Nr. 36441. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Unsere kleinen Edisons.
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Wer hätte nicht schon mit dem Gedanken gespielt, auf etwas,| Fächern die Patentschriften enthalten. Jedes Fach ist durch eine bas wie eine Erfindung aussieht, ein Batent zu nehmen! Irgendein Klappe verschlossen, auf das die Gruppe und Unterabteilung verKniff, den man zufällig findet, spiegelt einem die Möglichkeit vor, merkt steht. Hebt man diese Klappe hoch, so kann man den Inhalt etmas Gegensreiches für die ganze Menschheit und für den eigenen an Patentschriften an sich nehmen sich auf einer beliebigen Platz Geldbeutel gefunden zu haben, und wenn nun gar gute Freunde ießen und nun in aller Muße den Inhalt studieren. Nachher bringt man das Konvolut wieder in das betreffende Fach. Also ganz nach noch den Gedanken bestärken, ist bis zur Patent- oder wenigstens dem System Bediene dich selbst". Und das Vertrauen in den bis zur Gebrauchsmusterschutzanmeldung nicht mehr weit. Die Mehr- Ordnungssinn und die- Redlichkeit der Menschen, die sich in diesem zahl der zufälligen" Erfinder ist nun zwar glüdlicherweise noch System ausspricht, wird felten getäuscht. Dernünftig genug, um den Lockungen des Ehrgeizes zu widerstehen, aber es gibt leider unzählige problematische" Naturen, die sich umaufhörlich mit Problemen selbst schwierigster Art- beschäf. tigen und nicht ruhen, bis sie ihr Barvermögen in fruchtlosen Erperimenten aufgezehrt haben. Wer die Verhältnisse kennt, weiß, daß ungefähr die Hälfte der Anmeldungen nicht zur Patenterteilung tommt und daß viele Patente feine praktische Ausnutzung finden. Zahlen beweisen.
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Schlagen wir das Buch der Statistiken auf, so finden wir uns vor Zahlen gestellt, die je nach unserer Gemütsveranlagung- unsere Ver- und Bewunderung hervorrufen. Geben wir einen Ueberblick über die seitenlangen Angaben, die zugleich den Umfang der Arbeit des Patentamtes tennzeichnen! Im Jahre 1922 waren in Kraft geblieben 70 108 Patente, 1923 wurden angemeldet 45 209 ( ein Plus von 6553 gegen 1922), erteilt wurden 20 526( 189 mehr als 1922), abgelaufen oder sonst erloschen waren 14 446, so daß Ende 1923 ein Bestand von 76 188 Patenten war, also ein Plus von 6080 gegen 1922( gleich zirka 8 Proz.). Aufgeführt sind diese Zahlen in 89 Patenitlaffen, von denen wir die mit über 1000 Anmeldungen hier aufführen:
Elektrotechnit
angemeldet
erteilt
5163
2315
Motorwagen, Fahrräder
2688
754
Luft- und Gasmaschinen
2241
809
Instrumente
1963
1114
Chemische Verfahren usw.
1834
872
Maschinenelemente
1643
694
Landwirtschaft, Tierpflege
1534
627
Sport, Spiel, Luftschiffahrt
1198
511
Gesundheitspflege
1123
590
Hauswirtschaftliche Geräte
1024
491
Eisenbahnbetrieb.
1005
616
Die Zahlen zeigen schon deutlich die Gebiete, auf denen der moderne Erfindungsgeist noch Triumphe feiern zu können glaubt; fie zeigen aber auch, daß vielfach noch nicht die Hälfte der Ansprüche zur Berwirklichung gelangten. Am günftigsten ist das Verhältnis bei den Instrumenten, menig günstig bei Motorwagen und Fahrrädern. Die Klassen, die noch mit zirka 500 Anmeldungen beglückt wurden, feien auch noch furz aufgeführt; auch sie kennzeichnen die industrielle Sphäre unserer Zeit. Es sind dies: Beleuchtung, Färberei, Dampftessel Dampfmasainen, Druckerei, Farben, Feuerungsanlagen, Heizungsanlagen, Hochbauwesen, Kurzwaren, Metallbea beitung, Papiererzeugniffe, Photographie, Schiffbau, Schlosserei, Rontorgerät, Signalwesen, Lon- und Steinverarbeitung, Transportwesen.
