Der Abbau- Diktator.
Die Willkür des Ordnungsblocks von Hannover .
Der hannoversche Bürgervorsteher Dr. Menge hatte seinerzeit den Abbaubeschluß des Bürgervorsteherfollegiums gegen den Oberbürgermeister Leinert ohne Auftrag und Beschluß der Deffentlichkeit übergeben, um auf diese Weise den Genossen Leinert in seiner Ehre zu kränken. Auf den Einspruch des Genossen Leinert hin ist es den Helden vom Ordnungsblock schwül geworden. Ihr Worthalter Dr. Menge hat dem Genossen Leinert folgendes Schreiben geschickt, das im Berliner Tageblatt" wiedergegeben wird: unseren Beschluß vom 4. Juli 1924. Aus diesem Einspruch wie " Wir beſtätigen den Empfang Ihres Einspruchs gegen aus Ihren früheren Presseveröffentlichungen ersehen wir, daß Sie entscheidenden Wert darauf legen, vor Ihrer endgültigen Bersetzung in den einstweiligen Ruhestand gemäߧ 22 der PreußiIchen Personal- Abbau- Berordnung gehört zu werden. Wir tragen diesem Verlangen, insbesondere mit Rücksicht darauf, daß nach dem Zustandekommen unseres Beschlusses neue Ausführungsbestimmungen, gerade hinsichtlich dieses Punktes, ergangen sind, gern Rechnung, und ersuchen Sie daher ergebenst, uns innerhalb einer Frist von zwei Wochen, von der Zustellung dieses Schrei. bens an gerechnet, Ihre Aeußerung gemäߧ 22 der Personal. Abbau- Verordnung zu übermitteln. Auf Grund Ihrer Stellung nahme wird das Bürgervorsteherkollegium über Ihre Versetzung in den einstweiligen Ruhestand Beschluß faffen. Erst mit der Zustellung dieses Beschlusses würden die Rechts wirkungen hinsichtlich Ihrer Versetzung in den einst weiligen Ruhestand eintreten sowie die in den§§ 23 und 40 der Personal- Abbau- Verordnung bestimmte Frist zur Einlegung des
Einspruchs zu laufen beginnen."
Ein vollendeter Rückzug nach der dreisten Rechtsverlegung, zugleich aber eine neue Rechtsverlegung. handelt auch bei diesem Schreiben ohne Beschluß des Dr. Menge Bürgervorsteherkollegiums. Er setzt sich glatt aus eigener angemaßter Machtvollkommenheit über die ersten Beschlüsse hinweg. Als echter Ordnungsblockmann fühlt er sich als Dit: tator, der aus eigenem Recht den Oberbürgermeister bald ab baut, bald wieder einsetzt. Daher der Name Ordnungsblod.
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Auf Einladung des Oberpräsidenten Gronowski und der repubritanischen Bevölkerung der Provinz Westfalen wird Reichs präsident Ebert am Sonntag in der Provinzialhauptstadt Münster anwesend sein, um an der Verfassungsfeier teilzunehmen. Die Vorbereitungen zu diesem auf Einladung erfolgenden Besuch haben seit Wochen in der reaktionären Bresse die gehäffigsten Kommentare ausgelöst. Es wird berichtet, daß sich bei den Vorbesprechungen im Oberpräsidium die Vertreter der Stadt und gewiffer Unternehmerkreise verlegend ablehnend verhalten hätten. Wie immer reichlich spät, fährt auch die alte Kreuzzeitung" noch zwei Tage vor dem Besuch ihre Böller gegen den Repräsentanten der Republik auf. Sie läßt sich aus Münster einen giftgeschwollenen Brief schreiben, in dem u. a. versichert wird, der Oberpräsident habe die Einladung ohne Wissen des Oberbürgermiesters vorgenommen, die Gewertschaftsführer sämtlicher Schattierungen zu sich gerufen und ihnen dann wörtlich folgendes erklärt:
Meine Herren! Ich habe in Berlin zu dem Herrn eidspräsidenten Frig Ebert gesagt, Sie müssen un bedingt nach Münfter tommen. Diefes Gesuch habe ich damit begründet, weil münster ein so verdammt schwarzes Nest ist und in jedem Betracht reaffionär."
