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beiden Ellenbogen über die Brust des Berunglüdten und legt dessen beide Arme mit träftigem Ruck über den Kopf hinaus. Dann gibt er die Arme wieder über die Brust, aber ohne die Bruff zu preffen. Das Pressen ist überflüssig und schädlich. Die Atmung entsteht durch das energische Heben und langsame Senten. Natürlich muß die fünft­liche Atmung unermüdlich und genügend lange fortgesetzt werden bis zum Erfolg oder bis zum Auftreten der Leichenflede.

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An dem organisierten Rettungsdienst in elektrischen Betrieben haben natürlich die Arbeiter das größte Interesse. Deswegen müssen sich auch die Betriebsräte und Bertrauens männer mit dieser Frage praftisch beschäftigen und auf die Unter nehmer den notwendigen Einfluß ausüben. Bei elektrischen Schlägen hat auch der Schred eine verderbliche, lähmende Wirkung; mo er fehlt, ist das Unglüd meistens viel geringer. Deshalb ist nicht Aengst lichkeit, sondern nur größte Borsicht am Plage.

Die Verfassungsfeiern in Berlin  .

Jm Großen Schauspielhaus.

Am Sonntag, den 10. August, vormdtags 11 Uhr, findet im Großen Schauspielhaus in der Karlstraße eine Berfassungsfeier statt, deren Brogramm der Würde des Tages angepaßt ist. Das Phil harmonische Orchester tringt Beethovens Ouvertüre zu Weihe des Hauses", die Bräludien von Liszt   und die Ouvertüre aus den Meistersingern" zum Bortrag. Diese Borführungen und Rezita fionen, porgetragen durch Fräulein Marie Borchardt, umrahmen die Ansprachen führender Persönlichkeiten aller republitanischen Parteien. Für Sie Coziastemofraten wird der Reichstagsabgeordnete Dr. Breitfcheid sprechen, für die Demokraten Reichstagsabgeord neter Ertelenz, für das Zentrum Generalsekretär Dr. Vodel. Auch wird die bisherige voltsparteiliche Reichstagsabgeordnete Frau Oheimb das Wort ergreifen. An der Feier nehmen die Fahnen aller Berliner   Ramerabschaften tell. Der Bug der Fahnen wird am Alexanderplatz   zusammentreten und von dort aus unter Bermeidung der Bannmeile mit Mufit nach dem Großen Schauspielhaus mar­fahieren. Zu dieser Feier sind die Reichs, Staats- und Kommunal behörben gelaben.

Neben dieser mürbenollen und repräsentatin gedachten Feier neranstaltet das Reichsbanner an den Nachmittagen von 3 Uhr an in 12 großen Garteniofalen

Volksfeiern.

Die einzelnen Kameradschaften treten zumeist um 2 Uhr nach mittags an bestimmten Plätzen an und marschieren von dort aus mit Musik und Fahnen nach den Gartenlokalen. Hier finden Ansprachen statt, Musik und Gesangsvorträge, Verlosungen und Kinderbelufti­gungen. Am Abend werten Sie Feiern durch Fackelzüge abge schlossen. Nachstehend geben mir eine Uebersicht über die Lokale unter Hinzufügung ber einzelnen Redner. Für alle Veranstaltungen am Nachmittag find einheitliche Karien zum Preise von 50 Pf. aus­gegeben, und jeder tann mit dieser Starte das Fest besuchen, das ihm beliebt. An den Kassen der Gartenlofale werden noch Eintritts. farten verfauft und dadurch, daß die großen republikanischen Par. teien ihre Mitglieder aufgefordert haben, diese Beranstaltungen zu besuchen, dürfte zum erstenmal der Charakter des wahren und ein heitlichen Boitsfestes in die Erscheinung treten.

Die Lotale und die Rebner, die zwischen 5 und 6 1hr sprechen merbe, find folgende:

Pantom, Gartenrestaurant Lundner, Redner: Geheimrat Zemlin.

