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Nr. 366+ 41. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Als Landstreicher in Berlin  .

Die folgende anschauliche Schilderung aus dem Wanderburschen Ieben wird uns von einem schreibgewandten Mitglied der Zunft Zwischen Wald und Heide" übergeben.

Wieder einmal bin ich in Berlin  . Zwei Jahre hindurch lag ich auf der Landstraße. Ganz Deutschland   habe ich als Wanderbursche fennengelernt, von der Ostseeküste bis zum Bodensee   habe ich deutsche  Gaue durchstreift. Was zog mich jetzt nach Berlin  ? Es ist das alte Lied, wer heimatlos geworden ist oder sich heimatlos gemacht hat, glaubt hier in der Millionenstadt Unterschlupf und Arbeit zu finden. Auch ich hoffte, hier endlich einmal feste Beschäftigung zu finden, Auch ich hoffte, hier endlich einmal feste Beschäftigung zu finden, um nicht mehr wie ein Verfolgter von Ort zu Ort ziehen zu müffen. Nun, es war nichts, heute noch nimmt mich die Landstraße auf; der große Steinkasten ist kein Aufenthalt für unfereins. Ueberall, wo ich um Arbeit vorsprach, scheiterte jede Bemühung an den Schicksals: fragen, die von jeher dem einmal heimatlos gewordenen den Wieder­cintritt in das geregelte Leben erschweren, wenn nicht gar ver sperren. Haben Sie Papiere?"" Wo wohnen Sie?" Auf die Verneinung dieser Fragen erfolgt regelmäßig das mir schon lange vertraute abweisende Achselzucken, wenn nicht gar Androhung mit Polizei und anderen Annehmlichkeiten. Der dritte und gewöhnlich der Hauptpunkt fam bei mir nicht einmal in Frage: die Kleidung. Denn wie der einzige Anzug, den man fast ununterbrochen, in Sonne und Regen, am Tage und des Nachts, trägt, aussieht, per­mag sich wohl jeder auszumalen. Der Sorge war ich enthoben, da mir ein Menschenfreund in einem kleinen Städtchen auf dem Wege nach Berlin   einen vollständigen Anzug mit allem Drum und Dran, Wäsche, Schuhe usw., geschentt hatte. As einigermaßen anständig gefleideter Mensch habe ich mich dann nachher überall ungehindert bewegt, während on meiner Seite Schicksalsgenossen, denen man das Unglück an den zerlumpten Kleidern ansah, von den Beamten als verdächtig abgeführt wurden. Es gibt ein altes Sprichwort: Kleider machen Leute! So war ich, wenigstens in dieser Beziehung, beruhigt. Wo aber in Berlin   bleiben? Afnl, Herberge? Nein, da wirkte schon diese instinktmäßige Scheu var der Kontrolle. Die paar Mart, die ich in der Tasche hatte, mußten zu Brot aufgehoben wer­ben. Also draußen bleiben. Das Wetter ist schön, und Freiquartier bei Mutter Grün bin ich gewöhnt. Nur einen Fehler beging ich, der mir allerdings nichts schadete, auch ich suchte, wenn ich auf der Arbeitssuche vom ungewohnten Pflastertreten übermüdet war, die Wartesäle der Bahnhöfe auf.

Auf dem Bahnhof.

Was ist es, was uns immer wieder zum Bahnhof treibt? Ist es das Gefühl des Geborgenseins, das sich einstellt, wenn man im gedeckten Raum gemütlich am Tifo figen tann? Ober ist es der Gedante daran, daß der Zug uns schnell zur Heimat bringen fönnte? Sei es der dumme Bengel, der nach einem Streich von House fortgelaufen ist, sei es der Stromer oder Bettler, ja selbst der Berufsverbrecher, alle werden wie durch einen Magneten zum Behnhof gezogen. Die Polizeibehörden machen sich bekannt­lich diesen Vorgang zunuze und, gebrauchen die Bahnhöfe als Maujefallen. Man erkennt diese Gestalten bald. Jedesmal, wenn ein Schaffner oder Grüner den Wartesaal betritt, zuden fie zu fammen. Er fönrte doch nach Fahrkarte oder Ausweis fragen. Und dann die Hyänen der Bahnhöfe! Ueberall auf den Bahnhöfen der Großstädte habe ich diese elenden Gesellen gefunden. 3igarette gefällig?" Mit diesen einleitenden Worten haben sich mehr wie emmal Unbekannte zu mir gesetzt. Was wollten sie? Man merkt es nach wenig Worten: Haarmann ist nicht nur in Hannover   mög­lich! Pfui Teufel über diese jungen Burschen, die als bezahlte 3u treiber für die Gelüste anderer die Not ihrer Mitmenschen ausnüßen. Cine ähnlidye Gesellschaft ist die Sippe der Auffäufer. Sie machen fich on die jungen Leute heran, die, reichlich mit Gepäd, aber mit menig Geldmitteln versehen, auf der Durchreise sich im Wartesaal aufhalten. Berkauf doch deine Sachen, ich zahle gut." Und nur zu viele laffen fich beichwaben. Das Geld loft, die unerfahrenen, sich meistens auf der Suche nach Arbeit befindlichen Reisenden fagen sich, hier bekommst du Bargeld, das dir fehlt. Kleider und Wäsche

