Nr. 340 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Jm Dienste der Menschheit.
Rürzlich hatte der Arbeiterfamariterbund Bezirk| Berlin das Proletariat zu einer großen Geländeübung, die feine Hilfeleistung bei Unglücksfällen zeigen sollte, nach dem Hermsdorfer Fließ geladen. Es waren von der Leitung zwei Aufgaben gestellt: Rettung von Berunglückten bei einem Exploſionsunglück und Hilfeleistung bei einem Brückeneinsturz.
Ein Explosionsunglück".
Im ersten Fall wurden die Samariter nach einer angenommenen Explosion alarmiert. Die Berunglückten lagen noch unter Gand und Steinen verschüttet; schnell kamen die Tragetrupps heran, behutsam wurden die Verletzten aus Schutt und Gerümpel befreit, schnell wurden die Arm- und Beinbrüche provisorisch geschient und verbunden. Dann gings zum Verbandplak. Hier waren drei Zelte aufgestellt, eines für Operationen und zwei für Mannschaften. Tragen nahmen die Verunglückten auf, die von einem Teil der Kolonnen dargestellt wurden. Die Verbände wurden von den Aerzten, die die Leitung und Prüfung hatten, nachgesehen. Hier zeigte sich die gute Ausbildung und Geschicklichkeit des Arbeitersamariters. Aus dem herumliegenden Material wie Schilf, Stroh und Heu, sowie zurechtgebrochenen Brettern waren Schienen und Bolsterungen her gestellt worden, die jetzt gewechselt wurden. Im Operationszeif befanden sich alle Hilfsmittel zur ersten Hilfe, denn nur für diese tommt der Arbeiterfamariter in Betracht; also Berbandpädchen, die nach der Bundesvorschrift jeder Samariter ständig bei sich tragen foll, auch zur Ansicht solche aus dem Ausland, wie Rußland , England, Frankreich und Japan . Manche sind insofern besonders glücklich zusammengestellt, als sie z. B. Doppelverbände enthalten, die für die Ein- und Ausschußöffnung Berwendung finden können, manche, wie das japanische, haben fogar noch eine Jodlösung zur Desinfektion. Ferner stonden da ein Operations- und Verbandtisch, ein Instru mentenfasten mit den wichtigsten und häufigst von den Aerzben ge brauchten Instrumenten, wie dem Heister zum Deffnen der trampfhaft zusammengepreßten Zähne, Zungenzangen zum Hervorziehen der Zunge bei Narkotisierten der Ertrunkenen, Arterienflemmen zur Blutstillung und noch viele andere Instrumente, deren Aufzählung zu weit führen würde. Aber ein Gegenstand, ein Zungenhalter, den ein Genoffe erfunden hat, verdient Erwähnung, da sich seiner die Großindustrie bemächtigt haben soll, weil der Genosse tein Geld hatte, feine Erfindung zum Patent anzumelden. Dieser wirklich prattische Zungenhalter besteht aus einem Doppelband, das am Hinterkopf befestigt wird; die herausgezogene Zunge saugt sich an einer porösen Masse, Lofa genannt, fest und fann deshalb bei einem Bewußtlosen nicht mehr nach hinten in den Rachen fallen, um die Luftröhre zu versperren. Aber auch andere Erfindungen und Ver. besserungen haben die Arbeitersamariter schon gemacht, die wie fo Bieles, pas vom Proletariat stammt, nachher stillschweigend von dem
Bürgertum ausgebeutet wird.
Ein Brückeneinsturz".
Inzwischen waren die Arbeiterfamariter zu der llebung zur Rettung von Ertrunkenen angetreten. Diese fand an einem fleinen Flüßchen statt. Ein Teil der Mitglieder fämpften als„ Ertrinkende" mit den Wellen. Auf die Nachricht„ Brüdeneinsturz, Menschenleben in Gefahr" stürzten sich die Rettungsschwimmer ins Wasser. Jeder ergriff den ihm am nächsten befindlichen Ertrintenden und legte ihn fich halb über den Rüden, indem er darauf achtete ,, daß der Kopf über Wasser blieb. An Land wurde sofort eine Säuberung des Gesichts, besonders des Mundes und der Nase von Schmutz und Schlamm vorgenommen. Dann wurde die künstliche Atmung bei den Leblofen angeleitet. Diese Wiederbelebungsversuche wurden noch unterstützt Durch einen Sauerstoffapparat, der im Besitz der Kolonne ist. Nach dem die Halbtoten wieder zum Bewußtsein gekommen waren, wurden fie zum Verbandplay gebracht. Hier wurde noch ein furzes Examen abgehalten über die erste Hilfe in solchen Fällen und dann fand eine Kritik durch den Borsigenden des ASB. Bezirk Berlin statt, dessen Lob über die wohlgelungene Uebung allseitige Zustimmung bei den zahlreichen Zuschauern fand.