Lichtenberg  , Gartenrestaurant Schwarz, Redner: Reichstagsab geordneter 2dolf Braun. Spandau  - Charlottenburg  , Spandauer Bod, Redner: Landes­Wilmersdorf. Rohr, Kaiser- Ailee( Am Stadtpart), Retmer: Reichstagsabgeordneter Dr. Fischer.

hauptmann Caspari

Stegli, Hertels Festsäle, Lichterfelde  , Redner: Redakteur Müller Hepp.

Neukölln  , Orpheum, Hasenhede, Redner: Dr. Hausberg und Ministerpräsident a. D. Bud.

Treptow  - Niederichönocide, Mörner( Strandschloß) und Bürger pert, Rebner: Ministerpräsident a. D. Frölich. Köpenid, Spree   restaurant Sadowa.

Wedding  , Shultheiß, Chausseestraße, Redner: Bolizeipräsident Krüger, Zehlendorf  , Restaurant Waldesruh, Machnower Straße, Redner: Synbitus Schubert.

Die Feier der Reichsregierung.

Die Reichsregierung wird, mie in den Vorjahren, so auch in diesem Jahr, ihre Veranstaltung wieder am 11. Auguft pormittags im Reichstag   vornehmen. An dieser offiziellen Feier nehmen neben dem Reichspräsidenten   die Spizen aller Behörden tex. Am Abend finder im Staatlichen Schauspielhaus eine musikalische Aufführung statt, nach deren Schluß um 8 Uhr der Reichspräsident und die Reichsregierung auf die Freltreppe heraus treten. Auf dem Gendarmenmarkt hat inzwischen in der Zeit von 7-8 Uhr die Kapelle des Reichsbanners gespielt. Kurz vor 8 Uhr marschieren die Rameradschaften des Reichsbanners geschlossen auf. Der Reichspräsident wird um 8 Uhr eine furze Ansprache halten. Darauf findet unter den Klängen des Deutschlandsliedes en Borbei marsch an dem Reichspräsidenten statt. Beim Abmarsch werden die Fadeln entzündet. Dann teilt sich der Zug, indem der eine Teil über den Hausvogteiplah bis zur Fischerbrücke, und der andere Teil bie Charlottenstraße hinumter bis zur Lindenstraße marschiert. An beiden Stellen findet nach Zusammenwerfen der Fadeln die Auf­fung des Zuges statt.

Die Feier des Magiftrats.

Der Magiftrat wird an der Verfassungsfeier des Reiches teilnehmen. Die städtischen Gebäude werden geflaggt. Allen städtischen Bediensteten, die sich an einer kirchlichen und Ber­fassungsfeier am 11. August 1924 beteiligen wollen, wird für die Dauer der Feier, soweit es der Dienst gestattet, Urlaub gewährt. Bon einer besonderen städtischen Feier hat der Magistrat abgesehen. An der Mittagsfeier im Reichstagsgebäude   sowie an der Abendfeier im Schauspielhause und an der Feier des Reichsbanners Schwarz­Rot- Gold im Großen Schauspielhause wird der Magistrat durch Abordnungen aus dem Kreise seiner Mitglieder vertreten fei,

ebenso an der Feier in der Dreifaltigkeitsfirche.

Die verräterische Dickleibigkeit.

Der Raubmordversuch an der Verwaltersfrau. Auf der Spur des Täters.

