schränkung— die geringeren Renten sind durch Abfindung weggefallen— ist bis heute die Rente in der untersten Orts- klaffe 6,W M. im Monat. Die Kinderzulage beträgt je 20 Proz. Bei einer Erwerbsunfähigkeit von 50 Proz. an kommt ein Frauenzuschlag von 10 Proz. hinzu. Der voll Erwerbs- unfähige erhält in der höchsten Ortsklasse, wenn er Frau und 5 Kinder zu versorgen hat, S2,S0 M. Durch Pflege- zutage für Hilflose kann die Rente um 22,30 bis 37,50 M. steigen. Durch Ausgleichszulagen entsprechend der früheren Berufstätigkeit und dem militärischen Rang, steigt sie gegebenenfalls um 25 bis 50 Proz. Die höchste Rente be- trägt mit allen Zulagen bei 7 Kindern in höchster Ortsklasse 131,25 M. Das Witwengeld beläuft sich von 6,00 bis 19,80 M., das W a i f e n g e l d für jede Waise von 5,50 bis 15 M. Der Reichstag hat die Regierung, die hier eigenmächtig zu bestimmen hat, ersucht, vom 1. August an die Renten und Zusatzrenten um 5V Proz.(geplant waren 40 Proz.) zu er- höhen, die Ausgleichszulagcn auf 35 bzw. 70 Proz. zu be- messen. Damit steigt der niedrigste Satz auf 9,90 M., der höchste bei 5 Kindern ohne Pflege- und Ausgleichszulagen auf 73,75 M., bei 7 bis 8 Kindern, Pflegezulage und erhöhter Ausgleichszulage auf über 200 M., ein Fall, der nur als höchste Seltenheit bei allergrößter Bedürftigkeit vorkommen wird. Die W i t w e n f ä tz e steigen auf 9,90 bis 29,70 M., die Waisengeldcr auf je 8,25 bis 22,50 M. Einige weitere Vergünstigungen sollen Blinden und Witwen zuteil werden, den Abgefundenen(mit Renten bis 20 Proz.) soll, wenn der Aufwertungsausschuß, dem das überwiesen wurde, zustimmt, eine einmalige Nachzahlung von 30 bis 50 M. gemährt werden. Hoffentlich läßt die Re- gierung ihren Widerspruch gegen diese letzte kleine Beihilfe fallen. Den Altinvaliden von 1870 und noch früher soll die Rente von monatlich 10 M. auf 15 M. aufgebessert werden. Ferner hat der Reichspräsident die aus dem Dis- Positionsfonds gewährten laufenden Unterstützungen um ein Drittel, das ist von 6 bis 30 M. auf 8 bis 40 M. für Männer, von 4,50 bis 15 M. auf 6 bis 20 M. für Witwen erhöht. Der Minister erklärte, daß etwa ein Sechstel der Reichs- einnahmen, rund 700 Millionen Mark, für diese Zwecke ver- wandt wird. Der Beschluß des Reichstags erhöhte diesen Be- trag um 86, d. h. für den Rest des laufenden Geschäfts- jahres um 57 Millionen. Trotzdem werden die Opfer des Kriegs mit Recht weitere Forderungen erheben, die von uns entschieden unterstützt werden. Ein besiegter Staat, der die schwersten Kriegslasten tragen muh, kann keine großherzige Versorgung nach amerikanischer Art gewähren. Aber der „Dank des Vaterlands" muß sich, solange noch Ueppigkeit ge- deiht und Kriegsgewinne unbeschlagnahmt sind, in aus- gicbigerer und würdigerer Weife äußern als in solch kümmer- lichen Beihilfen, wie sie auch nach der Erhöhung laufen werden. Auch die Erwerbslosen werden weiter kümmern müssen. Der Beschluß des Reichstags erhöht ihre Bezüge in der Hauptunterstützung um 20 bis 25 Proz., die Familien- Unterstützung um 50 Proz. und beseitigt die bei solchen Min- destleistungen