Die Arbeit der Arbeitersamariter".
Dieser Arbeiterfamariterbund, dessen Uebungen wir hier verfolgten, ist eine ureigene Schöpfung des Proletariats. Er ist ohne jede fremde Unterstützung unter großen Opfern von den Mitgliedern zu einer proletarischen Organisation aufgeblüht, die sich über ganz
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Bon Clara Rakka.
Sie lief in ihr Zimmer, rief nach Bianca. Und dann er fuhr sie zum ersten Male, daß Bianca geschwagt, daß sie einem Fremden von der Liebe ihrer Herrin erzählt hatte.
Dennoch die kleine Zofe hatte recht: niemals von diesem Briefe sprechen. Jetzt verbot es ihr der schmerzende Haß. Sisto sollte es niemals erfahren, daß sie auf einen leisen, vagen Ruf hin alles verlassen hatte, auch ihre Ehre, nur um ihn zu sehen.
Es war immer noch früh genug, zu reden, wenn der Schurke, der sie damals fortgelodt hatte, auch noch verriet. Man mußte, mußte ihn fangen! Er sollte ihr Genugtuung geben, Genugtuung auch für die Schmach, mit der Sisto sie beladen hatte. Die andern, ach, die andern, das wäre nichts gewesen. Sisto hätte glauben müssen! Er konnte fie aus diesem Knäuel von Bosheit retten, mit sich fortnehmen. Doch er stand auf der Seite derer, die sie in den Schmug zerrten. Und doch wie konnte es nur sein? Das war ja mie Zauberei! Sie hatte niemanden gesehen als die alte Frau und die Zofe. Sie nahm alle Gedanken scharf zusammen. Da tehrte ein Bild zurück. War nicht so etwas wie ein Schatten um den Lattenzaun gestrichen, hatte lange stillgestanden, während die Alte erzählte? Damals dachte sie, es wäre irgendein Angestellter, der die Geschichten der Frau mit anhören wollte. Sie hatte ihn nicht weiter beachtet.
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Das fonnte ja ein Mann sein, der sie betrachtet, die ganze Zeit über vielleicht heimlich belauert hatte.
Es lief ihr falt über die Haut.
Sie hatte damals so fest, so gut geschlafen. Vielleicht mar er gar in ihrem Zimmer gewesen, hatte sich über ihr Bett gebeugt!
Es war also doch so, wie Monsignore Casapi und die Marchesa Ferrati sagten: weder der Prinz noch Sisto hatten ihre Hand im Spiele gehabt.
Dies war Schlechtigkeit oder Zauberei, und beides wollte fe enthüllen. Was sollte sie auch fürchten, nun Sisto ihr verloren war?
Sie rüttelte ungeduldig an der Tür des Brinzen.
