Kampf gegen die Hungerzölle in Oesterreich
gp. Wien , 27. Juli. Der Zolltarif, den die Regierung im Mai dem Nationalrat vorgelegt hat und den sie noch vor den Sommerferien des Parlaments durchzubringen hoffte, ist nicht nur ein Beweis, wie wenig die sogenannten„ Wirtschafter" die wirtschaftlichen Bedürfnisse ihres eigenen Landes, ihrer eigenen Klasse, ja ihres eigenen Berufs erkennen, sondern viel mehr noch ein Beweis, daß fie alle Sonderintereffen der einzelnen Gruppen dem einen Interesse des Klassenkampfes gegen das Proletariat unterordnen.
Seine Entstehung verdankt dieser Gefeßentwurf allerdings dem Bedürfnis einer Reihe von Industrien, namentlich der Tegtilindustrie, der chemischen Industrie und der Glas. industrie, sich gegen die überlegene, zum Teil auf Dumping beruhende Konkurrenz des Auslandes zu schützen, andererseits dem Bedürfnis der Wirtschaft, sich bei den Handelsvertragsverhandlungen mit dem Ausland, vor allem mit Deutschland und der Tschechoflomatei, Kompenfationsmöglichkeiten zu schaffen. Aber bei der Ausarbeitung des Zolltarifs ist dieser weit über diese beiden zwedz hinaus gediehen dank dem alten Bündnis zwischen den Industriellen oder eigentlich der führenden Gruppe der Scharfmacher unter den Industriellen, den Schwerindustriellen, und den Agrariern und obwohl die Industrie unter den hohen Zöllen, die auf agrarische und auf schwerindustrielle Produkte gelegt werden, schwer leidet, hat sie sich diesem Zolltarif ohne großen Widerstand gefügt, weil sie diese beiden Vorfämpfer im Rampf gegen bie Arbeiter nicht im Stich lassen wollte.
-
- -
Nationalgalerie.
Wenn man die mächtigen Säulenartaden zwischen den beiden Armen der Spree durchwandert, dann braucht man nicht, ohnehin schon geängstigt durch den Anblick des Domes, sich der Befürchtung hinzugeben, der hochragende Säulenbau mit dem Riefendentmal auf der Treppe fönnte ein Königsmausoleum sein.
-
-
Nein, trotz des feltsamen, an sich nicht unschönen, nur zu start byzantinisch beeinflußten Aeußeren ist hier eines der wertvollsten Museen, dessen Ruf weit über Deutschland hinausgeht. Früher jah und Weihrauchorgien. Heute, nach einer Neuordnung im doppelten es darin einmal toll aus. Wilhelminisches Zeitalter feierte Schlachten Sinne, atmet das Museum edlen Geist nahrer Kunst und nur einiges ist geblieben, was an Geschmack und Wesen jener früheren Zeit er innert. But, daß es da ist. Man wüßte ja sonst nicht, um wie viel besser es trotz allem bei uns geworden ist. Da gibt es zum Beispiel bescheidene bürgerliche Namen, die von höchstem Glanze in aller Welt sind und solche nicht immer ihnen ebenbürtig, manchmal in Riefenabstand davon, die das stolze Adelsprädikat tragen. 3. B. Anton von Werner ( fein Unsterblicher). Verdienstadel! Wäre es nicht beffer, diese Albernheiten auf den Schildern zu ändern? Oder gibt es einen Theaterzettel, der die Räuber von Friedrich von Schiller anführte? Dies und noch etwas mehr, 3. B. die füßlichen, hier künstlerisch unmöglichen Begas. Plastiken erinnern uns an die frühere Zeit. Bergessen wir sie und wenden wir uns un getrübtem Rumftgenuß zu. Es find große Namen, bie hier nicht nur vertreten, sondern in reichhaltiger, ein Gesamtbild erschöpfend wieder gebender Sammlung vertreten sind. Zunächst: Feuerbach, Bödlin, Thoma. Es genügt vollständig, beim ersten Besuch sich auf diese drei( den etwas schwerer verständlichen Marées tann beglücktem Zustande verlassen. Wandert man aber gleich das ganze man noch mitnehmen) zu beschränken. Man wird das Museum in