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Die Verhandlungen mit Deutschland  .

Paris  , 25. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Nach dem Pefif Parisien" hat Macdonald am Donnerstag im Einvernehmen mit den anderen Delegationschefs und nach Rüdiprache mit den jutrifti­schen Sachverständigen eine Mitteilung an die deutsche Regierung ergehen lassen, in der diese ersucht wird, sich bereitzu­halten, ihre Delegierten nach London   zu entfenden. Wie der Petit Parifien" dazu von gutunterrichteter Seite erfahren haben will, fcheint man sich in den Kreisen der Konferenz die Verhandlung mit Deutschland   wie folgt zu denken: Auf Grund der den Juristen von der Konferenz gestellten Fragen haben diese die Aufgabe, genau diejenigen Punte zu beffimmen, in denen der Dawes- Plan   über die Deutschland   im Friedensvertrag auferlegten Berpflichtungen hinausgeht. Auf diese Punkte fell die Disfuffion zwifchen den deutschen   Delegierten und den allierten Kabinetten be schränkt werden. In allen übrigen Fragen, insbesondere soweit fie die Art der Durchführung betreffen, soll die deutsche Regierung an die Reparationsfommission verwiesen werden, die aller Voraussicht nach ebenfalls in den nächsten Tagen nach London  fommen wird.

Seine geliebten Mädels.

Ciebesbriefe eines Heiratsschwindlers.

Eine umfangreiche Liebesforrespondenz Tag der ersten großen Ferienstraffammer des Landgerichts II   vor, die gestern gegen den 47jährigen Kaufmann Theodor Koppenhagen wegen Betrugs in der Berufungsinstanz zu verhandeln hatte. Der Angeflagte, der schon mehrfach wegen ähnlicher Bergehen vorbestraft ist, war von dem Schöffengericht zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt und wollte sich bei dem Urteil nicht beruhigen.

zurechtgelegten Plan, teils durch Meffer und Revolver, teils durch Erbroffelung verübt. Der Ort dieser grquenerregenden Taten mar die Landstraße, und sehr oft auch die Wohnung der Ermordeten.

Ein Auto mit 30 Personen unter einem Zug. Nach einer Mel­dung aus Loledo im Staate Ohio   ist dort bei einem Bahnübergang bes Automobils wurden getötet, 18 mehr oder weniger schwer

Derlegt.

Todesurteil gegen einen ruffischen Industriellen. Aus offizieller bolfchemistischer Quelle wird berichtet, daß der Mühlenbesiger Mar­Tode durch Erschießen verurteilt worden ist. Der Berurteilte hatte tens aus dem Dorfe Alexandrowo des Gouvernements Omst zum nationalisierte Mühle gepachtet und foll 20 000 Bub Beizen, die ihm im März 1922 die ihm früher gehörende, von ber Sowjetregierung Dom Staat zum Bermahlen übergeben waren, unterschlagen haben. fimnländische Ingenieur Berger erfunden hat, ist von den zuständigen Ein neuer Flugzeug- Typus. Ein neuer Flugzeug- Typus, den der Behörden mit bestem Resultat geprüft worden. Wie der Oft- Expreß mitteilt, erhält dieses Flugzeug den Namen J. V. 2. C. 24. Weitere Maschinen dieses Typs sollen gebaut werden.

Der tote Punkt noch nicht überwunden. Paris  , 25. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die zahlreichen offi- geflagte mit sehr vielen Frauen geführt hatte, in die ander Parteinachrichten

ziellen und inoffiziellen Ausspracheer und Konferenzen, mit denen der fommen. Die Briefe waren in der liebevollsten Form abgefaßt, Donnerstag in London   ausgefüllt war, haben

