ttr. 334 ♦ 41. Jahrgang
7. Heilage ües vorwärts
5aeitag, IS. Juli 1924
Neue Tiere im Zoologischen Harten. Der erste grohe Tiertransport nach dem Kriege.- Tierimporteure und Tierdampfer.
Die Zoologischen Gärten haben naturgemäß unter der Wirkung des Krieges und den verderblichen Ausstrahlungen der Inflation schwer gelitten. Ein Ankauf neuer Tiere war kaum möglich, und Spenden von Landsleuten, die sich in den Kolonien oder sonst irgendwo in einer tropischen Gegend befinden, kamen naturgemäß nicht mehr«in, weil seit dem Kriege ja bekanntlich nur sehr wenig Deutsche sich im Ausland und in einer Stellung befinden, von wo sie Zoolo- gisch« Gärten durch Stiftungen wertvoller und seltener Tierexem. plare bedenken können. Der Berliner Zoologische Garten hat. wie im allgemeinen auch die anderen deutschen Zoologischen Gärten, die schlimmsten Zeiten glücklich überwunden. Die Einführung der Ren- tenmark hat für besser« Einnahmen gesorgt und es geht wieder stark aufwärts. In den letzten Jahren hat �«r Berliner Zoologische Gor- ten zwar hin und wieder neue Tiere, in der Hauptsache als Ersatz für eingegangene, erstanden. Vor wenigen Wochen ist nun aber der erste große Tiertransport im Berliner Zoologischen Garten einge- troffen. Die neuen Tiere. Aus A b« s s i n i« n trafen vor einigen Wochen folgende Tier« im Berliner Zoologischen Garten ein: 1700 Vögel, S Erdferkel. 26 Dromedars, 12 Leoparden. 23 große hamadryasfe. 15 Dscheloda, 30 Riesenschildkröten. Dazu kommen ein« große Anzahl rrn Somali- schasen, Honigdachsen, Alußschweinen, Antilopen, Straußen, Hyänen. Webervögeln mit gebauten Reslern, sowie Dommikanerwitwen. Die hamaoryasse sind eine Art Mantelpavian«, d'e ah Sondcrschau in der Afsenstotion des Zoo Garte r? untergebracht lind. Alls diese Tiere kamen aus dem abessinischen Hochgebirge, und auch die 15 Dscheladas gehören zu den abessinischen Hochgebirgspavianen. Unter den Tieren find viele, die zum erstenmal nach Europa gebracht morden sind, sowie eine Reihe bisher unbekannter Arten. Der Transport dieser vielen Tiere wurde von einem Deutschen namens Schmidt geleitet, der von zwei Somali- und zwei Eallanegern begleitet war. Die Eingeborenen sind für längeren Aufenthalt der Tiere in Europa notwendig, da sich die Tiere an die Eingeborenen g. wöhnt haben und man erst abwarten muß, bis sich die Wärter des Z logischen Gartens mit den neuen Insassen, ihren Besonderheiten und Eigenarten befreundet haben. Sämtliche Tiere sind im Zoologi - scheu Garten eingestellt und gefüttert worden. Der größte Teil der Tiere ist vom Zoologischen Garten erwürben worden, und nur«in kleiner Rest verteilt sich aus andere deutsche Zoologische Gärten, oder geht nach Amerika . Die amerikanischen Zoologischen Gärten z. B. haben seit jeher ein besonderes Interesse für Erdferkel gezeigt, die in deutschen Zoologischen Gärten immer nur selten vorhanden waren. Wie kommen Sie Tiere nach Europa ! Im den exotischen Ländern hat es seit jeher große Tierimport- firmen gegeben, deren Inhaber meistens Engländer, zum kleinen Teil Deutsche sind. Diese Firmen bieten den großen europäischen Zoologischen Gärten exotische Tiere zum Kauf an, genau ebenso wie andere Firmen Angebote in Kaffee, Tabak, Tee oder Baumwolle machen. Wenn nun der betreffende Zoologische Garten in Deutsch - land auf das Angebot zustimmend antwortet, so geht der ganze Transport. zu Kosten und auf Risiko der Import- si rm'a nach Europa ab. Dabei muß