Zu dem Raubmordverfuch in Lichtenberg   wird mitgeteilt, daß die durch Schläge auf den Kopf und durch das Feuer, das der Räuber anlegte, schwer verletzte Verwaltersfrau Bleul, den ersten Befürchtungen entgegen, mit dem Leben davonkommen mird. Die lange Zeit bewußtlose Frau ist wieder soweit, daß sie einige Verwandte, die sie im Krankenhause besuchten, erkannte, Ihr Zustand läßt aber eine Bernehmung noch nicht zu. Sie darf vor­läufig auch an den schreulichen Vorgang noch gar nicht erinnert werden. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei haben unterdessen den Berdacht auf einen Mann gelenkt, der an mehreren Tagen vorher in verschiedenen Straßen jener Gegend, der Umgebung der Gabriel Mar- Straße, bei Hausverwaltungen vorsprach mit der An­gabe, daß er einen Mann suche, der dort gewohnt habe, dessen

Am 11. Auguft, abends 7 Uhr, demonstriert die Berliner  arbeitende und republikanische Bevölkerung im Custgarten und auf dem Schloßplatz

für die Republik   gegen die Reaktion. Die Kommunist en beabsichtigen, am selben Tage gleich nach Betriebsschluß auf dem Schloßplah zu demonstrieren, um unsere Kundgebung zu stören.

Die Arbeiter, Angestellten und Beamten werden auf­gefordert, sich nur an der Kundgebung zu beteiligen, die von der Sozialdemokratischen Partei und den Gewerkschaften ver­anstaltet wird, nur ihre Anweisungen zu beachten und zu be­folgen.

Den Kommunisten fommt es nicht auf eine geschlossene und ein­mütige Kundgebung gegen die Reaktion an, sondern nur auf Krafeel. Die Berliner   Arbeiter werden sich von den abgewirtschafteten Moskowitern nicht einfangen laffen, und auch die kommunistischen  Arbeiter sind hiermit gewarnt, fich nicht von ihrer unverantwort­lichen Celfung mißbrauchen zu lassen.

Namen er aber nicht mehr genau wisse. Er bat um eine Durchsicht der alten Verwaltungsbücher, der Brotfartenlisten usw. mit dem Bemerken, daß er sich sofort erinnern werde, wenn man den Namen finde. Als man ihn an einer Stelle nach einem Ausweis fragte, redete er darum herum und sagte schließlich, er suche den Mann, um bei ihm einige hundert Mart gegen gute Zinsen anzulegen, weil er früher schon einmal in dieser Richtung Berbindungen mit ihm gehabt habe. Dieser Mann ist nach übereinstimmender Be fchreibung mittelgroß, hat schwarzes, gescheiteltes Haar und einen schwarzen Schnurrbart und trug einen blauen Anzug. Mitteilungen über ihn und über sein meiteres Auftreten nehmen die Kriminal­fommissare Werneburg und Albrecht im Zimmer 80 des Polizeipräsidiums entgegen.

Berliner   Schönheitsfehler.

Wie ein aus der Provinz nach Berlin   Kommender gewisse tom­munale Verhältnisse mit hellen Augen ansieht und dabei allerlei Schönheitsfehler entdeckt, lehrt das folgende uns zugegangene Schreiben:

Zu den Schwierigkeiten, die die Großstadt dem Fremden schon an und für sich bietet, gesellen sich in Groß- Berlin nod) allerlei leber. reste aus der Zeit der Selbständigkeit der einzelnen Stadtteile, die mit nur etwas gutem Willen leicht beseitigt werden können. Borweg bemerti: Der Provinzler, der zu kurzem Aufenthalt hierher fommt, Annt fein Groß- Berlin, fennt fein Teeukölln, lein Wilmersdorf   und wie die einzelnen Stadtteile und Bororie alle heißen. Der Fremde tommt einzig und allein nad Berlin  . Das sollte das Publikum und vor allem auch die Beamten der Polizei und beachten. Der Fremde befindet sich nach seiner Ansicht überall, jei es der Berkehrsmittel, welche regelmäßig um Auskunft gebeten werden, oder in Tempelhof  , nur in Berlin  . Bon diesem Standpunkt aus in der Friedrichstraße oder in Grunewald  , auf dem Kurfürstendamm  stellt er seine Fragen, erwartet er die Antwort.