Dieses angeblich wörtliche Zitat ist zweifellos erfunden. Denn der Oberpräsident, der in dienstlicher Eigenschaft spricht, wird sicher nicht von dem Herrn Reichspräsidenten Friz Ebert" reden, sondern höchstens von dem Herrn Reichspräsidenten Ebert". Nun ist aber
der Oberpräsident Gronowitt ein seit vielen Jahren befann| Schweiz befunden, um neue Gelber aufzutreiben. Als den Gegnern ter Zentrumsmann, dessen Name sogar der etwas schwer- der Militärs die Sache allmählich zu bunt wurde, faßten ste nach hörigen Kreuzzeitung" nicht, unbekannt sein sollte. Daß dieser langen Beratungen folgende Richtlinien: tatholische Abgeordnete das katholische Münster in Gegenwart von Sozialdemokraten als ein verdammt schwarzes Nest" bezeichnen sollte, ist so unwahrscheinlich, daß auch das der Kreuzzeitung " nicht verborgen bleiben fann.
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Die ganze Erfindung wird aber augenscheinlich nur zu dem 3wede veröffentlicht, um die erwartete große Beteiligung der westfälischen Bevölkerung an der Verfassungsfeier von vornherein zu diskreditieren. Es wird versichert in der pro. testantischen Kreuzzeitung"! daß der Führer der Schwarwohl als der Generalvikar und auch der katholische Regierungs zen", der ho chwürdige Bischof Johannes Poggenburg " so präsident an dem Empfang des Reichspräsidenten nicht teilnehmen würden. Selbstverständlich, daß die agrarischen Organisationen der Provinz sich fernhalten, es wird aber auch berichtet, daß die Handelskammer der Stadt Münster eine offizielle Beteiligung abgelehnt hat. Sogar der fommandierende General der Reichswehr , D. Loßberg, hätte die Absicht gehabt, sich von dem Empfang fernzuhalten. Diese„ Blamage" sei dem Reichspräsidenten jedoch noch erNo spart geblieben... Nachdem so alles Gift und alle Galle auf die republikanische Rundgebung versprigt worden ist, muß die Kreuzzeitung ", über deren moralische Qualitäten bekanntlich sogar Bismard die vernich. tendsten Urteile gefällt hat, sauerfüß zugeben, daß von allen Teilen der Provinz am Sonntag Ertrazüge nach mün st er fahren werden, um den Empfang des Reichspräsidenten Münster zu einer wuchtigen Kundgebung für Verfassung und Republif zu gestalten. Wenn also wirklich das reaktionäre Unternehmertum von Münster mit den reaktionären Bauernvereinen der Umgegend gemeinsame Gache macht, so wird trotz allebem bie repuleicht große wirtschaftliche Macht haben, aber weder die Zahl der blikanische Bevölkerung zeigen, daß die Feinde der Republif viel niederzwingen fönnen. Uebrig bleibt nur der ohnmächtige Børn der Republikaner toch deren Begeisterung für die neue Staatsform Monarchisten, die bisher in Münster zwar mittels Dynamit eine unbewachte sozialdemokratische Druckerei zerstören konnten, deren Bedeutung aber sofort zusammenschrumpft, sobald die Republikaner überhaupt erst mal aufzumarschieren beginnen.
Trotz Reaktion!
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Der Verfassungstag in München . München , 7. Auguft.( WTB.) Die Organisation Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold, die Zentrumspartei , die Deutsche demokratische Partei, die Sozialdemokratische Partei , der Gewerkschaftsverein, der Allgemeine deutsche Beamtenbund, der Gewerkschaftsbund der Ange. stellten, der Afabund, der Zentralrat der Betriebsräte, der Reichs. bund der Kriegsbeschädigten, der republikanische Reichsbund, das Kartell der republikanischen Studenten, sowie die Arbeitersport- und Sängervereinigungen Münchens veranstalten am Verfassungstage, den 10. August, eine Berfassungsfeier in der großen Salle des Ausstellungspartes in München . Als Redner find Staatstanzler a. D. Dr. Renner Wien, Landtagsabgeordneter Gerhard Bauer und Dr. Dehler angekündigt. Die Teilnehmer werden in vier 3ügen zum Ausstellungspart marschieren. An die verfassungstreue Einwohnerschaft Münchens ist die öffentliche Auffor. derung ergangen, ihre Häuser in Schwarz- Rot- Gold zu schmüden.
Bayerische Sozialistenbeschnüffelung.