man allerdings bedenken, daß die Tiere selbst dem Zmpvrleur so gut wie gar nichts kosten. Der Fang geschieht durch Eingeborene, die natürlich für ihre Arbeit r.cht mäßig entlohnt werden. Eine teure Angelegenheit ist dagegen der Transport. Es müssen besondere käsige für die einzelnen Tiere o fbfertigt werden, auf den Dampfern sind besonder« Verschlüge und 5 ien einzurichten, und der Importeur muß stets damit rechnen, daß r ihrend des Transports mehrer« Tiere eingehen. Der Tiertrans- p rt. von dem hier die Rede ist, ist, wie bereits erwähnt, aus Abesii- i'i gekommen. Er ist bewerkstelligt worden aus kleineren Fracht- � die eine lange Fahrt bis nach Hamburg brauchen. Die ' Ozeandampfer befassen sich im allgemeinen mit Tiertrans- ;; nicht und außerdem laufen sie auch so kleine Häfen, an denen ' bctrefsende Importfirma ihr Tierdepot bis zum Abtransport er-
richtet hat, nicht an. Der Berliner Zoologische Garten hat zunächst alle dies« Tiere, die oüs Abessinien gekommen sind, aufgenommen und sich dadurch, daß er zunächst für das Unterstellen und das Füt- tern der Tiere sorgte, die Vorhand beim Verkauf gesichert. Bei der Auswahl der Tiere in ihrer Heimat muß die betreffende Importfirma natürlich sachverständige Berater zur Seite hoben, die ihr angeben können, welche Tier« für die Zoologischen Gärten in Europa
zum Ankauf in Beirocht kommen. Häufig leisten die sogenannten Prospektoren, d. s. Mineralsucher, diese Dienste. Hierbei sei übri- gens noch erwähnt, daß sich nach dem Kriege mit dem Tiertransport auch andere Firmen, die sonst andere Waren einführten, beschäfti- gen, um auf dies« Weise ihr« Einnahmen zu verbessern. Was üie Tiere kosten. Der Erwerb exotischer Tier« durch die Zoologischen Gärten war und ist immer noch eine recht kostspielig« Angelegenheit. Bon dem Tiertransport, der jetzt in Berlin eingetroffen ist, tosten z. B. die Erdferkel das Stück 15 000 Goldmark. In ähnlichen Grenzen bewegen sich die Preis« für die anderen Tier«. Der Ankauf erfolgt natürlich erst, nachdem die Leitung des Zoologischen Gartens die Tiere längere Zeit beobachtet und vor allem auch nach der Richtung hin geprüft hat, wie sie Leben und Klima in europäischer Gefangen- schaft ertragen. Bon den vielen neuen Tieren, die der Berliner Zoologische Garten jetzt erworben hat, bestnden sich alle wohl und munter und man kann hoffen, daß sie sich auch weiter gut entwickeln werden. i- Der Zoologische Garten ist durch diesen Erwerb um eine groß« Sehenswürdigkeit reicher geworden, und es kann nicht genug dazu geraten werden, sich die neuen Tier« anzusehen und namentlich vor der Sonderschau der Mantelpaviane zu weilen oder im Vogelhaus die sehr merkwürdigen Webervögel mit den gebauten Nestern, sowie die Dominikanerwitwen zu betrachten.,
herunter mit üen Werktarifen. Di« Herabsetzung der Ruhrkohlenpreise um 20 Proz. hatte die berechtigte Hoffnung aufkommen lassen, daß endlich auch die immer noch reichlich überhöhten Berliner Werktarife her- abgesetzt würden. In diesen Wein hat die Direktion der Berliner Gaswerke erhebliches Wasser gegossen. Sie läßt durch eine Nach- richtenstell« eine Darstellung verbreiten, weshalb sie nicht in der Lage ist, ihre Tarife herunterzusetzen. Diese Beruhigungspille hat mehr oder minder ihren Zweck erfüllt, denn fast die ganze Presse hat sie kommentarlos abgedruckt. Um so mehr liegt für uns Veranlassung vor, dies Verhalten der Direktion nicht unwidersprochen zu lassen. Die