Zum Kapitel Abbau.
friegszeit im wesentlichen intatt geblieben. Infolgedeffen ist| ständig das Damoklesschmert des Abbaues über sich schweben trog der durch den Versailler Vertrag abgetretenen preußischen sieht. Daher: Schluß mit dem Personalabbau, so schnell wie Gebiete ein Personalabbau von 25 Proz., wie ihn auch die möglich und Aufhebung der Abbauverordnungen im Reich und preußische Personalabbauverordnung vorsieht, zu hoch. Tat- in den Ländern! sächlich hat sich bei Durchführung der ersten Abbauquote von 15 Proz., die am 1. Mai 1924 faum zur Hälfte erreicht worden ist, gezeigt, daß vielfach schon ins gute Fleisch der Verwaltung geschnitten, tüchtige Kräfte mit abgebaut werden mußten und faum wieder gut zu machender Schaden angerichtet worden ist. Es ist daher auch übereinstimmende Ansicht aller Parteien des Landtages, daß mit dem Personalabbau in Preußen nicht weitergegangen werden sollte.
Die preußische Staatsverwaltung beschäftigte am 1. Oktober 1923 311 646 Personen, davon waren 271 307 Beamte, 25 524 Angestellte und 14 815 Arbeiter. Wie bereits bemerkt, sind die richterlichen Beamten, die Beamten und Arbeitnehmer( Angestellten und Arbeiter) der Strafanstaltsverwaltung bei der Aufstellung nicht berücksichtigt. Die Richter sind vom Abbau überhaupt ausgenommen. Die Zahl der Beamten der Strafanstalts verwaltung und auch der staatlichen Polizei ist nach der preußischen Berordnung nicht um 25 Proz., sondern nur nach Mög: schen Verordnung nicht um 25 Broz, sondern nur nach Mög lichkeit zu vermindern. Auch der Abbau der Beamten der Schulverwaltung unterliegt besonderen Bestimmungen.
Wir haben heute morgen bereits die Abbau, tätigkeit" der von den Deutschvölkischen bis zu den Demokraten treu und bieder zusammenstehenden bürgerlichen Parteien in Fürstenwalde gekennzeichnet. Heute erhalten wir mit der Bitte um Veröffentlichung folgende Entschließung, die von, der großen Mehrheit der Fürstenwalder Kommunalbeamten ohne Unterschied der politischen Richtung- gefaßt ist:
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zurüd will. Deutschland soll sich politisch und wirtschaftlich isolieren. Losgelöst von allen Bindungen internationaler Art soll es dahinleben, als sei es mit einer unübersteigbaren chinesischen Mauer umgeben. Es soll sich wirtschaftlich selbst gea nügen.
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Deutschland hat diesen von den Völkischen angestrebten Idealzustand fünf Jahre lang durchlebt, als es unter der Blockade litt. Es soll sich politisch und wirtschaftlich neue Blockade auferlegen. Das ist der Sinn der„ National wirtschaft" der Völkischen. Neue Blockade, um die Periode der Monopolpreise und der Ausbeutung der Bevölkerung wieder aufleben zu lassen. Darin ist der ganze wirtschaftliche Verstand dieser um Bang inbegriffen.
Wie lüge ich am besten?
Patentnationale Kompromittierung des Kampfes gegen die Schuldlüge.