Bom Vereinsrecht haben sie keine Ahnung. München , 7. Auguft.( Eigener Drahtbericht). Unseren Parteis genossen in Fürstenfeldbruck ist folgendes vom 28. Juli datierte Schreiben des Gemeinderats zugegangen:
An die Vorstandschaft der Sozialdemokratischen Partei, Fürstenfeldbrud, Betreff politische Organisation. Im Bollzug eines bezirksamtlichen Auftrages bitten wir um Beantwor= tung nachstehender Fragen: 1. Geschäftsstelle der Partei. 2. 3wed laut Sagungen. 3. Leitende Persönlichkeit. 4. Mitgliederzahl. 5. Dertliche Ausdehnung. Um Beschleunigung wird gebeten. Marg, Gemeinderat."
erlegen, sondern es wird immer fühner und gefährlicher. Zuerst wurde ein Elefantentreiber, der im Dienst der Eisenbahn stand, von der Bestie angegriffen, von seinem Elefanten gerissen und in der Auf Anfrage hat das Ministerium des Innern dazu mitgeteilt, Nähe der Station Langting getötet. Eine Gesellschaft von sechs daß es sich um eine falsche Auslegung des bezirksamtlichen. Männern, die den Körper des Getöteten retten wollte, wurde von Auftrages durch den Gemeinderat Fürstenfeldbrud handelt. Offender Tigerin angegriffen. Sie tötete einen der Männer und schleppte bar ist in Aussicht genommen, die Angelegenheit durch eine Erttä ihn in den Dschungel, ohne daß eine Spur von ihm gefunden wurde. Einige weitere Ueberfälle der Tigerin folgten, und da man in dieser rung des Bezirksamts an unfere Parteigenossen ,, aus der Welt zu belebten Gegend das Wüten eines solchen Raubtieres nicht mehr geschaffen". Diese Erklärung wird man fich aber genau ansehen wohnt war, bemächtigte sich der Bevölkerung eine Panit. Nun müffen, denn es ist von Interesse, zu wissen, ob sich hinter dem belangte eine Abteilung von zwölf ausgewählten Schüßen der eng zirksamtlichen Auftrage nicht die neubayerische Methode lischen Befagung aus Silchar an, aber das einzige Ergebnis ihrer des Kampfes gegen den Margismus versteckt; ist es Jagd war, daß ein Eisenbahnarbeiter, der die Jäger als Büchsen- doch nicht ausgeschlossen, daß das Bezirksamt auf Weisung der träger begleitete, von der Tigerin angefallen und schwer verletzt Regierung von Oberbayern handelte, in der der beurwurde. Mehrere berühmte Jäger haben sich bereits an die Erlegung laubte Herr v. Rahr vielleicht hinter den Kulissen die Drähte zu des Raubtieres gemacht, und die Eisenbahnverwaltung hat eine ziehen imftande ist. große Summe für die Befreiung der Strecke von dem Raubtier ausgelegt. Da die geheimnisvolle Tigerin sich den Schüssen ihrer Berfolger entzieht, so bleibt nichts anderes übrig, als den Leichnam der nächsten Person, die sie tötet, zu vergiften und auf diesem Wege den Tod der Tigerin, herbeizuführen. Die ganz ungewohnte. But des. Tieres wurde vor einigen Monaten durch zwei Jäger hervor gerufen, die der Tigerin ihre Jungen raubten. Dadurch wurde sie zum Menschenfresser" und" Amofläufer"; jedenfalls legen ihr die Eingeborenen übernatürliche Kräfte bei.
Bücherverkaufen als Hochschulfach. Das Verkaufen von Büchern, bas gewiß nicht leicht ist, wenn es gut betrieben wird, und viel Wissen, Geschmack und Taft erfordert, wird jetzt auf den amerikani schen Hochschulen gelehrt. Wie in einem Bericht des„ Börsenblattes für den deutschen Buchhandel" über die Jahresversammlung der amerikanischen Buchhändler mitgeteilt wird, ist im vergangenen Jahre von dem College der Stadt New York ein Kursus für den Detail- Bücherverkauf eingerichtet worden, an dem nicht weniger als 112. Studenten teilnahmen. Seitdem ist dieser Lehrgegenstand auch an verschiedenen anderen Hochschulen des Landes eingeführt worden und erfreut sich regen Besuches.
