Kriegsopferfragen km Reichstag . Der Reichstagsausschuß für Kriegsbcschädigtensragen(16. Aus- schuß) beschäftigt« sich gestern mit den Anträgen, die ihm zur Be- ratung überwiesen worden sind. Die Sitzung begann mit der Mit- teilung eines Schreibens des Reichskanzlers an den Reichstagspräst- denken, in welchem erklärt wird, daß die Fülle der dem Reichstag vorliegenden Anträge, deren Annahme von einschneidenden finan- ziellen Folgen begleitet sein werde, die Reichsregierung mit der leb- haftesten Sorge erfülle, daß der Etat durch entsprechende Beschlüsse der Ausschüsse oder des Plenums aus dem Gleichgewicht gebracht werden könne, weshalb gebeten werde, bei den Beratungen auf die ernste Finanzloge des Reiches Rücksicht zu nehmen. Infolge dieler Mahnung müssen jetzt auf Beschluß des Aeltesten- rates sämtliche Ausschußbeschlüsie zwecks Stellungnahm« zur Deckungsfrag« dem Haushaltsausschuß zugeleitet werden. Der Vertreter der Sozialdemokratie übte lebhafte Kritik an dem Vorgehen der Regierung, die geglaubt hat, die Spar- maßnahmen zur Sicherung der Währung auch auf die Kriegsopfer ausdehnen zu müssen, obwohl«in« zwingende Notwendigkeit dazu nicht vorlag. Er forderte Wiederherstellung des wirtschaftlichen Wertes der Renten von 1920, vor allem Aufwertung der entwerteten Abfindungssummen und Beseitigung der durch die Ermächtigungs- gesstze eingetretenen Verschlechterungen. Die Ausführungen des sozialdemokratischen Vertreters gipfelten in dem Verlangen nach sofortiger allgemeiner Erhöhung der Renten und Vorlage einer Novelle, in der die zwar bedeutsamen aber weniger vordringlichen Bersorgungsfragen geregelt werden. Die bürgerlichen Vertreter unterstützten fast in allen Punkten die Forderungen der Sozialdemokratie, verlangten aber zu- gleich die Wiederherstellung der bevorzugten Versorgung der Offiziere und ihrer Hinterbliebenen, wie sie vor dem Erlaß des Reichsversorgungsgesetzes bestanden hat. Der Regierungsvertreter erklärt« die Durchführung der vor- liegenden Antäge für u n t r a g b a r, da sie ein« Erhöhung des Aufwands um 300 bis 600 Millionen Mark bedeuten würde. Nach einer Denkschrift, die die Regierung dem Ausschuß vorgelegt hat, berechnet sie den Aufwand im laufenden Etatsjahr schon jetzt auf 710 Millionen Goldmark bei einer Jahl von 2 S37 000 Militärrentnern. Der Reichsarbeitsminister bat um stärkste Rücksicht- nähme auf die finanziellen Schwierigkeiten. Da die Kriegsbeschädig- ten und Hinterbliebenen bei den letzten Maßnahmen für die unteren Beamten leer ausgegangen feien, habe die Regierung die Absicht, noch«ine gewisie Summ« zur Verfügung zu stellen, er glaube aber, daß sie 20 bis 25 Millionen Mark nicht übersteigen werde. Das letzt« Wort habe allerdings der Haushaltsausschuß. Die Einbringung einer neuen Novelle könne man der Regierung bei der gegenwärtigen absolut unsicheren Lage nicht zumuten. Die allgemeine Aussprache über die Anträge wird heute fort- gesetzt._ Thüringen und das Gutachten. Tcutsche Volkspartei gegen diePolitikder Reichsregierung Weimar, 16. Juli. (Eigener Drahtbericht.) In der Mittwoch- sitzung des Thüringischen Landtags unternahm der völkische Abg. Dr. Dinier einen neuen Vorstoß gegen den thüringischen Staats- bankpräfidenten L o e b, dessen Wirken ihm anscheinend viel Sorgen bereitet. Dinier fragte die Regierung, ob es zutreffe, daß Loeb in- folge seiner guten Beziehungen zu international orientierten Banken Millionenkredite für Thüringen aus dem Auslande beschafft habe und welche Aktionen Loeb sonst unternehm«. Die Regierung hat diese Anfrage noch nicht beantwortet. Sie dürfte sich aber hüten, dem Treiben der Völkischen auf Amtsenthebung des Präsidenten Loeb nachzugeben, da Industrie und Handel Thüringens die Tätigkeit Loebs zur Beschaffung und Gewährung von Krediten allgemein an- erkennen. Der weitere Verlauf der Sitzung war durch die Besprechung der kcmmunistischen Interpellation über die Stellung-
