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Die bayerische Justizkatastrophe.

München  , 22. Juli.  ( BTB.) Der bayerische   Landiag Befaßte fich in feiner heutigen Blenarsigung mit einer fosial bemokratischen Interpellation, was die Staatsregie rung gegen Sie ftaatsverhehenden Birkungen   der letter bayerischen Boltsgerichtsurteile zu tun gedente. Der Begründer der Interpellation, Abg. Dr. Högner( S03.) fritifierte besonders scharf bie Urteilsgründe beim Hitlerprozeß und erklärte, die bayerische Justiz fönne nur gefunden, wenn auch die politische Atmosphäre in Bayern  gereinigt werde.

Gewitter in der Nacht.

Nach schier unerträglicher Schwüle in den ersten Nachmittags und Abendstunden bes geftrigen Tages entlub sich in der Nacht über Berlin   ein Gewitter von feltener Schwere und nahezu beängsti gender Dauer. Gefundenlang war die Natur mie in ein Flammen fleib gehüllt, und die Donnerschläge trachten, daß man immer glaubte, das Haus, in dem man wohnt, sei getroffen und wanfe in allen Fugen. Und immer wieder neues dumpfes Dröhnen, langanhaltend, und neue Blige, bie ängstliche Menschen an den Fenstern und im Zimmer grell beleuchteten. Im allgemeinen fennt man ja in Berlin  nicht die Angst vor dem Gewitter, man weiß, daß die Gefahr, vom Bliz erschlagen zu werden, außerordentlich flein ist, und man weiß vor allem, daß die Feuerwehr, wenn Gefahr im Verzug ist, schleu­Rigft mit allen modernen und besten Hilfsmitteln herbeieilt. Wesentlich anders, schrechafter und gefährlicher ist ein schweres Gewitter in der Nacht auf dem Lande. Die Feuerlöscheinrichtungen find die denkbar primitivften, Hilfe vom Nachbarn, der außerdem noch weit entfernt wohnt, ist kaum zu erhoffen, da er sein Besitz­tum in folcher Gewitternacht nur ungern verfäßt, in der Furcht, heißt hier die Parole: Hilf dir felbst! Das Bich wird aus den Ställen getrieben und irrt brüllend auf dem Hof umher. Man bleibt nicht in den Betten und Stuben, sondern steht im wolkenbruch artigen Regen mitten unter dem Vieh auf dem Hof. Bligableiter find ja immer noch eine faft unbekannte Einrichtung auf Dörfern und Bauerngütern. Man weiß sich nicht anders zu helfen, als daß man das Dach des Hauses verläßt, den Aufenhaft unter hohen Bäumen ängstlich meidet, dabei aber vergißt oder nicht weiß, daß man fich großer Gefahr dadurch aussetzt, daß man sich neben und unter den Tieren während des Gemitters aufhält. In manchen Gegenden mit Recht an der Prozeßführung im Hifler- Prozeß Krifit geübt und fie als cinen Standal bezeichnet. spielen außerdem noch allerhand abergläubische Gebräuche beim Redne: wandte fich weiter gegen den Beschluß des Rechtsaus. Gewitter eine Rolle. Es gibt zum Beispiel Provinzen, in denen man bei heftigen Gewittern am Tage teine Nahrung zu sich nimmt. schusses des Reichstages, wonach bei Boltsgerichtsurteilen bas Wiederaufnahmeverfahren zulässig fein foll, forderte auch den Wer einmal eine Gewitterschreckensnacht auf dem Bande durchgemacht Minister auf in scharffter Form gegen dieses Borgehen Stellung zu hat. wird sicher alle diese Szenen, die er da erlebt, lange nicht ver­nehmen, und erflärte dann: Wenn die Justiz schon am 1. Mai vergessen. In Berlin   bleibt man, wie gesagt, bei schweren Gewittern gangenen Jahres, als sich der Rampfbund aus Oberwiesenfeld mit ruhiger und sieht dem Berlauf mit mehr Gleichgültigkeit zu. Und Waffen zeigte, vorgegangen wäre, fo dech gibt es auch in der Großstadt Menschen, die bei heftigen Ge. wittern von einer nicht zu befämpfenden Unruhe und Angst befallen werden. Die von der Haft des Großstadtlebens, von der Not und Sorge in Unruhe geratenen Nerven revoltieren und find nicht zu beruhigen. Eine besondere Roheit aber befundet derjenige, der über die Gewitterangst anderer lacht. Hier handelt es sich gar nicht um Angst, fondern um bebanernswerte Menschen, die im harten Rampf ums Dasein in der mitleidiosen Millionenstadt die Herrschaft über bie Nerven verloren heben.