häufige Borkommen von gleichen Straßennamen. Einen heiffen Punkt bildet des im Weichbilde der Stadt recht Lassen wir dazu einmal die Bragis sprechen. Ein Befonter fam ouf dem Anhalter Bahnhof   an und gab dem Droschkentutscher ais Biel an: Ziethenstraße. Nady längerer Fahrt hält der Wagen vor dem bezeichneten Hause; der Herr entlohnt den Kutscher   und steigt zu dem ihn aus der angegebenen Adresse belannten Stockwert empor. Was er aber nicht findet, ist die Wohnung feines Bekannten. Er durchfragt das ganze Haus, bis ihn jemand darauf aufmerksam macht, daß es in Neukölln noch eine 3iethenstraße gibt. Da will ich auch hin," ist die Antwort. Ja, haben Sie das dem Kutscher Nein, Berlin   ist doch Berlin  ! Wie kann es in einer gefagt?" Stadt zwei gleichnamige Straßen geben!" Außer dem Aerger fommi noch die verlorene Zeit und die doppelte Ausgabe für die Droschke hinzu. Der Herr hat noch Glück gehabt, daß seine Bekannten nicht in der Berliner Straße" wohnten, dann hätte der Kutscher noch mehr Auswahl gehabt. Also mehr Klarheit im Straßenbilde! Fort mit been doppelten oder gar mehr als doppelten Straßenbezeichnungen. Eine Umbenennung dieser Straßen wird nicht nur den Fremden, Eine Umbenennung dieser Straßen wird nicht nur den Fremden, sondern auch den Berliner   vor manchem Irrtum und Aerger be­wahren.

-

nur

Aehnlich, wenn auch nicht so traß, ist es mit der Bezeichnung der Postämter. Auch hier kenne ich einen Fall, der sich tatsächlich zu­getragen hat. Ein junger Mann von auswärts, der in Berlin   eine Stelle annehmen wolite, geb schon von der Heimat aus einige Stellengesuche für Berliner   Zeitungen auf. Da er noch nicht wußte, wo er in Berlin   wohnen würde, gab er als Adresse auf Anraten cines Bekannten an: Berlin   W. 9, postlagerd. In Berlin   ange­fommen, benutzte er den ersten Tag zu einem Spaziergang. Als er einen Boftbeamten traf, erfundigte er sich nach der Lage des Post amtes 9, welche ihn der Beamte auch bereitwilligst angab leider nicht Beftamt W. 9, sondern Charlottenburg   9, da der junge Mann ohne sein Wissen nach Charlottenburg   hineinfpaziert war. Er fragte alfo Tag für Tag auf dem falschen Bostamt nach postlagernden Sendungen, ohne etwas zu erhalten. Als er endlich über seinen gebotenen Stellen waren schon besetzt. Das ist nur ein Ausnahme Irrtum aufgeklärt wurde, war es zu spät. Die ihm durch W. 9 on fall. Ließe sich aber auch hier feine Verbesserung finden? Die Vost bringt dauernd Klagen über ungenügende Adressen in die Zeitungen. Würde sich nicht vieles ändern, wenn auch hier Vereinfachung cm= träte? Die beste und fürzeste Auskunft gibt immer noch die Sayl. Darum fort mit den Sonderbezeichnungen der einzelner Bostitämter, auch die für die Innenstadt üblichen Angaben C., S., N23. usw. find überflüffig. Gebt jedem Postbezirt in Groß- Berlin eine flare Nummer: Berlin   1 oder Berlin   140 find Angaben, die dem Publikum Irrtümer und Schreibarbeit abnehmen, der Bost durch die kurze tnappe Angabe aber auch Zeit und Arbeit ersparen. Die entschlossene Portierfrau.