„ Die Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung 30. 6. M. ficht als einzigen Beratungspunkt den Bersonalabbau des Ersten Bürgermeisters Stoll vor. Gründe, die den Abbau rechtfertigen, find den unterzeichneten Beamten und Angestellten nicht bekannt. Sie sind deshalb von diesem Vorhaben aufs höchste überrascht uid empört, und zwar um jo mehr, als sie nunmehr Die Deutschnationalen benutzen die Diskreditierung ihrer politie die und zwei Jahre mit Herrn Ersten Bürgermeister Stoll in der denkbar besten Weise zusammengearbeitet, feine vornehme Art, mit seinen politischen Gegner, um Geschäfte mit ihrem allein wahren und Mitarbeitern zu verkehren, und seine stete Hilfsbereitschaft kennen vollwertigen Patriotismus zu machen. Ihre ganze Agitation ist auf plumpesten, bewußten Schwindel aufgebaut. Die Zeit" Solange uns die Sachlichkeit des Vorgehens der Stadtver veröffentlicht eine Anweisung für deutschnationale Parteiordnetenmehrheit nicht bekannt ist, die nach turzem Zusammen- redner, die sie Korrekturbogen für das Agitationshandarbeiten den Abbau des Ersten Bürgermeisters beschließen will, buch der Landesgruppe der Deutschnationalen Volkspartei müssen wir annehmen, daß dieser Abbau eine in jeder Befür Vor- und Hinterpommern" entnimmt. Hinter das Kapitel 3iehung ungerechtfertigte ungesegliche
gelernt haben.
und
werden:
politie maregelung barstellen würde.egende Anweiſung eingefügt meus dem Bogen hervorgeht, folNach unseren langjährigen praktischen Erfahrungen kann es nur zum Wohl der Stadt dienen, wenn versucht wird, im gegen Für Geübtere. Die Schuldlüge ist ein werto plfes Für Ge feitigen Einvernehmen Gegensäge in der Bürgerschaft nach Mög- Mittel, um politischen Gegnern ihre nationale Minder. lichkeit überbrücken." wertigteit nachzuweisen. Das größte Ungiüd ist, meun der Herr Vorredner au dy gegen die Schuldlüge ist; dann erwidere man ihm:„ Ja, der Herr Vorredner hat wohl die Schuldfüge mit großen Worten bekämpft! Aber, meine Herren, genügt denn das?!" und spreche dann über die Judenfrage."
Trotzdem wird der Bürgerblock beschließen. Es scheint, als ob auch die Mittelparteien nicht einsehen wollen, wohin wir in Deutschland mit dieser Politik treiben. Der Sozialdemokratie soll es recht sein, sie wird darunter nicht zu leiden haben.
In der preußischen Staatsverwaltung stnd 15 001 Beamte, 8846 Angestellte und 2468 Arbeiter, insgesamt 26 315 Personen zum Abbau gelangt, das sind 8,44 Broz. des Bestandes rom 1. Oftober 1923. Am 1. Mai 1924 waren noch 285 331 Angestellte und 12347 2pon waren 256 306 Beamte, 16 678 Arbeiter. Obwohl hinsichtlich des Abbaues der Arbeitnehmer die entsprechende Bestimmung in der preußischen Verordnung wesentlich milder gefaßt ist wie in der Reichsverordnung, sind auch in Preußen relativ erheblich mehr Arbeitnehmer wie Beamte zur Entlassung gekommen: nur 5,5 Proz. Beamte gegen 34,6 Proz. Angestellte und 16,6 Proz. Arbeiter. Von den zum Abbau gelangten Beamten und beamteten, nichtplanmäßigen Hilfskräften waren 213= 4,6 Proz. in leitender Stellung, 992 10,8 Proz. im Referats- und Dezernatsdienst, 9309 5,6 Proz. im Bureau-, Registraturund Kassendienst, 28648,4 Prez. im Kanzlei- und entsprechenden Dienst und 1623= 2,7 Proz. waren Amts- Der Sinn der völkischen Wirtschaftspolitik. gehilfen usw. Zwischen dem Reichsverband der deutschen Industrie und Bon allgemeinem Interesse sind noch die Zahlen über den der Deutschen Industriellen Vereinigung wird eine heftige Abbau in der Schulverwaltung. Auch hier sind die Fehde um die Stellung zum Sachverständigengutachten ge= Zahlen nicht endgültig. Nach den vorläufigen Ermittlungen führt. Das Präsidialmitglied des Reichsverbandes Dr. Re find von 18 200 Leitern, Lehrern und Beamten der fpondet hat eine Broschüre, Grundlagen und Kritik des höheren Schulen 1732= 9 Proz. abgebaut worden. In Reparationsgutachtens", herausgegeben, um gegenüber den den öffentlichen Volksschulen sind von 119 467 Personen 5567 patentnationalen Phrasen der Leute um Bang und die In4,6 Proz., in den öffentlichen Mittelschulen von 7478 Ber- duftrielle Bereinigung die Stellung des Reichsverbandes zum sonen 128 1,7 Proz. zum Abbau gelangt. Gutachten zu begründen. Diese Schrift gibt dem Macher der Industriellen Bereinigung, Dr. Bang, Anlaß zu einer Entgegnung in der Deutschen Zeitung", die mit der fühnen Behaup tung beginnt:
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Neue Blockade!