Justizminister Sürtner entgegnete in Beantwortung der Interpellation, fein Justizminister habe die Möglichkeit, auf ein Urteil einzuwirken. Bei der Zusammenfegung der bayerischen Boltsgerichte hätten die Laienrichter allgemein den Ausschlag gegeben, daran müsse man bei der Kritif immer denten. Wenn auch zugegeben werden müsse, daß die Tat von 1923 fich zweifellos als hochperräte. risches Unternehmen darstelle, so müffe er doch eine Gleich tellung mit dem Unternehmen von 1918 als nicht angebracht be­geichnen. Es handle sich dabei nicht nur um den Bergleich von politischer Gesinnung, sondern auch um den Vergleich der Motive, ben auch der Strafrichter berücksichtigen müsse. Der Minister teilte mit, daß wegen Beteiligung am Hitler- Butsch im ganzen 72 Ber. fonen verurteilt wurden, davon 6 zu Gefängnis, 48 zu Festungsber Blitz fönne auch seine Scheune oder seiner Stall treffen. 2 und 18 zu Geldstrafen, und daß Bewährungsfrist nur einem Drittel der Berurteilten zugebilligt worden sei. Der Minister wandte sich weiter ents hieber bagegen, daß Brozeffe im Barlament in einer gewissen Super- Renisionsinstanz noch einmal verhandelt würden, und schloß, wenn die Richter über den Parteien stehen sollten, dürften sich die Parteien nicht über die Richter stellen. Die wichtigste Aufgabe sei die Freihaltung der Juftig von parteipolitischen Einflüffen." In Besprechung der Interpellation erflärte Graf Pestalozza ( Bayer. Bpt.), man habe

hätte der ganze Hitler  - Pulsch vermieden werden fönnen. Angeklagten ren Lintsparteien hätte man ficher teinen Urlaub erteilt, wie es im Hitler  - Brozeß geschehen sei. Man dürfe fich nicht wundern, menn überall von einer Juftigtata trophe gesprochen werde. Für Männer mit vaterländischem Geift noge es eine ungeheuer schwere Zumutung gewefen fein, Ludendorff zu einer Freiheitsstrafe zu verurteilen, aber, wenn Recht Recht bleiben folle, müffe es angewendet werden, ohne An fehen der Berson. Redner ferderte endlich, bem Untersuchungsaus schuß für den Sitter- Brozeß auch die Geheimatten vorzulegen, Bon benen im Verfassungsausschuß Mitteilung gemacht worden sei, und schloß. Aufgabe des Ministers fei es, mit der 1. April- Juftig aufzuräumen.

