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Geplanter Hitler- Putsch in Memel  ?

Angaben der litauischen Polizei.

Memel  , 4. Auguſt( Eigener Drahtbericht). In der Nacht zum Sonnabend wurde bei einem Handlungsgehilfen But   in dem Vorort Janischten von der Polizei eine Geheimfihung deutschvölkischer Geheimbündler aufgehoben. Die Sigung hatte angeblich den Zweck, die letzten Borbereitungen zu einem Putsch in der Nacht vom 4. zum 5. August zu treffen. Es wurden 12 Personen verhaftet, während 3 Personen durch ein Fenster entfamen. Die Polizei will umfang reiches Material beschlagnahmt haben, aus dem hervorgehe, daß der Putsch den Zwed verfolge, das Memelgebiet als Freistaat mit absoluter Autonomie auszurufen. Da der Polizei an­geblich schon seit langem die Absichten der Organisation bekannt waren, wurde, um die Untersuchung nicht zu stören, die Aushebung dieser Führerversammlung bisher geheimgehalten. Es sollen finanzfräftige Personen des Memelgebietes und solche aus Deutschland   dahinter stehen. Nach dem vorhandenen Material follte sich der Angriff vorzugsweise gegen die Führer und Mit­glieder des litauischen Hilfskomitees richten, das seiner zeit an dem ebenso putschistischen litauischen Ueberfall auf das Memelgebiet beteiligt war.

Inzwischen sind bereits 27 Personen verhaftet. Weitere Berhaftungen stehen bevor. Unter dem aufgefundenen Material befindet sich eine umfangreiche Korrespondenz und eine Teilnehmer­lifte von über 500 Personen. Der Klub hatte sich das Gesetz ge= geben, daß jeder Verrat der Organisation und der Pläne mit dem Tod bestraft werden solle. Nach dem Butschplan war beabsichtigt, cbends 11 Uhr die Kaserne zu stürmen, die Soldaten zu entwaffnen und den Bahnhof und das Postamt zu besetzen. Darauf sollte die deutschvölkische Hitler Organisation in Tilsit  , die von cinem früheren Hauptmann Ammon geführt wird, über die Grenze marschieren und Memel   besetzen. Unter den Verhafteten befinden fich einige ehemalige Offiziere der früheren deutschen Armee. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich aus dem Vorgehen diplomatische Berwicklungen ergeben.

Die Memeldeutschen rücken von den Putschiften ab. Memel  , 5. August.  ( WTB.) Gegenüber den von mehreren Blättern des Memelgebiets verbreiteten Nachrichten über einen Butsch bersuch im Memelgebiet, teilt das Memeler Dampf boot" mit, Die Stichhaltigkeit der umlaufenden Gerüchte fönne erst an Hand einer eingehenden Untersuchung geprüft werden. Es dürfte sich dann her­ausstellen, daß fein einziger angesessener und landstän biger Memelländer an einer solchen Bewegung, wenn sie wirklich borhanden gewesen sein sollte, beteiligt sei. Ganz unwahrscheinlich fet im besonderen das Gerücht, daß memelländische finanz fräftige Kreise hinter den Putschversuchen ständen. Es sei ledig. lich eine Versammlung von jungen Leuten ausgehoben worden, von benen anzunehmen sei, daß sie deutschnationalistischen Verbänden angehören; etwa 17 von ihnen seien in Haft genommen worden. Außerdem solle auch belastendes Material beschlagnahmt worden sein. Infolge dieses Vorkommnisses sei auch eine Reihe von Haussuchungen vorgenommen worden, so bei dem Vorsitzenden des memelländischen Kulturbundes und einigen hier weilenden reichs. deutschen   Persönlichkeiten, bei denen aber nichts Be­aftendes gefunden worden sei.

Gareis' Mörder

werden nicht gefunden!!

Münchm, 5. August.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Erhebungen des Staatsanwalts und die Zeugenvernehmungen des Unter­fuchungsrichters im Falle Garais haben bis jetzt noch keine neuen Verdachtsmomente gezeitigt. Die Untersuchung nimmt ihren Fortgang. Ueber die Ergebnisse im Falle der Ermordung der Haus­angestellten Sandmayer und des Kellners Hartung, der im Jahre 1921 ermordet wurde, wird strengstes Stillschweigen beobachtet.