Nun noch, um die Welt der Zahlen zu erschöpfen, einige Daten über Gebrauchsmusterschuh: Von 1891-1923 waren Ansprüche angemeldet 1 102 625; in den Jahren 1919-1922 im Durchschnitt zirka 50 000, 1923 wurden angemeldet 37 200, davon 26 800 eingetragen. An Warenzeichen wurden von 1894-1923 angemeldet 539 917, eingetragen 309 560; im Jahre 1923 waren die betreffenden Zahlen: 20 709 refp. 13 240.
Ein Stündchen im Arbeitssaal des Patentamts.
Das Patentamt in der Gitschiner Straße ist für jedermann offen; man braucht nicht wie in der Staatsbibliothet eine Benuhungskarte für den Lefefaal zum Preise von 2,50 M. zu ersbehen. Freilich Gäfte, d. h. Fremde, werden sich nicht allzu oft hierher verirren; die praktische, aber naturgemäße Einrichtung bietet feinen beson deren ästhetischen Genuß. Man betritt den mit der Straße parallel laufenden Saal durch eine Tür in der Mitte, sieht vor sich auf erhöhter Tribüne den Hüter all dieser Schäße, der bereitwilligft Ausfumft erteilt, und fann sich nun den Wänden zukehren, die in fleinen
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Der Musik folgte ein artiger Knig der kleinen blaffen Anna, die ein dünnes 3öpfchen mit einer übermäßig großen fledermausartigen schwarzen Schleife trug. Das Kind war von den traurigen Aufregungen verstört und still. Der neue Mann mit dem hölzernen Fuß und dem Instrument gefiel ihr trog seiner Fremdheit. Sie wurde sehr zutraulich. Sie mar fünfjährig, ein Mensch in jenem Alter, in dem man noch ein wissender Gott ist, vor dem die verborgene Güte der anderen sichtbar liegt wie buntes Gestein unter flarem Bergwaffer.
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Dann floß das Gespräch, unterbrochen von Kaffee und hausgebackenem Kuchen, eine stille Totenfeier für Herrn Blumich. Er hatte eine großartige Garderobe", rühmte die Frau, und gerade so gewachsen, wie Sie, war er auch. Zwei braune Anzüge sind kaum fünf Jahre alt, damals war er noch Soldat und ich hab mich um ihn gesorgt, wäre er doch draußen gestorben, wer fann da wiffen, vielleicht wäre der Schmerz fleiner und das Kind nicht da, ein vaterlofes Kind! Ach, Sie wissen ja nicht, wie eine ganz allein, mutterseelenallein stehende Frau in dieser bösen Welt lebt. Sie können das gar nicht wissen, die Männer fönnen das gar nicht wissen."
,, Meine Mutter, die Selige, war auch eine junge Witwe geblieben," glaubte Andreas sagen zu müssen. ,, Und sie hat nie wieder geheiratet?" ,, Ja, sie hat einen Klempner genommen." ,, War er brav?"
,, Sehr brav."
,, Lebt er noch?"
,, Nein, sie sind beide im Krieg gestorben." ,, Beide im Krieg?"
Ja, beide."
,, Nun, wenn man so glücklich ist, und der zweite Mann auch ein guter treuer Lebenskamerad." Hier hielt es Frau Blumich angezeigt, zu weinen, sie suchte nach ihrem Taschentuch, fand es und brach aus.
Andreas hielt diese traurige Szene nicht mit Unrecht für eine günstige Fügung. Jetzt fonnte er es mit Aussicht auf Erfolg wagen. Und indem er sich über die schluchzende Frau beugte und wie von ungefähr ihre Brust streifte, sagte er: Ich will Ihnen immer treu sein."
Die Fächer enthalten, wie gesagt, die geltenden Patente: dem Wissensdurstigen ist aber natürlich darum zu tun, die noch schwebenden Patentanmeldungen, die auf zwei Monate zur Einsicht aus.
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Ein Erfinder bei der Arbeit.
liegen, fennen zu lernen, um sich zu überführen, daß seine geniale Idee" nicht gleichzeitig in einem anderen Kopfe entstanden ist. Hierzu bedarf es der Meldung bei einem der Beamten, die das Gewünschte heraussuchen. Eine Liste über diese angemeldeten Patente liegt zur Durchsicht aus.