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Das Ziel des Personalabbaues war, Ersparnisse zu machen. Die Personalabbauverordnungen sollten sollten die die Möglichkeit schaffen, die durch den Abbau der Aufgaben und Vereinfachung der Verwaltung oder sonst überzähligen Beamten, Angestellten„ Der Reichsverband der deutschen Industrie " und Arbeiter unter Außerachtlassung ihrer erworbenen Be- stellt seit Jahren nur noch das gefügige Mittel eater inter amten bzw. Vertragsrechte schnellstens zur Entlassung zu national und margistisch eingestellten Staatsführung Er ist in Wahrheit also kein Wirtschaftsinstrument, sondern Daneben sind die Abbauverordnungen aber üblen Bordas politische Mittel einer die Grundlagen des national gesezten ein Mittel geworden, sich mißliebiger politifchen und nationalwirtschaftlichen völkischen Intergebener zu entledigen. Troz Verbots und nicht Gemeinwesens verneinenden, parteipolitisch gerichteten Strebung. immer nachweisbar ist zweifellos auch sehr oft die politische Wer seit dem urheilvollen September 1921, wo sich der ReichsGesinnung des Betroffenen für seinen Abbau wesentlich mit rerbard durch Rathenau , Birth u. Gen. das Rückgrat brechen ließ, heftimmend gewesen, und Personen mit republikanischer Ge- seine Tätigkeit und seine Verlautbarungen verfolgt hat, kann eine sinnung sind vornehmlich auf der Strecke geblieben. vrständliche Erklärung dafür nur noch darin finden, daß dieser Gedankenrichtung die Nationalwirtschaft eine überwundene Daseinsforni, eine abgestandene Uebergangsform zu dem angeblich höheren und idealeren Zustande internationaler Wirtschaftseinschmet zung ist, etwa in den Sinne, wie ihn Lichnowski in einem berühmt gerbordenen Ausspruche schon vor dem Kriege furdgab."
tir Die von politischen Motiven diftierte Abbaumut neugewählter reaktionärer Stadtverordnetenmehrheiten ist für den Mißbrauch symptomatisch, der mit den Personalabbauverordnungen über das beabsichtigte Ziel und Maß hinaus getrieben worden ist und noch wird. Dem staatlichen und fommunalen Gemeinwesen ist schwerer Schaden dadurch entstanden und das Vertrauen der Bevölkerung in die objektive Anwendung von im Gesamtinteresse geschaffenen Gesetzen und Berordnungen ist auf das tiefste erschüttert. Aber auch die Beamtenschaft wird auf das schlimmste demoralisiert und forrumpiert, wenn sie
Was jeder wissen muß.
Von Karl Fischer.
Die Menschen haben von jeher immer nur mit Nächstem und
Wichtigstem die Zeit, vertan, große Ziele sich nicht geftedt und an wahrhaft wichtige Aufgaben sich nicht herangewagt. Das ebenso meite wie wichtige Gebiet der Mode zum Beispiel wird von den meisten Menschen vollständig vernachlässigt.
Man ereijert sich über die bevorstehende Erhöhung der Brotpreise, protestiert gegen die geplante Einführung der Schutzölle und schlägt sich mit ähnlichen nebenfächlichen Dingen herum und vergißt dabei ganz das eine, was not tut, nämlich sich zu vertiefen in die unendlich vielen und reizvollen Nuancen der neuesten Mode.
Da haben es die Leser der feudalen bürgerlichen Blätter leichter, sie werden stets über alle Neuschöpfungen der Mode auf dem laufen: den gehalten und sind daher auf das beste bewandert in einer Wissen schaft, deren Ernst und Erhabenheit nur von kompletten Idioten geleugnet werden können.