Ludendorff   in Weimar  .

Beimar, 5. August.  ( Eigener Drahtbericht.) Anläßlich des Parteitages der Nationalsozialisten" wird am 17. August in Weimar   eine Kundgebung stattfinden, bei der Ludendorff   das Wort ergreifen soll. An der Kundgebung, die nach den heiligen Ver­sicherungen der Völkischen einen unpolitischen Charakter tragen foll, werden sich Stahlhelm" und die übrigen Baterländischen Verbände beteiligen. Die Kundgebung ist nach unseren Informationen nichts

mit den tausend Zielen"( Sibyllen- Verlag in Dresden  ). Die geheimnisvolle, begrifflich nicht faßbare, aus dem Urgrunde seelischen Eriebens und schöpferischer Phantasie empordrängende Notwendig feit fünstlerischen Gestaltens wird uns hier mit seltener Klarheit offenbar.

Außerordentlich groß ist die stoffliche Vielfältigkeit dieses Dich ters. Wegner ist ein Wanderer durch die ganze Alte Welt( Europa  , Borderasien, Nordafrika  ). Aber nicht die mannigfachen, in leuchten­den Farben und greifbarer Plastik vor uns erstehenden Landschafts­bilder sind wesentlicher Inhalt seiner Darstellung. Sie sind nur Sie sind nur Rahmen für den Menschen, in dessen Seele der Dichter hinabtaucht, dessen Leiden, Schmerz und Traurigkeit er mitfühlt und den er aufruft zu beherzter Erneuerung menschheitlicher Gesinnung. Für fein starkes, gütiges Menschentum ist gerade in diesen Tagen furcht­baren Erinnerns der im Oktober 1914 in Polen   entstandene, Räte Rollwitz   gewidmete Zyklus Das Lazarett" besonders bezeichnend. Ueberall strömt eine tiefe Gefühlsinbrunst aus, mitunter von be­zaubernder Bartheit. Der Grundzug von Wegners Persönlichkeit ist freilich männliche Herbheit und vorwärtsstürmendes Kämpfertum. So wird aus dem Boeta Ahasverus" schließlich ein Apostel. Dieser stoffliche Reichtum wird durch gewaltig mitreißende forsale Reize verklärt. Die Sprache dieses Dichters ist von erzener Bucht, üppiger Bildkraft und flingender Wortmusit. In seiner Rhythmik gewinnen Fülle und Temperament seines Menschentums leidenschaftlich lebendige Gestalt. Unter den Fahnenträgern des heranbrechenden neuen Kulturzeitalters steht Armin T. Wegner   in borderster Reihe. Bz­

Kunstwerke auf Teilzahlung. Die Werkhilfe bildender Künstler, eine im Neuen Rathaus   von Berlin- Schöneberg   eingerichtete gemein­üzige Organisation, die Zweigstellen in München  , Leipzig   und Frankfurt  a. M. in letzter Zeit sich schaffen konnte, hat eine neue Einrichtung getroffen, veranlaßt durch die Geldknappheit, die einen pölligen Stillstand auch im Absatz von Kunstwerken herbeiführte. Unter Ausschaltung aller Nebenverdiener übernimmt nun die Werk hilfe den Berkauf von Kunstwerken auf Teilzahlung. Die Ein­richtung gibt den Künstlern die Möglichkeit, Freunden ihrer Werke, Deren wirtschaftliche Sicherheit allerdings verbürgt sein muß, ihre Arbeiten zu verkaufen, auch wenn diese Kunstfreunde zurzeit nicht über die nötigen Barmittel verfügen. Der Käufer hat ein Drittel Der Kaufsumme als Anzahlung, den Rest zinslos in Raten direkt an die Werkhilfe abzuführen.