Patent- Sparbüchsen.
Neben diesem Arbeitssaal sind noch drei große Räume dem Publikum zur Verfügung gestellt, in denen die Schreibmaschinen ihrem Getöse freien Lauf laffen können. Endlich steht noch die hinter dem beschriebenen großen Soal befindliche Bibliothek der Benutzung offen. Etwa 300 Befuer sind mindestens zu verzeidynen darunter auffallend viele Dom weiblichen Geschlecht. Soweit diese in den Bureaus der Patentanwälte oder der Firmen angestellt sind, unterscheiden sie sich wenig von den Sonstigen Tippdamen, nur muß bei ihnen das Zeichen- und Mathematittalent ausgebildet worden sein, da sie auch die Figuren usw. der Patentschriften zu topieren haben. Aber neben diesen jüngeren, die oft unter der Leitung eines Mannes vom Bau" tätig sind, fieht man auch ältere Frauen, meist die Gattinnen der Erfinder oder auch vielleicht Selbsterfinder? Es mocht einen beinahe feierlichen Einbrud, wenn man eine solche Frau mit Zirkel und Lineal han
tieren sieht, um uns unverständliche Figuren von Kreisen, Ellipsen nebst Radien, Tangenten usw. mit ihren schlanken Fingern hervor zuzaubern.
Dienstag, 5. Angust 1924
Der allgemeine Arbeitseifer stedt an; wir gehen auf gut Glüd cuf eine Wand zu, heben eine Klappe hoch und holen das Konvolut heraus. Wir haben es ut getroffen. Die Aufschrift lautet: Sparbüchsen. Wir blättern in dem Konvolut und zählen: 23 Deutsche, 10 Engländer, 11 Amerikaner, 1 Pole, 1 Grieche, 1 Däne und 1 Schwede haben sich mit dem Problem der Sparbücyse beschäftigt und so viel Gehirnschmalz aufgewendet, um für ihre Lösung eine Patentanmeldung nach Hause tragen zu fönnen. Bei einigen ist vermerft: Sparbüchse, auch als Spielzeug ausgebildet" es geht nichts über die menschliche Einsicht, den Kindern vernünftiges Spielzeug vorzuenthalten. Aber den Hauptclou haben wir noch verschwiegen: In den Jahren 1921 und 1922 haben 5 Deutsche sich Sparbüchsen für Papiergeld" patentieren laffen alle Achtung vor der Voraussicht dieser Erfinder, die ja wohl eine stubengroße Sparbüchse hätten planen müssen, um dem beglückten Rinde das Sparen in den damals üblichen Hundert- und Tausendmarkscheinen zu ermöglichen.
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Tribut an die Frau.
Schon die von uns mitgeteilte Tabelle der Anmeldungen zeigt, daß Gesundheitspflege und hauswirtschaftliche Geräte mit je über 1000 Anmeldungen vertreten sind. Man sieht. daß auf die Frauenwelt hinreichend Rüdsicht genommen wird. Da Gesundheitspflege auch viel Kosmetik enthält und wir nicht indistret sein wollen, be= schränken wir uns zum Schluß auf Sauswirtschaftliches". Aus der Liste der jetzt angemeldeten Patente ersehen wir das Neueste:„ Entfernen für Steinobst"," Borrichtung zum Reinigen von Meffern und Gabeln",„ Geschirrwaschmaschinen",„ Schneidemaschinen"," Ge= müsehobelmaschinen", Fleischzerkleinerungsmaschinen mit Vorrichtung für Gemüsezerkleinerung"," Fensterbehangzugvorrichtung" zufammenklappbare Stühle" es ist, wie man fagt, alles da. Und das Zusammenklappbare"( oder das ihm Verwandte) spielt überhaupt eine große Rolle: Da gibt es ein Kinderbett, das sich in einen Kinderstuhl mit Tisch verwandelt", ein Tornister( oder Rucksack), der zum Siggerät wird", eine Stüße für den Oberkörper des Reisenden", eine„ Tischplatte, am Gepäcknez aufzuhängen" usw. Hoffentlich wird auch bald der Regenschirm erfunden, der sich bei gutem Zureden in eine Zweizimmerwohnung mit Nebengelaß“ verwandelt was zur Abhilfe der Wohnungsnot sehr willkommen wäre.