Deutschland erstreckt. Aus Beiträgen von 5 und 10 Pfennig, erklärte mir der Leiter, wurden die Zelte, Tragbahren und Instrumente an geschafft. Es ist eine wirklich sozialistische, d. h. demokratische Ber: einigung, deren Leiter und Führer aus Wahlen hervorgehen und denen die Genossen in selbstgewollter Disziplin gehorchen; und er wird nicht, wie das Rote Kreuz, von einer hochfeudalen Bundesleitung, die unnahbar über den wirklich arbeitenden Samaritern als ein Symbol der bürgerlichen Klaffengesellschaft thront, geführt und geleitet. Hier gibt es tein Stillgestanden und zu Befehl wie bei den Breußen", die nachzuahmen sich das Rote Kreuz sehr angelegen fein läßt. Dies merken jetzt auch viele Proletarier, die noch dem Roten Kreuz" angehören; und sie treten deshalb zu der Organisation über, die, aus dem Proletariat stammend, für das Proletariat arbeitet. Für den Arbeitersamariter gibt es im Dienst keine Unterschied der
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Partei. Er ließ deshalb bei Straßentämpfen seine Hilfe auch den verwundeten Weißgardisten zuteil werden, eine Selbstverständlichkeit, die Dom proletarischen Gesundheitsdienst" strikte abgelehnt wird. Braktisch betätigt sich der Arbeiterfamariter durch Stellung und Be fehung von Rettungswachen bei großen Demonstrationen, Sport festen usw. Besonders in den proletarischen Außenvierteln ist er fehr rege. Hier hält er wechselweise mit dem„ Roten Kreuz", mit dem er ein Zusammenarbeiten im Interesse des Proletariats nicht ablehnt, ache auf den großen Spielplägen. Wenn der Arbeiter nach Fabrit. schluß heimgeht, oder seinen fleinen Garten bebaut, zieht der Arbeitersamariter auf freiwillige Wache. Für große Unglüdsfälle hat jede Abteilung ihren Sammelplah und kann dann beim Erklären der Alarmbereitschaft daselbst versammelt gehalten werden. Aber auch im Betriebe selbst sind vom Arbeiterfamariter große Aufgaben zu er= füllen. Niedergedrückt durch schlechten Lohn und mangelhafte Ernährung, immer das Gespenst der Arbeitslosigkeit vor Augen, ist das Proletariat in den Fabriten so apathisch geworden, daß es nicht einmal mehr auf die wichtigsten vorgeschriebenen Einrichtungen zur ersten Hilfe achbet. Denn in der Zeit der Einschränkung und des Abbaues hatte der Unternehmer es leicht, Arbeiter, die mit flarem Blick die Mängel auf dem Gebiet der Betriebssicherheit sehen und für deren Abstellung Sorge tragen wollen, zu entlassen. Um der Arbeiterschaft keine Gelegenheit zu geben, sich über die unhygienischen Verhältnisse der Betriebe zu informieren, lehnten es die Berufsgenossenschaften, die identisch find in ihren Anschauungen mit den Arbeitgeberverbänden auf wirtschaftlichem Gebiet, ab, daß Arbeiterfamariter als Vertreter der Arbeitnehmer zu Gewerbeinspektionen herangezogen werden. Es dürfen deshalb nur Leute vom Roten Kreuz, die noch unter dem Protettorat von Fürsten a. D. und ehemaligen taiferlichen Exzellenzen stehen, in den kapitalistischen Großbetrieben über das leibliche Wohl des Proletariats wochen. Aber cuch zu den anderen praktischen Arbeiten müßten die Arbeitersamariter herangezogen werden. Es ist ein offenes Geheimnis, daß es
Alles blieb still.
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,, Er stedt im Kleiderschrant," dachte sie wütend ,,, hält sich die Augen zu, dieses eine Mal, wo er wie ein Mann für mich eintreten und handeln soll."
Sie holte die Prinzessin Beatrice, die wie ausgehöhlt auf einer Bant saß; Casapi, der mit frommen Schritten, in seinem Erbauungsbuch lesend, über den Gang schlich.
Sie nahm ihn am Arm und schüttelte ihn wie einen Pflaumenbaum. Es fiel aber nichts Gescheites herunter; der gefaßte, meltabgewandte Mann war wie ein sterbender Fisch.
Schließlich brachte Livia ihn mit dem Feuer ihrer Leidenschaft wieder zum Leben. schaft wieder zum Leben. Er müsse mitfahren, sofort, müsse den Prinzen holen, tein Gott und fein Heiliger tönne ihm helfen, hier hieße es handeln, zugreifen.
Alle seine sanften Gebärden schob sie zur Seite, sie zog ihn einfach mit fort.
Als sie nahe der Tür des Prinzen waren, öffnete sie fich, und der alte Mann schlüpfte heraus. Er trug irgendeinen Mantel und ein Barett aus seiner oder seiner Ahnen Jugendzeit. Nur fort
- untenntlich werden und fort aus Rom . Livia aber war wie eine Flamme hinter ihm her.
Sie erhaschte ihn, brachte ihn zurück, riß die Fezen von ihm herunter und nun das Del von Casapis Rede auf den Brinzen niederträufelte, erholte er sich langsam und tat wie eine Marionette, was man von ihm verlangte.
Und Livia wollte! Sie war ganz Willen. Nach kurzer Zeit saßen sie im geschlossenen Wagen und fuhren zu Fratelli.