besonders unbillige geringere Unterstützung der weiblichen Erwerbslosen. Die Unterstützung im Krankheits- fall wird der sonstigen gleichgestellt. Gelang es dem ent- schiedenen und geschickten Vorgehen unserer Genossen im Aus- schuß, die Gleichstellung der Frauen und noch einige Verbesse- rungen(so Herabsetzung der Altersgrenze für den Anspruch auf Unterstützung von 18 auf 17 Jahre; unser Antrag lautete auf 16 Jahre) über das Maß der Vorlage durchzusetzen, so blieb doch das meiste weit hinter dem von unserer Seite Be- antragten zurück. Leider gingen auch die Kurzarbeiter bei diesen Bewilligungen leer aus. Die von uns geforderte Wiedereinführung der Unterstützungspflicht lehnte der Reichs- tag ab. Er beließ es bei dem Ermessen der Länder und er- suchte nur die Reichsregierung, die Gemeinden zu besonderer Fürsorge für notleidende Kurzarbeiter zu verpflichten und be-
Der Revolutionär Wagner . Bon Dr. Kurt Singer. I. Hier in Bayreuth lernt man wieder, sich um das Wesen der Wagnerschen Musik zu kümmern. Im Alltag sind solche Sorgen Mrscheucht und die Gerechtigkeit mit umgekehrtem Vorzeichen läßt oft genug Verdi, den Antipoden Wagners, läßt jüngstes Schaffen schnell, allzuschnell als das allein Seligmachends erscheinen. Bayreuth führt uns an die 5kernprobl«me wieder heran. Und wir fühlen: Wagner war ein Vorklang alles Heutigen, er ist das klastische Muster des subjektiven Gefühlsausdruckes(und dies gleich in der Vollen- dung), er gibt der Aesthetik vor seiner und nach seiner Zeit neue Gesetze. Das seelische Erlebnis spiegelt stch nicht nur in seinen Werken, es ist lückenlos m ihm enthalten. Di« klastisch« Form, die vorgesetzte Entwicklungslinie, das in Symmqhne Erbaute ist Feind des Persönlichen, ist Niederschlag einer objektwen Kunstschau. Di« Nomantik, ja schon der Romantiker Beethoven bricht mit diesem Stilprinzip. Der Klang soll nichts sein als Ausdruck, Exprestion im höchsten Wortsinn. Wagner ist Meister der größten, in Musik leben- den Gefühlsintensität, das mitreißendste Temperament des 19. Jahr. Hunderts, der rauschhafteste Mime und der originalste Theatermann. Sem Werk ist mit seinem Leben, dem der Sinne wie dem der Seele innigst vermengt. Unlösbar das Erdenwollen dieses Feuergeistes mit Eindruck und Ausdruck seiner Kunstgestaltung. Und da nun die Musikdramen Wagners,„Ring",„Tristan".„Meistersinger ", vor allem gesättigt sind, erfüllt von Strebungen, Spannungen, Erschütte- rungen der»Menschen, so muß jeder Willige Wesenszüge Wagners selbst aus seiner Musik heraushören können. Da ist nun Wagner viel weiser, viel natürlicher und ehrlicher als feine Bayreuther Um- gebung, als es der große Kreis der Wagnerianer jemals glauben möchte; jedenfalls viel freier und revolutionärer, als es die politische Atmosphäre in Bayreuth heutzutage verrät. Der königlich sächsische Kapellmeister Richard Wagner hat in Dresden 1849 aktiv Revolution gemacht. Vielleicht war auch hier der Urtrieb seines Redens und anfeuernden Schreibens die Sehn- sucht nach einer neuen Kunst, die nur im Geiste des Umschwungs erstehen konnte; aber ohne Schwanken