Museum durch, so scheidet man verwirrt und leer. Ein weiterer Besuch führt von Menzel bis Trübner durch längere Wanderung. Unsere Landwirtschaft ist reine Unterhaltwirtschaft, deren Be- Ganz besonders soll man dabei auf Leibl, Sperl und den fizer vor allem an billigen Lebensmitteln interessiert sind. Das Wiener Waldmüller achten. Hier ist Kunst, die aus dem Bolte ist heute in noch weit größerem Maße der Fall als im alten Defter- schöpft und Volksseele vollendet gestaltet. Wer sie verstehen lernt, reich, wo im Jahre 1910 durch Erhebungen des Ackerbauminifteriums trägt mit sich neuen schönen Besitz. Das letzte Stockwerf endlich fann festgestellt wurde, daß höchstens 10 Broz. aller landwirtschaftlichen man sich schenken. Es ist historisch wertvoll, ganz besonders für den Betriebe Getreide in solchem Maße verkaufen, daß hohe Getreibe Kunsthistorifer eines bestimmten Zeitabschnittes- aber der Arbeiter, preise ihnen Vorteil bringen. Damals waren 72 Broz. aller Betriebe der ein Museum besucht, soll ja nicht danach trachten, wissenschaftlich unter zehn Joch groß. Heute, wo wir alle Länder mit großem und kritisch an die Dinge heranzutreten, er soll Kunft als das nehmen, Grundbesitz verloren haben, und wo uns eigentlich nur das Alpen ols was sie gefchaffen ist: als ursprünglichste stärkste Quelle von Betriebe, für die der Verkauf von Getreide irgendwie is Gewicht Leben. Wer das sucht, wird in der Nationalgalerie ganz auf gebiet mit seinem Borland geblieben ist, sind es noch viel weniger Schönheit und Freude und als eine natürliche Verbindung mit dem fällt. Sind doch nur noch 2½ Proz. aller Betriebe über feine Rechnung fommen. Das frühere Rronprinzenpalais gehört heute auch zur Nationalgalerie. Nur durch diese Teilung war die vorzügliche Neuordnung möglich. Darüber ein anderes Mal. Für heute nur: der Tempel hinter den Säulenartaden ist ein bedeutendes Museum voll lebensvoller Werte. Wer nur einiger. maßen Zeit hat, der möge nicht daran vorbeigehen.
Durch die Wiedereinführung der seit dem Kriege aufgehobenen Zölle auf Lebensmittel und auf Eisen wurde der Zolltarif aus einem Schuzzolltarif zu einem Hungerzolltarif. Freilich behaupten die Agrarier wie die Eisenindustriellen, daß auch ihre Zölle nur Schutzölle seien. Aber weder die Getreidezölle, noch die Zölle auf Eisen sind zum Schutz der Landwirtschaft und der Eisenindustrie notwendig.
50 Hektar groß.
Noch viel weniger ist die Eisenindustrie schutzbedürftig. Noch furz vor der Einbringung der Zollvorlage erklärte die Regierung, daß Roheisen zollfrei bleiben solle. Aber die Alpine Montan. gesellschaft hat es durchgefeßt, daß ihre Erzeugnisse Sollschutz erhalten. Herr Castiglioni iſt trotz aller Skandale, die sich an feinen Namen fnüpfen, noch ein mächtiger Herr. Und so wird die ganze eifenverarbeitende Industrie, wird die ganze Wirtschaft zugunsten des Herrn Castiglioni belastet. Natürlich wird da auch auf das Interesse der Hüttenarbeiter hingewiesen, und um die begriffs= stuzigen Hüttenarbeiter zu zwingen, ihr Interesse zu erkennen und zugleich eine Erpressung an der gefeßgebenden Körperschaft zu begehen, hat die Alpine Montangesellschaft sofort einige Hütten stillgelegt mit der Begründung, daß der Betrieb ohne Schutzölle nicht rentabel sei. Wie verderblich aber der Eisenzoll für die gesamte Industrie und vor allem für die Arbeiterschaft ist, geht schon aus Der einen Tatsache hervor, daß in unseren Hüttenwerten 2000 Arbeiter beschäftigt sind, in der Metall- und Maschinenindustrie aber 167 000 Arbeiter.