Der vornehme Diener neigte sich wohl bis zur Erde, als fie famen. Er geleitete sie sofort in den Hof.
Oh, das war nichts Neues! Wie ein Pilgerzug war man in diesen Tagen in den Hof hinein zur Venus gewandert. Und Fratelli blähte sich. Bergessen war alles, was er über den niederträchtigsten Künstler gesagt hatte. Dies war ein Ereignis.
,, Das Becken ist leider zu klein, und das Schilf paßt nicht," fagte der fühn und selbständig gewordene Diener, aber unsere Benus ist wundervoll. Man müßte unsere Klingel festbinden! Ganz Rom rennt herbei, um sie zu sehen."
Dem Prinzen schwindelte.
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Fratelli, der kaum aus dem Hause ging ganz Rom tam ja zu ihm!-, eilte ihm glänzend vor Bonne entgegen.
Dienstag, 22. Juli 1924
große Betriebe gibt, in denen keine ausgebildeten Samariter für die erste Hilfe vorhanden sind, wodurch die Folgen mancher Unglücksfälle verschlimmert werden. Hier wäre dure planmäßige Verteilung Don Arbitersamaritern der gleichen Berufsgattung über die einzelnen Betriebe noch manches Erspricßliche zu leisten.
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Die erste Aufgabe des erwachenden Broletariats ist es, seine Organisation, die aus eigener Kraft durch die Massengenossen ge= Organisation, die aus eigener Kraft durch die Massengenossen geschaffen wurde, zu unterstützen, durch Propaganda und Geld, das in der kapitalistischen Welt nicht zu entbehren ist. Ganz besonders aber sollen diese Zeilen den Proletariern zu denken geben, die noch im bürgerlichen Roten Kreuz sind, einer Wohltätigkeitseinrichtung der bürgerlichen kapitalistischen Gesellschaft. Darum, Proletarier, heraus aus dem Verein für Wohltätigkeitsduselei und hinein in die Reihen des proletarischen Arbeiter- Samariterbundes, der, Kreise umfassend, am besten weiß, was euch not tut, denn die Arbeiterklasse kann sich nur durch sich selbst befreien.
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Helle Kleider.
eure
Dr. N. Mr.
Das sind bis jetzt Ferientage, die zu loben sind. Fährt auch mal ein Donnerwetter dazwischen; bald ist der Aufruhr wieder besänftigt und die Hauptsache! die Witterung ist warm ge= blieben; nichts von den Unkenrufen aus Sommerfrischen und Bädern, wo oft genug die erholungsuchende Menschheit für ihr schweres Geld Kälte und Unbehagen im Austausch erhält.
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Und für die Zurückgebliebenen und erst später Reisenden ist's auch besser, inzwischen etwas heimische Luft bei Sonnenschein als bei Regen zu genießen. Landstraßen und Waldwege sind denn auch von Ausflüglern und Spaziergängern belebt und die Sonne gibt ihren Segen. Das helle Kleid triumphiert. Wie anders sieht die Straße, das Feld, der Wald aus, wenn die leuchtenden Gewänder unserer Mädchen und Frauen auf und in ihnen sichtbar werden. Farbenreize in Weiß, Blau, Rot, Grün ein Feenreich hat sich Dor uns aufgetan, ein Sommernachtstraum. Was der Süden alle Tage hat, die leuchtende Farbenwelt unter den brennenden Strahlen der Sonne, ist bei uns doch eigentlich nur Ausnahmezustand. Welche schlechten Witze werden gerissen, wenn die jungen Mädchen beim ersten Sonnenblick allzu zuversichtlich sich mit dem hellen Kleid, dem Waschkleid oder der seidenen Fahne" schmücken und dann von dem Regen mißhandelt, vom Sturm zerzaust, vom aufsprigenden Schmutz der Wege besudelt, fröstelnd auf dem Bahnhof anlanger, von wo sie der Zug nach dem schmerzlich erwarteten Heim bringen foll. Das ist leider! beinahe die Regel; wir erinnern uns nur eines Sommers, wo jeder Sonntag ein Sonnentag war... Frohe Menschen in fröhlichen Kleidern fann es etwas Anmutigeres geben? Während sonst jede Versammlung der Menschen bei uns, infolge des Ueberwiegens der dunklen Kleidung, wie eine Trauergemeinde aussieht, ist jetzt der Festcharakter betont. Maleschade, daß rische Bilder gibt es in Hülle und Fülle zu sehen unsere Künstler sich so wenig damit abgeben, derlei Massenszenen farbig festzuhalten. Die Biedermeierzeit hatte mehr Sinn für das naive Volksleben, das freilich noch nicht solche Dimensionen wie heute angenommen hatte. Im Kino- und Radiozeitalter kann freilich für liebevolle Versenkung in das fröhliche Treiben inmitten der prangenden Sommernatur keine rechte Stimmung aufgebracht werden. Man feiert die Feste, wie sie fallen: ob Regen, Sturm oder Sonnenschein. Irgendwo ist immer was los" entweder im dunstigen Tanzsaal oder auf grüner Heide. Aber schön ist es doch, wenn die Erholung sich unter dem Symbol des hellen Kleides abspielen darf.