wählte er unter zwei poli- tischen Parteien diejenige, die mit der Monarchie aufräumen und die Republik einführen wollte. Ganz pantheistisch predigte er rn seinem„Jesus von Nazareth" die Liebe aller zu allen, betrachte« unter dem Licht dieser sozialen Gleichheit Staat, Familie, Eigen- tum. Begeistert preist er in seinem Aufsatz„Revolution" all« Segnungen, all« Freiheiten des Umsturzes. Klingt nicht solch re- volutionäres, solch Umstellen des ganzen Menschen auf die Liebe im„Ring'-Zyklus wieder? Bekommt hier nicht der Haß auf das Gold, der Fluch gegen die Entsagung der Liebe herrlichsten Aus» druck? Und die freie heldische Siegesgestalt Siegsricds, der den
sonders belasteten Gemeinden durch Abzweigung aus dem Beitragsauskommen der Erwerbslosenfürsorge die nötigen Mittel zuzuführen. Auch die S e e l e u t e werden nach Zusage der Regierung in Bälde der Erwerbslosenunterstützung teilhaftig werden. Die Regierung berechnete den Mehraufwand der Reichs- kasse auf jährlich 60 Millionen, die aus Mehrerträgen der Um- satzsteuer und der Kapilaldeckungssteuer gedeckt werden sollen. Ob dabei die für den Fall der Zollerhöhung vorgeschlagene Herabsetzung berücksichtigt ist? Unsere Genossen forderten zur Deckung der oorgeschlage- nen Mehrleistungen neben der Verfünffachnng der Tantieme- steuer, von der kein sehr großer Ertrag zu erwarten ist, eine Erhöhung der Steuer auf-große Bermögen. Bei der Zu- sammensetzung des Reichstags natürlich vergebens. Wir muten der bürgerlichen Gesellschaft wahrlich nicht mehr zu, als sie bei Erhaltung ihres Klassencharakters leisten kann. Aber die mindeste Notdurft der vielen Millionen, die heute als Opfer unserer Gesellschaftsordnung verkümmern, muß von ihr gefordert werden. Wir werden dabei nicht müde werden. Den Wählern wird es obliegen, dafür zu sorgen, daß die Sache der Notleidendsten in der Volksvertretung bessere Aussichten findet. Die„notleidenden" Großlandwirte werden über Mangel an Verständnis der Reichstagsmehrheit für ihre „Belange" nicht zu klagen haben.
Eine Reüe Wurths. Schwerte , 4. August. (TU.) Auf der gestrigen Kundgebung der Zentrumsjugend im Wahlkreis Dortmund-Hörde sprach u. a. auch der frühere Reichskanzler Dr. W i r t h vor ungefähr 3909 Zen- trumswählern. Er führte u. a. aus, daß seine etwas spät« Rück» kehr ins politische Leben nicht etwa müde Reststenz ge- wesen sei, und daß seine Rückkehr Kampf für das deutsche Volk und seine Errungenschaften bedeute. Er freute sich über die Aus- schmückung des Saales in schwarzrotgoldenen Fahnen. Weiter schilderte er die politischen Verhältnisse in Rußland , Italien sowie in dem übrigen Ausland. Nach seiner Meinung könne Deutschland und letzten Endes die ganze Welt sich nur erholen, wenn jeder an seinem Platze in diesem Sinn« seine Pflicht erfülle. Er verwarf den Rechts- und Linksradikalismus und betonte, daß nur der Auf- bau der Wirtschaft Rettung bringen könne. Wenn die kommenden Londoner Verhandlungen zu einem befriedigenden Ergebnis für Arbeitnehmer und Arbeitgeber führten, dann könne auch Deutsch- land wieder an seine Gesundung denken.