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Die Rebellion.

Roman von Joseph Roth  .

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kannst du dir wieder kaufen, wenn du verdienst. Und so geben sie für einen lächerlichen Preis ihre ganzen Wertsachen hin. Und das Ende? Die Arbeit bleibt aus, das Geld wird verbraucht, ohne Klei der und Wäsche verkommen sie, der Schluß ist Asyl, Landstraße, Verbrecher. Ja, die Frechheit dieser Händler" geht soweit, daß fie die guten Anzüge vom Leibe abkaufen und dem dummen Provinzler dafür einen alten andrehen. Würdig zu dieser Sippe der Käufer" paßt die der Verkäufer"." Uhr gefällig? Spottbillig!" Und wirklich, wer Geld hat, kann hier Wertgegenstände jeder Art zu Spottpreifen erwerben, vorausgesetzt, daß er sich über die Herkunft der Sachen fein Kopfzerbrechen macht. Nun, ich hatte nichts zu verkaufen und auch fein Geld, um etwas zu laufen, ja, es reichte mir nach einigen Tagen nicht mehr zu Brot. Arbeit fand ich trotz aller Bemühungen nicht. Ich hatte genug von Berlin  , nur noch die Antwort auf einige Chiffreangebote, um die ich mich beworben hatte, wollte ich ab­

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warten, und dann hinaus, zurück auf die Landstraße. Aber wohin folange? Da fiel mir der Grunewald   ein. Und so wanderte ich hinaus,

Gewitternacht im Grunewald.

Endlich wieder im Grünen! Nur das Wetter sieht bedrohlich aus. Also nicht zu weit hinaus, sondern in der Nähe des Bahnhofes geblieben, wo die Brücken der Autostraße Schutz vor Regen bieten. Es wird langsam dunkel, von fern setzt schon das erste Gewitter­grollen ein. Die letzten Spaziergänger eilen im Sturmschritt zum Bahnhof. Bis das Gewitter hierher zieht, hat es aber noch Zeit. So lege ich mich im Grase hin und schlafe auch bald ein, bis ich durch schwere Regentropfen unsanft geweckt werde. Verschlafen blicke ich umher, bis ich merke, daß es Zeit ist, in Deckung zu gehen. Also los, im Sturmschritt unter die Avus. Der Weg ist leicht zu finden, unaufhörlich zuden die Blige und erleuchten alles taghell. Unter der Unterführung finde ich schon zwei abgerissene Gestalten, die unbe­fümmert um Regen und Donner den Schlaf des Gerechten schlafen. Das gute Beispiel wirkt, ich lege mich auf der anderen Bordseite nieder und penne, bis ich auf einmal fräftig gerüttelt werde. Bist du wasserdicht?" Was ist nun los? Schnell springe ich auf. Draußen stürzt der Regen in Strömen, unaufhörlich grollt der Donner, der unter den Wölbungen der Brüde doppelt start wider hallt. Da der Weg zur Brücke hinab tiefer liegt als die Chauffee, stürzt alles Wasser zu uns hinunter. Der Fahrdamm ist ein wogen