Tarife der städtischen Werke sind abbaureif. Wenn es auch richtig ist, daß westfälische Kohle nur zu einem Drittel bei den Werken verwandt wird, so spielt auch dieses Drittel in der Preiskalkulation eine bedeutende Rolle. Aber die Werktarife sind auch ohnedies so hoch, daß«in Ab- bau unbedingt notwendig ist. Bei den städtischen Etats- beratungen im vorigen Monat ist von unseren Vertretern energisch darauf hingewiesen worden, daß ein Abbau der Tarife jetzt möglich ist. Die von den Werken vorgelegten Uebersichten über ihre Wirtschaft- liche Lage ließen, so unvollkommen sie waren, darüber keinen Zweifel, daß bedeutende Ueberfchüsse in diesem Jahre gemacht werden. Nun weisen die Werke darauf hin, daß Erneuerungsarbei- ten unbedingt notwendig sind. Wir leugnen das keineswegs. Wenn z. B. bei den Wasserwerken Maschinen noch lausen, die zirka SVIahrealt sind und die nur als„Kohlenfresser" bezeichnet wer- den können, so ist es zu begrüßen, wenn dieses Erb« der früheren „bürgerlichen" Wirtschaft jetzt endlich beseitigt wird. Da an Aus- nähme von Krediten unter heutigen Bedingungen im Interesse der Verbraucher nicht zu denken ist, so müssen allerdings die dadurch entstehenden Ausgaben durch laufende Einnahmen gedeckt werden. Trotz alledem besteht aber durchaus die Möglichkeit, die Tarif« w e i- ter zu senken, wenn man nicht die Ueberfchüsse für die Stadtkasse behalten will. Pezeichnenderweise wurde ein An- trag unserer Vertreter im Haushaltsausschuß, die Werktarife zu er- mäßigen, von den bürgerlichen Parteien abgelehnt. Der un- ausgesprochene, aber jedermann bekannte Grund dieser Haltung ist der Wunsch der bürgerlichen Parteien, die bedeutenden Erträgnisse der Berliner Werke als Steuerreserven in der Hand zu behalten. Die Herrschaften wissen sehr genau, daß eine neue Heraufsetzung der Werttarife zur Unterstützung bürgerlicher Steuer- drückebergerei für sie politisch unmöglich sein würde, wenn ein« Herabsetzung erst einmal in Kraft getreten wäre. Um so heuchlerischer und unehrlicher ist das Der- halten eines Teiles der bürgerlichen Presse, die auf die hohen Ta- rif« schimpft in der Hoffnung, damit dem Berliner Magistrat eins auszuwischen. Die wirklichen Förderer hoher Tarife sitzen in den Reihen der Parteien, für die Steuerdrückebergerei ein Pro- grammpunkt ist. Di« Sozialdemokratie wird gerade auf Grund genauer Kenntnis der jetzigen Lag« der Berliner Werke und ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit nicht aushören, den Abbau der Werk- tarife in dem Umfang zu verlangen, in dem er ohne Schädigung der Werke vorgenommen werden kann. Sie wird damit nicht nur den einzelnen Konsumenten, sondern auch den Bedürfnisien der I n d u- st r ie und des Gewerbes gerecht, für die niedrig« Werktarife einen wichtigen Faktor bei d«i Selbstkosten der Produktion darstellen. Behl Raubüberfall. In der vergangenen Nacht wurde der Kausmaan Erich Arndt bewußtlos und schwer verletzt, nur mit Hemd und Unterhose be- kleidet, vor dem Hause Greifswalder Straß« 13 aufgefunden. Arndt ist im Krankenhaus am Friedrichshain seinen Verletzungen, die von Messerstichen herzurühren schienen, erlegen, nachdem er kurz a n- gegeben hatte, daß er überfallen und beraubt worden sei. Das ist jedoch nicht der Fall. Arndt, der in dem Hause ein möbliertes Zimmer bewohnte, ist, wie die Ermittelungen der Kriminalpolizei ergaben, tn der Nacht betrunken nach Hause gekommen. Er trank öfter, weil er als Reisender viel in Gast- wirtschaften zu tun hatte. In der vergangenen Nacht entkleidete er sich nun in seinem Zimmer, hängte seinen Rock mit der Briestasche über einen Stuhl, öffnete das Fenster und setzte sich, um frische Lust zu schöpfen und noch zu rauchen, auf dos Fensterbrett. Hierbei ist er wahrscheinlich eingeschlafen und hinuntergesallen. Im Fallen schlug eraufdie Spitze eines eisernen Zuckerhutes,