In einem Wirtshaus in der Turmstraße in Moabit   lernten fich am 21. Jumi d. 3. die Dreher Rudolf Remus und Johann Filz favie der Schlosser Melchior Sihimehto tennen. Die drei festen den Entschluß, fich wieder auf die Beine zu bringen und in Botsbamein Ding zu drehen", und zwar hatten sie aus­baldomert, daß bei dem Banfier von Mendelssohn- Bar tholdy in der Bertiniftraße in Potsdam   foftbare Teppiche liegen follten. Ausgerüstet mit allen Einbrecherhandwerkzeugen und bis an bie 8ähne bewaffnet fuhren die brei nach Bots. bem, erbrachen die Billa   und stahlen orientalische Zeppiche Als die Portierfrou eines Hauses in der Bergstraße morgens und Bilder im erte von 30 000 Goldmart. Das Silber wurde an Ort und Stelle zerschlagen, die Diebe zogen sich folagene Silber unter die Röde, vergruben die Teppiche je elnen weißen Mantel des Banfiers an, fnöpften fich das zer em Pfingstberg. Auf dem Heimweg fielen die brei einem Kriminal beamten durch ihre Didleibigteit auf. Sie wurden ver haftet, und das Botsdamer Schöffengericht erkannte gegen fie megen gemeinschaftlichen schweren Diebstahls unter Zubilligung bernber Umstände auf je 2 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Cheverlust.

5 Uhr im Juni v. J. die Haustür aufschloß, tamen drei Männer aus den im Erdgeschoß gelegenen Kontorräumen einer großen Wein. trat die 60jährige Frau mit ausgebreiteten Armen und dem Rufe handlung und wollten eiligit das Haus verlassen. Kurz entschlossen alt!" den unbekannten und verdächtigen Männern entgegen. Ihr Eingreifen hatte die Wirkung, daß die fräftigen Männer so perbugt waren, daß sie stehenblieben. Durch die lauten Rufe waren aber andere Hausbewohner herbeigeloft worden und schnell zur Stelle. Zwei von den Verdächtigen hatten sich inzwischen wieder ermannt und waren entflohen, der dritte war jedoch noch so

Die

berblüfft, daß er fich ruhig ergreifen ließ. Bon den beiden Ents flohenen hatte einer eine schwere handtasche einem gerade vor der Tür vorbestemmenden Radfahrer zugeworfen. Unter der Schwere des Gepäckstückes brach jedoch der Rahmen des Rades zufammen und man fonnte den Radfahrer ebend falls festnehmen, da man mit Recht annahm, daß es sich unt die Schmiere" bei einem Einbruch handelte. Tatsächlich war in den Kontorräumen auch der Geldschraf mit Hilfe von einer Bohr maschine und Sauerstoffgebläse vollständig geöffnet worden. Debe hatten aber den Schrant leergefunden und ihre ganze Beute bestand in einigen Papiermart, die sie aus einem Schreibtisch ent­nommen hatten. Der Radfahrer entpuppte sich als der schon sechs. mal im Zuchthaus gewesene Arbeiter" Ratta, während der andere Festgenommene der Schlächter Schen hom war. Bei der Festnahme hatte der letztere gemütlich gefagt: Rinder, laßt mich doch laufen, für das Ding gibt es ja einen ge­hörigen Knast." Bor Gericht behauptete er, als er dent Schöffengericht Berlin- Mitte vorgeführt wurde, daß er mit der Sache gar nichts zu tun gehabt hätte, er sei, nur von der Straße hinein. geschickt worden, etwas herauszuholen. Auch der Radfahrer tant mit einer faulen Ausrede. Er wollte nur zufällig porbeigefahren fein und gar nicht wissen, wie der fremde Mann dazu gekommen fei, ihm die schwere Handtasche auf das Rad zu werfen. Natürlich glaubte das Gericht den Angeklagten ihre Ausrede nicht und ver urteilte Ratta zu zwei Jahren Zuchthaus und Schengom zu einem Jahr Gefängnis.

Ein Fest der Alten.