Sturmszenen in der heutigen Landtagsfißung. München  , 23. Jufi.( Eigener Drahtbericht.) Im Landtag gab es em Mittwoch vormittag bei der Fortsegung der Interpellations debatte über die Justiz einen ungeheuren Sturm. Nachdem schon der deutschnationale Redner Prof Lent die Sozialdemokraten in unglaublichster Weise provoziert hatte, unternahm es der Rebner ber 251tischen, der Abgeordnete Rub, in noch schärferer eise zu nächst gegen die Bayerische   Bolkspartei, bann gegen die Sozialdemo fratie vorzugehen. Als er den Sah sprach: Die Sozialdemokratie beflagt sich wegen völkischen Mordes und daher hat sie von jeher den Fürstenmorb verteidigt," drängten unsere Genoffen stürmify gegen das Rednerpult vor, nach ihnen die Böllischen, um ihren Redner zu schützen. In dem ungeheuren Sturm und Lärm, der reichlich 10 Minuten anhielt, brang auch die Glode des Präsidenten nicht mehr durch. Bei dem großen Lärm ertönten fortgesetzt zwischen rufe von der Sozialdemokratie, die verlangten, daß der völtische Redner seine schweren Borwürfe zurüdnehme. Da die Unruhen sich aber weiterhin steigerten, unterbricht der Präsident die Sitzung. Es bauerte eine weitere Viertelstunde, bis der Sigungsfaal fich leert, da die Sozialdemokraten immer von neuem auf die völkischen Schreier eindringen. Hieran schloß sich eine sozialdemokratische Frattions. fizung, in der beschlossen wurde, den völkischen Redner nicht weiter. sprechen zu laffen, wenn er nicht seine Borwürfe zurücknehme. Dieser Beschluß wurde dem Bräsidenten mitgeteilt. Nach Wiederaufnahme der Sigung ruft der Präsident den völlischen Abgeordneten zum zweitenmal zur Ordnung und legt ihm nahe, seine Sntgleisungen zurüdzunehmen. Als Ruß verfuchie, die Sozialdemokratie weiter anzugreifen, erhebt sich von neuem ein Lärm der Entrüftung, der schließlich imter Mithilfe des Präsidenten den Redner veranlaßt, zu erklären, daß er mit seinen Ausführungen weder ein Mitglied des Hauses noch die Sozial. Demokratische Partei  , sondern nur das margistisch bosschemistische System gemeint habe. Damit ist der Zwischen fall zunächst erledigt.

Lex Fechenbach.

München  , 23. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Bayerische Boltspartoi- Rorrespondenz", die durch ihren Beiter dem Minister präsidenten befonders nahe steht, erfüärt auf Grund des nom Reids tag gefaßten Beschluffes über die Revision der Urteile des bayerischen Boltsgerichts unter der Ueberschrift Lex Fechenbach", daß das nachträglich forrigierende Eingreifen in einer gefchloffenen Komplex der Gefeßgebung vom politischen Standpunkt aus ein außerordentlich gewagtes Experiment darstelle, denn Bayern  Bann darin nichts anderes als einen neuen Versuch der Reichsgesetz gebung erbliden, in die bayerische   Justizhoheit einzugreifen. Man wird in Bayern   dazu neigen, in solchem Vorgehen eine Brüstierung der bayerischen Justiz zu sehen. Das trägt nicht zur inneren Son folidierung der Berhältnisse in Bayern   bei, woran eine ehrliche und vernünftige Reichspolitik das größte Intereffe haben müßte. Gerade mit Rücksicht darauf muß Bayern   einen solchen Versuch der Ein mischung in die bayerischen Angelegenheiten aufs entschiedenste zurückweisen.

Regierungsabbau in Baden  .

Karlsruhe  , 23. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Der badische Land tag beschloß am Dienstag gegen die Stimmen der Deutschnatio nalen, der Boltsparteiler, Bandbündler und Kommunisten, das Ar. beitsministerium aufzuheben. Da durch das Ausscheiden des Arbeitsministers Engler aus dem Kabinett die Sozialdemo= tralie eine Stimme verliert, famen die Roalitionspartelen übereit. daß auch ein Staatsrat des 3entrums aus der Regierung austritt. Die Regierung zählt nunmehr statt bisher acht nur noch fechs Mitglieder.

Der Arbeiterregierung zehnte Niederlage. Jan Unterhause wurde bie Regierung bei der Abstimmung über einen Abänderungsantrag guz ohnungsgefegesporlage mit 137 gegen 119 Stim men gefchlagen und erlitt fomit ihre zehnte Niederlage. Der Gefundheitsminister erklärte, baß die Regierung die Entscheidung bes Hauses annehme. Der Beschluß des Haufes hat nicht der Radtritt der Regierung zur Folge.