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Seit einiger Zeit beobachtet die Polizei, daß in gewissen Kabaretts und in Schaubuden auf Rummelpläßen Vorführungen geboten werden, die sich mit den Gesichtspunkten des Notgesetzes nicht vertragen und in der Reichshauptstadt nicht geduldet werden fönnen. Offenbar sind einige Unternehmer bestrebt, angesichts der wirtschaftlichen Lage billige, besonders zugkräftige Sensationen zu bieten. Obwohl die Polizei erst vor kurzem das Kabarett Paprita", einige Rummelplatz- Schaubuden und geheime Nachtlokale hat schließen müssen, mußten neuerdings Nackt dar= ftellungen im Kabarett Weiße Maus" untersagt und Auch wieder einige Schaubuden geschlossen werden.
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Wie aber wurde ihm zumute, als er Livias Antlitz, sah! Bei Gott, das war ja seine Venus! Das war jenes herrliche Weib, das dem Alten- nein, das irgendein junger unbetannter Künstler für sich gewonnen hatte.
Fiel nicht der Mond vom Himmel? So etwas fam in sein Haus! Wie hieß sie doch? Was sagte sein Leibdiener? Prinzessin Livia di San Cataldo.
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Eine Prinzessin! Gott bewahre! Gefegneter alter Fuchs Palermo . Dreimal gesegnetes freches Straßenmädel! Fratelli fühlte deutlich, wie sein Herz erbebte.
Nun war ihm alles klar. Die fühle Luft um ihn mimmelte von Erlebnissen.
Eines stand gleich bei ihm feft: seine Benusprinzessin gab er nicht her.
Mochten sie seine entzückende Nire haben, die ihren Fischschwanz ohnehin ziemlich nuglos um eine entfernte Säule feines Hofes schlängelte; die Benus blieb seink
Der alte Prinz feuchte. Er nahm seine Kopfbedeckung ab, taftete ahnungsvoll über den Schädel. War es nun der Hirsebrei, war es die Erregung: die Talgdrüse.war geplatzt.
Und inmitten seiner Qual war es ihm dennoch eine gewiffe Genugtuung, daß dieses Uebel ihn endlich verließ. Livia, die vorwärts geeilt war, blieb stehen, als hielte Ehrfurcht sie zurück.
Die Venus war so berückend schön, daß Livia gar nicht an sich selbst denken konnte. Dann traten Tränen in ihre Augen. Weshalb nur all die Schmach und das tiefe Leid? Das da war Schönheit.
Fratelli verstand nichts von alledem. Er sah Tränen. Ja, sie mochte gut meinen. So sah die Kehrseite der Medaille aus. Erst ein windiger Künstler sodann Reue.
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Nun stand sie da in seinem Hofe: vornehm, unendlich vornehm, zugeknöpft bis unters Kinn. Und andererseits? Man fonnte nur sagen: aus dem Bade steigend. Uebrigens ein süperbes Weib.
Prüfend sah er zum Prinzen hinüber. Allerdings allerdings! Er nickte nachdrücklich. Sein Herz von Welt verstand. Er machte sogar eine zustimmende Berbeugung zur Prinzessin hin.
Da der Prinz wie vernagelt schwieg, sagte Livia sehr entschieden: Herr Fratelli, ich denke, es ist wohl selbstverständ lich, daß Sie dem Prinzen diese Statue verkaufen.
( Fortsetzung folgt.)