Nun haben aber nicht nur die Agrarier und die Eisenindustriellen, sondern auch viele andere Industrielle hohe Zölle durchgesetzt. Der Zolltarif spricht sich selbst das Urteil dadurch, daß er eine geradezu systematische Begünstigung der Rohstoff- und Halbfabrikatindustrie gegenüber der Finalindustrie enthält. In Wirklichkeit würde aber das Intereffe unferer Bolkswirtschaft das Gegenteil erfordern. Im alten Desterreich hat unsere Industrie vornehmlich für den heimifchen Marft produziert, der ihr durch hohe Zölle gesichert wurde. Diefen großen Inlandsmarkt hat sie verloren, sie ist auf den Export angewiesen. Hohe Zölle nügen ihr also nichts, hohe Rohstoffzölle, hohe Zölle auf Halbfabrikate und hohe Agrarzölle verbeuern nur ihre Produktion und erschweren ihre Exportfähigkeit. Das alles haben die Sozialdemokraten in den monatelangen Beratungen dargelegt. Sie haben auch der Landwirtschaft als Ersatz für die Getreidezölle die Schaffung des Getreideeinfuhrmonopols nach Schweizer Muster angeboten. Anfangs schien es, als ob die agrarischen Abgeordneten dieser Idee nicht ganz ablehnend gegenüberſtänden, zumal auch die acht sozialdemokratischen Kleinbauern vertreter mit Entschiedenheit gegen die Getreidezölle auftraten. Aber bald sind sie im Ineresse ihrer Rente doch wieder zu den Getreide
Böllen zurüdgekehrt.
tun ist es den Sozialbemofraten allerdings gelungen, im Ausschuß einige fleine Herabfegungen einiger Zölle durchzusehen. So murde der Zoll auf Stabeifen von 280 auf 2,50 Goldfronen herab gesetzt. Aber schon bei den Zöllen auf Textilwaren funktionierte das Bündnis zwischen Agrariern und Industriellen wieder vortrefflich. Die Agrarier lehnten selbst die Herabsetzung der Bölle auf die groben Gewebe, aus denen die Bauerntleider erzeugt werden, ab. Und so sehr die Regierung auch wegen der Handelsvertragsverhandlungen auf eine rasche Erledigung der Vorlage drängte, lehnten die Regierungsparteien doch die von den Sozialdemokraten verlangte Herabsetzung der Nahrungsmittelzölle ab, womit die Aussichten auf eine Erledigung des Zolltarifs noch vor den Sommerferien vereitelt
wurden.
Kriegsanleihe schwächer.
Folgen der Aufwertungsberatungen.
Strohmeyer, der Hühnerdieb.
Feffnahme eines lange Gesuchten in Tegel. stähle, die feit geraumer Zeit fortgefekt in Tegel , Bantow, Eine überraschende Aufklärung fanden gestern Hühnerdieb. verschwanden von den Höfen oder von der Straße einzelne Hühner, Ueberall deren Verbleib niemals festgestellt werden konnte.
Scherenschleifer, der mit seinem Rasten umherzog, ihren Hühnern Gestern beobachtete in Tegel eine Frau, wie ein alter Safer vorstreute, um sie damit anzulocken. Nach seinem Weggang fehlte ihr eins. Sie hatte ihn jetzt im Berdacht, folgte ihm rasch und fah, wie er an einer Stelle, an der er sich sicher glaubte, ihr Huhn aus seinem Schleiferkasten herausnahm, es wohlgefällig betrachtete und dann wieder hineinsteckte. Jest ließ sie den Alten festnehmen, und es ergab sich, daß man endlich den lange gesuchten Dieb gefaßt hatte. Es ist ein 73 Jahre alter Scherenschleifer, Kriminalpolizei, der er vorgeführt wurde, fond hier in feinez der unter dem Namen Strohmener in der Lange Straße wohnt. Die Stube, die er allein bewohnte, noch eine Anzahl Hühner, die er ebenfalls gestohlen hat. Er haufte mit den Tieren zusammen, die auch auf seinem Bette schliefen, und fütterte sie gut. Die Eier, die sie ihm in dem gmeinsamen Quartier legten, verzehrte er selbst. Hatte er einmal Appetit auf einen Braten, so schlachtete er ein Huhn, das gerade gar nicht oder am wenigsten legte. Den Hafer, mit dem er die Tiere auf seinen Schleiferrundfahrten anlockte, stahl er eben falls. Wie der Alte richtig heißt, weiß man noch nicht Er ist wegen Hühnerdiebstahls schon unter dem Namen Strohmeyer aber auch schon unter dem Namen Göbide bestraft.
Aufgehobene Schlichtungskammern.
