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noch weniger haltbar, denn es fann von der Reichsregierung unmöglich als die alleinige Aufgabe der Arbeiter und Ange= stellten erklärt werden, die Laften aus dem Kriege zu tragen. Aber auch die sogenannten Siegerstaaten werden geltend machen können, daß sie noch unter dem zurückliegenden Kriege wirtschaftlich zu leiden haben. Auch sie müssen den Acht­stundentag beseitigen!

Wenn Deutschland   schon nach dem Kriege besondere Ge­fichtspunkte zu berücksichtigen hat, dann doch vor allem den, daß Menschenökonomie getrieben werden muß, um die maßlose Zerstörung an Leben, Gesundheit, Arbeitskraft und Arbeitsfreude wieder auszugleichen. Die vom deutschen  Regierungsvertreter in Genf   vorgebrachten Gründe können in feiner Weise als Widerlegung für die Notwendigkeit des Achtstundentags anerkannt werden. Die Ablehnung des Washingtoner Abkommens war das einzig Pofitive in diesen Erklärungen. Sie widerspricht der Auffassung der übergroßen Mehrheit des deutschen   Volfes, und die Sozialdemokratie macht sich auch hier zum berufenen Anwalt der schaffenden Kräfte unseres Landes, wenn sie nach dieser unverständlichen

1 Die Völkerbundfrage. E

Polnische Treibereien gegen Deutschland  .

Die schon mifgeteilte Tatsache des fast einheitlichen Pro­testes der polnischen Presse gegen das Zureden des briti­ schen   Völkerbunddelegierten Lord Parmoor an Deutsch  land, doch endlich dem Bölkerbund beizutreten, verdient einige Beachtung. Das Frankreich   des Linksblocks erhebt feinen Einspruch, der tschechische Außenminister Benesch hat sich wiederholt, und zumal feit dem Kurswechsel in Frankreich  , für den Beitritt Deutschlands   ausgesprochen. Und Benesch ist die kleine Entente. Nirgendwo auf weiter Flur ertönt eine Regierungsstimme in anderem Sinn nur die polnische Bresse   meldet sich, und aus ihr sprechen gewiß höhere" Leute als nur die Artikelschreiber. Man nimmt Lord Bar moors Hinweis darauf, daß Deutschland   im Bölkerbund auch für den Schutz der deutschen   Minderheiten im Aus­land allerhand erreichen könnte, zum Vorwand des Protestes und übersieht dabei, daß man damit nur sein schlechtes Gewissen in der Frage des feierlich gelobten und verein­verrät.

Mainzer Friedenskundgebung und WTB.

Zu dieser Notiz in unserer gestrigen Morgen- Ausgabe haben wir ein Schreiben der WTB.- Direktion erhalten, aus dem hervor­geht, daß WTB. am 8. Juli von seiner Mainzer   Agentur der Kundgebung erhalten. und eine Borankündigung Unter diesen Umständen ist es um fo veröffentlicht hat. unverständlicher und es wird dies von der WIB.- Direktion ausdrücklich bedauert, daß diefelbe Mainzer WTB.- Agentur es unterlassen hat, über die Kundgebung selbst zu berichten. Wie die BTB.- Direktion hinzufügt, hat sie sich infolgedessen genötigt ge= sehen, nachträglich den Vorwärts" Bericht unter Quellenangabe im Reiche weiterzuverbreiten.

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Damit wird die von uns aufgeworfene Frage, ob eine politische Absicht hierbei vorgelegen hat, natürlich hinfällig. Daß aber diese eigentümliche Unterlassung eine bedauerliche politische Wir fung gehabt hat, nämlich durch die Verzögerung den Widerhall einer wichtigen deutsch  - französischen Rundgebung abzufchwächen, ist leider nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

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Genf   in einer heute bekanntgewordenen Interpellation von der Regierung Marg eine klare Antwort verlangt, ob sie das Abkommen von Washington   zu ratifizieren gewillt ist oder nicht.