Durch Zeitungsannoncen gelang es ihm, eine große Saht von Frauen in seine Neße zu loden, indem er ihnen die Heirat persprach. Er meldete fich aber auch auf Injerate, wenn Frauen entweder einen Mann oder ein Darlehen suchten. Die Eheversprechungen es ältere Witwen und bejahrte Frauen, auf die Stoppen­übten immer ihre Wirkungen aus. Borwiegend waren hagen   es abgesehen hatte. Seine erste Frage war immer nach dem Bermögensstande, nach Effettenbesig und Schmud. Die leichtgläubi gen Frauen ließen sich in der Erwartung der Che überreden, bem Angeklagten ihre Effetten, Sachwerte, Goldschmud und Brillanten auszuhändigen. Er machte dann die Gegenstände zu Geld und lich nichts weiter von sich hören. Auch mit einer Krankenschwester U. hatte er sich verlobt und sie in derselben Weise hineingelegt. Auf beren Anzeige wurde er megen Betrugs angeflagt. Es war bem Ge­richt gelungen, die umfangreiche Liebesforrespondenz, An­Hände zu be fie enthielten die schwungvollsten Beteuerungen der Liebe und der Sehnsucht, in den Armen der Geliebten zu weilen. Inzwischen erfundigte er sich dann immer nach dem Vermögen, den Schmuc geliebtes Leben! Unsere Herzen und Sinne find unlöslich mitein fachen und Brillanten. So schrieb er an eine der Frauen:" Mein ander vereint. Liebling, mir fehlen augenblicklich die flüffigen Mittel, um an unserem Zukunftshaus zu arbeiten. Geliebtes Herzensmädel, mache schnell etwas flüssig, ich fann es gewinnbringen anlegen." In diesem Tone waren fast alle Briefe abgefaßt. Der Angeflagte mußte zugeben, daß er diese Briefe geschrieben habe, blieb aber dabei, daß er ernste Heiratsabsichten gehabt hätte. Landgerichts­heiraten tönne und fragte ihn, ob er nicht lieber die Berufung zu direktor Duft hielt ihm vor, daß man zmei auf einmal doch nicht rüdnehmen möchte. Der Angetlagte wollie fich aber auch jetzt nicht fei. Die Berufungsstraffammer war der Meinung, daß das Urteil fei. Die Berufungsstraffammer war der Meinung, daß das Urteil des Borderrichters, das faum über das Mindestmaß für Betrug im Rückfalle hinausgehe, schon die Minderwertigkeit des Angeklagten im reichlichsten Maße berücksichtigt habe und fam daher zu einer Be­ftätigung der Strafe von 4 Monaten.

nicht vermocht, den foten Bunft zu überwinden, auf dem die Londener Konferenz feit Montag angelangt ift. Die Situation mird gekennzeichnet durch die hartnädigteit, mit der die Bankiers auf den von ihnen gestellten Forderungen bestehen und bisher jeten Gegenvorschlag, der ihnen nicht vollkommen gerecht wird, abgelehnt haben. Das gilt insbesondere auch von einer neuen Kompromißformel, die am Donnerstag den Gegenstand des Mei. mungsaustausches gebildet zu haben scheint. Danach sollte als neue Garantie gegen Sonderaktionen in den Text des Vorschlags der 1. Rommiffion eine Beftimmung aufgenommen werden, wonach jede Regierung, die sich zur Anwendung anderer Sanktionen entzureden lassen und verlangte seine Freisprechung, weil er unschuldig fhließen sollte, als sie von den zu einem besonderen Komitee ver einigten fünf ehemaligen Mitgliedern des Komitees Dawes empfohlen merden, nicht nur die Garantie für die Verzinsung der 800- Millio­nen- Anleihe zu übernehmen hat, sondern auch das Rapital selbst zurückzahlen muß. Auch diese Formel ist von den Bankiers abgelehnt worden mit der Begründung, daß fie

auf einer solidarischen Garantie sämtlicher Regierungen bestehen müßten.

Die einzige Möglichkeit für ein Kompromiß scheint nach wie vor die erste von Theunis vorgeschlagene Formel zu bilden, die an Stelle der Reparationskommission sowie der alliierten Regierungen bei der Feststellung der Verfehlungen ein fünfgliedriges Komitee setzt. Die französische   Oppositioer dagegen scheint seit Donners. tag wesentlich geringer geworden zu sein.

as Wachsende Mieterückstände.