Die Venus von Syrakus . von Clara Rahka. Wenn dieser Mann sie nun nicht in aller Stille, wie einen Tisch oder einen Schrank, in einem privaten, abseitigen Raum ausstellte! wenn er sie vielen zeigte, wenn er mit seinem angeb- lich echten Gagini prahlte? Gewiß, Livia konnte ihre Geschichte erzählen, zehnmal, hundertmal— würde man sie ihr auch glauben? Auch der Einzige? Und erkennen würde man sie ganz Tjewiß. Irgendeiner. irgendwann! Ja, aber wann? Run, das war ja. als ob man mit dem Kopf in einen Bienenschwarm geraten wäre. Unmöglich, lange darüber nachzudenken! Seine Venus war fort, das war das Leid! Seine Venus war fort: jetzt muhte er Geld verdienen, um zu ihr hin zu gelangen. Aber er hatte doch einen ganzen Beutel voll Lire! Gagini würde das Geld gut aufheben. Wenn man wollte, was er vorhalte, dann brauchte man mehr als Geld. Erst einmal arbeiten, beweisen, doppelt und dreifach be- weisen, was man konnte! Zeigen, daß dieser Kopf der Venus. ihr Arm, kein Geschenk des Zufalls war, dann fand er Freunde, Fürsprecher. Das Geld brauchte er, gewiß, doch mehr als das brauchte er Freunde. In der Dunkelheit erreichte Renzo Monreals. Palermo wand sich wie ein funkenbesätes Fabelwesen zwischen Berg und Meer. Renzo sah nochmals hinab, lange. Seine Hände ballten sich nicht, sie hingen schlaff herunter: sein ganzes inneres Leben nahm diesen nächtlichen Zauber in sich auf. Ganz fromm und still wurde ihm zumute. Er fühlte sich tief beruhigt, als ihn das Kloster wieder aufnahm.,., Der Pater Pförtner war recht erstaunt, den jungen Adriani schon wieder zu sehen, doch was ging es ihn schließlich an? Der nächste Tag würde die Erklärung bringen. Er geleitete Renzo in seine Kammer und befahl ihn der Madonna und allen Heiligen. Die ersten Stunden schlief Renzo denn auch wie in himm- lischem Daunengewölk, dann aber wachte er auf. In ihm sang fortwährend ein Marienlied.„Deine Seele wird ein
Schwert durchdringen," das waren die einzigen Worte, die er mit in das Wachsein hinüberrettete. Ein Schwert— meine Seele? dachte er taumelnd. Dann stand wieder alles klar vor ihm:„Meine Venus ist fort!" Und er stöhnte und ächzte und war voll Grimm. In seiner Pein kam ihm ein Gedanke, an den er sich fest- klammerte: jetzt gleich, zur ersten Messe, wollte er aufstehen und dem Pater Metteo alles beichten. Er würde ihn hören, durfte ihn nicht verraten. Er stand auf, kleidete sich an und konnte es kaum er- warten, bis das erste Läuten anhub. Er ging in den Klosterhof, wartete am Eingang zur Kirche und bat dort Pater Matteo mit so tiefer Erregung, ihm die Beichte abzunehmen, daß der Obere des Klosters ohne Zögern einwilligte. Was für eine Wohltat war es, alles vom Herzen herunterwälzen zu können. Das war gar keine Beichte mehr, das wurde eine krause, lange Erzählung— und Pater Matteo hörte schweigend zu. Zum Schluß behandelte er diesen Prinzessinnenraub wie irgendeine andere, ziemlich alltägliche Sünde, und da auf diese Weise Renzo die rechte Erweckung des Herzens fehlte, entfiel ihm auch der letzte Brocken notdürftiger