Der Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten. Auf Einladung der Deutschen Geselllchaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten sind im Oktober 192Z Vertreter zahlreicher Wohlfahrts- und Jugend- verbände zusammengetreten� um über Mittel und Wege zu beraten, wie sich ein gemeinsamer Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten durchführen läßt. Auf der diesjährigen Jahresversammlung der Deurfchen Gesellschaft zur Bekämpsnug der Geschlechtskrankheiten, die am 29. und 30. April in Oberhof stattfand, wurde diese Frage von den verschiedensten Seiten aus beleuchtet. Im R e i ch s m i i i> st« r i u m des Innern hat jetzt eine Sitzung im«ngeren Kreis« stattgefunden, die der praktischen Durchführung der in Oberhof ge- gebenen Anregungen dienen sollte. Man war sich darüber einig, daß nicht hygienisches Wissen allein unser« Jugend schützt, daß viel- mehr die Schulung des Willens im Vordergrund stehen muß. Es wurde beschlossen, an die zuständigen Stellen heranzutreten, um schon während der Ausbildung der Lehrer und Geistlichen am Seminar und an den Universitäten im Lehrplan für die Sexualpädagogik die nötige Stundenzahl sicherzustellen. Die Ausbildung der Eltern und der schon im Amt befindlichen Geistlichen und Iugendleiter soll in zweckdienlichen Vorträgen und Kursen erfolgen. Zur gegebenen Zeit müssen die Jugendlichen aus die Gefahren hingewiesen werden, die mit einem leichtfertigen Geschlechtsleben verbunden sind. Ein« be- sondere Kommission wurde eingesetzt, die das Problem der Nackt- kultur in seinen verschiedenn« Auswirkungen prüfen soll. Es soll an die Industrie- und Arbeitnehmerverbande herangetreten werden, um zu erreichen, daß aufklärende Vorträge während oder im An- schluß an die Arbeitsstunden abgehalten werden, damit die Arbeiter- 'chaft möglichst geschlosien ersaßt wird. Dl« Versammlung war sich darüber klar, daß eine wirksame Eindämmung der Geschlechtskrank- hciten erst eintreten wird wenn die Erkrankten einer gründlichen, saikfgemäßen Behandlung'unterworfen werden. Dies« Behandlung soll der Aerzteschaft vorbehalten bleiben. was Induftrlearbeiter lesen. Der„'Bofch-Zünder". eine von der Rober: Bosch A.B. in Stuttgart herausgegeben« HauszeUlchrift für die Angehörigen des Industrinverkes, berichtet über die Benutzung der eigenen Bücherei während der letzten Jahre. Danach gehören zu den weitaus am meisten begehrten Büchern alle erzählenden Schriften von Ludwig Thoma , der„Hungerpastor Wilhelm R a a b e s und Knut Hamsuns „Viktoria". Man kann also wohl sagen, daß die Ansprüche und der Geschmack dieser Arbeiter auf be- trächtlicher Höhe sich halten. Daneben wurden die folgenden Werk« häufiger verlangt: Gustav Freytags„Soll und Haben, sämtliche Schriften Theodor Storms und Wilhelms Büschs, �lauberts„Sa- lambo", Shaws„Amateursozialist", ferner die Werte von Löns, Hesse, Frenssen und Max Eyth . An der Spitz« der begehrtesten philosophischen Bücher steht Spenglers»Untergang des Abend landes� . Oesientllche Gesangskonzeile gibt der„Meinekesche Männer» chor Berlin 1300" tM. d. D A.-S.-B.) am 18. Juli, abends 7'/, Uhr. Kleinen Ti-rx arten. Moabit , vis-ä-vis der Albecker Strohe: am £>. Iuti. abend» vi, Uhr. im Norden auf dem Brunnenplatz vor dem Amtsgericht? am 1. August, abends VI, Uhr, im Norden vor der Terrasse im SchMerpark. 1 7 Hitzewelle in den koukaiusländern. Nach Berichten, die in MoZkau cmgclron-n sind, steht ein grober Teil de» Kaukasus im Zeichen einer ungewobnllchcn Hitze. Bei Tiflis ist die Temperatur Blattermetdungen zu- folge stellenwelfe blS zu SS Grad K. gestieg«».