Späte Aufklärung. Der Mord an Gareis. München , 4. August. (Eigener Drahtbericht.) Aus der Zeit jener Mißwirtschaft in der Münchener Polizeidirektion, wo unter Pöhmer als Polizeipräsident die Münchener Polizei zum Schlupf- winkel und zur Brutstätte rechtsradikaler Bestrebungen und Untaten geworden war, stammt bekanntlich auch der Mord an dem Genossen Gareis am 19. Juni 1921. Trotz einer Reihe von Anhaltspunkten konnte damals die Staateanwaltschaft kein Licht in das Dunkel dieses Verbrechens bringen. Run hört man plötzlich, daß neue Nach- forschungen der Polizei insofern ein Ergebnis gezeitigt haben, als die in letzter Zeit wieder aufgenommenen Erhebungen des Staatsanwalls dem Untersuchungsrichter so viel Material in die Hände gegeben haben, daß dieser iri der vergangenen Woche bereits zahlreiche Zeugen vernehmen konnte. Gleichzeitig steht auch, wie man hört, der Mord an der Haus- angestellten Sandmayer, die am 6. Oktober 1929 im Forsten- rieder Pauk meuchlings erdrosselt worden war, vor der Aufklärung. Die Untersuchung in dieser Mordsache brachte seinerzeit nur so viel ans Tageslicht, daß das Mädchen früher in einem Schlosse beschäftigt war, in dem sich ein geheimes Waffenlager befunden hatte, das der Ententekommission verraten worden war. Bei der Leiche der Er- mordeten wurde ein Zettel mit folgenden Worten gefunden:„Du verdammtes Weib, du Verräterin des Vaterlandes, du wirst ge-
wetterfesten Herrscherstab Wotans in Stücke schlägt, ist nicht auch sie ein Beweis für Freiheit, Sehnsucht und den Willen, von alt- gewordenen, scheinbar scstgesügten Staatsnormen loszukommen? II. Wagner , der politisch« Revolutionär, war das so stark und so von innen her, daß man seinen Kaisermarsch nur als bestellten Schmarren hinnehmen kann. Die Freundschaft mit König Ludwig allerdings zog ihn wieder in unfreiere politische Gefilde, die aber zum Teil stark egoistisch bestimmt waren. Nun war allerdings die künstlerische Revolutton so intensiv zu seinem Lebensziel ge- worden, daß ihn die staatliche Revolutton kalt ließ. Sein« Auf- gäbe lag höher. Dennoch: nicht einem König, dem Volke ist die „Meistersinger "-Partitur recht eigentlich gewidmet, dem Volke, das letzte kritische Instanz im Wettgesang der Meister sein sollt«. In dieser wundervollen Mahnung des Hans Sachs zeigte sich der Vw > wärtsmvnn Wagner von seiner schönsten Seelenseit«. Denn das ist wohl ohne Zweifel: Hans Sachs , der Meister, der, unter Meistern geboren, den schwersten Stand des Sichdurchringens hat, dieser Hans Sachs ist Richard Wagner selber. Damals, in den sechziger Iahren des vorigen Jahrhunderts, erblühte schon der Gedanke Bayreuths als eines Festspiels für alle, die teilhafttg werden wollten einer reinen Volkskunst. Ohne Rot, ohne Geld sollte den Sehnsüchtigen Erfüllung ihrer Wünsche werden. Viel Jugend zog hin, gestützt vom Stipendienfonds. Aber Tau- sende von Arbeitenden, von Studierenden, von geistigen Menschen sehen heute, wie immer nur Reich« nach Bayreuth pilgern können. Das ist sicher nicht im Sinne Richard Wagners , aber wohl in einem mit Kunst verbrämtem kapitalistischen Unternehmen nicht zu um- gehen. Wagner , der Revolutionär, würde auch heute vieles vvn seinem szenischen Reglement verwerfen, würde Dekorotton, Kostüme, Schritt und Bewegemg unstarrer behandeln, er würde vielleicht nicht an der Theaterkunst der Russen oder Reinhardts totenlos vorbeigegangen fein. Folgt hier Bayreuth feinem Meister, der auch seiner Zeit ein so großes Stück vorauseilte? Gute Dirigenten, Re- gisseure, Sänger gibt es auch außerhalb Bayreuths . Stellt sich das heutige Bayreuth durch Stilrcinheit, Größe der Gesamtleistung, em- heitliche Rhythmik noch immer in das Zentrum einer fast abgs- storbencn Wagnerbewegung? Ist Bayreuth — schwer ringt sich die Frage los— noch lebensftart und notwendig? Eine neue Kunst zwingt neue Gesetze auf. Altes, noch so Hehres wird Historie. Das ist Schicksal von Ideen, Richtungen, Künsten. Wagner ist keine Richtung, oder vielmehr er ist zugleich Anfang und Ende einer Richtung, die e-n halbes Jahrhundert lang grade blieb. Wagner lebt; Bayreuth ist vielleicht am Sterben in dem Augenblick, da es neu erstand. Was 1876 strahlte, was 1913 noch einen Glanz und Schimmer von Genies Gnaden hatte, das ist heute, 1924, alt, blaß, überlebt. Ein neuer Geist muß einziehen. Siegfried Wagner , der die Reichsfahne von 1879 auf dem Festspiel-