Der 4. unionistische Kirchenfongrek wurde am Sonntag in Belehrad   in Mähren   geschlossen. Er sollte unter Anwesenheit Des Prager päpstlichen Nuntius die Möglichkeiten einer Union wischen der römischen und der orthodoren Kirche auf­fuchen. Der Kongreß war von fatholischen geistlichen Würdenträgern aus aller Welt, besonders aus den slawischen Staaten, sowie auch von der östlichen Orthodoxie beschickt worden. In einer Zuschrift bon orthodorer Seite wurde als Haupthindernis für den Unionis mus das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes bezeichnet. Rafpufins Todesftätte. In dem ehemals dem Fürsten Jussupow ge­hörigen Balais in Petersburg   werden die Zimmer, in welchen 1917 der berüchtigte Rasputin   seinen Tod fand, dem Publikum jezt gezeigt.

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I

weiter als eine Gegenfundgebung gegen die des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold am Verfassungstag.

Die oberschlesischen Reichstagsmandate.

Keine Gültigkeitserklärung bis zur Neuwahl. Schlesische Zentrumsblätter bringen die Meldung, daß von einigen Parteien im Reichstag ein Gesezentwurf eingebracht werde, wonach die Mandate der oberschlesischen Reichstagsabgeordneten bis zu den Neuwahlen für gültig erklärt werden sollen. Ein solcher Gefeßentwurf sei bereits in Arbeit. Wie wir dazu aus dem Reichs­innenministerium hören, war wohl nach der Ungültigkeitserklärung der oberschlesischen Wahlen von einem derartigen Plan im Reichstag   die Rede. Man hat diesen Plan jedoch wieder fallen lassen. Es existiert daher weder ein solcher Gesetzentwurf von irgendwelcher Partei, noch von der Regierung. Die oberschlesischen Wahlen, deren Verschiebung bis zu den Preußenwahlen das schlesische Bentrum gern gesehen hätte, finden am 21. September statt.

Der abgebaute Abbau- Spekulant.

P

Jener Herr Schellen aus Dresden  , der sich so boreilig um den Posten Scheidemanns als Oberbürgermeister bon Kassel bewarb und sich dabei als Preußischer Geschäfts­träger" in Dresden   bezeichnete, ist, wie wir erfahren, schon seit dem 1. April nicht mehr Preußischer Geschäftsträger, da die Stelle aufgelöst und ihr Inhaber abgebaut ist. Er hat also den Briefkopf seiner Amtsstelle nachträglich zu Unrecht gebraucht. Heute ist er lediglich Ministerialrat z. D.

Der Verleumder am Pranger.

Halle, 5. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der Führer der hie­sigen Ortsgruppee des Stahlheim", Oberstleutnant Düst er berg, hatte vor einiger Zeit in einem rechtsstehenden Halleschen Blatte die wüstesten Angriffe gegen den sozialdemokratischen Reichstags­abgeordneten Sollmann gerichtet, der im November 1918 Mit­glied des Kölner   Soldatenrates gewesen ist. Düsterberg behauptete, der Kölner   Soldatenrat habe die Absicht gehabt, dem Front­beere jegliche Zufuhr von Lebensmitteln über den Rhein   zu sperren, und hielt diese Behauptung auch trotz einer Berichtigung Sollmanns aufrecht. Nummehr veröffentlicht Genosse Sollmann im Halleschen Volks­Düsterbergschen Anwürfe enthält. blatt" einen offenen Brief, der eine scharfe Zurückweisung der Sollmann nennt den ehren­werten Oberstleutnant öffentlich einen gemeinen Ehrab schneider und ehrlosen Verleumder" und fordert ihn auf, ihm Gelegenheit zu geben, vor Gericht die Berechtigung dieser Charakteristik nachzuweisen. Er selbst werde in diesem Falle alles tun, um durch Aufhebung seiner Immunität als Abgeordneter den Prozeß zu beschleunigen. Die Leistungen des Kölner   Soldatenrates sind von so vielen militärischen und zivilen Behörden, vor allem aber von Offizieren des Großen Hauptquartiers anerkannt worden, daß dieser Düfterberg sein blaues Wunder erleben wird, wenn ich ihm seine Kameraden als Zeugen gegenüberstellen werde. Es gibt jc glücklicherweise viele Offiziere mit höherem Ehrgefühl, die nicht mit einem Burschen von der lügnerischen Größe dieses Düfterberg verwechselt werden können."

C

Der proletarische Bruderkrieg. Ein Warschauer Kommunist von einem anderen erschossen.