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Das gestrige Gewitter hat in Berlin   und seinen Bororten an den verschiedensten Stellen verheerend gewirkt. Die Feuerwehr wurde nicht weniger als 50mal alarmiert. In der Bis. mardstraße in Charlottenburg   schlug der Blik in den mast ber elettrischen Straßenbahn. Der Maft wurde umgebrodyen und hatte die Drähte der elektrischen Leitung auf die Straße geriffen. An zahlreichen Stellen der Stadt wurden die Straßen und die Keller unter Wasser gefeßt. In besonderer Gefahr schwebten die Bewohner einer Barterrewohnung besonderer Gefahr schwebten die Bewohner einer Barterremohnung am Sanfaufer 7, wo die Fußbodenbede einzustürzen drohto e. Auch in den westlichen und südwestlichen Bororten standen viele Wohnungen unter Waffer, so daß die Feuerwehr ein standen viele Wohnungen unter Wasser, so daß die Feuerwehr ein greifen mußte. In Zehlendorf  - Mitte war durch den Blah­regen ein Seesbon fast hundert Meter Durchmeffer Calsinstraße 28 in Moabit   hatte der Blig den Dachstuhl entzündet. Auch in Wittenau   hatte der Blik gezündet und angezündet. Auch in Mittenau hatte der Blih gezündet und das Dach der Rolonie Freie Scholle" in Brand ge fett. Aus Spandau  , Köpenid, Bantom und Nieder fhöneweide werden ebenfalls Ueberschwemmungen von Keller wohnungen und Fabrikanlagen gemeldet. Im Laufe des heutigen wohnungen und Fabrikanlagen gemeldet. Im Laufe des heutigen Bormittags mußte die Feuerwehr gleichfalls verschiebene Steller aus pumpen. Schwere Unglüdsfälle haben sich, soweit bisher befannt ift, nicht ereignet.

Sechs Menschen vom Blig getroffen.

Recht tragische Folgen hatte das Gewitter, das gestern nachmittag wifchen 4 umb 5 Uhr in der Umgebung von Fürstenwalde nieder ging und von einem außergewöhnlichen Sturm begleitet wurde, der Bäume von ½ Meter Durchmesser entwurzelte, Telegraphenbrähte und die elektrische Leitung der Ueberfangentrale beschädigte, so daß einzelne Ortschaften mehrere Tage ohne elektrischen Strom sein werden In Hangelsberg, Restaurant Spreeterraffe, hette die vorhergegangene Hige viele der bort zur Erholung weifenben Berliner   an der Badestelle zu baden veranlaßt. Als die Bodenden beim Heraufziehen des Gewitters sich nach dem nur eine minute entfernten Wohnhause zurückziehen wollen, schlug der Blih ein Während die beiden Frauen und ein Mädchen mit Brandmunden und traf vier Menschen, zwei Frauen und zwei Mädchen. an Händen und Beinen davontamen, war die 12jährige Toch ter eines Berliner   Einwohners, tie der Blitz am Hinter tereines fcpf getroffen hatte, fofort tot. Auf dem Nebengrundstück wurden ebenfalls zwei Kinder getroffen, von denen ein etwa zehnjähriger Rnabe bem Krankenhaus zugeführt werden mußte.

Mißhandlung eines Kriminalbeamten.

