Seelen stumpf geworden. In der, auswärts zumeist weit unterschäßten Gefahr und Beinlichkeit der Matteotti Ueberrumpelung   hat sich der Faschismus auf sich selbst besinnen müffen, auf seinen vater­ländischen Opferwillen, auf seinen Tatwillen und auf seine mora­lische Berechtigung."

Also mit der Ermordung Matteottis hat das Judentum den Faschismus überrumpelt. Die Korruption der leitenden fa­schistischen Kreise war nur die Folge einer bewußten und raf finierten Vergiftungsoperation, die das Judentum am heiligen Faschismus vornehmen wollte. In gerechter Empörung über soviel raffinierte Gemeinheit fündet der römische Bertreter der Deutschen Zeitung" einen neuen Marsch der Fa­schisten nach Rom   an: fiften nach Rom   an:

,, Auf zu neuem Marsch nach Rom  . Und dann nicht wieder Schonung! Die ebenso fampfbereite milizia nazionale, vor der die Canalliokraten zittern, wird durch Uebernahme in den Heeresverband- ganz wider die Wünsche der Opposition" für alle Fälle gesichert, nicht' talt gestellt."

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Aber auch der große Führer" scheint nicht mehr ganz rein und zuverläffig zu sein. Er macht offenbar dem Judentum allzu große Sugeftändnisse:

,, Ist der Führer ermüdet? Oder-? Und da sehen sie( die treuen Faschisten) drei Jahre zurück und weisen auf den jetzt zum Unterstaatssekretär im Innern ernannten 30jährigen Dino Grandi   hin, der schon damals die sentimentale, zweifellos cha ratteristisch weiche Anwandlung Mussolinis, der zur Zusammenarbeit mit den Sozialisten geneigt war, ausge schaltet hat. Solche Anwandlung, die mit Todfeinden verföhnlich verhandeln statt zuschlagen will, befürchten fie auch jekt. Sie haben allein in Mussolinis Reden zum Fall Matteotti   die ,, Eisen­faust" aufs schmerzlichste entbehrt."

In dem Schmerz des deutschen   Mussolini  - Anhängers enthüllt sich die tiefe Erschütterung, die durch die Reihen des Faschismus

folge von Beschwerden, die von verschiedenen Seiten famen, wurde im vorigen Jahre auf höhere Anweisung das Spielen des Liedes durch die von der Gemeinde Borkum   angestellte Rapelle ver­boten. Dieses Berbot wurde im vorigen Jahre auch durchgeführt, ohne daß Borkum darunter gelitten hat. Der Besuch ist in diesem Jahre sogar bedeutend größer. In diesem Jahre weigerte sich die Gemeinde, das Spielen des Liedes durch die Kurkapelle zu verbieten. An die der Kurtapelle erteilte polizeiliche Er­laubnis zum Konzertieren auf öffentlichen Pläßen wurde die Be­dingung geknüpft, daß das Borkumlied nicht gespielt würde, für den Fall der Uebertretung die Zurücknahme der ganzen Erlaubnis angedroht. Da das Lied trotzdem auf direkte An­weisung des Badedirettors gespielt wurde, wurden die Konzerte auf der Wandelhalle einige Male polizeilich verhindert. Das Spielen des Borkumliedes durch die Kurtapelle auf Privat­grundstücken und durch Privattapellen sowie das Singen des Liedes durch das Badepublikum ist in keinem Falle gestört oder verhindert worden.

Da

Die Gemeindeverwaltung erwirkte dann beim Amts­gericht Emden eine einstweilige Verfügung, wonach den Behörden jedes Borgehen gegen die Badekapelle unter Androhung einer Geld­ftrafe von 100 000 Goldmark für jeden Fall verboten wurde. dieser Eingriff des Gerichts auf privatrechtlichem Wege gegen das amtliche Vorgehen von Polizeibehörden unmöglich war, erhob der Regierungspräsident in Aurich   sofort den Kompetenzkonflikt, wodurch die einstweilige Verfügung des Amtsgerichts außer Kraft gefeßt wurde. Da sich herausstellte, daß bei der Wahl des Badedirektors die Gemeindereglements verlegt waren, wurde der betr. Gemeinde­beschluß beanstandet, wodurch der Badebirettor vorläufig feines Amtes enthoben wurde.

Der Gemeindevorstand hat inzwischen der Kura fapelle das Spielen des Bortumliedes verboten. Seitdem finden die Konzerte wieder ungestört ftatt.

Parteinerbot in Südflawien. Das südslawische Innenministe­rium hat die ,, Unabhängige Arbeiterpartei", die eine kommunistische Bartei unter verändertem Namen darstelle, aufgelöst.

Kommunistische Verschwörung in Riga  . Die Polizei nahm 14 Personen fest, bie als Führer einer tommunistisch- revolutionären Organisation bezeichnet werden, und beschlagnahmte eine große An­zahl Broschüren und Flugblätter, in der die Bevölkerung zum Sturz ber Regierung aufgefordert wird.

Abgereift". Ein New Yorker Funkspruch meldet: Nach einer Meldung aus Washington wird die Abreise der brasilianischen Bundesbehörden aus Sao Paulo   in amtlichen Depeschen an das Staatsdepartement bestätigt. Diese Abreise war unfreiwillig.