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Stille Kinder fommen uns immer wie wissende Beobachter vor und es schmeichelt uns, wenn wir ihnen gefallen. Die warme Lebendigkeit der kleinen Kinderhand nahm Andreas, ohne es zu wissen, auf den einsamen und langen Heimweg mit. Manchmal dachte er an Anni, mit einer freu Andreas' Nächte gebaren diese Gedanken und Befürchtundigen Hoffnung, daß sie bald ganz sein eigenes Kind würde. gen, fruchtbar und beständig, bald grausam und bald freund Stundenlang fühlte er in seiner gehöhlten Hand ihre fleine lich. Ach! Das alles war wohl nur die Sehnsucht nach katha weiche Fauft wie einen Bogel. Wiejo tam es, daß man rina Blumich. Die Tage aber, die erfüllt sind von der Ge- andere Dinge vergaß, die man berührt hatte, und Annis Fauft schäftigkeit der anderen und unserem eigenen Tun, die hellen nicht? Es war vielleicht so, daß die Hände ihr eigenes Ge­Straßen und ihre eilenden Menschen, die Kinder in den Höfen dächtnis hatten! Tirili! Ihr eigenes Gedächtnis! Sonderliche und die Dienstmädchen an den Fenstern geben uns, obwohl Gedanken denkt man, wenn man glücklich ist. fie nichts gemein haben mit dem Ziele unseres Herzens, dennoch die tröstliche Gewißheit, daß wir es erreichen. Bor allem flang jeder Tag in einen Nachmittag im Hause der Frau Blumich aus, der Kathi, in einen Kaffee und in ein geflüstertes Liebesgespräch. Dieses bestand keineswegs aus eitlen oder verlegenen, heißen und gestammelten Liebes schwüren, sondern verfolgte praktische Zwecke und erwies die großen Vorteile der weiblichen Klugheit, die niemals ohne

Anmut ist.

Wir werden das Geschäft ausbauen," sagte Katharina. Wir werden einen fleinen Efel kaufen und Deinen Kasten auf einen Handwagen stellen, dann brauchst Du ihn nicht zu schleppen!"

Welch ein leuchtender Kopf! Welch ein liebreicher Einfall: einen Esel zu taufen!

Ein Esel ist ein dummes, aber geduldiges Tier! dachte Andreas. So oft hatte er davon gehört. Efel halten viel aus. Dieses Tier war wie geschaffen für unsere Swede. Es übt in den Höfen und in den Straßen entschieden eine Anziehungs­

fraft aus.

Wie wollen wir den Esel nennen?" fragte Katharina. Wirklich! An alles dachte sie. Wie konnte man einen Esel nennen? Lug" war ein Hundename.

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Muli  " schlug Katharina vor. Muli" war großartig. Täglich, ehe die Dämmerung fam, fragte Kathi: Wirst Du Anni lieben?" Darauf hätte Andreas, wenn er ehrlich sein sollte, feine Antwort geben können. Aber er nahm die kleine Anni, die nicht mehr so sauber war wie am ersten Besuchstag, bei der Hand, und glaubte wirklich, eine unbekannte, väterliche Liebe für das Kind zu empfinden. Es war still und schien flug.

Braut kennengelernt hatte. Und er hätte wohl noch zwei Zwei Wochen waren vergangen, seitdem Andreas feine weitere warten müffen bis zum Anbruch eines neuen gemein­famen Lebens, wenn ihm nicht die Natur zu Hilfe gekommen

wäre.

Denn eines Nachmittags, während Kathi Kaffee tochte, erhob sich ein Sturm und die offenen Fensterscheiben klirrten. es, daß Katharina schon ohnehin längst gehofft hatte, ein un­Auf einmal wurde es dunkel. Es begann zu regnen. Und sei erwartetes Naturereignis würde ihrer bereits vorhandenen Neigung, ihre und Andreas Wartezeit abzufürzen, zu Hilfe kommen, sei es, daß die Blöglichkeit des Unwetters eine eben­solche der Entschlußkraft hervorgerufen hatte: Katharina be­sann sich nicht und sagte unvermittelt:

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Mittwoch, 6. August 1924

der See, schon seigt er über die Bordschwellen, da werde ich zur rechten Zeit geweckt. Also weiter nach hinten; aber es hat feinen 3wed, das Wasser steigt und steigt. Was nun? Unter der Brücke bleiben müssen mir, lieber von unten naß werden als ganz durch­näßt. Einige versuchen, schnell Schuhe und Strümpfe auszuziehen da zeigt uns der Blih dicht neben der Unterführung einen Ziegela haufen. Atso ein Sprung hinaus, sechs Steine gefaßt und je zu dreien aufgebaut, so daß jeder Fuß eine Unterlage hat. Es ist auch höchste Zeit, denn jegt setzt der Regen mit voller Kraft ein. Ich betrachte nun meine Umgebung. Während ich schlief, find noch fünf Mann dazu gekommen, die auch bei Mutter Grün übernachten wollten. Nun stehen wir da, ein Teil fast bis zu den Knien im Wasser, wir anderen wie Denkmäler auf unseren Ziegelfockeln. Alle find still, jeter geht feinen Gedanken nach. Drüben, auf der anderen Seite des Fahrdammes geht eine Rigarette, wohl die lente, non Mund zu Mund. Notkameradschaft! Da, mitten im schlimmsten Guß, stürzen noch zwei Sammergestalten zu uns hinein. Sie sind weit draußen überrascht worden. An ihren ist kein Faden trocken. Und doch, sie wissen, daß sie feine Möglichkeit haben, die Sachen zu trocknen; troßdem bemerkt der eine, ein älterer Mann, gemütlich: Nee, morgen fündige ich dem Petrus   det Logis, det is nich wasser­dicht!" Er spricht das aus, was uns alle bewegt: im naffen Bald fann man nicht bleiben, und als der Morgen graut und der Regen nur noch langsam fließt, verschwindet einer nach dem anderen, um in der Millionenstadt unterzutauchen heimatlos. Nur wir auf den Biegeln müssen uns noch als Artisten betätigen, indem wir, auf einem Bein balancierend, uns Schuhe und Strümpfe ausziehen, um hinauswaten zu können, da das Wasser nicht abläuft. Und dann heißt es, den weiten Weg zur Stadt hineinzutippeln. Arbeit erhoffe ich nicht mehr, es geht wieder hinaus auf die Walze, hinaus in den langsam rieselnden Regen

Die Entwicklung des Berliner   Verkehrs.

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Es ist im Vorwärts" schon mehrfach darauf hingewiesen, daß die Stabilisierung der Mart eine wesentliche Verschiebung im Ber liner Berkehr zur Folge haben muß. Als in der Zeit der schlimm sten Inflation die Verkehrsverhältnisse immer schlechter wurden und namentlich die Berliner   Straßenbahn immer mehr Anlaß zu be= rechtigten Klagen gab, wurden die Verhältnisse von den Geanern der Kommunalisierung der Verkehrsbetriebe zu der albernsten Breß­fampagne ausgenutzt. Man spekulierte auf die Denkfaulheit des Publikums, und in der ganzen bürgerlichen Bresse wurde immer wieder betont: die Kommunalisierung hat Bankrott gemacht. Jetzt haben sich die Verhältnisse ganz grundlegend geändert. Seit beinahe drei Vierteljahren haben wir normale Währungsverhältnisse, und die Beziehungen der Berkehrsunternehmungen untereinander fönnen wieder mit einem gewiffen Recht verglichen werden. Die Entwick lung der Berliner   Verkehrsverhältnisse in den vergangenen Jahren ergibt sich am besten aus der folgenden Uebersicht des prozentuolen Anteils der einzelnen Berliner   Bertehrsunternehmungen am Ber­ liner   Gesamtverkehr. Es waren am Gesamtverkehr beteiligt in Prozentsätzen:

Straßenbahn Stadtbahn

1913 1919 1920 1921

1923

50

66

55

50

20

.

31

27

88

41

57

Hochbahn Aboag

18

6,5

7

7

15

6

0,5

2

2

Gesamtverkehr. 100

100

100

100 100

verfehr im Jahre 1924:

Wie sehr die Verhältnisse fich seit der Stabilisierung geändert haben, geht aus einer Vergleichsübersicht der absoluten Berkehrs­Biffern seit Beginn dieses Jahres hervor. Es betrug der Personen Jan. Febr. März April Mai Juni Straßenbahn. 16,1 20,3 30,9 39 46 47 Stadtbahn. 54 51 50 Hochbahn 15,8 15,8 15,6 18,5 Aboag 2,8 2,5 3.4 8,5 3,9 3,6 Gesamtverkehr 86,4 94,9 101.1 112,8 116.5 114.1 Millionen Fahrgäste.