Die erst im vorigen Jahre gebildeten Schlichtungsfammern, die nur Streitigkeiten über laufende Instand fegungen zu erledigen hatten und feinen großen praktischen Wert befaßen, da ihnen eine Zwangsbefugnis für die Ausübung folcher Instandsetzungen nicht zustand, sind fürzlich für Groß- Berlin wohnungsämter treten. Man hat aber noch nichts davon aufgehoben worden. An ihre Stelle sollen die Bezirks gehört, ob nun das Wohnungsamt, wie bisher die Schlichtungs kammer, mit den Parteien in regelrechten Terminen unter Beteiligung von Beifizern verhandeln oder die einzelnen Anträge vom grünen Tisch aus erledigen wird. Die neue Regelung scheint mit dem Beamtenabbau in Verbindung zu stehen.
Auch eine Tierausstellung.
,, Einfach und zweckmäßig" ist ein Lofungswort, das, wenn man nach ihm handelt, auf jedem Gebiete Gutes stiften kann. Verbesse rungen, Reformen tun allüberall not, darum nahm sich die Wert. freude( Magdeburger Straße 7) u. a. des Kinderspielzeugs an. Es gibt dort viel Bortreffliches zu schauen, so Tiere und Puppen aus Holz, die Staudinger aus Sonneberg in Thüringen , fein beobachtet in der Bewegung, festgehalten hat. Dabei find die Formen einfach, so daß die Dinge maschinell hergestellt werden können, ohne die Idee zu töten und den Dingen die Schönheit zu nehmen. Höchst anschaulich bei aller Schlichtheit ist eine Schafherde. Jedes Schäfchen toftet 10 Pfennig. Es ist von dunklem Holz, Gestalt und Augen sind berartig primitiv angedeutet, daß sie niemals die Phantasie des Kindes erschlagen. Im Gegenteil, fie
Die Berliner Börse eröffnete heute bei ruhigem Geschäft in etwas unsicherer Haltung. Die Kurie erwiesen sich allerdings auf den meisten Märkten als widerstandsfähig. Der geftrige Beschluß der Londoner Konferenz über die Hinzuziehung deutscher Vertreter an einem noch nicht festgelegten Zeitpunkt bereitete der Börse eine gewisse Enttäuschung, da man mit einer fofortigen Einladung gegeben ihr reichlich zu tun. Die Kaninchen und Gänse, sehr ansprechend rechnet hatte. Außerdem wirkte die Nachricht über den Abbruch der Micum- Berhandlungen gerade mit Rücksicht auf die Hinauszögerung in der Entscheidung in London verstimmend. Schließlich hat die gestrige Bernehmung von Sachverständigen im Aufwertungsaus chuß des Reichstages viele 31lusionen der Börjenipetu lation am Anleihemartt zerstört. Man ist gerade in Börsenkreisen erstaunt darüber, daß die Sachverständigen sich ausnahmslos gegen eine stärkere Aufwertung ausgesprochen haben. Man hatte erwartet, daß menigstens ein Teil für Aufwertung der Kriegs- und Vorkriegsanleihen eintreten würde. Dementsprechend waren auch heute die inländischen Anleihen befon ders start angeboten. Kriegsanleihe wurde bei Beginn der Börse mit 292% gehandelt. 3% proz. preußische Konsols gingen mit 640-650 um. Auf dem Attienmarkt war das Geschäft ziemlich still. Stärferes Intereffe besteht nur für die Staliwerte im Hinblick auf bas erhebliche Darlehen, das ber Raliindustrie durch die Golddiskont bant zur Verfügung gestellt wurde,
in ihrer nicht leicht zerbrechenden Form, sind durch ihre leuchtenden Farben recht wirkungsvoll. Ihr Kostenpreis beläuft sich auf 40 und 60 Pfennig das Stüd. Stabil sind auch die Pferbe. Bei ihnen han. belt es sich um regelrechte Starrengäule, die auf Rollen laufen, die zwischen den Beinen befestigt find. Diese Rollenverteilung läßt sie zwar etwas plump erscheinen, doch schadet ihnen ob ihrer Festigteit selbst die ärgste, meist ungewollte Mißhandlung durch Kinderhand nichts. In Farben und Ideenreichtum schwelgt Drechsler Berlin . Mit Lust und Freude schafft er Lurusspiel zeug. Der gute Geschmack stand Bate bei seinem weißen Elefanten mit eingesetzten Augen und beweglichen Ohren Schwanz und Rüssel, der aber über 10 Mart tostet. Und vergnügliche Holzbären, die, wenn sie gefahren werden, den Kopf bewegen, fosten 15 Mark. Des. gleichen sind Straußenfahrer und reiter teuer, doch schuf Drechsler auch billigere Sachen. 3. B. eine Ententarifatur und luftige Mäuse, Schmetterlinge, Fliegen, Krokodile und Schneden, die ihre Fühler bewegen. Sehr empfehlenswert sind die Wagen, denn fie find bauer.