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Unendlich viel Mühe ist auf alle diese Entwürfe verwendet worden. Unendlich viel Hoffnungen steden in thnen. Und Tausende von Erfindern, den Kopf mit den abenteuerlichsten Gedanken, Plänen und Wünschen erfüllt, sigen daheim und warten sehnsüchtig, daß sich auch ihnen der ewige alte Menschheitstraum der Kleinen und Bedrückten erfüllen möge: Frei zu werden, hier durch eine erfolgreiche Erfindung, von den Sorgen und Nöten des Daseins. Und wie wenig geht von all den Wünschen in Erfüllung!
Nacht im Walde.
Welcher Großstädter, abgesehen von den Jugendwanderern, hat je den Zauber einer Sommernacht im Freien erlebt? Man denke
nicht an jene" Naturschwärmer", die in irgendeinem Gartenlokal bei Aikohol und die Luft verpestendem Feuerwerk die Natur genießen, um bei Lokalschluß mehr oder minder schwer geladen grölend nach Hause zu ziehen. Eine Sommernacht im Walde ist schön und auch dem Berliner ist es bequem genug gemacht, einmal hinauszukommen aus der Haft der Großstadt, einmal auszuspannen ohne die Einengung durch den Steinkasten Berlin . Es ist acht Uhr abends. Langsam versinkt der Sonnenball hinter dem Horizont. Noch lebt die Natur, munier treiben die Eichhörnchen ihr lebhaftes Spiel. Meister Specht klopft von Baum zu Baum. Zahllose Schmetterlinge und andere Infeften flattern von Blüte zu Blüte. Aber man merit schon, daß die Tiere ruhiger werden. Die Natur versucht nicht, die Sonne fünstlich zu ersetzen. Die Dämmerung bringt Ruhe für die meisten Tiere und Pflanzen. Allmählich verstummen die Bogelstimmen, die munteren Insekten suchen ihr Nachtlager auf, es wird Nacht, tiefe Nacht im Walde, so ruhig und doch wieder unruhig, da die Totenstille auch das geringste Geräusch aus der Ferne zu uns heranträgt. Der Schrei jedes aus dem Schlafe gestörten Bogels flingt schaurig zu uns herüber, jedes durch die Dunkelheit schleichende Bild verrät sich durch das Knacken der Aefte. Pst, ruhig, ein hirsch tritt mit drei weiblichen Tieren aus der Schonung. Die Richtung ist günstig, sie wittern uns nicht. Ruhig äsen sie vor unseren
Frau Blumich entfernte das Taschentuch und fragte mit| Einbrecher. Welch ein Unterschied zwischen ihm und Willi einer fast schüchternen Stimme: Wirklich?"
,, So wahr ich hier fize."
Frau Blumich stand auf und drückte einen Kuß auf Andreas Stirn. Er suchte ihren Mund. Sie fiel auf seinen Schoß. Sie blieb dort sizen.
,, Wo wohnst Du jest?" fragte sie.
In einer Pension," sagie Andreas. ,, Es ist nur wegen der Leute. Sonst tönnten wir morgen schon zusammenziehen. Wir warten vielleicht vier Wochen." ,, So lang?" fragte Andreas und schlag beide Arme um Katharina, fühlte die stramme Weichheit ihres Körpers und wiederholte flagend: So lang?"
Katharina riß sich mit einem entschlossenen Ruck los. ,, Was sein muß, muß sein," sagte sie streng und so überzeugend, daß Andreas ihr Recht gab und sich fügte, aber allfogleich die süßesten Zukunftsträume zu spinnen begann.
6.