Cin schwerer Ueberfall auf einen Kriminalbeamten ereignete sich gestern nachmittag um 3% Uhr an der Ede der Raumerstraße und Bappelallee. Hier stand neben dem Verkäufer eines Speiseeismagens ein junger Mensch. Dieser rief, als der Kriminalassistent Krause auf dem Heimwege von seiner Dienststelle auf dem Revier 62 vorbei tam, laut: Da kommt ja der Bullenbod vom Revier!" Strause trat heran und verbat fich das. Der Bursche aber schimpfte jetzt erst recht weiter. Als Rraufe Anstalten machte, ihn nach der Bache zu brin gen, famen aus der Schantwirtschaft von Feister ein halbes Dutzend junge Burschen heraus, stürzten sich auf den Beamten, drängten ihn an die Hauswand, zerrissen ihm die hosen träger und zogen ihm die Hofen herunter, so daß er nicht mehr aur Pistole greifen fonnte. Sie schlugen ihm ins Gesicht, warfen ihn zu Boden und traten mit Füßen auf Geficht und Beib. Andere Leute, die dazu famen, befreiten den Ueberfallenen, der das Bemußtsein verloren hatte, und wollten ihn in das Lodal Don Feifter bringen, um ihm das Geficht abzuwaschen und ihm Baffer zu trinken zu geben. Der Wirt aber wies fie schroff zurüd. Die Leute trugen deshalb den Mißhandelten in ein anderes Lofal, fäuberten ihn bort, erfrischten ihn und brachten ihn dann nach feiner Wohnung. Heute morgen gelang es der Kriminalpolizei des Reviers, zwei der Beteiligten festzunehmen, darunter den Haupt­Reviers, zwei der Beteiligten festzunehmen, darunter den Haupt­täter, einen gewiffen Karl Hellwig aus der Schönhauser Allee  , täter, einen gewiffen Rarl Hellwig aus der Schönhauser Allee  , den der überfallene Kriminalbeamte por einem Jahr einmal wegen fchweren Diebstahls feitgenommen hat. Der Verhaftete gibt seine Beteiligung zu. Der zweite, der durch seine Beschimpfung den Ueberfall verursacht haben soll, bestreitet das noch. Auch den anderen Beteiligten ist man auf der Spur.

Die tägliche Selbstmordchronit hat in einem Hause der Brandenburgstr. 70 in letzter Zeit das dritte Opfer gefordert. der Pfingstwoche nahm sich ein junges Mädchen aus Biebesgram In das Leben. Dann folgte der 25jährige Kriegsteilnehmer anläßlich einer schweren Krankheit. Am Dienstag verübte nun der lebensfrohe unb werftätige 64 Jahre alte Rorbmacher Gustav Hagemann  Selbstmord. Die in langjähriger Berufsfreudigkeit mühevoll er worbenen Sparpfennige hat die Inflation geholt. Hochgradige

Lähmungsanfälle haben ihm ben lehten Reft der Bebensfreude gee

nommen

Der Mord im Walde. Hellriegel leugnet noch immer.

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Zu dem Mord im Balde erfahren wir, daß sich der Berdacht, baß der junge Hellriegel um den Tod 3ellers gewußt haben muß, immer mehr verstärkt. Hellriegel bestreitet nach wie vor, mit Drigispistolen gehandelt zu haben. Es ist ihm aber jegt nachgewiesen und es ist auch sehr wahrscheinlich, daß die Waffe, die man bei dem Ermordeten fand, von ihm stammt. Ueber feinen Auf enthalt in der fritischen Zeit macht Hellriegel nur unflare Angaben. Die Nachprüfung seines Alibibemeises ist deshalb schwer. Sein Bruber, der nach dieser Richtung vernommen wurde, erklärt, daß er fich ber Dinge nicht mehr erinnere, weil es schon zu lange her fei. Der Bersuch Hellriegels, den Kaufmann Baul Meyer und dessen Ge­liebte Marta Ruschinty zu verdächtigen, ist ihm jezt verhängnis­voll geworden. Eine Berwandte des Mädchens erzählte diesem vor einiger Zeit, daß sie von Hellriegel vergewaltigt worden fei, als fie in einem Anfalle von Herzleiden traftlos ge worden sei. Die Berwandte machte davon feine Angeige, fagte es aber der Rufchinty. Nach den Berdächtigungen Hellriegels hat die Geliebte Meyers den Borfall jetzt der Striminalpolizei angezeigt. Helfrieget muß auch zugeben, an dem Lage mit dem Mädchen vers fehrt zu haben, behauptet jedoch, es sei ihm jo entgegengekommen daß eine Anwendung von Gewalt gar nicht nötig gewesen sei. Bon einem Anfall des Herzleidens sei auch feine Rede. Das Mädchen bleibt jedoch dabei, daß er es sogar mit bem Revolver gezwungen habe, nicht um Hilfe zu rufen.