Die deutsche   Arbeiterklasse wird sich in dem international gewordenen Kampf um den Achtstundentag eine Isolierung Deutschlands   nicht gefallen laffen. Eine ungenügende oder ablehnende Antwort der Reichsregierung auf die fozialdemo­fratische Interpellation wird zeigen, daß unser deutsches Volk wirklich bereit ist, seine Souveränität zu schützen, auch gegen­über einer unsozialen Regierung. Hier geht es um ein Menschenrecht; versagt die Regierung, um das tote Kapital zu retten, dann wird das souveräne deutsche   Volk seinen Bolksentscheid selbst zu treffen haben.

Eindrücke von Genf  .

Abgeordneter Erkelenz   über die Stellung Deutschlands  . Der demokratische Reichstagsabgeordnete Erkelenz  hat sich während der Tagung der Internationalen Arbeits­fonferenz in Genf   aufgehalten. Seine politischen Reiseein­brücke ergänzen das Bild, das sich aus allen Berichten über die Wirkung ergibt, die die Haltung der deutschen   Regierung in Genf   hervorgerufen hat. Die ,, Boffische Zeitung" berichtet über die Reiseeindrücke des Abgeordneten Erkelenz  : ,, Dabei hatte man in Genf   den Eindruck, daß sich in der Frage der Arbeitszeit eine einheitliche inter  . nationale Auffassung zu bilden beginnt. In dieser Sphäre machte die Arbeitszeitperordnung der deutschen   Regierung vom Dezember v. 3. einen sehr ungünstigen Eindrud. Man schloß aus ihr, daß Deutschland   den Versuch machen wolle, ein Niederkonkurrieren der anderen Länder auf dem Weltmarkte zu ermöglichen. Die Begründung, daß Deutsch­ land   Reparationen zu zahlen habe und deshalb am Achtstundentag nicht festhalten könne, wird von den anderen Ländern durchweg als nicht stichhaltig abgelehnt mit dem Hinweis auf das Sachverständigen gutachten und auf die Tilgung der inneren deutschen   Schulden. Vor allem aber wiro abgelehnt, daß die Last der Reparationen auf die Schultern der Arbeitnehmer abgewälzt werden soll. Deutschland   war auf der internationalen Arbeitskonferenz in Genf   das einzige Land, das sich in Widerspruch zu dieser internationalen Sphäre stellte, so daß aue Vertreter auf der Konferenz in ihre Heimatländer den Eindrud mit genommen haben dürften, daß man in Deutschland   eine soziale

Reaktion treibt."

Die Reichsregierung und vor allem das Reichsarbeits­ministerium verschließt sich jedoch ebensowenig der Einsicht, daß ihre Haltung die internationale Stellung Deutschlands  ungünstig beeinflussen muß.

Ricarda Huch  .

Zum 60. Geburtstage am 18. Juli.

Bon Otto Ernst Hesse  .

Als Richard Hugo   trat Ricarda Huch   im Jahre 1891 in die deutsche   Literatur ein. Ihr erstes großes Buch, der Roman ,, Erinne­rungen von Ludolf Ursleu   dem Güngeren" ist aus dem Geiste eines Mannes erzählt. Auch die Lebensskizzen Aus der Triumphgaffe", jener Roman aus dem Elend Triests, den übrigens der Berlag Eugen Diederichs   in Jena   soeben neu und mit eindringlichen Zeichnungen von Wilhelm Heise   geschmückt herausgebracht hat, erscheinen als von

einem Manne berichtet. Garibaldi  , Wallenstein, Luther, Bakunin  , Keller, Gotthelf, Zimmermann: es sind immer Männer, die Ricarda Huch   zu künstlerischer oder philosophischer Gestaltung reizen. Und wenn man auch in ihrer Lyrik und den beiden Büchern über die Romantik das Weib erkennen kann: diese Frau ist ein männlicher Geist, der einzige Geist unter den heute schreibenden Frauen, der es wagen kann, ohne Scheu neben die produktiven Männer zu treten. Das Schicksal hat Ricarda Huch   zwischen zwei Kulturen hinein­geboren. Die Niederdeutsche kam in Braunschweig   zur Welt und erlebte ihre bewußten Lernjahre in der Schweiz  . Gottfried Keller   und Con­rad und Ferdinand Meyer   werden die Baten ihrer wachsenden Kunst: die germanische, pantheistische Lebensliebe und die Sehnsucht nach den großen Gewaltsamkeiten der Renaissance. In einem Drama ,, Eval" fiegt das, was man Renaissancismus genannt hat; in einer