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52 56

56

15,9 16,1

Aus dem Vergleich der Ziffern für das laufende Jahr 1924 geht hervor, daß erstens der Gesamtverkehr sich langsam mieder hebt. Die geringe Sentung im Monat Juni spricht nicht gegen diefe allgemeine Tendenz. Im Sommer nimmt der örtliche Berfahr stets etwas ab( Reise- und Ferienzeit), der ausgleichende Fremdenverkehr

Es ließ sich nicht vermeiden, daß Andreas einige Tage später den Unterinspektor der Polizei kennen lernte und dessen Glückwunsch entgegennahm. Diese Begegnung verlief in An­wesenheit der Frau Katharina, die nicht merken konnte, welchen Schmerz Binzenz Topp hinter seiner fröhlichen Form­gewandtheit verbarg. Daß man einen Krüppel ihm vorge­zogen, dem beftgewachsenen Mann der ganzen Umgebung, daß man seinen Rang nicht beachtet hatte, seine Uniform und seine Klugheit, daß seine Frauenfenntnis wirtungslos, feine das alles verlegte Andeutungen vergeblich geblieben waren Binzenz Topp. Er beschloß, dem neuen Mann der Katharina Blumich es war ein Mißgriff dieser sonst flugen Frau- er und Andreas sich im Hause trafen. feine Sympathie entgegenzubringen. Er grüßte kaum, wenn

Aber Andreas merkte nichts, denn er lebte in der neuen und betäubenden Glückseligkeit, die uns wie ein Panzer ge­fühllos gegen die Schlechtigkeit und die Kränkungen der Welt macht und wie ein gütiger Schleier die Bosheit der Menschen

verhüllt.

sein Lager und wandelte es in ein Paradies. Kein Schmerz Ja, Andreas war glücklich. Ein göttliches Weib wärmte gemahnie an das fehlende Bein. In der neugefütterten Krücke lag der Stumpf warm gebettet, wie in der Höhlung einer liebenden Frauenhand. Den Morgen leitete die dampfende Kaffeetaffe ein. Den Tag beschloß ein warmes Essen. Butter­brote lagen in seinen Taschen, begleiteten ihn auf seinen Begen, wie Grüße feiner Frau. In den Stunden der Dämme rung saß Anni, das blaffe, greßäugige Kind, auf seinem ge= sunden Knie. Andreas erklärte ihr den wunderbaren Sinn der Bilder auf dem Leierkasten.

finnlos, denn er plagte sich vergeblich, um ein schöneres Wort für Anni zu finden.

Du bist ein liebes kleines Mädchen," fagte er oft und

Langsam und wie eine große gute heilende Wärme breitete sich in ihm die Liebe aus.

Du fannst heute schon hier bleiben. In diesem Better jagt man feinen Hund auf die Straße." Am nächsten Morgen übersiedelte Andreas. Er nahm Abschied von Willi und ließ einen Gruß für Klara zurück. illi begleitete ihn, trug ihm den Koffer bis zur Straßen bahn und pfiff unterwegs ein herausfordernd feces   Lied; Er verbarg beide Hände in den Hosentaschen und ging mit breiten Schritten und auseinandergespreizten Beinen ge­mächlich neben dem hinkenden Andreas. Den kleinen, aber fchweren Holzfoffer hatte er mit einem Riemen um den Arm geschlungen, wie eine Einkaufstasche oder einen leeren Markt- An einem der ersten Novembertage heirateten sie. Zum forb. Es bedeutete eine stille Ehrenbezeugung für den schei letzten Male in diesem Herbst schien die Sonne so warm, daß denden Andreas, daß Willi so seine Riesenkräfte demonstrierte. man ganz leicht und frei, wie im Frühling, vor der Kirche Auch das ausgelassen muntere Lied pfiff er aus Wehmut. Und stehen konnte,( vor der Kirche aus gelben Ziegelsteinen, die an der Haltestelle sagte er zwischen den Zähnen: Biel   Glück von einem leise bereiften Rasen umgeben war) und daß die auch, Andreas!" und machte kehrt und schlenderte gemächtleine Anni nicht fror, obwohl sie ein dünnes weißes Musselin­lich den Weg zurück und warf noch einen langen Blick in die kleidchen trug, ohne Mantel. Sie sah aus, wie eine kleine Seitengasse, in der die Bürste vor dem Delikatessenladen Braut. hingen, prall und feist, wie dicke Gehenkte, ( Fortsetzung folgt.)

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