nahm« der thüringischen Regierung zum Sachverständigen- g u t a ch t e n ausgefüllt. Die K o m m un i st e n erklärten, gegen das Verhalten der Regierung bei der Ministerkonferenz in Berlin protestieren zu muffen, weil die Regierung sich nicht gegen das Gutachten ausgesprochen hätte. Di« Re- gierung erklärte auf Grund dessen, daß ein« Stellungnahme der Re- gierung— noch gar nicht erfolgt sei. Sie werde sich erst schlüssig werden, wenn die zur Ausführung des Gutachtens von der Reichs- regierung auszuarbeitenden Gesetzentwürfe dem Reichsrat und Reichstag vorgelegt würden. Im übrigen enthielt die Regierungs- erklärung nur Redensarten. Darüber freute sich Dinier, der einen „völkischen Zug" in den Worten der Regierung zu erblicken glaubt« und der Regierung sein vollstes Vertrauen schenkte. Im übrigen beschimpft« er die Mitglieder der Reichsregierung als Hoch- und Volksoerräter, weil sie angeblich die Folgen der Annahm« des Gut- achtens mit ülbstcht verschweigen. Von allen Parteien des Hauses nahm nur die Sozial demokratie ein« feste Stellung ein. Sie ließ durch den Genosien Hermann folgendes erklären: „Die Einstellung der Sozialdemokratie zum Sachverständigen- qutachten dürfen wir als allgemein bekannt voraussetzen. Wir sind überzeugt, daß die Folgen des unglückseligen Krieges nur diirch das Zusammenwirken der Völker, in erster Linie der euro- päischen, behoben werden können. Als Sozialdemokraten be- trachten wir es als unsere moralisch« Pflicht gegenüber dem beut- schen Volke, unser Teil zur Lösung beizutragen. Wir sind uns keinen Augenblick im Zweifel, daß die Durchführung des Gut- achtens dem deutschen Volte sehr schwere Lasten auferlegen wird, deren Verteilung in sozial gerechter Weise durch den Reichstag er- folgen muß. Di« Gegner des Gutachtens haben bisher einen brauchbaren und durchführbaren Vorschlag nicht machen können: sie sagen uns nicht, wie die Aufrechterhaltung der Wirtschaft und Währung ermöglicht, die Kreditbedürftigkeit der Industrie und Landwirtschaft befriedigt, wie die Rückkehr der Gefangenen, die Erhaltung der besetzten Gebiet« beim Reiche ermöglicht und schließ. lich die Einheit des Reiches gewahrt werden soll. Es wäre auch der Sozialdemokratie lieber, wenn man dem deutschen Volke diese Lasten nicht aufzuerlegen brauchte. Schuld daran ist allein der Krieg und die Verantwortung dafür tragen die damals Herrschen- den. In der Annahme des Gutachtens sehen wir zurzeit die ein- zige Möglichkeit, dem deutschen Volk« weiter« und schwerere Bür- den zu ersparen. Wir sehen darin auch weiter die ersten Vor- aussetzungen, bessere Beziehungen zu ollen europäischen Böllern zu erlangen. Wir fordern deshalb von der thüringischen Regie- rung, daß sie die Reichsregierung bei ihrem Bestreben, das Gut- achten durchzuführen, mit aller Kraft unterstützt. Wir dürfen er- warten, daß die thüringische Regierung sich in ihrer Entscheidung nicht von übergeschnappten nationalistischen Phrasenpolitikern be- einflussen läßt: Di« Völkischen , der Landbund, die Deutschnatio- n a l« n und die Partei Stresemanns(I) einigten sich auf eine Entschließung, in der es u. a. heißt: „Wir fordern, daß die Reichsregierung, ehe sie sich über- hauptin weitere Erörterungen über das Dawes- Gutachten mit dem Feindbund«inläßt, von dem Feindbund verlangt: 1. Aufrollung der Schuldfrag«, 2. sofortig« Räumung der widerrechtlich besetzten Gebiete, Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit und Verwaltungshoheit Deutschlands , 3. Aufhebung aller von den Besatzungsmächten gegenüber Deut- schen ausgesprochenen Strafen und Maßregelungen, sofortige Be- freiung aller gefangenen Deutschen , 4. bedingungslos« Rückkehr aller Ausgewiesenen und restlose Wiedergutmachung aller ihnen zugefügten Schäden, S. Anerkennung Deutschlands als glcichberech- tigtcr Derhandlungsgegner bei ollen Verhandlungen." Diese Entschließung wurde von der Mehrheit angenommen.