Reue. Er hatte sich ausgesprochen, das war alles. Pater Matteo bestand auch nicht recht auf einem Akt der Reue, doch er meinte, wie die Dinge einmal lägen, würde er kaum die Absolution erteilen können. Und im Grunde waren beide mit dieser Lösung zu- frieden. Eine Stunde später schritten sie wieder die Scala nach San Martina hinauf. Renzos Geschichte war zwar im Beicht- stuhl zurückgeblieben, doch Pater Matteos Gedanken nicht. So stellte er Renzo denn eine Aufgabe, die ebenso schwer wie schön und lockend war: er sollte für eine Seitenkapelle der Benediktinerkirche von San Martina den heiligen Sebastianus schaffen, an einen Baum gebunden, wie er auf die Pfeile seiner Henker wartet. Ganz flüchtig, als sie von dem Entwurf zur Statue des Sebastianus sprachen, erwähnte Renzo, er könne dem Pater Matteo das Tonmodell zum Venuskopfe zeigen, doch der Pater sah ihn erstaunt an. Da schwieg Renzo beschämt. Einen Augenblick hatte er im Eifer der Besprechung vergessen, daß es sich ja um ein Beichtgeheimnis handelte— und hier in der hellen Morgensonne, unter dem glänzenden blauen Himmel, wandelte ihn nicht die Lust an. alles noch einmal zu wieder- holen. Lieber arbeiten, arbeiten!
15. Carlo Fratelli war noch nicht lange in Rom , da bereitete er sein neu erworbenes und glänzend ausgestattetes Haus zu einer Einweihungsfeier vor, von der man reden sollte. Die Liste der Einzuladenden hatte er sorgfältig zusammen- gestellt. Es war gleichsam der Boden, auf dem er fortan stehen wollte. Es hatte viele Mühe gekostet, deu Museumsdirektor Besio zu gewinnen. Wohl hätte er nicht zugesagt, an dem Essen teilzunehjnen, doch er wollte zu einer späteren Stunde kommen und dem„echten Gagini" seine Besuch machen. Besio glaubte nicht recht an diesen echten Gagini. Fratelli selbst hatte er gar nicht empfangen, nur seinen Mittelsmann, der nichts von der Geschichte dieses Kaufes in Palermo wußte. Da Besio erst spät kommen wollte, entschloß sich Fratelli, die hintere Einfahrt seines Hauses für die Gäste zu bestimmen, so daß es vermieden wurde, den Äinnenhof zu sehen, in dem seine Venus stand. Sie war nicht das einzige Kunstwerk, das er besaß, auch im Hause selbst war vieles zu betrachten; doch sie war die Krone. Nach dem Diner wollte man unter den Säulengängen des Hofes wandeln. Er sprach gar nicht von der Venus, oder doch nur in Andeutungen: sie war die Ueberraschung. An dem großen Tage war er in heiterster Stimmung Alles gelang so prächtig, als hätte man jahrzehntelang bei ihm getafelt. Die Unterhaltung floß schnell und leicht dahin; nur vermied es Fratelli, der sonst aus voller Brust erzählte, Namen und Daten in Verbindung zu bringen. Das war eben doch ein dunkles Gebiet. Aber dreimal sprach er mit er- hobener Stimme Goethes Worte nach:„Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem!" Er hatte das verschmähte Gasthaus mit dem Goethe-Zimmer eigens aufgesucht, und er war mit freigebigen Händen darin umhergewandert, um diese Worte des größten Deutschen festzustellen. Dabei spürte er dann jedesmal ein tiefes Mitleiden mit, diesen armen Deutschen . Von Zeit zu Zeit gingen seine Augen mit wartendem Ausdruck zur Tür hin. Ob Besio doch noch an seinem Tische sitzen würde? Als der aber nicht kam, und der Kammerdiener, der zu- gleich sein Zeremonienmeister war, ihm schon einige Male zugezwinkert hotte, es wäre Zeit, aufzustehen, da erhob sich Fratelli, rot, rund und feierlich.'(Fortsetzung folgt.)