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ganzen Reihe von kleineren Erzählungen und in ganzen Teilen ihrer frühen Romane Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jün­geren", Triumphgasse" ,,, Bon den Königen und der Krone" schlägt das Vorbild Kellers durch. Bis die Dichterin, über eine Fülle von Nebenwerken und die beiden, stets Geltung behaltenden Bücher über die deutsche   Romantik hinweg, durch ein erstes privates Ehe­schicksal an einen Südländer gefettet, in eine prononciert italienische Epoche hineinfegelt. Das Werden des italienischen Boltes packt sie. So entsteht der Torso gebliebene Garibaldi- Roman Die Geschichten von Garibaldi", so entsteht das Essaibuch über das" Risorgimenito", so das Leben des Grafen Federigo Confalonieri" in den Jahren 1906 bis 1910. Das Erlebnis frember, südländischer Geschichte scheint die Dichterin zur eigenen Geschichte hingeführt zu haben. In den Jahren 1912 bis 1914 vor dem Weltkrieg erscheint der Huch größter, noch in feiner Weise genug gewürdigter Wurf, mehr als ein Roman, ein wirkliches Epos ,,, Der große Krieg in Deutsch­land" in drei Büchern. Zwar hat die Epikerin weiter geschaffen, ist auch einmal, im ,, Fall Deruga" ins Artistische geraten; aber seit der Ratastrophe von 1914 hat sich ihr Wesen hauptsächlich in theoretisch­philosophischen Büchern ausgesprochen. Das Erlebnis des dreißig­jährigen Krieges verebbt in einer Charakterstudie über Wallenstein  . Doch schon vorher geht es in einem Essai um ,, Natur und Geist als die Wurzeln des Lebens und der Kunst". Diese Ideen werden meiter verfolgt. Die Gestalt Luthers tritt in ihren Gesichtskreis. Diese

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polnische Kollege Lord Parmoors, nämlich der polnische Völkerbunddelegierte Graf Sfrzynski. Er hat, wie das ,, Berner Tagblatt  " berichtet, in einem Interview für den Krafauer Czas  "( Die Beit) rundheraus erklärt, Deutschland  dürfe zwar von Polen   aus in den Bölkerbund hinein, aber es dürfe nicht einen ständigen Sig im Bölkerbundrat erhalten. Dagegen scheint der Herr Graf in seiner Bescheidenheit für Polen   diese Stelle in der Leitung des Völkerbundes verlangt zu haben. Daß doch Herr Skrzynski nicht die Lächerlichkeit fühlt, für Polen   zu verlangen, was man Deutschland   glaubt versagen zu fönnen. Der Graf wird jezt, faft zur Belohnung, als Kandi­dat für den Posten des polnischen Außenministers ge­nannt, da Graf Zamoysti soeben von dieser Stelle zurückge­treten ist. Wenn's nur ein Graf ist dann ist Polen  nicht verloren!

Die Gefahr des Föderalismus  . Bayerischer Partikularismus und französische   Regie.

Die bayerische Regierung hat mit ihren unaufhörlichen Ver­suchen, bei der Umgestaltung der Reichseisenbahn durch das Eachverständigengutachten möglichst viel für die baŋe­rischen partitularistischen Eisenbahnforderungen herauszuschlagen, eine schöne Bescherung angerichtet. Der Pariser Vertreter der Kölnischen Volkszeitung" hat den stenographischen Bericht der großen Senatsrede Poincarés nachgesehen und dabei festgestellt, daß Poincaré   u. a. gesagt hat, die Sachverständigen hätten die Möglich feit eingeräumt, bie Girteilung der Eisenbahnen in mehrere Nege beizubehalten unter dem Vorbehalt einheitlicher Tarifgestaltung und Betriebsregelung. Es scheine, daß das bayerische Eisen bahnneß auf alle Fälle bestehen bleiben solle. Die franzö fisch belgische Regie, die wunderbar funktioniere, fönne also ebenfalls bestchen bleiben."