O.-L.-Prozeß nicht vor September. Abtrennung des Verfahrens gegen die Hamburger Sprengstoffattentäter. Leipzig , 16. Juli. (BS.) Mit dem Beginn des großen Pro- zesses gegen die Organisation Consul vor dem Staats- gerichtshof, der ursprüglich für die zweite Augusthälfte in Aussicht genommen war. ist. neueren Informationen zufolge, frühestens für Ende September dieses Jahres zu rechnen. Wahrscheinlich wird dann im Anschluß hieran auch die Verhandlung gegen den unter der Anklage der Beihilfe zum Rathenau -Mord stehenden Studenten Günter Brandt stattfinden. Vom Q.-O.-Prozeß ab- getrennt ist das Verfahren gegen die Urheber der Hamburger Sprengstoffattentaie, insbesondere gegen das im Rathenau -Prozeß freigesprochene O�Cl.-Mitglied, den Kaufmann Warnecke aus Ham - bürg. w_
Geschäft ist Gelchäst! Um das„Deutsche Tageblatt", das mit zwei Haken- kreuzen geschmückte„Kampfblatt der nationalsozialistischen Frei- heitsbewegung", scheint es finanziell ebenso schlecht zu stehen, wie um die gesamt« völkische Bewegung in der jüngsten Zeit. Das ist insofern oerwunderlich, als es kein Geheimnis ist, daß die Stabilisie- rung der Währung kaum einem Gewerbe so gut bekommen ist, wie dem durch die Inflation besonders mitgenommenen Zeitungswesen. Aber die mißmutigen Opfer der Inflationszeit haben nach der Ge- sundung unserer Währung nichts mehr übrig für völkisch« Agitatoren und für völkische Revolverblätter. Während sonst die Presse einen erfreulichen Zuwachs an Lesern seit Beginn dieses Jahres zu ver- zeichnen hat, verkracht ein völkisches Organ nach dem anderen. Das „Deutsche Tageblatt" ist auf einen letzten Rettungsversuch, der sehr bezeichnend ist für den geschäftstüchtigen Geist dieser antisemitischen Borkämpfer, verfallen. Es kündigt,„einer vielseitigen Anregung folgend", eine der Schriftleitmig angegliederte„Beratungsstelle" an, durch die die Bezieher des völkischen Organs„Rat in allen juristi- schen Fragen und Beratung in allen schwierigen Lagen persönlicher sowie wirtschaftlicher Art erhalten" sollen. Eine solche juristische Beratung der Leser ist nichts Außergewöhnliches im deutschen Zei- tungswesen. Gan.z neu und einzigartig ist aber, daß aus einer der- artigen Beratungsstelle ein geschäftliches Unternehmen für die Zeitung gemacht wird. Das„Deutsche Tageblatt" bringt es nämlich fertig, für jede Beantwortung einer Anfrage zwei Mark zu verlangen, während sonst in dem cmgeblich so jüdisch verseuchten deutschen Zeitungsgewerb« bisher lediglich die Quittung über den letzten Bezugspreis genügt«, um kostenlos Auskunft zu erhalten. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der deutschvöltische Verlag durch dieses bisher in Deutschland unbekannte Gebaren nicht die „völkischen Freunde von Schädigungen zu bewahren", sondern der geleerten Kasse des völkischen Unternehmens auf diesem letzten Wege neu« Mittel zuzuführen sucht._ Abgeblitzte Separatisten. Der vom Rheinisch-Westsälischen VoltsbuNd in Oberhausen angekündigte Arbeitertag, auf dem das Thema„Rheinland und Westfalen früher, heute und in Zukunft" behandelt werden sollte, war für die separatistische Bewegung ein voller F e h l s ch l a g. Die Wirte von Oberhausen hatten sich geweigert, ein Versammlungslokal für die Tagung der Separatisten herzugeben. Da auch die französische Besatzung den Antrag der Separatisten, ein Lokal zwangsweise zu beschaffen, ablehnte, zogen die ankommenden, etwa ISO Personen, darunter auch der berüchtigte Separatist Kamiter aus Gelfentirchen mit etwa 40 Anhängern, unverrichtetcr Sache unter Beschimpfung der deutschen Polizei wieder ab.' Frieden In Irland . Die republikanischen Führer De V a l l e r a und Austin Stack wurden freigelassen,