-
haft, geräumig und fönnen jedes Pflafter vertragen. Unter all diesen aus Holz gestalteten Herrlichkeiten fällt ein Elefant auf, der der eigene Entwurf eines Schriftstellers ist. Er weist einen aufmerksamen Be. obachter darauf hin, daß, wenn man Zeichentalent hat und die Laubfäge zu handhaben versteht, es gar nicht schwerfallen kann, einem Rinde felbft einen Zoologischen Garten herzustellen.
Die Preisausschreiben.
Wie der Amtliche Preußische Preffedienst von zuständiger Seite erfährt, ist in den letzten Wochen vom Polizeipräsidium Berlin gegen mehrere Hunderte beläuft. Diese Berfahren wurden teils vom Bolizei die Beranstalter von Preisausschreiben eine Reihe Don Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, deren Zahl sich auf präfibium unmittelbar eingeleitet, teils erfolgten sie auf Grund Don Anzeigen aus dem Publitum, das sich in wachsendem Maße überporteilt jah und sich an das Polizeipräsidium um Hilfe wandte. Bei den Prüfungen dieser Anzeigen stellte es sich heraus, daß die Preisausschreiben nicht in allen Fällen den harm losen Charatter tragen, den sie sich zu geben suchten. Es handelte sich hauptsächlich bei den Beranstaltungen, wie wiederholt einwandfrei festgestellt werden fonnte, um Personen, die erlaubnis entzogen ist, die nicht als selbständige Kaufleute unter Geschäftsaufsicht stehen, denen die Handelsanzusehen find usw. Ein abschließendes Ergebnis der eingeleiteten Ermittlungsverfahren liegt noch nicht vor.
Ausgerechnet Kriminalbeamte.
An die Unrechten geriet am Montag früh ein Wegelagerer an der Ecke der Sendel und Alten Jakobstraße. Als dort um 4 Uhr zwei Männer vorübergingen, fprang ein junger Mann hinter einer Litfaßsäule hervor, schlug eine Pistole auf fie an und rief ihnen zu: " Die Marie" her oder das Leben!" Die beiben, es waren aus Dhrfeige, nahmen ihm die Waffe ab und brachten ihn nach der gerechnet Kriminalbeamte, verabreichten ihm aber nicht ihre„ Marie" ( d. h. Bortemonnaie oder Brieftasche), sondern eine träffige Wache, wo er als ein 22 Jahre alter Sattler Frig Hente festgestellt wurde.
Hause Friedrichstraße 3 abspielte, ist noch immer nicht ganz aufEine Ehefragödie, die sich am 29. Mai d. J. morgens in dem geklärt. An jenem Morgen wurde der 39 Jahre alte Hauptmann a. D. Holh von seiner Frau, die er schwer mishandelte, burch einen Revolverschuß in den Bauch so schwer verletzt, baß er in der Charité schon während der Operation ft ar b. Der star Erschoffene soll nun an dem Abend vor dem verhängnisvollen Morgen mit einem etwa 35 Jahre alten Mädchen in verschiedenen Bitörstuben gewesen sein, sich dann mit ihm über den Belle- Allianceftander haben. Dabei soll Frau Holz mit diesem Mädchen einen Blak nach der Friedrichstraße 3 begeben und hier mit ihm vor dem Hause auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig eine Weile geStreit gehabt haben, nachdem sie das Baar gesehen hatte und aus der Wohnung herausgekommen war. Dieses Mädchen wird vom Untersuchungsrichter des Landgerich's I als wichtige 3eugin gesucht. Es soll etwa 35 Jahre alt sein, aber weit jünger ausfehen, machte den Eindruck eines gefunden Mädchens vom Lande und trug ein graues Kostüm, vielleicht Gabardine, und abwechselnd einen roten und einen weißen Hut. Die Zeugin wird ersucht, sich bei Kriminalkommissar Dräger , Dienststelle A 7, im Polizeipräsidium zu melden.