Warschau  , 4. August.  ( WTB.) In einer sozialistiscent Versammlung im Theatersaal tam es gestern au Busammenstößen mit einer starken fommunistischen Gruppe, die zum Worte gelaffen zu werden verlangte, was die Sozialdemokraten vers weigerten. Dabei verwundete ein Kommunist Dialy durch einen Messerstich einen Sozialisten und wollte entfliehen. Als einige sozialistische Arbeiter ihn festzuhalten versuchten, gab ein zweiter Kommunist einen Schuß in die Menge ab. Die Kugel traf den Kommunisten Dialy in die Bunge. Es entstand eine allgemeine Schießerei, bei der elf Personen teils schwer, teils leicht verlegt wurden. Der Kommunist Dialy wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf seinen Verwundungen er lag. Zwischenfall an der polnischen Ostgrenze.

Warschau  , 5. August.  ( Poln. Telegr.- Ag.) Gestern früh haben etwa hundert Banbiten die ruffische Grenze überschritten und das polnische Grenzstädtchen Stolpzh überfallen, das Stadtamt und die Post beraubt und demoliert. Während des Ueberfalls sind einige Personen ums Leben gekommen und einige verwundet worden. Die Behörden haben eine energische Untersuchung eingeleitet, um die Art und den Charakter des Ueberfalls festzustellen.

Folgen des Wilnaraubs.

Wilna  , 5. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der zurückgetretene Borsigende der radikalen polnischen Sejmfraktion, Thugutt, hat in einer Fraktionsvorstandssigung die Lage im Wilnagebiet und in den anderen Randgebieten Polens   als bedrohlicher denn je bezeichnet; wenn nicht bald eine Wandlung eintrete, sei in diesen Gegenden mit einem bewaffneten Aufstand zu rechnen, durch den entweder Polen   die neuangegliederten Provinzen entrissen würden, oder es käme zu den blutigsten Kämpfen inner­halb des polnischen Staates. Dazu käme, daß die borsche wisti che Agitation genährt würde durch die unzulänglichkeit der polnischen Verwaltung, die teine reale Arbeit leiste und die Interessen des Staates und seiner Bürger mißachte. Die polnische Presse gibt gleichzeitig der Befürchtung eines meiß­russischen Aufstandes Ausdruck. Wie unsicher die Ver­hältnisse geworden sind, beleuchtet am besten die Tatsache, daß auf der Eisenbahnstrecke Wilna- Warschau in Zwischenräumen von je 200 Meter Feldpolizeiposten stehen. Da an verschiedenen Punkten der Strecke Dynamit und Bomben lagern sollen, Die weigern fich die Lokomotivführer, die Züge zu führen. Polizeiwachen werden fast täglich angegriffen. Besonders schwierig gestaltet sich die Bewachung der Brücken und Biadukte. Im ganzen verkehren nur noch wenige Züge, die zudem mit Polizei­truppen besetzt sind.

Moskau  - Paris  .

Die russische   Handelsvertretung in Frankreich  . Paris  , 5. August.  ( Eigener Drahtbericht). Der Sowjetdele­gierte Ramen eff, der dieser Tage in Paris   eingetroffen ist, hatte eine Reihe von Besprechungen mit den leitenden Direktoren der Großbanken über die Frage einer teilweisen Anerken nung der russischen Workriegsschuld als Gegen­leistung für eine von der Sowjetregierung angestrebte große An leihe. Die im vergangenen Jahre aus Anlaß eines Gerichts­urteils, das der russischen Handelsdelegation in Paris   die juristische Berechtigung absprach, geschlossene Handelsvertretung Sowjet­rußlands in der französischen   Hauptstadt ist unmittelbar nach der Ankunft Kameneffs wieder eröffnet worden. Jedoch steht noch nicht fest, ob sie ihre Tätigkeit in früherem Umfange wieder aufnehmen wird, wie sie seinerzeit durch die Abberufung Stobelews unterbrochen worden war.

Die Rede Macdonalds.

( Fortsetzung von der ersten Seite.)