Die Londoner konfere» (Schluß des Berichts von der ersten Seite.) London 16. Juli. (WTB.) Die Sachverständigen sagen:. sind an unsere Aufgabe als Kaufleute hkrangetreten, bestrebt, wirkliche Ergebnisse zu erzielen. Mein« Herren! Können wir etwas Besseres tun, als die Anwendung dieses Berichts in demselben Geist, in dem er gefaßt worden ist. zu fördern? Wir muffen damit rechnen. daß wir alle anderen Fragen als die reine und einfache Anwendung des Berichts beiseite stellen. Wir dürfen nicht Fragen verwickelt gestalten dadurch, daß wir sie mit fremden Fragen verbinden. Die verhängnisvolle Gewohnheit,«ine Frag« mit einer anderen zu verbinden, ist zum großen Teil verantwortlich gewesen für den Mißerfolg, irgendetwas in der Vergangenheit zu lösen. Wir müssm Schritt für Schritt gehen, indem wir jede Frage soweit wie möglich isolieren und sie lösen, bevor wir zu der nö'�n Frage übergehen. Der Dawes-Vericht ist nicht in sich eine endgültige Lösung aller unserer Fragenprobleme. Ader lassen Sie uns erst den Boden ftclmachcn, indem wir den Dowcs-Bericht zur Durchführung bringen. Danach bin ich bereit, mit Ihnen für die anderen Fragen eine Lösung zu suchen. Di« Gerechtigkeit des Dawes-Planes, seine Unparteilichkeit und fein Gleichgewicht haben allgemeine An» erkennung gefunden. Er ist«in praktisches wisienschasrliches Werk, das aufrichtig im Licht der Tatsachen ausgeführt wurde. Was fein Ziel betrifft, so kann ich nichts Besseres tun. als den aus- gezeichneten Auszug anführen, der aus Bequemlichkeitsgründen vor« angesetzt wurde. Dieser Auszug erklärt folgendes: Das Ziel des Planes ist erstens, eine Maschinerie zu errichten, um die größten Iahreszahlungen von feiten Dentschlands zu erlangen, zweitens größtmöglichste Transfers an die Gläubiger Deutschlands zu ermöglichen, drittens die Frage, was Deutschland zahlen kann, aus dem Gebiet praktischer Anregungen herauszunehmen, viertens ein« endgültige und umfassende Verein- barung über alle Reparationsprobleme und damit zusammenhün- genden Fragen zu erleichtern, sobald als die Umstände dies möglich machen. Die Sachverständigen machten sich�daran, Mittel zu ersinnen für den Wiederaufbau Deutschlands , Seite an Seite mit der Bezahlung von wesentlichen Reparationen an die Alliierten, und so weit sie dies erreicht haben, haben sie doppelt für den Wiederaufbau Deutschlands beigesteuert. Daraus geht klar hervor, und dies ist ein Punkt, auf den die Sachverständigen selbst Wert legten, daß es im eigenen Interesse Deutschlands ist, diesen Plan durchzuführen. Der Schluß des amtlichen Berichts war um 1 Uhr morgens noch nicht eingetroffen. Aufgeregte pariser Stimmen. Paris , 16. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Keine der 14 inter - alliierten Zusammenkünfte, zu denen der seit Jahren so häufig fehlgeschlagene und immer wieder erneuerte Versuch, sich über die Durchführung der wichtigsten Teil« des Friedensvertrages zu ver- ständigen, Anlaß gegeben hat, ist im Augenblick der Eröffnung auf größer« Skepsis und schwärzeren Pessimismus in Frankreich gestoßen als die urspründlich mit so großen Hoffnun- gen angekündigt« Konferenz im London . Di« wiederholte Versicherung, daß Ramsay Macdonald und Herriot in allen prinzipiellen Punkten bereits einig seien und es nur noch der Verständigung über die technischen Einzelheiten bedürfe, hatte in Frankreich zunächst einen Optimismus erzeugt, der nach vorübergehender Trübung durch den diplomatischen Vorstoß des englischen Auswärtigen Amtes in der