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Dazu bemerkt die Kölnische Voltszeitung":" Die Rede Poin­carés zeigt leider einen wunden deutschen   Punkt: die Befürchtung, daß die bayerischen partikularistischen Eisenbahnforderungen als Stüßpunkt für die Forderung nach Aufrechterhaltung der Regie oder Internationalisierung" der linfsrheinischen Eisenbahnen be mußt werden könnten, erweist sich als nur zu berechtigt. Die bane rischen Forderungen kommen den Leuten vom Schlage Poincarés sehr gelegen. Was lag näher, als daß sie sich in diese Mauerspalte drängen würben? Sie benutten jede Gelegenheit, die ihnen durch Uebertreibungen eines nicht immer richtig verstandenen deutschen  Förderalismus   geboten wird, um sich in deutsche   Angelegenheiten zu mischen. Die Reichsregierung und die Abgeordneten werden nun merken, wie verhängnisvoll es wäre, den bayerischen Forde rungen mit Bezug auf die Eisenbahn sich zu unterwerfen."

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Briefe an einen Freund über ,, Luthers Glaube" sind mit das We­fentlichste, was sie geschrieben hat und werden deshalb natürlich von der Fachtheologie abgelehnt. Aus diesem Buche wächst orga­nisch ein zweites über den Sinn der heiligen Schrift" und die Er. tenntnisse beider werden in der Philosophie der Entpersönlichung" und dem Buche ,, Bom Wesen des Menschen" zusammengefaßt. End lich, im Jahre 1923, wendet sich der Blick, der einft im Süden den Sinn des Daseins suchte, nach Often. In dem Buche ,, Bakunin   und die Anarchie" setzt sich die Dichterin mit der Zukunft des schwarzrot­goldenen Deutschland   auseinander, um das sie sich als eine Getreue, um seine Entwicklung aus den Köpfen und Herzen derer von 1848 wiffend, mit allen Fasern ihrer Seele sorgt.

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Koalitionskrise in Hessen  .

Das Zentrum mit der Rechten gegen die Linke. Darmstadt  , 17. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) In der Donners tagfizung des hessischen Landtages, dem letzten Beratungstag der augenblicklichen Geffion, prallten die Gegenfäge hart aufeinander. Das Zentrum hatte bei einer Reihe wichtiger Abstimmungen in den letzten Wochen mit der Deutschen Volkspartei  , dem Bauern­bund und den Deutsch nationalen gegen die Sozialdemokratie gestimmt, obwohl es sich mit den Sozialdemokraten und Demokraten in einer Koalition befindet. Auch am Donnerstag stimmte das Zen­trum gegen mehrere sozialdemokratische Anträge zum Ausfüh rungsgesez für das Reichsjugendwohlfahrtsge= set Zentrum, Deutsche Bolkspartei und Bauernbund hatten u. a. brei Anträge gemeinsam vorgelegt, die Staatszuschüsse für die höhe= ren Privatschulen und die privaten Volksschulen verlangen. Bei der Abstimmung über diese Anträge verließen die Sozialdemokraten, ein Teil der Demokraten und die Kommunisten den Sigungsfaal. Der im Saale zurückgebliebene Abg. Kaul( S03.) bezweifelte die Beschlußfähigkeit. Die Sigung mußte deshalb unterbrochen werden. Nach 15 Minuten eröffnete Präsident Adelung eine neue Sizung. Die obftruierenden Abgeordneten erschienen jedoch nicht Als dann später die Anträge erneut zur Abstimmung aufgerufen wurden, war das Haus wieder beschlußunfähig. Ueber diese Hal­tung der sozialdemokratischen Fraktion war das Zentrum sehr em­pört. Die Fraktionen der Koalitionsparteien traten sofort zu einer Sigung zufammen. Die Lage blieb jedoch ungeflärt. Es bleibt ab­zuwarten, ob das Zentrum, das für sich das Recht der Handlungs­freiheit in weitestgehendem Maße beanspruchte, den Sozialdemofra­ten aber dieselben Rechte versagte, feinen nicht mißzuverstehenden Drohungen die Tat folgen läßt und seinen Minister aus der Regie­rung zurückzieht.