Am legten Sonntag feierte das städtische Sofpital in der Palisadenstraße das Feft feines 75jährigen Be stehens. Den ernsten Beitverhältnissen und der Finanznot ent sprechend, wurde nur eine schlichte würdige Feier abgehalten. Das Hospital beherbergt durchschnittlich 640 meibliche Arbeits* invaliden, die alle der Wartung und Pflege bedürftig sind. An der Feier, die in dem schönen parfähnlichen Garten der Anstalt stattfand, nahm außer den Hospitalitinnen und dem Pflegepersonal nur ein fleiner Kreis gelandener Gäste teil. Der stellvertretende Bürgermeister des Verwaltungsbezirtes Friedrichshain, Stadtrat Genosse Brüdner, hielt die Festrede. Er wies auf die Bedeu tung der Anstalt hin und schilderte ihr Entstehen und ihre Ent­midlung. Dann dankte er dem Personal für die bisherige treue Pflichterfüllung, da es der Berwaltung nicht möglich ist, den Aufenthalt in der Anstalt zu einem angenehmen zu machen, wenn die Pflegerinnen nicht mit den Herzen dabei sind. Daß dies der Fall ist, beweist das herzliche Verhältnis zwischen Personal und Hospitalitinnen und die Tatsache, daß einige der Angestellten auf eine lange Reihe von Dienstjahren zurückblicken können. So feiert die Pflegerin Anna Petzold zugleich mit dem heutigen Fest ihr 25jähriges Dienstjubiläum. Das Bezirksamt Friedrichshain   hat die Berwaltung des Hospitals im April d. 3. übernommen und wird alles tun, um den Insassinnen den Lebensabend zu verschönern, so­meit dies nur irgend möglich ist. Nachdem der Bertreter des zen­tralen Magistrats gesprochen hatte, dankte der Oberinspektor 3irr im Namen der Hospitaliten und des Personals für die schöne der Anstalt gewidmeten Feier und die bisherige Unterstützung der Ber­waltung und versprach namens des Personals weitere treue Pflicht. erfüllung. Das Personal wird schon aus dem Grunde alles daran lezen, den ihm anvertrauten Pfleglingen gerecht zu werden, weil fein Mensch in die Zukunft bliden fann und weiß, ob er selber nicht einmal seinen Lebensabend in einer ähnlichen Anstalt verbringen wird. Die alten Damen zeigten troh hohen Alters noch eine recht rege Anteilnahme an der Feier. Stiegen manchen von ihnen bei dem schönen Liede Aus der Jugendzeit" die Tränen in die Augen, fo versuchten sich später einige bei einem flotten Marsch in dem noch immer nicht verlernten Polfafchritt. Daß sie sich hierbei meist eine Pflegerin als Tanzpartnerin wählten, zeigt von einem guten Ein vernehmen zwischen Personal und Infassinnen.

-Fahrpreiserhöhung auf Umwegen. Zu diesen Ausführungen in Nr. 350 schickt uns die Reichsbahndireftion folgende Ermiderung: Im Berliner   Stadt- Ring- Borortverfehr werden die Breise der Einzel- und Zeitkarten grundsätzlich nach der Zahl der Streckenabschnitte berechnet, über die die Karte gültig ist. In dem vor dem 1. Juli d. I. gültigen Tarif war bei den Zeittarten nach Grünau  / Spindlersfeld diese: Grundsay insofern nicht anwendbar, als bei der Preisberechnung der Karten die Zweigstrecke nach Spindlersfeld zur Vereinfachung des Tarifs unberücksichtigt geblieben Aus diesem Zustande ergaben sich wiederholt Berufungen von Inhabern anderer 3eittarten, die verlangten, daß thnen die gleiche Vergünstigung zuteil werde. Um diesen Berufungen den Boden zu entziehen, war es leider nicht zu umgehen, in dem neuen Tarif den vorerwähnten Grundfah streng durchzuführen und dementsprechend an Stelle der einen Zeitfarte für jede Strecke eine besondere Zeitkarte zu erstellen."

war.