Es gilt daher, schleunigst Bersäumtes nachzuholen und auch unsere Leser teilhaben zu lassen an Schönheiten, die ihnen solange perschlossen waren.
Der„ Moden- Spiegel", der so einer feudalen bürgerlichen Zeitung allwöchentlich beigelegt ist, bringt eine Fülle von Edlem und Erlesenem.
Orientieren wir iris einmal aus den Rubriken„ Das Neueste für den Herrn" und„ Elegantes für die Dame".
Die nationalistische Phrase und der Mißbrauch des Wortes national" häuft sich bei Bang. Was verdeckt der Begriff der Nationalwirtschaft", wie ihn Bang und die Seinen im Munde führen? Er ist Ausdruck einer politischen Romantik, die politisch und wirtschaftlich zu vormittelalterlichen Zuständen
auf den hohlen Kopf der Modepuppe sein soll, die sich mit solchen Kram behängt.
Die neuartige Zigarettendose aus Gold mit Emaille in runder Form ist durch ein Kettchen mit der dazu passenden Buderdose verAch, und nun erst diese Puderdose, die ist ein Meister- und Musterstück der neuesten Mode. gmamali
bunden.
Sie besteht nämlich aus Gold, ist mit Rubinen, Saphiren und Smaragden besetzt und enthält zweierlei Puder, Lippenstift, Augen
stift und Spiegel.
Ist es da nicht wahrhaft erschütternd, daß es Menschen gibt, die von diesen Dingen, die doch ein jeder wissen muß, feinen
Schimmer haben?!
Darum rufe ich euch zu: Laffet euch nicht den Kopf verteilen von allerlei müßigen Redensarten über allgemeine Teuerung, schlagt euch nicht herum mit Schrullen der Brot- und Kohlenpreise und anderen Mullen, sondern bekümmert euch um die neueste mode, auf daß ihr euch nicht blamiert, wo ihr auch hinkommt.
Tribüne:„ Biederleute". Seit jeher ist es im Theaterbetrieb üblich, im Sommer alberne oder längst abgewirtschaftete Stücke niit fümmerlichen Schauspielern herauszubringen. Da es natürlich nicht nur gute Komödien und gute Darsteller gibt, so schafft man damit den Ausgleich, den die gerechte Forderung, daß alles mal heranfommen muß, diftiert. Sommerdirektion der Trübüne ab. Nach dem famosen„ Dr. Stieglit" Von dieser heiligen Tradition geht die führte sie gestern die vieraftige Komödie von Robert Misch Bieber Wir erfahren da zunächst, daß der Herr seine Kragen in einem leute" auf, ein luftiges Stück, das die erheiternde Wirkung nicht in roten Saffianbeutel aufbewahrt, daß er am Vormittag Knöpfe, die althergebrachten Berwechslungen oder erzwungener Situationsfomit, aus Kordel gedreht sind, in das weiche Oberhemd steikt, daß da am sondern einer originellen Mileuschilderung verdankt.„ Bieberleute" Mittag geheimnisvolle Knöpfe, die man Diosturen nennt, hinein- find in der armen aber anständigen" Familie Breithaupt repräsengehören, während am Abend weiße Perlenschalen auf Platin das tiert, während ein durchaus fönigstraues und gottergebenes Ober: weiße Oberhemd schmücken müssen. Dazu find passende Besten- und baupt sich ein ansehnliches Einkommen durch Unterstützung unzähliger Wohltätigkeitsvereine verschafft. Er ist dabei gar nicht Hemdenknöpfe vorgeschrieben. Diese Knöpfe aber werden in ein Kästchen gelegt, das auswählerisch und nimmt sie ebenso gern vom Jüdischen Hilfsbund wie vom Christlichen Verein junger Männer. Und als seiner maffinem Gold gefertigt und mit Emaille annatig gefüttert ist. Tochter Milly die( bereits ramponierte) Ehre von dem reichen Herin Amtsvorsteher geraubt wird, ist ihm das ein willkommenes Ercignis. Für sie schlägt er daraus 30 000 m. Mitgift und für sich den längst ersehnten Küsterposten heraus. Seine Ehrenhaftigkeit ist damit amtlich dokumentiert.