Macdonald führte weiter aus: Was die wirtschaftliche Räumung des Ruhrgebiets anbelangt, so ist ein sehr sorgfältiger Entwurf von Sachverständigen ausgearbeitet wor den, die die Lage im Ruhrgebiet   und die Lage Deutsch­ lands   fennen. Die alliierte Gesamtkonferenz hat diesem Ent­wurf zugestimmt. Was die militärische Belegung anbelangt, fo ist die Lage die folgende: Die Sachverständigen haben erklärt: Wir können uns darüber nicht aussprechen, weil es nicht im Rahmen unserer Aufgabe steht, aber wir wünschen die Regierungen, die unseren Bericht ausführen, darauf hinzuweisen, daß, wenn sie die wirtschaftliche und die steuerliche Einheit Deutschlands  wahren wollen, sie sich daran erinnern müssen, daß die militärische Besetzung

darauf ein wirken fönnte. Die französische   Regierung hat ganz klar zum Ausdruck gebracht, daß sie das Ruhrgebiet   befeht hat nicht aus Gründen der Sicherheit, nicht um ein Gebiet zu besetzen, nicht aus Gründen irgendwelchen militärischen oder politischen Charakters, sondern weil Deutschland   in Verzug geraten war. Die Franzosen fagten, fie ergriffen Sanktionen gegen diese Verfehlung und daß sie die Hand auf einen bestimmten wirtschaftlichen Apparat legen wollten, der nun unter gewissen notwendigen militärischen Vorsichtsmaßregeln im Interesse Frankreichs   arbeiten sollte. So stehen die Dinge.

An dieser Stelle trat in England eine Sendestörung ein, so daß wir den WTB.- Bericht anfügen müssen. Nach diesem hat Macdonald erklärt, er würde

nicht einwilligen, daß ein britischer Soldat auch nur eine Minute länger in Köln   bleiben würde, als es notwendig wäre, um die England durch den Versailler Vertrag auferlegten Bedingungen ehrlich zu erfüllen. Niemand wolle, daß sich diese Sache hin­schleppe.

Macdonald führte weiter aus, daß die Sicherheiten bei einer Verzugserklärung so vollkommen wären, daß, wenn das Sanktionsstadium erreicht wäre, wahrscheinlich Einstimmigkeit über die Frage herrschen würde. Er glaube, daß in nicht langer Zeit ein Schiedsgericht geschaffen werden würde, um über die strittigen Fragen des Versailler Vertrages zu entscheiden. The man nicht dieses Schiedsgericht erreicht habe, würde es teine Sicherheit geben. Das sei indessen eine Frage des Versailler Vertrages und nicht des Dawes- Berichtes.

Macdonald erklärte weiter, in der Debatte seien Fragen auf­geworfen worden darüber, wer die Einfünfte kontrollieren werde, und wie die Sagungen und Verfügungen entworfen werden sollen. Die Regierungen seien übereingekommen, die Reparationskommission damit zu betrauen. Die Arbeit sei tatsächlich getan. Die Reparations­fommission habe mit der Unterstützung eines amerikanischen  Sachverständigen eines Mitglieds der Sachverständigenkomitoes diese Arbeit getan, und es müsse jeht nur noch sorgfältig untersucht werden, ob dies geschehe. Was die Frage der Ernennung des Kom­misfars für kontrollierte Einfünfte betreffe, so sei im Dawes- Bericht vorgesehen, daß er von der Reparationstommission er­nannt werden solle. Irgendwo, sei es durch besondere Bezugnahme oder durch irgendeine allgemeine Erklärung, seien alle diese Ernen­nungen von Sachverständigen vorgesehen worden. Macdonald fuhr fort, ein von Lloyd George   aufgeworfener Punkt liege ihm sehr ant Herzen. Das Haus werde sich in fürzester Zeit vertagen, und er geregelt werden müsse, sei, daß man eine Vereinbarung empfehlen zweifle, ob die Arbeit bis dahin vollendet sein werde. Was jetzt noch könne, die befriedigend genug sei, um unterzeichnet zu werden. Wenn irgendeine ernste Gefahr entstehen sollte, so müsse er Schritte iun, um das Parlament zu Rate zu ziehen. Sein eigener Eindruck fei, daß keine derartige ernste Frage entstehen würde, und wenn es zu einer Vereinbarung kommen sollte, so würde es eine Vereinbarung sein, die das Haus bereitwilligst annehmen würde, und