Bei der Uebernahme der Verwaltung eines großen gefchloffenen Häufertompletes mit rund dreihundert Mietern spielte, fo schreibt uns ein sozialistischer Hausverwalter, neben meiner Eriftenzfrage auch bie Absicht mit, sozusagen an der Quelle zu studieren, mas gegen­wärtig aus dem Hausbesih herausgewirtschaftet werden kann. Eine trođene zahlenmäßige Berechnung nach geltenden Hundertfäßen und durch Bergleiche mit Friedensverhältnissen darf hier nicht genügen. Dem, der handelnd mitten in der Sache und ohne eigenes Inter­esse an den Einnahmen aus dem Hause vor einer nicht geringen Ber­entwortung steht, wird balb fiar, mie außerordentlich ungünstig gerade jegt die Lage sowohl für die Mieter als für die Vermieter ist. Von den breihundert Mietern der von mir verwalteten, in einem kleinen öftlichen Borort belegenen Häuser war Mitte Juli nech der sechste Teil mit der Juli- Miete im Rückstande. Mehrere hundert Goldmark standen von den vorhergehenden Monaten, bis in den März hinein, aus. Rechne ich die auf allen Zahlungsge­bieten zu findenden Bummelanten" ab, die jedes Entgegentommen fofort ausnußen und sehr wohl pünktlich zahlen fönnen, so blieb immer noch ein sehr erheblicher Teil von Rückständen infolge wirklicher Notlage. Es waren auch eine große Anzahl von Mietern da, die am Bahltage fast ihr legtes Geld zusammenfrazten oper die Mietsteuer( 20 Broz. der Friedensmiete) schuldig bleiben mußten. Wie verhält sich nun gegenüber diesen aus der Zeittage herausgewachsenen Zuständen der Hausbesit? Die bravourösen Eigentümer und Verwalter gehen mit Zahlungsbefehlen und Räumungsflagen vor. Damit wird doch nur erreicht, baß man wirt lich Notleidenden große Kosten perursacht. Geld tommt auf diese Weise zunächst nicht ein, da das Endergebnis jeder derartigen Siage fid monatelang hinzieht. Gegen böswillige Nichtzahler bleibt aller dings nur der scharfe Druck übrig. Gehen nun große Summen mat rechtzeitig ein, so können auch die auf dem Grundstüc lastenden hohen öffentlich- rechtlichen Abgaben nicht rechtzeitig gezahlt werden oder es werden hierfür zunächst andere Hauseinnahmen in Ansprum genommen, besonders solche, die eigentlich für Instandsegungen be­stimmt find. Wo Besizer oder Verwalter mit großen Restbeträgen rechnen müssen, erleidet die Ausführung von Instandsetzungen bedauer. lichen Aufschub, der weitere Verfall des Hauses wird begünstigt, und damit erleiden die Intereffen der Gesamtheit der Mieter Schaden. Das muß einmal gang deutlich gesagt werden, um die maßgebenden Behörden darauf hinzuweisen, daß die gegenwärtige Gelbnot, Dun der fast alle Bevölkerungsfreise erfaßt find, eine weitere Belastung der Mieter vom grünen Lisch aus einfach nicht zuläßt. Die Leid tragenden würden neben den Mietern, die man doch nicht zu Tausen­den auf die Straße sehen kann, vor allem auch die Hausbesiger felber fein.

Dachantennen und Hausbesik.

Zu dem Artikel Um die Dachantennen" im Vorwärts" Nr. 337 teilt uns der Preußische Landesverband der Haus- und Grund­heligervereine mit, daß die Hausbefiber feineswegs Gegner des Rundfunks find. Haben sich doch auch viele Hauseigentümer, someit sie es petuniär fich leiften fonnten, Radio­apparate zugelegt. Doch müssen wir Stellung nehmen gegen die un­fachgemäße Anbringung von Hochantennen. Die Schornsteinfeger­innung hat sich bereits on den. Polizeipräsidenten um Abhilfe gewandt, weil durch unrichtige Anbringung der Antennen das Kehren der Schornsteine oft mit Lebensgefahr verbunden ist. Deswegen müssen mir verlangen, daß derartige Anlagen nur von Sachverständigen ausgeführt werden dürfen. Bie Ihnen bekannt ist, entfchätigt auch die Städtische Feuersozietät von Berlin Bligschäden dann nicht, wenn fie durch Nichtvorhandensein ber vorschriftsmäßigen Erdung bei An­tennenanlagen verursacht worden sind. Da aber eine nicht vor­Schriftsmäßig geerdete Antenne die Blizgefahr bei den Häusern er­heblich erhöht, müssen wir auch aus diesem Grunde die Zuziehung pon Sachverständigen bei den Anlagen von Antennen verlangen."

Ungewöhnlich hohe Telephongebühren.