Der Mord in Berchtesgaden  ,

Das Berbrechen, dem der Berliner   Studienrat Dr. Merz is Berchtesgaden   zum Opfer gefallen ist, beschäftigt jetzt die Berliner  Kriminalpolizei. Der Tat dringend verdächtig ist, wie schon turs berichtet wurde, der 17 Jahre alte Gymnafiast Rurt Reßler, ber jetzt pon der Kriminalbehörden eifrig gesucht wird, ein junger Mann, der am 8. Oftober 1907 in Bapenftein geboren ist und bei seinen Eltern in Nürnberg   wohnte. Reßler ist seit dem vergangenen Freitag aus der elterlichen Wohnung verschwunden. Es besteht die Vermutung, daß er sich nach Berlin   gewandt hat, um hier in der Masse der Großstadt unterzutauchen. Nach dent Ergebnis der Ermittelungen liegt dem Morde nicht Raubabsicht zu grunde. Es spielen vielmehr homosexuelle Neigungen hinein, umb deshalb ist es wahrscheinlich, daß der Berfolgte, wenn er nach Berlin   tommt, auch hier Anschluß an diese Kreise fuchen wird. e Bler ist 1,70 Meter groß und schlank, hat ein längliches Gesicht und langes, hellblondes nach hinten gefämmtes Haar und trug zu­legt eine graue Joppe, dunkelfarierte Bridgeshofe, braune Baden­ftrümpfe und ein gelbes blaugestreiftes Zephirhemd. Mitteilungen über fein Auftauchen nimmt Kriminalfommiffar Sieger im Bimmer 90a des Polizeipräsidiums, Hausanruf 608 und 609, ent­gegen.

Die Räuberbande Plettner.

Drei Mitglieder der durch ihre Terroraßte berüchtigt gewordenen Räuberbande Brettner, die bereits zum großen Teil vom Staatsgerichtshof in Leipzig   zu schweren Zuchthausstrafen verurteilt worden ist, hatten sich jeht vor dem erweiterten Schöffengericht Char lottenburg zu verantworten. Die Plettner- Bande hatte Anfang diefes Jahres. einen lle berfall auf das Bostamt in Stolp   in Bommern   verübt, wobei es zu einer schweren Schießerei zwischen den Räubern und den Verfolgern tam, in deren Berlauf auch mehrere Personen Schußverletzungen erhielten. Am 30. Januar mar ein Raubüberfall auf das Poftamt Damnit in Bommern   verübt worden. Hier waren mehrere Männer mit Masken verfehen eingedrungen und hatten mit vorgehaltenem Revolver von den Beamten einen erheblichen Betrag aus der Posttasse geraubt. Nach langen Ermittlungen gelang es, nachträglich noch den Berg­mann Emil Bergemann, den Maurer Baul Görisch und den Klempner Paul Eid festzunehmen, die sich vor dem Schöffen gericht wegen gemeinsamen schweren Raubes und räuberischer Erpreffung zu verantworten haben. Zur Last werden ihnen zwei Raubüberfälle in Berlin   gelegt. Am 3. Januar waren mastierte Männer in den Raffenraum ber Margarinefabrit Cobu bei Pichelsberge einge­drungen und hatten in derselben Weise wie bei den Postrauben von dem Rassierer eine Summe in Höhe von 10 000. erpret. Sie hatten dann die Flucht ergriffen und waren entkommen. Ein ähn ficher Raubüberfall wurde bei dem Charlottenburger   Waffermert verübt. Als Täter für diefe beiden lleberfälle sind die brei genannten Personen nunmehr angeflagt.