Die Parafiten als Helden.
Es stinkt aus dem völkischen Sumpf. Aus Bayern wird uns geschrieben:
Adolf Hitler , der Dalai Lama der Völkischen, schreibt zur zeit in Landsberg , wo er seine sogenannte Strafe verbüßt, an einem Buche, das seine ganze geistige Konzentration verlangt. Deshalb mußte er feine Anhänger wiederholt öffentlich anweisen, teine weiteren Wallfahrten mehr zu ihm zu veranstalten, da niemand zum Handfuß vorgelassen werden würde. Es scheint, daß er sich mit Erinnerungen" befchäftigt. Dazu hat er ja audy allen Grund. Der Erinnerungen" beschäftigt. Dazu hat er ja audy allen Brun mit wahre Grund aber, aus dem er sich den Seinigen versagt, ist nach dem Bölkischen Pressedienst der, daß bei den derzeitigen Gegen fäßen innerhalb der völkischen Bewegung die einzelnen Gruppen versucht haben, Hitler für sich in Anspruch zu nehmen". Nur die völlischen Parlamentarier hatten mit ihren eindringlichen Vorstellun gen Erfolg und brachten den also isolierten Hitler schließlich dazu, daß er den Stab über dem radikalen Esser und damit über der „ großdeutschen Volksgemeinschaft" des Nürnberger völkischen Bonzen Streicher gebrochen hat. Die Ausscheidung Streichers aus dem völkischen Block im Landtage ist dadurch allerhöchst gutgeheißen.
Gärtner- Lehraufialt- Jubiläum und Gartentunst- Tagung. Die höhere Gärtner Lehranstalt in Berlin- Dahlem , früher in Wildpark , die älteste unter ben preußischen Anstalten auf diesem Fachgebiete begeht vom 14. bis 16. Auguſt ihr 100jähriges Jubiläum. Um ihr bei dieser Gelegenheit weiterzuhelfen, hat sich ein Ehrenausschuß gebildet. Er will Geldmittel zusammenbringen, damit sich die Gärtner- Lehranstalt zu Die Wirkung bleibt nicht aus. Schon kommen die verfemten einer Forschungsanstalt für Gartenbau ausgestalten fann. Boran geht die bisherigen Parteigrößen mit Enthüllungen aus dem völkischen 37. Hauptversammlung der Dentschen Gesellschaft für Garfenfunit in Botsdam, zugleich als Tagung der leitenden Beamten öffentlicher Garten- Sumpf. Ihr Angriff gilt besonders den Militärs im völkischen Lager, und Friedhofsverwaltungen und des Verbandes Deutscher Gartenarchitekten, die mit Ludendorff, Kriebel, Römer u. a. vor dem November letzten vom 12. 14. Auguft. Preis ausschreiben Der Bettſtudenten. Die Birtschaftshilfe der Deutschen Jahres immer mehr die Oberhand gewommen hatten, so daß die Studentenschaft, Dresden - A. 24, wiünchener Str. 15, ruft wie im Vorjahre Eingeweihten bald merken mußten, daß die ganze völlische Bewegung alle deutschen Werkstudenten zur Darstellung dessen auf, was fie erlebt mit einer einseitigen militärischen Erhebung enden haben, wie sie auf Grund ihrer Erfahrungen das Werkstudententum seben werde. Die Tätigkeit Hitlers , der immer mehr von einer gewissen und was unternommen und geändert werden müßte, um die drückende Clique umgarnt worden sei, habe nur noch darin bestanden, auf Das metrische Syilem in Rußland . Der Oberste Bolkswirtschaftsrat bat Tour zu fahren und Geldmittel aufzutreiben", um den immer größer die Vorarbeiten zur Einführung des metrischen Maßiystems in der Industrie werdenden Apparat der völkischen Sturmabteilungen, die Mitte 1923 abgeschlossen. Noch im laufenden Wirtschaftsjahr wind es in der leichten aus vier Regimentern mit rund 50 Angestellten bestand, von denen Induſtrie für Produktion und Großhandel zur Anwendung gebracht die Führer fast ausnahmslos in Schweizer Franten bezahlt wurwerden. Am 1. Dltober 1925 soll das metrische System in sämtlichen den, aufrechtzuerhalten. Auch Ganser habe sich wochentang in der Industriezweigen eingeführt sein.
Härte des Wertitudententums zu erleichtern.