Auf der Reise trägt der Herr einen Schlafanzug aus blauer Seide mit dunkem Kragen und Biesen, dazu passende Schuhe, die mit den gleichen Biesen versehen sind. Und nun erst die Dame!
Der beliebte Halsschmuck für das Sommerkleid ist eine geflochtene Berlentette, an der ein Malachit mit erotischer Aufschrift hängt. ( Wenn nur nicht ein Kenner dieser erotischen Schrift tommt und herausklaviert, daß sie auf deutsch heißt: Du bist verrückt mein Der Kleiderbügel für den Schrant muß mit Seide bezogen und mit einem Puppentopf geziert sein, was beileibe feine Anspielung Geu
Kind!)
Die Wirkung der Komödie beruht auf der Selbstverständlichkeit, mit der die chienwerte Familie ihre Umwelt an der Nase herumführt. Der laute Erfolg kommt in gleichem Maß auf das Konto der flotten, durchweg guten Darstellung und der famosen Regieführung des Friedrich Lobe. Den Biedermann Breithaupt gab Jakob Liette; er war der Tartuffe, wie er im Buch steht, jeder Zoll ein Schnorrer mit öligen Bidermanmanieren, ein Virtuose in der Runst, aus der Armut ein Geschäft zu machen. Rosa Bohigemuth wetteiferte mit ihm als seine Frau in der Fertigkeit, die Leute zu
Wie plump mögen erst die Lügenanweisungen für minder Geübte sein? Es ist den Herrschaften mit dem Kampf gegen die Schuldlüge also nicht ernst - sie halten es für das größte Unglüd, wenn andere als fie auch gegen die Schuldlüge find. Sie müssen also täglich beten: Herr, erhalte uns die Schuldlüge und laß sie niemals zu sammenbrechen.
Im übrigen fonstatieren mir, daß Herr Berndt, Reichstagsabgeordneter, Redner der Deutschnationalen bei den Beratungen des Notetats im Reichstag, fich zu den geübteran Agitationsrednern der Patentnationalen zählt. Er verfuhr nach Vorschrift. de sids
Der Ahlemann.
Er freut sich und stellt Strafantrag.
Jener Ahlemann, der im Reichstage als Glaubensgenosse Hitlers auftritt, ist mit dem einen Erfolg seiner Ehrabschneiderei nicht zufrieden. Es genügt ihm nicht, den Genossen Breitscheid ohne jede Unterlage des Landesverrats bezichtigt zu haben, und, darob gestellt, feige zu fneifen. Er dürstet nach weiteren Lorbeeren und geht deshalb zum Gericht...
Das heißt, vorläufig fündigt er's an. Im Wulle- Blatt teilt er mit, daß er gegen das„ Berliner Tageblatt" Strafantrag gestellt, um dem Weltblatt des Judentums" etwas auf die Finger zu flopfen. Das sieht wie eine heldische Geste aus, ist aber nichts anderes ats ein Roßtäuschertniff. Denn vorher teilt der Ehrenmann mit, taß der unter Strafantrag gestellte Artifel des B. T." für ihn eine der schönsten Ehrungen" fet, die ihm jemals zuteil wurde; ferner sei es ihm eine ganz besondere Freude und Genugtuung gewesen, die gesamte Meute der Bandesverräter der verschiedensten Richtungen" gegen fich aufzubringen." OUT
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Was will der Ahlemann also? Er will so tun als ob und fich vom Staatsanwalt dann bescheinigen laffen, daß eine der schönsten Ehrungen" nicht gleichzeitig eine Beleidigung sein kann. Nach diesem Bescheid will er dastehen als ein Siegfried, der gegen Juden ins Feld rift, aber wegen dem Staatsanwalt nicht meiter fonnte. Er wird fein Glüd haben: es bleibt bestehen, daß dieser Ahlemann in
| dupieren. Annie Mewes, die sich immer mehr als ein begrüßens. wertes Lustspieltalent entpuppt, gab die Tochter Milly. Ein eni zückendes Flittchen mit füßem Blapper- und Schmollmäulchen von erfrischender Leichtheit und Sorglosigkeit.