Berlegung des Fürsorgeamts für Bramte aus den Grenzgebieten. garten verlegt. Es find dann sämtliche Abteilungen dort per 2m 28. Juli werden die bisher In den Belten 21" untergebrachten Abteilungen des Fürsorgeamis nach dem Schlosse am Luft. gebieten in Berlin C. 2, Schloß. Anruf: Merfur 2651-2656. einigt. Anschrift: Fürsorgeamt für Beamte aus den Grenz
Die Zahlung der Auguft- Ruhegehälter, Wartegelder ufw, bei den persorgungstasse in der Königgräger Straße 122 Versorgungsämtern I- VI Berlin und der Reichserfolgt am Dienstag, den 29. Juli, in der für den Monat Juli festgefehten Höhe. Für Kontoinhaber und Poftempfänger werden die Bezüge rechtzeitig überwiesen werden. Die Zahlung der Militärrenten bei den Bostanstalten erfolgt wie üblich.
Wiedereröffnung der Stadtbibliothet, Breite Str. 37. Die Stadtbibliother ist mit Ausnahme der Abteilung III, Literaturgeschichte und Dichterung, vom 4. August d. I. ab wieder zur Ausleihung von Büchera geöffnet.ds
Zum Hamborner Grubenunglück. Friedrich Thyssen , dem sechs Bergleute, sämtlich verheiratet, zum Ueber das Grubenunglüd auf der Zeche IV der Gewerkschaft Opfer fielen, werden noch folgende Einzelheiten gemeldet:
förderung von Kohle betrieben wird, stürzten am Montag nachIn einem sogenannten blinden Schacht, in dem die Nebenmittag 2 Uhr auf der Strecke zwischen der fünften und sechsten Solie infolge Seilbruches zwei Förberförbe etwa 80 Meter tief in den Schacht. Einer der Körbe mar mit sechs Bergleuten, zwei Steigern und vier Hauern, befeßt, die bei dem furchtbären Sturz sämtlich den Tod fanden. Ulei den Bergungsarbeiten hatte man mit außerordentlichen Schwierigkeiten zu fämpfen, um die Verunglückten herauszuholen. Nähere Angaben über die lirache des Seilbruches lassen sich noch nicht machen. Wie die Seilprüfung der durch die Bergbehörden tonzessionierten G Beche bekanntgibt, hat noch am legten Sonnabend eine fahrt stattgefunden, bei der sich eine 18,8fache Sicherheit des Geiles ergab. Der Korb war mit feinen Einrichtungen für mehrere Kohlenwagen. Anscheinend haben die Fangvorrichtungen 14 Mann also feineswegs überlastet. Der andere Korb onthielt versagt oder sie sind, weil sie zu schwach waren, um die Gewalt des Sturzes aufzuhalten, geriffen. Auch an der Fördermaschine waren am legten Samstag noch Ausbesserungen vorgenomm worden. So war ein schadhaftes Zahnrad durch ein neues erfegt worden. Seit dem Explosionsunglüd im Jahre 1918 ist dieses Unglück das erfte, das den Samborner Bergbau betroffen hat.
Ein japanischer Dampfer mit 192 Personen untergegangen. Schwere Dampferkatastrophe.
Einer Meldung aus Otaru zufolge ist der der Nordjapanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft gehörige Dampfer Tai Rainaru" auf der Höhe von Rap Notoro untergegangen. Men nimmt an, daß 138 Passagiere und 54 Mann der Besazung den Tod in den Wellen gefunden haben. 18 Passagiere und 5 Mann der Besatzung landeten auf Rettungsbooten in dem Dorfe Notoro. Ob der Dampfer auf einen Felsen gelaufen oder mit einem anderen Schiff zusammengestoßen ist, ist noch ungewiß.
Großer Speicherbrand in Königsberg .
Im Speicherpiertel an ber Anastasienstraße in Rönigsberg brach heute früh gegen 6% Uhr Großfeuer aus. In den unteren Räumen des Speichers, in denen die ostpreußische Handelsvereinigung Futtermittel gelagert hat, war vermutlich burch Sturzschluß ein Brand entstanden, ber binnen furzem den großen Speicher in ein Flammenmeer hüllte; auch die benachbarten und gegenüberliegenden Speicher wurden zum Teil von den Flammen erfaßt. Zur Bekämpfung des Brandes wurde die gesamte Berufsfeuerwehr aufgeboten. Der Brandherd stürzte gegen 7% Uhr im Innern zusammen. Zum Glüd herrschte Windstille. Nach 8 Uhr war die Gefahr eines weiteren Umfichgreifens des Brandes behoben.
Eisenbahnzufammenstoß in Edinburg . Auf der Station Haymartet in Edinburg find gestern 2 Personenzüge zusammen. gestoßen, 4 Personen wurden getötet, 29 schwer verletzt. Unter den Berlegten befanden sich Frauen und Kinder.