Was war er doch für ein Glückspilz! Dergleichen Dinge geschahen nicht alle Tage, es waren feine gewöhnlichen Dinge, es waren Wunder. Wie viele feinesgleichen erwarteten jetzt zitternd den Winter, wie einsame schwache Gesträuche, wissend, daß fie preisgegeben und zum Tode verurteilt und dennoch ohne Kraft, dem langsam vernichtenden Schicksal durch einen schnellen Selbstmord zuvor zu fommen. Ihn aber, Andreas Bum, unter tausend Invaliden, hatte die Witwe Katharina Blumich erwählt, die er langsam und wie um sich vorzubereiten ,,, Rathi" zu nennen begann. Sein war nun das erträumte Weib, das startbusige, breithüftige, warme; brünstige Weichheit entströmte ihrem Körper, ein verlangender und betäubender Dunst, der langentbehrte Duft des Weibes, der selbst schon schwellend ist, wie das Fleisch, wogend, wie ein Bufen, der Duft, in den man sich betten tann, wie auf einen Leib.
Reich an Vorzügen war Ratharina Blumich. Aber nicht viel ärmer erschien in manchen Stunden Andreas sich selbst. Er war ein Mann von feltenen Gaben des Gemüts. Fromm, sanft, ordnungsliebend und in vollendeter Harmonie mit den göttlichen und den irdischen Gefeßen. Ein Mensch, der den Priestern ebenso nahe stand wie den Beamten, von der Regierung beachtet, man fonnte sagen: ausgezeichnet, niemals vorbestraft, ein tapferer Soldat, fein Revolutionär, ein Haffer und Berächter der Heiden, der Trinker, der Diebe und der
zum Beispiel! Zwischen ihm und den vielen anderen, Unfontrollierbaren, die in den Höfen spielten und sangen und all das ohne Lizenz! Der fernhallende Schritt des Polizisten erschreckte sie, stets konnte sie die Anzeige des bösen Nachbars erreichen, die geringen Einnahmen verloren sie am Schanttisch, Zuhälter, Berbrecher, die sie waren! Wieviel Beispiele fonnte Andreas an seiner Spitalzeit nur anführen, wie wimmelte es unter den Kranten von Heiden! Wieviele hatten häßliche, entstellende und ansteckende Krankheiten! Die armen Weiber! Sie wußten ja gar nicht, wem sie sich auslieferten! Aber Andreas war rein an Körper und Seele, wie geimpft gegen Sünden und Leiden durch das Leben gegangen, ein gehorsamer Sohn seines Vaters und später ein gern gehorchender Untergebener seiner Borgesezten. Er schielte nicht nach den Gütern der Reichen. Er troch nicht durch die Fenster in ihre Villen. Er überfiel niemanden in den dunklen Alleen des Parks. Dafür belohnte ihn das Schicksal mit einem musterhaften Weibe. Jeder ist seines Glückes Schmied. Er verdiente das Gute. Nichts fällt einem so in den Schoß. Rebellen denken so. Sie täuschen sich. Sie fallen immer herein. Blöglich unterbrach ein Schrecken Andreas' fröhlichen Gedankenflug. Der Schmied Bossi fiel ihm ein und sein eigenes Zittern vor der Kommission, dem er die Lizenz zu verdanken hatte. Wie, wenn sich dergleichen wiederholte? Wer konnte wissen, ob nicht in seine Glieder, in feinem Körper, in fein Blut der Keim des Zitterns gelegt war, ob er nicht zur unrechten Zeit sprießen und start würde, den armen Andreas überwältigend und ihn vernichtend? Wie kam er eigentlich dazu, vom Schicksal vor allen anderen ausgezeichnet, eine Lizenz zu befizen, ohne dauernd zu zittern? Bürde das Geschick fich nicht plötzlich einmal feinen Lohn holen? Er wollte Sicherheit haben, zum Doktor gehen.
Zum Doktor? Wir haben ein berechtigstes Mißtrauen gegen die Doktoren. In ihren Wartezimmern wird man frank. Während sie mit ihren Händen, ihren Instrumenten, ihrem Berstand nach unserer Krankheit forschen, überfällt sie uns, an der mir niemals gelitten. Die Brille des Doktors, sein weißes Gemand, der Duft, den er ausströmt, die mörderische Sauberkeit seiner Gläser und Pinzetten liefert uns dem Tod aus. Noch hat ein Gott, der über allen Dottoren ist. über unsere Gesundheit zu entscheiden; und da er sich bis jetzt so freundlich erwiesen, ermutigt er uns geradezu selbst, auf ihn zu bauen.
( Fortsetzung folgt.)