Der Baueinsturz in Ahrensdorf. Gestern nachmittag meifte die Botsdamer Staatsanwaltschaft in Ahrensdorf und besichtigte die Unglücksstätte. Auch der Maurer Haase aus Trebbin   war hinzu. gezogen worden. Die beschlagnahmten Leichen der Frau Melger und des Schlossers Bergemann sind zur Beerdigung frei. gegeben. Wer die Schuld an dem Baueinsturz trägt, ist bisher noch nicht festgestellt, jedenfalls wird diese Sache noch ein Nachspiel vor dem Potsdamer   Schöffengericht haben.

Der Warenvertrieb des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold", Lindenstr. 3, 2. Hof, 2 Trp. rechts, Zimmer 11, ist heute, Freitag, den 8. Auguft, bis abends 7 Uhr, sowie Sonnabend, den 9. August, bis abends 6 Uhr geöffnet. Windjacen, Bundesmüzen, Cordhosen, Fahnen, Armbinden usw. fird mieder eingetroffen.

Sprachschule für Proletarier. Auf vielfachen Wunsch beginnen in der tommenden Woche reue Kurse in Englisch   und Spanisch für Anfänger ohne Borkenntnisse. Die während der Sommerferien unter brochenen Sturse werden meitergeführt. Anmeldungen: Freitag, den 8. August, abends von 6-8 Uhr und Sonnabend, den 9. August, abends von 5-7 Uhr in der Gemeindeschule Gipsstraße 23a( Nähe Bahnhof Börse).

Verurteilung eines Marokkaners.

Das Kriegsgericht in Mainz   verurteilte den französischen  Kolonialsoldaten 2 ch med Ben Saalah zu 10 Jahren 3wangsarbeit und Degradation wegen eines in Wörstadt in Rhein  - Heijen an einem 12jährigen Jungen begangenen Sittlichkeits. verbrechens  

Ein Verbrechen im Nachtzug. In der Nacht zum Donnerstag einlaufenden Personenzug im bort eines Wagens vierter Klase fand man in dem um 12.30 Uhr aus München- Gladbach in a che n einen Mann, der vollständig nadt und mit einem Knebel in dem Mund an den Füßen aufgehängt war. Der Be­wußtlofe wurde sofort abgeschnitten und in das Krankenhaus ein­geliefert. Sein Name ist Rudolf Schwarz  . Da man bei ihm eine Handtasche mit Garn und Seidenröllchen fand, so handelt es fich vermutlich um einen Handlungsreisenden. Der im Krankenhaus Eingelieferte hat zwar die Besinnung wieder erlangt, ist aber noch nicht vernehmungsfähig.

Waldbrände im nördlichen Finnland  . Im Norden Finnlands  herrschen große Waldbrände, zu teren Cindämmung Soldaten abteilungen entfandt worden sind. Im Gebiet von Rovaniemi  find 10000 geftempefte Stämme im Feuermeer ver. brannt, das mehrere Meilen umfaßt. Bon den Wäldern Enares stehen 50 Quadratkilometer in Flammen, während hier bloß 14 Menschen zu Löscharbeiten vorhanden find. Auch von der Ost­breiten. Die finnische Grenzwache ist bereit einzugreifen, sobald diese grenze laufen Meldungen ein, daß auf russischem Gebiet, so in der Gegend von Buotiennemi ungeheure Waldbrände sich aus­Brände nach Finnland   hinüberzuschlagen drohen.

Wetterbericht für Berlin   und Umgegend. Nach vorübergehender Tiübung mit gemitterhaften Störungen wieder ziemlich heiter, aber etwas fübler. Für Deutschland  . Im Süden zahlreiche, im Norden nur bereinzelte& c witter. Ostwärts fortschreitende Aufheiterung mit Abfühlung.