gemeinsamen Not« vom 9. Juli eine neue Bekräftigung ge» funden hatte. Die Debatte im englischen Unterhaus und im Zu- sammenhang damit die Erörterungen der Londoner Blätter und ihre Meldungen über die von der internationalen Finanz als Bor- bedingungen für die 800-Millionen-Anleihe gestellten Forderungen haben in den letzten 24 Stunden die Stimmung in Paris völlig umschlagen lassen. Die Versicherungen der vollkommensten englisch -französischen Uebereinstimmung und die Liebenswürdig- leiten an die Adresie Macdonalds, von denen die französischen Blätter in den letzten Tagen voll waren, haben über Nacht aufs neue einer Polemik den Platz geräumt, wie sie schärfer kaum in den Tagen des offenen Konflikts zwischen Lloyd Georg« und Poincare in Erscheinung getreten war. Das trifft nicht nur auf die ausgesprochen nationalistische Press« zu. Selbst der„T e m p s", der bisher in vorderster Linie für eine billige und friedliche Lösung eingetreten war, nimmt am Mittwoch an dieser Offensive teil, die, wenn dahinter nicht ein taktisches Einschüchterungs« manöoer steckt, ernste Befürchtungen für das Gelingen der Londoner Konferenz aufkopimen läßt. Das Blatt erklärt, man müsse«ms der neuen Wendung der englischen Politik den Ein- druck gewinnen, als gelt« die Londoner Konferenz ausschließlich dem Ziele, Sicherheitsmaßnahmen gegen Frankreich zu treffen und es der letzten Rechte zu berauben, die es aus dem Friedens- vertrag besitze. Man werde sich danach nicht wundern dürfen, wenn man in Frankreich anfange, eine weitere Diskussion für zwecklos zu halten, und ernstlich daran denke, seine Handlungsfrei» heit wieder zu gewinnen. Als stärksten Druck spielt das Blatt dis Drohung einer— deutsch -französischen Verstandi, gung gegen England aus.
polen � Deutschland X Völkerbund . Warschau , 16. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die Erklärungen des englischen Bölterbund-Delegiertien Lord Parmoor gegenüber dem Londoner Vertreter des„Soz. Parlamentsdienstes" haben hier allgemeines Erstaunen hervorgerufen. Die Plesie beschäftigt sich ausführlich mit der Angelegenheit und widmet ihr zum Teil umfangreiche Leitartikel. In dem linksgerichteten.Fkurjer Polski " wird Lord Parmoor eirrseitige Begünstigung der deutschen Interessen vorgeworfen. Diese Auffassung herrscht auch in Regierungskreisen, so daß die polnische Regierung wahr. scheinlich zu den Erklärungen Lord Parmoors Stellung nehmen wird. Insbesondere wird der Passus der Erklärung angefochten, in dem es heißt, daß der Eintritt in den Völkerbund es Deutschland ermöglichen werde, das Los der Deutschen in den abgetretenen Gebieten in wirksamer Weis« zur Sprache zu bringen. Hierzu bemerkt der SPD. : Die Unterredung unseres Lon- doner Korrespondenten mit Lord Parmoor hat auch in Eng- land selbst vereinzelt Mißstimmungen hervorgerufen. Dem- gegenüber können wir feststellen, daß die Erklärungen vor ihrer Veröffentlichung vom Foreign Office(dem briti- schen Auswärtigen Amt) gebilligt worden find.
was der Weltkrieg unberührt ließ. Deutschlands Beziehungen mit Eeuador. Durck, Notenwechsel zwischen der deutschen Gesandschaft in Quito und der Regierung von Ecuador ist festgestclll worden, daß der Freundschastsvertrag zwischen Deutschland und Ecuador vom 28. März 1337(Reichsgesetzblatt 1883, Seit« 136) niemals aufgehoben worden ist, sondern noch heute unverändert fortbesteht. Der Vertrag enthält insbesondere die gegenseitige allgemeine Meist- begünstigung in Handels- und Gewerbe-, Schiffahrts- und Konsular- lachen. Er läuft mit zwölfmonatiger Kündigungsfrist auf un» bestimmte Zeit weiter.