Während der Inflationszeit haben sämtliche staatliche Behörden ein bemerkenswertes und leider auch verhängnisvolles ungeschid ge­zeigt, sich in ihren Gebührenfäßen der Geldentwertung anzupaffen. Das soll jetzt offenbar nachgeholt werden. Besonders schneidig scheint bie Boft vorgehen zu wollen. Nachdem sie sich, wie wir aus einem Einzelfall beim Amt Wilhelm entnehmen, nicht weniger als vier Monate mit dem Einzug der Telephongebüh ren Zeit gelassen hat, verlangt sie jetzt plöglich für die vier Monate April- Juni 300 M. Telephongebühren. Der Anschluß seht sich aus einem Hauptanschluß, einem fleinen Geschäftsmann und drei Neben­anschlüssen zusammen, so daß ein jeder im Monatsdurchschnitt für zirfa 20 m. vertelephoniert haben soll. 300 M. Gebühren bedeutet 2000 Gespräche. Es wird uns versichert, daß auf Grund genauer Kontrolle faum zwei Drittel dieser Gespräche geführt worden sind. Aufs schärffte ist jedenfalls zu verurteilen, daß sich die Boft die wie will fie nachweisen, daß der Gesprächstonfum diese den Konfu Bummelei gestattet, vier Monate mit dem Einzug zu marten. Und menten vollkommen unverständliche Höhe erreicht hat? Uebrigens tommen Klagen auch aus anderen Konsumentenkreisen, die entsetzt find über die Höhe der Gebühren.

Damit die Einzahlungen der Berliner   Fernsprechteilnehmer auf bie ihnen zugegangenen Fernfprechrechnungen so schnell wie möglich gutgeschrieben werden können, find vom 1. Auguft ab die Fernsprech gutgeschrieben werden können, find vom 1. Auguft ab bie Fernsprech gebühren zu entrichten: a) durch Bareinzahlung mit Gutschriftzettel nur beim Anschlußamt oder bei dem in der Fernsprechnung be­fonders bezeichneten Boftamt, b) durch Bostschecküberweisung auf das Poſtschecktonto des Anschlußamts, dessen Postscheckkontonummer aus der Fernsprechrechnung ersichtlich ist, oder c) durch Begleichung mit Bahlfarte auf das unter b) bezeichnete Boftfchedfonto. Die Aufliefe­rung der Zahlfarte tann bei jedem Bostamt erfolgen. Die genaue Angabe der Fernsprechvermittlungsstelle und der Anschlußnummer des Fernsprechteilnehmers ist in allen Fällen zur pünktlichen und richtigen Verrechnung der Fernfprechgebühren unbedingt erforderlich.

Der Verbrecher im Busch.

Eine aufregende Verbrecherjagd gab es heute früh in Schöne. berg. Die Kriminalpolizei war einem 36 Jahre alten Paul Koch aus Lübbecke  , der noch 7 Jahre Zuchthaus zu verbüßen hat, deshalb schon über 6 Jahre und neuerdings wieder wegen Raubmordes ge­fucht wurde, auf die Spur gekommen. Sie ermittelte endlich, daß er sich bei seiner Geliebten in der Mainzer Straße verstedt hielt. Heute früh furz nach 4 Uhr begaben sich die Kriminalaffiftenten Löffler und Erdmann in die Wohnung, um iher festzunehmen. Roch entfloh burch eine zweite Tür. Die Beamten verfolgten ihn mit einem Schlächterwagen, der gerade vorbeisam, und gaben mehrere Schüsse auf ihn ab, weil er auf Anruf nicht stehen blieb. Roch troch auf dem Wartburgplag in ein Gebüsch und schoß aus diesem heraus auf die Verfolger, die das Feuer ermiderten. Alle Schüsse gingen fehl. Als der Berfolgte plöglich aus dem Gebüsch heraussprang, um die Flucht wieder aufzunehmen, stolperte er über die eiserne Einfassung. tam zu Fall, wurde jezt festgenommen und nach der Wache gebracht.

Beim Gewehrreinigen erfchoffen.

Heute mittag war der zwanzigjährige Boftaushelfer Dito Stöhler in feiner Wohnung im Haufe Geibelstr. 3 in. Lichtenrade   mit dem Reinigen eines Jagdgewehrs beschäftigt. Blöglich löfte sich ein Schuß, und die Rugel durchbohrte ihm die rechte Hand; dann brang fie dem neben Köhler stehenden Stieforuder, dem vierjährigen Günter Göbel, in den Mund und tötete das Kind auf der Stelle.

Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Bostauflage bei.

Ein Berliner   Schupowachtmeister erfchoffen aufgefunden. In Meiderich   wurde der aus Berlin   dort weilende Schupowachtmeister Eiffer tot aufgefunden. Ein Schuß hatte das Herz durchbohrt. Neben der Leiche wurde ein Dienstrevolver gefunden, aus dem der tödliche Schuß abgefeuert worden war.

Ein Ehepaar als 51 fache Mörder.

Die Deffentlichkeit in Deutschland   fann vor der Tatsache, daß Haarmann ungestört 20 Menschen töten und beiseite schaffen fonnte, nicht zur Ruhe kommen. Nun stellt es sich heraus, daß diese grauen­erregenden Bluttaten doch noch überboten werden tönnen. Wie die Lodzer Frei Breffe" mitteilt ,, ist in Grodno   ein Ehepaar Stani flan und Germanida 3bonsti verhaftet worden, das in der Under­suchung gestand, 51 Berfonen hinterlistig ermordet zu haben. 3boniti, der aus Warschau   stammt und Schuhmacher von Beruf ist, ist erft 28 Jahre, die Frau ist 22 Jahre alt. Auf Anstiften  und mit Hilfe der Germanida ermordete er ihren Mann Szykowicz, während dieser unter einem Strohschober auf dem Felde schlief. Das war der erste Mord Zbonftis. Ebenso wie dieser wurden alle. ürigen 50 Morde aus dem Hinterhalt und nach einem vorher genau

Ginfendungen für diese Rubrik find Berlin   S. 68, Lindenstraße 3,

für Groß- Berlin

fiets an das Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Srep. rechts, au richten.

28. Abt. Sonntag, 27. Suli: Familienausflug nach Birkenwerder  ( Kinderland). Treffpunkt Stettiner Borortsbahnhof. 81. Abt. Friedenau  . Seute, Freitag, pünktlich 72 Uhr: Frauenabend bei Ge­noffin Hodann, Raiseralee 83, norn 3 Treppen.

Gewerkschaftsbewegung

als

Angestelltenabbau bei den Behörden.

Gomohl der Abgeordnete der Deutschen Volkspartei Moraih auch der Abgeordnete der Deutschnationalen Boffspartei Schmidt- Stettin haben in den letzten Reichstagsverhandlungen bem rüdsichtslosen Abbau der Angestellten bei den Behörden das das Wort geredet. Diese Forderungen laffen aber vollkommen un­berücksichtigt, daß die Angestellten bei den Behörden ohnehin von ben seit Dttober vorigen Jahres durchgeführten verschärften Abbau­maßnahmen der Reichsregierung in wesentlich höherem Maße er­faßt worden sind als die Beamten. Nicht genug damit, daß inter­effierte Kreise schon seit Jahren Angestellte, die nicht erst fett dem Kriege ihre Existenz bei den Behörden gefunden haben, in größtmöglichem Umfange zur Entlassung gebracht haben und die Durchführung der Personalabbauverordnung in dieser Beziehung den Wünschen von Dienststellen und Beamten besonders meit entgegen­gekommen ist, sollen also nunmehr auch noch die verhältnismäßig wenigen Angestellten, welche die Behörden noch aufzuweisen haben, brotlos gemacht werden.

Die Befürworter solch rüdsichtslosen Borgehens übersehen offen­fichtlich bewußt, daß jetzt eigentlich nur noch ältere, seit vielen Jahren, zum Teil feit Jahrzehnten im Behördendienst stehende Angestellte von der Erfüllung ihrer Forderungen betroffen fein würden. Wie schwer es gerade Behördenangestellten, die in ihrer Betätigung ein­feitig ganz und gar auf die Eigenart des behördlichen Dienstbetriebes dere auch in her Brivatindustrie unterzukommen, scheint weber den eingestellt find, schon in normalen Zeiten wird, anderweit, insbeson­Herren Morath und Schmidt noch ihren Anhängern befonnt zu ſein. In gegenwärtiger Zeit, wo die gesamte Wirtschaftslage in der Strifise steht und die Bage auf dem Arbeitsmartt für Angestellte gerade fatastrophat ift, finden solche langjährigen Behördenangestellten übers haupt nicht wieder Unterfommen und Berdienst, so daß sie und ilyre Familien einer trostlosen Bufunft. entgegengehen und dem Elend preisgegeben werden. Das scheint den Morath, Schmidt und Ges noffen aber gleichgültig zu sein. Daß fie die Folgen ihres Borgehens im Falle der Nachgiebigkeit der Reichsregierung nicht abzusehen ver= mögen, werden sie doch wohl niemand einreden wollen.