richtet von der schwarzen Hand!" Ein semerzett über ein Jahr lang in Untersuchungshaft behaltener Mann namens Schweighardt muß« mangelsBeweises wleder auf freien Fuß gesetzt werden. Nunmehr sitzen mehrere junge Leute, die in den Jahren 1921/22/23 als Verbindungsoffiziere rechtsradikaler Organisationen in München eine gewisse Roll« gespielt haben, seit mehreren Wochen in der Mordsache Sandmayer hinter Schloß und Riegel. Es ist nicht aus- geschlossen, daß die weitere Aufklärung einen engen Zusammenhang beider Mordtaten ergibt._ j"
Luüenöorffs tägliche �etze. München , 4. August. (Eigener Drahtbericht.) In einer von der Ortsgruppe München des völkischen Frontkriegerbundes ver- anstalteten Gedenkfeier an die alt« Armee hielt auch Ludendorff ein« längere Rede, in der er u. a. erklärt: Es ist ein Verbrechen an der deutschen Jugend, in der Schule ihr das Heldentum der Antike vorzuenthallen, wo die größten Heldentaten der Weltgeschichte von deutschen Soldaten vollbracht worden sind. Das Vaterland und die deuttche Regierung hätten alle Ursache, stch darüber klar zu werden, welch ungeheure Summe an Kraft in den deutschen Front- kricgern geruht habe. Aber diese Kraft sei schon vor dem Weltkriege nicht dem deutschen Heer« zugeführt worden. Damals nämlich, als er, Ludendorff, im Jahre 1912 die Vermehrung des Heeres um drei Armeekorps oerlangt habe. Hätten wir diese 159 999 Mann mehr gehabt, dann hätte kein Feind gewagt, uns anzugreifen. Dieselben Leu«, die sein« Forderung damals ablehn«n, hätten nach- her im Weltkriege dem Heere wiederum nicht sene Kraft zugeführt, die vorhanden war; im Gegenteil, sie hätten die Kraft des Heeres unterhöhlt, bis wir wehrlos waren. Wir Front- foldaten(I) wollen daher nicht ruhen und rasten, bis dieser Landesverrat vor die Stufen des Gerichts ge- zogen wird. Wir wollen, daß das alte Heer diese Sühne vor der Weltgeschichte bekommt."— Am Schlüsse seiner An- spräche verbreitete sich üudendorff über die Grundlagen des oltei, Heeres und wandte sich dann auch gegen das„pazifistische" Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. 3um Republikaner -fibbau. Rückzug des Bürgcrblocks in Hannover ? Hannover . 4. August.(TU.) Der Magistrat hat sich am Freitag mit dem Anttage des Oberbürgermeisters Leinert, den Abbau- beschluß des Bürgeroorsteherkollegiums als ungesetzlich zu be- anstanden, längere Zeit beschäftigt, ist aber zu keiner Beschluß- fassung gekommen. Die Sachlage hat sich inzwischen auch insofern geändert, als das Bürgeroorstehertollegium den Oberbürger- meister aufgefordert hat, sich zu dem Abbaubeschluß zu äußern. Es will den Anfang Juli gefaßten Beschluß nur a l s «inen vorläufigen Beschluß angesehen wissen und nach Anhörung des Oberbürgermeisters im September erst endgültig über den Abbau beschließen._
Rückkehr zum �chtstunüentag. Essen, 4. August. (Eigener Drahtbericht.) Di« Stadtverordneten- Versammlung in Hamborn nahm einen sozialdemokratischen Antrag auf Wiedereinführung der 48-Stund«n- Woche an Stelle des bisher gellenden 19-Stunden-Tages für die städtischen Beamten und Arbeiter an. Strafankrag gegin die„Deutsche Tageszeitung". Dem Amtlichen Preußischen Pressedienst wird aus dem Landwirtickafts- Ministerium geschrieben:„Da sich die„Deutsche Tageszeitung" aus nichtigen Gründen geweigert bat, eine pressegesetzlickie Be- richtiguiig ihrer unwahren Behauptungen und Verdächtigungen in dem„Höhere Pflichten" überschriebenen Aufsatze ihrer Nr. 352 (Abendausgabe vom Dienstag, den 29. Juli d. I.) aufzunehmen, hat der preußische Landwirtschaitsminister Dr. Wen dar ff nunmehr Slrafantrag gegen diese Zeitung gestellt." Eine Begnadigung. Der im Dezember 1922 vom Kriegsgericht in Mainz wegen angeblicher Spionage zu 5 Jahren Gefängnis oerurteilte Regierungsrat Prange ist einer Haoas-Meldung zu- folge begnadigt worden.