Für Schutzölle

Kirchturmspolitik.

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soweit sie dem eigenen Geschäft nicht schaden.

Das Anhaltische Staatsministerium hat dem Ver. treter Anhalts im Reichsrat die Weifung erteilt, für die Wieder. herstellung landwirtschaftlicher Schutzölle, fowie für die Ermäßigung der Umfassteuern um ½ Broz, ferner gegen die Einführung von 3öllen auf Melaffe zu stimmen, weil dadurch die Dessauer 3uderraffinerie, das einzige Melaffe in großem Umfange verarbeitende deutsche Wert, zum Erliegen fommen müsse.

Aus folchen Interessentengesichtspunkten wird in dem fleinen Ländchen Stellung genommen zu der Schußzollfrage. Das an haltische Geschäftsministerium" scheint seine staatlichen Aufgaber mit Geschäftsinteressen zu verwechseln.

heben ihre zitternden Hände, und die Seele einer alten Mutter jubelt vor Freude: Arbeit! Arbeit! Aufwartung! Drei Mark und das Effen für sieben Tage! D, wie unendlich weitet sich der Raum. Die Pfennige in ihrem Beutel flappern vor Seligkeit. Wieder öffnen fich die Türen.

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Zwei Kinder, 17 Jahre, Geschwister der Arbeit, treten zum Schalter. In ihren Herzen pocht die Erwartung. " Personen unter 18 Jahren erhalten feine Unter­stüßung!"

Personen unter 18 Jahren erhalten feine Arbeit! Personen unter 18 Jahren haben kein Recht zum Leben! Berfonen unter 18 Jahren haben eine alte Mutter, sieben fleine Geschwister, einen franken Vater...

Die Augen der Kinder beginnen zu weinen, aber die Schalter

werden geschlossen von den ſtarren Händen des Gesetzes.- Sehnsucht: Arbeit! Hunderte tommen und gehen. Hunderte tragen die eine

Münchener   Studenten an Ernst Toller  . Die sozialistische Studentengruppe und die Arbeitsgemeinschaft republikanischer Studenten an den Münchener   Hoch­schulen haben an Ernst Toller   anläßlich seiner Freilassung aus der Festung Niederschönenfeld   Telegramme gesandt. Das der sozia­an den Münchener   Hochschulen sowie die sozialistische Akademifer­gruppe in München   grüßen den Gefangenen von Niederschönenfeld  und geloben, feinem vorbildlichen Opferfinne treu, für die gemein­fame Sache in aller Zukunft einzustehen." Die republikanische Arbeitsgemeinschaft fandte folgenden Gruß: Die Arbeitsgemeinschaft republikanischer Studenten an den Münchener   Hochschulen grüßt Ernst Toller   in der Freiheit. Sie erhebt bei dieſer Gelegenheit schärften Proteft gegen die ungleiche Behandlung der politischen