Ein Auto verbrannt. Bor dem Ulstein- Hause geriet heute vor­mittag ein Privatauto aus unbekannter Ursache in Flammen und brannte vollständig aus.

Wieviel dari ein Telephongespräch foften? Die Inhaber öffent­li cher Sprechstellen mit oder ohne Münzfernsprecher dürfen für eine Fernfprechwertmarke oder für die Führung eines Orts gesprächs vom Bublifum feine höhere Gebühr verlangen als gefekte( zurzeit 15 Bf). In letzter Beit ist mehrfach hiergegen ver­bie von der Telegraphenverwaltung für Ortsgespräche allgemein fest­Sprechstelleninhaber, von denen es übervorteilt wird, ben nächsten ftohen worden. Es liegt im Sinne des Publikums, wenn es die Post, Telegraphen- und Fernsprechämtern namhaft macht.

Eine Forstwanderung. Am Donnerstag, den 24. Juli, findet muter Leitung des Oberförsters Mudra, Friedrichshagen  , eine Fortwanderung in das Gebiet der Krummen- Lale, das zuni Naturschuhpark er. Ilärt werden foll, statt. Breffpunkt 5 Uhr nachmittags bor dem Gebäude der Genossenschaftsbrauerei, bon mo um 5,20 Uhr ein Dampfer die Teilnehmer nach dem Restaurant Neu- Helgoland befördert. Die Wanderung wird ungefähr 2 Stunden dauern, so daß um 8 1hr mit dem Dampfer Sie Rüdfahrt nach Friedrichshagen   angetreten werden fann. 3cd der Wanderung ift, möglicbit große Teile der Bevölkerung, befonders derjenigen, die Sonntags in die Wälder der Vororte wandern, am lebendigen Beispiel auf die brennenden Fragen des Ferstichuzes auf­flärend hinzureisen. Das Abreißen der Zweige und Blumen, Abbrechen ber an Schonungsrändern itebenden jungen Birken und Eichen hat derart überband genommen, daß Abhilfe dringend notwendig ist. Es soll versucht werden, durch Aufklärung dahin zu wirken, und es wäre erwünscht, wenn fich nicht allein große Teile der Bevölkerung, sondern gerade Lehrer und folche Personen, die in öffentlichen Aemtern stehen, sich an der Bandering beteiligen, um in ihren Streisen aur Rettung des deutschen   Baldes ein Stüd reger Beteiligung evtl. Ermäßigung. Erziehungsarbeit zu leisten. Dampferpreis hin und zurüd M. 0,80. Bei

Schwere Gewitterschäden in Dresden  .

In den gestrigen späten Abendstunden gingen über Dresden  und umgebung schwere Gewitter nieder, die vielerorts großen Schaden angerichtet haben. Mehrfach mußte die Feuerwehr in Anspruch genommen werden, um die in die Reller eingedrungenen Wassermassen zu beseitigen. Teilweise mußte die Straßen­bahn ihren Betrieb einstellen, da die niedriger gelegenen Straßen von Schlammfluten bedeckt waren. Die Marien­straße glich einem See, und die Fluten strömten dort in den Bad­raum und Motorenteller der Dresdner Nachrichten", so daß die Maschinen außer Betrieb gefeßt wurden. Auf der Chemnizer Straße wurde die hinterwand eines Hauses wegge Ipült, so daß das Haus einzuftürzen droht. In den Obst- und Gemüseanlagen der Vororte wurde ebenfalls großer Schaden angerichtet. Ob Menschenleben zu Schaden gekommen find, fonte bisher noch nicht ermittelt werden. Die Temperatur betrug heute früh in der 7. Stumbe noch 20 Grad Celsius. Wetter für morgen.

Berlin   und Umgegend: Noch ziemlich fühl und anfangs bemöltt, später etwas Anfheiterung; westliche Winde.

Deutschland  : In Ostdeutschland   Regenschauer, weiter nach Besten hist allmählich zunehmende Besserung des Betters. Ueberall ziemlich fübt.