haus hißt, steht auf dem Boden tradittonsller Paragraphen. Der Paragraph und der Buchstabe töten den Geist. Auch den mm Bayreuth . Ein paar Blitzlichter der Aufführungen sollen folgen.
3m Zeichen öes blitzenSen Hammers! Die Vokonskinder prüfen ihr Blut. — heul! Heul! Heul! Der Jude wird verbrarint! Verbrannt wird auch der Kalender, der die Tage nach der Geburt des Juden Christi zählt. lind der doch bestimmt ein Jude war! Deswegen haben die ganz ge- siebten Arier den„jüdischen Kalender" geändert und beginne,: nun- mehr ihren Kalender mit dem Jahre, in dem nach Sage und Ge- schichte Armin der Cherusker im Teutoburger Walde die Römer schlug. Heul! Die Erneuerung Deutschlands marschiertl Heul! Wer auch nicht das kleinste Tröpfchen Juden- oder Negerblut in stch fühlt, wird Mitglied des Greifenringes deutschen Ordens. Nicht nur Arier, sondere, auch Arierinnen können Mitglied desselben werden. Nachstehend wollen wir das Anmeldungsschreiben einer solchen Thusnelda veröffentlichen: „An die Kanzlei des Gre-fenringes deutschen Ordens. Ich---, geb.--- jetzt Stütze in---,--- stroße, bitte um Aufnahm« in den Greifenring deutschen Ordens. Ich ver- sichere an Eides Statt, daß ich frei von jüdischem oder farbigem Blute bin, soweit ich es feststellen konnte." Die Antwort und gleichzeitig die Aufnahmebescheinigung sieht wie folgt aus: „Deutschgeboren........ Nachdem Du Dich dem Greifenrng im Hohen Deutschen Orden aus deutschem Willen zugewandt, die ersruderliche Bürgschaft er- bracht. Dein Blutsbekenntnis abgelegt und cucb der Handfeste die Treue geschworen hast, nehme ich Dich auf in unsere hohe gottümliche Gemeinschaft, als Kämpfer für deutsches Wesen, im alten Recht, in deutscher Sit«. Gedenke Deines deutschen Geschlechts. Heber uns fchweht die ewige Reichskrone, ringe nach ihr, halte Stand im Sturm mit festem Herzen, mit starker fjand! Das Zeichen des Lichls, der blitzende Hanrmer, wacht über uns! Blut um Blut, Treue um Treu «, Heimat zu Heimati Ich grüße Dich!" Beim blitzenden Hammer des Thors, daß es derartige Vollblutidioten in Deutschland gibt, glauben selbst wir nicht. Heul!
Die Ursache des Ergrauen» der Haare. Aerzt« und Hygi-niker haben sich noch Kräften bemüht, die Ursach« des Ergrauens der Haare zu ergründen, ohn« daß es ihnen gelungen wäre, sich aus eine einmütige Formel zu einigen. Aus den jüngsten Forschungen scheint aber wenigstens das«ine hervorzugehen, daß das Alter nicht die ausschließliche Ursache des Ergrauens ist, daß vielmehr ebenso