Wohlgemerkt: Ricarda Huch   ist keine Politikerin. Ricarda Huch  ist auch teine Sozialistin im Marrschen Sinne. Sie ist aber eine Künstlerin und Philofophin, die nichts mehr haßt als den arroganten Individualismus des Pseudokünstlers, der die Berbindung zum Bolte, zur Gemeinschaft und dem Wachstum verloren hat. Ihr ganzer phi­lofophischer Kampf des letzten Jahrzehnts geht gegen die Unfrucht barkeit des Selbstbewußtseins und für die Fruchtbarkeit des Gott bewußtseins, mit welchem Begriff sie die Hingabe des einzelnen an die Gesamtheit zu bezeichnen pflegt. Ihr Kampf geht gegen den Ralistischen Studen engruppe lautete: Die sozialistische Studentengruppe tionalismus, gegen die, die glauben, man tönne alles wollen, tönne eine Harmonie herstellen. Ihre Lebensweisheit bejaht alle wider sprüche und Gegensätze, allen Kampf des Lebens, da sie weiß, daß das einzig wahrhaft Böse die Gegensablosigkeit ist". So spielt fie, bei aller Anerkennung seiner einseitigen Größe, gegen Mary Bafunin aus: gegen den Rationalisten und den Errechner der Zukunft den Tatmenschen, der voller Widersprüche stedt". Das Kapitel Marg und Bakunin  " ist die Stelle, von der aus man Ricarda Huch   in ihrer heutigen geistigen Situation am leichtesten verstehen kann. Denn beide Männer sind Typen, deren Gegensaß die Dichterin von Anbe­ginn an in der eigenen Bruſt trug ein Gegensaß, der verhindert hat, daß sie eine ganz reine und große Gestalterin oder eine ganz reine und große Theoretikerin ward. Die Elemente mischten sich in ihr. Es gibt Ideologen, die diese Mischung bedauern. Man darf und soll sie bejahen. Sie macht das Werk Ricarda Huchs zu einem einzigartigen Phänomen, weil sein Mischungsverhältnis einzigartig ist. Ein Halbfünftlerin? Nein. Eine jener deutschen   Künstler erscheinungen, die ohne die theoretische Eigenbrechung der fünftle rischen Strahlen nicht denkbar sind und die mit vollem Maß, als ein ganz besonderes geistiges deutsches Ereignis, neben die Hölderlin, Novalis  , Hebbel  , Hamerling, Niellsche, Schlaf und wie fie alle heißen, treten fann.

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Arbeitsnachweis.

Von J. H. E. Büttner. den gleichen Stempel, das gleiche Aussehen, den gleichen Hunger, Hunderte kommen und gehen. Hunderte tragen die gleiche Karte, die gleiche Sehnsucht: Arbeit.

Stumm aber biiden die Wände in den Raum der Berzweifelten. Bereinzelt flackert ein Fünfchen von Hoffnung. Eine Karte

Prozesse in Bayern  .'

Baldes ist in diesem Sommer die Forteule, eine Schmetterlingsart, Die Forleule. Einer der schlimmsten Schädlinge des deutschent deren Raupen bereits große Kiefernbestände kahigefressen haben. Sie ist den Forstmännern schon seit 200 Jahren bekannt, während die Zoologie den Falter erst seit 1776 erforscht hat. Wenn die Forl­eulengefahr trotz der ungeheuer großen Fruchtbarkeit dieser Insekten stets nur in größeren Zeitabständen wiederkehrt, so liegt das daran, daß die Entwicklung dieses Forstschädlings von bestimmten Witte­rungseinflüssen abhängt, die gerade in diesem Jahre besonders gün­bas Durchkommen der Puppen der Forleule in der Streubede des Waldes und bedingt eine späte Flugzeit und dadurch ein spätes Aus­schlüpfen der jungen Räupchen aus den abgelegten Eiern, so daß die Räupchen gerade die ihnen unentbehrliche Nahrung, den Maitrieb der Kiefernbäume, vorfinden. Ein trockener, heißer Sommer be­günstigt dann das weitere Wachstum der Raupen und hemmt die Entwicklung der die Raupen abtötenden Pilze. Dagegen fliegen nach einem milden Winter die Falter schon so früh aus, daß die Raupen noch feine Nahrung vorfinden und größtenteils verhungern. breiten sich um so mehr die Bilztrankheiten, die schon die Puppen Tritt dann etwa noch ein feuchter, fühler Sommer hinzu, so ver­im Winteríager, dann aber auch die Raupen beim Fraß befallen und ebenfalls die in den Puppen und Raupen schmarohenden fleinen Infeften. Es ist nun aber nichts verfehrter, als die Annahme, die