Berücksichtigt man, daß sich die rücksichtslosen Abbaumaßnah men auch auf die Angestellten bei den Behörden im besezten Ges biet bereits in erschütternber Weise bemerkbar gemacht haben und nach dem Verlangen der genannten Reichstagsabgeordneten geradezu zur Ratastrophe auswachsen würden, so wird man ermessen fönnen, baß die Angestellten bei den Behörden auf die eingangs bezeichneten Berhandlungen im Reichstage mit stürmischen und nachdrücklichsten Entrüftungsfundgebungen antworten. Dem 3entralverband der Angestellten als der berufenen Bertretung der Angestell­ten bei den Reichs, Staats- und Gemeindebehörden gehen fortgesetzt Notschreie und Forderungen aus Angestelltenfreifen zu, welche pon der verzweifelten Stimmung der in der Sorge um ihre Existenz ängstlichen Behördenangestellten erschütternden Ausdrud geben. Die Berantwortung, welche Reichsregierung und Reichstag in dieser Bes ziehung tragen, ist ungeheuer groß. ziehung tragen, ist ungeheuer groß. Es wäre unperantwortlich, menn diese maßgebenden Stellen nur einseitig Rücksicht nehmen, sonst aber auch noch die letzten im Angestelltenverhältnis bei Behör den beschäftigten Personen um ihre Erwerbsquelle bringen. Das läge auch sicher nicht im Interesse des Publitums und einer schnellen und eraften Ausführung aller Arbeiten.

Die Lohnbewegung der Musikinstrumentenarbeiter. Abgelehnter Schiedsspruch.

In einer überfüllten Bersammlung der im Holzarbeiterverband organisierten Mufitinftrumentenarbeiter berichtete agenfür über die Lohnverhandlungen. Die Ortsverwaltung erhielt vom Ar­beitgeberverband am 7. Juli ein Schreiben, in dem mitgeteilt wurde, daß die Unternehmer den seit dem 14. Mai bestehenden Lohntarif tündigen. Sie forderten eine Herabsehung des Lohnes Don 81 Pf. auf 68 Pf. In den Beratungen am 10. Juli gab die Verhandlungskommission den Arbeitgebern in aller Deutlichkeit zu perstehen, daß ein Lohnabbau auf keinen Fall in Frage fommen fann. An eine Verständigung war nicht zu denken. So wurde nun ein Vorschlag des Gemerberats Rörner angenommen, welcher fest­legt, daß vor dem Reichsarbeitsminifterium in einer Kammer mit je zwei Beisigern der Parteien und drei unparteiischen Borsigenden er* neut ein Weg zur Einigung erzielt werden soll. Der eventuelle Schiedsspruch bekommt erst dann bindende Kraft, wenn die Stimmen der drei Borsitzenden mit den beiden Stimmen der einen und einer Stimme der anderen Gruppe zusammen stimment.

So wurde dann die Lohnfrage vor der Kammer am Dienstag mieder aufgerollt. Hier erklärten die Herren Unternehmer, daß sie nicht mehr ihre Schulden bezahlen können, sie wüßten ferner nicht, woher sie das Geld zu den Löhnen nehmen sollten. Aus Konkurrenz­gründen tönntet sie daher nicht mehr als 68 Pf. Stundenlohn zahlen. Im übrigen feien ja die Barenpreise start gefallen, so daß in Wirk­lichkeit ein Lohnabbau die Reallöhne nicht sehr berühren würde. Be­mertensmert ist ihre Betonung, daß eigentlich eine schlechte Kon­junttur ja gar nicht herrsche.( Zurzeit sind in Groß- Berlin nur zirka 200 Arbeitslose zu verzeichnen.) Der Arbeitgebernertreter, Herr Riese, erkühnte fich, zu behaupten, die Organisationsvertreter handeln gewiffenlos". Nach mehrstündiger Beratung murde folgen­der Schiedsspruch gefällt:

Es verbleibt bei den bisherigen Tariflöhnen. Sofern in einzelnen Betrieben höhere Löhne gezahlt werden, tritt für je