1. Verlegung des Schwergewichts von der militärischen auf die wirtschaftspolitische Seite,
2. Reinigung des Bureaus von Schädlingen und Schaffung einer strafferen Parteiorganisation,
3. Entfernung derjenigen Personen in der Umgegend Hitlers , die ihn ungünstig und schädlich beeinflussen könnten, sowie Festlegung eines genauen organisatorischen Planes für die Durchfüh rung zur Ergreifung der Staatsmacht.
Gegen den ersten Schriftführer Amman und den Leiter der BeBereicherung, mangelhafte Buchführung und rücksichtslose Diftatur wegung, Hermann Effer, sowie einige andere Angestellte, murden bei dieser Gelegenheit die schwersten Vorwürfe erhoben. Persönliche Bereicherung, mangelhafte Buchführung und rüdfichtslose Dittatur waren im allgemeinen der Inhalt dieser Vorwürfe.
Der zweite Borfißende dieser Partei, Hans Jatab, sei eins mal von Amman buchstäblich aus dem Barteilokal hinausgemorfen worden. Hitler habe bezüglich Effers geäußert, daß dieser ein unfähiger, eitler Mensch sei, dessen beste Eigenschaft persönliche Feigheit sei, aber er habe ihn trotzdem in seiner Stellung gelaffen. Die Abneigung gegen Effer und Amman sei der Grund für Forderung verschiedener völtischer Gruppen gewesen, die beiden aus der Partei zu entfernen. Effers Verhalten am 8. und beiden aus der Partei zu entfernen. Effers Berhalten am 8. und 9 November habe dann dazu beigetragen, ihn bei allen anständig denkenden Mitgliedern der Partei unmöglich zu machen. Effer set am 8. abends angeblich frant geworden und habe sich am 9. und an den folgenden Tagen überhaupt nicht sehen lassen. Als man ihn bei seiner Schwiegermutter besucht habe, habe diese erklärt, Esser sei frant geworden und liege im Bett. Die Sache sei ja doch verloren. Als alle Gefahr vorüber war, ist Esser nach Desterreich geflüchtet, was der Partei die Kleinigkeit von 300 Mart gekostet habe. Das alles habe ihm das Wasser abgegraben.
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Die Waffendiebstähle von Potsdam . Der abgelehnte Präsident des Staatsgerichtshofs. por bem Staatsgerichtshof zum Echuhe der ReLeipzig, 7. Auguft.( WTB.) Die heutige Verhandlung publit bezieht sich auf die. Waffendiebstähle bei der Potsdamer Reichswehr . Zu verantworten haben sich 10 Angeflagte, von denen vier zwei Unteroffiziere, ein Gefreiter und ein Schüße zur Zeit der Straftaten beim Potsdamer Truppen. Der teil Infanterieregiment 9 bam. Reiterregiment 4 Dienten. Maurer Karl Fiedler , der Bootsmann Kurt Großmann und der Arbeiter Wilhelm Scha ß, fämtlich aus Potsdam , find an geflagt, sich an Vorbereitungen zu hochperräterischen Unternehmungen beteiligt zu haben, indem sie die angeflagten Soldaten, den Unteroffizier Ludwig Burkhardt , den Schüßen Mar Mehlhorn, den Gefreiten Paul Krause und den Unteroffizier Karl Fehling veranlaßt haben, im Oftober und November Waffen und Sprengstoffe aus Heeresbeständen für die Kommunistische Partei zu beschaffen, wobei sie sich der Vermitt lung der Angeklagten Brüder Franz und Gerhard Fradmann, beide Gärtner aus Potsdam , bedienten.