wenn feine Vereinbarung zustande käme, und die Konferenz fehlschlagen sollte und er habe keineswegs diesen Eindruck aber wenn sie fehlschlagen sollte, so glaube er, daß sie fehlschlagen würde wegen einer Meinungsverschiedenheit, die das Haus, wenn man ihm darüber Bericht erstatten würde, als eine sehr unange­nehme, jedoch eine äußerst unvermeidliche Notwendigkeit hin­nehmen würde. Daher glaube er, daß, außer wenn irgendeine sehr ernsthafte Abänderung getroffen werden sollte, das Haus in die Ferien gehen und es der Regierung in London   überlassen könnte, die Arbeit zu vollenden.

Was Lloyd Georges Erklärung betreffe, daß feine Mitteilung bezüglich der Räumung des Ruhrgebiets erfolgt sei, erklärte Mac­donald: Soweit die wirtschaftliche und fistalische Räu­mung des Ruhrgebiets in Betracht täme, habe er sich damit bereits befaßt. Diese sei vollkommen endgültig.

Nach dem TU.- Bericht sagte Macdonald zur

Frage der militärischen Räumung des Ruhrgebiets Frankreich   habe das Dawes- Gutachten angenommen und sich mit den neuen Methoden einverstanden erklärt, um Repara­tionen zu erhalten. Er glaube daher nicht, daß die französische öffentliche Meinung den Verpflichtungen gegenüber blind sei, die die französische   Regierung durch ihre eigenen Erklärungen auf sich genommen habe. Was die englische Besetzung der Kölner  Zone anbetrifft, so liegt ein Grund für die englische Regierung. vor, diese Frage mit der Frage der französischen   Besetzung des Ruhrgebiets irgendwie zu verquiden.

Macdonald ging dann auf die Santtionsfrage ein und erklärte: Keine Regierung fönne nunmehr Sanktionen Deutschland  gegenüber ergreifen, solange nicht die Reparationstom­mission offiziell eine böswillige Verfehlung Deutschlands   festge­stellt habe. Diese Erklärung müsse erfolgt sein, bevor die Re­gierungen zusammentreten fönnen, um auch nur die Frage der Möglichkeiten von Santtionen zu erörtern. Die weiteren Ausführungen Macdonalds lagen bei Redaktions­schluß noch nicht vor.

Malzahn und die Delegation.

Eine Erklärung zur ,, Hohen Politik".

Zu der im Abendblatt   abgedruckten Mitteilung unter der Ueber. schrift ,, Hohe Politit" erhalten wir aus dem Ministerium des Aus­märtigen eine Zuschrift, in der versichert wird ,,, daß die Mitteilungen der Zuschrift sowohl in tatsächlicher Hinsicht wie bezüglich der Schlußfolgerungen jeder Grundlage entbehren". Das Reichskabinett hat sich, wie man uns erklärt, mit der Entsendung einzelner Mit­glieder der Delegation überhaupt nicht beschäftigt; Herr von Fried­ berg   ist nicht Legationsrat, sondern Vortragender Legations­rat und war, da er Referent für die Fragen des besetzten Gebiets im Auswärtigen Amt   und einer der besten Kenner dieser Fragen ist, von vornherein vom Auswärtigen Amt   als eines der wichtigsten Mitglieder der Delegation in Aussicht genommen; mit der Dele. gation sind nicht nur Legationsräte, sondern auch die Steno­typiftinnen und das übrige Personal nach London   gereist."

Das letztere ist in der von uns veröffentlichten Zuschrift nicht bestritten worden, es steht sogar fest, daß auch Herr v. Friedberg  mit nach London   gereift ist, und zwar gleichzeitig mit der Des legation. Im übrigen würden wir uns freuen, wenn es richtig wäre, daß ein solcher Wunsch des Staatssekretärs v. Malzan an Herrn v. Friedberg   nicht übermittelt ist, wie es in der Zuschrift be= hauptet wurde. Aber die Mitteilung stammt aus einer uns als so zuverlässig bekannten Quelle, daß wir es ihr überlassen müssen, sich zu der Erklärung des Amts zu äußern. Wir zweifeln nicht, daß bas sehr bald geschehen wird.