Dgr.
Ein städtischer Rundfunkdienst in New York . Die Entwicklung, die der amerikanische Rundfunkbetrieb in den letzten Monaten genommen hat, ist höchst bemerkenswert. Bekanntlich gab es bisher in den Vereinigten Staaten teine besondere Lizenz für den Gebrauch von Rundfunkgerät, es waren also auch keine Gebühren für die Teilnahme am Rundfunk zu bezahlen. Das hatte darin seinen Grund, daß die großen Rundfunkgesellschaften Interessenverbände der Induſtrie waren, die schon aus Reklamegründen sich gegenseitig in Darbietungen zu überbieten suchten. Inzwischen haben sich die Verhältnisse auf dem Radiomarkte erheblich geändert, und die Betriebsgesellschaften sehen sich gezwungen, eine Gebühr von der Teilnehmerfchaft zu erheben. Das paßt dem Publikum wenig, und der Protest dagegen hat sich in der letzten Zeit in solchem Maße verstärkt, daß, insbesondere in New York , die städtischen Behörden sich der Sache des Publikums gegen die Industriellen angenommen haben. Die Stadt New York hat nun eine eigene drahtlose Rundfunkstation in Betrieb genommen, die mit einem Rostenaufwand von 50 000 Dollar im 25. Stockwerf des Stadthauses errichtet worden ist. Die Station hat die Aufgabe, in volkstümlicher Weise auf drahtlosem Wege Miteilungen über die City- Berwaltung, die früher nur in statistischen Berichten zugänglich waren, zu verbreiten, die Arbeit der Polizei, der Feuer- und Gesundheitsdepartements zu unterſtügen und Konzerte auszusenden. In einer charakteristischen Rede führte Bürgermeister Bylan aus, daß dem Bublifum Verlust freier drahtloser Konzerte drohte, weil die im Privatbesih befindlichen Rundfunkstationen Borkehrungen träfen, von den hörern eine Gebühr zu erheben, und daß die Einrichtung einer städtischen Station ein Kampfmittel sei um diesen Plan der Interessenten zu zerstören.
Roethes Jeffatt. Gustav Soethe, zurzeit Reffor der Berliner Universitat, im Hauptberuf nationaler Feitredner, läßt uns eine Einladung der FriedrichWilhelm- Universität" zugeben. Diefe veranstaltet zur dankbaren Erinnerung an ihren Elifter König Friedrich Wilhelm III. " am Sonntag einen Feitati. Herr Roethe wird wieder einmal des Vaterland retten und nach Gebühr diesen Trottel, der Friedrich Wilhelm III. war, feiern. Wie lange will die Republik fich noch diese Brobofationen gefallen und an ihrer ersten Bil bungsstätte solchen hohenzollernschen Hokuspokus treiben lassen.
Das Dramatische Thealer zu Berlin hat das Drama, Sancta Sufanna" bon August tramm für die fommende Spielzeit zur Erstaufführung
angenommen.
Ein Schmud museum ". Das Museum der Pforzheimer Kunstgewerbeshule ist neu geordnet worden und soll in seiner neuen Aufmachung ein nach neuzeitlichen Gesichtspunkten geordnetes„ Schmudmuſeum" zur Anregung und Förderung der Pforzheimer Edelmetallindustrie darstellen.
Spät beglichene Rechnung. Bei einem Besuche der amerikanischen Rechtsanwälte in Orford hat der Besizer einer dortigen Gastwirtſchaft ſeinen Bashingtons als Student am Colleg im Jahre 1683 ein Frühstüc schuldig Säften mitgeteilt, daß nach zeitgenössischen Aufzeichnungen der Urgroßvater geblieben sei. Die Anmälte haben die Forderung, die mit Zinsen auf 17 Schilling berechnet wurde, beglichen.