Bor Eintritt in die Verhandlung wurde das neue Mitglied des Staatsgerichtshofes, Reichsgerichtsrat Hettner, vereidigt. Hierauf brachte Rechtsanwalt Samter für den Angeklagten Großmann einen Ablehnungsantrag gegen den Borsigenden, Senatspräsidenten Dr. Niedner, wegen seiner Haltung in Rönigsberg, ein. Er führte aus, Senatspräsident Niedner habe fich als Borsitzender des höchften Gerichtes i abfälliger Welfe gegen Die Partei ausgesprochen, der der Angeklagte Großmann angehöre, indem er in bezug auf die einer tommunistischen Jugendvereinigung von einer gleichen russischen Bereinigung geftiftete Fahne von einem Diese Beschimpfung des russischen Fehen gesprochen habe. Symbols der Kommunistischen Partei müsse jeder Kommunist als Fauftschlag ins Geficht empfinden. Weiter habe der Borsigende die Sigungspolizei nur gegen die der Kommunistischen Partei angehörenden Zuhörer, z. B. gegen den Landtagsabgeordneten Dr. Meyer und auch gegen ihn selbst ausgeübt. Deshalb habe Dr. Meŋer Anzeuge beim Reichsjustizminister und er selbst bei der Anwaltskammer erstattet. Das Gericht lehnte den Antrag ab, da das Berhalten des Senatspräsidenten Dr. Niedner in Königsberg feine Boreingenommenheit gegen die Kommunistische Partet erkennen lasse.
Hierauf wurde in die Vernehmung der Angeklagten eingetreten. Der Angeklagte Fiedler erflärt, er sei Mitglied der Rommunistischen Partei, habe sich aber von den Arbeiten der Barter zurückgezogen, da er sich an der Saarmünder Chaussee ein Siebfungshaus gebaut habe. Eines Tages feien zwei Unbekannte zu ihm gekommen und hätten gedroht, ihm eine Rugel in den Kopf zu schießen, wenn er fich nicht beteilige und vor allem Sachen, die ihm zur Aufbewahrung gegeben würden, nicht behielte. Unter dem Eindruck diefer Drohung habe er, als er von dem Angeklagten Schatz aufgefordert wurde, einen Rasten von dem Ruinenberg in einem Bagen abzuholen, fich widersetzt; in diesem Kasten befanden sich, wie er nachher feststellte, fünf Granaten.
Der Angeklagte Mehlhorn, der in der Boruntersuchung zugegeben hatte, daß er Gewehre entwendet und über die Mauer der Ravallerielaferne geworfen habe, erklärte, er habe diese belastenden Aussagen nur gezwungen gemacht, weil man ihm nichts zu effen gegeben habe. Auch habe er Angst vor dem Kriminalkommissar und dem Staatsanwaltschaftsrat Gnsae gehabt. Eines Morgens habe ihm der Staatsanwaltfchaftsrat auf seinen Guten- Morgen- Gruß geantwortet: Für Sie märe es das Beste, Sie würden gleich an die Wand gestellt. Als der Angeklagte nach wiederholten Vorhaltungen über seine widerspruchsvollen Aussagen auf seinen Angaben betreffend die angeblichen Drohungen des Staatsanwaltschaftsrats über feine widerspruchsvollen Aussagen auf seinen Angaben beGnjae beharrt, macht der Vorsitzende, Senatspräsident Niedner, eine Bemerkung, die nicht verständlich ist, und sagt am Schluß etwa: Es Es wäre vielleicht auch beifer, Sie wären an die Wand gestellt worden. Die Worte lösen lebhafte Bewegung aus. Die Rechtsanwälte Dr. Herzfeld und Samter paden sofort ihre Atten zusammen. Als Dr. Herzfeld eine Erklärung abgeben will, entzieht ihm der Vorsitzende das Wort mit der Bemerkung: Hier werden keine Erklärungen abgegeben, sondern nur Anträge gestellt. Rechtsanwalt Dr. Herzfeld will den Saal verlassen, mird aber vom Borsigenden zurückgehalten. Rechtsanwalt Dr. Samter gibt hierauf die Erklärung ab, daß er infolge der Worte des Vorsitzenden, sein Mandat als Verteidiger niederlege. Rechtsanwalt Dr. Herzfeld schließt sich dem an. Beide Verteidiger verlassen den Sizungsfaal. Der Vorsitzende gibt nunmehr bekannt, daß er vorhin gesagt habe:„ Wenn sie but wirklich getan hätten( Beschaffung von schweren Waffen und Munition zur Vorbereitung des Hochverrats), dann wäre es vielleicht gerechtfertigt gewesen"( daß Mehlhorn an die Wand gestellt würde). Weiter teilt er mit, daß die Verhandfungen bis zum Nachmittag vertagt werden sollen, um neue Ver= teidiger von Amtswegen zu bestellen. Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Döring äußert jedoch Bedenken hiergegen, da neue Verteidiger so schnell nicht zu bestellen seien. Infolgedeſſen wird die Verhandlung bis Freitag pertagt
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